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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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celekon Nr. 4l.
Amtsblatt für die Stadt wildbad.
verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter Vildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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Wr. 128 .
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19«6.
Pas Schicksal der Aerfass»ugsrevisto».
Aus Kreisen der Volkspartei wird der Heilbronner Zeitung geschrieben:
Wenn man die Parteiblätter der Reformfreunde zu.'' Hand nimmt, so gewinnt inan den. Eindruck, daß es um die Aussichten der Verfassungsrevision schlecht steht. Tie Beratung des Entwurfs in der Standesherren-Kammer wirkte auf die Hoffnungen der Anhänger der Reform wie der Reif in der Frühlingsnacht. Aus allen Ausführungen in der Öffentlichkeit klingt die bange Frage durch: was nun? Es scheint, daß besonders auch der Fraktion der Volkspartei viel daran liegt, unter allen Umständen etwas Positives zustande zu bringen. Auch die Anhänger der Partei im ganzen Lande sind mit diesem Bestreben einverstanden und wissen, daß es gilt, nun Kon- essionen zu machen. Wie weit darin gegangen werden ann, das ist die Frage. Die Vorlage kommt nun wieder an dje II. Kammer und für die Beschlüsse der II. Kammer ist wiederum Zweidrittelnrehrheit erforderlich. Das darf man nicht aus dem Auge verlieren. Die Konzessionen, die gemacht werden, müssen von allen Parteien der seitherigen Mehrheit gemacht werden .
Die Vorteile der Reform liegen in der Umwandlung der II. Kammer in eine ausschließlich aus Erwählten des allgemeinen Stimmrechts zusammengesetzte Volkskammer, sowie in der zeitgemäßen Erneuerung und Verstärkung der I. Kammer. Diese Vorteile sind im Interesse des Landes wünschenswert. Aus den Verhandlungen der I. Kammer aber geht hervor, daß sie Standesherrenkammer bleiben und zugleich ihre Macht erweitern will. Ihre egoistischen Interessen stellt sie in den Vordergrund. Eine merkwürdige Erscheinung, wenn man sich diese Kammer näher betrachtet. Bei Inkrafttreten der Verfassung zählte sie 55 Mitglieder, nunmehr ist sie auf 29 zusammengeschmolzen und dabei ist, wie die Regierungsbegründung zum Revisionsentwurf selbst sagt, anzunehmen, daß bei Fortbestehen des geltenden Rechts dieser Prozeß noch weiter fortschreiten wird. Unter den 29 Mitgliedern befinden sich die 6 vom König auf Lebenszeit ernannten, welche die Arbeiten der Kammer zu besorgen haben. Ter Berichterstatter dieser Kammer für die Verfassungsrevision war Fürst Quadt. Seine ersten Worte warep: „Ter von der Kommission vorgelegte Bericht stammt aus der Feder des Geh .Rats. v. Heß, der ihn in voller Ueber- einstimmung mit mir fertiggestellt hat. Es ist selbstverständlich, daß ich den Bericht in der schönen juristischen Form, in der er jetzt vorliegt, nicht hätte machen können".
Zum Berichterstatter für dieses wichtige Werk haben die hohen Herren doch sicher ihren fähigsten Kopf ausgesucht und der muß zugestehen, daß er zu seinem Be
richt Hilfe brauchte. Die erste Kammer ist in ihrer fetzigen Zusammensetzung nicht mehr recht arbeitsfähig; das gibt sie selbst zu. In der Generaldebatte führte der erste Redner, Erbprinz zu Löwenstein-Wert- Heim-Rosenberg, dazu ans:
„Man sagt, daß die lebenslänglichen Mitglieder dieses Hauses den weitaus größten Teil der Arbeit leisten und der Bestand der 1. Kammer ohne diese oft nicht mehr zu halten wäre. Ich glaube im Sinne aller standesherrlichen Mitglieder dieses Hauses zu sprechen, tvenn ich diese Behauptung für vollkommen richtig erkläre und die Gelegenheit benütze, um öffentlich anzuerkennen, daß diese lebenslänglichen Mitglieder, welche Seine Majestät in dieses Haus berufen hat, durch ihre Weisheit, ihre reiche Erfahrung, ihre überlegene Fachkenntnis bei oft fastüber- mäßig angestrengter Arbeitskraft es ermöglicht haben, daß trotz der geringen Mitgliederzahl dieses Haus seine Aufgabe ganz und gut hat erfüllen können. Was wir aber nicht zugeben, das ist die gerne daraus gezogene Folgerung, daß das Haus seine Existenzberechtigung verloren habe. Die lebenslänglichen Mitglieder bleiben nach wie vor Mitglieder dieses hohen Hauses und wenn die Versassungsreform wieder scheitern sollte, so werden sie nach wie vor mit ungebeugtem Pflichtgefühl die Arbeit weiter leisten."
Wie anspruchslos und rücksichtsvoll doch diese hohen Herren sind: Sie wollen überall mitbestimmen und die aus bürgerlichen Kreisen hervorgegangenen Mitglieder müssen die Arbeit leisten, müssen beim Scheitern der Reform die Arbeit weiter leisten bei oft fast übermäßig angestrengter Arbeitskraft. Aber auch Fürst Qnadt zu Wykradt und Jsny hat zugegeben, daß die geborenen Gesetzgeber überhaupt nicht im stände sind, die Arbeit zu leisten, er sagte:
„Der Herr Erbprinz zu Löwenstein hat schon beleuchtet, welchen Dank wir den lebenslänglichen Mitgliedern dieses hohen Hauses schulden. Ich möchte mir anzufügen erlauben, daß auch die standesherrlichen und erblichen Mitglieder sich stets nach ihrer vollen Möglichkeit befleißigt haben, an den Arbeiten teilzunehmen, und wann dieselben nicht in der Lage waren, Referate zu liefern in wichtigen Angelegenheiten, so dürfte das hauptsächlich seinen Grund darin finden, daß die formale Vorbildung ihnen fehlt."
Man muß dieses Geständnis festhalten: Die hohen Herren sind nicht in der Lage, Referate zu liefern in wichtigen Angelegenheiten. Ter Redner suchte zwar den Grund in der formalen Vorbildung, aber gleich darauf hob Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg hervor:
„Ich möchte nur sagen, ich bin absolvierter Jurist und
kenne mehrere unserer Mitglieder, die auch lange studiert haben." Zu einer Prüfung Habens anscheinend die mehreren Mitglieder nicht gebracht.
Soviel geht aus den angeführten Aenßerungen zweifellos hervor, die 1. Kammer ist sich bewußt, daß ihre Erneuerung und Vergrößerung eine Notwendigkeit ist, wenn sie lebensfähig bleiben will. Scheitert die Verfassungsreform diesmal, so ist nicht abzusehen, wann eine Reform zustande kommen soll und was dem Volke nicht gelingt, die Beseitigung der ersten Kammer, das gelingt dem Zahn der Zeit, der das morsche Gemäuer vollends zerbröckeln wird. Die Vvlkspartei hat keinen besonderen Grund, diesen Auflösungsprozeß zu verhindern, der ihr bringt, was sie anstrebt, das Einkammersystem und nur der Fortschritt, der in der reinen Volkskammer liegt, kann sie bewegen, in eine Auffrischung der 1. Kammer zu willigen. Dabei muß die 1. Kammer so gestaltet werden, daß sie künftig nicht mehr die Vertretung des hohen Adels bildet; es dürfen deshalb auch nicht die Standesherren auf ewig erhalten bleiben. Da die 1. Kammer aus einem Geist ist, konnte sie im Gegensatz zur 2. Kammer, wo -er Kampf der Parteimeinungen tobt, einheitliche weitgehende Forderungen aufstellen und war sogar in der Lage, zu verhüllen, in welchen Punkten sie nachzugeben gewillt ist. Die 2. Kammer hat aber, so wie die Sache liegt, keinen Anlaß, irgendwelche Konzessionen zu machen. Sie hat aber wohl auch nicht die Möglichkeit dazu, denn wäre auch die eine oder andere Partei bereit, eine Zweidrittelmehrheit ist nicht zusammenzubringen. Fehlgeleitet ist heute die öffentliche Meinung durch den Ministerpräsidenten, der an die Aeu- ßerung des Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Freuden- berg: „Wenn aber die Kammer der Abgeordneten den Wünschen, wie sie unsere Kommission formuliert hat, Entgegenkommen zeigt, so iverden wir wohl in Bezug auf die Zahl der Abgeordneten auch entgegen kommen können, denn es kann uns, da ein Durchzählen künftig nicht stattfinden soll, gleichgiltig sein, ob 75 im Halbmondsaal die Geschäfte besorgen oder ob es ein Dutzend mehr sind" Hoffnungen knüpfte. Gerade weil die Zahl der Abgeordneten der 2. Kammer den hohen Herren gleichgiltig sein kann, ist dieser Punkt kein Kompensationsobjekt. Beim Budgetrecht sind sämtliche Parteien einig, daß an dem Recht des Abgeordnetenhauses nichts abgebröckelt werden darf. Würde dieses Recht geschmälert, so könnte das Zentrum einen Triumpf feiern, denn dadurch wäre ihm ein Grund geschaffen, für Ablehnung der Revision. Es könnte seinen klerikalen Charakter verstecken hinter die Wahrung der Volksrechte. Bleibt noch die Zusammensetzung der 1. Kammer und die Wohnsitzklausel. Nicht annehmbar ist
HefaHrvokke Wege.
Roman von Ewald August König. t
„Bankerott?" fragte er mit gedämpfter Stiniine.
„Durch Leichtsinn und Dummheit!" nickte Arnold, der die Hände auf den Rücken legte und die Wanderung durch das Zimmer wieder anfnahm. „Er hat uns so oft Leichtsinn vorgeworfen. nun ist er selbst an seinem bodenlosen Leichtsinn zu Grunde gegangen."
„Er hielt sich stets für den Klügsten der Klugen," spottete der Onkel, während er seine Augen mit einem Doppelglase bewaffnete, „er hörte das Gras wachsen, bah, ich habe nie viel von seiner Klugheit gehalten! llebrigens war es gut, daß Du Euren Hausarzt zu mir schicktest; wtr müssen rasch handeln, wenn wir ans dein Schifsbruch noch einige Trümmer retten wollen."
Arnold zuckte niit den Achseln und stampfte mit dem Fuße zornig ans de» Teppich, der alte Herr widmete jetzt dein Schreibe» seines Bruders seineganze Aufmerksamkeit.
„So also liegen die Dinge?" sagte er mit schneidendem Hohn, nachdem er den Brief gelesen hatte. „Ich vermute, das eng- ljsche Hans hat ihn grundsätzlich über den Löffel barbiert; er Patte an den Balten im eigenen Auge denken sollen, so oft er über unsere Splitter richtete. Was soll nnn geschehen?"
„Herr von Iachiiianu wird die Liquidation übernehmen," antwortete Arnold. „Ich hoffe, daß es ihm gelingt, den Bankerott zu verhüten."
„Und daun?" fragte Onkel Heinrich mit einem kauernden Blstk auf den Neffen, der noch immer rastlos das Zimmer dnrch- maß. „Wovon willst Tn leben?"
„Ja, wen» ich das wüßte?" Ich werde vorläufig zu Emmy hinm'.sziehen; sie darf dem Bruder nicht ihr Haus verschließen. Kehrt ihr Manu nicht von der Reise zurück, so werde ich mich bei ihr so fest einnisten, daß ich für mein ganzes Leben geborgen bin."
„Das sind dumme Plane!" erwiderte der alte Herr mümln- willigem Kopsschütteln. „Baron Rüdiger von Ravenberg gehört nicht zu den Naturen, die aus Verzweiflung über eine unglückliche Ehe das Hasenpanier erereiseu, um in einem anderen Lande eine neue Heimat zu suchen-"überdies wird er auch nicht sein Kind, sein schönes Gut und sein großes Berinögen so ohne werteres seiner ungeliebten Gattin überlassen. Er hat vor seiner
Abreise alle Geschäfte seinem Vertrauten übertragen, der jeden Monat nur eine bestimmte Summe der Baronin aus zahlen darf; er hat die Reise unternommen, uni den viele» Verdrießlichkeiten aus dem Wege zu gehen, pielleicht auch in der Hoff- uung, daß Emmy wahrend seiner Abwesenheit sich nach ihm seh- nen und ihn bei seiner Rückkehr mit zärtlicher Liebe empfangen werde."
„Jn dieser Hoffnung wird er sich bitter getäuscht sehen," spot- tete Arnold. „Emmy kann nicht vergessen, daß sie einen anderen Mann geliebt hat, dem sie seinetwegen entsagen mußte."
„Um so schlimmer für Dich! Baron vonRavenberg war niemals Dein Freund."
„Auch nicht der Deinige, Onkel!"
„Bah, ich kümmere mich nicht darum, Du aber könntest in die Lage kommen, Unterstützungen von ihm fordern zu müssen, und er hat Dir schon einmal die Tür gezeigt. Das Schiff, mit dem er die Reise um die Erde angetreten hat, muß bald wie- der eintreffen, mit ihiw-kehrt auch Dein Schwager zurück."
„Bis dahin werde ich mich bei Emmy einquartieren," sagte Arnold rasch; „hier kann und mag ich nicht bleiben, Du wirst dies begreifen. Die vielen neugierigen Fragen würdeiU"d,ir lästig werden, und an höhnischen, spöttischen Bemerkungen fehlt es sicherlich auch nicht, zudem fehlen mir die Mittel."
„Ja. das ist der Kardinalpnnkt, um den sich jetzt alles dreht," unterbrach ihn der Onkel. „Es muß vor allen Dingen dafür gesorgt iverden, daß Dir die Mittel gesichert bleiben. Bon Deinem Schwager hast Du nichts zu erwarten, und daß ich mich vis- L-vi3-6s-risn befinde, weißt Du. Du mußt nnn der Konkursmasse gegenüber ebenfalls als Gläubiger anftreten und Deine Ansprüche ans Dein mütterliches Vermögen geltend machen. Sodann würde ich an Deiner Stelle selbst die Liquidation übernehmen ; man kann dabei immer einige Summen verschwinden lassen, von denen die Gläubiger nichts wissen."
„Das wäre Betrug!"
„Bah. man muß ein weites Gewissen haben, wenn man im Leben vorwärts kommen will! Du hast doch die Kassenschlüs- iel?"
„Nein, Herr von Jachnwnnhat sie an sich genommen," erwiderte Arnold, nachdenklich vor sich hinblickend: „er ist ja nun Geschäftsführer; ich kann nicht anders, ich muß ihm alles an- vertrauen."
„Ich begreife Dich nicht," zürnte der alte Herr, „Du bist jetzt der Chef des Hauses. Mögen die anderen alle Geschäfte besorgen, die Verwaltung des Geldes gebührt Dir allein, Herr von Jachmaun und auch der Kassierer müssen Dir die Kassen- schlüssel überreichen. Willst Du bei Deinem Untergebenen betteln, wenn Deine Börse leer ist? Willst Du Dir von Ihnen vorschreiben lassen, wie Du leben sollst?"
„Herr von Jachmann wird das nicht wagen," sagte Arnold, an der Unterlippe nagend; „ich kann zu jeder Stunde ihm den Stuhl vor die Tür stellen, und ich werde das tun, sobald er sich unverschämt benimmt. Was soll ich mit denKassenschlüffeln? Ich habe keine Lust, vom Morgen bis zum Abend im Kassen- ziinmer zu stehen und die Bosheiten der Leute zu hören, die ihr Geld fordern! Mein Entschluß steht fest, ich fahre heute noch zu meiner Schwester hinaus und überlasse es im übrigen meinen Leuten, die geschäftlichen Angelegenheiten hierzu ordnen. Darf ich Dich bitten, für das Begräbnis Sorge zu tragen? Du hast das schon dnrchgeniacbt, üb habe keine 'Erfahrung darin; die nötigen Mittel soll unser Kassierer Dir gestatten."
Der alte Herr drehte mit gedankenvoller Miene andeu Spitzen seines Schnurrbartes, ein sarkastisches Lächeln umziickte seinen Mundwinkel. „Du machst Dir das alles so bequem," erwiderte er, „aber sei es, ich will Dir den Gefallen erzeigen, nur wirf mir später nicht vor, es habe zu viel gekostet, denn was ich übernehme, das tue ich auch ordentlich, ich bin uicht gewohnt zu sparen."
„Das sollst Du auch nicht, bankerott sind wir ja noch nicht, ans die Kosten komntt es also nicht an. Im übrigen müssen wir abwarten, was die nächsten Tage bringen; Pläne können wir jetzt noch nicht machen."
„Nein, aber wir wollen mit einem Advokaten beraten, ob das Gesetz Dir gestattet, das Vermögen Deiner Mutter zu fordern."
„Damit bi» ich cmverstanden," nickte Arnold, „gehen wir sofort, ich kann dann Emmy die Gewißheit darüber schon rntt- bringen."
„Du bist fest entschlossen, nicht i» diesem Hanse zu bleiben ?" fragte der alte Herr.
„Ich kann es nicht, eS ist mir unheimlich unter diesem Dache; von den gen'hüftlichen Angelegenheiten verstehe ich nichts, und den Lärm der jetzt täglich herrschen wird, hasse ich." 125,20