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Nr. 28. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 95. Jahrgang.

95. Jahrgang.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

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Erscheinungsweise: n mal wkichentl. Anzeigepreis: Die kleinfpnltige Zeile 30 Pfa. Rek'nmen I. Mk. kchlich der Anzeigcnannabme s Udr vormittags. Fernsprechers».

Mittwoch, den 1. Februar 1S2V.

Bezu gSprei«: I» der Stndt mir rrüqeriehn Mk. S.M vterteljLhrlich. PostbezugSprei«

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Ser »ttiiMe MinisWrWM

im Seschteii Eedie«.

(WTB.) Köln, 8. Febr. Im Rathaus fand heute vor» mittag ein Empfang der preußischen Minister statt. Der Oberbürgermeister sagte in seiner Begrüßungsansprache u. a., es gebiete der Gerechtigkeit zu sagen, daß die oberste briti­sche Verwaltung Verständnis und sogar ein teilnahmsvolles Mitgefühl für das Land gezeigt habe. Alle am Rhein kennten nur ein Ziel, nämlich «in großes, starke» und geachtetes, einiges und freies deutsches Vaterland. Darauf erklärte Minister­präsident Hirsch u. a.: Der Druck, der durch die Besetzung seelisch und auch wirtschaftlich auf diesem Lande lastet, wird von uns ebenso als gemeinsame schwere Not empfunden. Wir geloben, daß unsere Versuche zur Milderung der dem Rhein­land aufgezwungenen Verwaltungsmaßnahmen nicht erlahmen werden. Genau wie die Reichsregierung wird auch die preu­ßische Staatsregierung weiterhin Einspruch erheben gegen die Maßnahmen, die mit dem Friedensvertrag unvereinbar sind. Mir erwarten, daß das Gefübl der V-'ttorzusammcn- gehörigkett auch den Sieger auf die Ketten verzichten lasse'- wird, die er jetzt diesem Lande schmiede. Ein nicht Geringes wird hierzu der Geist des rheinischen Volkes selbst hinzutun. Nicht nachdrücklich genug kann die Staateregierung warnen vor allen jene« Versuchen, die Rbeinkande loszutrennen aus ihrer staatlichen Zugehörigkeit in der Hoffnung, dadurch Ziele zu erreichen, die letzten Endes doch nur durch die Trennung vom Reich verwirklicht werden könnten. Die uns erwach­sende Gefahr wollen wir gemeinsam mit ihnen bannen. So­weit allein staatspolitische Erörterungen milspielen, bedarf es einer besonders klaren Aussprache. Es ist nicht richtig, daß das Bedürfnis nach staatlicher Umformung am Rhein begrün­deter wäre als irgendwo sonst. A.ndercrieits kann darüber kein Zweifel bestehen, daß die staatliche Umformung, wo sie im werdenden Staatsrccht des ganzen Deutschen Reiches sich zu gestalten beginnt^ nie den Versuch machen darf, den Ländern dasjenige an kultureller Eigenart zu nehmen, das sie mit Recht für sich fordern dürfen. Das gilt für jeden deutschen Gau gleichmäßig. Das gilt gleichmäßig für das.gesamte preußische Volk. Wenn Sie sich das dunkle Los- breiter Schichten des Volkes lm Krieg und nach der Niederlage vergegenwärtigen, so werden Sie eher geneigt sein, manchen Ueberschwang dieser Schichten bet ihrem Streben zum Ausstieg milder zu beurteilen. Glauben Sie dem werktätigen Volk, daß sein Streben nach Mitbestimmung nicht verantwortungslosem Machthunger ent­springt. sondern daß es sich seiner Vfticht der Mitverantwor­tung voll bewußt ist Ein freies Volk in einem freien Lande zu sein, die'em Gedanken bei unserm ersten Zusammentreffen Im Namen der preußischen Etaatsregierung Ausdruck zu ver­leihen. ist mir Herzensbedürfnis. Finanzminister Eüde- kum besnro^ ^>e Hilfeleistung für die durch das Hochwaller G-'kmädlgten Für unserer' Zukunft Hoffnung, für die Kinder, müsse sofort gesorgt werden. Um den Kindern namentlich ärmerer Leute dim Landaufenthalt zu ermöglichen, überreichte der Minister als Beihilfe der Staatsregierung dem Ober- kmraermeister die Anweisung auf IWOVll -4k.

Zur Meren Lüfte.

Nebergabe der Liste d?rSchuldigen".

Paris. 4 Febr. (Havas) Das Sekretariat der Friedenskon­ferenz ließ Freiherrn v. LerSner dl- Liste der Schuldigen zugehen.

Die Entente nnd die Nnslieferungsforderung an Holland.

* Berlin, 8. Febr. Wie der Pariser Korrespondent der BaselerRat -Ztg." drahtet, steht Frankreich mit seiner For­derung, dem deutschen Exkaiser den Prozeß z« machen, ganz allein. Niemand in den übrigen Ententelöndern wolle das etwas brenzlige Odium dieses Prozesses auf sich nehmen Auf der Boll-5-sterkonserenz in Paris habe der i 1 a l i e n i.s ch e Botschafter nunmehr erklärt, er habe die Antwort der hollän- dilchen Regierung sorgfältig geprüft und es sei ihm nicht mög­lich, irgend welche juristische Einwände gegen die holländischen Ausführungen aufzubringen. Der japanische Botschafter schloß sich dielen Ausführungen mit der Erklärung an, die erste Note an .öwg^d sei ohne sein Wissen erfolgt und er r-r- zicbte auf eine Mitwirkung bei der bevorstc« enden zweiten Note. Der englische Botschafter schützte das Ausbleiben von Instruktionen aus England vor und der amerikani­sche Botschafter versteckte sich hinter die Nichtratifikation.

Amerikanische Stimmen zur Auslieferungssrage.

* Paris, 3. Febr.Chicago Trib." beschäftigt sich mit der Frage der Auslieferung. Baron v. Lersner habe am Sams­tag Jules Cambon und dem englischen und italienischen Bot­schafter auseinandergesetzt, daß es nicht wahr sei, daß Deutsch­land einige einflußreiche Offiziere von hohem Rang befreien wolle und daß es die Absicht hätte, niedere Offiziere oder andere auszuliesern. Er habe betont, daß die verschiedenen Noten den alliierten und assoziierten Mächte nicht das Recht streitig machen wollten, auf der Auslieferung der Beschuldig­ten. die der Friedensvertrag von Versailles, vorsehe, zu be­stehen. Er habe aber betont, daß die Roten ein« Warnung seitens de, deutschen Regierung enthielten, weil die öffent­liche Meinung in Deutschland der Auslieferung feindlich gegenüberstehe, und daß es der Regierung physisch unmöglich sei, st« auszuführen.New Port Herold" sagt, es sei be­kannt, daß in gewissen englischen Kreisen eine starke Tendenz bestehe, Deutschland von der Verpflichtung zu entbinden, einige Persönlichkeiten auszuliefern, deren Verhaftung poli­tische Unruhen hervorrulen könnte Aber selbst, wenn Eng land sich entschließen sollte, auf seinen Auslteferungsanspruch auf viele von diesen zu verzichten, würde der französische An­spruch in seiner Wirkung weitreichend sein.

Do« der Dolschafterkonferenz.

(WTB.) Paris, 3. Febr. Die Botichaiterkonferenz unter dem Dorsttz von Jules Cambon genehmigte heute den Text der Note, die heute nachmittag dem Vorsitzenden der dcut scheu Friedenskonferenz, Freiherrn v. Lersner, mit der Liste der Personen, deren Auslieferung verlangt wird über reicht werden soll. Dis Konferenz beschäftigte sich alsdann mit dem Entwurf einer neuen Note an die Regierung der Niederlande in betreff der Auslieferung Kaiier Wilhelms. Die Nachrichten, die heute vormittag über den Inhalt dieser Note vcröffentsicht wurden, sollen nach demTemps" und dem Journal des Debats" nicht dem Inhalt der Note entsprechen. Es besteht vorerst (!) nicht die Absicht. Zwangsmaßnahme«, die bis zum Abbruch der diplomatisch,,, Beriehnngen mit chol land oder bis zur Seeblockade gehen, anmwenden. Trotzdem hat die Bostchafterkonferenz sich über den Text der Note nick" einigen können, da die Botschafter den Wunsch geäußert Haben, mit ihren Regierungen darüber in Verhandlungen ein­zutreten. In Kreisen, die der Botschafterkonserenz nahesteken. glaubt man. daß wohl erst gegen den IN Februar Beschluß über die Note gefaßt werden wird. Schlicß'ich erstattete General Ni essel Bericht über seine Mission !m Bastenlande. Seine Mitteilungen haben gewisse politische Fragen aufge­worfen, die dem Ausschuß für baltische Angelegenheiten mit­geteilt werden sollen. Die Botschafterkonserenz wird ihre nächste Sitzung am kommenden Freitag abyatten.

D!e Schweiz und der Völkerbund.

* Bern, 3. Febr. In den eidgenössischen Räten gab Bun- desrat Malta die Stellungnahme des Bundesrats in der Dölkerbundsfrage bekannt, die keine neuen Tatsachen bekannt geben, aber die bisher erfolgten und zukünftigen Richtlinien erkennen lassen will. Mährend in der Frage der Beitrttts- srist scheinbar gegenüberstehende und noch auszuglcichende Met nungen vorliegen, handle es sich bei der Neuiraliiätsfrage um Einzelheiten, die in aller Deutlichkeit festgelegt werden müßten. Eine Volksabstimmung bedürfe langer, inten stver Vorbereitungen und klarer Fragestellung. Die Schweiz könne militäri'ch an keinem Krieg teiknehmen, auch nicht an einem durch Artikel 16 des Völkerbundsvertrages vorgesehe­nen Krieg. Die Schweiz sei unverletzlich, könne weder den Durchzug, noch irgend welche Vorbereitungen militärischer Unternehmungen aus ihrem Boden dulden. Ungewißheit über den Sinn oder die Tragweite der schweizer militärischen Neu­tralität dürften nicht bestehen. Die Verhandlungen in Lon­don werden über das künftige Schicksal, die internationale Lage und die Stellung der Schweiz in der Welt entscheiden, wobei sich die Schweiz auf ihre gerechte Sache stützen werde. Es könne' niemand gleichgültig sein, ob der Weg zum Völkerbund für die Schweiz offen sei oder nicht, besonders nicht für die­jenigen, die an die internationale Rechtsbildung große Hoff­nungen knüpften. Die Erklärung fordert die Stande auf, sick- vorläufig jeder Diskussion dieser Frage zu enthalten. So­lange die Vereinigten Staaten ihren Beitritt zum Völkerbund noch nicht vollzogen hätten, würde der Bundesrat den Beitritt der Schweiz nicht ohne Zustimmung der Stände vollziehen.

Verschuldung Vorarlbergs an die Schwerz.

Wien, 3. Febr. In einer Zuschrift an Staaiskanzler Dr. Nen­ner Hot der Vorarlberger Abgeordnete Hermann, wie die .Arbeiter­zeitung" meldet, seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, daß in den Grenzgemcinden Vorarlbergs ein großer Teil der Anwesen und deS Realbefltzes durch den Grenzverkehr mit der Schweiz mit Franken­schulden belastet ist. Infolge des gezenwärtigen Sinr-es des Kro- nenkurscs kündigten die Schweizer Gläubiger, darunter viele G-'d- institute. den Vorarlberger Schuldnern die Hypotheken. Durch die Kursdifferenzen würden ganze Gemeinden vom Zusammenbruch be­droht. Abg. Hermann ersucht den Staatskanzler, Im Einvernehmen mit der schweizerischen Bundesregierung dahin zu wirken, daß ge­richtlich» Beitreibungen eingestellt werden. Der Stastsftk'"'ö hat mitgeteist, daß er sofort Schritte bei der schweizerischen V. ^ 8- regierung unternehmen lassen würde. Auf diese Weise soll viel­leicht versucht iverdcn, die Vorarlberger Sache im Sinne der Schweiz zu lösen.

Die nordischen Staaten und der Völkerbund.

Christian!«, 4. Febr. Die Mnisterpräsidenien und Minister des Aeußern von Schweden und Dänemark sind am 30 Januar in Christiania (Norwegen) eingetroisen. Die Verhandlungen haben bereits am Tage der Ankunft begonnen; sie beziehen sich auf den Völkerbund.

Deutsche Kohlen nach Frankreich.

Am 21. Januar fand in Brüssel eine Besprechung der belgi­schen nnd französischer Abgesandten über dce Beiördl'nng der deutschen Brennstos-e statt. Frankreich diückie dxn Wumch aus. sich so viel wie möglich der belgischen Halen. Kanäle und Eisenbahnen zu bedienen, um aus diese Weise eine möglichst große Menge rasch nnd" sicher zu erstatten und gleichzeitig Bel­gien die versprochenen Kohlen schnellstens liefern zu können. Nach dem Friedensvertrag erhält Frankreich jährlich 20 Mil­lionen Tonnen, wovon es 8 Millionen Tonnen an Belgien abzutreten hat. Vollständige Einigung wurde in der Frage des Versands erzielt: Ein großer Teil der Kohlen, der ur­sprünglich Lbr Rotterdam gehen sollte, wird jetzt Lhcr Ant­werpen und Gent gebettet und von dort mit d-r und durch Schiffe ins Innere geschasst. Eine wettere große Menge geht durch den Maaskana! nach Givet, nm van dort nach dem Moortbe- und Molelbo^en belördort zu werden.

Eine Ohrfeige siir Belgien.

* Paris, 4. Febr Nock, eine» Melduna derCb Trib"

hat die belgische Regierung den W>"-lch ai-o-ggspro-l-on d->ß ihr Botschafter in Paris zu den Boischaftertonserenzen zugemgen werde. Die Botschafterkonlerenz hat beschlossen, vielem Wun­sche statt,zugeben für die Konferenzen, in denen Anoeke"««- heiten besprochen werden, die interessieren

Druck» auf die Süd'lanen.

(WTB ) Paris, 2. Febr.Jniraosigeanl" schreibt, Frank­reich und England hätten in Belgrad willen lassen, daß sie sich angesickfts der Nichtannahme der Komproniißvor ästige über die Adriasrage durch Serbien nunmehr an den Ver- irag von London halten würden. (Der Vertrag non London ober stedt no-' g-öü-re Zugeständnisse an ^>o ttto- liener vor.)

Der Friedensvertraa zwischen

Esthland nnd den Bolschewismen.

Tornat, 4 Febr. Ter zwilchen Esthland und Rußland obae- schlossene Friedensvertrag umfaßt 60 Folioftiien und ist in estynnchcr »nd rusillkber Sprache oba'staßt. Er enthält AI Artk-l T r -lus­tausch der Rattsikationsurkvnden wttd be b »ö stichst in Mo-lau er­folgen. Der Vertrag tritt mit dem Tage in K^aft. wo die vei.rag- schlicßcndcn Teile die Ratis.kativnsakte austauichen. Der Peilrag enthält u. a. die nachfolgenden interessanten Bestimmungen: Verzicht ans jedwede Kriegsentschädigung und Aufhebung der Zölle und Transitgebühren.

Kerenski über die englische BaMK

gegenüber Surfzlnnd.

* Amsterdam, 3. Febr. In einer Unterredung mil einem Berichterstatter desManch. Guardian" erklärte Kerenski, die britische Politik gegenüber Rußland werde von imperiali­stischen und wirtschaftlichen Beweggründe» gettttst sttt britische Regierung habe die Politik von Brest Lftowsl ' r> ge etzt. D"r Kaukasus sei tatsächlich ein britisches Brote?!-r-ft. Baku und Datum seien in den Händen der En-ständcr Das Naphta von Aserbeidjchan, dessen Rußland durch tue Blockade