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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
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Berlin, 24 . April.
Am Buuüesratstisch: Kriegsininister v. Eine in.
Graf Stolbekg eröffnet die.Sitzung 1 Uhr 20.
Der Beitrag zwischen dem deutschen Reich und den Niederlanden über gegenseitige Anerkennung von Aktiengesellschaften usw. vom 11. Febr. 1907 wird in dritter Beratung debattelvs genehmigt.
In der fortgesetzten Beratung des Militäretats knüpft Bebe l (Svz.) an die gestrige Erklärung des Kriegsministers au, daß, wenn die neuen Artillerie-, und Jn- fanteriereformen durchgeführt seien, die Möglichkeit einer Herabsetzung der Kosten des Militäretats vorhanden sein werde. Diese Erklärung habe ihm besser gefallen, als die neuliche Rede Müllers-Sagan, daß seine (Müllers- Partei angesichts der auswärtigen Verhältnisse i' Europa bereit sei, für eine Erhöhung der Militärausge. - u einzutreten. Die Breslauer Zeitung habe bestätigt, daß dies die Ansicht der ganzen Partei sei. Es sei aber zu erwägen, wie Ersparnisse gemacht werden können. Das sei möglich durch Herabsetzung der Dienstzeit. Es sei unzweifelhaft, daß Deutschland durch die heutige Ausdehnung der Dienstzeit an seinen Arbeitskräften beschränkt werde. Was bei der schwedischen Armee bezüglich der kürzeren Ucöungszeit möglich sei, sollte auch bei uns möglich sein. Dasselbe sei der Fall im Vergleich mit der Schweiz. Die Zeit, welche aus den Parademarsch verwendet werde, sollte mehr aus die kriegsmäßigen Uebungen übertragen werden, dann sei auch eine Verkürzung der Dienstzeit möglich. Die K a v a l l e r i e a t t a ck e n seien «ls vollkommen verfehlt bezeichnet worden. Auch Graf Häseler habe kürzlich gefordert, daß man mehr Gewicht aui die Kriegsausbildung legen möge. Das Militärsau i t ä t sw c s e u sei gleichfalls reformbedürftig. Die »ielcn Mißhandlungen und Selbstmorde seien auf die Einstellung geistig minderwertiger Rekruten zurückzuführeu. Er wolle nur Besserung schaffen und die Interessen unserer Söhne und Brüder wahren. Von den sozialdemokratischen Soldaten brauche er nicht zu reden; die wurden «in wenigsten mißhandelt. Die Mißhandlungen würden zusammenschrumpfen, wenn die Selbsthilfe zugestanden würde. Die Oeffentlichkeit im Gerichtsverfahren dürfe
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War' auch ein böser Mensch gleich einer lecken Bütte,
Die keine Wohltat hält, dem ungeachtet schütte,
— Sind beide, Bütt' und Mensch, nicht gar so morsch und alt — Nur deine Wohltat ein; — wie leicht verquillt ein Spalt!
G. E. Lessing.
M-nn d." Irüßrinsi kommt.
R smai! c.ou Margarete Bob me.
Nachdruck oeri-men.
(Fortsetzung).
Liselotte war während der Nacht nicht von der Leiche wegzubringen. Ein lautes, ruckweises, krampfartiges Schluchzen erschütterte ihren Körper. Die geliebte Gestalt mit beiden Armen umfassend, das Gesicht an die kalte Wange der Toten gedrückt, verharrte sie stundenlang kniend neben dem Sofa, auf dem man die Entschlafene gebettet. Sie konnte und wollte es noch nicht begreifen, daß das teure Leben für immer erloschen sei, und daß die Mutter sie für ewig verlassen hatte. Vergebens redete Josef ihr zu, sich poch wenigstens ein Stündchen Ruhe zu gönnen, sie Hörle kaum aus ihn, neben ihrem ungeheuren Schmerze hatte kein anderer Gedanke, .kein anderes Empfinden, kein l anderes Interesse mehr Raum. Erst gegen Morgen gelang ! es ihm, di« vor Schmerz und Erschütterung halb Ohnmächtige in ein anderes Zimmer zu führen. - -
Frau Hildegard sollte neben ihrem Manne begraben werden. Am zweiten Tage begleitete das junge Ehepaar, dessen .Hochzeitsreise einen so jähen und tragischen Abschluß gesunden hatte, die Leiche nach Berlin zurück.
Monate vergingen, bevor Liselotte sich einigermaßen zur Fassung in ihren Verlust durchgerungen hatte. Tag für Tag, ohne Rücksicht auf die Witterung, pilgerte sie den weilen Weg zum Kirchhof hinaus, um - bisweilen stundenlang "am Grab zu verweilen. Ihr Mann ließ sie gewähren. Seine Güte und seine zärtliche Rücksichtnahme. rührten sie tief und weckten eine leise Beschämung in ihr. Sie fühlte, daß sie ihm seine Liebe mit gttick'er Münze znrückzahlen und daß ihre Liebe die Trance ... di« Tote nmerjoAen müsste, aber trotzdem, konnte sie. iy- »
nicht zu sehr ausgeschlossen werden; sie liege auch ini Interesse der Offiziere und Unteroffiziere, damit diese sich darnach richten können. Der Redner befürwortet dann den Antrag auf E r h ö h u n g d e r L ö h n u n g d e r S o l - daten um täglich 10 Pfg. und des Unteroffiziers um monatlich 8 Mark, was jährlich 27 Millionen ausmachen würde, die zu bewilligen seine Partei gerne bereit sei auf Grund einer Reichseinkommensteuer. Das Kriegervereinswesen zu politischen Maßnahmen zu gebrauchen, sei eine Sache, die seine Partei verurteile.
Abg. v. Oldenburg (kons.) versichert den Kriegs- minister d.es Vertrauens, das seine Partei für die deutschen Offiziere, die Armee und die Verwaltung hege. Sie werde stets bereit sein, das Notwendige zu bewilligen. Ohne die Schlagfertigkeit zu beeinträchtigen, sollte möglichst das System der kleinen Garnisonen beibehalten werden. Seine Partei lehne die sozialdemokratische Resolution betr. die Löhnungserhöhung ab, da sie nur agitatorische Zwecke verfolge. Die systematischen Mißhandlungen hätten aufgehört. Die militärischen Einrichtungen Schwedens und der Schweiz könnten uns gleichgiltig sein. Wäre Bebel Soldat gewesen, so würde er wissen, daß der Parademarsch ein eminentes Mittel zur Disziplin ist. Auch seine Partei bekämpfe die Mißhandlungen, Bebel sei aber selbst für die Prügelstrafe eingetreten und zwar für sozialdemokratische Redakteure, die für die „Zukunft" schreiben (schallende Heiterkeit). Die für Armee und Marine ansgegebenen Gelder kämen den Bürgern wieder zugut; sie blieben im Vaterland.
Sachs. Bundesratsbevollmächtigter Frhr. v. -Lalza tritt der Auffassung entgegen, als ob die Soldatenmiß- handlungen in Sachsen besonders groß seien.
Müller-Meiningen (frs. Vp.) stimmt namens seiner Partei dem 13. Hauptmann zu, ebenso der sozialdemokratischen Resolution betr. Löhnungserhöhung, der Resolution des Zentrums betr. Portofreiheit und der Resolution Liebermann betr. die Zahnärzte und begründet dann die Resolution gegen die Bewucherung der Offiziere, die über die Bedeutung und den Wert des Wechsels informiert werden sollten. Roheiten ließen sich wohl nicht ganz vermeiden. Der Redner bespricht dann einige Mißhandlungsfälle, verlangt Oeffentlichkeit des Gerichtsverfahrens und kein so scharfes Regiment bei den
rer tiefen seelischen Depression nicht Herr werden. Sie wunderte sich auch nicht, als allmählich hin und wieder eine kleine Note von Ungeduld in seinem Wesen durchklang. Eines Nachmittags, als er aus dem Geschäft heimkehrte und Liselotte, mit einem Kranz am Arm, im Garten begegnete, faßte er sie scherzend um die Taille und führte sie ins Haus zurück. „Herste bleibst du mir hübsch daheim, Frau chm! Ich habe mich gerade auf ein gemütliches Plauderstündchen gefreut." Sie folgte ihm einwandlos.
In dem behaglich warmen Erkerzimmer zog er Liselotte neben sich auf das Sofa, und dann begann er, ihre ' Hand warm und fest in der seinen, ihr eine kleine Rede zu halten.
„Ja, hör' einmal, Lieb; diese , ewige Kirchhofslauferei muß jetzt bald einmal ein Ende nehmen. Zuerst um deiner selbst willen. Du kommst so gar nicht zur Ruhe. Bei jedem Besuch des Grabes wühlst du dich aufs neue in die Verzweiflung hinein, und dann ist jetzt im Winter auch ^ nicht die Zeit dazu, angetan. Du kommst mir dabei he- j runter. Du mußt dich min endlich inal ein bißchen zn- sammenuehmen, Herzchen. Warst ja früher doch so ein tapferes kleines Mädchen. Sterben ist einmal Menschenlos. Deine Mutter war ja noch in den besten Jahren und hätte noch gut eine Reihe Jahre leben können, aber, wenn man es bedenkt, hatte sie doch einen ganz idealen Tod. So angesichts ihrer Heimat, nach der sie sich so lange gesehnt, sanft und schmerzlos zu entschlummern, das ivar doch eine herrliche Todesstunde, um die wir, die wir noch nicht wissen, an welcher Scheußlichkeit wir einmal sterbeu, sie beneiden könnten. Ich begreife ja deine Trauer, aber ich meine, man muß der Toten wegen uicht die Pflichten gegen die Lebenden versäumen. Morgen gehen wir zusammen auf den Kirchhof und bringen den Kranz hin, und dann wartest du erst ein paar Wochen, bis du wieder hingehst. Versuche mal, dich ein wenig von den trüben Gedanken abzulenken. Wenn du dich der Haushaltung ein bißchen mehr annimmst und mich hin j und wieder im Geschäft mal anfsuchst und dich überhaupt ein wenig mehr in deinen gegenwärtigen Pslichten-
sineinlebst, wirst du allmählich innerlich zur Ruhe .ommen." Liselotte nickte zu allem. Sie wußte, daß ihr
Kontrollversammlungen. Der Geist in der Armee sei aus
schlaggebend für die Schlagfertigkeit; darum sollte auch eine gute und gerechte Rechtsprechung Platz greifen.
Lieb er mann v. Sonnenberg (wirtsch. Vgg.) lehnt den Antrag Ablaß aus formellen Gründen ab, stimmt dem Antrag Albrecht zu, tritt für seine Resolution betr. Zahnärzte ein und bittet um Berücksichtigung der Petition der Militärbeamten. Wir Vertraue» auf Gott und unser gutes Heer (Beifall rechts.)
Kriegsmin. v. Einem erklärt, bezüglich der Besserstellung der Beamten werde das nächste Jahr manches drängen. Die Mißhandlungen seien zurückgegangcn; 1904 wurden bestraft 509 Unteroffiziere, 1906 nur 305; mißhandelt wurden 5072 bezw. 780 Mannschaften. Was die Militärgerichte anlangt, so gefällt uns mauches nicht; das ist bei d»n Zivilgerichten ebenso; man kennt die Nebenumstände nicht. Bei uns werden Mißhandlungen strenger bestraft als in Frankreich. Was die Kontrollversammlungen anlangt, so möchte er die Kontrvllpflich- tigen bitten, sich in der kurzen Zeit zusammen zu nehmen, niemand habe da ein Vorrecht. Unsere Militärrechtsprechung sei uicht unmenschlich und nicht barbarisch. Gegen den Leichtsinn unerfahrener Offiziere habe er angeordnet, die Kriegsschüler mit dem Wechselrecht bekannt zu machen., Bezüglich der geistig minderwertigen Rekruten habe ev schon einen Erlaß heransgegeben. In der Fürsorge füs das leibliche Wohl der Soldaten steht unsere Armee unübertroffen dg. (Lebh. Beifall.)
Abg. v. Liebert (Reichsp.) befürwortet die Besserstellung der Militärbeamten und verteidigt das Offizierkorps gegen die Sozialdemokratie. >
Abg. Bin de wald (Rfpt.): Wir werden alles be-. willigen, was zum Schutze des Vaterlandes nötig ist.- Kriegsvinister v. Einem sagt, der Errichtung kleiner Garnisonen stehe er sympathisch gegenüber. Nach Möglichkeit werden wir die vorliegenden Wünsche berücksichtigen.. Morgen Nachmittag l Uhr: Fortsetzung der Berat-, ung. ' ' i
Schluß gegen itt /2 Uhr.
K««-schsv.
Di« Geschäftsordnung -er Linksliberalen.
Der unlängst im Reichstagsgebäude zu Berlin versam-
Mann recht hatte. Neunundnennzig andere würden überhaupt die Geduld nicht gehabt haben. Auch sein Appell; an ihr Pflichtgefühl verhallte nicht ungehört. Früher war sie immer pünktlich ans dem Posten gewesen, und w» es no^tat, hatte sie gern selber mit Hand angelegt. Seih dem Sterbefall beschäftigten sich ihre Gedanken immerwährend mit der Verstorbenen. Ihr Interesse für der« Haushalt beschränkte sich auf das allernotwendigste Maßj und doch wußte sie, wie viel Wert Fendell auf einem sorgfältig geleiteten Haushalt legte. Seine Penibilitätj und seine frauenhafte, peinliche Akkuratesse hatten sie früher; manchmal belustigt.
An jenem Nachmittag versprach sie ihm, sich künftig mehr zu beherrschen. Der Kultus der Toten kormte ja auch eine stillere, unauffälligere Form annehmen. Seitdem widmete sie sich, zur Genugtuung ihres Mannes, miedest mehr ihren häuslichen Geschäften. Ihre frühe, bis znst Meisterleistung geübte Selbstbeherrschung bewährte auch jetzt wieder die alte Kraft im Znrnckbeugen aller persönlichen Regungen. Wenige Wochen später war sie — au-, ßerlich wenigstens — wieder ganz die Liselotte von früher., — Trotz des Haushalts hatte sie viel übrige Zeit. Fendell war tagsüber im Geschäft und kam meistens erst gegen! sechs Uhr heim. Manchmal ging er auch abends wieder fort. Die Versammlungen des konservativen Wahlvereins nahmen ihn oft in Anspruch. Bor kurzem hatte er eine mit großem Beifall anfgeirommene Rede im Verein gehalten, die später im Druck erscheien und großen Absatz erzielte. Er Pflegte scherzend zu sagen, er habe drei Liebhabereien: Seine Frau, sein Geschäft und die konservative Politik.
Viktor war ejn häufiger Gast im Hause seines Schwagers. Obgleich er jetzt anscheinend fleißig arbeitete, war er doch stets so verdrossen und schlecht aufgelegt, daß seine Besuche keineswegs Erholungen für Liselotte bedeuteten.
Liselotte dachte oft über das letzte Wort der Mutter nach: „Alles umsonst." Mit dem Scharfblick der Sterbenden hatte sie das scheinbar Feruliegende erspäht und das Verborgene entschleiert gesehen. Und Liselotte legte sich immer die Frage vor, ob die Mutter in ihrem letzten Augenblick recht gesehen hatte, und ob ihre Heirat wirklich ein - - umsonst gebrachtes — Opfer gewesen war.
(Fsrlsetzun, s,lZt).