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mit Erzähler vom Schwarzwild.

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Amtsblatt für die Stadt wildbad.

verkündigungsblatt

-er Ugl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterte rc.

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amtlicher Hremdenliste.

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1907 .

H» e«Ä ch -er Aei4-«r.- »s Schluß der S oz iald eiba tte.

Berlin, 16. April.

Präsident Aras S t o l b er g eröffnet die Sitzung um 1.M Uhr. Am Bundesratstisch ist Staatssekretär v. Pss d» wsky erschienen. In der fortgesetzten Beratung des Et a t S des Reichs« m t S d e s I nner n polemi­siert Abg. Sachse (Soz.j gegen die gestrigen Ausführ­ung cn des Abg. Schiffer. Auch Schiffer habe konstatiert, dich die Saalabtreibereien, das Verbot der Versammlun- kingen nsw. dm christlichen Gewerkschaften gegenüber von der Polizei ebenso gehandhabt werden wie gegenüber den freies Wcwerkschaftcn. Wenn die Reichspartei sich dieSo- Mpoluik Stumms zum Muster nchnre, so danke seine Psrtei dafür. Von einem Terrorismus in dem von Djrk- sen behaupteten Umfange könne keine Rede sein, vielmehr könne man von einem Terrorisinns der Unternehmer spre­chen. Wenn Tirkseu von so hohen Parteibeiträgen der Arbeiter gesprochen habe, so habe er wohl nicht zwischen Partei und Gewerkschafksbeitcägen unterschieden. Hoffent­lich, werde die Regierung sich nicht von Scharfmachern «lff» Glatteis führen lassen und der Forderung nach einem neuen Fnchthausgesetz nicht Nachkommen. Die Unfallver- hüchug.-Vorschriften in Bergwerken müßten, um für aus­ländische Arbeiter wertvoll zu werden, in verschiedenen Sprachen angeschlagen werden. ' I

Oberregierungsrat.Beckmann tritt der MMutio» PöiickdPvtsdaul entgegen, welche die Aufhebung des Z 34 de» GenrerbÄNisallvrrsicherirngsgesetzes vom 5. Juli 1900 und Wiederherstellung der früheren Bestimmungen und JkM-unnl-ung eines Reservefonds verlangt.

Abg. v. Stauda (konf.) meint, man habe jetzt wich­tigeres zu tun, als die fetzige Debatte noch weiter fortzn- sWen. Er hoffe, daß Naunlann durch die kürzliche Rede Posadoivskys bekehrt worden sei, daß das Tempo in der Ssfialpolitik zu langsam sei. Es falte keiner Partei ein, die Fortbildung der Sozialpolitik nicht für nötig zu hal­ten. Seine Partei halte die Arbeiter jn jeder Beziehung für vollwertige Bürger und habe nur Mißtrauen gegen die Agitatoren, bezüglich des Zusammenlegens der 8: gro­ßen Versicherungsarten scheine sich der Staatssekretär wi-, tzkeHvrockM zu haben. Er habe entgegen seiner früheren ÄrÄürung eine ablehnende Haltung angenommen.

Staatssekretär Graf Posadowsky: Die Reform im Versicherungswesen sei nicht so leicht durchführbar.

Dies« Aufgabe, wenn sie überhaupt gelöst werden könc, lasse sich in absehbarer Zeit nicht lösen, sondern nur in ein«w Reihe von Etappen und in längerem Zeitraum. Er würde diese Reform für einen Rückschritt halten, zumal da die Bevölkerung sich irr die Gesetze vollkommen einge­lebt hat. Eine Vereinfachung lasse sich vielleicht mit der Zeit erreichen, etwa durch Ersetzung des jetzigen Marken­systems durch ein Einziehungssystem. Einem besseren Sy­stem werde er sich nicht verschließen, doch befürchte er, oaß auch andere Systeme nicht ohne lästige Kontrolle und son­stige Unannehmlichkeiten für die Arbeiter sein werden. Bezüglich seiner Ausführungen über die Verhältnisse in England habe er sich auf eine Rede Roseberys bezogen, der Mn in der Times sage, er habe die Einführung des iri­schen Landfystems bekämpft. Wenn Rosebery weder die Maßnahmen auf Nein Gebiete der Invalidenversicherung noch der Ansiedlung an sich gemeint hat, dann fallen, seine (Posadowskysj Aeußerungen über die englischen Ver­hältnisse in dieser Richtung fort.

Trimborn sZtr.j gibt eine Erklärung seiner Partei über ihre Haltung zu den einzelnen Resolutionen ab.

Müller-Meinungen (frs. Vp.) tritt für die Ausdehnung des Vereins- und Versammlungsrechtes auf die Frauen ein. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen.

Das Gehalt des Lraatssekretürs. wird bewilligt.

Sämtliche Resolutionen werden angenommen mit Aus­nahme der von Pauli-Hotsdam und der von Albrecht und Gen. betr. den Achtstundentag in der Glasindustrie. Eine Reihe von Titeln werden debattelos angenommen.

Bei den Tit.: Förderung der Seefischerei wird eine Resolution H eld (natl.) angenommen, die die Bekämpfung des Niedergangs det kleinen Segelschiffahrt und die not­wendige fachmännische Ausbildung betrifft.

Bei dem Titel: zur Einrichtung und Unterhaltung von Pvstdampservcrbindungen mit Afrika 1350000 Mk. er­klärt Staatssekretär Graf Posadowsky auf Ausführ­ungen Erzbergers (Ztr.), cs handle sich hier um ei­nen Versuch. Eine Aenderung in der Gesetzgebung würde er für verfrüht halten, doch fei er auf Wunsch zu einer baldigen Vorlage bereit, da sie lediglich die Interessen der Kolonie mehren würde.

Dann wird der Tit. betr. die Einrichtung und Un­terhaltung von Postdampferverbindungen mit Afrika ge­nehmigt. Nach Erledigung einer Reihe weiterer Kapitel

wird die Weiterberatung auf morgen Nachmittag 1 Uhr vertagt. Außerdem: Ergänzungsetat für 1907 Schluß: gegen 8 Uhr.

AundjchrlA

Die Einigung der freisinnigen Parteien hat

wieder einen Schritt vorwärts gemacht. Ucber die am Sonntag in Berlin abgehaltene Sitzung des gemein­samen Ausschusses der drei in Frankfurt geeinig­ten Parteien wird mitgeteilt:Es fand eine Verstän­digung dahin statt, daß der gemeinsame Ausschuß be­stehen soll aus acht Mitgliedern der Freisinnigen Volks­partei und je vier Mitgliedern der Freisinnigen Vereinig­ung und der Deutschen Volkspartei. Den Vorsitzenden stellt die Freisinnige Bolkspartei, die Stellvertreter die Freisinnige Bereinigung bezw. die Deutsche Volkspartei. Nur über Fragen der Geschäftsordnung hat die Mehrheit der erschienenen Mitglieder des Ausschusses zu entscheiden. Zn allen sonstigen Beschlüssen des Ausschusses ist die Ueber- einstimmung der sämtlichen vertretenen Parteien erforder­lich. Der Ausschuß ist beschlußfähig bei Anwesenheit von mindestens neun Mitgliedern. Die Einberufung des Aus­schusses erfolgt durch den Vorsitzenden. Sie muß erfolgen, wenn eine der drei Parteien einen dahingehenden Antrag stellt unter Mitteilung des Gegenstands der Tagesordnung... Tie Verhandlungen des Ausschusses sind vertraulich zw behandeln, bch ein...Einverständnis darüber erzielt worden ist, was davon publsziärt werden soll. Die Parteileitungen sollen den Organisationen ihrer Partei empfehlen, bei allen politischen Aktionen vor etwaigen Vereinbarungen- mit anderen liberalen Gruppen mit den Organisationen der an den Frankfurter Beschlüssen beteiligten Partei-« gruppen Fühlung zu nehmen." Es waren erschienen« von der Deutschen Volkspartei Abg. Payer und Dr., Quidde, von der Freisinnigen Vereinigung die Abgg^ Ernst, Naumann und Schräder, sowie der Ge-> neralsekretär Weinhausen, von der Freisinnigen Volkse Partei die Abgg. Fischbeck, Kaempf, Dr. Miiller-- Meinigen, Tr. Müller-Sagan und Dr. Wiemer.

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Pom Reichstag. Zwischen dem Reichskanzler unH den Führern der größeren Parteien des Reichstages sin-! den zur Zeit Verhandlungen statt, welche den Zweck haben^ daß der Reichstag zu Pfingsten vertagt und nicht ge-, schlossen werden soll. Wahrscheinlich werden diese Verhäng

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Der Humor ist mit Recht als die feinste Hollendung de» dichterischen Geistes betrachtet werde«. Wer ihn nicht besitzt, »ie reich begabt er auch sein möge, besitzt nur die eine Halbheit gestaltender Straft. Th- Garlyle.

Me»rr »ei Ilrsßi'i»g Kommt.

Rom«» na« M arg« irre Böhme.

rNa«jrru«k vcrbo-.cn.)

So kurz diese Begegnung gewesen war, wurde Liselotte- die Hrinnerung daran nicht mehr los. Das edelzügigs Gesicht des Vhcmnes hatte sich ihrem Gedächtnis so fest ««geprägt, daß es ihr in jedem Moment, wo sie Zeit hatte, sich mit anderen Dingen als mit der Wirtschaft zu befassen, vor Augen stand. Der Mutter wagte sie nichts von der Begegnung zu erzählen, da sie fürchtete, die ohnehin leicht erregbare Frau womöglich einer auf­regenden Enttäuschung auszusetzen. Jn den ersten Tagen, w« sie erwartete, daß Gurbar Kohen besuchen werde, lauschte sie aufgeregt auf jedes Anschlägen der Türschelle, um Pejch daraus aus einer undefinierbaren, aus Erleichter­ung und Verstimmung gemischten Empfindung aufzuatmen, «MN sie sich in ihrer Erwartung getäuscht sah. Eines kqges teilte Kohen Lubingens gesprächsweise mit, daß Au Gar bereits wieder abgereist war. Auf eine hingewor- sene Frage der Baronin erzählte er, daß der Legationsrat mit eit,er Engländerin verheiratet gewesen, aber schon seit vier Jahren verwitwet war. Sein einziges Töchter- cheu wurde bei seiner Stiefmutter ans Schloß Schirmeck Mögen. Gurbar hatte vor einigen Jahren seinen Ab- M«d aus dem Staatsdienst genommen, um sich persön- Mh mehr seinen industriellen Werken in Westfalen widmen, zu Kimen.

Liselotte horchte mit gespannter Aufmerksamkeit auf j»de» Wort. 'Seit jenem Abend interessierte sie sich teö- Mt für Mrsn Ästvbar, sie hätte ihn gern einrmst wieder

! Lubingen mußte plötzlich abreisen. Allerhand Vor- , kvmmmsse auf seinem Gut in Lothringen erforderten j dringend seine persönliche Anwesenheit; Frau Charitas weigerte sich, mitzureisen. Sie hatte sich so auf die Sai­son in Berlin gefreut, wie sie sagte, und sah keinen Grund zu einer Heimkehr, wo sie kaum anfing, in Berlin warm zu werden. Lubingen gab nach, wie immer. Jn vierzehn Tagen bis drei Wochen hoffte er wieder zurück zu fein, bis dahin mußte seine Chari allein fertig zu werden ver­suchen. Die Baronin widmete sich jetzt wieder ihrer schrift­stellerischen Tätigkeit. Sie hatte sich in ihrem Wohnzim­mer einen Diplomatenschreibtisch ans Fenster stellen lassen und arbeitete an einer Erzählung, deren Motive auf die Frauenfrage zielten. Kohen war ihr Berater. Die beiden waren viel zusammen. Die gemeinsamen Interessen ver­einten sie. Im Anfang baten sie Liselotte wohl öfter, sie auf Spaziergängen und Theater- und Konzertbesuchen zu begleiten, später gingen sie meistens allein. Die Ge­genwart des jungen Mädchens war ohne Zweifel dem hohen Gedankengang der beiden gleichgesinnten Seelen hinder­lich. Liselotte beobachtete schweigend. Sie dachte sich nichts Böses bei dem intimen Verkehr der beiden, aber sie fand Frau Csaritas doch ein wenig unvorsichtig. Das Zimmermädchen hatte sie fortgeschickt, weil es eine Klat­scherei über die langen abendlichen Besuche des Grasen im Zimmer der Baronin angezettelt hatte. Aber auch den übrigen Bewohnern der Penssion fiel die zunehmende In­timität der beiden auf; wiederholt hörte Liselotte mokante, anzügliche Bemerkungen Sie wünschte von Herzen, daß Lubingen bald zurückkehrte und damit alle boshaften Ver­mutungen und Klatschereien ein Ende fanden.

Frau Charitas war das einzige Kind begüterter El­tern. Irgend welche Sorgen waren nie an sie herange­treten; die Eltern hatten sie verhätschelt und sentimen­tale Gouvernanten die schwärmerischen Neigungen des jungen Mädchens genährt. Ms beide Eltern kurz nach­einander starben, verzweifelte Charitas beinahe vor Schmerz, und m dieser seelischen Depression erschien ihr der Heiratsantrag des braven Tübingen, dessen Gut an das Besitztum ihrer Eltern gr'nzie, als ein wirkliches MWk., W sie s» rührend, nrÄ sie .w«r. rh« -»ch

gut. Und sie mar es gewöhnt, jemand zu haben, de, ihr alle großen und kleinen Widerwärtigkeiten des Lebensf aus dem Wege räumte und ihr die Hände unter die Füße breitete. Sie fühlte sich im Anfang ihrer Ehe auch voll­kommen glücklich, aber nach und nach verblaßte das Glücks--- gefühl in dem grauen Einerlei der Gewohnheit, in den? ewig ^gleichmäßigen Gang des Alltaglebens.

Sie sehnte sich nach eiirer Unterbrechung, in dev Kette dieser langweiligen Alltage, nach einem Ereignis,, zum mindesten einem Erlebnis.

Und nun war das Ereignis da. Jn Kohen halt« sie einen Freund gefunden, der sie ganz verstand. Sie war plötzlich wieder mitten in der Welt ihrer phantastischen Mädchenträume.

Eine bunte Gedankenslut stürzte sich durch ihre Seele.. Und alles, was sie dachte, fühlte, träumte, baute sie aus! in ihrer Erzählung. Kohen half ihr die etwas holperigen Satzwendungen in den Fluß seines eigenen eleganten Stilsf zu bringen; so kam wirklich etwas ganz Hübsches, Brauche bares zustande. Und da der Graf die Novelle mit einem Empfehlungsschreiben an seinen Verleger, der ein illust­riertes Familienblatt herausgab, schickte, wurde sie sofort angenommen und sogar recht ansehnlich honoriert. Cha­ritas war berauscht von dem Erfolge. Eine Fülle neuer Entwürfe wirbelte in ihrem Kopfe: sie wünschte nur eins: daß Lubingen noch möglichst lange fernbleiben sollte, da­mit sie ungestört und ungeniert von seinem gutmütigen Spott ihre Pläne verarbeiten konnte. Vielleicht war auch noch ein anderer, uneingestandener Faktor für ihren Wunsch maßgebend.

Wirklich wurde Lubingen länger, wie er gedacht hatte, aus seinem Gute festgehalten; zu seiner aufrichtigen Be­trübnis konnte er nicht einmal zu Charitas Geburtstag, der in die letzte Woche des Februar fiel, nach Berlin kom­men. Sie feierte ihren Geburtstag zum ersten Male seit ihrer Verheiratung ohne ihren Manu; aber merkwürdiger­weise dachte sie daran kaum, entbehrte ihn auch weiter n.cht. Acht Tage später schrieb er, daß er im Laufe der folgenden Woche in Berlin eintreffen werHe:

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