aufgehoben, die mit 5 Rubel für Jahrespäffe zur Deckung der Kosten des russisch-japanischen Krieges erho­ben wurde.

Herne, 18. Juni. Mit den Geretteten von CoUr­tiere S treffen noch 600 Franzosen ein, darunter Besucher der Pariser Volksuniversität, eine Abordnung der Pariser Feuerwehr und Rettungsmannschaften der franzö­sischen Marine. Ms Führer der Franzosen dient der Sohn des ermordeten Präsidenten Carnot.

Dresden, 18. Juni. DasDresdner Journal" mel­det: Prinz Johann Georg von Sachsen, der Bruder des Königs, verlobte sich gestern in Cannes mit der Prinzessin Maria Immaculata von Bour­bon-Sizilien.

Nürnberg, 16. Jnni. In der viele Tausende von Arheitern und Arbeiterinnen beschäftigenden Nürnberger Blechspielwaren-Jndustrie droht wieder ein Kampf. Die Arbeiterschaft verlangt Verlängerung des bet der Lohn­bewegung vor 2 Jahren von ihr erzwungenen Lahntarif- Vertrages und zwar mit erhöhter Lohn- und anderen For­derungen. Tie Arbeitgeber weigern sich dessen; sie wollen überhaupt keinen Tarif jmehr. Die Unterhandlungen sind noch nicht abgebrochen, es zeigt sich unter den Arbeitgebern große Einigkeit darin, diesmal nicht nachzugeben.

Norderney, 18. Juni. Soeben traf völlig unerwartet derKaiser zum Besuch des Reichskanzlers hier ein. Der Kaiser hatte eine längere Unterredung mit dem Reichs­kanzler. Alsdann war Tafel. Der Empfang trug intimen Charakter.

London, 18. Juni. Bei den Flottenmanö­vern stieß das Schlachtschiff Ram illies mit dem Schlachtschiff Resolution zusammen. Tie Resolution wurde heute in Sheerneß eingeschleppt und soll nach Chatham ins Dock gehen.

Newyork, 18. Juni. Das Repräsentantenhaus gibt dem Präsidenten nach, sodaß eine schärfe­re Fleischbeschaubill gesichert ist.

In Heidelberg erschoß sich Samstag Nacht auf der über den Neckar führenden neuen Eisenbahnbrücke der Oberrechnungsrat Heinrich Trunzer, der Verwalter des Akademischen Krankenhauses.

Die Arbeiterin Luise Edinger ging in Mann­heim mit zwei Liebhabern spazieren. Der eine hatte ältere Rechte, der jüngere hatte nur seine Stelle eingenommen, während jener im Gefängnis saß. Ter neue Liebhaber, der Taglöhner Karl Hettig, stellte nun das Mädchen vor die Wahl zwischen ihm und dem alten Liebhaber. Das Mädchen erklärte sich für diesen. Het- tig geriet darüber in rasende Wut, fiel über das Mädchen her und versetzte ihm mit einem Dolch vier Stiche in den Unterleib. In hoffnungslosem Zustande wurde die Verletzte ins Krankenhaus verbracht. Ter verschmähte Liebhaber wurde verhaftet.

Nach demBadischen Landsmann" lockte am Sams­tag Abend auf dem Meßplatz in Karlsruhe ein Un­bekannter einen zehnjährigen Knaben in einen Abort, verübte ein Sittlichkeitsvsrbrechen und hängte den Knaben an den Hosenträgern auf. Der Knabe wurde noch lebend abgeschnitten. Da die Kriminalpolizei die Auskunft verweigert, fehlt näheres.

Bei Hardheim a. Main stieß das Automobil der an der Herkomerfahrt beteiligten Amerikaner Pierce und Cnstery auf ein entgegenkommendes Fuhrwerk. Der Satt­ler Walter aus Hardheim wurde rötlich verletzt, ein Gastwirt verwundet. Die Amerikaner verweilen im Badischen Hof" in Wertheim a. M., bis das Gericht bezüglich der Kaution entschieden hat. Das auf 70000 Mark bewertete Automobil liegt demoliert an der Un­fallstelle.

In Kirspelwaldniel bei M.-Gladbach ist nachts ein Bauernhaus abgebrannt. Dabei ist ein zwölf­jähriger Knabe verbrannt. Ein Mädchen und der Va­ter, welcher den Sohn retten wollte, erlitten schwere Brandwunden.

In der Nacht zum Sonntag fand man auf der Ei­se n bahn st recke Kas^el-Guntershausen, unweit der Ladestrecke Herkulesbahn Niederzwehren dje zerstückel­ten Leichen eines Mannes und einer Frau in den dreißiger Jahren, sowie die Leiche eines neugeborenen Kindes. Es scheint, daß das Kind im Augenblick der Katastrophe geboren war. Tie Unglücklichen haben sich offenbar von dem Basel-Hamburger Zuge, dessen Loko­motive bei der Ankunft hier an den Rädern Blutspuren zeigte, überfahren lassen. Tie Strecke wurde sofort abge­sucht, wobei sich der schreckliche Fund ergab. Bei den Un­glücklichen wurde keinerlei Legitimation gefunden.

Von dem Nachtschnellzug Frankfurt-Hamburg ließ sich bei Frankfurt a. M. ein Liebespaar überfahren. Beide waren sofort tot. Die Namen waren nicht festzu­stellen.

In Neiße ertrank bei einer Kahnfahrt mit drei anderen Kriegsschülern der Fähnrich Schmidt vom 130. Infanterie-Regiment.

Theaterdirektor Paul Göding vom Sommertheater in Lübeck flüchtete, worauf die geschädigten Schau­spieler einen Haftbefehl erwirkten.

Der Schachspieler Pillsbury ist in Newyork gestorben. Pillsbury war seit längerer Zeit geistig erkrankt, und zwar infolge Ueberanstrengung im ^Blind­spiel". Er war einer der besten Schachspieler und hat auf verschiedenen Turnieren erste Preise davongetragen.

Aur Lage in Außland.

Aus Warschau, 15. Juni, werden derVoss. Z." über die Metzelei in Bialyftok noch folgende Einzelheiten gemeldet: Eine einem Juden gehörende Apotheke wurde vernichtet, das ganze Personal erschlagen; am Le­ben blieb nur ein etwa zweijähriges Kind, das man später auf dem Boden entdeckte. In dem Hause, aus welchem man auf die orthodoxe Prozession geschossen hat, wurden 22 Personen verhaftet. Man fand dort 8 Getötete. W e- der Polizei noch Militär machte gegen die Mörder und Plünderer von der Waffe Ge­brauch. Unter anderem wurden ermordet: der Fabri­kant La Pi des mit Tochter und zwei Söhnen; zwei Töchter sind verwundet; der Angestellte der Russischen Transportgesellschaft Frejdkin mit zwei Söhnen. Be­

raubt wurden hauptsächlich Juwelier-, Uhrmacher-, Ta­bak- und Kolonialwarenläden. Tie Kauflcutc Grütz- ; mann, Babisch, Hertzkc, Feige, Gebr. Jonas Suraski sind gänzlich zu Grund gerichtet. Die Stra- ! ßen sind mit zerbrochenen Möbeln, Hausgerät u. dergl. bedeckt. Tie Staatsbank und alle Privatbanken, sowie auch Läden, die verschont blieben, sind geschlossen. Auf der Nikolausstraße beraubte eine Bande von 100 Leuten ei­nige große Magazine und überfiel das Bankhaus Gold­berg. Militär erschien, umzingelte die Leute und führte sie ab, ohne ihnen ein Leid anzutun. Etwa 6000 Ju­den flüchteten sich in di» benachbarten Wälder; man schickte ihnen Dragoner nach. Wozu? Man erfährt, daß der Gouverneur Kisler am Dienstag eine jüdische Abordnung, die bei ihm wegen der beunruhigenden Ge­rüchte erschienen war, versichert hat, daß er den geringsten Versuch zu einer Judenhetzerücksichtslos Niederschlagen" werde, und daß die jüdische Bevölkerung dieserhalb voll­ständig ruhig sein könnte. Die Untersuchung wird von einem Staatsanwalt und drei Untersuchungsrichtern ge­führt. Einer der Letzteren meinte,daß man den Bom­benanschlag keineswegskategorisch" den Juden in die Schuhe schieben darf, denn eine böswillige Herausfor­derung ist nicht absolut ausgeschlossen.

Wie Berliner Blätter aus Warschau melden, sind auch in den zum Gouvernement Grodno gehörigen Ort­schaften Sabludow, Ossowice und Goniondz Judenverfolgungen ausgebrochen.

Zu spät.

Der Minister des Innern richtete an die Gou­verneure und Stadthauptleute ein Rundtelegramm, in welchem er ihnen vorschreibt, ihren Untergebenen im Hinblick auf die Ausschreitungen in Bialyftok die strengste Pflichterfüllung vorzuschreiben und sowohl Agrarunruhen, wie Ausschreitungen gegen die Juden vorzu beugen, und die entstehenden Un­ruhen im Keime zu ersticken.

Schutz der deutschen Interessen.

Tie Nat.-Ztg. schreibt: Unmittelbar nach dem Be­kanntwerden der jüngsten Vorgänge in Bialyftok hat die deutsche Regierung im Hinblick aus das Interesse der deutschen Staatsangehörigen und des deutschen Kapitals in Bialyftok sich wegen des Schutzes dieses Interesses drin­gend an die russische Regierung gewandt. Tie russische Regierung hat unverzüglich Maßnahmen znm Lchutze dieser Interessen zugesagt.

Aus IbüMemöerg.

Tienstnachrichlen. liebertragen: Die dritte evangelische Stadtpfarrstelle in Backnang dem R>petentcn Ernst Günther am evargeUsch-lheo'ogischen Seminar in Tübingen, die evangelischen Psarreten: Meimshcim, Dekanats Brackendeim, dem Pfarrer Auer in HMiuswart. Dekanats Schorndorf, und Schlat, Dekanats Göppingen, dem Pfarrvcrweser Gotthilf Supper in Sulzbach, Dekanats Backnanr, eine tlchnijche Etfenbahnsekrelärstelle bei dem vabnbautcchnbchen Bu­reau der Geneialdircktion der Smatseisenbahnen dem Geometer Hofer

In den Ruhestand versetzt: Der Bahnmc.ster Häußlex in Wasseralfingen _

Die Kammer der StaudeSherreu nimmt am Mittwoch, den 27. Juni ihre Beratungen wieder auf. Auf der Tagesordnung steht die Gemeindeordnung.

Ein allgemeiner deutscher Handwerkertag

soll nach den Festsetzungen des Zentralausschusses der deutschen Jnnungsverbände im August nächsten Jahres in Verbindung mit der Tagung des deutschen Hand­werks- und Gewerbekammertags in Stuttgart abge­halten werden. Eventuell käme übrigens auch eine Stadt in Mitteldeutschland in Frage. Zu gleicher Zeit und am gleichen Platz soll dann auch eine Generalversammlung der deutschen M st t elst a n d s v er es n s g un g statt- sinden, um es auf diese Weise den Mitgliedern zu er­möglichen, an allen drei Veranstaltungen teilznnehmen.

Der Schwab. Eisenbahnertag, der Sonntag nachmittag in Freudenstadt gehalten wurde, nahm mit einem Festzug, an dem über 1800 Eisenbahner sich be­teiligten, seinen Anfang. Der Zug bewegte sich durch verschiedene Straßen der Stadt zum Festplatz vor der Turnhalle, wo sich alsbald ein volksfestartiges Leben und Treiben entwickelte. Es wurden hierbei auch eine Reihe von Ansprachen gehalten. Verbandssekretär Roth hielt eine längere Begrüßungsrede, worin er u. a. den herzl. Tank der Eisenbahner für den ihnen in Freudenstadt gewordenen freundlichen Empfang zum Ausdruck brachte. Ter Redner betonte sodann, daß der Verband als sol­cher zwar keine Politik treiben dürfe, laut der im Statut niedergelegten Grundsätze, daß aber die Mitglieder des Verbands außerhalb desselben unter der Voraussetzung der Treue zu König und Vaterland Anteil am politi­schen Leben nehmen sollten, um dazu beizutragen, daß den berechtigten Bestrebungen des Eisenbahnpersonals in den parlamentarischen Körperschaften Geltung verschafft werde. Die Begrüßungsrede des Verbandssekretärs klang sodann in einem Hoch ans den König und die Königin aus. Stadtschultheiß Hartranft entbot dem Eisenbahner­tag hierauf in einer launigen Rede die herzlichsten Grüße der bürgerlichen Kollegien von Freudenstadt. Eine weitere Ansprache hielt Landtagsabg. Schmid-Freuden- stadt, welcher bezüglich der von dem Verband an den Landtag gerichteten Eingaben (Teuerungszulage betr. u. a.) die Mitteilung machen konnte, daß die Abgeord­netenkammer nach bis jetzt in dieser Angelegenheit ge-- pflogenen Unterhandlungen und vorgenommenen Erheb­ungen den Wünschen der Eisenbahner zu gegenseitiger Zufriedenheit werde entgegenkommen können. (Lebhafter Beifall). Am Abend fand in der städt. Turnhalle ein Festbankett statt, das den Abschluß des Eisenbahnertags bildete. Tie Gesamtzahl der Teilnehmer betrug über 3000.

Der Verband württembergischer Uhrma­cher hielt Montag in Ulm seine jährliche Versammlung ab. Vertreter der Kreisregiernng und der Stadt wohn­ten demselben an und sprachen das Interesse an den Be­strebungen des Verbandes aus. Ter Vorsitzende, Krau ß- Heiterbach-Stuttgart, erwähnte in seinem Geschäftsbericht, daß der Verband gegen 200 Mitglieder zähle und sich lei­der nur schwer unter dem Uhrmachergewerbe des Landes Freunde erwerbe. Handwerkskammerfekretär Schüler ver­breitete sich in einem eingehenden Vortrag über diee Vor­

teile der Gesellen- und Meisterprüfung und den großen Wert der Organisation. Zur Besprechung kam ein von Ulm ausgehender Antrag, durch eine Eingabe an das Kriegsministerium zu bezwecken, daß Hausierern sowohl als Agenten unter den Militärpersonen selbst der Verkauf von Uhren in den Kasernen untersagt wird. Es wurde versichert, daß dies hier in Ulm in grö­ßerem Maßstab vorkomme. Entschieden wurde, daß man nur bei Angabe konkreter Fälle auf Erfolg rech­nen könne und am besten die Verfolgung der Angelegen­heit der Handwerkskammer überlasse. Eine lebhafte De­batte entspann sich über die Frage, ob an Goldwaren mit , 1/3 Goldgehalt der amtliche Stempel 0,333 Feingehalt an­gebracht werden soll. Einstimmig wurde diese Maßnahme verurteilt, da sie geeignet ist, das Gewerbe noch mehr in Mißkredit zu bringen. Zum Vorsitzenden wurde Krauß- Hettenbach von Stuttgart wieder gewählt und als Ort der nächstjährigen Tagung Stuttgart bestimmt, wo­bei angefügt wurde, daß anschließend an den Verbandstag ein Besuch der Uhrmacherfachschule in Schwenningen in Aussicht zu nehmen sei. .

Stuttgart, 18. Juni. Das Befinden des Mg. Fr. H an ß mann hat sich weiter gebessert. Er muß aber das Bett hüten und bedarf äußerster Schonung und Ruhe. Nach seiner Wiederherstellung wird er eine Er­holungsreise antreten.

Metzingen, 18. Juni. Die Nachricht derSchwas Tagw.", daß der Abg. Henning einen schweren Schlag- anfall erlitiin habe, bestätigt sich dem Beobachter zufolge zum Gluck nicht. Herr Henninö ist a n Freitag zwar plötz­lich erkrankt, doch hat der Arzt eine baldige Genesung in Aussicht gestellt.

Oberndorf, 18. Juni. Heute sind hier die Ztur­nt erleute in den Ausstand getreten. Sie verlangen mehr Lohn bei verkürzter Arbeitszeit.

Backnang, 19. Juni. Gestern abend gegen 6 Uhr traf ein Wagen mit arbeitswilligen Gerbern hier ein. Am Gasthaus z. grünen Baum wurde das Gefährt von Streikenden angehalten und die Leute ver­ließen, teils der Not gehorchend, teils dem eigenen Trieb den Wagen. Einer konntegerettet" werden. Der Vor­gang hatte einen großen Menschenauftauf hervorgevnfen. Einige junge Leute wurden verhaftet

Baihingen a. E-, 18. Juni. Als Kandidat der Volkspartei für den Oberamtsbezirk Vaihingen für die nächste Landtagswahl wurde, lt. Schw. M. in einer ge­stern in Enzweihingen tagenden Versammlung der Ver­trauensmänner der Volkspartci Schultheiß Bossert von Enzweihingen in Aussicht genommen. Ter Bauernbund wird wohl an dem seitherigen Landtagsabgeordneten Schultheiß Reichert von Hochdorf festhalten.

Tie Fcau eines scit kurzem verheirateten Arbeiters in Cannstatt ging vor einigen Tagen von diesem weg mit der Erklärung, sie wolle zu ihres Mannes Eltern auf Be­such. Jetzt hat es sich herausgestellt, daß sie mit einem anderen Mann nach Amerika abgereist ist.

Sonntag abend kam es im WUohorn in Wangen bei Göppingen unter jüngeren Burschen za Streitig­keiten. Beim Nachhausegehen wurden dem 22jährigen, an der Sache unbeteiligt gew-s nen Fornnr Bichler von Wan­gen von einem Burschen aus Boollingen je ein Messerstich in den Unterschenkel und Unterleib beigcbracht, so daß das Gedärm ausgetreten ist. Der Täter soll bereits vorbe­straft sein.

Ter gestern gemeldete tödlich verlaufene Unglücks­fall eines Mcckarsulmer Motorradfahrers trug sich nicht in Mundelsheim, sondern in Gundelsheim zu. (In Nek- karsulm ist bis zur Stunde von dem Unglücksfall nichts bekannt. Red.)

Herichtsjaak.

Berlin» 18. Juni. Aus Dortmund wird der Tägl. Rundschau gemeldet: Im Hüger-Prozeß hat den hiesigen Blättern zufolge die Staatsanwaltschaft die Einlegung der Revision gegen die Freisprechung des Obersten a. D. Hüger beschlossen. Oberst a. D. Hüger behält sich seinerseits die Einleitung der Revision gegen dis Begründ­ung des Urteils vor.

Berlin, 19. Juni. Ein Privatbeleidig­ung s p r 0 z e ß des Regierungsrats Martin, des Ver­fassers des bekannten Buchs über die Finanzen Rußlands, gegen Georg Bernhard, den Herausgeber desPlukns" endigte gestern vor dem Charlottenburger Schöffengericht mit der Verurteilung Bernhards zu 14 Tagen Gefängnis. Ter Anklage lag eine Broschüre zugrunde, in welcher Bern­hard die Behauptung aufgestellt hatte, daß Regierungsrat Martinnach Geld geheiratet" habe. Das Gericht sah von einer Geldstrafe ab, da der Verurteilte bereits we­gen gleicher Vergehen erheblich vorbestraft war.

Breslau, 18. Juni. Vor dem hiesigen Schwur­gericht begann heute der Prozeß gegen den Bezirkskom­mandeur und Major a. D. Maximilian v. Zan­der aus Wohlan, seine Gattin Maria geborene Grothe sowie den Rittergutsbesitzer und Hauptmann a. D. Lüttich. Zu der Verhandlung sind nicht weni­ger als 250 Zeugen und Sachverständige geladen, v. Zander, der Jura studiert und dann eine rasche mili­tärische Karriere gemacht hat, Inhaber des Roten Ad-, lerordens 2. Klasse und mehrerer anderen inländischen und ausländischen Orden ist, hat seit seiner Verheiratung in den 80er Jahren trotz beschränkter Mittel sehr ver­schwenderisch gelebt. Er ist seit langem bis über die Ohren verschuldet. Obwohl er vor einiger Zeit 300000 Mark dadurch verdiente, daß er einem anderen Ritter­gutsbesitzer und Amtmann den erblichen Adelstitel ver­schaffte, hat er sich seit vielen Jahren nur durch Kredit­schwindeleien größten Umfanges, die sich über ganz Deutschland erstreckten, und durch die besonders viele Ber­liner Firmen geschädigt wurden, über Wasser halten kön­nen. Seine Schwindelmethode, die selbst vor falschen Of­fenbarungseiden nicht zurückschreckte, soll diese Schwnr- gerichtstagnng, die ganz diesem einen Prozeß gewidmet ist, im einzelnen aufdecken. Tie Anklage ist erhoben we­gen Betruges, Unterschlagung, strafbaren Eigennutzes, be­trügerischen Bankerottes, Meineides und Abgabe falscher eidesstattlichen Versicherungen sowohl gegen v. Zander wie