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mit Erzähler vom Hchwarzwald.
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Celeron Nr. 4l.
Amtsblatt für die Ltadt lvildbad.
verkündigungsblatt
der Kg!. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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Dk. 165.
Per bayrische Hronfolger über Aeichspotttik
Nach dem deutschen Kaiser ist Prinz Ludwig von Bayern derjenige deutsche Fürst, dessen Reden die stärkste Beachtung finden. Der Prinz ist nicht n»r ein hervorragender Landwirt, und in allen wirtschaftlichen Fragen wohlbewandert, sondern auch ein eifriger Förderer des Reichsgedankens, was er bei vielen Gelegenheiten schon bewiesen hat.
Nun hat der Prinz am Sonntag beim deutschen Bundesschießen in München eine bedeutsame Rede gehalten, die wir dem Hauptinhalt nach bereits veröffentlichten. Das offiziöse Telegraphenbureau verbreitet nun die ganze Rede. Es ergibt sich daraus, daß Prinz Ludwig neben dein Appell an die Oesterreiche r auch an die Reichsdeutschen Worte richtete, »die weitgehende Beachtung verdienen. Dieser Teil dor Rede hat folgenden Wortlaut:
„Ich habe von den Deutschen gesprochen, die nicht im engeren Verband mit uns sind. Ich will nun einige Worte und zwar die Schlußworte an Sie richten, die aus dem Deutschen Reiche sind. Ich habe den Lesterreichern zugerufen: seid einig! Ich rufe das den Reichsdeutschen anch zu. Wenn man die deutsche Geschichte kennt, so fallen einem unwillkürlich die Worte ein, die in der Befreiungshalle bei Kel- heim angeschrieben stehen, die König Ludwig I. 50 Jahre nach der Schlacht von Leipzig eröffnet hat. Die heißen: Mögen die Deutschen nie vergessen, was die Befreiungskriege notwenig gemacht und wodurch sie ge siegt haben. Notwendig hat sie die Uneinigkeit der deutschen Fürsten und Völker, und ich möchte Eines dazusetzen, nicht am wenigstens das Streben der jeweiligen Kaiser, gleichviel, welchem Hanse sie angehört haben, denn es haben viele Kaiser das alte Reich regiert, ihre Hausmacht zu ihren Gunsten und zum Nachteil ihrer Mitfürsten zu stärken. Tie Folge davon war mehr oder weniger die Anlehnung ans Ausland und die weitere Folge die Schwächung, die Zerreißung des Reiches, bis endlich vor 100 Jahren es verschwand. Gottsei Dank sind wir im ne'ue n Deutschen Reiche in dieser Richtung in viel bes seren Bev hält nisten. Fürsten und Volk stehen zusammen und die einzelnen Staaten stehen nicht gegen einander, sondern miteinander und es wird eine der schwersten, aber auch der wichtigsten Aufgaben sein, die Interessen der einzelnen S tasten miteinander a u s zu g lei ch en. Ich mache da insbesondere aufmerksam auf die nicht ganz gleich gelegenen Berkehrsinteressen dieser Staaten. Man darf nicht zu Gunsten des einen den andern schädigen, sonst
Hefahrvo§e Wege.
Roman von Ewald August König. 41
Er brauchte nur ihre Pläne ihrem Gatten mitzuteilcn, so waren sie schon unausführbar und sie sah sich gezwungen, Schloß Raveubecg als entlarvte und gedemutigte Betrügerin wieder zu verlassen.
Sie knirschte mit den Zähnen, als sie an diese Möglichkeit dachte. Wie konnte sie diese Schmach verhüten? Wie es möglich machen, daß sie das verlockende Ziel mit Sicherheit erreichte? Sie fand auf dieie Frage nur die eine Antwort, daß sie an dem Bündnis mit Wallendvrf festhalten müsse. Ohne ihn erreichte sie mchiS, mit seiner Hilfe vielleicht alles.
Er verlangte von ihr nichts weiter als die Entführung Veras, »m dem Baron Bedingungen vorschreiben zu können.
Wenn «r diesen Zweck erreicht hatte, so konnte es ihm gleich- vültig sein, ob Baron Rüdiger fortan einsam durch das Leben wanderte, oder ob er eine nene Ehe schloß, und nicht das allein, es mußte ihm gewissermaßen zur Genngtnnng gereichen, wenn der Baron in dieser zweiten Ehe unglücklich wurde.
Nn» wohl, sie konnte ja auch ihre Bedingungen stellen. Sie sollte an dem Bündnis festhalten, dafür mußte Wallendvrf jedoch ihren Gatten sür immer beseitigen und auch später alles vermeiden, was ihre Pläne durchkreuzen konnte. Er mußte ihr Sckvbc», ihr Geheimnis aufs strengste zu wahren, und ihr, wenn me Verhältnisse dies notwendig machten, die Papiere zu verschaffen, die sie zur Eheschließung bedurfte.
. Sie wollte ihm ihre Pläne klarlegen, erklärte er sich mit ilM» einverstanden, und versprach er ihr seine Hilfe, so war sie bereit, ihr Versprechen voll und ganz zu erfülle». Ihre Schwester fürchtete sie mcht; Therese kannte das Geheimnis ja nicht, sie Mochte es vermuten, aber Vermutungen beweisen nichts, zudem wagte auch Therese nicht, eine Anklage gegen ihre Schwester zu «heben.
Es war freilich ein schwierige» Unternehmen, das Kind zu «tführen und sich dabei von jedem Verdacht, von jedem Vorwurf rein zu halten.
Die Zofe mußte die ganze Schuld auf sich nehmen, Herta mirfte in keiner Weise in diese Angelegenheit verwickelt wer-
MltWoch, den 18 Juli
fallen wir zurück in die Zeiten, wie sie im alten Reiche waren.
Ein glänzendes Beispiel, wie man cs machen soll, das bieten uns einerseits Se. kgl. Hoheit der Prinz- Regent, der bald 20 Jahre Bayern regiert, er vergißt nicht, was er dem Reiche, dem Kaiser schuldig ist, er vergißt aber ganz gewiß nicht, was er seinem eigenen Lande schuldig ist und auf der andern Seite Se Majestät der Deutsche K a iser, der ja zugleich auch König von Preußen ist; er vergißt anch nicht, was er Preußen schuldig ist, aber als Kaiser ist er mehr wie irgend ein Angehöriger des Reiches verpflichtet, und er tut es, für das Allgemeine zu sorgen.
Es ist gewiß wertvoll, daß ein zukünftiger deutscher Fürst sich zu dem Satz bekennt, daß die Haus- machtspolitik der deutschen Kaiser das alte Reich zugrunde gerichtet hat. Dieser Feststellung fügte der Prinz gleichzeitig eine Mahnung sür die Zukunft hinzu, die sich aber wohl weniger an die Fürsten als an gewisse par- tikularistische Kreise jenseits des Main richtet. Allerdings kann der Prinz auch noch in dem Land, das er zu regieren berufen ist, ein gutes Stück Partikularismus antreffen. Jedenfalls wird Prinz Ludwig, wenn er einmal zur Regierung gelangt, ein wertvolles Gegengewicht gegen manche unverantwortliche norddeutsche Einflüsse bilden. Dieser Wittelsbacher wird schwerlich einmal die Rolle des stummen Zuschauers spielen.
Bayerische Eisenbahnsragen. Aus M ünchen
wird vom 16. gemeldet: Heute abend setzte der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer die Generaldiskussion über den Eisenbahnetat fort. Ter Liberale Dr. Goldschmit drückte sein Bedauern darüber ims, daß die Betriebsmittelgemeinschaft nicht zustande gekommen sei. Die Abgeordneten Frank (Z.), Timm (Soz.) und Dr. Heim (Z.) sprachen sich gegen die Bctriebsmittelgemeinschaft aus. Weiterhin wurde die Frage des elektrischen Betriebsder Staatseisenbahnen besprochen, eine Frage, nnt der sich seit längerer Zeit schon die bayerische Staatsbahnverwaltung beschäftigt. Ministerialdirektor Baron v. Schacky äußerte hiebei, daß die gesamten Kosten der Elektrisierung der Linien München—Garmisch und München—Lindau rund 41 Millionen Mark betragen würden; die Be triebskoften würden sich bei Einführung des elektrischen Betriebs von 6 auf 4 Millionen bei 50 Proz. Verkehrs- steigernng vermindern; die Fahrzeit von nach Garmisch würde sich um etwa 45 Minuten, diejenige nach Lindau um I- IH 2 Stunden verkürzen.
* * *
Sinnend blickte die schöne Fra» hinunter in de» Garten; sie sah den Baron mit seiner Tochter Hand in Hand an den farbenleuchtenden Blumenbeeten vorbeiwandern. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um Blumen zu pflücken, ans denen das Kind einen Kranz band, und einmal schien es ihr, als ob sein Blick zu den Fenster» hinanfschweifte, um sie zu suchen.
Sie hätte hinnntergehen und sich zu den beiden gesellen sollen, aber sie war augenblicklich nicht in der heiteren Stimmung, die der Baron sosehr an ihr liebte; sie konnte sich von den Plänen nicht trennen, mit denen ihre Gedanken sich beschäftigten.
Der Eintritt Minnas unterbrach ihren Gedankengang.
Forschend heftete der Blick Hertas sich auf das Antlitz der Zofe. „Was bringen Sie mir?" fragte sie.
„Einen Brief," antwortete Minna leise, indem sie in die Tasche griff, „er wurde soeben abgegeben."
Hastig griff Herta nach dem Schreiben; sie erkannte auf der Adresse die Handschrift Wallendorfs.
Der alte Herr wurde ungeduldig, er verlangte eine Unterredung, die am nächsten Tage in einem Hause statlfinden sollte, das er ihr genau bezeichnete. In diesem Hause befand sich das Geschäft einer Putzmacherin, es konnte also keinen Verdacht erregen, wem: Herta in dasselbe hineinging.
Wallendvrf erwartete sie dort zur bestimmten Stunde mit Sicherheit, er verlangte baldige Ausführung seines Plaues, den er durch ihre Lässigkeit bereits gefährdet glaubte.
Die Brauen Hertas hatten sich finster zusammengezogen, während sie den Brief las, und als sie nun aufblickend in das Antlitz der Zofe schaute, wurde es ihr sofort klar, daß Minna den Inhalt des Briefes kannte. „Wo ist Vera?" fragte sie mit scheinbarer Gleichgültigkeit.
„Im Garten," antwortete die Zofe, nähertretend, „der Herr Baron beschäftigt sich mit ihr. „Wollen Sie nicht sogleich den Brief vernichten, gnädige Frau?"
„Wissen Sie, wer ihn geschrieben hat?*
„Ich kenne die Handschrift."
„Auch den Inhalt?"
„Ich glaube ihn zu erraten."
„Sie stehen also noch immer mit der Baronin tn Verbindung?"
1906.
Born deutschen Bundesschietzen. Ans Anlaß des 15. deutschen Bundesschießens wurden Huldigungstelegramme an Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef abgesandt. Was die Beteiligung an dem Bnndesfchie- ßen betrifft, so find bis Montag mittag 3840 Schützenbücher gelöst worden, sodaß man sicher auf eine Beteiligung von 7000 aktiven Schützen rechnen kann. Dies wäre die höchste bisher bei einein Bnndes- fchießen verzeichnet Zahl.
Tsges-AHroniL.
Berlin, 16. Jvlt. Wie das Berliner Tagebl. hörtt finden auf der Militärbahn Berlin — Zossen Versuche mit Apparaten statt, die den Zweck haben, Zugs - entgletsungen infolge von Schienen- und Weichenve- fekten, Radreifen- und Achsenbrüchen u. s. «. zu verhindern. Dte E senbahndirektton hat eine Versuchsstrecke von etwa 2 Kilometer Länge zur Verfügung gestellt, auf der die zur Erprobung nötigen Verhältnisse künstlich hergestellt werden.
Berlin, 16. Juli. Dem Lok.-Anz. wird aus Parts telegraphiert: Die Exkaiserin Eugenie hat, nach einer Meldung des Petit Parisien, tn Ischl dem Kaiser Franz Joseph für das Wiener Staatsarchiv das Original eines von Kaiser Franz Joseph an Napoleon III. gerichteten Schreibens übergeben, in dem der österreichische Monarch eine Anfrage Napoleons über Oesterreichs Verhalten in einem allenfallsigen KriegeFrankreichsgegenPreußen beantwortete.
Berlin, 16. Juli. Im französischen Heere ist probeweise ein neues Dienstreglement eingeführt worden. Dadurch soll nach einem Pariser Telegramm des Lokalanzeigers der Soldat vor Pslichtwid- rigkeiten seines unmittelbaren Vorgesetzten geschützt werden. Der Stubenarrest ist vollständig äbgeschafft; ferner finden sich in dem Reglement Bestimmungen, die den Regimentschef erheblich entlasten, dagegen erhält der Hanptmann einen erweiterten Wirkungskreis bei größerer Verantwortlichkeit.
Kiel, 16. Jult. Die aktive Schlachtflotte ist heute Vormittag zu ihrer diesjährigen Uebungsreise, die sich nach den norwegischen Gewässern führt, ausgelaufen. Das zweite Geschwader fährt um Slagen, während das erste Geschwader und das Gros der Aufklärungs- schiffe sowie die Schul- und Torpedobootsflotille durch den Kaiser Wilhelm-Kanal gegangen sind.
Leipzig, 16. Juli. Im Reichstagsw aylkreis Döbeln, der durch den Tod des seitherigen sozialdemokratischen Vertreters Grünberg erledigt ist, soll als gemeinsamer Kandidat der Liberalen (!) der frühere Vertreter Leipzigs im Reichstag, Professor Dr. Ernst Hasse- Leipzig aufgestellt werden.
„Nein, aber die gnädige Frau wissen ja, weshalb ich hier zurückgeblieben bin?"
„Und Sie sind entschlossen, das auszuführen, was Sie ver- sprachen?" fragte Herta, der Zofe festins Auge schauend.
„Ich war es und bin es auch heute noch, aber unter gewissen Umständen könnte ich meinen Entschluß ändern," erwi- derte Mimw mit einem vielsagenden Lächeln. „Gnädige Frau werden ja anch stets das eigene Interesse in den Vordergrund stellen!"
„Bitte, lassen Sie mich ganz ans dem Spiele," sagte Herta.
„Was hier auch geschehen mag; auf mich darf nicht der Ver- dacht fallen, daß ich dabei beteiligt gewesen sei, verstehen Sie das?"
„Vollkommen!"
„Was ich nicht verhindern kann, das muß ich geschehen lasten. Sollten Sie eines Tages einen Spaziergang machen, von dem Sie nicht zurückkehren, so darf mich im schlimmsten Falle nur der Vorwurf treffen, daß ich Ihnen gegen das Verbot des Herrn Barocks erlaubt habe, das Kind ans diesem Spaziergange mitzunehmen. Sie haben dann das Vertrauen, das ich in Sie gesetzt habe, mißbraucht, und ich bin die Betrogene, wollen Sie das nicht vergessen?"
„Ich werde mich daran erinnern," antwortete Minna. „Sis denken also im Schlöffe zu bleiben?"
„So lange dies i» meinem Interesse liegt, allerdings?"
„Und dann?"
„Was kümmert es Sie?"
„Nichts," sagte die Zofe mit einem ironischen Achselzucken, „ich möchte nur die gnädige Frau vor Hoffnungen warnen, di« niemals Erfüllung finden können. Der Herr Baron wird nicht wieder heiraten, er denkt noch immer an seine erste Liebe."
„Sie werden unverschämt, Minna," zürnte die schöne Frau^ „kümmern Sie sich nicht um meine Angelegenheiten!"
„Wie Sie befehlen!" erwiderte Minna, ihren gewohnten, schnippischen Ton anschlagend. „Sie werden spätererfahren, daß meine Warnung gut gemeint war. Auf die Freundlichkeit des Herrn Baron darf man keine Luftschlösser bauen . . ."
„Genug!" unterbrach Herta sie befehlend. „Vergessen Si» nicht, was ich Ihnen gesagt habe." 125.20