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mit Erzähler vom Ächwarzwald.
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keleton Nr. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Agl. Korstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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ZSeöet und der KeneralstrelL.
Ueber einen Generalstreik in Deutschland bringen die Blätter verschiedene Mitteilungen, die auf die „Einigkeit", Organ der Gewerkschaften, zurückzufüh- ren sind. Danach soll der Abgeordnete Bebel bei einer Konferenz der Zeutralverbandsvorstände im Berliner Gewerkschaftshauft folgende Vorschläge gemacht haben:
1) Der Parteivorstand hat nicht die Absicht, den politischen Massenstreik zu propagieren, sondern wird, soweit es ihm möglich ist, einen solchen zu verhindern suchen. 2) Wenn dennoch ein solcher Streik ausbrechen sollte, so müßte derselbe von der Partei geführt werden und die Gewerkschaften hätten sich offiziell nicht daran, zu beteiligen. 3) Für den Fall eines solchen Streiks sollten die Gewerkschaften dieser Bewegung nicht in den Rücken fallen. 4) Ebenso dürfte die Gewerkschaftspresse in diesem Falle nicht gegen die Bewegung wirken. 5) Die Unterstützung der Streikenden und die Kosten für die Folgen eines solchen Streiks zu tragen, müsse Aufgabe der Partei sein. Die Mittel müßten unter Mitwirkung aller „Genossen", eventuell durch allgemeine Sammlungen aufgebracht werden. 6) Wenn Aussperrungen und Streiks als Folgen dieses Streiks Zurückbleiben sollten, so wäre zu empfehlen, daß die Gewerkschaften für die Unterstützung eintreten.
Die Vertreter der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften erklären nun:
Entweder ist dann die deutsche Arbeiterschaft auf dem Jenaer Parteitag schon getäuscht worden oder die Macht der Generalkommission, fußend auf dem Kölner Gewerkschaftskongreßbeschluß, betreffend den Massenstreik, ist so groß, daß nachträglich Parteibeschlüsse . illusorisch gemacht und die deutschen Arbeiter düpiert ' werden können. Unterzeichnete Organisationsletter erklären demgegenüber auf das nachdrücklichste, unbekümmert um jene geheimen Abmachungen, die Propaganda des General- resp. Massenstreiks, wie dies im Programm der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften niedergelegt ist, weiter eifrig zu betreiben, und halten es für ihre Pflicht, wie bisher, so auch ferner das Proletariat bei jeder Gelegenheit auf die Bedeutung jenes wirtschaftlichen Kampfmittels hinzuweisen.
Der Vertreter des Maurerverbandes, Silbersch mi dt-Berlin, berichtet darüber folgendes:
Bebel habe erklärt, in Deutschland lägen die Verhältnisse so und besonders in Preußen, daß eine glückliche Losung des politischen Massenstreiks nicht gut möglich sei- Es sei daher der
Gefahrvolle Wegs.
Noman von Ewald August König. 26
„Oder ist eS Dir bekannt, daß Dein Gatte für den plötzlichen Todesfall ein Testament gemacht hat?"
„Nein," erwiderte Emmy, betroffen anfblickend, „wie aber magst Du nur an die Möglichkeit dieses Falles denken?"
„Unmöglich ist nichts," sagte der alte Herr achselzuckend.
„Dein Gatte kann auf der Jagd verunglücken oder plötzlich am Schlage, und Dir wirst zugeben, daß dies für Dich die beste Lösung wäre."
„Auch dann, wenn die Scheidungsklage schon eingeleitet ist?" fragte die Baronin, deren Blick starr ans dein Antlitz des alten Herrn ruhte.
„Auch dann! So lange das Urteil nicht gesprochen ist, kann auch von einer endgültigen Entscheidung keine Rede sein, und nach dem Tode des Barons wäre niemand vorhanden, um den Prozeß in seinem Interesse weiterznführen"
„Aber würde dann nicht ein schlimmer Verdacht ans uns fallen?"
Onkel Heinrich warf einen scheuen Blick auf die Tür; er schien zu fürchten, daß ein Lauscher dahinter stehen könne, dann neigte er sich über den Tisch hinüber. „Der Möglichkeit eines solchen Verdachts muß man natürlich Vorbeugen," sagte er mit gedämpfter Stimme.
„Es wird noch lange nicht alles entdeckt, was vor dem Gesetz strafbar ist, und in dem schweren Kampfe um das Dasein soll man stets den Grundsatz befolgen, daß der Starke über den Schwachen hiuwegschreiten muß. Nach diesem Grundsätze wird nun auch Baron Rüdiger handeln, ich glaube seinen Plan schon ganz genau zu kennen. Er hatte seine erste Braut noch nicht ver- essen; zur Heirat mit Dir ist er gezwungen worden, und nun enutzt er die außerordentlich günstige Gelegenheit, um Dich ohne Entschädigung in die Welt hiuansznstoßen. Du hast ihn verlassen, also ruht die Schuld auf Dir allein, nicht nur das Gericht, auch die öffentliche Meinung wird auf Deines Mannes Seite fein, das unterliegt für mich nicht dem geringsten Zweifel. Und ist die Scheidung ausgesprochen, so wird bald nachher Fräulein von Jachmann Baronin von Ravenberg sein, Du aber . . ."
„Genug!" fiel Enuuy ihm zornig in die Rede, und die ver-
Samstag, dev 3Ü. Juni
Parteivorstand auch schon in der letzten Zeit allen derartigen Versuchen, einen Streik in Szene zu setzen, entgegen getreten, so in Sachsen, ebenso in Hamburg und Preußen, von wo bestimmte Vorschläge kamen, und insbesondere in Berlin. Es sei Auffassung eines Parteivorstandes, daß nach Möglichkeit der Inszenierung eines politischen Massenstreiks entgegen zu wirken sei. Sollte aber aus irgend einem Grunde plötzlich dennoch ein solcher Streik ausbrechen, oder nicht zu verhindern fein, dann setze er voraus, daß. sich die Gewerkschaften an einem solchen politischen Massenstreik offiziell nicht beteiligen, sondern daß es Sache der Partei bleibe, daß also die Partei den politischen Massenstreik zu führen habe; selbstverständlich dürften ihr die Gewerkschaftsgenossen nicht hindernd in den Weg treten, das heißt, es dürste nicht offiziell Stellung dagegen genommen werden, sondern die Genossen müßten, wie es die Taktik und die Disziplin erfordere, für die glückliche Durchführung eines solchen Streikes sorgen. Weiter setze er voraus, daß falls der Streik unvermeidlich sein sollte, aus Gründen, die aus den gegebenen Verhältnissen herauswachsen, auch die gewerkschaftliche Presse nicht entgegenwirkt. Später haben wir diese Frage klargestellt und gefragt, ob die Meinung vorhanden sei, daß die gewerkschaftliche Presse vor dem vielleicht ausbrechenden politischen Massenstreik ihre freie Ansicht nicht äußern dürfe. Es wurde geantwortet, daß sowohl die Gewerkschastspresse als auch die Parteipresse vollständig frei sein und lediglich aus Gründen der Disziplin im Augenblick des Ausbruchs und während des Kampfes nicht dagegen Stellung nehmen sollen. Weiter geht die Ansicht von Bebel dahin, daß, falls ein solcher Streik ausbricht, seine Unterstützung und seine Folgen lediglich Sache der Partei sein sollen.
Der „Vorwärts" ist über diese Veröffentlichung sehr entrüstet; er behauptet, die „Einigkeit" wolle Material gegen die eigenen Klassengenossen liefern. Sodann meint er, wenn Sitberschmidt wirklich so gesprochen, so habe er Bebe! im wesentlichen mißverstanden; für die Partei und ihren Vorstand sei nur das maßgebend, was die Parteitage beschließen; bezüglich des politischen' Massenstreiks bleibe es bis zu eventuell anderen Parteitagsbeschlüssen bei dem Beschlüsse von Jena.
Nachdem Dienstag Abend der soziald. Parteivorstand getagt hat, veröffentlicht nun üm „Vorwärts" Bebel eine gewundene Erklärung zu den „plumpen" Enthüllungen der „Einigkeit" über die Abmachung, die zwischen dem Parteivorstande und den gewerkschaftlichen Zentralverbänden in der Frage des Massenstreiks getroffen worden ist. Eine klare Ableugnung enthält die Erklärung nicht. Sie gibt zu, daß zwischen der Partei und den Gewerk
zehrende Glut des Hasses loderte wieder aus ihren Augen. „Was
Du da behauptest, wird nicht geschehen, wenn ich es verhindern kann."
„Es wird nicht geschehen, wenn Baron Rüdiger vor dem Urteilsspruch stirbt," flüsterte der alte Herr.
„Damit will ich nichts zu schaffen haben."
„Bah, sterben müssen wir alle einmal!" spottete Arnold, die Gläser seines Lorgnons abreibend; „ich würde wahrhaftig keine Träne um meinen liebenswürdigen Schwager weinen. Und Schloß Ravenberg ist auch kein Pappenstiel, es lohnt sich schon der Mühe, für diesen reichen Besitz etwas zu unternehmen."
„Was Ihr vorhabt, das ist..."
„Bitte, sprich es nicht aus," schnitt Onkel Heinrich der Baronin das Wort ab. „Wir können ja die Tinge ihren Gang gehen lassen ; was mich persönlich anbelangt, so bin ich unbesorgt, ich werde mich schon durchschlagen. Leider werde ich Dich und Arnold dann nicht unterstütze» können."
„Rüdiger will Euch die Mittel zur Auswanderung geben," spottete Emmh, deren Antlitz der Haß wieder verzerrte; „da wäre ja für Eure Zukunft gesorgt."
Die beiden Herren lachten hell ans, eS war ein höhnisches, boshaftes Lachen.
„Habe ich nun nicht recht, wenn ich meinen Schwager lie- benswürdig nenne ?" fragte Arnold mit schneidendem Hohn. „Wir werden ihm für diese Großmut danken müssen."
„Das habe ich schon in Eurem Namen getan," unterbrach die Baronin ihn, „aber Ihr werdet nun wohl auch zugeben, daß ich die Hand nicht aunehmen konnte, die er unter solchen Bedingungen mir bot."
„Lie Erfüllung dieser Bedingung hing ja nicht von Dir, sondern von unserem Willen ab," erwiderte Onkel Heinrich achselzuckend.
„Wir müssen nun einen Entschluß fassen, Emmy ; bist Du mit den Plänen, die ich entworfen habe, einverstanden?"
„Soweit sie nur das Kind betreffen, ja."
„Gut, das weitere wird sich spater finden," fuhr deralteHerr fort, der sich erhoben hatte und nun langsam auf- und nieder- wunderte.
„In Ravensberg hast Du zwei Personen, die Dir ergeben sind, Minna und den Kutscher; ihnen stehen der Verwalter und
1806.
schäften über die Taktik im Falle eines Massenstreiks eine Verständigung erzielt worden ist, behauptet aber, daß die von der „Einigkeit" wiedergegebenen Mitteilungen Silberschmidts über die Abmachungen „voll von Mißverständnissen", und daß die von Bebel gemachten sechs Vorschläge, die Silberschmidt dem Sinne nach wiedergegeben haben solle, „stark entstellt" seien. Daß Silberschmidt die sechs Vorschläge in der von der Einigkeit mitgeteilten Weise wiedergegeben hat, ist also richtig, und wer Sitberschmidt kennt, weiß, daß er nicht der Mann ist, um eine so einfache Sache „mißzuverstehen". Nach der Bebelschen Erklärung kann man als feststehend annehmen, daß die Mitteilungen der „Einigkeit" in allem daß er sich mit seiner Haltung in Jena und der dort Wesentlichen zutreffend sind. Natürlich versichert Bebel, beschlossenen Resolution nicht in Widerspruch gesetzt habe.
Asndscha«.
Englische Liebenswürdigkeiten. Ein bemerkenswerter Zwischenfall, der sich während des Aufenthaltes des Kaisers in Kiel ereignete, verdient bekannt zu werden. Die M. N. N. erfahren darüber folgendes: Vor etwa 14 Tagen passierte durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal aus der Nordsee kommend die englische Jacht „T nche n- tereß" mit dem Herzog und der Herzogin von Con- naught an Bord, auf der Durchfahrt nach der Ostsee das Gebiet des Reichskriegshafens. Obwohl keinerlei offizielle Mitteilung erfolgt war, salutierte das im Hafen ankernde Wachtschiff „Mars", durch Funkenspruch von dem Passieren der Herzogsjacht — es war Abends spät und dunkel — benachrichtigt, die „Enchentereß" mit der üblichen Anzahl Schüsse. Vor einigen Tagen nun kehrte das herzogliche Paar an Bord seiner Jacht von seiner mehrtägigen Kreuzfahrt von der Ostsee zurück und fuhr, obwohl der Kaiser an Bord seiner Jacht „Hamburg" im Hafen weilte, ohne Gruß oder Meldung in die Hollerwies-Schleuse ein. Bei der herrschenden Dunkelheit glaubte der Herzog von Connaught unbemerkt in den Kanal gelangen zu können. Nun war aber der Monarch von dem die äußere Kieler Bucht flankierenden Leuchttnrm vom Belt mittels Funkspruches von dem Herannahen der „Enchentereß" benachrichtigt worden; als der Herzog von Connaught, ohne von der Anwesenheit des Kaisers im Hafen Notiz zu nehmen, geradewegs in die Schleusenkammer einfuhr, ließ der Kaiser sich schleunigst an Bord seines flinken Depeschenbootes „Sleipner" übersetzen und stieg in dem Moment am Fallreep der „Enchentereß" hoch, als diese in den Kanal einpassieren wollte. Der unverhoffte Besuch des Monarchen soll dem Herzogspaar nicht sonderlich angenehm gewesen sein, umsoweniger, als der Kaiser dem Herzog dessen Zweck in jüngerer Unterredung deut-
der Kammerdiener gegenüber, und diese beiden sind für Deinen
Gatten vorzügliche Spione und Wächter. Der Versuch, das Kind zu entführen, darf nicht scheitern."
„Das weiß Minna bereits, ich habe eS ihr gesagt," fiel ihm Emmy in die Rede; „sie wird geduldig warten, bis eine Gelegenheit sich bietet, die den Erfolg sicherstellt."
„Damit allein dürfen wir uns nicht begnügen; daS Mäd- chen hat im gegebenen Augenblick wahrscheinlich nicht den Mut, das immerhin gefährliche Wagnis ansznführen, zumal es sich von allen Seiten beobachtet weiß. Es ist wohl mit Sicherheit anznnehmen, daß der Baron nun eine Person engagieren wird, die Dich bei seiner Tochter ersetzen kann. Ich habe Dir früher schon geraten, Dich nach einer Gouvernante umzuschauen. Du wolltest das nicht, Dein Gatte wird eS jetzt voraussichtlich tun, und wenn diese Person feindselige Gesinnungen gegen uns hegt, so erreichen wir unserenZweck ganz gewiß nicht. Sie wird Deine Zofe sofort durchschauen und entlassen, sie wird das Kind mit Argusaugen hüten und den Baron auf jede Gefahr aufmerksam machen."
„So lange die Gouvernante noch nicht engagiert ist, brauchen wir uns ihretwegen auch nicht zu beunruhigen," warf Emmy spöttisch ein.
„Und da meinst Du, wir könnten geduldig warten, bis sie ihren Einzug in Ravensberg gehalten hat?" erwiderte er in demselben Tone. „Vorsicht ist besser als Nachsicht, mein Kind, und ich habe in Bezug auf diesen Punkt ineinen Plan schon fer- tig. Sobald ich mit Sicherheit weiß, daß Baron Rüdiger eine Gouvernante sucht, schicke ich ihm eine Dame, auf die ich mich verlassen kann; engagiert er sie, wie ich zuversichtlich hoffe, so haben wir das Spiel schon halb gewönne»."
„Und wer ist diese Dame?" fragte die Baronin.
„Herta von Weilen, eine junge,adelige Witwe."
„Mir völlig unbekannt."
„Sie wohnt noch nicht lange hier, sie war früher in England, und für die Jntrignen, die wir verfolgen, ist sie wie geschaffen. Sie hat tn der Schule ihres Mannes manches gelernt," fuhr der alte Herr fort, während er sinnend den Ranchwölkchen seiner Zigarre nachjchaute; „er war mit allen Hunden gehetzt, und ich weiß genug von ihm und auch von ihr, um sie zwingen zu können, meinem Befehl zu gehorchen." 12S.20