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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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in Sri Stockt virrtrljsbrl. M.I.1S monstl. 40 ?t.

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relelon Nr. 4l.

Amtsblatt für die ^tadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der Rgl. Forstämtsr wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit

amtlicher Fremdenliste.

^ Inreestr nur - ?tg. Nuemöktige IS ptg. ckle Klei«, rpsltige gonnonckreile.

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Lei wleckndolungen entrpr. Lobatt. Nbonnemenlr noch lledercinkunkt

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VoumrsLag, den 31. Mai

19«k.

namentlichen Abstimmung 2 0 Mk. von den Diäten

abgezogen wurde.

* * *

Der preußische Schulgesetzenttvurs ist nun wKk

lich Gesetz geworden. Am Montag wurde er im Ab­geordnetenhaus gegen die Stimmen der Freisinnigen und Polen in dritter Lesung angenommen. Es ist den frei­sinnigen Parteien zwar gelungen, einige reaktionäre Be­stimmungen aus dem Entwurf zu entfernen, aber der Hauptpunkt der Vorlage die Festlegung der Konfessions­schule ist dank dem Nachgeben der Nationalliberalen durchgegangen. Die Simultanschule wird in Zukunft in Preußen nur eine geduldete Ausnahme sein. In das Geistesleben des preußischen Volkes wird der 28. Mai noch oft seine dunklen Schatten werfen. Die Preisgabe der Volksschulbildung an die reaktionärsten Faktoren des öffentlichen Lebens wird die schwersten Folgen für den gesamten Zuschnitt der preußischen Kul­turverhältnisse unweigerlich nach sich ziehen. Es wird, wenn eine neue Generation unter dem Verfrommungs- zwange dieses reaktionärsten aller europäischen Schul­gesetzgebungswerke herangewachsen sein wird, der gan­zen geistigen Kraft einer nachfolgenden Generation be­dürfen, um die Spuren dieser junkerlich-klerikalen At­tacke auf die Volksbildung ans dem Kulturleben Preu­ßens wieder zu vertilgen.

* * *

Der österreichisch-ungarische Eovflstkt. Der

Franks. Ztg. wird aus Wien geschrieben: Die Demission Hohenlohes ist ein ungewöhnlich ernstes Ereignis. Ganz abgesehen von der Komplikation mit der ungeduldig erwarteten und nun ftlbstverständlich vertagten Wahl­reform, deren Gegner alles tun, den Konfl kt zu ver­schärfen, ist die Situation infolge der schroffen Ig­norierung des österreichischen Standpunktes so gespannt, daß sich sehr schwer ein Mann und ein Programm für die Weiterführung der Geschäfte in Oesterreich finden wird. Im Herrenhaus, wo die Demission Miltags bekannt wurde, herrscht eine Erbitterung, deren man die PeerS gar nicht für fähig gehalten hatte. Die Erregung rührt insbesondere daher, daß man in der Wahl der Delegationen die letzte Waffe vertrauensvoll aus der Hand gegeben hat und sich nun geradezu verraten fühlt. Graf Schönborn, dem die Kabinettsbildung angeboten wurde, hat schon ab­gelehnt, Körb er und Chlumecky ebenfalls. Graf Coudenhove wurde telegraphisch herberufen und hatte eine Audienz beim Kaiser. Nun verlautet schon, daß auch Goluchowski gehen wolle, da er jetzt erst erfahren habe, daß ohne sein Wissen zwischen der Krone und den ungarischen Staatsmännern eine Abmachung bestand, auf welche sich diese jetzt beriefen. Das ist aber wohl nur Tratsch. Sehr ruhige und wohlinformierte Politiker glauben, daß es nur

einen Ausweg aus der Krise gebe, das fei der sofortige Eintritt in Verhandlungen mit Ungarn zwecks Revision des gesamten Ausgleiches. Das wäre etwa ein Programm Koerbers. Jedenfalls hat Oesterreich eine Krise von solchem Charakter überhaupt noch nicht gehabt und auch die weitest gehenden Prognosen werden laut. Nach der Sprache der Morgenblätter zu urteilen, ist der Eindruck, den die schroffe Nichtachtung Oesterreichs auf die Parteien gemacht hat, geradezu betäubend. Es fehlt aber jede klare Plan der Abwehr. Man klagt und macht Vorwürfe, aber der Wille zu einer politischen Tat, zu der die Mittel noch keineswegs fehlten, ist nirgends sichtbar. So kann infolge der Ratlosigkeit des desorganisierten Parlaments der Stretch auch ohne direkte politische Folgen bleiben. Gleichwohl hat er tiefer getroffen als je ein anderer zuvor. Vermutlich wird man nun die Wahl­reform gerade darum rasch durchführen wollen.

Tages-MsrriL.

Berlin, 29. Mai. Die Kommission der Abgeordne­tenkammer nahm den Mainkanalisationsvertrag zwischen Preußen, Bayern, Baden und Hessen an.

Berlin, 29. Mai. DerLokalanzeiger" meldet aus Danzig: Die Oberprimaner des kgl. Gymnasiums telegraphierten, nachdem ihnen der Direktor eine ab­schlägige Antwort erteilt hatte, direkt an den Kai­ser nach Prökelwitz, ob die Schüler zum Stapellauf des LinienschiffesSchlesien" frei haben könnten. Die be­jahende Antwort traf umgehend an die Oberpri­maner ein. (!)

Berlin, 30. Mai. Der Kaiser hat, wie eine hies. Korrespondenz wissen will, gestern bei dem Exerzieren der alten Kaiserbrigade auf dem Truppenübungsplatz zu Löbe­ritz dem Kriegsminister v. Einem den Stern der Kom­ture des Hohenzollernschen Hausordens persönlich über­reicht. Angeblich soll in dieser Ordensverleihung eine Anerkennung zu sehen sein für die abgeschlossene parla­mentarische Konipagne, in der es dem Kriegsminister ge­lungen ist, die Pensionsgesetze unter Dach zu bringen, und ebenso andererseits' auch für die Fertigstellung des neuen Exerzierreglements.

Wismar, 29. Mai. Der Rat verbot die Aus­stellung von Aschenurnen aus Krematorien auf dem. hiesigen Friedhof. Die Bürgervertretung hat Beschwerde dagegen erhoben.

Leipzig, 29. Mai. Für den sächsischen Etat gestimmt hat, wie in einer freisinnigen Versammlung zu Zwickau dieser Tage behauptet wurde, der sozialdemokra­tisch e A b g. G o I d st e i n. DieLeipz. Volksztg." ist darüber sehr beunruhigt und verlangt von dem Genoffen Goldstein dienötige Aufklärung".

Yr. 125.

HlrmdsHau.

Die neuen Eisenbahnfahrkarten. Die am

Samstag herausgegebenen Amtsblätter der kgl. Eisen- bahndirektionen enthalten die offizielle Mitteilung an die beteiligten Dienststellen, daß die Erhebung der Fahrkartensteuer am 1. August dieses Jah­res beginnt. Von diesem Tage an wird also für jeden zur Ausgabe kommenden Fahrtausweis erster, zwei­ter und dritter Wagenklasse, deren Preis 60 Pfennig und mehr beträgt, die Steuer nach den bekannten, vom Reichstage beschlossenen und vom Bundesrat genehmig­ten Sätzen erhoben. Die Steuer wird in den tarif­mäßigen Fahrpreis eingerechnet, sodaß auf den Fahr­karten Fahrpreis und Steuer in einem Be­frage erscheinen. Infolgedessen werden, wie die amt­liche Mitteilung weiter besagt, zunächst alle Fahrkarten Edmonsonscher Form erster bis dritter Wagenklasse des Staatsbahnverkehrs und der direkten deutschen Verkehre, soweit ihr tarifmäßiger Preis 60 Pfennig und mehr beträgt, bis zum 1. August oieses Jahres neu gedruckt. Die einzelnen Dienststellen sind angewiesen worden, die neuen Fahrkarten bei der Fahrkartenverwaltung anzu­fordern. Dabei soll der Bedarf für die Zeit vom !1. August dieses Jahres bis 1. April 1907 bemessen werden. Dieser Endtermin ist offenbar mit Rücksicht auf die Personentarifreform gewählt worden, deren Inkrafttreten für den 1. April 1907 in Aussicht genommen ist.

* -i- *

Die Auszahlung der Diäten. DasBerl. Tgbl." schreibt am 29.:Die Volksvertreter hoben heute an der Reichstagskasse ihre 2300 Mk Diäten ab, sofern sie es nicht schon gestern getan haben. Ueber 100 Abge­ordnete, die auch trotz der Diäten keine Sehnsucht nach dem Wallot Bau hatten und seit Samstag nicht anwesend waren, müssen sich SOMarkabztehen lasten. Da sie auch heute zum Empfang der Diäten nicht anwesend sind, wird das Geld vorläufig an der Kaffe deponiert, wo sich die notorischen Schwänzer den Lohn für ihre Nichtarbeit gegen Quittung nach Belieben abheben können."

Eine eigentümliche Wirkung hat nach derNat.- Ztg." das Diätengesetz im Reichstag gleich am ersten Tage seiner Gültigkeit gehabt. Der sozialdemokratische Abg. Schetdemann glitt während der Sitzung infolge der herum­liegenden Papierschnitzel aus und verrenkte sich den Arm. Ter Abg. Dr. Mugdan ließ ihm ärztliche Hilfe angedethen und kurierte auch den Schaden in kurzer Zeit. Inzwischen war jedoch im Saale eine namentliche Abstimmung vorgenommen worden, und die Folge war, daß beiden Herren, obwohl sie den ganzen Tag an den Verhand­lungen teilgenonmmen haben, wegen Versäumung einer

Gefahrvolle Wege.

Roman von Ewald August König. 1

(Nachdruck nicht gestattet.)

Die Glocken läuten zur Kirche; im SonntagSgewande, mit ehrbaren Mienen, das Gesangbuch in den Händen, wanderten die Gläubigen zum Gotteshanse.

Goldener Frühlingssonnenschein lag über den Häusern und Straßen der großen Stadt, er drang auch durch hohe Spiegel­scheiben in eiirreich ausgestattetes Schlafgemach und färbtedort purpurn das starre Antlitz eines Toten.

Vor dem großen, vornehmen Hause, in dem dieses Gemach lag, stand ein junger Herr, seine Hand zitterte leise, als er sie ausstreckte, um die Glocke zu ziehen. Er war groß und schlank, ein schwarzer Schnurrbart zierte das ernste Gesicht, in dessen Zügen ein willensfester Charakter sich spiegelte.

Wer Patte das gestern abend gedacht, Herr von Fachmann!" sagte der Diener, der hinter ihm die Haustür geräuschlos wie­der schloß.

Und es ist wirklich wahr, daß Herr Wallendorf sich er­schossen hat?" fragte der andere mit gedämpfter Stimme.Ich Wollte es nicht glauben, als die Magd inir's berichtete."

Leider ist es Wahrheit, wie Herr Arnold behauptet, der sei­nen Vater tot gefunden hat," erwiderte der Diener mit be­dauerndem Achselzucken.Und weshalb eS geschehen ist, daS werden Sie als erster Buchhalter des Hauses gewiß am besten wissen."

Nicht doch, ich kenne keine Ursache, die diese unselige Tat rechtfertigen konnte," sagte Waldemar von Jachmann.Unsere Finanzen stehen sehr gut, Sie dürfen das jedem sagen, der we- geneiner Forderung Besorgnisse äußern sollte."

Niemand wird's glauben," seufzte der Diener;ich sehe den Sturm schon kommen, der daS alte, angesehene Bankhans er­schüttern und stürzen wird." jDas fürchte ich nicht; wo ist der junge Herr?"

Oben in der Famiiienwohunng, der Hausarzt ist vor einer halben Stunde gekommen."

;Ist vom Geschäftspersvnal schon jemand da?"

Sie sind der erste, Herr von Jachmann; Herr Arnold sandte die Magd zu Ihnen und mich zum Hausarzt, alle übrigen Per­sonen erfahren das Vorgefallene immer noch früh genug."

Der Diener hatte bei den letzten Worten die Tür des Kabi­netts geöffnet.

Waldemar trat ein, seine Stirn war sorgenvoll umwölkt.

Er konnte nicht begreifen, was den Chef des angesehenen Hauses bewogen haben sollte, seinem Leben so plötzlich ein Ende zu machen.

Gustav Wallerldorf war nicht nur ein reicher Mann, er stand auch im besten Mannesalter, das Leben konnte seinen Wert für ihn noch nicht verloren haben. Er besaß zwei Kinder, eine Toch­ter. die an einen reichen adeligen Gutsbesitzer verheiratet war, und einen Sohn, besten Leichtsinn und Verschwendungssucht ihm allerdings manche Sorge bereitet hatten. Seine Gattin ruhte schon seit Jahren unter dem Rasen; eine trauliche und angenehme Häuslichkeit hatte er seitdem nicht mehr, aber daß er darüber sich jemals beklagt haben sollte, konnte Waldemar sich nicht er­innern.

Er war ein Lebemann gewesen, sein Reichtum bot ihm die Mittel dazu, und er hatte es auch verstanden, sein Dasein an­genehm zu gestalten; welche Wünsche er auch hegen mochte, ihre Erfüllung brauchte er sich nicht zu versagen.

Und dennoch entsann Waldemar sich jetzt mancher finsteren Wolke, die er in den letzten Wochen auf der Stirn seines ChefS gesehen und für die er keine Erklärung gefunden hatte. Er war der Vertraute WallendorfS gewesen, über den Leichtsinn seines Sohnes und seines Bruders hatte der Bankier sich oft bei ihm beschwert, aber die Ursache dieser auffallenden Verstimmung ver­riet er ihm nicht und Waldemar hielt sich nicht berechtigt, da­nach zu fragen. Nach seiner Anschauung lag diese Ursache nicht in geschäftlichen Angelegenheiten, das HauS hatte allerdings einige Verluste gehabt, aber im Hinblick auf die soliden Grund­lagen des Geschäfts wollten dieselben wenig bedeuten; sie konn­ten unmöglich den Bankier zu dieser Tat der Verzweiflung ge­trieben haben.

Die Arme auf der Brust verschränkt, stand Waldemar am Fenster des mit allem Komfort ausgestatteten Kabinetts und blickte sinnend hinaus in den sorgsam gepflegten Garten, dessen Blütenpracht gestern noch den Bankier erfreut hatte.

Seine eigene Existenz war nun auch in Frage gestellt, auf die Hoffnungen, die er einst gehegt hatte, mußte er verzichten. Wie oft hatte seine Mutter, die Generalin von Jachmann, ihn

auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, daß er im Laufe der Zeit der Assozie, später vielleicht der Chef de» Bankhauses wer- den könne, da ja der junge Wallendorf nicht fähig sei, die Go- schäfte zu führen. Und er selbst hatte nur zu gern sich in dies« Möglichkeit hineingeträumt; nicht des Wohllebens wegen, da« sie in Aussicht stellte, sondern aus Liebe zu denen, welche seinem Herzen nahe standen.

Seine Mutter war auf eine kleine Pension angewiesen, sein« Schwester noch unversorgt; einen Bruder besaß er nicht, wohl aber eine Braut, die außer ihrer Liebe ihm nichts in die Ehe mitbrachte. Die Sorge für diese drei Personen, deren Glück ihm höher galt, als das eigene Wohl, konnte für ihn eine drückende Last werden, wenn er seine gute Stelle verlor.

Dies war nun freilich in den nächsten Monaten noch nicht zu befürchten, denn er blieb nach dem Tode des Chefs die Seele des Geschäfts; ohne ihn konnte der Erbe nicht fertig werden, und er war klug genug gewesen, sich die Gunst und daS Vertrauen Arnold WallendorfS zu sichern.

Aber Arnold Wallendorf war nicht nur ein leichtsinniger Ver­schwender, er stand auch unter dem Einflüsse seine» nicht min- der leichtsinnigen Oheims Heinrich, eines Bruders seines Vaters.

Heinrich Wallendorf war in früheren Jahren Juwelier ge- wesen; er hatte ein namhaftes Vermögen und ein blühendes Ge- schüft, doch seine Leidenschaften ruinierten ihn und brachten ihn gewissermaßen an den Bettelstab. Er liebte eine feine Tafel und die Gesellschaft schöner Frauen, er vergeudete sein Geld am grü- nen Tisch und auf der Rennbahn, spielte die Rolle eines vor- nehmen Herrn und vernachlässigte dabei sein Geschäft. Nach dem Todeseiner braven, fleißigen Frau, die ihm glücklicherweise keine Kinder hinterlassen, brach der Boden unter ihm zusammen, und er war fortan auf die Gnade seines Bruders angewiesen, der ihm eine JahreSrente aussetzte.

Zum Dank dafür nahm er den Sohn des Bruders unter seine Fittige; er wurde der Mentor Arnolds, der an der Le- bensweise des Onkels Gefallen fand und sich innig an ihn an­schloß.

Oft hatte der Bankier seinem Sohne diesen Verkehr ver­boten, aber alle Warnungen, Bitten und Drohungen fruchteten nichts; Arnold war täglich mit dem Oheim zusammen, der da« HanS seines Bruders nicht mehr betreten durste. 125,>0