^ Stuttgart, 31. März. Ter diesjährige Ver­bau d s t a g der Wirte Württembergs findet vom 4 ^. 6 . Juni in Ludwigsburg statt. Mit dem Verbands- kag ist eine Fachausstellung verbunden.

Zuffenhausen, 28. März. Auch unsere Gemeinde möchte in die Reihe der württembergischen Städte aus­genommen werden. Die bürgerlichen Kollegien haben vor einiger Zeit an das K. Staatsministerium eine Eingabe ans Verleihung der Bezeichnung Stadt für die hies. Ge­meinde gerichtet. Voraussichtlich wird diesem Wunsche entsprochen werden, wie dies bei der Eingabe von Feuer» bach der Fall war.

Ulm, 30. März. Die bürgerl. Kollegien berieten letz­ten Donnerstag den Etat hes städtischen Gas­werks. Die Einnahmen beziffern sich insgesamt auf 756 5M Mk., wobei eine Gasproduktion von 3 350000 Kubikm. in Rechnung gezogen ist. Die Produktion ist im allgemeinen nicht höher als im vergangenen Jahre ange­nommen, da für die Straßenbeleuchtung wegen Einführung der elektrischen Beleuchtung 200000 Kubikm. weniger ein­gesetzt sind. Bei den Ausgaben sind 29 447 Mk. an den Reservefonds und 50 000 Mk. Leistung zur Stadtpflege äls Ertrag des Gaswerks, das schuldenfrei ist, hervorzuheben. - - Der Etat des Wasserwerks sieht 159 596 Mk. in Ein­nähmen und Ausgaben vor. Beide Etats sind genehmigt worden.

Der verheiratete Wilhelm Schule von Enzweihingen geriet aus dem Rückgang vom Enzweihinger Bahnhof nach Sherriexingen. infolge Fehltritts unter seinen Wagen, der chm über die Brust sein, sodaß er mehrere Rippen- und ffnschenbrüche, sowie sonstige schwere Verletzungen erlitt.

Aus Schlettstadt ON. Kirchheim wird geschrie­ben:. Der Holzschnitzer Karl Rauscher wurde beim Aus­legen eines Transmissionsriemens von den Riemen er­säht, und um die Welle geschleudert. Er erlitt verschie­dene Verletzungen, u. a. einen Bruch des linken Armes.

Bei einem Dienstgang wurde der Bahnmeister S ch ko t terb eck-H e ch in g cn von einem jungen, mit einem picken Prügel bewaffneten Menschen zwischen Wös­singen und Nehren räuberisch angefallen und auch ver­letzt. Der Räuber ist schließlich Mössingen zu geflohen.

Den Geschworenen werden vier Fragen gestellt. I Die erste lautet auf Mord, die zweite auf Totschlag, die I dritte auf verminderte Zurechnungsfähigkeit und die vierte , aus mildernde Umstände. Um 114/z Uhr ziehen sich die j Geschworenen zurück und bringen das Urteil nach zwan- f zig Minuten. Tatiana wird des M o r d e s für s ch u l di g f erklärt. Die beiden letzten Fragen werden bejaht. Der Staatsanwalt verlangt acht Jahre Zuchthaus, die Zivilpartei einen Franken Schadenersatz. Brüstlein bit­tet den Gerichtshof, milder zu urteilen. Der Gerichtshof zieht sich darauf zur Beratung zurück und fällt dann das Urteil. Es lautet aus 4 Jahre Zuchthaus unter Anrechnung der Untersuchungshaft, Ausweisung aus dem bernischen Staatsgebiet auf die Dauer von 20 Jahren, 800 Fres. Kosten und 1 Frcs. Entschädigung an die Zivilpartei. Die Angeklagte nahm das Ur­teil ruhig entgegen.

Prozeß Leontie».

Th««, 28. Mürz. Der Nachmittag des 3. Verhand- kmgs'tages (Mittwoch), war mit der Rede des Verteidigers Brüstlein ausgefüllt. Die Rede machte den besten Ein­drück. Warum, so fragte der Verteidiger u. a., erregte Satz! Verbrechen ein so großes Aufsehen? Er- stentz, weil sich in JUterlaken eine Episode de« russischen Revolution abspielte 8 e»tr eine so großartige Bewegung kennt keine Landes- ore»zen und die Verwechslung, wodurch eine unschul- Ag« Person getötet und Tatjanas Opfer unnütz geworden wa», endlich die Persönlichkeit Tatianas, eine edle Na- Ke», ein Charakter, wie sich so leicht kein zweiter finden küKi. Sie liebt ihre Eltern leidenschaftlich. Haben Sie gesehen, welche zarten Blicke sie ab Und zu auf ihre Mutter wirstz! Jedoch liebt sie noch mehr die Menschheit, das russische Volk und opfert bereitwillig Jügend und Frei­heit für dieses höhere Ziel. Sie können sie ins ZUchk- Wrs schicken. Wie auch Geschworen« die Jungfrau von Orleans zum Tode verurteilten. Wer weiß aber heute noch N« Namen dieser Geschworenen, aber der Name der Jung­frau von Orleans ist unsterblich und sobald wird Tatian« Leontiews Name auch nicht verschwinden! Dev Verteidiger Will nicht versuchen, eine Erklärung zu finden für die Ver­wechslung. Das bleibt Tatianas Geheimnis. Was den geistigen Zustand betrifft, will e» sich auch nicht äußern. Einerseits haben die Experten gesprochen, an­dererseits verbietet ihm die Angeklagte, von diesem Mittel Gebrauch zu machen. Er verbreitet sich dann über die Ur­sa chen des Verbrechens, die elenden Zustände Nutzlands, über welche in der Schweiz nur eine Meinung herrsche und die blutige Reaktion, die auf Dnrnowos Tätigkeit zurückzuführen sei. Er schildert das Blutbad in Petersburg vom Januar 1905, das eine tzo gewaltige Wirkung auf Tatianas edle Seele geübt habe. Das fei das russische Regiment! Hter ist das Weib, das es z!,rm Sturz bringen wollte! Und Sie würden es ins Zuchthaus schicken! Sie gehört ja zu den Fanatikern, wo­von die Experten gesprochen haben. War aber Wilhelm kekl nicht auch Fanatiker? Doch verherrlichen wir ihn! Dieses zarte Weib hat es über sich gebracht, sieben Schüsse gegen.den vermeinten Tyrannen abzufeuern, die früher nicht einen Schuß im Theater krachen hören konnte.' Sie Hat mir einmal erzählt, mit welchem AngstgefüU sie je­desmal einen Schuß losließ, und doch war öe» Wille, der Ausopferungssinn stärker als die schwache« Nerven! Juristisch betrachtet der Verteidiger das Verbrechen «U versuchten Mord und' begangenen Totschlag. Also höch­stens auf Totschlag könnte sie schuldig erkannt weiden. In einem glänzenden, begeisternden Schlußwort erzählt er, Wie er am Morgen nach der Anklagerede, die Tatian» falsch verstanden habe, letztere ihm ruhig sagte:Xlor« o'skH Is. xmUotius!" Der Verteidiger endet mit folgen­den, an die Geschworenen gerichteten Worten:Auf meine Seele, wenn ich auf Ihre» Bank fitze« würde, ich*de sie fr ei sprechen!" Stürmische Bravos erfolgten auf den Bänken des Publikums, das durch den Präsidenten zur Ruhe ermahnt wird. Um hall sieben wurde die Sitzung abgebrochen.

Am Donnerstag wird die Verhandlung fortgesetzt. Nach kurzer Replik und Duplik wünscht Tatiana das Wort. JU dreiviertelstündiger Rede schildert sie ihr gan­zes Leben. Sie erklärt, wie 1903 in Lausanne Bebels BuchDie Frau" sie zum Sozialismus bekehrte, schil­dert« ihren Aufenthalt in der Festung zu Petersburg und wie her Untersuchungsrichter sie beinahe zum Wahnsinn gebracht habe, indem er ihr erklärte, daß auf ihre Aus­sagen hin Verhaftungen stattgefunden hätten. Späte» er­fuhr sie, daß niemand verhaftet worden sei. Weiter gibt Tatiana ihre Ansichten über den Sozialismus und den Zukunftsstaat wieder und endet mit den Worten:Ein Land, das einen Durnowo besitzt und wo sich nicht auch ein Rächer erhebt, ist ein morsches Land."

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München, 28. März. Der Professor an der Kgl. Kunstakademie, Karl Gussow, Ehrenmitglied der Ber­liner Akademie der Künste, ist hier gestorben. Karl Gussow ist 64 Jahre alte geworden. Er war in Ha­velberg geboren, studierte in Weimar, wo er sich an Ramberg anschloß, und wurde dort nach längeren Stu­dienreisen Lehrer an der Kunstakademie. 1874 übernahm er eine Professur in Karlsruhe, einige Jahre später an der Berliner, dann an der Münchener Akademie. Gussow hat eine große Zahl von Genrebildern und Por­träts geschaffen, die wegen ihrer scharfen Realistik und ihres meisterhaften Kolorits sehr geschätzt werden.

KeschichtttHes vom HstsrseAe

Seitdem das Konzil zu Nicäa im Jahre 325 dem seit Mitte des 2 . Jahrhundert herrschenden Streit um das Datum des Osterfestes (den Passahstreit) damit be­endigt hatte, daß es die Feier des Osterfestes entsprechend dem damaligen heidenchristlichen Brauch auf den ersten Sonntag nach dem 14. Nisan sestsetzte, begeht es die christ­liche Kirche an dem ersten Sonntage nach dem er - steuVollmondenach derFrühlings-Tagund- ? nachtgleiche. Die letztgenannte fällt in diesem Jahre auf den 21. März, der ihr folgende Vollmond auf den 29. März, mithin das Osterfest auf den 31.> März.

Unsere BenennungOstern" stammt von dem Na­men der altsächsischen Frühlingsgöttin Ostara, unser E WortFest" aber ist aus dem Lateinischen entlehnt. Die Römer teilten die Tage in solche, die den Göttern ge­widmet waren und mit Opfern, Mahlzeiten und Spielen gefeiert wurden: dies festi, und in solche, die den all­täglichen Beschäftigungen galten: dies profesti. Durch die Sitte der Kirche, sich der lateinischen Sprache zu bedienen, ging das Wortfesti" dann auch in's Deutsche über. Die Bedeutung des jüdischen Passah, dessen Feier schon Moses zum Andenken an den Auszug der Israeliten aus Aegypten anordnete, wird durch den Sinn des Urstamm- wortes, des hebräischen pesach, dasDurchgang", nämlich Durchgang durch das Rote Meer, bedeutet, ver­ständlich. Daraus machte die lateinische Kirchensprache Pascha; erhalten hat sich das Wort noch in dem franzö­sischenPaques", sowie im niederdeutschenPaasche" oder oderPaaske".

Der die Kar- oder Leidenswoche einleitende Palm­sonntag galt dem letzten Einzuge Jesu in Je­rusalem und fand schon im 4. Jahrhundert eine dra­matische Darstellung: ein die Stelle Christi vertretender Geistlicher ritt auf einem Esel und wurde unter Absingen von Psalmen feierlich in den Straßen umhergeführt, wo­bei das Volk mit geweihten Pälmenzweigen folgte. In der lateinischen Kirche wurde dieser Umzug von Gregor d. Gr. (gest. 604) in eine Palmenprozession ver­wandelt, welche diesem Sonntage seinen bleibenden Na­men gab.

Der Donnerstag der Karwoche wurde am Ende des 7. Jahrhunderts zum Festtage erhoben. Er war der Gedächtnistag an die Einsetzung des Abendmahles und hieß daher Dies coenae Domini,Tag des Mahles des Herrn". Daneben besaß er die BezeichnungAbsolu­tionstag", weil an diesem Tage der reumütige Sün­der absolviert, wieder in den Schoß der Kirche ausgenom­men und zum Abendmahle zugelassen wurde. Die Büßer mußten während der Fastenzeit in grünen Bußge­wändern an den Kirchentüren stehen; sie hießen darum kurzweg Viridi,die Grünen", und der Tag, an dem sie feierlich absolviert wurden, Dies viridium^Tag der Grünen", d. h. der Büßenden. Davon, nicht aber von der Sitte, an diesem Tage das erste grüne Gemüse zu essen, trägt der Donnerstag der stillen Woche, etwa seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts, die BenennungGrün­donnerstag".

An einem Freitage soll nach den übereinstimmen- Berichten der Evangelisten Jesus gekreuzigt worden sein. Ler sch mrd v. Schmoeg er haben als Datum dieses für die christliche Kirche bedeutungsvollsten Ereig­nisses mit hinreichender Sicherheit den 3. April des Jahres 33 berechnet. Die ersten Christen feierten jeden Freitag als Todestag des Herrn mit Fasten und Beten. Die ersten Judenchristen übertrugen dann manche Ge­bräuche des großen Versöhnungstages und die Hei­denchristen manche Züge des Ad onien festes auf den Todestag Christi. Der erste Tag der Adonien, welche die Alten zu Ehren ihres Gottes der Schönheit, Adonis, im Herbste begingen, war aber ein Tag tiefe r Trauer, die damit auf jenen Freitag überging, eine Auffassung, welche schon die Kirchenväter des 4. Jahrhunderts weiter pflegten. Der Tag selbst hieß dies adoratus, d. h. Tag an dem man fleht und klagt. Seinem Charakter ent­sprechend wurde er auch Blut- oder Martertag genannt. Die jetzt übliche Bezeichnung Karfreitag kommt von dem althochdeutschen Worte chara, kara, d. h.Klage", Trauer", das gleichzeitig auf die ganze Woche ange­wandt wird.

An dem Stillen Sonnabend, dem großen Sabbath, gedachte man der Grabesruhe Christi; Vigilien, nächtliche Gottesdienste, bereiteten zum kommen­den Morgen vor, bei dessen erstem Sonnenstrahl Festes- jnbel den Aufeerßehungstag begrüßte. 8 t.

Krirmerukgm a» AotjtdoaoszcW,

den unlängst verstorbenen russischen Oberprokurator des heiligen Synod bringt dieNeue Freie Presse". In der Charakterstatistik seiner Persönlichkeit wird dort gesagt, daß hochgradiger Fanatismus sich bei ihm mit großer Kraft der Resignation vereinigt habe. P. war eine dürre asketische Erscheinung im Stil mittelalterlicher Mönche. Kein Mensch würde den Staatsmann in seiner Physiog­nomie entdeckt haben. Das schmale blasse Gesicht besaß zwei durchdringende Augen, die ständig mit einer schwar­zen Hornbrille bewaffnet waren. Er sprach sehr gerne Französisch, aber auch die deutsche Sprache beherrschte er und war mit der theologisch-philosophischen Literatur Deutschlands durchaus vertraut. Ständig kehrte, ivenn er von der modernen Kritik, namentlich in der Theologie, sprach, das WortZersetzung" wieder. Sehr abspre­chend urteilte er über David Friedrich Strauß, den er einen Lästerer schalt, der eine Welt von Schutt und Trüm­mern geschaffen habe, und ebenso über die Hegelianer. Ne- berall im modernen Leben erblickte er Fäulnis. Faul schien ihm die ganze Welt mit ihren Unglücklichen Einricht­ungen faul die Demokratie faul der Parlamentaris­mus, der die größte Lüge unserer Zeit wäre faul der Volksunterricht faul das Schwurgericht faul die Emanzipation der Frau... P. war ein Ausbund von Gelehrsamkeit. Sein Wissen war großartig. Er hatte dasmoderne Gift", wie er selber sagte, in vollen Zügen geschlürft und ist nachher weidlich über die Giftmischer hergezogen. Und doch ist er kein Antonius in der Wüste gewesen. Eine junge Frau, die er in später Jähren ge- ehelicht hatte, stand neben ihm eine Figur, wie aus einem byzantinischen Heiligenbilde herausgetreten schwarz gekleidet und mit einer langen goldenen Kette Um den Hals. Eine Stockrussin, die kein nicht russisches Wort sprach wohl der Trostengel dieses Verfolgers, der selbst so viel verfolgt wurde, lieber eine Unterredung Pob- jedonoszews mit einem Gewährsmann derNeuen Freien Presse" teilt dieser mit: Indem er mit nervöser Hast plau­derte und temperamentvoll gestikulierte, sagte er, er wüßte sehr wohl, wie die Welt über ihn dächte, daß man ihn für den Inbegriff der Reaktion, für den Schwärzesten unter den Schwarzen, für die Seele des Widerstandes gegen alle Strömungen aus Europa und dazu für den Allmächtigen in Rußland hielte. Er wäre all das nicht, behauptete er. Er leugnete, jene Vorsehung Rußlands zu sein oder sein zu wollen, als die ihn die öffentliche Meinung des Westens aUsgäbe.Man überschätzt meinen Einfluß," meinte er. Ich erscheine vor Kaiser Nikolaus einmal im Monat, er­statte ihm Bericht, sehe ihn gewöhnlich nicht länger als eine Viertelstunde. Ich biu nicht allmächtig. Mein Res­sort ist begrenzt. Nicht einmal das, was man unter Kultus znsammensaßt, untersteht mir ganz. Vieles davon fällt in das Ressort des Ministers des Innern. Ich habe im Ministerkomitee eine Stimme ioie andere Minister. Ich bin auch Geheimer Rat und Staatsrat, bekleide auch andere Würden; aber ich wiederhole, ich bin nicht allmächtig." Pobjedonoszew ließ sich die Annehmlichkeiten des modernen Lebens Wohlgefallen. Er hatte ein lebhaftes Bedürfnis, nach modernem Komfort und Luxus und machte große Rei­sen, besuchte viel die Galerien und hielt sich öfters in Modebädern auf. Meistens ging er im Frühherbst ins Ausland, etwa nach Wiesbaden oder Baden-Baden. Ein­mal besuchte er auch Marienbad sowie Salzburg. Er plauderte gerne mit schönen Frauen und scherzte harm­los mit Kindern. Auch nach seinem Sturze ist er der Liebling der Kaiserin-Witwe Maria Feodorowna geblie­ben, Und er muß doch auch auf diese anmutsvolle und ele­gante Frau durch andere Mittel eingewirkt haben als auf ihren Gatten, den schwerblütigen, so wenig durchgei­stigten Alexander III. P. war ein fanatischer Judenfeind. Aber nach dem Verdikt von Rennes gab er seiner Ueber- zeugung von der Unschuld des Kapitäns Dreysus Aus­druck. P. ist kein Günstling irgens eines Großen gewesen. Er stieg sehr langsam, aber in rastloser, zäher Tätigkeit zu seiner späteren Stellung empor. Am Ende seiner Tage hat er den Verfall des Systems seiner Weltanschauung er­lebt. Er war zuletzt der bestgehaßteste Mann im aller- neuesten Rußland und erzählte seinem Interviewer, daß ihm von allen Seiten Anklagen und Drohbriefe zukämen, auch anonyme Todesurteile, doch selbst seine Gegner er­kannten, daß Pobjedonoszew, was er tat, ans Ueberzengung tat. Sein System, das er unter drei Kaisern aufrecht er­hielt, glaubte er gebaut für die Ewigkeit. In einer seiner Abhandlungen, die sichDie Krankheit unserer Zeit" be­titelt, heißt es:Ganze Systeme der Weltanschauung haben im Lause der Zeiten geherrscht und wurden zur unbestreit­baren Ueberzengung, bis es sich zuletzt erwies, daß sie falsch waren, weil sie von einem falschen Gesichtspunkte aus­gegangen waren." Ob Pobjedonoszew damit nicht zugleich seiner Weltanschauung das Verdikt gesprochen hat?

Di« schlaue Polizei.

Auf dem Azenberg zu Stuttgart wurde in den letzten Nächten wiederholt eingebrochen, wobei es die Ein­brecher besonders auch auf die Hühnerställe abgesehen hat­ten. Wie man sich nun erzählt, wurde in einer dieser Nächte Professor Miller von seiten der Polizei geweckt, sein Hund verführe einen solchen Spektakel, daß die Nach­barschaft in der Nachtruhe gestört werde. Er solle den Hund zur Ruhe bringen. Das geschah denn, und am andern Morgen war der Hühnerstall des Herrn Professor geplündert.

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And MMsWirtschaft

Stuttgart, 3l. Jan. Die Ladeusleischpreis« sind rni Wirkling vom !. April IS 7 an von der Kommission für die Fest­stellung der ffleiichpreise folgendermaßen sestaesetzl worden: Ochle-fleisch 8d t-st. Rindfleisch ! Qual 80 Pst. II. Qual. 73 Biß., Kalbfleisch I. Qual, st» Pst., II Qual Pst., Schweinefleisch 70 Pfg., Hammel­fleisch 7<> Pi,. Scha'fleisch -0 Pf,. Ein Preisauischlag tritt dem­nach beim Qcksenstelsch um 3 Pst. beim Rindfleisch um b Pf,.

Eklwaugen, ro März. Die EchLstfadrik von Gebrüder Trxior bier gin» durch Kauf an ein hiesiges Koasonium über. LaicheS- Oekoromierai Muth, Pächicr Ser Staatsdomäne 8chl?ß Ellwang«» hat seinen K » nknrs angrmeltct, infolge größerer«gschaft<schnlde«.