Berichterstatter Haußmarrn: Das andere Haus könne auch hier wieder die Größe der Konzession erkennen.
Abg. Hang (Bbd.) will seine enogiltige Stellungnahme sich Vorbehalten.
Abg. Re mb old Gmünd (Ztr.). Wenn die Oesterreicher keine Augst haben wegen der Mitgliedschaft Windisch- grätz in unserer ersten Kammer, so brauchen wir das auch nicht zu haben.
Abg. Keil (Soz) polemistrt gegen Gröber.
Der Antrag Keil (Wohnsitz tn Württemberg) wird mit 73 gegen 10 Stimmen der Sozialdemokraten uud der Abg- Haug, Vogt und Wolfs abgelehnt.
Der Kommtsstonsantrag (Wohnsitz im Reichewird mit 63 Stimmen bet 21 Stimmenenthaltungen des Zentrums der Abg. Haug, Vogt und Wolfs, angenommmen.
Zu Art S beantragt die Kommission Beharrung auf dem Beschlüsse, wonach von der Berechtigung zum Wählen ausgeschlossen sind: Personen, die eine Armenunterstützung aus öffentlichen Mitteln beziehen oder im letzten der Wahl vorhergegangenen Jahre bezogen haben und diese zur Zeit des endgtltigen Abschlusses der Wählerliste nicht wieder erstattet haben" (Die Kammer d. St. hat letztere Worte gestrichen.
Der Kommiffionsantrag wird ohne Debatte angenommen.
Zur Art 13 beantragt die Kommission Beharrung auf dem Beschlüsse, daß bei den Wahlen für die Abgeordneten der Oberamtsbeztrke und Städte Amtsdiener nicht innerhalb des Bezirks ihrer Amtsverwaltung und Kirchendiener nicht innerhalb des Oberamtsbezirks, in dem sie wohnen, gewählt werden können.
Der Kommissionsantrag wird angenommen.
Hier wird abgebrochen. Morgen Vormittag 9 Uhr Fortsetzung und Landtagswahlgesetz. Schluß der Sitzung gegen 1 Uhr.
Stuttgart, 13. Juni. Die Kammer der Abgeordneten setzte in ihrer heutigen Sitzung die Beratung der Verfassungsreform fort. Zunächst wurden die Art. 16, 17, 19 und 20 rasch erledigt, wobei es sich um Konsequenzen früherer Beschlüsse handelte. Dann kam man Üei Art. 26 an die Budgetfrage. Berichterst. Fr. Haußmann begründet den Kommissionsantrag sehr eingehend. Liesching und Präsident von Payer sprachen sür den Kommissionsantrag, Gröber und Keil dagegen. Graf Uxknll beantragt Zustimmung zu den Beschlüssen der 1. Kammer. (Fortsetzung der Sitzung nachmittags 1/26 Uhr.)
Aus Württemberg.
Der ueue wnrttember gische Kriegsmiuister,
Generalleutnant v. Marchtaler, ist am 9. Juli 1854 tn Wiblingen bet Ulm als Sohn eines Offiziers geboren. 1870 wurde er Leutnant und 1894 als Major und königlicher Flügeladjutant zur Vertretung des württembergischen Armee- korps bei der Regelung der Beförderungsverhältnisse der württembergischen Offiziere tn das kaiserliche Militärkabineit nach Berlin kommandiert, wo er bis 1898 blieb. Dann war er zwei Jahre lang Leiter der Militärabteilung im württembergischen Kriegsministerium, und von 1900 bis 1903 wurde er württembergtschrr Militärbevollmächtkgter in Berlin. Am 14. November 1903 wurde er Kommandant von Stuttgart und ein Jahr später Generalleutnant. Bei der Beurlaubung des bisherigen Kriegsmintsters v. Schnür- len im März dieses Jahres wurde ihm die Führung der Geschäfte des Kriegsmintsteriums provisorisch übertragen.
Dem scheidenden Minister von Schnürlen widmet der „Beobachter" folgenden Nachruf:
„Mit Schnürlen scheidet ein sympathischer Mann aus dem öffentlichen Leben. Der Kriegsminister hat mit dem Landtag nicht oft Berührungspuukte. Wenn Schnürlen aber in der Abgeordnetenkammer eine Frage seines Ressorts zu vertreten hatte, geschah es mit schwäbischer Schlichtheit und einer humoristischeu Menschengüte, die, ohne dem militärischen Ernst und Beruf etwas zu vergeben, auch den Forderungen des Bürgertums möglichst Rechnung trug. So erschien Schnürlen als einer der wenigen alten Generale, die, das Exklusstve des neuen Kurses im Militärstand vermeidend, immer noch versucht hatte, die guten früheren Traditionen aufrecht zu erhalten, die die Verbindung des militärischen Berufes mit dem Bürgertum nicht ganz zerreißen lassen wollten, sondern gerade in dieser Verbindung eine Förderung der Sympathien für den eigenen Stand erblickten."
Der Minister erhielt anläßlich der Genehmigung seines Abschiedsgesuchs vom König ein in sehr warmen Worten gehaltenes Handschreiben, tn dem seiner Verdienste in Krieg und Frieden gedacht wird.
Die württembergifche Zentrumsfraktion brachte folgenden Antrag tn der Zweiten Kammer ein: „Die K. Siaatsregierung zu ersuchen, vom 1. August d. I. ab eine Wagenklaffe mit dem Fahrpreis von 2 Pfg. für den Kilometer tn den Personen- und Etlzügen der württembergischen Staatseisenbahnen zu führen." Dieser Antrag nimmt zunächst keine Stellung zu der Frage, ob eine 3d- oder vierte Klaffe geschaffen werden soll. Die Hauptsache ist, daß eine Klasse mit dem Zwetpfennigtarif, die bekanntlich von der Fahrkartensteuer vollständig befreit ist, geschaffen wird.
Stuttgart, 12 . Juni. Auf seiner Sängerreise traf heute nachmittag der Männerchor Harmonie von St. Gallen über Hellbraun kommend zum Besuch des Stuttgarter Liederkranzes hier ein. Die Zahl der Teilnehmer betrug gegen 200. Der Verein hat am Sonntag stüh St. Gallen verlassen, ist dann über Konstanz, Do- naueschingen, Titisee nach Freiburg gereist, wo er in der Festhalle ein Wohltätigkeitskonzert gab. Gestern besuchte der Verein Straßburg und wandte sich von da über Karlsruhe nach Heidelberg. In der Bahnhofhalle wurden die Gäste von einer Anzahl Sänger des Stuttgarter Liederkranzes mit Mnsikd. Prof. Dr. Förstler und Gesellschaftsvorstand Schairer an der Spitze begrüßt. Abends Md im Festsaal der Liederhalle eine zwanglose Gesangs- Mterhaltnng statt.
Alm, 13. Juni. Der Stand des nun seit 14 Tagen dauernnden Maurerstreiks ist folgender: 307 Maurer haben die Arbeit niedergelegt, 185 davon sind nbgereist oder anderweitig untergebracht, 30 stehen bei 2
Unternehmern in Arbeit, welche die Forderungen bewilligt haben. Der Streik dauert noch fort.
Sanlgait, 13. Juni. Nachdem vor zwei Jahren im Seminar zu Gmünd der stenographische Unterricht nach System Gabelsberger versuchsweise eingeführt worden ist, wurde nunmehr durch Erlaß des kgl. kathol. Kirchenrats die Gabelsbergersche Stenographie als wahlfreies Fach auch im Seminar zu Saulgau genehmigt.
In einer Fabrik der Bahnhofstraße in Stuttgart stieg trotz des bestehenden Verbots, ein Maler auf eine mit heißer Flüssigkeit gefüllte Mulde, glitt dabei aus, brachte beide Füße bis an die Knöchel tn die heiße Masse und verbrühte sie derart, daß er ins Katharinenhospital verbracht werden mußte.
In Stuttgart wurde beim Zahnradbahnhof die Leiche eines neugeborenen Kindes, männlichen Geschlechts, aufgefunden. Ob Ktndsmord vorliegt, wird die weitere Untersuchung ergeben.
In Nürtingen ist der Schneider Büchner beim Baden auf Wörth ertrunken. Sein Freund und der herbeigerufene Arzt vermochten den nur kurze Zeit unter Wasser befindlich gewesenen Büchner nicht mehr ins Leben zurückrufen.
In Schönenberg stürzte der 65jährige Bauer Jakob Bellau vom Oberling seiner Scheuer so unglücklich auf den Kopf, daß er bewußtlos aufgehoben wurde und nach einer Stunde starb.
In Vaihingen a. Enz wurde ein Zigeuner von einem andern Zigeuner beim Vaihinger Wasserhans erschossen. Der Täter ergriff die Flucht. Er gehört einer z. Zt. in Ensingen mit Steinschlagen beschäftigten Zigeunerbande an.
In Bietigheim fiel der Lehrling des Metzgermeisters Striegel in den Wnrstkessel und würde derart verbrüht, daß er ins Spital verbracht werden mußte. Der Zustand des bedauernswerten jungen Mannes ist ein äußerst bedenklicher.
In Bückingen suchten bei dem gestrigen Gewitter 4 ans dem Felde arbeitende Bauern Schutz unter einem Baum. Plötzlich schlug der Blitz in den Baum, wurde aber durch die in einiger Entfernung liegenden Sensen abgelenkt, so daß die Bauern mit dem Schrecken davonkamen.
Am Pfingstmontag den 4. d. Mts. vormittags gegen 10 Uhr, hat It. St. A. der Bahnwärter der Eisenbahnlinie Gnndels - heim—Haß mersheim auf Posten Nr. 54 innerhalb des Tunnels, etwa 20 w vom Eingang bei Böttingen, einen mit zwei Krampen auf dem Gleis befestigten Stein entdeckt ^unv noch rechtzeitig vor der Durchfahrt des gleich darauf fälligen Personenzugs entfernen können. Die drohende Gefahr bei der Besetzung der Züge an dem Festtage leuchtet ein. Der Bahnwärter sah vor dem Tunnel Tuen Menschen auf einem Straßenstein sitzen, der ihm verdächtig vorkam. Mit Hilfe des Nächstliegenden Bahnwärters nahm er denselben fest. Dieser leugnete zunächst jede Schuld, hat aber dem Beamten der Staatsanwaltschaft, der ihn an den Tatort vorführen ließ, am 9. ds. Mts. seine Täterschaft schließlich zugestanden und Rachsucht als Motiv angegeben. Ec ist der 48 Jahre alte, mehrfach vorbestrafte ledige Taglöhner Johann Christof Strauß aus Dallau, bad. Bezirksamts MoLbach.
In Uttenhosen OA. Leutkirch ist am vorigen Sonntag vormittag im Hause des Bauern und Kirchen- pslegers Vochezer, während dieser mit seinen Angehörigen in der Kirche war, ein Ejnbrnchsdiebstahl verübt worden. Dem Dieb, der seinen Weg durch ein Parterrefenster nahm und in sichtlicher Eile sämtliche Gelasse und Behältnisse des Hauses durchsucht hat, sind mehrere Taschenuhren, Schmucksachen etc. und insgesamt etwa 60 M. Bargeld in die Hände gefallen. Außer einem Natur - stock, der am Tatort znrückblieb, fehlen alle Anhaltspunkte zur Ermittlung des Diebes.
KeriHLsjaac.
Stuttgart, 12 . Juni. Oberkriegsgericht. Der Mi- litärgesangene Karl Siegler, war vom Kriegsgericht der 27. Division wegen eines Verbrechens des Meineids mit dem Strasmilderungsgrund des H 157 d. St. G. B. unter Einrechnung einer ihm vom Kriegsgericht wegen Fahnenflucht im Rückfall zuerkannten Tefärrgnisstrafe von 1 Jahr 9 Monaten zu der Gesamtstrafe von 3 Jahren Gefängnis und den üblichen Ehrenstrafen verurteilt worden. Der Angeklagte, der früher beim Tragoncrregi- ment Nr. 26 diente, jedoch durch Verfügung des Generalkommandos zur Arbeiterabteilung versetzt wurde, entlehnte von dem Dragoner Martin mehrmals kleinere Geldbeträge; bei seiner Versetzung war er dem Martin etwa 4 Mk. schuldig. Martin schrieb an die Mutter des Angeklagten, ihr Sohn sei ihm 4 Mk. schuldig. Aus Grund der Aussagen, daß er von Martin niemals Geld entlehnt habe, wurde gegen Marlin Anklage wegen versuchten Betrugs erhoben. In der Verhandlung vor dem Kriegsgericht beschwor Siegler diese Aussagen, worauf Martin zu einer Gefängnisstrafe verurteilt würde. Später erstattete Siegler aus Reue gegen sich selbst die Anzeige, er habe absichtlich die Unwahrheit gesagt. Gegen das kriegsgerichtliche Urteil legte Siegler Berufung ein und zwar hinsichtlich des Strafmaßes, ebenso der Gerichtsherr, der eine Zuchthausstrafe für angezeigt hielt. Das Oberkriegsgericht fand die Berufung des Angeklagten für begründet und ermäßigte die Strafe auf 2 Jahr 6 Monate Gefängnis.
Kunst und Wissenschaft.
Berlin, 12. Juni. Ter Berliner Dichter und Kritiker Heinrich Hart ist gestern in Tecklenburg, Westfalen, gestorben.
Berlin, 13. Juni. Ueber den verstorbenen Schriftsteller Heinr. Hart ist noch folgendes bemerkenswerte mitzuteilen :
Heinrich Hart (geb. 30. Dezember 1855 zu Weset) studierte in Halle, Münster und München Geschichte, Philosophie und neuere Sprachen und widmete sich seit 1878 dem literarischen Beruf. Er leitete zunächst mehrere politische Blätter in der Provinz und ging dann nach Berlin, mit dem festen Vorsatz, lieber in der Hauptstadt sich durchzuhungern, als draußen auf dem Lande eine gesättigte Existenz zu Pflegen. Um ihn und seinen gleichge
sinnten Bruder Julius sammelten sich bald die Literalen des jüngsten Deutschland, von hier nahm die sogenannte zweite Sturm- und Trangperiode der deutschen Literatur ihren Ausgang. Seit 1882 veröffentlichten die Brüder „Die kritischen Wasfengänge", in denen sie der damals herrschende Modeliteratur, so vor allen Lindau, zu Leibe rückten und für eine neue Kunst „den moralischen Boden zu schaffen oder vielmehr den moralischen Boden zu festigen" suchten. Für die neue Kritik stellten sie vor allem den Grundsatz auf: „Das bloße Urteil ist nichts, die Begründung ist alles." 1887 übernahmen die beiden Brüder die Theater- nnd Literaturkritik der „Täglichen Rundschau". In den letzten Jahren' ist Heinrich Hart ständiger Kritiker des „Tag" gewesen. Auch als Dichter ist Heinrich Hart hervorgetreten mit dem Epos: „Lied der Menschheit", den „Weltkindern" (1871), „Sansara" (1879), „Homo sum" (1890), „Ter neue Gott" usw. Gleich seinem Bruder hat Heinrich Hart durch sein vielseitiges Wesen, sein formelles Können, vor allem durch den Ernst und die tiefe Auffassung, mit der er seinem Berufe oblag, in der Berliner Theaterkritik eine der angesehensten Stellungen eingenommen.
Vermischtes
Theobald Keruers SV. Geburtstag.
Am 14. Juni wird der greise, aber immer noch verhältnismäßig rüstige Bewohner des Kernerhauses in Weinsberi, 90 Jahre alt.
Ans diesem Anlaß frischt die Fr. Ztg. folgende Erinnerung auf: Am 14. Juni 1896 feierte der Arzt und Dichter Dr. Theobald Kerner in Weinsberg, der Sohn Justinus Kerners, in bester Gesundheit seinen 80. Geburtstag. Bei diesem Anlasse wurde ihm ein kunstvoll gearbeitetes silbernes Trinkgefäß in Form eines Reiterstiesels aus der Schwedenzeit geschenkt, der die Aufschrift trägt: „Zum 90. den zweiten, damit Du den Pegasus wieder besteigen kannst." Obwohl sich der Gefeierte damals körperlich nnd geistig noch so rüstig zeigte, wie man es gewöhnlich kaum mehr bei einem Sechziger findet, bedeutet doch bei solch hohem Alter ein Dezennium eine lange Zeit, so daß man sich unwillkürlich fragen mußte, ob der Spender jenes Ehrenbechers wohl dazu kommen werde, dem „alten Schweden am Fuße der Weibertreu" den zweiten Stiesel zu widmen. Theobald Kerner, das Patenkind Ludwig Uhkands, das letzte Mitglied der schwäbischen Dichterschule, der Freund Lenaus, Geibels, Freiligraths, Mörikes, Alexanders v. Württemberg, wird, seinen 9 0 . Geburtstag erleben und in seinem von frischem Grün umsponnenen Musensitze in aller Stille feiern. Geistig noch ungebrochen fühlt er einzig die körperlichen Beschwerden des Alters, von denen beinahe gänzliche Erblindung ihn am meisten drückt. Wenn er aber bedenkt, daß dieses Los, das er schon längst voraus gesehen, ihm beinahe zwanzig Jahre später beschieden wurde, als seinem Vater, so fühlt er sich getröstet, umsomehrr als ihm gute Pflege und treue Freundschaft nimmer fehlen. Seine Dichtungen, 1843 in erster, 1903 in zweiter Auslage erschienen, fanden eine vielleicht nicht sehr große, aber doch treue Gemeinde von Verehrern. Wer Theobald Kerners Gedichte kennt und zugleich au^ merksamer Naturbeobachter ist, wird sie hoch bewerten nnd älteren Literarhistorikern beistimmen, die sie gerade um ihrer schönen Waldbilder willen an hervorragende Stelle setzten. In den Werken „Das Kernerhalis und seine Gäste" und „Justinus Kerners Briefwechsel mit seinen Freunden" hat er uns erst vor wenigen Jahren literarisch wertvolle Gaben geboten. Im großen Jahre 1848 befehligte Theobald Kerner als Hanptmann eine Kompagnie, lebte dann längere Zeit als Flüchtling in Straßburg, saß nachher fünfzehn Monate als'Gefangener aus dem Hohenasperg und schuf während dieser Zeit das Bilderbuch „Prinzessin Klatschrose", zu dem Byrons Freund, Kapitän Wedwin, den englischen Text schrieb. Ter „blutrote Sohn", wie ihn der Vater in einem seiner Briese nennt, ist den politischen Idealen seiner Jugend treu geblieben. Es wird dies schon äußerlich durch die Tatsache bewiesen, daß noch heute vom „Geistertnrme" seines Gartens die sch w arz-r 0 t-g 0 l-r dene Fahne weit in die Lande hinausweht. Auch die in dem Zimmerchen des Alexander-Häuschens befindliche Urkunde, die Theobald Kerner zu seinem 80. Geburtstag vom Landesausschuß der V 0 lksPWartei gewidmet wurde, zeugt für die unverbrüchliche Gesinnungstreue des greisen Dichters.
Das Eisenbahnunglück in St. Goarshausen.
Zu dem bereits gemeldeten Eisenbahnunglück bei St. Goarshausen berichtet die Fr. Z. nach folgende Einzelheiten: Der »getötete Bremser Dehe wohnt in Oberlahnstein; er hinterläßt eine Frau und vier Kinder. Vollständig zertrümmert sind 21 Wagen. Der Materialschaden wird auf einige hunderttausend Mark geschätzt. Beide Güterzüge trafen sich mitten auf dem Doppelherzstück der Weiche. Die ersten acht Wagen zogen sich tn- und über^ einander und fingen sofort Feuer. Ein mit Schwefelsäure geladener Wagen verbreitete gefährliche Dünste, die der Feuerwehr das Herannahen au die Brandstelle sehr erschwerten. Die Feuerwehr mußte durch einen Garten dringen, dessen Bäume erst gefällt werden mußten. Die ganze Stadt war alarmiert, da man annahm, das Hotel Adler stehe in Flammen. In einem württembergischen Wagen befanden sich mehrere Körbe mit geladenen Granaten. An zwei Wagen, die mit Salzsäurekesseln beladen waren, öffneten sich die Ventile durch den Anprall, sonst wäre eine Explosion etngetreten. Der herrschende Nordwestwind trieb den Rauch und die Dünste der Säure nach dem Berge zu. Für die Rettungsarbetten war es noch sehr günstig, daß der Zusammenstoß sich mehr nach dem Bahngeletse schob, sonst wären die am Bahndamm stehenden Häuser rettungslos verloren gewesen. Dadurch, daß der im Bahnhof rangierende Zug auch einige 20 geladene Wagen führte, fand der aufstoßende Zug ein starkes Hindernis. Sämtliche Rottenarbetter von Lahnstetn und Walluf sind zur Hilfeleistung herangezogen. Die Rettungsarbetten werden dadurch erschwert, daß die meisten Wagen keine Raver mehr haben. Die drei leicht verletzten Beamten sind nach ihrer Heimat befördert worden.
ReichStauk. Die ReichsbanknebensteLe in Säckingen Wirt ab 14. September >8. Zs. aufpehoben werden.