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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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celekon Nr. 41.
Amtsblatt für die Stadt lvildbad.
verkündigungsblatt
d« Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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gen Maßnahmen, die den Besitzenden des Ostens nützen, zur Festhaltung der Besitzlosen nicht die geringste Bedeutung haben! Will man Menschen an das Land fesseln, so muß man das Land mobilisieren. Es gibt nichts anderes: das Land der Masse!
Der ganze Osten ist beständig mit der Erziehung von Menschen beschäftigt, die nicht bei ihnt bleiben. Die Arbeiter aller Industriegebiete leiden unter dem beständigen Zustrom von Elementen, die zunächst nichts anderes wollen, als ihre „Heimat" verlassen und die deshalb bereit sind, zu jedem Lohn ungelernte oder leicht erlernbare Arbeit zu tun. Der eine LungenflügelDeutsch- lands ist krank. Erlehdet am Gro ßg r u n d b es itz.
Der letzte große Kamps muß um den Großgrundbesitz selber aus gesuchten werden, denn in Rittergutsgebieten sind alle Mühen, die Bevölkerung ansässig zu erhalten, vergeblich, bis der große Bann der Landherrschaften gebrochen ist. Die öffentliche Meinung muß tausendmal rufen, daß es ein Unding ist, wenn eine Minderzahl von Menschen ganze Millionen zur Abwanderung zwingt. Die Mobilisierung und Parzellierung der Großgüter ist heute schon eine elementare nationale Forderung. Wir brauchen Anfiedlungskommissionen, die nicht nur Polen auskaufen, sondern die überhaupt den deutschen Osten, soweit er sich für kleinbäuerlichen Betrieb eignet, und das tut er überall, wo er genügend Wasser für Vieh- Wirtschaft hat, in kleine kaufbare Stücke zerlegen. Mag man den Großgrundbesitzer gut bezahlen! Wenn nur sein Land erst unter die Leute kommt, so wird das Geld schon seinen Weg zurückfinden. Den Anfang aber muß die Aufhebung der Fideikommißrechte bilden. Fides- kommiß heißt Landversperrung für das Volk. Die Masse kommt! Aus 60 Millionen werden 80 Millionen und wohl noch mehr. Soll da ein einzelner Herr für Ewigkeit das Land nur dem einen Vorbehalten dürfen? Und wenn er selbst es auch will, das Recht macht schließlich doch nicht der Eine. Das Recht macht das Volk in seiner Gesamtheit und kein Herrenhaus und kein Landtag kann für alle Zeiten widerstehen, wenn alle offenen und ehrlichen Gewissen rufen: Das Land der Masse!
Erst durch die Bauernbefreiung des Liberalismus ist der Name des Bauern zum Ehrennamen geworden. Was war um das Jahr 1800 der Bauer? Und was ist er ums Jahr 1900! Wenn es etwas wie Dankbarkeit in der Politik gebe, müßten alle Bauern den Liberalismus feiern. Alle Hemmungen und Verschlechterungen der Bauernbefreiung waren konservativen Ursprungs, die Förderungen aber waren ausnahmslos liberaler .Herkunft. Niemand kann dem alten Liberalismus absprechen, daß er das größte praktische Bauernverständnis gehabt hat, das es bisher in
der Geschichte überhaupt gab. Die ganze Kulturlage des Bauern wurde eine andere, ja selbst die heutige antiliberale Bewegung des Bundes der Landwirte ist gar nicht denkbar ohne den Hintergrund der früheren liberalen Großtaten für das Bauerntum. Man muß das jetzt in so deutlichen Worten sagen, weil es von dem heute lebenden Geschlechte fast völlig vergessen ist. Man weiß heute nicht mehr, wie knechtisch der Bauer in den meisten deutschen Landesteilen den gnädigen Herren, den Amtleuten, den Stadtherrschaften gegenüber gestanden hat, wie wenig er in seiner Arbeit sein eigener Herr war, wie zerstückelt seine Zeit, wie belastet sein Hof, wie arm sein Leben war."
N««dfchau.
Hohenzollerrr und Cumberland. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht den Briefwechsel zwischen dem Kaiser, dem Herzog von Cumberland und dem Reichskanzler, aus welchem hervorgehl, daß der Herzog sich bereit erklärte, für sich und seinen ältesten Sohn auf die Regierungs- rechte in Braunschweig zu verzichten, falls der Regierungsübernahme durch seinen jüngsten volljährigen Sohn kein Hindernis entgegenstehe und ihm und seinem ältesten Sohne die Succession im Falle des f Aussterbens der Linie des jüngsten Sohnes Vorbehalten bliebe. Der Kaiser und der Reichskanzler erwiderten ablehnend, da die bestehende Rechts- und Sachlage durch 'das Schreiben des Herzogs nicht verändert sei.
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Wie die Nationalliderulen Steuern machen.
Die Rede Bassermanns auf dem Parteitag in Goslar hat mancherlei Beanstandung erfahren. Noch mehr aber die Rede des Professors Paasche. Sie war weder geschickt noch liberal. Wie wundervoll charakterisieren die Haltung der nationalliberalen Reichstagsfraktion folgende Sätze aus der Rede Paasche's: „Nun ist die Erhöhung des Ortsportos sehr heftig bekämpft worden. Ich war selbst nicht dafür, aber wir mußten Geld schaffen, und ehewiresunsnochnäherüberlegenkonn- ten, hieß es plötzlich: Das Wort hat der Ab>^ geordnete Patzig und nun kam die Rede heraus. (Heiterkeit). Die Rede hat viel böses Blut gemacht, aber ich bitte Sie, da die Erhöhung einmal beschlossene Sache ist, nicht vernichtende Kritik daran zu üben, sondern sich mit den Tatsachen abzufinden." Für- wahr die Ulmer Zeitung hat Recht, wenn sie dazu schreibt: Ein Gegner hätte keine bessere Satire auf die Gesetzesarbeit der Nationalliberalen und die Steuerpolitik des Reichstags schreiben können, als sie hier Herr Paasche mit wenigen Worten gibt. — Man wird sich dieser Rede
Ar 23S.
Aauernpolitik und Iuukernpolilik.
Unter diese Ueberschrift kann man stellen, was Naumann in seinem Buche: Neudeutsche Wirtschaftspolitik, schreibt:
„Das festeste Bindemittel ist der Besitz von Land. Wer ein Stück Boden hat, bedenkt sich zehnmal, ehe er wandert. Das ist der Grund, weshalb die Gebiete mit französischem Erbrecht weniger Auswanderungsgebiete sind, als die Bauerngebiete mit Anerbenrecht, und diese wieder weniger als die Großgrundbesitzerflächen mit besitzlosen Landarbeitern. Bor allem der preußische Osten mit seinen Latifundien ist Auswanderungsland. Hier werden Kinder zahlreich geboren, aber sie bleiben nicht! Wozu sollen sie auch bleiben? Selbst wenn sie alt werden, sind und haben sie nichts! Sie an's Land zu fesseln, gibt es nur ein Mittel, ein großes, schweres, tiefgreifendes Mittel: Man mache den Boden in kleinen Stücken verkäuflich! Die Parole „das Land der Masse" hat eine ganz ungeheure Volk verhalt ende Kraft in sich. Land, Land, wer das hat, den lockt kein Asphalt und kein städtischer Tanzsaal zum , dauernden Leben in Berlin oder Leipzig! Die Soldaten, welche Land besitzen, gehen wieder hinaus, die Dienst- : Mädchen, die Land haben, heiraten nach draußen, Landhunger ist eine der größten Triebkräfte im Menschenleben. Diese Triebkraft wird nicht ausgenutzt, weil unser Wirtschaftsrecht fürUnteilbarkeit gerade der großen Güter eintritt. Die Fideikommisse sind das direkte Gegenteil eiwer gesunden Wirtschaftspolitik, ein Schaden, für den Nationalbestand im ganzen, Stätten für Kin- Lervertrcibung, der Unseßhastigkeit, Ausgangsorte für das Ueberquellen der Großstädte. Und Rittergüter, die zwar nicht Fideikommisse, aber doch in Wirklichkeit unteilbare Größen sind, haben dieselbe Wirkung. Das Abwandern ist die notwendige Folge des Großgütersystems. Vom alten Italien hieß es, daß es durch die Großgüter verdorben worden sei. Wir brauchen in keine Vergangenheit zu gehen, wenn wir dasselbe sehen wollen. Wo Großgüter sind, gedeiht kein Mittelstand, gedeiht keine seßhafte und wachsende Unterschicht. Hier bleiben die kleinen Städte ohne Belebung. Nirgends geht es dem ! Handwerker so schlecht, wie in den Rittergutsbezirken. Von wem soll er leben? Für die gnädige Herrschaft arbeitet er nicht fein genug und vom Landarbeiter läßt sich nichts verdienen. Und Untertänigkeit der Gesinnung lastet über einer Provinz, deren weiter Acker teils Schlösser, teils Katen trägt. Dort bleibt kein junges, l besitzloses Volk, man mag machen, was man will, dort bleiben die, die etwas haben, und die, die sonst nirgends weiter kommen können. Jedes folgende Jahrzehnt wird es immer deutlicher zeigen, daß alle Zölle oder sonsti-
Jalsche Arennde.
Roman von Elwin Starck. 21
Geißler räusperte sich. „Ich erhielt heute morgen einen Brief von Ihnen, Herr Kommerzienrat. Und da ich die Gründe nicht verstehe, die bei der Abfassung des Schreibens maßgebend gewesen sind, so bitte ich mir diese zu erklären."
Elsner nickte: „Wenn Sie wünsche», gewiß." Erschöpft zog er sich einen Stuhl heran und bat nun auch den jungen Mann, Platz zu nehmen.
„Die Gründe, die für mich maßgebend waren, und mit denen ich eigentlich Ihren Wünschen entgegenznkommen gedachte, sind in wenigen Worten erklärt," sagte er undsuhrsich mit der Hand über die leicht gerötete Stirn.
„Ich meinte ich.. ich..." Er setzte noch ei» paarmal zum Sprechen an, aber er bewegte nur die Lippen, ohne ein Wort zu bilden. Plötzlich sank der Oberkörper vornüber, ein Röcheln entrang sich der mühsam arbeitenden Brust.
Karl sprang auf. „Herr Kommerzienrat, sind Sie unwohl?" rief er. „Kann ich Ihnen in irgend einer Weise behilflich sein?"
„Wasser!" stöhnte dieser, „Wasser!"
Als Karl mit einem Glase Wasser zurückkehrte, war bei dem alten Herrn der Schwindelanfall vorübergegangen. ElSner netzte die Lippen und Karl, der das Glas hielt, fand, daß sein Chef entsetzlich alt und elend aussah.
Nach wenigen Minuten hatte der Kommerzienrat die Schwäche überwunden, er sprach ein paar entschuldigende Worte und kam dann auf Geißlers Anliegen zurück. Die Unterredung war kurz; sofort darauf verließ der junge Mann das Kontor und begab sich nach Hause.
* *
Der Rendant war ansgegangen, er hatte einen Ausflug in die Umgegend unternommen und ließ durch die Wirtin bestellen, daß er erst gegen Abend zurückkehren werde.
Karl war es lieb, so war er allein, konnte seine Gedanken sammeln und in Ruhe seine Entscheidung treffen.
Am Abend, nachdem die Fabrik ihre Tore geschlossen hatte, stellte sich Kleinau ein.
Geißler hörte, wie er auf dem Vorflnr mit der Wirtin sich in etwa» gewagten Scherzen erging.
Dann trat er ins Zimmer, eine Modeblnme, wie immer, im Knopfloch.
„Nun, Geißler ..
„Nun, Kleinau . . ."
„Wieder im Bau! Ich dachte eS mir. Warum habe ich Sie heute mittag nicht mehr zu sehen bekommen?" fragte Kleinau vorwurfsvoll.
„Sehr einfach, weil ich fortging," entgcgnete Geißler, den das lächelnde Gesicht des Besuchers nicht eben angenehm berührte.
„Und was ist aus Ihrer Geschichte geworden? Das wenigstens hätten Sie mir doch Mitteilen können!"
Geißler erhob sich und ging im Zimmer auf und ab. Sein Gesicht war blaß, und um die Angen zirkelten sich dunkle Schatten. „Ich habe die Kündigung des Kommerzienrats angenommen," sagte er. „ES ist besser, wir scheiden jetzt als später. Bis Mitte des nächsten Jahres hätte ich in der Stellung bleiben müssen, und dies hätte immerhin seine Schwierigkeiten gehabt, da Möller schon vorher auf meine Dienste reflektiert. Ich habe mit dem Kommerzienrat eine längere Aussprache gehabt, und ..
Er suchte nach Worten. „Da sind wir also zu diesem Entschluß gekommen," fügte er hinzu. „In den Papieren wird er übrigens bemerken, daß die Entlassung auf meinen Wunsch geschieht."
„Auf Ihren Wunsch, sieh, sieh, das wird er also doch tun I Und die unglückliche Zeitungsgeschichte? Hat er davon gesprochen?"
„Ja, und sie hat den Stein ins Rollen gebracht I" meinte Geißler. „In der Beziehung hatten Sie ganz recht, obgleich ich Ihnen nicht glauben wollte.
Sagen Sie, trauten Sie mir eigentlich zu, die Notiz inspiriert zu haben?"
Kleinau zuckte die Achseln. „Aber ich bitte Sie, lassen Sie sich über die Angelegenheit keine grauen Haare wachsen. Ist sie nicht glücklich genug abgelaufen? Warum sorgen Sie sich? Bei ElSner konnte Ihres Bleibens nicht mehr lange sein. Sie haben also erreicht, was Sie wollten: einen ehrenvollen Abschied."
„Einen ehrenvollen?" fragte Karl zweifelnd. „Sehen Sie, da bin ich meiner Sache doch nicht ganz sicher. Also, Kleinau, Sie glaubten wirklich, ich habe die Zeitungsnotiz veranlaßt?" setzte er nach einer kleinen Pause hinzu.
«Ganzunmöglich erschien es mir wenigsten» nicht," meinte
Kleinau. „Warum wollten Sie auch nicht zu Möller» Fahnen übergehen, da er Ihnen eine glänzendere Stellung bietet, als der Kommerzienrat? Jeder ist sich selbst der Nächste!"
Geißler biß die Zähne fest aufeinander. Der Ausspruch war ihm zwar auch geläufig, dennoch war er heute nicht damit einverstanden. Und als ihm Kleinau freundschaftlich Vorschlag, ihn in den „fideleu Keller" zu begleiten, hatte er darauf eine so unhöflich kurze Erwiderung, daß der Gast fühlte, es sei das beste sich zu empfehlen. Er ging und niemand nötigte ihn zum Bleiben.
Ein Stündchen spater, eS dämmerte bereits, kehrte der Rendant von seinem Ausflüge zurück. Er war in Waldau gewesen, hatte sich de» Platz angesehen, auf dem die Fabrik errichtet wurde, und staunte über die Großartigkeit der Anlagen.
„Haben sie Dir gefallen?" fragte Karl.
„Sehr gut, soweit ich sie eben beurteilen konnte," entgegnete der Rendant. „Ein Heer von Arbeitern hantierte auf dein Platze, wie in einem Ameisenhaufen kribbelte es durcheinander. Es war wirklich amüsant Gegen Mittag erschien eine kleine Gesellschaft, aus zwei Herren und zwei Damen bestehend, und der Leiter dieser wimmelnden Menschheit ließ es sich nicht nehmen, die Herrschaften unlher zn führen und, wie e» schien, oie nötigen Erklärungen zu geben."
Geißler horchte auf. „Wahrscheinlich war eS die Familie des Barons Wahlenburg," sagte er. „Hast Du Dich nicht nach dem Namen der Herrschaften erkundigt?"
Der Alte nickte. „Ja, ich fragte; der ältere Herr, wurde ich belehrt, sei der Besitzer von Waldau."
„Hast Du auch die Damen gesehen ?" wollte Karl wissen.
Der Rendant, der sich aufs Sofa gesetzt und eS sich bequem gemacht hatte, lächelte behaglich. „Jawohl mein Junge, und es zugleich bedauert, daß ich kein Jüngling mehr bin. Ein schöne», blondes Mädchen ist mir besonders ausgefallen. War sie die junge Dame, mit der Du die Begegnung im Park hattest?"
Der Sohn nickte: „Wenn Du Fräulein von Wahlenburg meinst, ja. so war sie es."
„Ich dachte es mir. Schade, Karl."
„Wieso schade, Vater?" 135,20
„Ich bedauere, daß sie nicht ans bürgerlichen, wMsagen.au» Kreisen stammt, die uns näher stehen." meinte der Rendant.