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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
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der Rgl. Forstämler wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit
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Die Erhöhung -es Ortsportos für Postkarten, Drucksachen, Geschästspapiere und Warenproben, die am 1. .Juli in Kraft tritt, zeitigt, wie das B. T. schreibt, noch ein weiteres höchst ergötzliches Kuriosum, aus das unseres Wissens bisher noch von keiner Seite aufmerksam gemacht worden ist. Wahrend nämlich das Porto für Briefe im Orts- und Nachbarortsverkehr auch fernerhin bis zum Gewicht von 250 Gramm unverändert 5 Pfennig bleibt, beträgt für Drucksachen das Porto bei einem Gewicht von 50 bis 100 Gramm 5 Pfennig, bei einem Gewicht von 100'bis 250 Gramm aber sogar 10 Pfennig, und ebenso ist für Geschäftspapiere und Warenprobe.'.v..bis 250 Gramm einschließlich das Porto
1^0 Pfennig festgesetzt. Mit anderen Worten: vom 1. Juli ab sind im Ortsverkehr Drucksachen usw. teurer als Briefe. Die Folge wird natürlich sein, daß von nun ab jeder Kaufmann und Gewerbetreibende im Ortsverkehr seine Drucksachen, Zeitungen, Geschäftspapiere und Warenproben, soweit sie nicht über 250 Gramm wiegen, als Brief versendet. Eine günstigere Gelegenheit, der wohlweisen Reichspost Schnippchen zu schlagen, kann man sich ja gar nicht denken.
* * *
Der große General. General v. Trotha, der frühere Kommandierende in Südwestafrika, hat auf einem Abschiedsfeste, das ihm die Herren der Kolonialabteilung unter dem Vorsitze des Erbprinzen zu Hohenlohe gaben, eine Rede gehalten,: die bemerkenswert ist, weil er darin die südwest afrikanischen Kämpfe nur als Teile eines großen Rassenkampfes auffaßt, dessen Ziel die vollständige Unterwerfung oder auch teilweise Vernichtung der schwarzen Rasse sein müsse. Der General hat, dem „Deutschen Boten" zufolge, gesagt:
Die Geschichte wird sprechen, ob ich das Richtige traf. Die Geschichte wird vielleicht einmal auch ohne Indiskretionen meine Berichte vom Jahre 1897 . und die der tetztverflossenen Jahre zur Veröffentlichung bringen und es beweisen, daß ich fast alles so vorausgesagt, wie es gekommen und wahrscheinlich auch noch kommen wird. Die Geschichte wird darüber ihr Urteil fällen, ob ich grundlos der grausame Kriegsführer war, und ob dieser Krieg auf andere Weise endgültig zu beendigen ist.
Es ist und bleibt ein Rassenkampf, an dem alle Völker der Ede interessiert sind, die das schwarze Erbe wirtschaftlich anzutreten bereit sind. Vor Beendigung dieses Krieges die Pflugschar anzulegen, ist vergebliches Bemühen. Das lehrt uns das Studium der Kolonialgeschichte aller Völker. Die 50 Jahre, die diesem
HefaHrvoKe Wege.
Nomau von Ewald August König. 24
„Willst Du auch immer folgsam sein, Vera?"
^Jauner, Pava!"
„So merke Dir, Du darfst nicht ausgehen ohne mich, und wenn Dir von Mama etwas erzählt wird, so mußt Du es mir Mitteilen. Hast Du das verstanden?"
Die großen Augen des Kindes ruhten verständnisvoll auf seinem Antlitz. „Ich werde Dir gehorchen, Papa. Minna bleibt doch bei mir?"
„Hast Du Minna gern?"
„Sehr gern, sie hat mich immer in den Arm genommen und geküßt, wenn Mama mit mir zankte."
Ein leises Pochen an der Tür brach die Unterredung«- und im nächsten Augenblick trat Gottfried ein.
Baron Rüdiger befahl ihm durch einen Wink, zu schweigen, bann wandte er sich wieder zu dem Kinde. «Geh' nun in Dein Zimmer," sagte er leise in gütigem Tone; »nimm das Buch mit, ich komme nachher zu Dir."
Gehorsam entfernte sich das Kind; Gottfried-sfnete ihm die Tür und schloß sie hinter ihm wieder.
„Die gnädige Frau hat Schloß Ravenberg verlassen, Herr Baron," sagte er in einem Tone, der warme Teilnahme bekundete; „sie bezeichnete den: Kutscher ihr elterliches HauS als Ziel ihrer Fahrt."
Der Baron hatte die Hände auf den Rücken gelegt und seine ruhelose Wanderung wieder ausgenommen; derAnsdruck seines Gesichts war ernst und ruhig, er schien sich bereits in daS Unabänderliche gefunden zu haben. „Ich darf mich mit dem Be- wußtsein trösten, daß ich nichts getan habe, waS sie zu diesem unseligen Schritt zwingen konnte," erwiderte er. „Niemand wird mir's verdenken, daß ich ihre leichtsinnigen Verwandten nicht in meinem Hause dulden will. Es ist kein Geheimnis daraus zu machen, Gottfried, Sie dürfen jedem die Wahrheit sagen, der die Ursachen dieses Bruches erfahren will. Indessen glaube ich nicht, daß nun auch alle Verbindungen meiner Gattin mit diesem Hause abgebrochen sind, vielmehr vermute ich, daß die Herren Wallendorf weiter gegen mich intrignieren und namentlich versuchen werden, sich meines Kindes zu bemächtigen, um alsdann einen Druck auf mich zu üben."
Donnerstag, den 28 . Juni
Rassenkampf vorausgingen, waren nur das Präludium, das das schwarze Volk brauchte, um sich der Wirklichkeit bewußt zu werden. Ueber die Berechtigung dieser Wirklichkeit nach der einen ader anderen Seite zu politisieren oder zu polemisieren, ist ein eitles Unterfangen. Die Entwicklung der Erde und ihrer Staatenbildung wird weiter vor sich gehen und das eiserne Rad der Zeit wird die Redner und Bolkstribunen mit ihren Parteiinteressen zermalmen. Solche Jahre aber, wie die verflossenen 1904 und 1905, durchlebt unter Hunger und Gefahr, triefend von.Schweiß und Blut, schaffen neuen Kitt zwischen den Mitarbeitern, der nicht mehr bricht, und der auch allen Animositäten gegenüber standhält. So fühle ich mich mit ihnen verkittet und verbunden. Ihr Glück ist mein Glück, Ihre Zukunft ist die meine. Ich leere mein Glas auf Deutschlands Kolonien, deren Leiter und auf seine Truppen.
General von Trotha wird sich mit den hier aufgestellten Theorien, wie schon öfter, wieder einmal auf dem Holzwege befinden. Der Rassenkampf wäre das beste Mittel, um den Krieg in Afrika zu einem endlosen zu machen. Die schwarze Rasse, mag sie auch der europäischen Kultur gegenüber minderwertig sein, ist immerhin so lebens- und entwicklungsfähig, daß sie sich nicht einfach ausrotten läßt. Das wichtigste für die Europäer ist, daß sie es verstehen, aus die Rasseneigenschaften und Stammeseigentümlichkeiten der unterworfenen Völker einzugehen. Das müssen wir erst noch von den Engländern lernen. Nur so werden wir in Süd- westasrika zu Ruhe und Frieden kommen, aber nicht nach dem Rezept Trothas.
* * *
Ein unheimliches Register. Unsere bisherigen Gesamtverluste an Menschen in dem jetzt zwei und ein halbes Jahr dauernden aussichtslosen südafrikanischen Kolonialkriege betragen nach einer amtlichen Zusammenstellung einschließlich der ermordeten Zivilbevölkerung 2342 Seelen. Die militärischen Verluste vom Beginn des Bondelzwarusstandes (Dezember 1903) bis jetzt belaufen sich auf 2120 Mann. — Davon sind tot 1322, verwundet 798 Mann. Krank heimgeschickt wurden etwa bisher 1000 Mann, ebensoviel liegen krank in den Lazaretten Südafrikas! Diese Zahl hat sich in den letzten Wochen sehr vermehrt. Es ist etwas viel, wenn der 15. Teil einer Feldtruppe erkrankt ist. Der Grund, hierfür sind schlechte Verpflegung infolge der schlechten Berkehrsverbindungen, Wassermangel und Ueberanstreng- ung. Wegen der schlechten Verbindungen mit dem Süden der Kolonie konnten Mannschaften, die schon mehr als zwei Jahre im Felde stehen, nicht bei Ablaus ihrer Dienstzeit abgelöst werden. Der G efech ts v erl nst der
„Kann ich mich in allen Stücken ans meine Dienerschaft verlasse»:?"
„Mit voller Sicherheit möchte ich das nicht behaupten, Herr Baron," sagte der Kammerdiener, bedenklich das Haupt schüttelnd. „Die Zofe und unser Kutscher waren stets die eifrigsten Verteidiger der gnädigen Frau, sie werden es voraussichtlich auch bleiben."
„Die Zofe und der Kutscher?" wiederholte Baron Rüdiger gedankenvoll. „Johann war stets in der Wartung der Pferde zuverlässig, und Vera sagte mir vorhin, daß sie Minna sehr lieb habe; ich möchte die beiden nicht gern entlassen, namentlich nicht gern auf Vermutungen hin. Vielleicht werden sie nun ihre Ansichten ändern; sie wissen ja aus früherer Zeit, daß ich gewohnt bin, meinem Willen Respekt zu verschaffen, und müssen auch ein- sehen, daß sie keinen Gewinn davon haben, wenn sie sich einer Untreue gegen mich schuldig machen. Achten Sie nichtsdestoweniger auf die beiden; ich dulde keine Durchstechereien hier und werde jeden aus meinem Hause entfernen, der gegen mich Partei nimmt und sich an Jntriguen beteiligt, die gegen mich ge- richtet sind. Achten Sie aber auch auf Vera; ich kann meine Augen nicht überall haben. Wenn Sie irgend etwas entdecken, was Ihnen verdächtig erscheint, so melden Sie es mir, finde ich Ihren Verdacht begründet, dann werde ich rücksichtslos verfahren. Und nun schicken Sie die Zofe hierher."
Gottfried entfernte sich.
Nach einigen Minuten trat Minna mit einem Knix ein; vollerruhiger Erwartung ruhte ihr Blick auf dem umwölkten Antlitz des Barons.
„Haben Sie mir leine Mitteilung von meiner Gemahlin zu machen?" fragte er.
„Ich möchte Sie nicht gerne betrüben, Herr Baron," erwiderte Minna mit einem leisen Seufzer, der ihr Bedauern aus- drücken sollte.
„Was ist es? Sagen Sie es mir ohne Scheu und mit dürren Worten."
„Die gnädige Frau sagte mir beim Abschiede, sie werde nie wieder die Schwelle dieses Hauses überschreiten; das Scheiden falle ihr nicht schwer, denn sie wisse, daß niemand ihr eine Träne nachweine."
1906 .
Truppe beläuft sich aus 1356 Mann (Tote 591, Verwundete 765), davon 133 Offiziere. Vor dem Feinde gefallen sind an Offizieren, Sanitätsoffizieren und höheren Beamten 63, an Unteroffizieren 102, an Mannschaften 426. Verwundet wurden Offiziere rc. 88, Unteroffiziere 148, Mannschaften 529. — Die Stärke der Schutztruppen in Südwestafrika beträgt zur Zeit 15 296 Mann, davon 516 Offiziere, 208 Beamte, 14572 Unteroffiziere und Mannschaften.
* * *
Naumann über Rußland. In der Berliner Protestversammlung gegen die russischen Metzeleien, über die wir bereits berichteten, war die mit endlosem Beifall aufgenommene Schlußrede Friedrichs Naumanns besonders interessant. Der Redner warf im ersten Teil seiner Ansprache die Frage auf: Was können wir hier in Berlin angesichts eines so furchtbaren Naturvorgangs, wie es der jetzige russische Verfassungskampf ist, für eine Ausgabe haben? Das erste Gefühl, das man beim Eindruck dieses großen Bürgerkrieges hat, ist: Hier findet eine Abrechnung von ungeheurer historischer Bedeutung statt, eine Abrechnung, die naturnotwendig auf beiden Seiten mit Grausamkeit geführt wird. Ein solcher Kamps muß ausgekämpft werden und da können wir nichts machen. Trotzdem hat die öffentliche Meinung Europas hier eine Aufgabe, nämlich, daß der russische Bürgerkrieg, dem wir an sich neutral gegenüberstehen, nicht zu den barbarischen Metzeleien führe, wie wir sie in Rußland gesehen haben. Mag der russische Verfassungskampf mit aller Leidenschaftlichkeit fort- gesührt werden, mag die russische Regierung sich wehren, auch das ist selbstverständlich, denn eine jahrhundertalte Institution und alle, die an ihr interessiert sind und an ihr hängen, danken nicht freiwillig ab. Grausamkeiten kommen aus beiden Seiten vor; auf beiden Seiten fallen auch Unschuldige mit; das ist bei einem solchen Kampf nun mal nicht anders. Was aber verlangt werden muß, ist, daß bei dem Kamps nicht alles Maß verloren geht, daß nicht Menschenleben hingeschlachtet werden, als wären sie nichts, und daß nicht die Interessenten des alten Regimes durch Massakres die Aufmerksamkeit von sich abzulenken suchen. Tie zivilisierte Welt muß einen Druck aus die russische Regierung ausüben, daß so etwas aufhört. Der Redner verlangt, daß der russischen Regierung kein Pfennig Anleihe mehr gegeben werde, und daß die russische Regierung dem Bürgerkamps gegenüber völlige Neutralität übe. Mit Recht habe Bismarck immer wieder die Wichtigkeit guter Beziehungen zu Rußland hervorgehoben. Diese guten Beziehungen dürfen sich aber nicht beschränken auf das Haus Romanow, sondern sie müssen sich auf 'das ganze Volk erstrecken. Wir schulden
„Das ist alles? Trug sie kein Verlangen, von ihren: Kinde Abschied zu nehmen?" *
„Sie fragte mich, wo Vera sei, und als ich antwortete, bei Ihnen, sagte sie, ich möge nach mit der alten Treue und Liebe des Kindes annehmen."
„Sprach sie nicht davon, daß sie es mitnehmen wolle?"
„Nein, sie mag sich wohl gesagt haben, daß ihr die Aus- führung dieser Absicht unmöglich gelingen werde."
„Ich weiß aber, daß sie diese Absicht hegte," sagte der Baron mit schärferer Betonung; „da muß es mich befremden, daß sie Ihnen gegenüber nicht davon geredet haben soll. Waren Sie nicht ihre Vertraute?"
„Ich, Herr Baron?" erwiderte Minna vorwurfsvoll. „Die gnädige Frau schenkte nur ihren Verwandten Vertrauen, es kam selten vor, daß sie sich einmal beklagte."
„Sie wußte sehr wohl, daß ich ihr im Herzen nicht recht gab; deshalb auch empfing ich niemals Geschenke von ihr, außer den Kleinigkeiten, auf die eine Kammerjungfer Anspruch machen darf."
„So liegt es also in Ihrem Interesse, mir fortan treu zu dienen," sagte Baron Rüdiger; „wenn Sie das redlich wollen, so werden Sie keinen Grund zu einer Beschwerde über mich finden. Ich werde eine Dame engagieren, die meine Tochter erziehen soll, bis dahin ist Vera Ihrer Obhut anvertraut."
„Der Herr Baron werden sich in Ihrem Vertrauen nicht getäuscht haben."
„Ich erwarte das zuversichtlich! Die Mutter hat sich selbst von dem Kinde losgesagt, die Trennung muß nun auch vollständig bleiben, dafür mache ich Sie verantwortlich. Ich will Ihnen nicht verbieten, Garten und Park mit dem Kinde zu besuchen, aber darüber hinaus dürfen Sie Vera nicht führen; eine Ueberschreitung dieses Verbots würde Ihre Entlassung zur Folge haben. Es ist möglich, sogar sehr wahrscheinlich, daß die Mutter versucht, sich dem Kmde wieder zu nähern, um es in ihre Gewalt zu bringen, und ich warne Sie ernstlich vor jeder Beteiligung an solchen Versuchen, die für Sie sehr unangenehme Folgen haben werden. Im übrigen erwarte ich, daß Sie die Liebe vergelten, die meine Tochter Ihnen entgegenbringt."
Ein Handwink verabschiedete die Zofe, die mit unterwürfiger Miene sich entfernte. 125,20