uiächtsanfall betroffen wurde, ist nach einer befriedi­genden Nacht eine entschiedene Besserung eingetreten. Es handelte sich bei diesem Unfall um eine Folge der starken Ueberarbeitung der letzten Wochen und der Erkrankte bedarf nunmehr einige Zeit der größ­ten Schonung und Ruhe zu seiner völligen Wieder­herstellung. DerBeobachter'' schreibt über den Unfall: Tie Freunde des Erkrankten wissen am besten, welche Fülle von Arbeit Fr. Haußmann in den letzten Wochen und Tagen übernommen hatte, um das große Werk der Berfassungsrevision durch alle drohenden Klippen und Wi­derstände zum glücklichen Ziele zu führen. Keine Arbeit war ihm zu viel. Als am letzten Donnerstag das Zen­trum in der deutlichen Absicht, die Sache zu verschlep­pen, einen schriftlichen Bericht über die Bndget- frage forderte, unterwarf er sich auch dieser Forderung. Doch glaubte er, selbst wenn er vieles weglasse und nur einen gedrängten Bericht gebe, fünf Tage für diese schwie­rige Arbeit beanspruchen zu müssen. Und auch dann dürfe man an sie den Maßstab einer Doktorsarbeit weder nach Vollständigkeit, noch in der Form stellen. Die letzte Sitzung der Kommission war am 8. Juni; am 11. Juni konnte schon der gedruckte Bericht ausgegeben werden! Die innere Ueberzeugung, geleistet zu haben, was irgend menschenmöglich war, zeigte sich auch in der letzten Bemerkung des Berichterstatters dem Abgeordneten Kraut gegenüber: Mehr politische Arbeit könne Wohl auch künftig nicht geleistet werden, wie es jetzt von einzelnen mit der Aufbietung der letzten Kraft geschehe. Die ganze Volkspartei hat den einmütigen Wunsch, daß das Unwohlsein des verdienten Parteigenossen nur ein vor­übergehendes und seine völlige Gesundung nur eine Frage von wenigen Tagen sein möge, damit er beim hoffentlich endgültigen Abschluß der gelungenen Verfassungsreform, an der er so aufopfernd mitgearbeitet, wieder völlig her­gestellt im Kreise seiner Freunde im Halbmondsaal zu­gegen sein kann."

Stuttgart, 14. Juni. Mit der längst nötig ge­wordenen Verbesserung der W o hn u n g s ge l d zu­tage der Angestellten der Verkehrsanstalten scheint es jetzt ernst werden zu wollen. Es sind gegenwärtig von diesen Beamten Fragebogen zu beantworten, in welchen Aufschluß über Tiensteinkommen, Wohnungsgeldznschuß, wirkliche Höhe des zu zahlenden Mietzinses, Zahl der Zimmer etc., Entfernung der Wohnung vom Dienstlvkal zu geben ist. Wie verlautet, ist eine Erhöhung des Woh- nuugsgeldzuschusses um 60 Prozent beabsichtigt.

Stuttgart, 14. Juni. Die Landesausstellung von Lehrlingsarbeiten in den Vorhallen des Landes­gewerbemuseums wurde heute vormittag eröffnet. Ausgestellt sind Gesellenstücke von über 800 Lehrlingen der verschieden­sten Gewerbe. Die Gegenstände zeugen von einer guten Ausbildung. Das Landes-Gewerbemuseum wurde im Monat Mai von 7578 Personen besucht.

In Rembrechts, OA. Tettnang ist Mittwoch am Hellen Tag in der Wohnung des Braumeisters Nagel ein Einbruchsdiebstahl verübt worden. Gestohlen wurden meh­rere Herrenanzüge, eine Taschenuhr mit gold. Kette, ein gold. Armband, sowie etwa 85- -90 Mk. Bargeld. Zur Ermittlung des Diebes fehlt vorläufig jeder Anhaltspunkt.

KeriEtssaak.

UlM, 14. Juni. Nachdem das Kriegsgericht der 27. Division schon am 23. März ds. Js. gegen den im hiesigen Garnisonlazaret liegenden, an Lungenschwind­sucht und Epilepsie schwer erkrankten Musketier Bieser vom Jnf.-Regt. 124 verhandelt, die Verhandlung aber wegen eines epileptischen Anfalles unterbrochen hatte, nahm es heute diese Anklagesache wieder auf. Bieser ist der Fahnenflucht, der Unterschlagung, des Diebstahls Und der fälschen Namensangabe angeklagt. Im Herbst 1902 als unsicherer Dienstpflichtiger eingestellt, desertierte er im .März des folgenden Jahres, weil, wie er in einem Briefe an die Kompagnie angab, diese Art der Einstellung und seine zahlreichen Vorstrafen ihm die Mißachtung der gan­zen Kompagnie und des tzauptmanns eingetragen hatte. Davon war, wie der heute als Zeuge vernommene Haupt­mann bekundete, gar keine Rede. Bieser durchzog die Schweiz, Frankreich und hielt sich dann im Oktober v. Js. in Karlsruhe auf, wo er sich Graf von Grafenstein nannte und als solcher in einem Hotel einen Anzug ge­stohlen haben soll. Das Kriegsgericht sprach ihn aber von dieser Anklage frei, weil hinreichende Beweise nicht Vorlagen. Wegen der Fahnenflucht, bei der er eine sirarische Hose mitgehen hieß und wegen der bei seiner Verhaftung in Stuttgart erfolgten falschen Namensangabe wurde er zu 11 M o naten und 15 Tagen Gefäng- nis zu einer Woche Haft und zur Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes verurteilt.

München, 13. Juni. Der Kölner Männerverein zur Bekämpfung der Unsittlichkeit hatte durch das preu­ßische Ministerium Strafverfolgung dreier Münchener Kunsthändler wegen Sittlichkeitsvergehen, verübt durch die Presse (Bilder) herbeigeführt. Das Münchner Schwur­gericht hatte die Kunsthändler aber freigesprochen. Zwei der Freigesprochenen erließen nun an ihre Knuden Rund­schreiben, in denen sie das Vorgehen der Kölner als eine gemeine, verächtliche, in den Angen eines jeden an­ständigen Menschen von selbst sich richtende Handlungs­weise bezeichnten. Die Vorstände des Kölner Vereins stellten deshalb Beleidigungsklage und das Schöffengericht verurteilte die Beklagten zu 400 Mk. bezw. 200 Mk. Geldstrafe.

Frankental, 12. Juni. Tie Strafkammer ver­handelte heute gegen den aus Kreuznach stammenden Weinhändler Theo Schneider aus Neustadt a. 5z. und dessen Prokuristen Hermann Schober. Beide wer­den der Weinfälschung beschuldigt. Ter Prozeß mag im Vergleich zu den in letzter Zeit hier verhandelten großen Weinprozessen äußerlich zwar harmlos erscheinen, zumal kein so großer Zeugen- und Sachverständigenap­parat aufgeboten ist, in Wirklichkeit kommt ihm aber weit größere Bedeutung zu, da nach der Anklage in größtem Stile mit Chemikalien gearbeitet worden ßt. Ter Hauptangeklqgte, dengle ich dem Mitangeklagten Schober früher bei seinem jetzt privatisierenden Bruder .tätig war, hat sich im Jahre'1902 als Weinhändler in -teuftadt a. H. niedergelassen. Sein jährlicher Durch­

schnittsumsatz anWein" w'ird auf etwa 1600 Fuder (1500 000 Liter) beziffert. Der Verkauf geschah zu gu­ten Preisen. Schneider war schon längere Zeit verdächtig. Wiederholt erfolgten Kellerkvntrollen, auch war er schou einmal in Untersuchung. Tie Anzeige erstattete diesmal der Weinkontrolleur Weißer in Kirchheimbolanden. Er beanstandete im Herbst v. I. 20000 Liter Wein, die heute noch beschlagnahmt sind. Tie in Mannheimer und Mainzer Drogerie-Geschäften ermittelten Bezüge von Weinfälschungsmitteln sind ganz enorme. Von 1897 bis 1904 soll Schneider etwa 17 000 Kilogramm Glyzerin, 6000 Kilogramm Weinsteinsäure, 800 Kilogramm Pott­asche, 550 Kilogramm Zitronensäure und 175 Kilogramm Couleur bezogen haben. Lieferanten dieser Chemikalien waren: Hauck Nachf. (Inh. Schräder) in Neustadt a. H., Kissel u. Wolf in Mannheim und Bauer u. Eckert in Mainz. Tie Stoffe wurden unter falscher Inhaltsan­gabe an einen Neustädter Spediteur geschickt, meist aber per Achse von Mannheim aus in die Kellerei verbracht. Schneider gibt aus Befragen an, einem Zehnfnderfaß Wein etwa 4 bis 5 Kilogramm Glyzerin und 2 bis 3 Kilogramm Weinsteinsäure zugesetzt zu haben. Die bezogenen Znk- kermengen hätten jährlich etwa 800 bis 1000 Zentner betragen, genau wisse er es aber nicht. Die Chemikalien wurden von beiden Angeklagten zugesetzt, wenn die im Geschäft tätigen Leute abends weggegangen waren. Ter Mitangeklagte Schober ist im Jahre 1894 als Buch­halter in das Schneidersitze Geschäft eingetreten. Er wurde Prokurist und später stiller Teilhaber. Er bezog außer seinem Gehalt von 4500 Mark 2 Prozent vom Reingewinn. Auch er gibt den Bezug von Chemikalien zu, leugnet aber ebenfalls, die Verwendung in dem von der Anklage behaupteten Umfange. Einen chemischen Berater hätten sie nie gehabt, und insbesondere Dr. Mös- linger-Neustadt habe in dieser Beziehung keinerlei Rat­schläge erteilt. An Zucker sind nach Schobers Angaben jährlich 6 bis 8 Eisenbahnwagen (1200 bis 1600 Zent­ner) bezogen worden. Zeuge Weinkontrolleur Wei- ß er-Kirchheimbolanden hat bei Schneider, der schon längst der Weinfälschung verdächtig und deshalb im Jahre 1902 bereits einmal in Untersuchung war, wie­derholt Kellerkontrollen vorgenommen und hei einer im Herbst 1905 vorgenommenen neuen Kontrolle etwa 20000 Liter beschlagnahmt, da der Wein ihm sehr dünn und chemikalienverdächtig erschien. Die Chemikalienbezüge hat er aus den Büchern der betreffenden Trogen und Firmen festgestellt. An Reinhefe habe Schneider von Tr. Möslinger in der Zeit von 1897 bis 1904 für 6552 Mark bezogen. Weinkontrolleur Weißer nimmt an, daß die Angeklagten 1000 Liter Wein 1000 Liter Zuckerwas­ser zusetzten. Tie Sachverständigen Oberinsp. Krug- Speier und Prof. Dr. Kutisch-Kolmar stimmen im wesentlichen darin überein, daß die Angaben der Ange­klagten, daß Chemikalien nur verwendet worden seien, um rationell verbesserten Wein analysenfest zu machen, keinen Glauben verdienen. Es sei anzunehmen, daß der Wein stark mit Zuckerwasser überstreckt und dann durch Zusetzung von Chemikalien in die richtige Lage gebracht, das heißt analysenfest gemacht worden sei. Vermutlich sei bei dieser Zusetzung nach den Ratschlägen eines er­fahrenen Chemikers Verfahren worden. Die von den Angeklagten geladenen Sachverständigen Chemiker Dr. Meyer-Landau und Chemiker Tr. Sch iele-Straß- burg nehmen den gegenteiligen Standpunkt ein. Sie sind bei Untersuchung der beschlagnahmten Weine zu dem Ergebnis gekommen, daß diese den gesetzlichen Vorschrif­ten im weitesten Maße genügen. Mit Sicherheit könne angenommen werden, daß unerlaubter Chemikalienzusatz nicht erfolgt ist. Das Urteil ist das schwerste, das bisher in einer Weinsache von einem pfälzischen Gericht gefällt worden ist. Es lautet, wie bereits mitgeteilt, ge­gen Schneider auf fünf Monate Gefängnis und 3000 Mark Geldstrafe oder einen weiteren Monat Ge­fängnis, gegen Schober auf zwei Monate Ge­fängnis und 1500 Mark Geldstrafe oder einen weite­ren Monat Gefängnis. Schneider wurde auf Antrag des Staatsanwalts sogleich verhaftet. In seinem Plaidoyer wies der Vertreter der Staatsanwaltschaft, Staatsanwalt Reich, darauf hin, daß alle Weinfälscher und Weinvermehrer, gegen die in den letzten Monaten vor dem hiesigen Gericht verhandelt wurde, wie die aus Kreuznach nach Neustadt gekommenen Angeklagten Nicht- psälzer sind.

Paris, 14. Juni. Vor dem Kassatioshof beginnt morgen die Debatte über die Revision des Drei- fus-Prozesfes. Freitag und Samstag finden die Verhandlungen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Vom Montag ab wird das Publikum zugelassen. Das Interesse für diese Revisionsverhandlung ist äußerst ge­ring

K«nss und Wissenschaft

Heidelberg, 14. Juni. Anläßlich der Feier des 50- jährigen Bestehens des deutschen Jngenieuervereins wurde von der technischen Hochschule in Charlottenburg Herr Geh. Kommerzienrat Voith hier zum Dr. ing. honoris causa er­nannt.

Vermischtes

Begeisteru«gs»Uebu«gen.

In denWormser Nachrichten" vom 30. Mai ist folgendes zu lesen:Eine kräftige Ovation durfte heute Vormittag der Herr Polizeiinspektor genießen. Auf der Kaiser Wilhelmstraße hatten die Schulen Probeaus­stellung für das Rosenfest genommen. Herr Polizei - inspektor Bischofs hatte die Ehre, den Groß Herzog zu markieren. In einem Wagen kam er vom Bahnhof und durchfuhr in voller Grandezza und mit leutseligem Neigen nach links und rechts das von den Kindern ge­bildete Spalier. Rauschende Hochrufe aus den kleinen Kehlen schallten ihm entgegen. Die Kinder machten ihre Sache vorzüglich und auch der Herr Polizeiinspektor zeigte sich auf der Höhe der Situation." Wie der Fr. Ztg. von einem Augen- und OhrenzeUgen hierzu berichtet wird, sollen einige Buben aus kräftiger Kehle: Heyl! Heyl! ge­rufen haben. ,

Keuuzeiche» für Pferdeknechte.

Ein alter Bauer sagte einmal nach langer Erfahr­

ung : WenU ein Knecht sagt:Unserem Heern seine Pferde", dann taugt er nicht, man gebe ihm seinen Lohn und) jage ihn fort. Wenn ein Knecht sagt:Unsere Pferde", so kann man ihn behalten. Wenn aber ein Knecht sagt: Meine Pferde", dann ist er ganz bestimmt gut und gar nicht mit Geld zu bezahlen. ,

Eine Protest Liga.

Von Hameln aus wird die Aufforderung zu einer Protest-Liga gegen die Fahrpreisverteuerung ver­sandt. Es seipatriotische Pflicht eines jeden", der am Verkehrsleben direkt oder indirekt interessiert ist und eine Berkehrsverteuerung als einen Kulturrückschritt an­sieht, an diesem Protest sich zu beteiligen, indem eine große Anzahl jener, die bisher 1. Klasse gefahren sind, nach Einführung der Fahrkartensteuer zur 2. Klasse, ein großer Teil der bisherigen Fahrgäste der 2. Klasse zur 3 .Klasse übergehen. Auch wird es gewiß nicht aus- bleiben, daß in Zukunft ein erheblicher Teil der Fahr­gäste der 3. Klasse die 4. Klasse benutzt, die ja von der Steuer gänzlich befreit bleibt. Es sei aber notwendig, daß alle, die aus den angeführten Gründen eine Klasse tiefer steigen, auch nach außen hin zu erkennen geben, weshalb sie dies tun und dazu soll ein Zeichen dienen mit der Aufschrift:Protest-Liga gegen die Fahrpreis- Verteuerung". (Wie wäre es mit einer kleinen Steuer­schraube im Knopfloch als Abzeichen für die Liga. Red.)

Nix de«isch.

Unglaublich, aber wahr! Die amtlicheLothringer Zeitung" schreibt: In dem Dorfe Donnelay, Kanton Vic, Kreis Chateau-Salins, wurde vor einigen Tagen eine Ehrenwerte, gutkatholische, 93 Jahre alte Frau zu Grabe getragen. . Die gesamte Einwohnerschaft des Ortes gab der Verstorbenen das letzte Geleit, nur nicht der Priester. Der Grund, warum der Pfarrer nicht mit­ging, war der, daß der Bürgermeister den Beerdig­ungsschein indeutscherSprache ausgestellt hatte! Das Dorf Donnelay liegt im gemischten Sprachgebiet, wo beide Sprachen amtlich zulässig sind. Die weltlichen Be­hörden Verkehren in diesen Gebieten gewöhnlich deutsch, die Geistlichen aber, wie überhaupt in ganz Lothringen, nur französisch.

Im Gegenteil."

Ibsens letzte Worte werden dadurch verständlich, daß der Sterbende im Nebenzimmer sagen hörte, es gehe ihm besser. Und im letzten lichten Augenblick noch fühlte er den Drang, furchtlos die Wahrheit zu ver­künden, und von seinen erblassenden Lippen kamen die Worte:Im Gegenteil!"

Die Folgen des Bombeuattenlats

in Madrid werden durch eine Zusammenstellung der Köln. Volksztg." veranschaulicht. Danach wurden ge­tötet: ein Hauptmann, 2 Oberleutnants, 6 Unteroffi­ziere und Soldaten, sämtlich dem RegimentWad-Ras" angehörig, Markgräfin v. Tolosa, Schwiegertochter des Markgrafen v. Perales, Frl. Therese Ulloa, Tochter der Gräfin v. Adanero, Anton Calvo Gonzalez, Privatsekre­tär des Ministerpräsidenten Moret, Carmen Prieto, Nichte des Vorgenannten, Josef Sola und Ludwig Fonsera Ca- banero. Die Verwundeten sind: ein Hauptmann, ein Oberleutnant, 25 Unteroffiziere und Soldaten vom Re­giment, Wad-Ras", dazu 49 Zivilpersonen, darunter viele Frauen und Kinder, zum Teil schwerverwundet. Viele Verwundete haben bisher keine Anzeige erstattet und lie­ßen sich in ihren Häusern verbinden. Es ist airzu­nehmen, daß noch mehrere der Schwerverwundeten ster­ben und so die Zahl der Toten bis auf dreißig steigen wird. L DK M

Die Schrecke« vo« Monjuich

Nach Meldungen Londoner Blätter haben sich ver­schiedene Anarchisten, darunter auch Malatesta, da­hin geäußert, daß die Attentate gegen König Alfons von Spanien Racheakte seien für die entsetzliche Behandlung, welcher die ersten in Barcelona verhafteten Anarchisten in der Festung Monjuich unterworfen wurden. Daß Kö­nig Alfons damals noch ein Kind und ohne Einfluß aus die Vorgänge in Monjuich war, hindert die kata­lanischen Anarchisten nicht, sich jetzt an ihm zu rächen. Man weiß alle Zeitungen berichteten seinerzeit darüber daß die gefangenen Anarchisten in der Festung Mon­juich auf die unmenschlichste Art gefoltert wurden. Viele wurden durch die Tortur zu Krüppeln gemacht. In Katalonien, dessen Bevölkerung als die rachsüchtigste ganz Spaniens gilt, sind diese Vorgänge noch unvergessen und die direkte Ursache zu den vier Anschlägen, die seit dem Jahre 1902 gegen König Alfons unternommen wurden, ist ohne Zweifel die schreckliche Behandlung der Anar­chisten in Monjuich.

Milans Sohn.

Aus Budapest wird derN. Fr. Pr." gemeldet: Vor mehreren Tagen hatte der natürliche Sohn des verstor­benen Königs Milan von Serbien in Klausenbnrg, Ivo er seinen Studien obliegt, mit einem Juristen namens Fodor, mit welchem er beim Billardspiel in einen Wort­wechsel geraten war, ein Säbelduell, bei welchem er mehrere erhebliche Verletzungen davontrug. Sein Vor­mund, Graf Eugen Zichy, der aus diesem Anlässe nach Klausenburg sich begeben hatte, teilte den Vorfall der in Konstantinopel lebenden Mutter des jungen Mannes mit und erteilte ihr den Rat, die weitere Erziehung ihres Soh­nes in Konstantinopel persönlich zu leiten. Dieser Rat wurde befolgt, und der Sohn des Königs Milan ist be­reits in Begleitung eines Erziehers zu seiner Mutter ab­gereist. Trotz seines jugendlichen Alters er steht erst im fünfzehnten Lebensjahr war der junge Mann bereits in mehrere Aussehen erregende Liebesabenteuer ver­wickelt und hat nicht unbeträchtliche Schulden kontra­hiert, die Graf Eugen Zichy beglichen haben soll. Ueber den hoffnungsvollen Jüngling, der sich Georg Obreonwitsch nennt, wird von anderer Seite noch berichtet: Obreno- witsch kam bei dem Duell gar nicht in die Lage seinen Sä­bel zu bewegen, sondern fiel gleich nach dem ersten Hiebe, den er erhalten hatte, in Ohnmacht, stürzte zusammen und warf die schwere Waffe von sich. Wie sein Vormund sagt, sind feine Professoren entzückt von ihm, fanden aber, daß er ein ebenso zügelloses Temperament habe, wie sein ver­storbener Vater. Gewöhnlich durchlumpt er die Nächte, kommt erst früh nach Hause und verbringt den Nachmittag im Kaffeehause.