Stockholm, 29. Mai. Das neue Kabinett ist in folgender Zusammensetzung zustandegekommen: Linde­mann, Ministerpräsident und Minister ohne Portefeuille, Beisitzer beim höchsten Gericht, Albert Peterson, Jnstiz- minister, Admiral Dyrssen Marine, Rektor Juhlin Jnnnes, Swartz, Finanzen, Hammarskjoeld Kultus, Alfred PeterSson Landwirtschaft. Der bisherige Mini­ster des Aeußcrn Trolle und der KriegZminister Tingsten behalten ihre Portefeuilles. Zu Ministern ohne Portefeuille wurden ferner ernannt der Beisitzer beim höchsten Gericht Hedenstjerna und Landesftkretär R o o s.

Loudon, 29. Mai. Reuter meldet aus Trenzkog (Natal): Eine englischeTruppenabteilung wurde gestern mittag von Aufständischen angegriffen. Nach zweistündigem Kampf wurde der Feind zurückgeworfen; er harte 70 Tote und viele Verwundete. Auf englischer Seite ist 1 Mann tot, mehrere sind verwundet worden.

Kopenhagen, 30. Mai. Das neugewählte Fal­ke t i n g weist folgende Zusammensetzung auf: Regierungs­partei 55, wozu ein Abgeordneter der Färöer kommt, Sozialdemokraten 24, Rechte 13, gemäßigte Linke 9, ra­dikale Linke 9 und 3 Wilde.

Bukarest, 29. Mai. Tie K a m m e r bewilligte ein­stimmig 500000 Francs zur Errichtung eines Denk­mals für König Karol und zur Erinnerung an die Un­abhängigkeitserklärung Rumäniens.

Konftanlirropel, 28. Mai. Die Pforte leistete gestern 350 Pfund Schadenersatz wegen widerrecht­lichen Zurückhaltens des deutschen SeglersOdysseus".

New York, 29. Mai. Die Presse verlangt die so­fortige Veröffentlichung des vollständigen Berichtes über die Produktionsmethoden des FI e t s ch tr u st S.^ Letzterer sucht dies um jeden Preis abzuwenden. Die Affäre stellt jeden Skandal der neuesten Zeit in den Schatten.

Tokio, 29. Mai. Wie berichtet wird sollen zwischen Japan und Rußland Schwierigkeiten entstanden sein, da Rußland den Versuch macht, den zwischen Japan und Korea abgeschlossenenVertrag zu igno­rieren. Die Schwierigkeiten sind der verschiedenartigen Auffassung der beiden Regierungen über die Erteilung des Exequatur an den russischen Generalkonsul in Söul zuzuschreiben. _

Das Verfahren gegen Lehrer Huhn in Schmer­lenbach bei Aschaffenburg wegen an Schulkindern be­gangenen Sittlichkeitsverbrechen wurde wegen Unzurech­nungsfähigkeit desselben eingestellt. Huhn wird in einer Heilanstalt untergebracht.

Der wegen Raubmordes an der Witwe Bittermann in Nürnberg anfangs April vom Schwurgericht zum Tode verurteilte Mechaniker Weißkopf ist jetzt vom Prinzregenten zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe be­gnadigt worden. Weißkopf, der seine Tat eingestand, hatte den Raubmord mit zwei Helfern verübt.

Der Pfälzer Bote berichtet aus Heidelberg: Mehrere Personen, ,die in einem hiesigen Gasthof das Mittagessen einnahmen, sind unter Vergistungser- scheinungen erkrankt und mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Unter den Erkrankten befinden sich die beiden russischen Fürsten Obolensky und Gagarin, sowie etwa 12 Studenten; auch das Hotelpersonal ist in Mit­leidenschaft gezogen. Lebensgefahr besteht für die Er­krankten nicht; doch dürste längere Zeit vergehen, bis sie wiederhergestellt sind. Gerichtliche Untersuchung ist eingeleitet.

Zwei Gymnasisten vergnügten sich bei Konstanz mit Segeln. Das Boot kenterte infolge des hohen Wellenganges und kippte um. Einer der Knaben na­mens Bürkle aus Schönenbach ertrank.

Ein schweres Verbrechen wurde Montag abend in der Strafanstalt für jugendliche Verbrecher in Dar in­st ad t von zwei noch nicht 18jährigen Strafgefangenen mit Namen Gotta und Knoch, welche Freiheitsstra­fen von drei und sechs Jahren zu verbüßen hatten,- be­gangen. Sie schlugen den 51 Jahre alten verheirateten Oberausseher Platz mit einem Handbeil, das sie sich gelegentlich einer Hausarbeit zu verschaffen wußten, in dem Augenblick nieder, als er die Zellen revidierte. Sie nahmen dem Niedergestürzten die Schlüssel ab, verschlos­sen die Zelle und versteckten sich in einem Bodenraum, in der Absicht, während der Nacht auszubrechen. Sie wurden aber nach kurzer Zeit entdeckt und mit Hilfe von Militär und Schutzmannschaft festgenommen. Ter schwerverletzte Aufseher kam ins Krankenhaus. Er ist infolge der Schädelverletzung auf der rechten Seite ge­lähmt, aber doch vernehmungsfähig.

Die 30 Jahre alte Frau des Tischlers Paul Li ir­den au in Berlin hat ihre beiden Kinder und sich selbst erhängt. Veranlassung soll gewesen sein, daß die Frau unheilbar an Schwindsucht erkrankt war.

In Neuthen (Schlesien) stürzte früh 6 Uhr an einem Neubau in der Parallelstraße ein 4 Stockwerke hohes Gerüst zusammen und begrub 13 Arbeiter und Arbeiter­innen; alle sind verletzt; ein Arbeiter ist bereits gestorben.

Der bekannte Wiener Abgeordnete Völkl wurde tobsüchtig und bedrohte seine Freundin, eine Cafetiere, mit Erschießen. Er wurde in die psychiatrische Klinik ge­bracht.

Ein mit 75 Reisenden und Ladung nach dem Badeort Dubbeln bei Riga bestimmter Dampfer ist unmittelbar nach dem Ablegen von der Landungsbrücke gekentert, wie man annimmt, infolge von Ueberladung. Es sind nur 10 Personen gerettet worden.

Aus Neapel meldet der Lokalanzeiger: Dienstag früh erhob sich eine mächtige Rauchsäule über dem Ve­suv begleitet von donnerähnlichem Geräusch. Infolge des fallenden Aschenregens mußten die Touristen, die das Observatorium besuchen wollten, auf halbem Weg wie­der umkehren. Große Panik brach unter den Bauern von Resine und Tore del Greco aus. Tie Tracierungs- arbeiten für die neue Straße auf den Vesuv wurden ein­gestellt. Die Vulkanologen halten diese neue Tätigkeit des Vesuvs für die letzte Phase seines jüngsten Ansbruches.

Rach einer Lloyodepesche ist der deutsche Dampfer Le ros, von Tyne nach Odessa bestimmt, bei dichtem Nebel auf den unter dem NamenLes Casquettes" bekannten Klippen bei Alderney fest gekommen. Das Schiff wird wahrscheinlich ganz verloren sein. Die aus 27 Mann bestehende Besatzung ist gerettet.

aLoHttöLWegURg.

Augsburg, 29. Mai. Die Metallarbeiter und Industriellen Bayerns haben sich hier geeinigt. Der Streik ist beendet.

Hannover, 29. Mai. Dis ausständigen For­mer und Gießereiarbeiter haben heute die zwischen den Kommissioner bezüglich der Lohnfrge vereinbarten Bedingungen bis auf einige nebensächliche Punkte angenommen. Der achtwöchige Kampf in der Metallindustrie kann damit als beendet gelten, so daß die für den 2. Juni angedrohte Aussperrung nicht in Kraft treten dürfte.

Hamburg, 29. Mai. Die Paketfahrt hat 142 kontraktbrüchige Schauerleure au) 12,000 Mk. Schaden­ersatz verklagt. Der Termin findet am 30. Mai vor dem Gewerbegericht statt. Die Schauerte Ute haben beschlossen, zwecks Erreichung eines Einflusses auf den Arbeitsnachweis der Reeder jede Nachtarbeit, Svnntagsarbeit und Feierrags­arbeit zu verweigern. Bei dem gegenwärtig starken Lösch- und Ladegeschäft wird der Beschluß für die großen Reedereien, die durchweg 36 Stunden arbeiten lassen, wieder starke Verzögerungen herbetführen.

Zur «Lage in HLußlüud.

Reform der politischen Polizei.

Nach einem St. Petersburger Telegramm der Voss. Ztg. hat der im Ausland weilende frühere Minister des Innern, Durno wo, den Auftrag, die Organisation der politischen Partei in westeuropäischen Staaten zn studieren, und daraufhin Vorschläge für eine Reform der russischen politischen Polizei zu machen. Er wird in dieser Aufgabe durch einen Mann unterstützt, der jahrelang Chef der rus­sischen Polizeiagentur in Paris war. Durnorvo wird sich auch in Berlin aufhalten.

Attentat.

Der Polizetkommissar Kowalski wurde inWarschau aus offener Straße erschossen.

Hinrichtung.

Die Voss. Ztg. erfährt aus St. Petersburg: In der Festung Dünamünde sind die 8 vom Kriegsgericht we­gen Ermordung dreier Polizisten zum Tode verurteilten Verbrecher hingerichtet worden. In der Retchsduma wurde bekanntlich dieser Tage gegen die Vollstreckung dieses Urteils leidenschaftlich Einspruch erhoben.

Stuttgart, 29. Mai. Präsident v. Payer eröffnet die 169. Sitzung um 3lst Uhr. Am Regierungstisch: Kultusminister v. Weizsäcker, Präsident v. Mosthaf Und Ministerialrat Marquardt. Krank: Hang; beurlaubt: v. Balz, v. Schönberg, Guoth und Tag.

Auf der Tagesordnung steht die Beratung des Ge­setzentwurfs betr. die

Gewerbe- und Handelsschulen.

Es wird in die Einzelberatung eingetreten.

Berichterstatter ist der Abg. Dr. Hieb er (T. P.)) Die Kommission- beantragt folgende Fassung des Art. 1: Jede Gemeinde, in der während drei aufeinander­folgender Jahre in gewerblichen und kaufmännischen Be­trieben durchschnittlich mindestens 40 männliche Arbei­ter unter 18 Jahren beschäftigt sind, hat zu'deren be­ruflicher Weiterbildung eine gewerbliche Fortbildungs­schule (Gewerbe- oder Handelsschule) zu errichten und in- solange zu unterhalten, als die Zahl der genannten Arbeiter im Durchschnitt von drei aufeinanderfolgenden Jahren nicht unter 30 sinkt. Besondere Handelsschulen werden, soweit die Schülerzahl es zuläßt, nach dem Er­messen der Oberschnlbehörde neben den Gewerbeschulen errichtet. Gemeinden, in welchen der Errichtung oder Unterhaltung einer gewerblichen Fortbildungsschule im Sinne von Abs. 1 erhebliche Hindernisse entgegenstehen, können durch das Ministerium des Kirchen- und Schul­wesens von ihrer Verpflichtung auf bestimmte Zeit, je­doch nicht länger als auf 10 Jahre befreit werden, so­fern eine allgemeine Fortbildungsschule für die männ­liche Jugend am Ort vorhanden ist.

Die Abg. Liesching und Schmid - Besigheim' be­antragen, zwischen die Worte40" undmännliche Ar­beiter" einzusügen:schulpflichtige" und hinterArbei­ter" die Worte in Klammer(Gesellen, Gehilfen und Lehrlinge)" wie im Entwurf wiederherzustellen.

Berichterstatter Hieber teilt mit, daß von den 136 Gemeinden, die jetzt schon solche Schulen haben, 104 unter das neue Gesetz fallen. Die Schülerzahl werde von 19 000 auf 23 000 steigen. Es sei also eine nur mäßige Steigerung der Schülerzahl infolge des Pflicht­besuchs zu erwarten.

Abg. Liesching führt zur Begründung seines An­trags aus: Ter Entwurs wolle die reinen Fabrik- und Heimarbeiter nicht unter die schulpflichtigen Arbeiter aufnehmen. Auch! seitens der Kommission sei dies wohl so aufgesaßt worden. Bei einer Ausnahme der Gesellen, Gehilfen, Lehrlinge und Fabrikarbeiter und Heimarbeiter in die Gewerbe- und Handelsschulen, wäre eine Aen- derung des gesamten Fortbildungsschulwesens notwen­dig. Hinsichtlich des WortesGehilfen" hoffe er auf eine entsprechende Interpretierung vom Regierungstisch.

Schmid-Besigheim (Vp.) bezeichnet es als wün­schenswert, wenn man allen jugendlichen Arbeitern eine möglichst weitgehende Ausbildung zuteil werden lassen könne. Im Rahmen dieses Gesetzes seien aber die Schwie­rigkeiten für die allen jugendlichen Arbeitern zu ge­währende Ausbildung nicht zu beseitigen. Die Gewerbe­schulen würden dadurch ganz außerordentlich überlastet und viele der jugendlichen Fabrikarbeiter würden später überhaupt keinen Nutzen von einer solchen Ausbildung haben. Man solle den Reg.-Entwurf in seiner ursprüng­lichen Form wieder annehmen.

Domkapitular Berg äußert erhebliche Bedenken ge­gen die Fassung des Art. 1 und die Verkoppelung von Zw-angsunterricht und Fachschule. Nur wirkliche Fach­schulen für ein einzelnes Gewerbe können diesem Hel­sen. Es würde da einfach eine obligatorische allge­meine Fortbildungsschule genügen, die gehoben werden müsse.

t Minister v. Weizsäcker: Ter Vorredner habe ; Bedenken gegen das ganze Gesetz geäußert. Den Bc- . dürfnissen des Erwerbslebens können die Fachschulen al-

- lein nicht genügen. Die Bedenken der Gewerbetreiben- r den haben sich nicht gegen den Entwurf, sondern gegen die

vom Zentrum veranlaßten Kommissionsbeschlüsse erster Lesung gewendet, die ja in der zweiten wieder gestrichen worden sind. Die Regierung gehe davon aus, daß un- ? gelernte Arbeiter nicht zum Besuch der Schule gezwun- ! gen werden sollen.

s Abg. Liesching (Vp.) stellt den Antrag, den Abs. j 2 folgendermaßen zu fassen:Besondere Handelsschulen j werden, soweit die Schülerzahl es zuläßt, durch Beschluß ! der Gemeindekollegien nach Anhörung des Gewerbeschul- z rats neben den Gewerbeschulen errichtet. Der Beschluß s unterliegt der Genehmigung der Oberschnlbehörde.

^ Präsident v. Mosthaf: Die ungelernten Arbeiter seien der Fortbildungsschule und nicht der Gewerbeschule zuznweisen. Immerhin gebe es qualifizierte Fabrikarbei­ter. Diese in die Gewerbeschule zu nehmen, müsse möglich sein. Gleichgiltig sei es, ob die Worte Gesel­len, Gehilfen und Lehrlinge in den Art. ausgenommen werden.

Domkapitular Berg: Der Minister habe nicht näher erklärt, wie es möglich sein soll, 30 Berussarten in ei­ner Schule zu berücksichtigen.

Minister v. Weizsäcker wendet sich gegen den Antrag Liesching zu Abs. 2.

Berichterstatter Hieber: Ueber einen Zusatz müsse man sich verständigen. Es werde das vielleicht möglich sein, wenn über Art. 2 und 3 Beschluß gefaßt sei, wes­halb er Vorschläge, die Beschlußfassung über Art. 1 bis dahin auszusetzen. Der Antrag Liesching zu Absatz 1' sei ganz zweckmäßig.

Abg. Rembold-Aalen (Zrr.): Man sollte den Art. 1 nochmals in der Kommission beraten.

Abg. Liesching (Vp.): Er stelle den Antrag auf Zurnckverweisnng an die Kommission.

Abg. Keil (Soz.): Seine Partei müßte den Ge-, dankengang des Domkapitulars Berg hinsichtlich einer gehobenen allgemeinen Fortbildungsschule unter Ab­zweigung von Gewerbeschulen, wo ein Bedürfnis vor­liegt, anss nachdrücklichste unterstützen. Die Fortbildung ! sollte für die gesamte Jugend gehoben werden. Im­merhin liegt in dem Entwurf ein großer Fortschritt.

Vizepräsident Dr. v. Kiene (Ztr.) fragt, inwie­weit eine Gemeinde verpflichtet ist, die allgemeine Fort- ^ bildungsschule fortznerhalten beim Herabsinken der Schü­lerzahl derselben infolge der Errichtung einer Handels­oder Gewerbeschule.

Minister v. Weizsäcker: Diese Frage sei auf Grund des Gesetzes über die allgemeine Fortbildungs-

- schule zu beantworten. Die. Genehmigung zu ihrer Auf-, s Hebung könne erteilt werden. Er sei bereit, in Erwägung s darüber einzutreten, wie der Billigkeit entsprochen wer- ? den kann. Die Regierung lege der Sache gar keine ! prinzipielle Bedeutung bei.

s Remb old-Aalen (Ztr.) beantragt, Art. 1 und 3

- an die Kommission zurückzuverweisen. Nach weiterer De- , batte wird der Vorschlag des Präsidenten, die Beratung ! nun auszusetzen, angenommen.

« Nach Art. 4 sind die Gemeinden befugt, mit Ge­nehmigung der Oberschnlbehörde für den Besuch der ge­werblichen Fortbildungsschule ein Schulgeld zu erheben.

Abg. Schäffler wünscht die Aufhebung des Schul­geldes, welcher Forderung von dem Minister v. Weiz­säcker unter Hinweis daraus widersprochen wird, daß es sich nicht um unbemittelte Schüler und um beträcht­liche Einnahmen der größeren Städte handle. Uebrigens sei der Verzicht auf das Schulgeld ja frei gestellt.

Nach weiteren Bemerkungen der Abg. Keil und Haußmann wird der Kommissionsantrag angenom­men und die weitere Beratung mit Rücksicht auf die morgen in Heilbronn stattfindende Versammlung der Landwirte ans Donnerstag festgesetzt.

Stuttgart, 29. Mat. (Kammer der Standesherren). 8 Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung der Kammer E der Standesherren stand die Beratung oes Landtags- ? Wahlgesetzes, über welches Geh.-Rat v. Heß eingehend ! Bericht erstattete. Auf Antrag der Kommission wurde in ? die Einzelberatung eingetreten. Bet Art. 3. jetzt Art. 28 8 wird von der Kommission hinsichtlich der Wahl der Abge- ! ordneten der Stadt Stuttgart beantragt, daß in Bezug auf die Einreichung der Wahlvorschläge eine vcn dem Beschluß des anderen Hauses abweichende Bestimmung festgelegt werden solle. In Absatz 4 dieses Artikels beantragt die Kommission folgende Fassung : Tue vorgeschlagenen Bewerber, deren Zahl höchstens 6 betragen darf, sind nach Familien- nnd Rufnamen, Stadt und Beruf und Wohnort zu be­zeichnen und in erkennbarer Reihenfolge aufzuführen. Der eine kleinere Anzahl von Personen enthaltende Wahloorschlag darf für die in ihm vorgeschlagenen Bewerber mehrere Stimmen durch Wiederholung der Namen und der durch Beifügung von Zahlzeichen hinter den Namen in der Weise vorsehen, daß einerseits die Gesamtzahl von sechs Stimmen 8 nicht überschritten wird und andererseits keiner der Be­werber mehr als drei Stimmen im ganzen erhält. Minister des Innern Dr. v. Pischek äußerte sich zu den Komm.- Vorschlägen hinsichltch der Einreichung der Wahlvorschläge in zustimmendem Sinne, jedoch könne er sich damit nicht einverstanden erklären, daß schon bei Einreichung der Wahl­vorschläge anch eine Kumulierung vorgeschlagen werden kann. Nach längerer Erörterung an der sich Geh.-Rat v. Heß, so­wie wiederholt der Minister des Innern beteiligten, betonte Staatsrat v. Fleischhauer, daß die Bedeutung der Wahl­vorschläge im Proporttonalwahlverfahren darin bestehe, daß hierdurch eine offizielle Feststellung darüber erfolge, welcher Wählergruppe die betreffenden Bewerber angehören. Durch die Komm.-Vorschläge werde schließlich auch die amtliche Autorität gefährdet. Geh.-Rat v. Heß bestritt dies. Erb­prinz Löwenstein-Rosenberg bemerkte gegenüber den Aus­führungen des Staatsrats v. Fleischhauer der hervorgehoben habe, daß die Freihhett der Wähler durch den Kommissions- Vorschlag beeinträchtigt werde und daß dies nicht im Interesse der staatserhaltenden Parteien liege, daß die staatserhaltenden Parteien mehr zusammenhalten und im Interesse des Staates nicht gewissen Ström-