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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

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Krritsg, de« i. April

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Ministerwechsel in Bayer». Durch Entschließ­ung vom Mittwoch hat der Prinzregent das Entheb- nngsgesuch des Staatsministers des Innern Grafen Feilitzsch unter Belastung des Titels eines königlichen SLaatsministers und seines Ranges unter überaus huld­voller Anerkennung seiner Leistungen und Verdienste, g e- nehmigt und ihm durch seinen Flügeladjutanten sein Reliefbildnis in Gold Überbringer! lassen. Gleichzeitig wurde der Regierungspräsident der Oberpfalz, v. Brett­reich, zum Staatsrat im ordentlichen Dienst und zum Minister des Innern ernannt. Für die Besetzung der beiden Regierungspräsidentenstellen sind die Vorschläge des neuen Ministers Vorbehalten. Die Fr. Ztg. schreibt zu der Ernennung: Graf Feilitzsch hat den neuen Mann selbst empfohlen. Schon daS ist ein Zeichen dafür, daß etwas hinter dein neuen Minister steckt, denn Graf Fei­litzsch war ein guter Kenner seiner Beamten. Brettreich ist 49 Jahre alt. Cr machte seine Karriere im Mini­sterium des Innern, und dort sind nur sehr tüchtige Beamte rasch vorwärts gekommen. Brett- reich ist der Sohn eines fürstlich Thurn-Thaxisschen Do- manenverwalters, der sich anfangs auf den böhmischen Besitzungen des Fürsten, dann in Regensburg befand, wo der junge Brettreich seine Jugend verlebte. Brettreich studierte Jus und Verwaltung. Er wurde 1885 Bezirks- amtSassessor in Viechtach in der Oberpfalz, war von 1889 bis 1894 Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern, wurde 1895 Bezirksamtmann in Sonthofen in Schwaben und Ende 1896 als Regierungsrat ins Ministerium des In­nern berufen. Vier Jahre später wurde er Oberregier- ungtzrat und 1903 Ministerialrat. Klarer Blick, prakti­scher Sinn und ein ungewöhnliches Verständnis für die Bedürfnisse seines Wirkungskreises zeichneten Brettreich in seinem bisherigem Amte aus.

De» Wert der parlamentarische» Regierung

beschreibt Theodor Barth am Schlüsse eines Leitartikels im Berliner Tageblatt:

Aus all der Verwirrung und Zweideutigkeit der ge­

genwärtigen politischen Lage steigt nun aber immer nach­drücklicher die Frage nach der konstitutionelle» Wurzel dieses Uebels empor. Die Antwort kann kaum zweifelhaft sein. Uns fehlt die Regierungsform, die nach unseren Kulturverhältnissen längst unerläßlich gewor­den ist, uns fehlt ein parlamentarisches Regi­ment. Hätten wir ein parlamentarisches Regierungs­system, so wäre Fürst Bülow gezwungen, seine Schau­kelpolitik cruszugeben und an die Stelle leerer Versprech­ungen feste Verpflichtungen zu setzen. Er könnte den Ver­such machen, aus Zentrum und Konservativen eine trag- sähige parlamentarische Mehrheit im Reich und in Preu­ßen herzustellen. Er würde sich mit beiden Parteigrup­pen über ein mehr oder weniger reaktionäres Regierungs­programm zu verständigen haben, und um die Durchführ­ung dieses Programms zu sichern, würde er führende Män­ner beider Parteigruppen dem Kaiser und König von Preußen als Ministerkollegen Vorschlägen. Selbst diese, für den Liberalismus an sich gewiß nicht günstige Kon­stellation wäre den gegenwärtigen Zuständen immer noch vorzuziehen. Denn s- 'Wirde Klarheit schaffen, der öf­fentlichen Meinung w gen öffnen und es dem Libe­ralismus ermöglichen, > , gegen ein solches konservativ­klerikales Regiment gemeinsamer Abwehr zusammen­zuscharen. Oder wenn der Reichskanzler ernsthaft glaubte, daß liberaler regiert werden müsse, und daß es möglich sei, dafür auch rvenigstens einen Teil der Konservativen zu gewinnen, so könnte er den anderen Versuch unternehmen, eine Regierung zu formieren,, die sich auf die Durchführ­ung gewisser liberalen Reformen verpflichtet. Es käme auf das Maß dieser Reformen an. Je nachdem es größer oder geringer ist, würde man mehr auf die Unterstützung der Linken oder mehr auf die der Rechten zählen müssen. In jedem Falle aber würde die öffentliche Meinung wis­sen, woran sie ist. Und auch die Parteien, die nicht mit­machen wollen, wüßten, woran sie sind. Es könnte dann nicht mehr Vorkommen, daß die Konservativen, die sich der Durchführung eines solchen Regierungsprogramms wi­dersetzten, nach wie vor in den einflußreichsten Stellungen blieben und sich bei den Wahlen und auch sonst jeder Hilfe und Förderung durch Regierungsorgane zu erfreuen

hätten. Man würde vielmehr ihren Widerstand dadurch zu brechen suchen, daß man in der Gesetzgebung und iw der Verwaltung ihren Einfluß auf das Maß dessen be­schränkt, was sie wirklich sind. Stellte man die Kon­servativen in Preußen nur einmal energisch vor eine solche Möglichkeit, .und hätten sie mit der leibhaftigen Gefah« zu rechnen, daß sie einmal einem wirklich gleichen Wahl­recht unterstellt lvürden, so unterläge es auch nicht dem geringsten Zweifel, daß sie einer parlamentarischen Re­gierung, selbst wenn diese dem Liberalismus beträcht­liche Konzessionen niachte, mit größter Vorsicht gegenüber­treten würden.--

In der Bülowschen Paarungsidee liegt das stille Zu­geständnis, daß sich die alte Regiernngsmethode überlebt hat. Der Freisinn wird sich um die konstitutionelle Enk Wicklung unseres Vaterlandes ein Verdienst erwerben, wen« er die politische Verlegenheit des Fürsten Bülow dazu be­nutzt um uns auf dem Wege zum parlamentarischen Re- gierungssystem einen ordentlichen Schritt vorwärts zw stoßen.

* * ,

Eine politische Maßregel wird aus Memel ge-, meldet: In dein Verlage des uationalliberalenM e m e-. ler Dampfboots" erscheint seit langer Zeit auch daF. amtlicheMemeler Kreisblatt", ein kleines Anzeigen-, blättchen. Zum 1. Juli ist nun dem Berlage der Druck des Kreisblattes seitens des Kreisausschusses gekün­digt worden. In dem Kündigungsschreiben heißt es:

Bei der Stellungnahme desMemeler Dampf­doms" gegen die königliche Staatsregier­ung in der Angelegenheit der Eissperrung des hiesigen ^Hafens läßt sich die Gemeinschaft des­selben mit dem Kreisblatt, welches zur Veröffentlich­ung der amtlichen Bekanntmachungen der Staatsregier-- nng und ihrer Organe bestimmt ist, nicht vereinigen..

Nach diesen Ausführungen ist es also Jemand, deq irgend ein Geschäft für den Staat besorgt, nicht erlaubt, eine eigene Meiming zu haben. Die Angelegenheit er­fährt übrigens eine interessante Ergänzung durch die Mit-, teilung derNat.-Ztg.", daß die dem Verlage desDamps-> boots" angezeigte' Entziehung des Kreisblattdruckes direkt

Wann er gar nimmer war Hoaßt män Automsbui!"

Roman von Margarete BSbvrc.

Nachdruck Verbvien.

9 (Fortsetzung).

Man munkelte zwar etwas von eines romantischen Herzensaffäre der schönen, jungen Gräfin Regina mit «Em Künstler, aber das !var wohl nur unbegründeter Matsch, denn fünf Jahre nach ihres Bruders Vermählung mit einer Dance aus reichsunmiltelbarem Adel reichte Re­tina einem Witwer, dem westfälischen Großgrundbesitzer und Großindustriellen Freihcrrn von Gurbar, ihre schöne Hand zum ehelichen Bunde. Die Geschwister hingen sehr, aneinander, lind Regina liebte außerdem ihrer Ahnen Heimat. Sie wußte ihren Gatten zu bewegen, in der Nähe von Burg Schirmeck ein schloßähnliches Landhaus zu er- VMen, in dem sie mit den Kindern aus der ersten Ehe ihres Mannes den Svmm-ev verlebte. Als ihre Schwägerin einem typhösen Fieber erlag, übernahm sie auch die Er­ziehung der kleinen Hildegard, dem einzigen Töchterchen ihres Bvuders.

Hilde war ein sanftes, verträumtes, auschmiegendes Keines Mädchen, das instinktiv nach Liebe und Zärtlich­keit suchte, und da sie beides nicht fand, die Mutter kränkelte ewig und hatte keine Lust, die Kleine immer Um sich zu haben, Graf Friedrich beschränkte sich darauf, sei­nem Töchterchen die einst von seinem eignen Erzieher em­pfangenen Lehren einznpauken, und Freifrau Reginas kalt- jstnnige Natur inklinierte am letzten zu zärtlichem Ko­sen, - wurde sie mit den den Jahren immer stiller, schüchterner, nachdenklicher, und weltfremder.

Sie hatte kaum die Kinderschuhe abgestreift, als ihr Schicksal sich erfüllte. Es verkörperte sich in einem jun­gen Philologen, der kürzlich seinen Doktor erworben und bis zur Erlangung einer Gymnasiallehrstelle den Haus- icitzeerposten bei den Gurbarchen .Kindern angenommen hatte Hildegard erhielt auf ihren Wunsch während der Äommerrnouate von dem jungen Doktor Meng er Litera- turH«uhe. j

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in dem vielen Bei­

sammensein der beiden jungen Leute. Hildegard aber wußte sich zunc erstenmal in ihrem jungen Leben geliebt und verstanden. Sie war selig, ohne irgend welchen Be­fürchtungen, ob ihre Hoffnungen sich einst realisieren könn­ten, Raum zu geben. Und sie waren so viel zusammen. Sie »rächten lange Spaziergänge zu zweien durch die Sei­tentäler; sie saßen stundenlang auf einer verschnnegenen. Bank im Park und sahen ans den Rhein zu ihren Füßen und in die blauen Berge und die. weiße» Wolken und plau­derten von ihrem Glück und der sonnigen Zukunft. Nie­mand nahm Notiz von Hildegards Freundschaft mit dem Hauslehrer. Weder Graf Friedrich noch seine Schwester erwogen die Möglichkeit, daß der simple Hauslehrer, einer von denLeuten", die Dreistigkeit haben könnte, sich ei­ner Schirmeck mit Liebesgedanken zu nähern.

Einmal wurde die Geschichte aber doch verraten. Noch am selben Tage mußte Doktor Menger das Haus Gur­bars verlassen. Als er den Vorhof von der Burg Schirm­eck betrat, gab Graf Friedrich vom Fenster aus Befehl, die Schloßhunde aus denSchulmeister" zu Hetzen, und am nächsten Tage brachte der Graf, der im Grunde die Sache nicht sehr ernst nahm, seine Tochter persönlich in ^ ein Ursulinnerinnenkloster der Umgegend. Hildegard sollte ) dort mindestens ein Jahr bleiben Und in der klösterlichen Stille über ihre Dummheit und ihren Mangel an Würde Nachdenken. Sechs Wochen nach ihrem Eintritt ins Klo­ster war sie 'eines schönen Tages verschwunden.

Wie sie es fertig gebracht hatte, bei der Hhperstrengen Bewachung Lebenszeichen von Menger zu erhalten. Und sich mit ihm zu verständigen, war und blieb, außer den beiden Beteiligten, allen ein Rätsel. Ebenso die Be- werkstelligung ihrer Flucht. Aber das Wie und Wieso war schließlich auch nebensächlich, da die Tatsache be­stehen blieb: der Philologe hatte eine regelrechte Entfüh­rung des kleinen Burgfräuleins zustande gebracht. Es war keine leichte Sache gewesen, aber sie war geglückt, und die beiden freuten sich königlich des gelungenen Streiches.

Menger brachte Jüng-Hildegard zu seiner Mutter nach Thüringen. Er hatte keine Gewissensbisse. Einmal liebte er Hilde wirklich, und zweitens wurmte ihn die Behandlung, die der Burgherr ihm angetan hatte, so sehr, daß er eine kleine harmlose Schadenfreude nicht ganz Unterdrücken konnte. Von Thüringen aus gaben sie dem Grasen ihren gemeinsamen Aufenthaltsort bekannt und baten um seine Verzeihung. Postwendend traf Graf Fried- rijhs Antwort ein. Sie Lolli-" o» Teufels Namen

heiraten. Das mütterliche Erbteil wurde Hildegard so­fort ausgezahlt; im übrigen sei die Tochter, die ihren ei­genen Weg gegangen, bereits vom Stammbaum des Hauses, Schirmeck gestrichen. Er verbiete sich ein- für allemal je­den Versuch zur Annäherung.

In dem kleinen thüringischen Dorfe, wv Mengers« Mutter, eine verwitwete Pastorin, lebte, wurde das jung« Paar getraut. Wenige Wochen nach der Heirat erhielt! Menger durch die Vermittlung eines Verwandten eine Stelle als Feuilletonredaktenr einer großen Berliner Ta­geszeitung. Von dem kleinen Kapital, das Hildegard als! mütterliche Abfindung bekommen hatte, richtete das junge; Ehepaar sich sein neues Heim ein, in dem es dann eine kurze Reihe von glücklichen, sorgenfreien Jahren verlebte.

Von Schirmeck hörten sie nichts. In der ersten Zeiö hatte Hildegard nicht an eine dauernde Unversöhnlichkeit dess Vaters glauben wollen, und ihm wiederholt geschrieben, aber die Briefe kamen uneröffnet an die Adressatin zu-! rück, und die Anzeigen von der Geburt der beiden Kin- der blieben unbeantwortet. Hildegard bedauerte den voll-c ständigen Bruch mit dem Vater zwar, aber ihr HLuslicheH Glück wurde nicht davon berührt; sie sehnte sich nie nach! Schirmeck zurück.

Etwa drei Jahre nach Viktors Geburt brach das Un­glück über die kleine Familie herein. Menger zog sich ins Spätherbst bei einer Erkältung eine Lungenaffektion zu, die im Zeitraum weniger Wochen in die galoppierende Schwindsucht überging. Nach mouatelangem Siechtum starb.er, als die ersten Frühlingslüfte wehten. Seine junge Witwe blieb vollständig mittellos in traurigsten Verhältnissen zurück. Ihre Lage wäre geradezu trostlos« gewesen, wenn nicht die Kollegen ihres Alaun, die vier­zehn Mitredakteure der Zeitung, sich der verlassenen Frau tatkräftig und opferwillig angenommen hätten. Sic ließe» es nicht bei der üblichen Sammlung für die Hinterblie­benen bewenden, sondern sorgten vor allen Dingen da­rum, der Witwe eine Existenz zu schaffen, die cs ihr er­möglichte, sich und die beiden Kinder anständig durchzu­bringen. Auch an Graf Schirmeck wandten sich die Her­ren mit der Bitte, seinen Groll gegen die Tochter fahren zu lassen und schon um der Enkel willen der jungen' Witwe in ihrer Trauer und ihrer Not beizustehen. Als! der Schirmecker aber antwortete, daß er eine Frau Doktor. Menger nicht kenne und ihn diese Person samt ihren Kin­dern nichts angehe, stand man von ferneren Versuchen, den alten Starrkopf versöhnlich zu stimmen ab.

(Fortsetzung folgt).