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Wübsüer ünreiger Isgeklstt

mit Erzähler vom Schwarzwald.

Amtsblatt für die Stadt Dildbad.

verkündigungsblatt

-er U«l. Lorstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit

amtlicher Jremdenliste.

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Montag, den 8. April

19V7.

Das Lujtichiff al » ArtedeusrauSe.

In der LondonerDaily Mail" gibt Slead der Meinung Ausdruck, daß die Luftschiffahrt den Völker- kriegen und Heeresrüstungen ein Ende machen könnte. Me die WienerZeit" mitteilt, hätte Stead auch, dem öster­reich-ungarischen Minister des Aeußern, Baron Aehren- chal, solches auseinandergesetzt'.

Wenn das Luftschiff zu den gewöhnlichen Verkehrs­mitteln der Menschen hinzukommen wird, dürfte sich vie­les ereignen, woran wir noch gar nicht zu denken ange- fangen habeir. Die Erfahrungen der Mr. Spencer, M. Enrtvs-Dunwnt, der Brüder Wright sind ja noch nicht Am Bewußtsein des großen Publikums gelangt. Seine Phantasie hat sich damit noch nicht befaßt. Ihm gehö­ren die Luftschiffe und Flugapparate zu dem Reich der «Müschen Märchenmächte und es schreckt, wie es sich für praktische Leute mit einem kommunen Sinn geziemt, da- »or zurück, seine Zeit mit dem Gedanken zu vergeuden, was geschehen würde, wenn eben geschähe, was niemals ge­schehen kann!

Aber auch diejenigen, die die Möglichkeit einer nahen Msung des Luftschiffahrtsproblems zugeben, verschließen sich der Tragweite dieses Gegenstandes. Die Entfaltung ,su regelrechten Schlachten zwischen Luftschiffflotten im Nauen' mag nur eine der unwichtigeren Möglichkeiten sei« im Vergleich zu de» anderen, für die scheinbar niemand einen Gedanken übrig hat. Jedermann zitiert Tenny- ssns Verse von den kriegführenden Luftflotten, aber keiner schein: sich der vorangehenden Strophe von dem Handel in den Wolken, von den Steuerleuten, die kostbare Ballen Mrrrr, zu erinnern. Jeder, der ein wenig über die Fol­gen uachdenkt, die der allgemeine Gebrauch von Flugap­paraten oder Luftschiffen haben wird, muß zugestehen, daß diese. Strophe die größere Aufmerksamkeit verdient als jene -Äamttere» Verse. Doch es mag zuvor kurz über die mög­lichen Folgen der Verwendung von Luftschiffen in Kriegs- jenen berichtet werden.

Die Möglichkeit, die Luft als Basis eines Angriffs zu -Mtzen, rourde auf der Haager Konferenz im Jahre 1899 ernstlich erwogen. Die russische Regierung beantragte, VH die Machte verbieten sollten, Geschosse oder Explo­siv!« Muffe ans Luftballons zu werfen. Der Antrag wurde -«mit begründet, daß die verschiedenen jetzt gebräuchlichen

Weißt d« »sch?

Weißt du noch: DaS kleine Hans Zwischen Wald und See und Feld? Eine alte Eiche hält Wacht davor.

Weißt du noch: das Zimmerchen.?

Wie ein Käfig war eS klein,

Nur ein Tisch, ein Stuhl nnd rin Kanapee.

Weißt du noch: die Dämmerun, ? Klockenklan- vom Kloster her ...; Nun laß ich dich nimmermehr:"

Weißt du noch?

ZuliuS Bierbaum imIrrgarten der Liebe".

Wem» »er ArLßtt«g Lammt.

R««»o oox Mar,«re!e Bödme.

Nachdruck Sei',sie».

Fra« Hildegard bewunderte ihre Tochter fast ebenso sch«, «K sie sie liebte.Du schlügst nach unserer Ahne, -er Gräfin Älgge", sagte sie zuweilen,der glückte auch Mes, was sie aupackte, die hatte auch das Talent zum Erbschaften nnd Reorganisieren und die gedeihliche Hand -ei« Schaffe» ..."

Die Bekannten und Freunde des Hauses priesen Li­selotte als das Muster einer Hausfrau. Ihre Tüchtigkeit Mr in den betreffenden Familien sprichwörtlich, map stellte sie den heraiNvachsenden Töchtern als Vorbild hin.Sieh «ms Liselotte Menger, die macht sich weder aus Putz noch »Lcrgnügcn was, die findet ihre ganze Freude in der WinSlichkeit ..."

Unsere kleine tzerbergsinutter ist ein .Juwel, das Weal einer Hausfrau," sagten die Herren, die in der ßKerolnia" wohnten.Wer die mal kriegt, kann von Älück sagen. Aber die macht sich nichts ans den Männern, Are ganze Welt ist. die Wirtschaft. Die Haushaltung W so ihr Clement und wirklich ihre einzige Passion."Tine HpGLkatze wie die Menger", sagte» die jungen Mädchen nHseriimpseud.iHie denkt von movgentz bis abends Mr

Methoden, den Feind zu schädigen, ganz genügende seien nM daß im JnteMse dev Humanität die Ausdehnung des Schauplatzes der Kricgsoperationen vom Land und Und von der See noch ans die Luft nicht zngelassen wer­den solle. Nach längerer Diskussion entschloß man sich, die folgende Bestimmung anzunehmen:Die beteiligten Mächte sind damit einverstanden, für die Frist von fünf Jahren das Wersen von Geschossen und Bomben von Luft­ballons oder eine andere neue Methode ähnlicher Art zu verhindern." Es wurde zuerst vorgeschlagen, daß diese Bestimmung für immer gelten solle, aber Großbritannien, Frankreich und Rumänien bestanden darauf, sie nur ans fünf Jahre festzusetzen. Die fünf Jahre waren 1904 um, Nnd gegenwärtig besteht also kein Verbot gegen die Krieg­führung in den Lüften.

Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Luftschiffe im Krieg hauptsächlich dazu gebraucht werden dürften, um andere Luftschiffe zu bekämpfen, sondern vielmehr um von oben Explosivstoffe auf Schiffe und Festungen zu werfen. Wenn die Luftschiffe mit derselben Sicherheit gelenkt wer­den können, wie die Schiffe auf dem und im Wasser, so ist einiger Grund zu befürchten, daß in kürzerer Zeit sämtliche Flotten der Welt zum alten Eisen geworfen wer­den. lieber Panzerschiffe vor Anker, über Häfen Nnd Ar­senalen könnten die Luftschiffe günstige Stellungen finden, Nm ihre Torpedos zu schleudern, den richtigen Platz durch Fallenlassen von Handgranaten ermitteln, durch ein ein­ziges gut Plaziertes Projektil das größte Kriegsschiff außer Gefecht setzen. Die Gefahr, die demDreadnaught" von einem Unterseeboot droht, ist nichts, verglichen mit der Gefahr eines Bombardements von oben. Das Unterseeboot ist auf hoher See nicht besonders zu gebrauchen, und auch Schiffe im Dock und im Hafen sind vor ihm ziemlich sicher. Die Luftschiffe drohen aber überall, und sind Schiffen, die ruhig stehen, besonders gefährlich.

So kann unsere Seeherrschaft durch Blitzschläge von oben zerstört werden und mit ihr unsere Jinmunität ge­gen die Invasion. Wahrscheinlich wird der Gebrauch der Luftschiffe die Kriegskunst vollständig nmwälzen. So zum Beispiel würde die Verteidigung von Festungen vollkom­men unmöglich sein, wenn der Belagerer zu jeder Zeit mit relativer Gefahrlosigkeit ungeheure, mit Explosivstoffen ge­füllte Geschosse auf die Festung werfen oder einen Regen

an die Wirtschaft. So gar keine höheren Interessen zu haben Pfui wie gewöhnlich!"

Das Wunderlichste aber dabei war, daß das Urteil und die Meinung der Leute eigentlich durchaus nicht zu­trafen. Liselotte fand nämlich in Wirklichkeit gar kein so rasendes Vergnügen daran, sich von morgens bis zum Abend in der Wirtschaft abzurackern, sich mit den Dienst­boten herumzuärgern und mit lächelnder Ergebenheit die Unverschämtheiten dev Gäste über sich ergehen zu lassen. Das Geheimnis ihrer Tüchtigkeit und ihres «virtschaftli- chen Erfolges bestand einzig in der großen Willensstärke ihres Charakters. Wer die Seelensonde an sie gelegt hätte, würde bald gefunden haben, daß sich unter der wohltuenden Ruhe und der immer gleichmäßigen Freund­lichkeit ihres Wesens ein starkes Stück Schirmeckschen Tem­peraments verbarg. Tiefinnerlich, verkapselt in Selbst­beherrschung und Selbstüberwindung, steckte der Stolz des alten Schirmeckers. Vielleicht auch etwas von dem Ei­gensinn der alten Herren vom Rhein; vielleicht war die Zähigkeit im Durchführen ihrer Pläne sogar ein Erbteil der mütterlichen Ahnen.

Kein Mensch, nicht einmal die feinfühlende Frau Hil­degard ahnte, daß das spießbürgerliche Haussrauendasein, in dem Liselotte anscheinend aufging, von dieser innerlich gehaßt wurde. Wenn die Fülle ihrer großen, kleinen und kleinsten Verpflichtungen sich ihr einmal allzu drückend fühlbar machte, sprudelte wohl eine trotzige Opposition in ihr empor; sie spürte dann ein peinvolles Zucken und Reißen an allen Nerven; der Wunsch, all das Kleinliche, Verdrießliche, Nüchterne, Deprimierende, das ihr anhaf­tete, Mzustreifen und ihre eigene, wahre Individualität herauszukehren, regte sich in ihr, aber immer errang in diesem Streite zwischen Um und Ich das Unpersönliche den Sieg über die egoistischen Regungen.

Liselotte war kein Uebermensch. Sie hatte dieselben Wünsche, dieselben Neigungen wie andere junge Mädchen ihres Alters, aber sie wußte, daß, wenn sie den Posten auf den sie sich selbst gestellt hatte, ausfüllen wollte, sie ihre Interessen nicht zersplittern dürfte. pät abends, wenn sie ihre letzte Tagesarbeit, die Eintragun der Ein­nahmen und Ausgaben in die Bücher, getan lMtc, über­lieh sie sich manchmal ein Weilchen ihren Träumen. In solchen einsamen Stunden, nv sie das Inkognito der svr- j genden Hausfrau und Mnsionsvorstehertt nicht mehr »ns- ^

griechischen Feuers auf die feindlichen Arsenale und Werf­ten niederlafsen könnte. Alle Festungen sind in der Vor­aussetzung erbaut, daß kein Angriff von oben auf sie statt­finden kann. Abgesehen von der wirklichen Zerstörung ist es wahrscheinlich, daß rin Geschoßregen von oben eine Demoralisation zur Folge haben wird, die es unmöglich machen dürfte^ die Mannschaft auf ihrem Posten zN erhalten.

Es ist daher keineswegs unwahrscheinlich, daß die nächste Konferenz in Haag sich mit diesem Gegenstand be­schäftigen wird, der sich nicht auf ihrem offiziellen Pro­gramm befindet. Die Frage wird lauten: Sollen wir, wenn ein neues Kriegsmittel gefunden wird, das die ge­genwärtige Art der Kriegführung veraltet erscheinen läßt, feinen Gebrauch verhindern, oder sollen wir durch selbe dahingebracht werden, daß der Krieg wirklich unmög­lich wird?

Man muß zweifellos annehmeir, daß die Völker da­rauf bestehen werden, Krieg zu führen, und bloß die Er­haltung einer Luftschiff-Flotte der Last ihrer Rüstungen hinzufügen werden. Doch sie werden nicht länger im­stande sein, die Summen für die Anschaffung der neuen, so kostspieligen Zerstörungswerkzenge aufzubringen. Denn die Luftschiffe werden nicht nur eine ungeheure neue Aus­gabe fein, sondern sie werden auch eine der wichtigste» Quellen zum Versiegen bringen, durch die die bestehenden! Rüstungen erhalten werden. Kein einziger existierende- Staat kann die Zölle entbehren, die an seinen Grenze«- erhoben werden. Was die Luftschiffe bewirken oder be-, wirken mögen, eines ist sicher, unsere Grenzen werden sw wegwischen. Wir (die Engländer) erheben jährlich nahe-, zu 13 Mill. Pfund an Tabakzoll und ungefähr die Hälft- der Summe an Spirituszoll. Diese Einnahinen würden, Wegfällen. Andere Völker, die genauer bei der Einheb- ung der Zölle sind, würden noch in üblerer Lage sein., Jetzt kostet schon die Verhinderung des Schmuggels einj enormes Geld. Nach dern Aufkommen der Luftschiffe wirH es absolut unmöglich sein, den Schmuggel zu verhindern., So wird die Unmöglichkeit der Ueberwachung oer EM fuhr in Zolleinnahmen ans der Welt schaffen. Natürlich würden Waren von ungeheurer Größe und Gewicht ditz Beute der Schutzzöllner werden, aber leichte und kostz; bare Waren würden mittels Luftschiff eingeführt werde«- können. Dadurch muß jeder europäische Staatsschutz zurr­

recht zu halten brauchte, gehörte sie sich selber. Dam- bauten sich bunte Bilder vor ihren Augen auf. Dam- sah sie das alte Felsennest am Rhein, in dem sie aus den' Schildernngen der Mutter zu Hrus war, den Bnrghüß von der Riesenlinde beschattet Und den verwitterten Plät­scherbrunnen, die Kemnaten mit den vielscheibigen Fen-, stcrn in meterdicken Mauern, die hochragenden, efeudnnk-i len Türme mit ihren grauslich geheimnisvollen Sägers den kleinen poetischen Burggarten voll lauschiger Lau- ben, düsteren Koniferen, und süßduftender Sommernelkeni und eine leise, unbestimmte Sehnsucht: tpug sie in jene fremde, Welt, der ihre Mutter einst angehörte, deren Atmosphär» mit kleinen Geld- und Wirtschaftssorgen erfüllt war, ir- der man mit der Spießbürgerlichkeit nnd den tausend de­mütigenden, widerwärtigen Nichtigkeit des Erwerbslebens nichts zu tnn hatte...

3. '

Doktor Sarotti war während der Nacht heftig erkrankt, und der Mengersche Hausarzt, den man am andern Morgenj gernfen, «nachte auf Liselottes Erkundigung ein bedenk­liches Gesicht und riet ihr, den Kranken so bald als mög­lich aus dem Hause zu schaffen. Soviel er vermute, sei bei dem Patienten ein schwerer Typhus im Anzuge.

Liselotte erschrak. Der alte Italiener wohnte seit be­reits zwei Jahren in derBerolina", und trotz feiner vie­len Schrullen rnn Eigenheiten hatte sie ihn gern gemocht. Aus seinen Andeutungen hatte sie entnommen, daß er ganz allein in der Welt stand; er tat ihr leid, sie hätte ihn gern gepflegt, aber die Rücfficht ans die übrigen Pen­sionäre derBerolina" und das Geschäftsinteresse ließen ihr nichts übrig, als dem Wunsche des Arztes schleunigst zu folgen.

Sie telefonierte selbst nach den« HedwigskrankenhauA und ging dann zu dem Kranken hinein, um' ihm die Not­wendigkeit seiner NÜberführung dorthin vorzustellen.

In dem Helle« kalten Licht des- Dezembermorgens und in den weißen Kissen sah der alte Herr schrecklich verfallen aus. Als Liselotte eintvat, wandte er ihr das Gesicht Zu und forderte sic «nit einer Handbeweauna aus, Platz zu nehmen.

(Fortsetzung folgt).