parlamentarischer Arbeit wie im Reichstag ver­einigt. Samstag mittag fand die erste gemeinschaftliche Sitzung statt.

Die BudgetkommissiondesReichstagshat zu ihrem Vorsitzenden den Abg. Gamp (Reichspartei) gewählt. Die Kommission wird ihre Beratungen am 25. ds. Mts. beginnen.

Die liberalen Vereine Münchens halten am Montag einen Festkommers ab, bei dem der Reichstags- abqeordnete Dr. Naumann die Festrede halten wird.

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Optimist Dernburg. Im Ostasiatischen Verein in Hamburg bei einem Licbesmahl sagte Dernburg, er sei als Kaufmann auf seinen Posten gestellt, um über wirt­schaftliche und kommerzielle Aufgaben des Deutschen Rei­ches zN wachen. Gern akzeptiere er den gegen ihn g e ri chch e t e n Vorw ürf, ersei einmitPhan- tasie begabter Mann, denn ohne Phantasie könne kein kaufmännisches Unternehmen ins Werk gesetzt werden, und gedeihe ein Kaufmann, so müsse er am Ende des Jah­res zeigen, was die Inventur ergebe und was er geleistet habe. Er lebe nicht in einer papiernen Welt, in der man mit Zeitungsausschnitten operieren könne. Ohne Optimis­mus könne kein Kaufmann ein Geschäft betreiben. In dem Sinne bekenne er sich als einen Optimisten für die Zukunft des deutschen Vaterlandes. Redner bat, daß die Kauf­mannschaft ihn in seinen Bestrebungen unterstützen möch­te, damit in den weitesten Kreisen die Wichtigkeit kolo­nialen Besitzes erkannt und gewürdigt werde.

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t Her springen. Die von dem Vorfall verständigte Polizei l ! holte den Kreisarzt, welcher die Familie für gemeingefähr- s lich geisteskrank erklärte.

Zn der Kaserne des in Hamburg stehenden 76. Infanterieregiments fanden Offiziere, die eine unvermutete Revision in dem Schrank des Musketiers A. Vornahmen anarchistische Schriften und kompromittierende Briefe. A. erschoßsich gleich mit seinem Dienstgewehr. Bei der Leiche wurde ein Brief gefunden, in dem der Selbstmörder für die gute Behandlung dankt, die ihm von dem Rekruten­offizier und dem Rekrutengefreiten zu teil geworden ist.

Von dem in Cuxhaven durch gekommenen Ham­burger FischdampferS ch il l i ng s hörn" wird berich­tet, daß zwischen ihm und dem englischen DampferA. N. Smith" ein Zusammenstoß auf See stattgefunden habe, wobei der englische Dampfer gesunken sei. Die Mannschaft des untergegangenen Schiffes war von dem Hamburger Dampfer an Bord genommen worden.

Auf der Höhe von Dover stießen die beiden deutschen Dampfer Marsala und Helene zusammen. Acht Mann der Besatzung sind umgekommen.

Aus Salonik wird gemeldet: Eine zwanzigköpfige griechische Bande tötete sechzehn bulgarische Kohlenbren­ner in der Umgebung des Klosters Petra (Bezirk Caterin).

ZU Homestead, zwei Kilometer von Newyork ex­plodierten 1000 Pfund Dynamit die zu einem Tunnelbau aufgespeichert waren. Die Detonation verursachte in New­york eine große Panik, da man allgemein an ein Erd­beben glaubte.

Rückwärts, rückwärts, Don Rodrigo. Aus

Madrid wird geschrieben: Der einzige fortschrittliche ! Erfolg der verflossenen Regierungsepoche des Liberalis­mus bestand in der Beseitigung der klerikalen Fesseln, welche die frühere konservative Regierung der gesetzlichen Zivilehe angelegt hatte. Die Wiederherstellung der le­galen Grundlagen der Zivilehe erregte, wie erinner­lich, den Hellen Zorn der Bsschöfe und eine klerikale Agi­tation gegen die demokratische Regierung im Sommer. Nun verfügte das neue konservative Kabinett die Umstoß- ung der liberalen Gesetzestat und die Wieder­einführung des früheren Zustandes. Tie li­berale und die radikale Presse protestiert energisch gegen diese Maßnahme und fürchtet, diesem ersten Vorstoß der Reaktion werden bald weitere folgen. Man führt diesen Vorgang auf direktes Betreiben des Vatikans zurück.

Aogxs-ß8k»«ik

Wisevach, 4. Mäiz. Am Damttag abend wurde hier der dentsche Friedenskongreß durch SavirütSrat Bilfinger- Eisenach e:«sf»»k. Pr«f. Quid de - München gab eine Schilderung der Entwicklung v,m Faustrecht zur internatio­nalen Fnedensorgantsanov, und Justizrat Heilbers- Lreslau dielt eine Ausschau auf die zweite Haager Friedenskonferenz. Am «estrigen Sonntag wurde» die Verhandlungen fortgesetzt. Es wurde eine Resolu­tion gefaßt, in der gewünscht wird, Deutschland möge zur Haager Friedenskonferenz nur Delegierte entsenden, die den ernstlichen Willen haben, am Ausbau der internationalen Rechtsordnung und an der Förderung des Ariedenswerkes positiv mitzuwirken. Dst Kongreß er­hofft von der Haager Konferenz die Vorbereitung einer Festlegung des Völkerrechts, die Weiterbildung des Schieds­gerichts in obligatorischer Beziehung, die Beschränkung der Rüstungen und die Schaffung einer internationalen Frie­densorganisation.

Ludwigshafen, 2. März. Der letzte Vorschlag des Zentralvorstandes, 58. Pfg. Stundenlohu bis zum 1. Mai und 60 Pfg. bis zum 1. April 1908 zu bewilligen, wurde von der Zimmermeistervereinignng abgelehnt. Da­raufhin kündigten heute lautPfalz. Post" sämtliche in Ludwigshafen arbeitenden Zimmerer.

Triest, 2. März. In der heutigen Sitzung des Landtages kam es zu einem stürmischenAuftritt, als der Abgeordnete Rybar (Slovene) eine Rede in slo- deutscher Sprache halten wollte. Sämtliche Mitglie­der der Mehrheit drangen, während die Zuhörer auf der Tribüne heftig lärmten, auf den Redner ein. Der Landes­hauptmann forderte den Redner auf, italienisch zu sprechen, dieser jedoch betonte, daß er nur ein gesetzlich gewährleistetes Recht ausübe. Die Sitzung wurde unter­brochen und die Galerie geräumt. Nach Wiederaufnahme der Sitzung verursachte die Minderheit, als ein Redner der Mehrheit das Wort ergriff, von neuem Lärm, sodaß der Landeshauptmann die Sitzung schloß.

Stockholm, 3. März. Dem Ingenieur de Laval ist es nach jahrelangen Versuchen gelungen, aus metall­armen Zinkerzen mit bedeutendem Gewinn Zink darzustellen. Eine Aktiengesellschaft ist in Bild- ^ üng begriffen, um die bisher wertlosen Erze der Gruben i zu Sala zu bearbeiten. k

Madrid, 2. März. DieGaceta de Madrid" ver- E öffentlicht einen zwischen Frankreich und Spanien i abgeschlossenen Vertrag über den Bau von drei die Py- k renäen durchschneidenden Eisenbahnen. Beide Staaten ß haben sich verpflichtet, den Ban jeder dieser Linien in spätestens 10 Jahren fertig zu stellen.

In Ladenb n r g ist der durch einen Schnellzug Frankfurt a. M.-Heidelberg,

Schreinermeister Karch ans Karlsruhe nach Einliefernng in das Spital seinen schweren Verletzungen erlegen.

Ans Düsseldorf wird geschrieben: Die seit 14 Ta­gen verschwundene 18jährige Emma Berrisch aus Ger­resheim wurde heute mit erheblichen Verletzungen in der Nähe der Stadt aus der Düffel gezogen. Allem Anscheine nach liegt Lustmord vor.

Die Familie eines Oberzahlmeisters in Berlin des 3. Garderegiments, in der Reichenbergstraße wurde mit Ausnahme des Vaters plötzlich in der Nacht religiös wahnsinnig. Die Ehefrau mit den beiden Töchtern und den beiden Söhnen überfielen den lungenleiden­den und feit mehreren Tagen dienstunfähigen Vater im Bett Und mißhandelten ihn unter fortwährendem Be­ten. Die Hausbewohner hörten um 2 Nhr nachts ein Stöhnen und holten einen Schlosser, welcher die Türe öff­nete. Der Vater entkam der Familie, verweigerte den Eintritt, verrammelte die Tür und wollte aus dem Fen-

Sturz aus dem verunglückte

Krrr t« Außkcmd.

AusSebastopol »

wird geschrieben: In der Nähe des Bahnhofes verübten sieben bewaffnete Männer einen Raubüberfall auf einen 'Kassierer und verwundeten dabei seine beiden Begleiter schwer. Ein junger Mann, den man auf dem Bahnhof verhaften wollte, erschoß einen Gendarm Und verwundete einen Wächter tätlich. Auf das Polizei- bnrean gebracht, erschoß er einen Schutzmann sprang aus dem Fenster, verwundete einen Wächter schwer und machte, als er wieder ergriffen wurde, mit drei Revolverschüsfen seinem Leben eiü Ende.

In Odessa

wurde der Kassierer der russischen Dampfschiff­fahrts-Gesellschaft von 5 Revolutionären überfal­len und um 4000 Rubel beraubt. Die Täter ver­suchten zu entfliehen, es gelang aber, zwei von ihnen fest­zunehmen. Ein anderer wurde erschossen; bei ihm wurden 2500 Rubel gefunden. Zwei der Räuber sind ent­kommen.

MÜrLtrMSrrg.

Dieukuachricht. Verscöt: Der EisenbabssWent Acker mann ls Heilbronn zur Maschineriinsptkiis.r Tübingen.

Bom Landtag. Die Finanzkommission er­ledigte die Prüfung der Rechnungsergebnisse des Staats­haushalts von 1905 ganz, abgesehen vom Kultetat, des­sen Referent v. Gauß erkrankt ist, sodann diejenigen von 1904 bis auf wenige Etats, im ganzen ohne wesentliche Beanstandungen. Bemängelt wurde das starke Anwach­sen der Kanzleikosten einzelner Gerichte und Verwaltungs­stellen, die Einstellung gewisser Summen auf Restvorbe­halt, das Prozeßführen einer Staatsanstalt gegen eine andere (Fiskus kontra Fiskus!). Vom Vorsitzenden wurde eine von den bisherigen abweichenden, beider Etatsjahre zusammennehmende Form der Berichterstattung empfoh­len. Am nächsten Donnerstag soll der Rest der Rech­nungsergebnisse erledigt und der neue Etat des Innern beraten werden.

Der Malertag in Ulm. Unter dem Vorsitz von Malermeister Rommelsbacher-Stuttgart wurde in Ulm am Sonntag der 2. Verbandstag des württember- gischen Malerbundes abgehalten, dem Vertreter der K. Zentralstelle, der K. Regierung des Donaukreises, der Stadt Ulm und der Handwerkskammer anwohnten. Auch der Vorsitzende des Süddeutschen Malerbundes, Stolz- München, war anwesend, ferner viele Malermeister aus Bayern. Der Vorsitzende gab zu Beginn der Tagung ei­nen Rückblick auf das verflossene erste Geschäftsjahr und erwähnte darin besonders die in vielen Exemplaren an die Behörden, Privatarchitekten und Bauunternehmer hin­ausgegebene Preisliste des württ. Malerbundes, die ge­naue Einhaltung der darin enthaltenen Sätze empfehlend. Der Kassenbericht stellte einen Mitgliederstand von 640 Personen und einen Kassenüberschuß von 615 Mark im abgelaufenen Jahre fest. In einem von Breitenbach- Heilbronn erstatteten Referat wurde die Frage erör­tert, warum der Bund berechtigt war, eine neue Preis­liste anszugeben und warum die Malermeister für ihre Arbeit mehr haben müssen. Es wurde dargetan, daß die Zustände im Malergewerbe durch ungenügende Voran­schlagsätze der Behörden, durch das unvernünftige Unter­bieten der Maler selbst, durch die gesteigerten Löhne, Steuern, Versicherungsbeiträge und Materialpreise ganz schlecht geworden sind und deshalb eine Regelung der Preise nicht zu umgehen war. An alle Kollegen wurde die dringende Aufforderung gerichtet, fest zusammenzn- stehen, um die neuen Preise zur Geltung bringen zu können. Bosch-Stuttgart besprach sodann das Kalku­lationswesen und gab die vom Bunde berechnete Aufstell­ung der Geschäftsunkosten eines Betriebes mit 3 Gehil­fen und einem Lehrling bekannt. Diese Kosten find da­rin zu 15,10 Mark kalkuliert; auf die einzelne Arbeits­stunde treffen 16 Pfennige, pro Tag und Gehilfe 1,44 Mark, auf eine Mark des ausbezahlten Lohnes 36 Pfg. Wenn für einen mittleren Gehilfen 45 Pfg. Stundenlohu gerechnet und für den Meister ein Nutzen von 10 Proz. Proz. in Ansatz gebracht wird, so ergibt sich ein kalku­lierter Stundensatz von 67 Pfennig. Hild-Stuttgart berichtete über die vom Bund geschaffene Materialprüf­ungskommission. Bekanntgegeben wurde, daß die Darm­städter Ausstellung von Stuttgart beschickt wird und daß sich andere Orte anschließen können. Beim Punkt: Wünsche und Anträge" wurde beschlossen, beim Rech­nungshof in Berlin vorstellig zu werden, wie die Preis­liste des württ. Malerbundes sie vorschreibt. Auch an den Gcometerverband soll diese Eingabe gemacht werden.

Ein Antrag, gegen die Auswüchse des Submissionswese»s u. a. auch in der Weise vorzugehen, daß die Beteiligung an auswärtigen Submissionen untersagt wird, wurde nach eingehender Begründung seines Standpunktes durch W. Schindler-Göppingen abgelehnt. Ein von Stuttgart ausgehender Antrag, eine andere Zahlungsweise der Mit­gliederbeiträge einzuführen, fand Annahme. Zum Ort der nächstjährigen Tagung wurde Heilbronn bestimmt, der bisherige Ausschuß wiedergewählt.

Stuttgart, 2. März. Der Verein zur Fürsorge für Fabrikarbeiterinnen beabsichtigt den Ban einer zweiten Her­berge. Das neue Gebäude soll auf dem von der Zentral­leitung des Wohltätigkeitsvereins zu sehr mäßigem Preise überlassenen Baugelände an der Frauenstraße errichtet werden. Der hiefür in Aussicht genommene Bauaufwand dürfte sich auf 130000 Ml. beziffern. Der Bau soll so angelegt werden, daß er mit mäßigem Aufwand nach Be­darf später erweitert werden kann.

Reutlingen, 4. März. Das 60jährige Jubiläum, das die hiesige freiwillige Feuerwehr, einschließlich der Bruderhausfeuerwehr, gestern abend in den Sälen der Bun­deshalle feiern dürfte, gestaltete sich zu einem wohlgelunge­nen. Erschienen waren die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden, viele frühere Angehörige des Korps, außerdem Abordnungen von nah und fern in stattlicher An­zahl. Kommandant Johannes Eisenlohr begrüßte die Erschienenen aufs herzlichste. Den Reigen der Glück­wünsche eröffnete Regierungspräsident von Hofmann, im Aufträge des Staatsministers des Innern von Pischek und namens der Schwarzwaldrcgierung, Oberbürgermei­ster He pp sprach im Namen der Stadt. Hieran reihten sich noch Regierungspräsident a. D. v. Bellino, Fischle sen.-Reutlingen, Sontheimer-Tübingen, Nees-Urach, Schick­hardt jr.Betzingen, Mayer und Huttler-Rottweil. An einige verdiente Wehrleute konnte das Ehrenzeichen für 25jährige Dienstzeit abgegeben werden.

Ludwigsburg, 3. März. Nachdem die württem- bergische Eisenbahngesellschaft das Projekt, eine Bahn Lndwigsburg-Enzweihingen ausgearbeitet und den beteiligten Gemeinden unlängst vorgelegt hat, hat man in einer Versammlung von Interessenten unter Vor­sitz des Grafen Zentrum das Projekt gutgeheißen. IN einer weiteren Sitzung soll über Kostenvoranschläg und Rentabilität beraten werden. Direktor Seifert von der Württembergischen Eisenbahngefellschaft bezeichnte die Bei­tragshöhe von etwa 40 000 Mk. per Kilometer auf 35 000 Mark reduzierbar. Dabei besteht Hoffnung auf eine kräf­tige staatliche Unterstützung. In Asperg bezw. Markgrift ningen setzt nunmehr eine Agitation ein, die bezweckt, Markgröningen auf,dem kürzesten Wege mit der Hauptbahn durch eine elektrisch betriebene Linie nach Asperg zu ver­binden, von zwo sie eventuell über Eglosheim nach Lnd- wigsburg weitergeführt werden könnte.

In Gmünd wurde wegen bedeutender Unterschlag­ungen Freitag Abeno durch Polizeiinspektor Reiser und Wachtmeister Riegec der Kohlenhändler St. und dessen früherer Buchhalter G. in ihren Wohnungen festgenommen. Nun hat sijch das Gerücht, das längst im Umlauf ist, be­stätigt. Bedauerlicherweise .verden auch hiesige Geschäfts­leute benachteiligt.

Mit Lysol vergiftet hat sich der 78jährige Schnei­der Größter in Neckarsulm. Er hatte das Gift mit einem Glas Bier vermischt und dasselbe getrunken. Nah­rungssorgen scheinen der Grund zu dem Selbstmord ge­wesen zu sein.

In Gerabronn ist zur großen Freude der Eltern Samstag abend der von dem nntergegangenen Dampfer Berlin" gerettete Emil Jung angekommen.

Wie derSeebote" meldet, ist in den Ortschaften Thaingen und Oehningen je ein Fall von Genickstarre vor­gekommen.

KerichtSsattL.

Backnang, 2. März. Bor dem Schöffengericht fand heute die Beleidigungsklage des Stadtschultheißen Eck­stein von Backnang gegen den Redakteur des Backnanger Volksfreunds, Mürdter statt. Die Beleidigung sollte darin liegen, daß es in einem von Buchdruckereibesitzer Mürdter gedruckten und verbreiteten Wahlflugblatt hieß: Die Städter, die einen Bauernbündler wählen und für einen solchen agitieren, sollte man mit dem Stadtvorstand auf dem Marktplatz ums Geld ausstellen." In einer Annonce des Backnanger Volksfreunds, die ebenfalls wäh­rend der Wahlzeit erschien, hieß es:Wenn man sich ein schwankenderes Charakterbild denken kann als Eck­stein, so müßte man weit dabei ausholen; darüber herrscht nur eine Meinung: Eckstein hat sich hier als politischer Seiltänzer produziert." Auch Hiewegen hatte Stadt - schultheiß Eckstein, der während der Wahlzeit den bauern- bündlerischen Kandidaten Metzger von Ungeheuerhof im Backnanger Oberamt stark unterstützt hatte, Privatklage wegen Beleidigung erhoben. Der angeklagte Redakteur war durch Rechtsanwalt Liesching vertreten. Letzterer lehnte einen der beiden Schöffen (einen Backnanger Ge­meinderat) als befangen ab. Das Schöffengericht gab jedoch diesem Antrag nicht statt, nachdem der betreffende Schöffe erklärt hatte, daß er sich nicht für befangen halte. Die vom Vorsitzenden sodann eingeleitete Vergleichsver­handlung führte zum Zustandekommen eines gütlichen Ver­gleichs. Das Verlangen des Vertreters der klägerischen Partei, eine Erklärung abzugeben, worin Mürdter lebhaft bedauere, daß er in der Hitze des Wahlkampf sich im Ausdruck habe zu weit Hinreißen lassen, lehnte die be­klagte Partei ab; dagegen fand sie sich zur Abgabe einer Erklärung bereit, worin es heißt, daß die Redaktion nicht die Absicht gehabt habe, den Stadtschultheißen persönlich zu beleidigen, und daß sie, wenn die gebrauchten Aus­drücke als Beleidigung aufgefaßt werden, das bedauere. Das zunächst gestellte Verlangen des Vertreters der Pri­vatklage, den Vergleich im Wortlaut zu publizieren, wurde ebenfalls abgelehnt; der Angeklagte erklärte sich nur be­reit, in rein referierender Weise im redaktionellen Teil seines Blattes die Ergebnisse der Verhandlung kurz wie­derzugeben. Der Privatkläger zog daraufhin die Privat­klage zurück. Die Kosten wurden unbeschadet des zustande­gekommenen Vergleichs vom Gericht in üblicher Weise dem Privatkläger aufgebürdet.