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Amtsblatt für die Stadt Mildbad.

verkündigungsblatt

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Densrap, den 14 Mai

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Württ Lau-tag

Stuttgart, 11. Mai.

Präsident Payer eröffnet die 22. Sitzung um 91/4 Uhr. Am Reg.-Tisch: Minister des Innern Dr. v. P i- schek, Staatsrat v. Ow.

Im Einlauf befindet sich ein dringlicher Antrag des Abg. Herbster (Z.): Die Kgl. Regierung zu ersuchen, für die durch ein außergewöhnliches Brandunglück in Ho­henstadt OA. Geislingen um Obdach und Wohnung gekom­menen Bewohner, sowie zur tunlichsten Linderung des ein- getretenen Notstandes außerordentliche Maßnahmen so­fort in lue Wege zu leiten und Erhebungen darüber zu veranstalten, die Notlage eine staatliche Hilfe durch Gewährung außerordentlicher Anleihen rechtfertigt, bcja- hendenfalls eine Gesetzesvorlage einznbringen.

Herbster (Ztr.) begründet die Dringlichkeit des An­trags. In Hohenstadt OA. Geislingen sei gestern nachm, ein Brand ausgebrochen, der bis jetzt 10 Wohnhäuser und 3 Scheuern sowie einige Nebengebäude vernichtet und 38 Personen obdachlos gemacht habe bei einer Bevölkerung von 120 Personen. Die Dringlichkeit des Antrags wird sodann mit 19 gegen 15 Stimmen beschlossen.

Ter Antrag selbst findet ebenfalls die nötige Unter­stützung und cs handelt sich nun darum, ob sofort in seine Besprechung einzutreten ist. Zur Geschäftsordnung be­merkt C. H anßmanu-Balingen: Es zeige sich, daß das Haus über diese Angelegenheit gar nicht genügend unterrichtet sei. (Sehr richtig). Es werde notwendig sein, die. Sache auf die T.-O. einer der nächsten Sitzungen zu stellen. Bon dem Minister könne bis dorthin ein authentischer, ruhiger Bericht vorgelegt werden. Das Haus beschließt die Frage auf die Tagesordnung einer der nächsten Sitzungen zu stellen. Hiebei bemerkt der Prä­sident, daß dies auch ohne Dringlichkeit geschehen wäre. Die Beratung des Etats des Innern wird sodann fortgesetzt.

Zur Beratung steht das Kap. der Zentralstelle für die Landwirtschaft.

Staudenmayer (Vp.) kommt ans den Nutzen der rationellen Anlegung von Düngerstätten und wasserdich­ter Düngergruben zu sprechen und betont, daß der Bauern­bund durch Aufnahme derartiger Fragen in seine grünen Hefte sich um die Landwirtschaft bin größeres Verdienst er­werbe, als wenn er seinen Gegnern den guten Willen ab­spreche.

Präsident Payer: Er müsse seine gestrige Mahnung ist .Allgemeinen Betrachtungen sich so kurz als möglich zu fassen, nochmals wiederholen.

Berichterst. Hang (BK.): Er werde sich die Anreg­ung Staudenmayers merken und sehen, was sich daraus machen lasse.

Bantleon (D. P.): Diese Anregung sei nicht neu.

Beim Titel: Wochenblatt für die Landwirt­schaft wird wieder An Staatszuschuß zur Deckung des Abmangels in Höhe von Mk. 5000. verlangt.

Berichterst. Haug empfiehlt die Genehmigung.

Graf-Heidenhheim (BK.): Das landwirtschaftliche Wochenblatt betrachte er nicht als Regierungsorgan, son­dern als Mittel zur .Förderung der Landwirtschaft.

Minister des Innern v. Pischek: Der Staatszuschuß der für das Blatt wiederum notwendig sei, sei bedauer­lich und es sei jetzt noch eine lOProzentige Erhöhung der Buchdruckerlöhne dazu gekommen. Eine Erhöhung des Inseratenpreises könne vorgeiwmmen werden, für eine Er­höhung des Abonuementshpreises sei er dagegen nicht.

Staatsrat v. Ow: Auch er gehe davon aus, daß bei Besetzung der neuen Redakteurestlle nur ein praktisch ge­bildeter Landwirt in Betracht kommen könne. Bei der Schaffung einer Landwirtschaftskammer werde cs sich fra­gen, ob die Herausgabe des Blattes uicht der Zuständigkeit dieser Kammer zu überweisen sei. In dem Blatt müsse jede Richtung zum Wort kommen, wenn sie nur der Land­wirtschaft diene.

Ha ußma u n-Balingen (Vp.): Die Bedeutung des Blattes rechtfertige den staatlichen -Zuschuß. Das Blatt dürfe abär nicht in das Kielwasser einer einseitigen agra­rischen Richtung übergehen. Nicht zu agitatorischen Zwek- ken sondern der Landwirtschaft zulieb müsse das Blatt geschrieben werden. Den Ton der grünen Hefte des Bauernbundes dürfe inan nicht in das landwirtschaftl. Wochenblatt verpflanzen. Im Bauernbund stecke verhält­nismäßig wenig Nationalökonomie (Widerspruch rechts.) und deshalb müsse dies im Landwirtschaftl. Wochenblatt nachgeholt werden (Beifall links). Es sei notwendig, daß die Wirklingen der wirtschaftlichen Gesetzgebung nach ihren verschiedenen Richtungen hin in ruhiger Abwägung den Landwirten dargestellt werden.

Graf-Heideuheim (BK.): Er habe mit seiner An­regung nicht bezwecken wollen, das Blatt politischen Zwecken dienstbar zu machen.

. Schrempf (BK.): Eine derartige Zensur, wie sie

Haußmann uns hier ausgestellt hat, verbitten wir uns. Was Haußmann ausgeführt habe, sei eine private Mein­ung von ihm, auf die der Bauernbund ebensoviel Wert lege, wie auf die übrigen Anschauungen Haußmann. (Bei­fall im Bauernbund.)

H a u ß m a n n--Balingen (Bp.): Der Herr Abgeordn. Schrempf hat in dem Ton, der ihm zur Verfügung steht, (Heiterkeit) bemerkt: Er verbitte sich eine Zensur. Mit dieser Bemerkung stelle sich der Vorredner aus den Stand­punkt, 'daß es eine Zensur des Bauernbundes sei, wenn in diesem Hause über den Bauernbund und seine Politik über­haupt gesprochen werde. Diese Stellungnahme Schrempfs beweise nur den Mangel an Unterscheidungsvermögen, der diesen Herrn im politischen Leben sv weitgehend aus­zeichne und auf diesen Mangel an Unterscheiduugsvermö- gen sei es auch zurückzuführen, daß Schrempf jetzt wieder solch gröbliche AEisfälle gemacht habe. Aus dem bisheri­gen Auftreten Schrempfs gehe hervor, daß Schrempf in der Zeit, in welcher §r hier im Hause nicht anwesend war und in der man einen Mangel an gutem Ton in diesem .Hause nicht verspürt hat, nichts hinzngelcrnt habe.

Körner (BK.): Der Bauernbund wünsche durchaus nicht, daß das Wochenblatt eine reine parteipolitische Wirt­schaftspolitik vertrete, sondern verlange nur objektive Dar­stellungen.

Schrempf (BK.): Tie Bemerkung Haußmanns zu- rückznweisen sei man auf seiten des Bauernbundes vollauf berechtigt gewesen. Der Abg. Gröber habe dem Mg. Haußmann früher schon einmal erwidert: Haußmann sei nicht der Kapellmeister in diesem Hause, der über den Ton zu befinden habe.

H ey mann (Soz.): Tie Reizbarkeit des Bauernbun­des sei bei diesem Kapitel wie die Debatte zeige, sehr groß. Es werde bei jedem Titel wieder eine General­debatte hervorgerufen. Mit der Versicherung, ihre Interessen müßten in den Vordergrund gestellt werden, haben es die Herren recht dringlich.

Tr. Wolfs (BK.): Wie es in den Wald hineinschreit, so hallt es wieder. Man lasse sich im Bauernbund nicht Backenstreiche verabreichen, ohne sich zu wehren.

H a ußma n n-Balingen: Ter Bezeichnung meiner Ausführungen als Backenstreiche, wie sie von dem Vor­redner erfolgt sei, habe er keine weitere Charakterisierung hinzuzufügen. Er wolle auch noch feststellen, daß von ei­ner Seite des Bauernbundes die Forderung an die Re­gierung gerichtet worden sei, cs sollen anläUich des Wech-

Statt euch den Kopf darüber zu brechen,

Daß große Menschen fähig solcher Schwächen, Neigt ihn herab in demutvoller Blöße,

Weil schwache Menschen fähig solcher Größe.

OSc. Blumenthal.

Wenn der ArüAmg kommt.

Aaman so» Margarete Böbme.

Nachdruck verbalen.

(Fortsetzung).

Na, das muß ich aber sagen; du machst mir hübsche Sachen, Li. . . . Gondelst um mitternächtige Zeit mit ei­nen! wildfremden Menschen auf dem Rhein herum. . . . Na, sich mich Nur nicht so fürchterlich an, weißt doch, ich menüs nicht so böse. Meine Li ist ja auch viel zu ver­ständig und zu stolz, um Dummheiten zu machen. Nun, sag' einmal, ob du dich ein bifsel freust, deinen Mann wieder zu haben . . ."

Sie zwang sich ein Kopfnicken ab und wehrte sich uicht, als er den Arm um ihre Schultern legte. Wer das Paar so dahinschlendern sah, mußte den Eindruck ge­winnen, ein Liebespaar auf der Mondscheinpromenade vor sich zu haben.

Liselottes gedrücktes Schweigen fiel Fendell nicht auf. Psychologische Beobachtungen waren nicht seine Sache, und an die stille Art seiner Frau war er seit Jahr und Tag gewöhnt. . . .

Er plauderte von allerhand Dingen und Geschehnissen, di,e selbst wenn Liselotte bei der Sache gewesen wäre, kaum ein mäßiges Interesse bei ihr erweckt hätten. So hörte sie überhaupt nichts. Wie ein gespenstischer Schatten glitt das Bewußtsein ihrer Schuld neben ihr her und löschte alle anderen Gedanken in ihr aus.

Aber trotzdem hielt sie an der Erkenntnis fest, daß sie an 'diesem Abend den Weg aus dem Labyrinth ihrer seelischen Wirren Md Konflikte gefunden hatte. Aug' in Auge .mit Gurtzar war sie sich wieder ihrer Kraft be- bewilßt geworden. ^ ,

Die Exzesse sthres Herzens und ihrer anfgestörten Phantasie lagen unter ihr. Sie siegte! Das Bewußt­sein machte sie stolz und stark. Und das andere wollte getragen sein und mußte getragen werden.

4- -i- *

Bernhard von Gurbar blieb auf halbem Wege zu sei­ner Villa stehen und sah zurück. In demselben Augen­blick kam das Ehepaar Arm in Arm anscheinend in innig­stem Einvernehmen ,um die Wegbiegung gegangen.

Gurbar schüttelte den Kops. Es wollte ihm nicht in den Sinn, daß die Frau diesem gewöhnlichen Menschen zugetan sein konnte. Ein unangenehmes Gefühl setzte sich in ihm fest.

Lange nach Mitternacht blieb er ans. Er konnte sich nicht vom Balkon wegsinden, die beiden erhellten, rotver­hangenen Fenster, die wie ein verweintes Augenpaar von Schirmeck in die Nacht blickten, hielten ihn fest und zogen seine Gedanken in einen Kreislauf seltsam aufregender Vor­stellungen. Erst als das Licht.hinter den roten Vorhängen erlosch, erhob er sich ans dem Korbsessel, warf die halb ausgerauchte Zigarre über die Brüstung und ging ins Haus.

Li Lo Li Lo. Das klang so lieb, so weich, und.Packte so wunderbar zu der schlanken, braunhaarigen goldäugigen Frau. . . .

10 .

Bei der Herrschaft stimt's nicht. Da ist etwas faul im Staate Dänemark", sagte der alte Marius bekümmert zu seiner Ehehälfte, die siebzehn Jahre der Frau von Gurbar die Wirtschaft geführt hatte und diesen Posten in gewohnter Pflichttreue bei der neuen Herrschaft weiter versah.Ich dachte mir's gleich. So was fühlt sich ja auch an der Wand ab. E rsognt konnte n n einen Ochsen und einen Araber in ecn Joch spannen, als daß die beiden zusammen auskv": neu sollt n."

Frau Marius, die rera^e fr' Duckte, vw'' eben da­ran, eine Schnitte Gesundheitskuchen mit Apselkraut zn bestreichen.Haben sie ' denn gezankt?" fragte sie gleichmütig.

Ach wo! Aber so etwas merkt einer doch, der nicht gerade mit der Dummkeule geklopft ist, überhaupt und was ich sagen wollte, den Fendell Josef mocht ich im­mer gut leiden. Aber daß er nun gerade hier den Burg­herrn spielen soll, ich weiß nicht. Wenn man fünf­undvierzig Jahre bei echten adligen Herrschaften diente und so an das Miljöh der echten Vornehmheit gewöhnt ist, jumd min kommt auf einmal so'n Wirtssohn aus Lachdietenbach und man soll ihm die Honneurs bezeigen wie'n echten Herrn . . . Ich weiß nicht, ich besinn' mich noch, ob wir nicht abtreten, für uns beide rejcht's schließlich was wir haben. . ."

Ach was, das ist Blech," entschied die Marius, die weniger aristokratisches Selbstgefühl als ihr Gattc'hatte, wenn man sein Geld kriegt und gut behandelt wird, ist es ja ganz schnuppe, wer hier Herr ist. Die Gnädige war auch vor ihrer Verheiratung bürgerlich und ist doch Dame. . ."

Ja, die ist Dame," sagte Marius mit Ueberzeugung. Und wenn ich bleibe, bleibe ich nur ihretwegen, um ihr zur Seite zu stehen."

Fendell war mit dem Vorsatz gekommen, sich einmal ordentlich auszuspannen und vor dein Herbst nicht nach Berlin zurückzukehren. Tie Weinhandlung führte der Kellm Meister, der in geschäftlichen Angelegenheiten seine rechte Hand war, unterdessen in gewohnter Weise weiter. Fendell hatte seine prachtvolle Laune von ehedem mitge­bracht, die jedem einen freundlichen Blick, ein herzliches Lachen, ein gutmütiges Scherzwort schenkte.

Der Alltag war mit Fendell in Burg Schirmeck einge­kehrt. Ganz seltsam klang es, wenn die gewölbten Decken und die Wände das laute, dröhnende Lachen des neuen Herrn mit unwilligem Echo zurückwarfen. Liselotte bekam jedesmcü ein Nervensachitteln, wenn sie das Lachen hörte. In solchen Momenten verstand sie sich selber nicht. Es hatte doch eine Zeit gegeben, wo das frische, lustige Ge­lächter ihr wie Musik der Lebensfreude in die Ohren klang, und wo "'berhaupt alles, was ihr jetzt so schief und verzwickt, so unlogisch und unbegreiflich, pn ihm erschien, in ihren Augen gerade, harmonisch, natürlich und folge- w tztig gewesen war. ' -

(Forschung solM .