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mit Erzähler vom ^chwarzwald.

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kelekon Nr. 41.

Amtsblatt für die Stadt N)ildbad.

verkündigungsblatt

der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit

amtlicher ^remdenlists.

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Lekismen 15 Ltg. sie petitrrile.

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Yr. 124.

Mittwoch, de» 30. Mat

Außland, Kngkand. Deutschland.

Friedrich Naumann schreibt in derHilfe": Das wichtigste Ereignis der letzten Woche ist die offiziöse Mitteilung, daß eine englisch-russische Verständigung über die asiatischen Interessensphären bevorsteht. Tiefe Mit­teilung würde nicht in die Welt geschickt werden, wenn die sachlichen Verhandlungen nicht so gut wie fertig wären. Der formelle Abschluß wird warten müssen, bis in Petersburg die Folgen der Amtsenthebung des Gra­sen Lamsdorsf überwunden sind. Englands Politik hat einen neuen und zawr einen sehr großen unblutigen Sieg zu verzeichnen, denn es unterliegt keinem Zweifel, daH der Inhalt der Abmachungen im Grunde ein Verspre­chen Rußlands sein muß, seine asiatischen Grenzen in Tibet, Afghanistan und Persien nicht weiter vorschieben zu wollen. Unter anderen Voraussetzungen kann Eng­land gar keine Verständigung anerkennen. Rußland erhält, soviel man aus der allgemeinen politischen Lage schließen kann, die Garantie des längeren Friedens im Osten und damit die Möglichkeit, in Ruhe seine zer­rütteten Heereszustände zu bessern und die Sicherheit, daß die Stürme der Revolution nicht zu Grenzüber- schreitungcn benutzt werden. Das ist für Rußland in seiner heutigen Lage ein großer Gewinn, und England gewinnt damit einesteils Indiens Ruhe und die un­bestrittene Herrschaft am persischen Golf, andernteils die Beruhigung, daß die Japaner nicht nochmals siegreich austreten, da ja die Japaner ohne England nicht wie­der Vorgehen können, solange sie nicht direkt angegrif­fen werden. Tie Zukunft wird zeigen, inwieweit diese Auffassung der Lage richtig ist, bis heute scheint sie sich aus der einfachen Tatsache, daß Verständigungsverhand- lnngen vorliegen, zu ergeben. Damit schließt sich der Kreis der englischen Abmachungen über die Grenzen seiner Weltherrschaft. Erst die Verständigung mit Frank-, reich, dann mit Japan, dann mit Rußland! Es bleibt übrig die Regelung der Grenzen mit Nordamerika und Deutschland. Ob wir durch eine englisch-amerikanische Abmachung überrascht werden, wissen wir nicht. Sollte sie gelingen (und sie ist vielleicht nicht schwerer als die bisherigen Verständigungen), dann sind wir mit eiser­nen Klammern umschlossen, dann kann England den Türken tanzen lassen wie es will, dann sind wir zur äußersten Vorsicht gezwungen in allen Handlungen der äußeren Politik, weil wir keinen maritimen Bundesge­nossen mehr haben, wenn England mit uns ein Herr- schastswort reden will. Das soll uns nicht entmutigen, denn noch immer bleibt die deutsche Macht ein Faktor, mit dem selbst England rechnet und den Frankreich nicht Unterschätzt, aber freilich das neue Römerreich ist vor­handen, die Zweiteilung der Weltherrschaft zwischen

England und Rußland ist zu Gunsten Englands ent­schieden und die angenehme Lage, in der wir zwischen beiden Mächten waren, verliert ihre Vorteile, denn Ruß­land braucht uns nicht mehr, wenn es aus den Kampf gegen England verzichtet. Der Satz, den wir nach den ersten großen Siegen der Japaner schrieben, daß das Blut der Japaner zu Nutzen der Engländer geflossen sei, ist heute schon recht eindringlich verdeutlicht worden. Das alles verträgt sich sehr gut damit, daß in Eng­land die Liberalen in der Regierung sitzen, denn es sind ja lauter Friedeusaktionen, mit denen England seine weite Macht festigt. Selbst die warmen Friedens­versicherungen, die in der vergangenen Woche die deut­schen Oberbürgermeister in London entgegengenommen haben, können allseitig ehrlich gemeint sein und sind es zweifellos bei der Mehrzahl der Beteiligten, da ja Eng­land gar keine Veranlassung hat, das System der fried­lichen Isolierung Deutschlands durch irgendwelche drohenden Handlungen zu stören. Je friedlicher die Welt ist, desto sicherer herrscht der Mächtigste. Die Periode, die sich, ankündigt, heißt der englische Welt­friede. Wir fühlen sie als Druck unserer Hoffnungen, aber da wir die Umkl amme runa kennen, in der wir fest­gelegt sind und da wir wirtschaftlich nur im Frieden gedeihen können, müssen wir uns in die neue inter­nationale Situation hineinfinden, die uns steigende volks­wirtschaftliche Gewinne bei begrenzter politischer Aus­wirkung in Aussicht stellt.

Das alles freilich rechnet mit dem weiteren Be­stehen der russischen Regierung. Stürzt diese, so weiß kein Mensch, welche politischen Verwicklungen folgen können. Das wahrscheinlichste ist zwar auch dann, daß Rußlands innerer Kampf nur dazu dient, die Aus­schaltung Rußlands aus der großen Politik vollständig zu machen, aber sicher ist es nicht, da die gewaltige Aufregung eines im tiefsten Grunde bewegten Volkes sich leicht nach außen werfen und die slavischen und polni­schen Elemente Mitteleuropas mit sich fortreißen kann. Auch hier darf das Beispiel der großen französischen Revolution nicht vergessen werden. Bis jetzt ist die Wiederholung der französischen Revolution auf dem grö­ßeren Boden des russischen Reiches eins der merk­würdigsten Schauspiele der Weltgeschichte. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Versuch die Duma aufznlösen, ebenso gemacht wird und ebenso verläuft, wie damals der Versuch, die Nationalversammlung auseinandergehen zu lassen, und daß aus einer verweigerten oder unge­nügend gewährten Amnestie etwas folgt, was der Erstürmung der Bastille ähnlich sieht. Jedenfalls ist schon heute klar, daß der Zusammentritt der Duma nicht das Ende der Revolution ist, sondern erst der An­fang einer neuen erweiterten Aufrollung des Gegensatzes

Auf Irrwege».

Roman von Klara Rheinau. 75

Wollen Sie mir nicht antworten?" drängte Paul saust. Ich weiß, Sie würden nie . . Ottilie, was ist Ihnen?" unter­brach er sich besorgt, als das junge Mädchen ihm ein asch­farbenes Antlitz zuwaudte. Ihre Lippen öffneten und beweg­ten sich, aber kein Laut drang daraus hervor, es schien, als ob die leidenschaftliche Erregung sie der Sprache beraubt habe.

Sie sind sehr gütig," brachte sie endlich heiser hervor, sehr teilnehmend, und ich danke Ihnen; aber was Sie wün­schen, ist unmöglich. Sie irren, wenn Sie glauben, ich könne wie ein Federball vom einen zum anderen gestoßen werden!"

Er schrak zurück, als ob er einen Schlag erhalten.Ich bitte um Verzeihung," sagte er kalt.Ich dachte . . der Gutsherr dachte . ." er hielt inne, sei» Gesicht war nicht weniger bleich, als das ihrige.

Ich will Sie nicht länger belästigen," sagte er nach kur­zem Schweigen in etwas sanfterem Tone.Ich hatte mir ein­gebildet, daß ich Ihnen nicht gleichgültig sei, aber ich sehe, daß ich mich getäuscht habe. Verzeihen Sie meine Torheit."

Eine kleine Pause trat ein.

Ottilie känipfte mit der tödlichen Schwäche, die sich ihrer zu bemächtigen drohte.

Paul beobachtete sie in schmerzlicher Bewegung. Voll freu­diger Hoffnung, voll süßer Erwartung war er auf die Farm gekommen, nachdem sein Großvater ihm erzählt, durch welch' gemeinen Betrug Bruno sich Ottilies Jawort gewonnen.

. Nun mußte ja alles, alles wieder gut werden! Innerlich auf- jubelnd, hatte er das alte, traute Zimmer betreten, und nun lag ihm das Herz so schwer, so kalt in der Brust. Wie sollte

sich OttilieS seltsames, abstoßendes Wesen erklären ? Konnte rs möglich sein, daß sie trotz allem jenen Elenden geliebt hatte, der ihrer so unwürdig war? Wer konnte ein Frauenherz er­gründen ?

Regungslos, blaß wie eine Leiche, saß Ottilie auf ihrem ^uhl. Ihre rechte Hand hing schlaff herab, ihre Augen starr­ten ins Leere. Die gebeugte Gestalt in tiefer Trauerkleidung m diesen: trübseligen Zimmer, in welchem bereits di§ Ber- üPvng herrschte, die einer Reise vorherzugehen Pflegt, bot ein B:ld unbeschreiblicher Verlassenheit.

Paul fühlte sich bis ins Innerste bewegt. Von einen: un­widerstehlichen Impuls getrieben, eilte er zurück und kniete an ihrer Seite nieder.

Ottilie, mein Liebling," bat er leise, ihre eiskalte Hand ergreifend,schicke mich nicht weg, ich liebe Dich ja so treu, so innig!"

Ein leises Zittern ging durch ihre Gestalt, ihr Auge ver­lor den starren Ausdruck und richtete sich, wie in demütigem Flehen, ans sein Gesicht.Bleibe, Paul," hauchte sie kam» ver­nehmbar,ich kam: ja nicht leben ohne Dich!"

-I- *

*

Und so ging des Gutsherrn sehnlichster Wunsch in Erfüllung. Ottilie wurde die Freude, der Sonnenschein des alten Hauses, beglückt in der Liebe des Gatten, beglückt im Besitze zweier prächtiger Knaben, welche die Erbfolge des Hauses Esmond doppelt sicherten, und den Stolz und die Wonne des ehrwürdi- gen Ahnherrn bilden, dem der TitelUrgroßvater" der liebste auf Erden ist.

Aber obschon noch vier Generationen der Familie leben, so sind deren nur drei auf dem Stammsitz zu finden. Zwischen Großvater und Enkel, der den Name,: Esmond angenommen, besteht eine Lücke, denn Pauls Mutter hat ihr Heim in Belt­horpe gefunden, in einen: prächtigen, alten Hause, das nur eine Strecke entfernt ist von dem bescheidenen Häuschen, wo Frau Talbot wohnte, ihre kunstvollen Stickereien anfertigte, und Frank Clifford lieben lernte, wie ein so edler, hochherzi- ger Mann geliebt zu werden verdiente. Ihr Vater gab freudig seine Einwilligung zu ihrer Heirat und Frau Clifford nimmt eine hochangesehene Stellung in der Grafschaft ein.

Bruno ESmond ist nicht mehr nach England zurückgekehrt; er lebt von dem Jahrgeld, das sein Onkel ihm bewilligt, und in Fairbridge ist wenig von ihm bekannt. Er verbringt seine Zeit mit Spielen und Wetten und sein ständiger Gefährte in guten, wie in bösen Tagen ist ein finster aussehender Mann, Namens Witley, der auch seine Wohnung mit ihm teilt. Ihren gemeinsamen Haushalt leitet eine bleiche, schmale Dame, die gegen alle Hoffnung noch hofft, ihren Bruder vor dem gänz- liehen Untergang zu retten. Vielleicht übt ihre Anwesenheit wirklich einen wohltätigen Einfluß auf ihn auS, so daß ihre hin­gebende Liebe und Geduld endlich ihre Belohnung finden. Werner ist nie mehr in das Detektivkorps eingetreten. Er

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von Demokratie und Zarismus. Nikolaus II. mag ma­chen, was er will, so wird er sich in neue Wirrnisse hineinbegeben. Der Appell ans Volk hat ihm nicht geholfen. Es war zu spät. Er zittert buchstäblich auf seinem Throne. Zitternd verhandelt er mit England: tue du mir nichts, ich tue dir auch nichts! Und dick Engländer verhandeln mit ihm, als ob sie sein Zittern nicht merkten, denn noch repräsentiert er die russische Macht, und es ist für alle Zukunft gut, ein Papier in der Hand zu haben, das ein Zar unterschreibt oder unter­zeichnen läßt. Denn mag aus der Revolution heraus­kommen, was da will, so wird der Erbe der Macht ir­gendwie der Erbe dieses armen Nikolaus sein, wie ja auch Napoleon der Erbe der Lndwigskönige wurde.

BundsHau.

Ter hessische Freisinn nnd die Tarmstävter Wahl. Der Landesausschuß der freisinnigen Par­tei für das Großherzogtum Hessen faßte folgende Re­solution:.

Ter Landesausschuß des freisinnigen Lanoesver- eins für das Großherzogtum Hessen erblickt in dem Zusammenschluß aller entschieden Libe­ralen die einzige Möglichkeit zur wirksamen Be- kämpfungderwachsendenReaktion und zur: Stärkung des Liberalismus. Diese Ei­nigung darf jedoch niemals unter Preis­gabe liberaler Grundsätze erfolgen. Die Unterstützung von Kandidaten anderer Parteien wird darum lediglich nach deren, Stellungnahme zu einer ernsthaft liberalen Politik zu beurteilen sein. Aus die­sem Gesichtspunkt heraus billigt der Landesausschuß die von dem Wahlausschuß der vereinigten Li­beralen bei der Darmstädter Reichstags­wahl ausgegebene S t i ch wähl p ar ole.

Wenn es noch einer Rechtfertigung der Darmstädter Stichwahlparole bedurft hätte, so ist diese durch das Ver­halten der Nativnalliberalen bei der jüngsten Beratung der Stenergefetze gegeben. Während die Parteigenossen des durchgefallenen Herrn Stein für die Vcrkehrssteuern und die Belastung des Massenkonsums stimmten, befand, sich der in Tarmstadt gewählte 'Abgeordnete Berthold durch­weg aus der Seite der Linken.

Berlin, 29. Mai- Aus Mühlheim a. Ruhr wird gemeldet, daß die beiden Großindustriellen Josef und August Thyssen der Stadt Aktien des rheinisch- westfälischen Elektrizitätswerks und des Mühlheimer Berg­werksvereins im Wert von 570 000 Mk. schenkten. Ter

war so erzürnt über seine eigene Nachlässigkeit, die Beweise von Bruno EsmondS Schuld in seiner Wohnung zurückzulassen, anstatt sie mit sich in das weiße Hänschen zu nehmen, daß ihm sein Berns förmlich verleidet war. Er glaubte stets, daß seine Versäumnis es Bruno Esmond ermöglicht habe, der ver« dienten Strafe zu entgehen; aber in dieser Annahme irrte er sich, dem: der Gutsherr würde nie seinen Neffen vor Gericht gebracht haben.

Das Geheimnis von Georg Mariyns Tod hat sich nie vollständig aufgeklärt, und es hätte ja auch keinen Zweck, dieser traurigen Geschichte, an welcher Bruno Esmond moralisch schuldig war, jetzt noch nachspüren zu wollen. Paul und Ottilie sprachen manchmal voll Mitleid von dem Manne, der so schwere Schuld auf sich geladen, und Ottilie drückte stets die Zuversicht« liche Hoffnung aus, daß er bereuen und Verzeihung erhalten werde.

Ende.

Entschuldigung.Aber Müller, jetzt beobachte :ch Sie schon zehn Minuten nnd kann beim besten Willen nicht entdecken, daß Sie arbeiten!"Ja, darin kann ich mich furchtbar beherrschen!"

Der Kaiser kann alle»!" Als das Großherzog, tum Oldenburg zum Kaiserreich Frankreich gehörte, ärgerte sich der Präfekt nicht wenig über die gewaltigen Moore der dorti« gen Gegend. Denn erstens entkamen mehrere Personen die von den Franzosen verfolgt wurden, durch die Flucht aufs' Moor; der Kaffer hatte mehrere Regimenter ausschicken müssen, wenn er :hrer in dieser Gegend hätte habhaft werden wollen. Zwei« tenS aber ist der Moorrauch, für jeden, der nicht daran ge« wöhnt ist, unerträglich. So berief also der Präfekt einmal eine große Versammlung nach Oldenburg, um sich Ratschläge über Abschaffung des Moorbrennens und dabei eine Verbesserung der Moorkultur geben zu lassen. Allgemeines Achselzucken der Bauern.Et geiht nicht!" hieß eS von allen Seiten.Was," ruft der Präfekt,es geht nicht? Der Kaiser kann alles!"No/ sagte da ganz gelaffen einer der Bauern,wenn der Kaiser al« lens kann, dann kann he ja man veer Wecken lang Kohmeß (Kuhdünger) regnen laten; denn kannt't man gehn, aber anner» geiht'tnich!" izoM