es gibt nichts im Leben nnd Tasein, das nicht der Aus­artung und Verschlimmerung unterläge - eben die Herr­schaft, die im Anfang nnr um des gemeinen Besten willen eingeführt werden, ward nach und nach in eine übermü­tige Lelbstherrlichk.it nmgewandelt. Die Könige mach­ten ihre Willkür zum Gesetz und erst jetzt, da sie sich eine grenzenlose ungebundene Macht, augeeignet hatten, da sie sich selbst nicht mehr beherrschten und mäßigten, da sie dem Hasse, der Gunst, der Selbstsucht fröhnten erst jetzt erweckt die Insolenz der Könige die Sehnsucht und die Begierde nach dem Gesetz. Es wurden daher jetzt die Gesetze von den Völkern gefordert und erfunden, und die Könige damit nicht länger eigenmächtige Willkür walte - gezwungen, nach dem Rechte zu herrschen, welches ihnen das Volk über sich eingeräumt hatte. Daß die Freiheit besser durch Gesetze als durch Könige gesichert werde, hat­ten die Völker durch viele Erfahrungen gelernt. Durch mancherlei können Könige vom Rechten abgebracht wer­den, die Gesetze aber - taub gegen Schmeichelei und Drohung - stehen ewig und unerschütterlich fest. Tie Könige bleiben dabei frei und ungebunden, denn um ihre Herrschaft werden nur die natürlichen Schranken gezo­gen, daß sic mit ihren Reden und Taten nicht das Ge­setz überschreiten, und daß sie Lohn und Strafe der Gesellschaft seligste Bande - nur ihrem Zwecke gemäß handhaben."

Ich setze dem König keinen Herrn, will aber, daß dem Volke, welches ihm die Herrschaft über sich vertraut har, gegönnt sei ihm eine Norm, dafür vorzuschreiben und zu fordern, daß der König nach dem Rechte, welches das Volk ihm über sich eiugeräumt hat, sich richte."

Indessen war nie meine Meinung, die Sache dem Urteil des ganzen Volkes zu unterwerfen, sondern es sol­len Auserwählte aus allen Volksklassen zur Beratschlag­ung mit dem König abgesandt und der Beschluß davon wieder vor das ganze Volk gebracht werden."

Des weiteren stellt Buchenau in herrlichen Worten die ,,wahren Fürsten" denfalschen Fürsten" gegenüber. Tie letzteren seien als Widersacher Gottes und die Erbfeinde der Menschen zu betrachten.

Wie ganz anders die wahren Fürsten! In hohen Bahnen, über den Häuptern der Irdischen wandeln sie wie himmlische Gestirne, leuchten und wärmen und be­glücken und leiten! Tie göttlichen Sonnen drücken nicht aus die ihnen unterworfenen Weltkörper und zehren nicht von ihrer schweren dunklen Masse; wie sie nun, sollen die echten Regenten belebende Kräfte und heilsame Stoffe allen menschlichen Dingen zustrahlen und eiugießen. Vä­ter sollen die Fürsten sein gegen die Bürger, die ihnen an Kindesstatt anvertraut worden in der Liebe; Hirten in ih­rer Treue und im Eifer;Führer in ihrer Weisheit; Häupter im Glanze ihrer Tugenden!" Siehst du aber Einen, der König heißt und nichts Königliches hat noch ist der nicht durch die geringste edle Eigenschaft aus der Menge hervorragt, wohl aber Tausenden und Tau­senden in Allem nachsteht; der sein Volk nicht liebt, nicht ehrt, nicht pflegt und nicht beglückt; der nur sich und die Seinen, nur stolzes unbeschränktes Herrschertum, nur seine Leidenschaften und Lüste, nur seine Gedanken und Lau­nen, mir seine Eitelkeit und Willkür kennt und er hätte Szepter und Krone, und er säße im Purpur auf dem Throne, und er hätte die Schätze eines Krösus, und er stammte von Karl dem Großen oder Alfred dem noch Größeren, zu seinen Füßen lägen 7 Reiche und eine der ersten Weltstädte und seine .Heere deckten siegreich die Er­de, seine Flotte handelnd die Meere, und um ihn drehte sich in wundervollen Wirbeln ein glänzender Hofstaat mit Ministern und Generalen, mit Adel und Geistlichkeit, mit Gelehrten und Schönen, mit Spielen und Festen sag' an, Metellau, wär' das ein König?"

(Schluß folgt.)

Asndschan.

Tic bayrischen Konservativen. In Nürn­berg wurde Mittwoch der Parteitag der bayeri­schen Konservativen abgehalten. Den Vorsitz führ­te der frühere Abgeordnete Gutsbesitzer Beckh, der bei den letzten Landtagswählen nicht wieder gewählt worden ist. Sein Rivale, der Abgeordnete Nißler, wurde vom Vorstande wegen der Vorgänge bei der Landtagswahl in Weißenburg a. S., wo er mit den Liberalen geliebängelt hatte, aus der konservativen Partei ausgeschlossen. Bei den nächsten L and t a gs w a hl en wollen die Konservativen überall selbständig Vorgehen, und even­tuell nur mit dem Bauernbund, den Bauernvereinen und den Mittelstandsvereinigungsn, aber nicht mit den Libera­len und dem Zentrum Zusammengehen. In Bayern spielen die Konservativen so wenig eine Rolle, wie in Würt­temberg.

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Gegen die Einrichtung von Strafkolonie» zur

Deportation von Verbrechern sprach sich am Diens­tag in der Generalversammlung des Vereins zur Besser­ung Strafgefangener der Leiter des preußischen Gefäng­niswesens Geh. Oberregierungsrat Dr. Kr oh ne aus. Er führte für seine Ansicht folgende Gründe ins Feld:

l. Das Klima der deutschen Schutzgebiete eignet sich Nicht zur Anlage von Verbrecherkolonien. 2. Die zur Bewirtschaftung geeigneten Teile der deutschen Besitzun­gen müßten ehrenhaften Ansiedlern Vorbehalten bleiben. 3. Solange der deutsche Besitz im Kolonialgebiet durch Auf­stände der Eingeboreneit gefährdet werde, verbiete sich jede Deportation zweifelhafter Elemente von selbst. 4. Die Errichtung von Strafanstalten auf den deutschen In­seln in der Südsee sei schon durch die bei deren Erwerb­ung getroffenen Vereinbarungen ausgeschlossen. 5. Die Kosten der Einrichtung und Bewachung der Strafkolo­nien, sowie des Transportes der Verbrecher in das Depor­tationsgebiet würden sehr hoch sein. Tie strafmündige Bevölkerung Deutschlands beziffere sich auf etwa 40 Mil­lionen Menschen, davon würden jährlich ungefähr 1300 Personen zu Gefängnisstrafen, 9000 zu Zuchthaus verur­teilt. Ta Deutschland weder ein zweites Cayenne noch rin zweites Sibirien schaffen wolle, müsse es mit seinen Verbrechern wie bisher in seinem eigenen Laude fertig zu werden suchen.

Die Ansichten über die Zweckmäßigkeit von Straf­kolonien gehen sehr weit auseinander.

Eine Pcogrammrede Weckerles. Der neue ' ungarische Ministerpräsident hielt gelegentlich des Empfangs I der Deputierten der Stadt Tamesvar, die ihm ein ' Mandat anbot, eine Rede, worin er sagt: bezüglich des Verhältnisses zwischen Oesterreich und den auswärtigen Staaten sei Ungarn durch abgeschlossene Verträge in eine Zwangslage geraten und müsse dieselben annehmen, wenn es nicht seine wirtschaftlichen Interesse» schweren Gefahren aussetzen wolle. Die Regierung werde bestrebt sein, zwischen Oesterreich und Ungarn anstatt eines Zollbündnisses einen Zollvertrag zu setzen. Sollte Oesterreich dem nicht zustimmen, so würde die Regierung auf Grund des Gesetzes von 1899 das Verhältnis zu Oesterreich auf der Grundlage der Rezi­prozität regeln. Der Ministerpräsident bezeichnete als ge­eignete Hilfsmittel für wirtschaftliche und industrielle Ent­wicklung die Regelung der Kreditverhältnisse und kündigt eine moderne Steuerreform an.

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Protektionswirtschaft im französischen Kriegsministerium'? Wie derEclair" meldet, hat der Direktor der Jnfanterieabteilung im Kriegsministe- riNnt, M ercier - Milo n, seine Entlassung uachgesucht, weil ein von ihm zur Beförderung vorgeschlagener Haupt­mann auf Veranlassung des sozialistischen Deputierten Messamy, der einen seiner Schützlinge befördert sehen wollte, aus der bereits gedruckten Beförderungslistc gestri­chen worden ist. Wenn die Meldung des nicht sehr zu­verlässigenEclair" wahr ist, so wäre der Vorgang al­lerdings ein starkes Stück.

Tages-SHrsuiL.

Berlin, 18. April. Wie dieNordd. Allg. Ztg." hört, ist das Abschiedsgesuch des Wirkl. Geheimen Rates und Vortragenden Rates im Auswärtigen Amt, Exzellenz v. Holstein, vom Kaiser genehmigt worden.

Berlin, 18. April. Der Reichsanz. gibt bekannt, daß dem Fürsten Philipp zu Eulenburg und dem deutschen Botschafter in Madrid v. Radowitz der schwarze Adlerorden verliehen worden ist.

Berlin, l8. April. Der bekannte Regierungsrat Rudolf Martin fordert in einem Briefe an die Tägl. Rundschau den Reichskanzler auf, schleunigst ein Verbot der Lombardierung russischer Staatspa- ptere an die Retchsbank zu erlassen.

Berlin, 19. April. Gegen den verantwortlichen Re­dakteur der sozialdemokratischen LeiPz. Bolkszeituug ist wegen eines Leitartikels vom 22. Januar d. I., über­schrieben:Der Tiger als Asse", eine neue Anklage we­gen Beleidigung der sächsischen und preußischen Mini­sterien erhoben worden.

Berlin, 19. April. "Ans R o m wird gemeldet, daß ein offiziöser Artikel desGiornale d'Jtalia" die völ­lige Loyalität Italiens in Algeciras betone. Weder die Verbündeten" noch dieFreunde" hätten sich über die Haltung Italiens beklagen können. Vor der Konferenz habe Italien Deutschland in seine Verpflichtungen gegen­über Frankreich durchaus eingeweiht. Italien sei ohne geheimen Vorbehalt und ohne Arglist nach Algeciras ge­gangen. Niemand habe also Grund, an den Zerfall ei­nes Bundes zu glauben, der keine Macht bedrohe und eine friedliche Bürgschaft für ganz Europa sei-

Kiel, 18. April. Gestern Abend wurden hier von der Polizei zwei Personen, einIapaner namens Ima- mura und dessen Begleiter, ein Däne namens Han­sen, wegen Spionageverdachts festgenommen. Sie wurden jedoch heute, nachdem sich der Verdacht als unbegründet erwiesen hatte, wieder auf freien Fuß gesetzt.

Köln, 18. April. Der Jesuitengeneral Pa­ter Martin ist, wie derKölnischen Volkszeitung" aus Rom gemeldet wird, heute Mittag um halb 12 Uhr gestorben.

Frankfurt, 18. April. Wie die . Fr. Ztg. aus Berlin mitteilt, hat sich das bisherige deutsche Hilfskomitee für Calabrien auch für die durch den Vesuv-Ausbruch Geschädigten konstituiert und bit­tet um Gaben. Die Organisation des Komitees bleibt dieselbe; sein Sitz ist Alsenstraße 10, Berlin, wohin die Beiträge zu richten sind.

Innsbruck, 18. April. Auf dem Bahnhof in Per- gtne wurde der Berliner Maler Professor Edgar Meyer wegen seiner Bemühungen zur Erhaltung der deutschen Sprachinseln von Italienern insultiert. Auf dem Bahnhof waren 400 Personen anwesend. Es fanden er­regte Szenen statt. Der Anführerder Italiener wurde verwundet.

Sosnowiee, 19. April. Eine Feuersbrunst äscherte einen großen Teil des jüdischen Stadtteils Zarki ein. Ueber 80 Familien sind obdachlos.

Kvnstautiuopel, 17. April. Die Polizei entdeckte in dem Brunnen des dem verbannten Kurden-Di- vtsionsgeneral Schamyl Pascha gehörigen K o- nak mehrere Leichen. Außer Redwan sollte »»«« den Verichwörern auch der Großwesir sowie der in der Um gebung des Sultans befindliche einflußreiche Scheik Obu Hudda ermordet werden.

Durban» 18. April. Infolge Fehlens jeglicher Nach­richten aus Zululand herrscht allgemein eine sehr pessimistische Stimmung. Die Mobilmachung der ge­samten Miliz wird als unvermeidlich angesehen.

Peking, 19. April. Der deutsche Gesandte Frhr. Mumm von Schwarzenstein wurde gestern von der Kaiserin-Witwe in AbschtedSaudienz empfangen. Dabei wurde die beständige Zunahme der gegenseitigen Beziehungen zwischen China und dem deutschen Reich betont.

Kürzlich erschoß sich in Bayreuth der 18 jährige Gymnasiast Förster, wie die Blätter meldeten, aus un­glücklicher Liebe zu der 14jährigen Tochter eines hiesigen Lasttiers. Der Vater des jungen Mannes sandte nun der AugSb. Abendztg." eine Zuschrift, worin er behauptet«, daß sich sein Sohn wegen ehrverletzender Behand­lung durch das Rektorat des Gymnasiums das Leben genommen habe. Der Gymnasialrektor Dr. Schmidt erklärt daraufhin in den Blättern, diese Behauptung für unwahr und teilt n.it, daß er wegen Verleumdung und AmtSehrenbeletdtgung Klage gestellt habe. Andrerseits hat Förster die Sache dem StaatSmtnisterium unterbreitet.

Der seit 30 Jahren als Rendant beim Königli­chen Lethamt Berlin tätige Rechnungsrat Robert Ostermann ist wegen Unterschlagung von 8000 Mk. verhasst worden.

Mittwoch Morgen wurden in der Oltsgemeinde Schloß Böstg (Bezirk Leipa, Böhmen) die erst 1898 von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht worden war, 14 Ge­höfte mit Nebengebäuden ein Raub der Flammen.

Wie Lloyds Agentur aus Futsckau gemeldet wird, ist der deutsche DampferM. Struve", der auf Gruno geraten war, durch Seeräuber ausgeplündert morden. Das Schiff werde wahrscheinlich ganz verloren gehen.

oLoyuöervegrmg.

Hamburg. 18. April. Die Hamburg-Ame­rika - L i n i e teilt mit. daß dieDeuschlan d" heute nachmittag um 4 Uhr 30 Min. mit voller Besatzung Cuxhaven passiert hat, welche Tatsache die Aussichts­losigkeit des Hamburger Seemanns mus­st and es in schärfster Weise beleuchtet.

Anzin, 18. April. Heute trafen hier etwa 2000 Ausständige aus Denain ein, die den Versuch machten, die Arbeiter der Hochöfen in Anzin und Vieux- Condä von der Arbeit abzuhalteu. In den Werken der Gesellschaft von Anzin wurde jedoch die Arbeit in beträcht­lichem Umfange wieder ausgenommen.

Leus, 18. April. Heute gegen 1 Uhr mittags sind neue Unruhen in Lens vorgekommen. Eine Schar von Ausständigen, die von Ltevin gekommen waren, griff das Haus des Direktors der Grube von Lens an. Das Haus wurde durch das rechtzeitige Eintreffen des Militärs vor der Plünderung bewahr r. Dagegen war es den Ausständigen kurz vorher gelungen, in den vom Portier des Hauses bewohnten Pavillon ein- zudringe», wo sie alles, was sie fanden, zertrümmerten. Den anrückenden Truppenlei st etendiePlünderer hartnäckigen Widerstand. Nachdem sich die A u s- ständigen von dem Hause des Grubendirektors Neu- meaux zurückgezogen hatten, besetzten sie die in der Nähe liegende Eisenbahnstrecke, wurden aber durch Infanterie von dort vertrieben. Die Ausständigen häuften hierauf aus dem Weg, den die Kavallerie nehmen mußte, Eisenbahnschwellen auseinander, hielten ferner einen Eisenbahnzug auf und zwangen den Maschinisten, sie nach Lens zu fahren. Die Truppen vermögen der Ausständigen nicht Herr zu werden. Der Präfekt verlangte sämtliche verfügbare Truppen, um sie auf alle Punkte des Beckens zu verteilen.

Lens, 18. April. Die Ausständigen griffen einen Zug mit Bergungsmannschaften für Grube 1 in Billy Monttgny an und warfen mit Steinen nach der Kavallerie; mehrere Soldaten wurden leicht verletzt. Ausständige sollen heute morgen den Markt in Liävin geplündert haben.

Paris, 18. April. Ungefähr viertausend Setzer beschlossen heute Vormittag den Streik bis zum äußersten. Man glaubt, daß die Zahl der Ausständigen infolge von Zugeständnissen der Arbeitgeber heute Abend nur noch 2500 betragen wird. Die Bewegung beginnt sich auf die Provinz auszudehnen.

Paris, 18. April. Die gemäßigten und konserva­tiven Blätter fordern die Regierung zu energischen Maßnahmen gegen die Streikbewegung aus, die ei­nen revolutionären Charakter angenommen habe. In den 3 Streikdepartements seien 40 000 Mann Truppen, die nicht einmal die Angriffe der Ausständigen entsprechend erwidern dürften, was die letzteren zu den schlimmsten Ausschreitungen ermutige. !

Toulouse, 19. April. In Lavelane zerstörten ansständige Tuchmacher in der letzten Nacht die elektrische Beleuchtung und schlugen alle Türen nnd Fen­ster an den Wohnungen der Tuchsabrikanten ein.

Lorient, 19. April. Sämtliche vereinigte Gewerk­schaften haben für morgen den G e n e r a l aus sta n d be­schlossen.

Hrdöeöen tu Kalifornien.

Es scheint, als ob wir jetzt in einer Zeit der gro­ßen Katastrophen leben. Schon wieder kommt die Nach­richt von einer Erdbewegung, die Tausenden von Men­schen das Leben kostete und einen großen Teil der blühenden amerikanischen Geschäftsstadt San Francisko vernichtete. Vulkanische Erdbewegungen suchen setzt den ganzen Erdball heim. Nach dem Vesuvausbruch kam das Erdbeben aus Formosa und jetzt die kalifornische Kata­strophe. Tie ganze Tragweite des Unglücks läßt sich noch nicht übersehen, doch schätzt man die Gesamtzahl der Toten und Verletzten ans ca. 5000. Kurz nach 5 Uhr morgens brach das Erdbeben aus nnd trieb die Bevölkerung aus den Betten. Das ganze Küstengebiet und das Geschäfts- Viertel standen bald in Flammen, sodaß die Einäscherung der ganzen Stadt befürchtet wurde. Gleichzeitig mit dem Erdbeben entstand am Meer eine Springflut. Mehrere Hotels und große Wohnhäuser stürzten ein, Hunderte von Menschen unter sich begrabend. Tie Lage würfle dadurch verschlimmert, daß alle Beleuchtungsanlagen (Gas wie Elektrizität) vernichtet sind. Da es an Wasser fehlte, wur­den Häuser in die Luft gesprengt, um den Flammen Ein­halt zu tun. Ganze Straßenzüge sind durch Trümmer­haufen versperrt. Das P alasthotel steht in Flammen. Ink südlichen Teil der Marktstraße flog ein großer 'Gasbehälter auf, wodurch eine große Feuers- brunst verursacht wurde. Die Banken sind geschlossen, in den Straßen patrouillieren Truppen, die den Befehl haben, jeden, der beim Diebstahl ertappt wird, zu erschießen. Kurz nach 8 Uhr vormittags ereig­nete sich ein 2. Erdbeben, welches die Panik erhöhte. Die Einwohner flüchteten auf die Straßen. Das Erdbeben war jedoch nur von kurzer Dauer.Evening World" meldet, daß in San Francisko das Waisenhaus eingestürzt und 200 Kinder unter den Trüminern begraben seien.

Aus Newyork wird gemeldet, daß eine Anzahl unserer ersten deutschen Opernkräste in der Unglücksstadt weilen. Die Conriedsche Operntruppe ist ge­genwärtig in San Francisco, Unter ihnen befinden sich Kapellmeister Hertz, Marcella Sembrich, Olive Fremstad,