Wlilböäer Znreiger unü Isgevlstt

mit Lrzähler vom Schwcrrzwaid.

kr»ckri»t »« «Ile» Werk««,»», tt donnern ent

in <n St»«lt vierteljSdkl. M.I.rv monrtt. 4- N.

bei »Ikn «SrN. portAnrtttten unO Loten im vetr- n. k»ch- d»r»r1»veekrdr oierte^. M.I. «ueeeedold äereelden M. I. dieru vertellgrirl ZS ptz.

trleton flr. 4l.

Amtsblatt für die Ltadt lvildbad.

verkündigungsblatt

d« Rgl. Korstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit

amtlicher Fremdenliste.

Zn»«t»tr nue » ?t-. NnrmSetige >0 R«. <tie klein- rpeitigr Srnnsnckreitr.

Lekiomen IS Ntg. >tt« petitreit».

Lei MeNerdolungen entrP». Itsdett. -idonnrment» noch ltedercinkuntt

ceirgs»mm-/ilir«rre: 8Hw»rrwsI er lllilädsö.

Ur 289

I eitag, de , 2l. Dezember

1W6.

Per neue Landtag

Es war nicht unnötig, daß die demokratische Presse einen Tag vor der Nachwahl auf dieschwarze Gefahr" aufmerksam gemacht hat. Der politische Niederschlag des Ergebnisses der Bezirtswahlen ist die unerfreuliche Tat­sache, daß die Zentrumspartei der Volkspartei das par­lamentarische Erstgeburt recht nehmen konnte. Die Volks­partei ist mit einem Sitz hinter dem Zentrum zurück­geblieben. Droben in der Wajfenstadt Oberndprf exi­stiert eine handvoll Leute, der Deutschen Partei zuge­hörig, die es heute auf dem Gewissen haben, daß wir sprechen mit Konrad Hanßmann die schwarze Flagge über dem Halbmondsaal 'weht. Und eine solche Verant­wortung mag auf einem Mann, der einer Partei ange­hört, die den Liberalismus, wenn auch nur aus der Fahne geschrieben hat, schwer lasten. Mit Befriedigung und Genugtuung darf die Volkspartei das für sich in An­spruch nehmen, daß ihrerseits in keinem Bezirk ein Ver­säumnis begangen wurde, das die Konstellation zu Un- gunsteu der Linken hätte verändern können. Es ist des­halb auch gar nicht verwunderlich, wenn die gesamte li­berale Presse auf diesenLapsus", den die Deutsche Par­tei im Verfolg ihrer Zornickelpolitik begangen hat, mit Deutlichkeit hinzeigt.

TerBeobachter" weist noch einmal in einem kurzen Uebcrblick über den Gang der Tinge nach, daß die Volkspartei nnttr den von der Deutschen Partei selbst heraufbeschworenen Umständen so und nicht anders han­deln kcnnle. Und nicht andws hat handeln dürfen, wenn ihr das Wohl des Landes eine ernste Angelegenheit ist. Das Blatt rechnet der Deutschen Partei vor, daß bei dem von der Bolkspartei vorgeschlagenen Kompromiß mit der Deutschen Partei 4245 Sitze dem liberalen Block zn- gefallen wären. Links davon hätte die Sozialdemokratie mit 89 Sitzen gestanden, und die reaitionären Parteien, das Zentrum wäre aus 1819 Sitze beschränkt geblieben, Mährend der Bauernbund nicht mehr denn 3 Sitze erhal­ten hätte. Ter Beobachter schließt dann seine Rechnung:

So wäre es gekommen, wenn von der Deutschen Partei die Politik der Volkspartei nicht unliberal ge­kreuzt und ein Kamps der Mittelparteien zur Freude der Gegner heraufbeschworen worden wäre. Es ist > schmerzlich, daß das Land unter den Fehlern der Deut­schen Partei leiden muß und das Zentrum der Deut­schen Partei aufs tiefste dankbar ist.

Aber das Wahlergebnis hat noch eine andere schlimme Seite. Es ist schon an und für sich eine bittere Ironie, wenn die Deutsche Partei zu derselben Zeit, da sich ihre Rerchspolitik schärfer wie sonst vom! Zentrum trennt, dem letzteren die Führung im kommenden Landtag überant­wortet. Stören d aber muß die deutschparteiliche Tak­

tik in dem unmittelbar bevorstehenden Reichstags- wahlka mpf wirken, in einem Kampfe, der die noch in den Kinderschuhen steckende Einigung des Liberalismus plötzlich reif machen soll zur Abwehr der Reaktion, die sich im Zentrum und in den konservativen Gruppen ver­körpert. Etwas Gewiss nsbisie scheint sogar der ,Schw. Merkur", einer der Hauptmitschnldigen an der neuen Lage, in der Tat auch zu empfinden. Er meint in Bezug ans den zu erwartenden Wechsel im Präsidium des Landtages:S oweitsind wirjanunnochnich t". Der Wunsch, der hinter diesem Satze steckt, dürfte zu spät kommen, in erster Linie durch die Schuld des Schwäbi­schen Merkur. Noch weniger berechtigt ist das national- liberale Blatt zu folgenven Sätzen:

Sie (die Bolkspartei) hat lernen müssen und hof­fentlich gelernt, daß sie die Deutsche Partei nicht ent­behren kann und daß sie diese nicht gleich radikal von sich stoßen darf, wenn ihr einmal ein gewünschter Ge­fallen verweigert wird. Das mußte einmal festgestellt werden. Der Preis mag bitter sein für bei­de Parteien. Aber vielleicht bildet die Crfa hrungdes 1 8. D ez ember doch d e n A.n s- gangspunkt für ein besseres Verhältnis zwischen ihnen; indem die Deutsche Partei not­gedrungen in Oberndorf wie in Neuenbürg die Volks­partei zappeln und sie allein zusehen ließ, wie sie mit Soziald.mokratie uns Znurum fertig werde, hat sie ein bitter notwendiges Stück Erziehung vollzogen, das vielleicht in der Zukunft seine gesunden Früchte trägt.

Hinter diesen Sätzen ist der Mangel an Einsicht, den das deutsch-parteiliche Organ und seine Spurengänger während des Wahlkampfes bewiesen, sehr notdürftig ver­borgen.

' Mehr Einsicht und Disziplin als die dentschpartei- lichen Wähler haben die sozialdemokratischen Wähler an den Tag gelegt. Sie haben der von der Parteileitung ausgegebenen Parole Folge geleistet. Aber auch die So­zialdemokratie anerkennt die Mitwirkung der Volkspar­tei in den kartellierten Bezirken, in denen der sozial­demokratische Kandidat das Mandat errang. TieSchw. Tagwacht" beantwortet die selbst gestellte Frage:wie hat sich das Wahlbündnis zwischen Volkspartei und So­zialdemokratie bewährt" also:

Es hat leider die großzügige Wirkung nicht ent­faltet wie der Block bei den vorjährigen Nachwahlen in Baden, aber die Sozialdemokratie hat keinen Grund, mit dem Geiamtergebnis u, n z u -- frieden zu sein."

D-er Sieg in Nürtin gen hat der Schw. Tag­wacht einefreudige lleberraschnng" bereitet. Sie aner­kennt hier unumwunden die Hilfe der Volkspartei.

Zum Schluß bemerkt das sozialdemokratische Organ:

Alles in allem bestätigt das Ergebnis der Be­zirkswahlen, daß die Scheidung in eine Rechte und eine Linke auch in Württemberg im Fortschreiten be­griffen ist. Tie Mittelparteien müssen die Opfer bringen."

Jedoch, nur solange, als die Mittelparteien nicht ei­nig sind. Wenn sodann gesagt wird, daß es ein tragi­sches Geschick sei, daß die Partei, welche bei Durchsetz­ung der reinen Volkskammer die Führung hatte, erheb­lich geschwächt zurückkehre, so ist zu sagen, daß die Volkspartei die Politik noch nie als Selbstzweck, sondern nur als Mittel znm Zweck angesehen hat. Mögen jetzt nur die H.rrcn der Rechten ihre Ansich en in gesetzgeberi­sche Werke nmzusetzen sich bemühen, dann wird es mit ihrer Herrlichkeit bald wieder aus sein.

DemDeutschen Volksblatt" ist die Nieder­lage von Neckarsulm schwer in die Glieder gefahren. Es spricht von konfessioneller Verhetzung durch denselben Bauernbund, dein es in Münsingen zum Mandat ver­helfen, und es behauptet, dieNeckarzeitnng" habe für den Bezirk Neckarsnlm eine Sonder ausga.be zu Gun­sten des Bauernbundes veranstaltet. Dann heißt es weiter:

Die Sozialdemokratie hatte die Parole: Wahl- enthaltnng ausgegeben; sie stimmte indes geschlos­sen für den Bauernbund. Die Volkspartei brachte selbstverständlich den letzten Mann für den Bauern­bund zur Urne, trotzdem sie in der ersten Wahl den Bauernbund als die unfähigste Partei des Landes be­zeichnet hatte."

Tie hier angcrempelten Wähler im Bezirk Neckar­snlm hatten den richtigen Instinkt, wenn sie einen Kan­didaten einerunfähigen" Partei einem Kandidaten des politischen und kulturellen Rückschritts vorgezogen uno daskleinere Uebel" gewählt haben. Im übrigen muß das Deutsche Volksblatt, so wehe es ihm auch tut, dasStichwahlglück" der Volkspartei konstatieren.

Noch schwerer trifft die Bauernbündler der Verlust von Vaihingen a. E., das von der Bolkspartei zu- rückeroberr wurde. TieDeutsche Reichs Po st" schreibt in dem ihreigenartigen" Ton:

Den Verlust dieses Wahlkreises (Vaihingen) ver­danken wir dem törichten Ehrgeiz des Grafen Lentrmn, der die Wahl von vorne herein mit herostratischem Eifer verpfuschte und nun seinen famosen politischenEr­folg" besehen kann. Ohne die Quertreibereien der Jungliberalen", dieser politischen I agd Hunde der radikalen Parteien, hätten wir auch noch Waib­lingen und Nürtin gen der Demokratie entrissen."

Ten Rest seiner giftigen Galle gibt das Blatt am Schlüsse seiner Betrachtung von sich:

Angesichts der unglaublichen Verhetzung wei-

Aswegtes Koöen.

Romin von Max von Weißenlhurn. 34

ES war ein seltsamer Widersprach in dieser Frau, daß sie, die ohne Rene, ohne Bedauern, ohne Neigung, an die kleine Dolores dachte, welche sie mutwillig dein Verderben preisge- geben, welche sie durch ihr Verschulden dem Tode geweiht, ohne daß die leiseste Trimme des Mitleids für das Kind, für ihr Kind und jenes des Mannes, den sie in ihrer Arr liebte, sich in ihrem Herzen geregt hätte, nun plötzlich beim Anblick des Sohnes zur Erkenntnis kam. daß sie Wert daraus lege, in seinen Augen edel, vornehm, würdig daznsiehen, daß sie von ihm geliebt seinwvllte und die seit Jahren schlummernde Stimme des Blutes in ihrem Herzen für den Sohn sprach, der ihrer Macht und ihrem Ein­flüsse durch den unbarmherzigen Willen eines Toten vollständig entzogen worden war.

Es berührte sie mit nie gekannter Pein, daß sie etwas kühl, ab­lehnend Sondierendes in Walters Angen zu lesen glaubte. Wenn ihr dies auch einerseits zu denken gab, so sagte sie sich doch andererseits, daß bei ihm die Liebe zu der Mutter doch größer stein müsse, als das Mißtrauen, sonst hätte er nimmer den Ver­fluch gemacht, in den intimen Kreis ihres Lebens zu treten und dadurch anzudenten, daß er bereit sei, ihr ein liebender Sohn zu werden.

Nachdem die Fürstin sich einigermaßen wieder erholt hatte, nahm man an der Tafel Platz. Das Gespräch wurde, so lange die Dienerschaft ans leisen Sohlen hin- und herging, ein allgemei- neS, nur alltägliche Dinge berührendes, und erst als man sich in den Nanchsalv» zurückgezogen hatte, sprach Lenore, ihren Sohn anffordernd, an ihrer Seite Platz zu nehmen:Es geht uns nicht wie alten Bekannte», die sich jahrelang nicht gesehen, sich aber doch wechselseitig so gut kennen, daß sie ihre Beziehun­gen da wieder anknüpfen können, wo sie dieselben zuletzt abge­brochen. Was gewesen, ist ein versiegeltes Buch, an dessen In­halt wir beide uns kaum mehr erinnern. Wir müssen uns von neuem kennen lernen, »vir müssen uns gegenseitig mit dem Wil­len enigcgenkommeil, uns zu verstehen, uns, ohne Einflüsterung von außen, kemien zu lernen trachten. Bei mir besteht dieser Wille, ich begehreach meinem Sohne und würde mich glück­lich schätzen, durch ihn auch die Töchter wieder erlangen zu kön­nen."

Die Fürstin legte in ihre ganze Art jenen bestrickenden Zau­ber, den sie von jeher anzmvenden verstanden, wenn sie Wert daran geknüpft hatte, die Menschen zu fesseln.

Sie war sich darüber im klaren, daß sie dem Sohne gegen­über, welcher nicht mit der Blindheit eines Verliebten vor ihr stand, dieses Zaubers in erhöhtem Maße bedürfe und sie sagte sich auch, daß eS für sie, jenen Menschen gegenüber, die ihr in der Vergangenheit feindlich begegnet waren, wie beispielsweise Rechtsanwalt Zell ein unermeßlicher Triumph wäre, sich mit dem Sohne in Liebe vereint zu sehen.

Während all' diese Gedanken in ihrem Kopfe auf- und nie- derwogten und ihren Zügen einen ungewohnt ernsten Ausdruck verliehen, vermochte sie sich die Tatsache aber nicht zu verheh­len, daß in Walters Blick mehr, als in seinem Wesen etwas Forschendes liege, welches den Eindruck Hervorrufe, als ob er einen bestimmten Zweck habe, der eS ihm wünschenswert erschei­nen lasse, ans dem Grunde ihres Herzens zu lesen. War er als Freund, war er als Feind gekommen? Hatte sie ihn zu fürch­ten, oder durfte sie ihn liebe» ? Das waren die Fragen, die sie unablässig beschäftigten und denen sie doch keine Worte zu ver­leihen vermochte.

Fürst Otto war eigentlich der einzig Unbefangene von den dreien, welcher sich ganz dem freudige» Bewußtsein hingab, daß er den Sohn der Mutter habe znführen können. Er forderte somit den jungen Mann auf, sein Hans wie sein Helm zu be­handeln, in welchem er wie in dem eigenen ans- nnd eingehen könne, in den: er sich nicht als gern gesehener Gast, sonder» als Kind deS Hauses zu fühlen habe, nnd die Fürstin dankte ihrem Gemahl durch Wort und Blick für sein herzliches Entgegenkom­men, welches Graf Walter unermeßlich wohltätig berührte und ihn in seinem Vorsatze bestärkte, über dem Glück nnd über der Ehre des Fürsten zu wachen, als ob sie die seine wäre.

Mit dem Versprechen baldiger Wiederkehr verabschiedete sich endlich der junge Mann von Mutter und Stiefvater, nachdem die Fürstin ihn zärtlich umarmt und ihm die Versicherung ge­geben hatte, wie stolz sie auf ihren großen Sohn sei.

* *

In einem der Vororte Wiens befand sich noch bis vor eini, gen Jahren eine Spelunke, die in seltsamem Kontrast zu dem- was sie eigentlich war, den Namen führteZnm Auge Gottes" und auf deren Schild man auch ein großes, gcmalicS, von einem

Heiligenscheine umgebenes Auge sah. das in seiner primitiven Ausführung von dem mangelnden Kunstverständnisse längst ver­gangener Zeiten Zeugnis ablegte nnd nebstbei so schmutzig und halb verblaßt anssah, daß eine Renovierung dringend notwen­dig gewesen wäre. Das Schild aber stand vollkommen im Ein­klänge mit der Einrichtung der Spelunke, welche, wo immer man auch hinblickte, eine förmliche Schmntzkrnste anfznweisen hatte, die für Ordnung und Reinlichkeit liebende Mensche» gewiß nichts Einladendes oder Bersnhrerisches an sich gehabt Härte.

Trotzdem fehlte es dieser Spelunke nicht au Gästen. Freilich sahen die Gäste, welche sich da znsammeufanden, kaum weniger vertrauenerweckend aus, als der Herbergsvater selbst, und wen» die Polizei einen Streifzug veranstaltet haben würde, so hätte sie zweifelsohne die ganze, in dem Lokal zusammengewürfelte Gesellschaft beiderlei Geschlechtes nach dem Gefängnis milneh­men können.

Peter Bingler, so hieß der WirtZnm Auge GvtteS", hatte nicht nur ein Gasthaus, in dem man schlechte Nahrung nnd schlechten Trunk um verhältnismäßig teures Geld bekam, er war auch ein Hehler, der gestohlene Gegenstände bei sich ver­barg, um hohe Prozente Geld anslieh und überdies ein paar Logierzimmer besaß, die er ans Tage, Wochen, Stunden, wie dies gerade zu seinem Vorteil paßte, vermietete.

In diesem nichts weniger als vertrauenerweckenden Hanse hatte sich nun seit einigen Tagen ein Mann niedergelassen, der, wie er erzählte,Jahre hindurch in der neuen Welt gewesen, ob­schon er von Geburt ein Oesterrcicher, nnd nun znrückgekom- men sei, um sich in der Heimat dauernd zu etablieren. DaS Glück, so berichtete er, war ihm drüben nicht so günstig gewe­sen, als er gehofft, aber er habe doch etwas mit heimgebracht, um sich über die erste Zeit hinweghelse» zu können und er be­sitze die Mittel, sich hier zu Lande mehr zu verschaffen. Auf welche Weise das geschehen solle, das deutete er nicht an, er schien vielmehr bestrebt, es in den Schleier des Geheimnisvolle» zu hüllen. Er nannte sich Martin Berg.

Während der ersten Tage seines Aufenthaltes in der Spe­lunke weilte er sehr viel außerhalb des Hanses. Er schien alle möglichen Stadtteile zu durchstreifen, denn, heimgekommen, er­zählte er oft gesprächsweise, was er da und dort für Neuhei­ten gesehen. - 131.20