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mit Erzähler vom Schwarzvald.

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Amtsblatt für die Stadt Dildbad.

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-er Agl. Aorstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterie rc. mir

amtlicher ^remdenliste.

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M. 87.

Montag, den 1». April

1V07.

MtiB»tügrrr>e Wer SszialPsi tk.

Mit Rücksicht auf die tiefe Bewegung, die die Rede NMMMns in der Donnerstagssitzung des Reichstags bei Men Parteien ansgelöst hat, geben wir die Rede nach- solgend ausführlicher wirrer. Naumann führte aus:

Die Abgeordneten Trimborn und Bassermann haben gestern in ihren ausführlichen Darlegungen über Sozial­politik von der relativen Unfruchtbarkeit der vergangenen Periode gesprochen, und ebenso ist Herr Mugdan auf das­selbe Problem eingegangen. Woher kommt es, daß in ei­ner Zeit, wo die Fülle sozialpolitischer Pläne, Ideen, Anregungenen und Debatten Legion ist, wo in Gewerk­schaften, in Berufsvereinen aller Art, in Literatur überall tzje sozialen Dinge in einer Weise behandelt werden wie kaum eins der anderen geistigen kulturellen Probleme, der positive Jahres er trag auf diesem Gebiete seit Zähren so minimal ist, wie es sich durch eine ein­fache Zusammenstellung der wirklichen Gesetzgebung im Deutschen Reiche ergibt.? Als Ursache dieses Mißverhält­nisses erscheint in einer gewissen Hinsicht die unhar- m » nische Art und Weise, in der sozialpolitische An­träge und Wünsche von den Parteien an den Reichstag gebracht werden und nach Lage der Dinge wohl auch ge­brächt werden müssen. W ist nicht zu vermeiden, daß diese Anträge zu einem gewissen Wettkampf der Par­teien unter sich führen. Aber eben dadurch wird der Bevölkerung eine Tatsache verdeckt, die ungeheuer wichtig sein würde, wenn die Bevölkerung im ganzen sie faßte, nämlich, daß es trotz der Berschiedenartigkeit der vielen ^iuzclanträge eine sozialpolitische Mehrheit im vergangenen Reichstage gegeben hat und ebenso gut im jetzigen Reichstage gibt, die in ihrer Weise ebenso ge­schlossen ist wie auf anderen Gebieten die nationale Mehr­heit für patriotische ähnliche Dinge. Hinter all diesen tnnzelanträgen liegt doch ein genau zu formulierendes -Zmantum sozialpolitischen Willens, sozialpolitischer Ten- heiH, die einheitlich als Majoritätswille, formuliert wer­det kann. Professor Franke hat früher in der sozialen Praxis versucht, dieses Quantum festzustellen. Es scheint ganz fest zu sein, daß für ein freiheitliches Reichsvereins- gssetz, für ein Berufsvereinsgesetz ohne Polizeicharakter, für eine gesetzliche Sicherung des Koalitionsrechts der Ar­beiter, für den Zehnstundentag der weiblichen Arbeiterin­nen m den Fabriken und für ein Pensionsgesetz für Pri­vatbeamte unter allen Umständen die Majorität vereinigt ist (Sehr richtig!), daß auch auf dem Gebiete der Heim- «beit und wahrscheinlich auch aus dem der Wohnungs­frage sich ein Mindestmaß von dem Herausstellen wird.

Mn« -er IräHtmg kommt.

N»»'«« von Margarete Vöbme.

Nachdruck verholen.

(F»rtsetz;rM.

Krau Hildegard war sehr erfreut über Fendells Br- Es ging wie immer: er brachte einen Strom frischer »stuft und urwüchsiger Lebensfreude herein, der sich Am Personen, die mit ihm in Berührung kamen, unwill­kürlich mitteilte. Selbst der schwermütige Ernst der lei­denden Frau konnte der frohsinnigen Laune Des Weinhänd- ters nicht dauernd standhalten. Als er sich verabschiedete, «ächte er Frau Hildegard versprechen, schon recht bald, mög­lichste schon in den nächsten Tagen, wiederzukommen. Li­selotte begleitete Kendell durch das Vorzimmer ins Entree.

Wo steckt denn der junge Herr?" fragte er.Ich begegnete ihm vor einigen Sonntagen im Zoologischen Marten. Ihre Stütze, Fräulein Auguste, war bei ihm."

Fräulein Auguste -? Ach . . . Haben Sie

sich nicht versehen, Herr Fendell?"

Ich? Nein. Ich dachte. Sie wüßten es, nun habe ich «Di Ende gepetzt, sagen Sie'» ihm nur nicht. Sein Freund Tretend Ribbeck macht übrigens wohl gute Geschäfte mit seinem Lichtbad. Sind die beiden noch so viel zn- .fEmen?"

Ich glaube wohl. . ."

Merkwürdig. Also auf Wiedersehen, Fräulein Li­selotte. Bis näcUtens."

Liselotte war mit dem Fräulein, das sie vor einigen Wochen zur Stütze engagiert hatte, gar nicht zufrieden. Mgustcns Unerfahrenrcit im Haushalt war noch das ge­ringste Tadelnswerte an ihr; sie zeigte aber auch keine HA Hu lernen, war zerfahren, gedankenlos, oberflächlich »tzkb unzuverlässig. Auch nahm sie -s mit der Wahrheit niHt allzu genau; Liselotte hatte sie wiederholt beim- HcK Ertappt, und «> : das Nkaß voll zu machen, begann fitz jM Mich mit >d. dar anKlbLndeL'rz, Liselotte beschloß MogMe bei der näMdN GÄegeptzM M MßL

«Ss von derselben Majorität vertreten wird. Wenn man deshalb in der Bevölkerung sehr vielfach dem Reichstag die Schuld beimißt, wennwir keinenfe st en sozial­politischen Kurs haben und keine Fortschritte ma­chen, so scheint mir festzustehen, daß nicht der Reichs­tag daran schuld ist (Hört, hört! und sehr wahr?), stmdern daß der andere Faktor des Deutschen Reiches der schuldige Teil an dieser Unfruchtbarkeit ist (Lebhaftes sehr richtig!), nämlich der Bundesrat. Wenn der Abg. Trim- born gemeint hat, der Vertreter des Reichsamts des In­nern ist seinerseits nicht schuldig, sondern andere Fakto­ren, so sage ich von meinem Standpunkt aus, das ist eine interne Angelegenheit des andern Faktors der Gesetzgeb­ung. (Sehr gut!) Die Tatsache, mit der die auf Sozial­politik wartende Bevölkerung zu tun hat, ist einfach die, daß der Reichstag eine sozialpolitische Majorität hat, daß aber der Bundesrat nicht gesonnen ist, auf den Willen dieser Majorität einzugehen. (Lebhaftes Hört, hört!) So sehr wir alle bereit sein werden, die persönlichen hohen Vorzüge des Vertreters des Reichsamts des Innern dankbar anzuerkennen, so kann doch diese An­erkennung keine Entschädigung für den unbeachteten MajoritätswillendesParlaments sein. (Sehr richtig!) Denn wenn man an irgendeiner Stelle die Schwäche des Parlamentarismus in Deutsch­land handgreiflich vor sich haben will, so ist es eben diese sozialpolitische elementare Tatsache, daß es seit langem eine Majorität gibt, die von Jahr zu Jahr referierend und bittend immer wieder an denselben Bundesrat die Anträge stellt. (Lebhaftes Sehr richtig!) Das liegt da- daran, daß das ganze Machtverhältnis zwischen den beiden Faktoren der Gesetzgebung so un­gleich verteilt ist. Wenn die Majorität des Bundesrats ihrerseits eine gewisse Gesetzgebung für lebensnotwendig hält, so appelliert sie von einem gewesenen Reichstag an einen neuen Reichstag. (Sehr richtig! und Heiter­keit). Es ist aber der Majorität des Reichstages versagt, im gleichen Falle von einem Bundesrat an einen andern Bundesrat zu appellieren. (Stürmi­sche Heiterkeit). Daran liegt es, daß die Sozialpolitik in Deutschland nicht vorwärts kommt. Es ist notwendig, der Bevölkerung dieses Verhältnis eindringlich klar zu machen.

Auf die Frage, worauf dies zurückzuführen ist, ist zunächst Lesagt worden, die Arbeitskräfte im Reichsamt reichen nicht aus. Das mag vom Standpunkte der ar­beitenden Einzelbeamten im Einzclmoment durchaus rich­tig sein, aber als Erledigung dieser Frage im ganzen ist er absolut unrichtig. Wer wird unbedingt not­wendige neue Schiffsbauten auf die Dauer

Kohsn bekam in den ersten Wochen seine Mahlzeiten in seinem Zimmer serviert, aber nach einiger Zeit wünschte er abends am gemeinsamen Essen teilzunehmen. Um Stu­dien zu machen, wie er sagte; in Wirklichkeit, weil er gern mit Liselotte plauderte und sich tagsüber dazu wenig Ge­legenheit bot. Liselotte hatte ihm vom ersten Blick an gut gefallen, und je öfter er sie sah und je näher er sie ken­nen lernte, erhöhte sich seine Bewunderung für das ebenso reizende als kluge und tüchtige Mädchen. Sein einziger Kummer war der Umstand, daß sie seinen schriftstellerischen Leistungen anscheinend wenig Verständnis entgegenbrachte. Der Ruhm seiner schriftstellerischen Tätigkeit schien ihr ebensowenig zu imponieren als die hohen Ziele seiner Be­strebungen an sich.

Liselotte nahm kaum Notiz von den versteckten Hul­digungen und Anhimmlungen ihres neuen Verehrers. Sie behandelte ihn mit der gleichen ruhigen Freundlichkeit wie die anderen Gäste ihres Hauses, ohne je mit einer Miene zu verraten, daß sie die Absichten des Grafen durchschaute und irgendwie für oder gegen dieselben Stellung nahm.

Seit Neujahr hatte die Berolina, wie. öfters, wenn die Gäste wechselten, eine wesentlich veränderte Physiog­nomie bekommen. Die wenigen Bewohner gehörten den besten Gesellschaftskreisen an. Unter anderen hatte ein Ehepaar aus Lothringen, Baron und Baronin von Lub- ingen, in der Berolina zwei Zimmer mit voller Pension genommen. Die Baronin, eine noch junge Dame, war ganz entzückt von Liselotte und suchte ihr näherzutreten, während Lubingen, der Kohen bei der gemeinschaftlichen Abendmahlzeit kennen lernte, sich mit diesem befreundete. Liselotte fand ihrerseits auch Gefallen an der feinen, lie­benswürdigen jungen Frau und nahm gern die häufigen Einladungen des Paares zur Besichtigung der Berliner Sehenswürdigciten, kleinen Ausflügen uiü> Abendunter Haltungen, die ihr eine willkommene Zerstreuung in dem Ugerlei des Alltagslebens boten, am j

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hinausschieben, weil es an Arbeitskrafr fehlt? Da heißt es: es muß gemacht werden, die Werft muß erweitert werden usw. Wer davon überzeugt ist, daß die kaiserlichen Erlasse zutreffen, die uns die Sozialpolitik im ganzen als notwendig und dringlich dargestellt haben, der muß mir auch glauben, daß die notwendige Erweiter­ung der Arbeitskräfte für dieses Gebiet kommen muß. Und außerdem : in dieser Quantität von Forderungen, die als Einheitsbesitz der Majorität des Hauses zu gelten hat, sind Sachen dabei, die längst keine großen und neuen Vorarbeiten mehr brauchen. (Sehr richtig!) Beispiels­weise das Reichsvereinsgesetz! (Sehr gut!)

Nun gibt es ein einfaches Mittel, den PundesratS- vertreter von Württemberg zu bitten, das dortige Bereinsgesetz hier vorzulegen. (Heiterkeit. Sehr gut! Exzellenz v. Schicker nickt lebhaft mit dem Kopf.) Es sind wenige Paragraphen. Dieses Gesetz ist fertig vorhanden. Die Majorität ist fertig vorhanden. 88 152 und l53 der Gewerbeordnung, hie strafrechtliche Verfolgung, wenn je­mand einen Staatsbürger hindert, einem Berufsverein an­zugehören, Vas sind die einzigen Dinge, die hier verwirk­licht sind. Umständlich ist immer nur unliberalc Gesetz­gebung (Sehr gut!), denn die hat ihrer Natur nach den Charakter, daß Ausnahmebestimmungen und -Erscheinun­gen übereinander gebaut und ineinander geschachtelt wer­den. (Sehr richtig!) Liberale Bestimmungen sind Be­stimmungen, die für jeden Staatsbürger einfach gelten und daher ihrer Natur nach einen gewissen Charakter der D ur chs i ch t i g k e i t u n d E,infachheit haben. (Sehr richtig!)

Es ist aber sicher nicht im letzten Grunde dieses for­male Element der notwendigen Arbeit, was den Bundes­rat hindert, der sozialpolitischen Majorität des Reichstags entgegenzukommen, sondern es sind sachliche Gründe, die mit dem Wesencharakter der ganzen sozialpolitischen Pe­riode zusammenhängen, in der wir stehen. Als den Cha­rakter dieser Periode bezeichne ich das Doppelverhält­nis. In der Zeit, wo die Großindustrie in Deutschland in ungeahnter Weise wächst und sich ausdehnt, in einer Zeit, wo die syndikatsmäßig Zusammenfassung der großen und schweren Industrien die gewaltigsten Fort­schritte macht, wo die Fusionierung der großen Unter­nehmungen die Führung des Arbeitsprozesses in immer weniger wirklich führende Hände hineindrängt, kurz, in demselben Zeitpunkt, wo Deutschland erst eigentlich und vor allem in seiner großen und Halbfabrikationsinduftrie ein großes industrielles Land ist. in dieser selben Zeit haben wir eine Sozialreform, die an sich dankenswert eif­rig und gut ist, aber sich sozusagen fast immer nur auf den Außenforts dieser Volkswirtschaft be-

eingeladcn. Kohsn schloß sich ihnen an. Nach der Vor­stellung ging man in ein Restaurant soupieren.

Frau von Lubingen interessierte sich sehr für Ko- h«ns Arbeiten. Die etwas lebhafte Dame hatte eine tö­richte Manie für Berühmtheiten jeden Genres, und da Rochus Kohsn durch sein Buch tatsächlich bekannt gewor­den war. wurde seine Persönlichkeit in den Augen der kleinen, einfältigen Frau von einer Aureole umflossen, die selbst minder liebenswürdige Eigenschaften seines Charak­ters kaum zerstört hätten.

Charitas Lubingen war selbst etwas schöngeistig ver­anlagt. Sie hatte vor Jahren eine Novelle geschrieben, die, nachdem sie jahrelang von Redaktion zu Redaktion gewandert war, ohne einen Abnehmer zu finden, schließ­lich auf ihre eigenen Kosten gedruckt, aber von niemand ge­kauft worden war. Seitdem hatte sie zum Wvhle der Menschheit auf jede weitere Betätigung ihres schriftstelle­rischen Talentes endgültig verzichtet. Sie kokettierte bis­weilen ein wenig mit diesem Mißerfolg, indem sie sich selber ironisierte, aber im stillen phantasierte sie sich doch noch gern in das Martyrium des verkannten Genies hinein.

Frau Charitas gehörte nach ihrer felsenfesten lleber- zeugung zu denarmen, unverstandenen Frauen." Der gute Lubingen war zwanzig Jahre älter als sein Frau­chen, und obgleich er heute nach zehnjähriger Ehe noch ge­nau so bis zur Torheit verliebt in seine Charitas war als vor der Heirat, hatte er für ihre Talente noch nicht viel übrig. Im allgemeinen vermochte er sich überhaupt eher für eine vorzügliche Gänseleberpastete oder einen auser­lesenen Kabnrettswein als für geistiges Futter zu ent­husiasmieren. Aus die inständigen Vorstellungen seiner Frau hatteer sich unlängst herbeigelassen, Kohsns Werk zu lesen, dasselbe aber zu Charitas Entsetzen für einehirn­verbrannt« Quasselei" erklärt.

(F.rtschun, f«lM,