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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Leleion Nr. 41 .
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Rgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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Weue SLurwzeicht» in AWand.
ä. In Rußland macht die revolutionäre Bewegung, dank der noch immer im Zarenreich beliebten Regierungsmethode weitere Fortschritte. Tie blutigen Vorgänge von Bialystok mit ihren Judenmetzeleien bilden wieder nur ein Glied in einer ganzen Reihe von Unruhen, Nusständen, Meutereien und Ueberfälleu in den verschiedensten Teilen des Reiches. Wer geglaubt hat, daß mit dem Zusammentritt der Tuma die Ruhe in Rußland einkehren werde, ist schwer enttäuscht, immer wieder drängt sich der Vergleich mit der französischen Revolution, speziell mit der Epoche nach dem Zusammentritt der gesetzgebenden Versammlung auf.
Was nun die Metzeleien von Bialystok anbetrisft, so suchte die Regierung zunächst den Anschein zu erwecken, als ob die Juden die Massakres provoziert hätten. Es war die Rede davon, daß auf eine Prozession Boniben geschleudert wurden. Die amtlichen Berichte haben diese zuerst von der offiziösen Petersburger Telegraphenagentur verbreitete falsche Nachricht nun gänzlich fallen gelassen. Jetzt heißt es, auf die Prozession sei geschossen worden. Wer aber die Schüsse abgab, ist noch nicht ermittelt, es können ebensogut Agenten der Beamtenklique wie Juden gewesen sein, jedenfalls lag für die letzteren nicht der geringste Anlaß zu einer Provokation ihrer Mitbürger vor. Soll das gräßliche Schauspiel, das im vorigen Jahr mit den Metzeleien in Kischinew begann Und sich in über 70 Städten wiederholte, noch einmal beginnen? Es liegt vollständig in der Hand der Regierung, solche Vorgänge zu verhindern. Das hat der ruhige Verlauf der Osterfeiertage zur Genüge bewiesen, wo der strikte Befehl der Zentralregierung, jede Ausschreitung gegen die Juden aufs strengste zu verhindern, von allen Provinzialbehörden prompt befolgt wurde. Damals mußte man aber Rücksicht auf das Ausland nehmen, man brauchte Geld und die große 500 Millionen- Anleihe ging infolgedessen glatt durch. Heute fallen diese Rücksichten wieder fort.
Wahrscheinlich wird aber die offizielle Wlenkungs- taktik den leitenden Männern Rußlands nichts nützen. Es gährt von neuem an allen Ecken und Enden. Das Militär wird wieder schwierig, wie Nachrichten aus Kronstadt beweisen. Die Arbeiter treten an vielen Orten in den Ausstand und das beunruhigende Wort Generalstreik durchschwirrt wieder die Luft. Dazu kommt noch, daß verschiedene Kosakenregimenter, diese treuesten Stützen der herrschenden Reaktion, sich weigern, weiter mitzutun. Sie sind der langen Polizeidienste müde und wollen in ihre Heimat zurückkehren. Das ist ein böses Zeichen.
Dazu kommt noch die offenkundige Ignorierung der Tuma durch die Regierung. Das Parlament gab dem
Gefahrvolle Wege.
Roman von Ewald August König. 17
„Dar erwartet auch niemand von Dir, das Geld wäre fort- zeworfen. Deine liebenswürdigen Verwandten haben außerdem Herrn von Jachmann verdächtigen, ihn eines Diebstahls beschuldigen wollen, aber die Verleumdung ist auf sie selbst zurückge- fallen. Am Morgen nach dem Tode WallendorfS fehlten in der Kasse zwölftansend Taler, über deren Verbleib keine Erklärung gefunden werden kann. Dein Schivager hatte die Schlüssel zum Geldschrank Herrn von Fachmann übergebe», nun wollte er ihn auch für das Defizit verantwortlich machen. Herr von Jachmann kam der Anklage zuvor; er machte die Gläubiger sofort mit diesem Defizit bekannt und ihr Vertrauen wurde dadurch nicht erschüttert."
„Hat nun Wallendorf selbst noch vor seinem Tode oder später sein Sohn das Geld aus der Kasse genommen, darüber schwebt noch die Untersuchung. Dein Schwager hat schriftlich sein Ehrenwort verpfändet, daß die Schlüssel nicht in seinen Händen gewesen seien."
„Saubere Geschichten," sagte der Baron Rüdiger achselzuk- kend, während er aus seiner Reisetasche eine Flasche und ein Glas holte; „ich glaube, eS ist das beste, wenn ich mich nicht Hineiinnische. Wie geht es der Familie Jachmann ?
„So viel ich weiß, ist alles noch beim alten," antwortete der Professor, der die goldene Brille abgenommen hatte, um ihre Gläser zu reinigen. „Die Familie lebt still und zurückgezogen «nd jedermann spricht mit Hochachtung von ihr."
Baron Rüdiger hatte das Glas gefüllt, seine Hand zitterte, akS er es dem Freunde reichte. „Es ist spanischer Wem," sagte er, „»ach der anstrengenden Nachtreise wird er Dir wohltun. Wenn es etwas gibt, was ich meinem verstorbenen Vater heute »och nicht verzeihen kann, so ist es der Haß, den er damals gegen diese Familie hegt«, und der mich zwang, der geliebten Braut zu entsagen/ fuhr er mit gepreßter Stimme fort, mdes sei» Blick über die Ebene schweifte, an der sie mit Windeseile vorbeiflogen. „Ich wollt« fest bleiben, selbst auf die Gefahr hin, verstoßen und enterbt zu werden, aber Hildegard weigerte sich, das Opfer anzunehme»; ich fürchtete für uns beide die Zukunft, wenn der Fluch des Vater« auf unserem Bunde ruhte. Hatte die- fer Fluch uns treffen können? Gewiß nicht, denn er entsprang
Mittwoch, den 20. Iu«i
Ministerium das denkbar schärfste Mißtrauensvotum, der Zar kümmert sich nicht darum und Herr Goremykin wirtschaftet weiter. Die Bauern verlangen angesichts der teilweise:! Mißernte und drohenden Hungersnot Agrarreformen, sie werden nicht gehört. Vielleicht ivartet die Regierung nur einen günstigen Zeitpunkt ab, um gegen die Duma selbst vorzngehen. Das würde aber das Signal zu einer Allgemeine:: Erhebung gegen das herrschende System sein, die schwieriger und blutiger niedergeworfen werden müßte als alles, was voransgegangen ist. Den Kamps gegen eine allgemeine Volkserhebung kann die Regierung aber nur wagen, wenn sie der Armee absolut sicher ist. Das scheint aber keineswegs der Fall zu sein und wenn die Gährung und Unzufriedenheit unter den Truppen weitere Fortschritte macht, dann hat die letzte Stunde des russischen Beamtenstaats geschlagen. Noch ist der größte Teil der russischen Mandschureiarmee im fernen Osten, man traut sich in Petersburg nicht diese Massen in die Heimat zu entlassen,, weil man fürchtet, sie möchten das Heer der Revolutionäre verstärken. Nichts untergräbt die Disziplin einer Armee so wie ein verlorener Feldzug. Von allen Selter: zieht sich also wieder das Gewitter über die Machthaber in Petersburg zusammen. Mögen sie einlenken, ehe es zu spät ist.
Im Ausland blickt man wieder mit nervöser Unruhe aus die Entwicklung der Dinge im europäischen Osten. Man sieht ein, daß das Heil Rußlands im Liberalismus liegt, wünscht aber, daß sich der Ueber- gang in allmählicher und vor allem in mögglichst ruhiger und geordneter Weise vollzieht. Denn für die beiden Hauptgläubiger Rußlands Frankreich und Deutschland stehen Milliarden auf dem Spiel. Ob sie gerettet werden können, hängt vom weiteren Verlauf der russischen Revolution ab.
Jungliberale gegen Nationalliberale. Die
Agitation gegen die Peisonentarfsreform hat in Baden einen guten Erfolg erzielt. Am Sonntag tagten in Karlsruhe die badischen Jungliberalen. Nach lebhafter Debatte, in welcher die Haltung der nationalliberalen Kammersraktion bedauert und beklagt wird, daß die Abgeordneten mit der Wählerschaft keine Fühlung gesucht hätten, wurde folgende Resolution angenommen: „Tie Landesversammlung, die eine Vereinheitlichung der Personentarise im Sinne der Reichs- Verfassung unter einer Tarisverbilligung begrüßt hätte, halt die vorgeschlagene Reform für schädlich. Im Hinblick auf die Meinungsverschiedenheit innerhalb der nationalliberalen Partei über die Wirkungen der Reform
ans Gründen, die keine Berechngung hatten! Ich würde als Verwalter eine Stelle gefunden haben, und Hildegard hätte alle Sorgen und Mühen mit mir geteilt; sie war mutig und edeldenkend und in unserer Liebe suchte sie ihr ganzes Lebensglück. Wir wären glücklich geworden, wenn auch mein Vater uns nicht seine Arme geöffnet hätte."
„Ich bezweifle das," erwiderte der Professor kopfschüttelnd. „Du warst nicht erzogen, um zu dienen und zu gehorchen, und auch Deine Braut hätte manche Entsagung schwer und bitter empfunden. Und wie furchtbar wäre für Deine Gemahlin der Gedanke gewesen, daß ihretwegen Deines Vaters Fluch auf Dir ruhe! Ich kann nur sagen, daß Fräulein von Jachmann nicht anders handeln konnte und durfte; der unbesiegbare Widerstand Deines Vaters mußte sie zwingen, Dir Dein Wort zurückzugeben."
„DaS sagte sie mir auch, und ich war feige genug, das Opfer anzunehmen," fuhr der Baron fort, dessen Blick immer starrer wurde. „Und als eS einmal geschehen war, da fand ich auch nicht die Kraft mehr, dem Willen meines Vaters mich länger zu widersetzen.
Er hatte dem Bankier Wallendorf sein Wort gegeben; er verlangte, daß ich eS einlöste, er hätte mir jetzt alles befehlen können, ich würde gehorcht haben. Heute begreife ich meine damalige Schwäche nicht; meine Sinne waren betäubt, das Leben galt mir nichts mehr, mochte eS sich nun gestalten, wie eS wollte; Glück erwartete ich nicht mehr von ihm. Emmy Wallendorf war schön, interessaM, lebhaft, in der ersten Zeit schien es mir, als ob sie mich von ganzer Seele liebe. Ich achtete wenig darauf, aber ich war entschlossen, ihr ein aufmerksamer Gatte zu sein und ihr Dasein so angenehm zu gestalten, wie eS in meiner Macht lag. Ich darf mir sagen, daß ich diesem Entschluß treu geblieben bin, daß ich alles getan habe, um ihn auS- zuführen, aber an dem herrischen, trotzigen Charakter, den ich erst nach der Hochzeit kennen lernte, scheiterte alles. Ihr Wille allein sollte im Hause maßgebend sein, ihren Launen alles sich fügen. Wie ich, war auch sie zu dieser Heirat gewissermaßen gezwungen worden, nur hatte sie sich leichter dem Zwange gefügt, weil der Titel einer Baronin ihr verlockend erschien. Mir aber warf sie nun diesen Zwang vor; mir sagte sie mit dürren Worten, daß ein anderer Mann schon früher ihr Herz besessen
1906.
bittet sie der Kammersraktion, bei der Abstimmung über die Tarisreform Freiheit zu lassen." Ferner rvird das Bedauern über die Haltung der nationalliberalen Reichstagsfraktion in Sachen der Fahrkartensteuer ausgesprochen.
Eine Vertranensmännerkonferenz der badischen freisinnigen Volkspartei in Heidelberg verurteilte nach einem Referat des Rechtsanwalts Früh auf ebenfalls einstimmig die geplante Tarisreform.
* * *
Landesversammlung der bayerischen BoM- yartei. Vor der starkbesuchten Landesversammlung der deutschen Volkspartei in Nürnberg welcher Mirsberger-Nürnberg präsidierte, erstattete Meier- sohn-München den Jahresbericht, Krüche-München den Kassenbericht. lieber den Standpunkt: Stellungnahme zur Landtagswahl, empfahl Prof. Quidde - München als Referent unter Einbringung einer Resolution ein geschlossenes Znsammengehenmitdemlibera- len Block. Der Korreferent Friedel-Schwabach sprach gegen ein unbedingtes Zusammengehen mit den Liberalen und für eine Entscheidung von Fall zu Fall und brachte eine bezügliche Resolution ein. Es folgte eine mehrstündige lebhafte Erörterung. Schließlich wurde die Resolution Quidde unter Einschaltung Friedelscher Sätze mit allen gegen 5 Stimmen angenommen. Die Resolution fixiert das Zusammengehen mit den Liberalen macht dasselbe aber von zahlreichen Voraussetzungen abhängig. Ein von Kohnstamm-Nürnberg begründeter Antrag auf intensivere Agitation wurde angenommen und München wieder als Parteivorort gewählt. An die Verhandlungen schloß sich e:n gemeinsames Mahl mit Trinksprüchen.
Tages-KyrsuiL.
Berlin, 13. Junt. Auf der BerliserWann- seebahn wurde gestern mit der Beförderung von 300 000 Menschen der stärkste Tagesverkehr der Welt erreicht.
Berlin, 10. Juni. Zum Studium der deutsch- o st afrikanischen Kolonie wird bekanntlich eine aus 8 Reichstag subgeordneten bestehende Kommission sich mit dem Reichspostdampfer „Kronprinz" der Deutsch-Ostafrikalinie nach Deutsch-Ostafrika begeben. 4 dieser Herren werden sich in Hamburg, die andern 4 in Marseille oder Neapel einschiffen. Herzog Johann Al- brecht zu Mecklenburg wird zur Verabschiedung der Herren bei der am kommenden Samstag erfolgenden Abfahrt des „Kronprinz" zugegen sein.
Breslau, 18 . Junt. Rußland hat die Paßsteu er
habe und daß sie an meiner Seite sich grenzenlos elend fühle. So wurde die Entfremdung zwischen uns immer größer und die Verwandten Emmys sorgten dafür, daß keine Brücke mehr über die Kluft hinüberführte.
Sie kamen beide, der Bruder und der Onkel, und forderten Geld; Emmy gab eS ihnen, meine Warnungen und Bitten fruchteten nichts, die Summen wurden immer größer, man lachte und spottete über meine Vorwürfe, und mein Schwiegervater antwortete auf meine Beschwerden nur mit einem Achselzucken. Da riß mir die Geduld, ich verbot den Verwandten mein HauS und als sie dennoch wiederkamen, empfing ich sie in einer Weise, dienlich fortan vor ihren Besuchen sicherte."
„Das aber stieß dem Faß den Boden aus und Du hattest fortan keinen Frieden mehr im Hause," sagte der Professor bewegt, als sein Freund schwieg.
„Nein, es ist wahr, der Friede war für immer dahin! Da» auch bewog mich, die Reise anzntreten; von der langen Trennung erwartete ich mit einiger Zuversicht eine Sinnesänderung. Ich hoffte, Emmy werde zur Erkenntnis ihrer Fehler kommen und im Laufe der Zeit sich nach dem Vater ihres KiudeS sehnen, aber darf ich den Briefen meines Verwalters Glauben schenken, so werde ich mich in dieser Erwartung getäuscht sehen."
„Das fürchte ich auch," nickte der Professor; „wenn Du wie- der Ruhe und Frieden haben willst, so wirst Du Wohl auf Ehe- fcheidunä dringen müssen."
„Uno Vera?"
„Das Kind muß Dir zugesprochen werden, der Charakter der Mutter leistet keine Bürgschaft für eine gute Erziehung."
Baron Rüdiger schüttelte ablehnend das Haupt, die finsteren Schatten wollten von seiner Stirn nicht schwinden. „Wenn mein Schwiegervater noch in den früheren glänzenden Verhältnissen lebte, so ließe sich eher über diese Ehescheidung reden," sagte er, nun aber darf ich sie nicht fordern, meine Ehre verbietet eS mir. Die bösen Zungen würden behaupten, ich sei herzlos und grausam, der Bankerott und der Selbstmord meines Schwieger-
„So wird niemand urteilen, der die Verhältnisse in Deinem Hause kennt," unterbrach der Professor ihn. '„Du wirst ja Deiner geschiedenen Gattin eine JahreSrente auSsetzen, die ihr ein sorgenfreies Dasein sichert." 125.A»
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