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mit Erzähler vom Ächwarzwald.

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Amtsblatt für die Htadt Mildbad.

verkündigungsblatt

der Ugl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.

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Yr. 113

Vas Schicksal der Werfassungsreform.

Der mit Spannung erwartete Kommissionsbericht der Versassungskommission der ersten Kammer liegt nun im Wortlaut vor. Das Ergebnis übertrifft die schwär­zesten Erwartungen, die von Pessimisten und Kennern unserer Standesherren geäußert worden waren. Nichts gelernt und nichts vergessen, jenes schwerwiegende Wort, das man den Bourbonen zurief, als sie das Rad der Zeit um 50 Jahre zurückstellen wollten, es gilt wieder einmal. Für den Entwurf betr. Aenderungen des 0. Kapitels der Berfassungsurkunde ist Fürst Quadt Be­richterstatter, Geh. Rat v. Heß Mitber.-Erst., für die Aenderung des Landtagswahlgesetzes Geh. Rat v. Heß Ber.-Erst. Auf die ausführliche Begründung, die die Kommission ihren Anträgen an das Plenum mitgege­ben hat, werden wir noch zurückkommen, jetzt möge der wichtigste Teil dieser Berichte wiedergegeben werden, nämlich die Beschlüsse selbst, die die Kommission zu der Reform, wie sie aus der Zweiten Kammer an sie ge­langt ist, gefaßt hat.

Bei der Zusammensetzung der Ersten Kammer beantragt die Kommission, die bisherige Bestimmung, daß der König neue erbliche Mitglieder ernennen kann, die schon die Regierungsvorlage und dann ebenso die Abgeordnetenkammer hatte fallen lassen, wieder auf­zunehmen und zwar unter folgenden Bestimmungen:Zu erblichen Mitgliedern kann der König, insoweit als Landstandschaftsrechte der in § 129 Ziff. 2 bezeichneten Art wegsallen, solche Gutsbesitzer ans dem standesherr­lichen oder ritterschaftlichen Adel ernennen, welche von einem mit Fideikommiß belegten, nach dem Rechte der Erstgeburt sich vererbenden Grundvermögen im König­reich, nach Abzug der Zinsen aus den darauf haftenden Schulden, eine jährliche Rente von mindestens 20 000 Mark beziehen." Statt 8 Mitglieder des ritter­schaftlichen Adels geht die Kommission auf die 6 des Entwurfs zurück, ebenso, dem Entwurf folgend, statt 3 Vertreter des Handels und der Industrie, 3 der Land­wirtschaft und 2 des Handwerks auf 2 des Handels­und Gewerbestands und 2 der Landwirtschaft, je vom König ernannt und zwar auf Vorschlag der ge­setzlich organisierten Berufskörperschaften. Einver­standen ist die Kommission dagegen mit den Be­schlüssen der Abgeordnetenkammer über die Vertreter der Kirchen (Präsident des Ev. Konsistoriums, Präsident der Evang. Landessynode und 2 evang. Generalsnper- intendenten, ferner ein Vertreter des bischöfl. Ordina­riats und ein von den kathol. Dekanen aus ihrer Mitte gewähltes Mitglied), und der Hochschulen (je ein Vertreter der Landesuniversität in Tübingen und der Technischen Hochschule in Stuttgart). Die Kommission

Mittwoch, den 16. Mai

ist hier also durchweg auf den Entwurf zurückgegangen mit dem einen Zusatz der Möglichkeit der Ernennung neuer erblicher Mitglieder. So wäre die Zahl der Mit­glieder der Ersten Kammer nM 6 verkleinert, 47 statt 53.

Die wichtigste Aenderung bs» der Zusammensetzung der Zweiten Kammer ist die Streichung der 17 Proporz-Abgeordneten. Die Kommission geht also auch hier auf den Regierungsentwnrf zurück, der be­kanntlich im Gegensatz zu der Abg.-Kammer die sogen, kleine Kammer" ohne jeden Zusatz vorsieht. Tie 2. Kammer soll also bestehen aus je einem Abgeordneten eines jeden Oberamtsbezirks, aus 6 Abgeordneten der Stadt Stuttgart und je einem Abgeordneten der Städte Tübingen, Ludwigsburg, Ellwangen, Ulm, Heilbronn und Reutlingen, zusammen also aus 75 Abgeordneten. Auch bei der Bestimmung des Alters, in dem die Mitglie­der der beiden Kammern zur Wahl stehen müssen, lehnt die Kommission das 25. Lebensjahr, wie es die Abg.- Kammer festgesetzt hatte, ab und nimmt den Entwurf mit dem 30. Lebensjahr wieder auf. Was die weiteren Eigenschaften der Ständemitglieder betrifft, so läßt die Kommission für die erblichen Mitglieder der 1. Kammer die Bestimmung fallen, daß derWohnsitz im König­reich" erforderlich sein soll.

Hinsichtlich des Budget rechts beschloß die Kom­mission der ersten Kammer, den Artikel 26 Ziffer 2 wie folgt zu ändern:Diejenigen Steuern, deren Sätze im Wege der ordentlichen Gesetzgebung fest bestimmt sind, werden in diesen Sätzen solange und insolvent fortbe- stehen, als nicht beide Kammern über die Ablehnung der Steuern oder die Ermäßigung des Steuersatzes ein­verstanden sind. Auch bedarf es eines übereinstimmen­den Beschlusses beider Kammern, wenn eine Steuer, für welche in einem Steuergesetz ein feststehender Steuer­satz bestimmt oder ein Einheitssatz festgesetzt ist, in ei­nem höheren Betrage erhoben werden soll." Ferner werden abgeändert die Bestimmungen über die Gleich­berechtigung beider Kammern bei der Aufnahme von Anlehen und Veräußerungen von Bestandteilen des Krongutes: bei diesen sind,auch wenn sie in Ver­bindung mit der Beschlußfassung über den Hauptetat er­folgen", beide Kammern gleichberechtigt.

Das runde Nein wird den Beschlüssen der Stan­desherrn gegenüber bald erfolgen. Sie sind für jeden fortschrittlich gesinnten Mann unannehmbar. Lieber gar keine Verfassungsreform als eine solche, bei der die zweite Kammer wesentlich geschwächt, in der ersten dagegen das bürgerliche Element derart zurückgedrängt ist, daß die Standesherren weiter dominieren, ohne sich der Gefahr auszusetzen, infolge ihrer sich stets vermindern­den Anzahl und der mangelnden Arbetskraft der über-

uicht identifiziert werden und alles war wieder in Ordnung. Die beiden Schuldgenossen konnten nach langer Zeit wieder einmal frei aufatmen.

* *

He

Ottilie hatte ihres ganzen Mutes bedurft, nm dem Guts­herrn ihre Bitte vorzntragen, aber die sanfte väterliche Art, die er ihr gegenüber angenommen, hatte ihr alles erleichtert, und als sie jetzt allein i» dem schönen stillen Zimmer saß, erfüllte die süße Hoffnung ihr Herz, daß diese schwere Leidens- zeit nnn ihr Ende erreicht habe.

Sie umßte nicht, wie lange sie gewartet, als plötzlich daS Rollen von Wagenrädern an ihr Ohr drang.

Mechanisch erhob sie sich und trat an das Fenster. Die offene Equipage, deren der Gutsherr sich seit seiner Rückkehr bediente, stand an der Tür und jetzt trat er selbst, auf Herrn Clisford gestützt, in den Sonnenschein hinaus. Der Fremde, den sie im Bidlivthekzimmer gesehen, folgte ihnen auf dem Fuße.

Die beiden Herren nahmen ihre Plätze im Wagen ein und der Detektiv schwang sich auf den Kutschersitz hinauf; eine Se­kunde später trat Hanptmann Esmond ans dem Hanse, in elegantester Toilette, eine gelbe Rose im Knopfloch tragend. Er setzte sich Herrn Clisford gegenüber und Ottilie konnte sehen, daß sein Gesicht völlig farblos war, vbschvn eine Art kecken Trotzes sich in seiner Haltung ansprägte, welcher sie frappierte. Er sah wie ein Mann ans, der ein verzweifeltes Spiel gespielt und seinen letzten Wurf getan hat.

Der Wagen setzte sich jetzt-langsam in Bewegung und Ottilie blickte ihm mit bestürzter Miene nach, bis ihr plötzlich ein Gedanke durch den Sinn fuhr, der ihr Blut fast zu Eis erstar­ren machte.

Ohne eine Minute zu zögern, verließ sie das Zimmer und eilte in die Halle hinaus. Ter Diener, der seinem Herrn beim Einstcigcn behilflich gewesen, stand noch an der Tür; auch seine Züge drückten eine gewisse Bestürzung ans, glätteten sieh aber sofort, als er Ottilie herankommcn sah.

Der Gutsherr ist ansgcfahren?" fragte sie atemlos vor innerer Erregung.

Jawohl, Fräulein/ entgegnele der Mann in respektvoller Weise, denn er betrachtete Ottilie als die zukünftige Herrin deS stattlichen Hauses und einer zahlreichen Dienerschaft.

Wissen Sie. . können Sie mir sagen, wohin er sich be-

1906.

lebten Institution selbst den Todesstoß zu geben. Im allgemeinen hat die Kommission den Regierungsentwurf wieder hergestellt, ist aber in verschiedenen wichtigen Fragen weit hinter diesem zurückgeblieben, Da ist z. B. die Haltung in der Budgetfrage, die weit über den gewiß schon entgegenkommenden Standpunkt der Re­gierung hinausgeht, dann in 2 Punkten, die die Stan- desherren als solche persönlich berühren: in der Besei­tigung der Bestimmung, daß die erblichen Mitglieder der 1. Kammer einen Wohnsitz in Württemberg haben müs­sen, und dann in der Beibehaltung des jetzigen Rechts der Krone, neue erbliche Mitglieder der 1. Kammer zu ernennen. Die Bestimmung, daß die erblichen und rit­terschaftlichen Mitglieder der ersten Kammer mindestens 20 000 Mark Rente besitzen müssen, um der Ehre teil­haftig zu werden, mit den ganz großen Herrn zusam­men tagen zu können, wird überall Kopfschütteln er­regen.

Andere viel schwerwiegendere Aenderungen nötigen aber geradezu zum Erstaunen. Man weiß nicht, ob man sich mehr über ihre reaktionäre Tendenz oder über ihre Unklugheit wundern soll. Daß die 17 Proporz­mitglieder gestrichen werden würden, wußte man ja schon seit einigen Tagen. Was aber soll man dazu sagen, daß das wahlfähige Alter für die 2. Kammer von 25 auf 30 Jahre erhöht wurde. Was werden die Hand­werker dazu sagen, daß man ihre 2 Vertreter für die erste Kammer glatt gestrichen hat. Und die Herren Ritter werden ebenfalls verschnupft sein, weil man ihnen nur 6 statt 8 Mitglieder allergnädigst bewilligt, es könnte ja sonst vielleicht einmal der Fall eintreten, daß die Standesherren von dem kleinen Adel überstimmt werden.

Derjenige, für den die Standesherren gearbeitet haben und der nun schmunzelnd das Ergebnis vernehmen wird, ist Herr Gröber. Sein Wort:Machen Sie eine Ver- fassungsresorm ohne uns, wenn Sie können!" ist dies­mal zu Schanden geworden. Der zweite Trumpf des Zentrumsführers hat aber nicht versagt. Wenn alle Stricke ryßen, auf die katholischen Standesherren kann er sich verlassen. Beharrt die erste Kammer aus dem Stand­punkt der Kommission,- so ist die Verfassungsreform ge­scheitert. Um eine passende und zündende Wahlparole für den Herbst werden die freiheitlichen Parteien dann aber nicht verlegen sein. Auf die Begründung der Kon? Missionsvorschläge, die zum Teil die Motive des Re­gierungsentwurfs hervorholt und zugleich sich als Selbst­beräucherung der ersten Kammer darstellt, kommen wir morgen zurück.

Kimdschau.

Der Reichstag begann Montag die Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Aenderung einiger Vor-

I geben hat?" fuhr Ottilie fort, sich im stillen fragend, ob e» ! wohl ihr lautes Herzklopfen hören könne.

Jawohl, Fräulein. Ich hatte Auftrag, den Kutscher anzu- weisen, den Sommerweg entlang zu fahren, bis an den Steg, der zum Weißen Häuschen führt."

Zum weißen Häuschen?" wiederholte Ottilie mechanisch, und in der nächsten Minute eilte sie, so rasch ihre Füße sie tragen wollten, den Fahrweg hinunter in derselben Richtung, den der Wagen genommen. Aber auf halbem Wege wandte sie sich seitwärts und stürzte sich in das Gebüsch, um auf einem kürzeren Wege ihr Ziel zu erreichen.

So langsam auch der Kutscher mit Rücksicht auf seinen lei­denden Herrn gefahren, so hatte doch der Wagen seine In­sassen bereits vor dem weißen Häuschen abgesetzt, ehe Ottilie in hastigem Lauf die kurze Strecke zurücklegte. Ohne weitere Ueber- leguug, ohne eine bestimmte Absicht war sie den Herren ge­folgt ; ihres Onkels Verbot, das sie bisher so gewissenhaft ein- gehalten, war vergessen, sie fühlte sich nur von dem Verlan­gen getrieben, bei Meta zu sein in dem schweren Augenblick, der ihr bevorstand.

Sie hatte die Anwesenheit Werners mit der Untersuchung über Georg Martyns Todesursache in Verbindung gebracht und glaubte nun, Meta, deren Versteck entdeckt worden sei, solle einem Verhör unterzogen werden, das vielleicht Licht in die geheimnisvolle Sache bringe. Und doch wußte Meta »och nicht einmal, daß Georg nicht mehr unter den Lebenden weilte! Krank und schwach, wie sie war, mußte es eine schreckliche Er­schütterung für sie sein, und Ottilies einziger Gedanke war, ihr hilfreich zur Seite zu stehen.

Doch als sie atemlos anlangte, erblickte sie den Gutsherrn und Bruno in dem kleinen Garten unter dem alten Kastanien- banm, wo sie an jenem denkwürdigen Tage mit Paul und sei­ner Mutter de» Tee eingenommen. In einer kleinen Entfer­nung stand Werner, ernst und still und ohne eine gewisse Wurde, jetzt in der Stunde der Entscheidung, die so viel Verborgenes ans Licht bringen sollte. Auch er sah angegriffen ans, den» der stille Kummer des alten Herrn ging ihm tief zu Herzen.

Als Bruno Esmond das junge Mädchen mir allen Zeichen großer Erregung durch die. Gartentür eintreten sah, breitete sich eine erschreckende Blässe über sein Gesicht. 130,20

Auf Irrwege». !

Roman von Klara Rheinau. 84 i

Doch jetzt mußte alles wieder besser werden, tröstete sich Ottilie. Der Gutsherr war znrückgekommen, wohl genug, um 'eine geschäftlichen Angelegenheiten zu überwachen; sein Ein­fluß ans ihren Onkel war groß, Meta würde wieder nach Hause kommen dürfen, unter liebevoller Pflege ihre Gesundheit erlan­ge», nnd alles würde wieder ganz wie früher sein!"

Sie errötete bei der Erinnerung an des Gutsherrn Frage, Warum sie Bruno in dieser Sache nicht ihr Vertrauen ge­schenkt. Sie war sich bewußt, daß sie ein- oder zweimal, als er besonders zart und gütig gegen sie gewesen, den Wunsch gehegt hatte, ihm von MetaS Rückkehr zu sagen, daß aber stets irgend etwas sie znrückgehalten. Vielleicht dachte sie, daß er zu jener Zeit selbst zu einer geheimen Sorge gequält werde, denn die seltsame Unruhe in seinein Wesen und der verstörte Blick seiner Augen waren ihr nicht entgangen, ja manchmal hatte es ihr geschienen, als ob er in beständiger Angst schwebe yor irgend einer unbekannten Gefahr. Sie ahnte wenig, daß ihre Annahme eine richtige war, daß er seit dem Eintreffen lenes Telegramms, das ihm Metas Flucht meldete, das Da- »wklcsschwert über seinem Haupte fühlte!

In den ersten Tagen nach jener Schreckensbotschaft war er völlig ratlos gewesen. Er hatte selbst an Flucht gedacht, aber seine Leidenschaft für Ottilie, die mit jedem Tag sich noch verstärkte, drängte ihn, die Hoffnung auf ihren Besitz nicht mifziigebcn, ehe alle Aussicht geschwunden, sie zu verwirklichen. Als die Tage vergingen, ohne eine Entdeckung zu bringen, faßte er wieder Mut.

Witley hatte nach allen Richinugen Nachforschungen ange- stcllt, aber auch nicht eine Spur von Meta war ansgefnnden gewesen. Es schien so undenkbar, daß es dem unglücklichen Mädchen bei seiner Schwäche sollte gelungen sein, ohne Geld, vhne Freunde ihren verzweifelten Fluchtversuch dnrchznsüh- ^en, daß sowohl Adolfine Witley, wie ihr Bruder glaubten, sie habe Selbstmord begangen.

Wenn diese Annahme richtig war, so mußie alle Sorge bald ei» Ende haben. ES war kaum wahrscheinlich, daß sie Pa­piere bei sich gehabt hatte, die ihre Beziehung zu der Klause oder zu Fairbridge hätte» verraten können. Die Leiche würde