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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Lelekon Nr. 41
Amtsblatt für die Stadt wildbad.
Verkündigungsblatt
der Rgl. Lorstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
KurwSltige IO ?kg. die klein- rpsitige llrrmondreilr.
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Mittwoch, den 18. April
Hlr. 88.
Ate inkonstiLutiomüe Kefahr
Unter dem Titel „Die inkonstitutionelle Gefahr" veröffentlicht Konr. Haußmann in der Franks. Zeitung eine politische Osterbetrachtung, in der der bekannte Parlamentarier in deutlicher und entschiedener Weise auf fühlbare Schäden und Mängel in der Leitung der Reichsregierung hinweist. Er stellt darin zunächst die Tatsache fest, daß die konstitutionell regierten Staaten ein stärkerer Anziehungspunkt internatio- tionaler Sympathien find als Deutschland. Unsere äußere und innere Politik müsse sich neue Grundlagen suchen. .Haußmann wirft u. a. die Frage auf, ob das konstitutionelle Regierungssystem nicht bloß ein papierenes Prinzip ist. Er unterzieht dieser Frage folgender Nachprüfung:
„Hat das System einen praktischen Wert, so muß sich seine Verleugnung rächen. In Deutschland wird es verleugnet. Der zweite Kaiser hat, vor seiner hunderttägigen Regierung ausgesprochen, er werde der erste deutsche Fürst sein, der- konstitutionell regieren werde. Sein Nachfolger hat das nie gesagt und Deutschland harrt noch des Kaisers, der das Programm Friedrichs verwirklicht. Zur Zeit bedarf herleitende Minister keiner Mehrheit int Parlament. Er bedarf nicht einmal einer Partei. Er benötigt nur die fortdauernde Gnade des Monarchen. Das ist ungeschriebenes Recht in. Preußen, und dieses preußische Recht ist im Reich sinngemäß ausgebaut worden. Der verantwortliche Reichskanzler kann auch des Vertrauens der Bundesregierungen entbehren. Er darf sich an dem Vertrauen des Königs von Preußen genügen lassen, dessen Ministerpräsident er gleichzeitig ist. Die staatsrechtliche Einrichtung der Ministerverautwort-. lichkeit ist in Deutschland ausgehöhlt und ein leerer Begriff geworden. Zu mehrerer Bequemlichkeit und zur Verminderung des moralischen Drucks kann sich der jeweilige leitende Staatsmann Deutschlands daran erinnern, daß er in seiner Eigenschaft als preußischer Ministerpräsident nur dem preußischen Dreiklassenwahlrecht verantwortlich und darum gerade dann streng konstitutionell ist, wenn er die absolutistische Regierungsmethode 'kontrasigniert. Der innere Widerspruch der in dem deutsch-preußischen Dualismus latent ist, und die politische llnsertigkeit unserer Zustände zeigt sich nirgends naiver als an diesem doppelten Boden eines verschiedenen Stimmrechts, auf dem derselbe leitende Staatsmann zu stehen oder zu schaukeln hat.
Die scheinbar starke Reichsregierung ist innerlich schwach und der deutsche Zwitter- koustitutionalismus schlägt dem Staats- und Reichsinteresse heimliche Wunden. Seit vielen Jahren kann
Auf Irrwegen.
Nomau von Klara Rheinau. 39
Als er am Tage nach ihrer Flucht nach London gekommen war, hatteer sie in rasende» Fieberphantasien in der Klause gefunden, und als nach einiger Zeit das Fieber nachließ, wurde es offenbar, daß die zarte Maschinerie des Gehirns in Unordnung geraten war. Meta war irrsinnig, und als die Monate vergingen, ohne daß sich ihr Zustand besserte, sagte er sich, daß es schließlich so am besten sei.
Ans diesem Zustand eingebildeter Sicherheit schreckte ihn die Nachricht von Metas Wiedergenesnng wie ein Donnerschlag auf. Er hatte bestimmt gehofft, daß der gestörte Geist nie wieder ins Gleichgewicht käme, daß er selbst niemals zur Rechenschaft gezogen werde.
Während er in dem Speisezimmer von Esmond-Hall beim Frühstück saß, umgeben von all den: Luxus, den er einst sein eigen zu nennen hoffte, las er niit gerunzelter Stirne und zornigen Blicken den Brief, der ihn» die unwillkommene Botschaft brachte.
„Das Mädchen ist ohne Zweifel wieder völlig bei Verstand," schrieb Robert Witley, „und, was entschieden am unbequemsten ist, auch ihr Erinnerungsvermögen ist znrnckgekehrt. Der Doktor glaubt, daß diese Besserung vielleicht einige Monate standhalten werde, jedenfalls werde die nächste Weihnacht die letzte sein, die sie erlebe. Sie erinnert sich an alles, nur von dem Tode ihres Verlobten weiß sie nichts; trotzdem ist eS meine Ansicht, daß von unserer Seite augenblicklich etwas geschehen muß.
Als sie entdeckte, daß über ein Jahr seit ihrer Flucht vergangen war, hatte meine Schwester eine schreckliche Zeit mit ihr durchzumachen. Adolsine hatte gehofft, es ihr vorenthalten zu können, bis sie kräftiger sei, aber ein Zufall verriet es- Bis dahin glaubte sie, dieser Juni sei der Juni vergangenen Jahres, und es seien erst vierzehn Tage vergangen seit dem Tage, der ihr Hochzeitstag hatte werden sollen.
Die Erschütterung dieser Entdeckung brachte sie fast umS Leben; sie fiel aus einem Krampfanfall in den anderen, und als ich am folgenden Tage nach Hause kam, glaubte ich wirklich, Ihre Schwierigkeit würde sich in der von Ihnen gewünschten Weise lösen; aber wunderbarerweise hat sie sich
die Reichsregrerung keine einheitliche Politik machen, sie erledigt die Geschäfte, aber sie führt nicht den Geist der Nation und sie giebt dieser keine Aufgaben, nm die sie sich sammelt. Sie kann kein Programm haben. Denn der Gehorsam ist ein Prinzip und kein Programm. Sie hat keine Regierungspartei. Tenn die Gewählten des allgemeinen Stimmrechts können sich nicht um das Prinzip des Gehorsams sammeln, das die Aufhebung des Grundgedankens jenes Wahlrechts ist. Sie hat im ganzen Parlament keinen einzigen Abgeordneten, der erklärt, sich mit der Regierungspolitik zu identifizieren. Was ist das für ein innerlich ungesunder Zustand, und in welche wenig erhabene Stellung drängt er gerade auch die Regierung! Sie muß sich die Parteien mit sauersüßer Miene jeweils zusammensuchen. Sie muß Parteien und Personen umwerben. Das lernt sich. Aber schlimm find diese endlosen Gesetzgebungsfeldzüge, dieser zähe, schleppende, reibende Geschäftsgang. Die Entwürfe wandern von Session zu Session. Tinge wie die sogenannte Reichsfinanzreform können nicht leben und nicht sterben, sie werden immer wieder umgeorgelt. Die Regierung muß drohen, bitten, handeln und geduldig sein. Alles das, weil sie keine Partei und keine Mehrheit hat, die ihr die Freiheit und die Kraft zu staats- männischen Handeln gibt. England kann eine Bill schlankweg erledigen, weil die Leiter der Mehrheit sie einbringen. Der ganze Apparat des Parlaments ist auf diese Struktur und innerliche Wechselwirkung Angeschnitten und er wird eine Maschinerie, die mehr rasselt als produziert, wenn die Transmission mit der Regierung nicht eingestellt ist. Der ganze Regierungsorganisinus ist dann von unzweckmäßiger Schwerfälligkeit.
Die Wehmütigkeit dieser Verhältnisse wird nnr -deshalb nicht überall erkannt werden, weil oer Strom des wirtschaftlichen und geistigen Lebens eines kulturellen Volkes von der Bedeutung des 'deutschen reich gespeist ist auch wenn der politische Zufluß intermit- ticrt. Aber ungesund sind sie und ans die Tauer nicht haltbar."
Unser ungesundes vielgestaltiges Parteiwesen und das Wachstum der Sozialdemokratie sieht Haußmann in hohem Maß als Produkt der absolutistischen Allüren an, es zeigen sich ernste Schäden, die den Charakter einer stillen aber ernsten Gefahr in sich bergen. Zu der R ei ch s v e r d r o ss e nh e it ist nach Ansicht des Artikelschreibers noch der höchst unerwünschte Zustand der Reichslange weile getreten, Die einzig mögliche Aenderung sei, heute die herrschenden Parteien auch die volle Verantwortung tragen, das heißt sie an's Ruder kommen zu lassen. Haußmann äußert sich darüber:
wieder ein wenig erholt. Ihr einziger Gedanke, mit Ausschluß aller anderen, ist der, nach Hanse znrückznkehren und ihren Vater und Verlobten um Verzeihung zu bitten. Sie fühlt selbst, daß ihre Tage gezählt sind, und wünscht sehnlichst, bei den Ihrigen ihr Leben zu beschließen. Was Sie betrifft, Esmond, so wird es Ihrer Eitelkeit nicht gerade schmeicheln, wenn Sie hören, daß sie nur mit Abscheu an Sie denkt; sie ist wirk- lieh ein braves Mädchen, das sich nur von Ihnen betören ließ und sich vor Rene über das Geschehene bald anfzehrt. Daß sie geschworen, Ihren Namen geheim zu halten, erinnert sie sich sehr Wohl, aber wenn sie darauf besteht, heimzukehre», sind Sie ruiniert. Wir können unmöglich erwarten, daß sie dem Vater und ihrer Cousine gegenüber Ihren Namen verschweigen könnte, und wenn die Wahrheit an den Tag kommt, dann ist alles verloren. Ich rate Ihnen, kom- men Sie ohne Zeitverlust hierher, damit wir das Nötige besprechen. Für Sie steht viel auf dein Spiel, und meine Schwester weigert sich entschieden, noch länger die Kerkermeisterin zu spielen. Wenn das Mädchen bei uns zu bleiben wünscht, kann sie natürlich bleiben, unter denselben Bedingungen wie seither, aber nicht gegen ihren Willen. Doch ich fürchte, sobald sie kräftig genug ist, wird sie sich durch nichts hier zurückhalten lassen. Kommen Sie so rasch als möglich, die Gefahr ist groß, besonders für Sie; für meine eigene Sicherheit werde ich schon zu sorgen wissen. Mit Gruß R. W."
„Verwünschte Geschichte!" murmelte Bruno Esmond zwi- scheu den Zähnen, als er seinen Stuhl vom Tische zurückstieß und anfing, mit langen Schritten das Zimmer zu durch messen, den Brief in der Hand zerdrückend und die ganze Welt ver- wünschend.
Er war eben allein im Herrenhaus, denn sein Onkel war von der Reise noch nicht zurückgekehrt.
Er fühlte, daß die Gefahr, die ihn bedrohte, eine sehr wirkliche und greifbare war. Sobald Meta nach Fairbridge zurückkehrte, war er verloren. Mochte sie auch noch so fest an ihr gegebenes Wort halten, es war unvermeidlich, daß die Wahrheit an den Tag kommen mußte. Er sah ein, daß Mit- leyS früherer Rat, sich aus dem Staube zu machen, der beste für ihn sei, aber er war voller Wut über die Notwendigkeit, ihn zu befolgen. t
„Welch ein Narr war ich doch l" sagte er außer sich, wäh
18V6.
Das konstitutionelle Regime fordern, heißt heute die konserv ative "und die Zentrumspartei in das Ministerium berufen. Hudesut sidi. Man braucht weder vom freiheitlichen iwch vom gouverne- mentaleu Standpunkt aus vor dieser Konsequenz das Kreuz machen. Denn tatsächlich führen diese beiden Parteien hinter den Kulissen eine unverantwortliche Mitregierung. Eine solche Nebenregierung dauert nur viel länger wenn, sie von der öffentlichen Verantwortung befreit ist. Jene beiden Richtungen, gemeinsam und amtlich aus Ruder gestellt, werden die Parteikonstellation rasch ändern. Dje Klärung würde eine Gesundung bedeuten. Zu einer verständigen gegenseitigen Ablösung der Hauptrichtungen würde Deutschland erst nach einigen Umwegen und Umbildungen gelangen. Diese Entwicklung würde den Nationalliberalismus so gut wie die Sozialdemokratie vor die entscheidende Frage stellen und die letztere notwendig in Gewerkschaftler und in Intransigenten spalten, wie in andren Ländern auch. Ter Liberalismus würde aus seiner erbarmungswürdigen Lage aufwachen und sich besinnen müssen, daß er tolerant und demokratisch sein muß.
Das alles könnte geschehen. Aber es wird nicht geschehen. -Es ist kein Glück für Deutschland, daß es nicht geschieht. Tenn es ist die Fortdauer der Desorganisation der politischen Kraft und es ist leichter, kulturelle Weltpolitik zu treiben und Synn pathien in der Welt zu sammeln, wenn die nationale Kraft auch innerlich organisiert ist und sich immer zu verjüngen vermag.
Haußmann schließt niit der Feststellung, daß der Konstitutionalismus die einzig dauerhafte Kraftquelle und der automatische Umformer ist, der Wechselstrom und Gleichstrom im politischen Leben herzustellen vermag. Die interessante Abhandlung empfehlen wir dein Herrn Reichskanzler während seines Osterurlaubs zu eingehender Lektüre.
Kurrdschau.
Netzer die Tankdepefche Kaiser Wilhelms
an den österreichischen Minister des Auswärtigen, Grafen Goluchowski, urteilen die Blätter nach Telegrammen aus Wien, Rom und Paris, daß dadurch I t a- liens wenig buudestreue Haltung in Algert r as s ch ä r f e r gekennzeichnet werden sollte. Darin sieht man auch in Wien den Grund des Unterbleibens der Mittel meerfahrt des Kaisers.
H ->- *
rend er mit finsterer Miene im Zimmer auf- und abschritt. „Was soll ich tun? Es scheint der einzige Ausweg, und doch, da ist Ottilie, welch ein Risiko, wenn ich sie verlieren müßte!"
Die abgerissenen Sätze wurden laut genug gesprochen, um für den Diener vernehmlich zu sein, der leise eingetreten war und in respektvoller Entfernung wartete, bis er Herrn Esmond ansprechen könne. Als dieser ihn bemerkte, schrak er heftig zusammen.
„Was zum Henker soll das bedeuten, daß Sie sich so in daS Zimmer eiuschleichen?" fragte er wild, froh, einen greif- baren Gegenstand zu haben, an dem er seine Wut auslassen konnte. „Ich habe nicht geklingelt!"
DaS Gesicht des Mannes war so ausdruckslos, wie eS sich für einen wohlgeschulten Diener ziemt. „Ich bitte um Verzeihung, Sir," sagte er niit ebenfalls ausdrucksloser Stimme. „Ich kam, um Zu sagen, daß der Wildhüter um eine kurze Audienz bitten lasse."
„Sogleich," sagte Hauptmann Esmond etwas ruhiger. „Es sind wohl Telegramm-Formulare in dem Bibliothekzimmer?"
„Ja, Sir."
„Dann sagen Sie Franz, er möge sich bereit halten, er müsse sogleich ein Telegramm für mich in die Stadt brin- gen. Doch nein, warten Sie, ich will es selbst besorgen. Sa- gen Sie ihm, er solle Pluto satteln und in etwa zehn Minuten vorführen."
Der Mann zog sich zurück und Bruno eilte in das Biblio- thekzinumr, schrieb rasch ein Telegramm nieder und trocknete die Schrift hastig auf dem frischen Löschpapier, das auf dem Schreibtisch lag; dann fertigte er den Wildhüter ab und ritt einige Minuten später mit düsterer Miene die Allee hinunter. Indessen stand der Lakai, den er kurz zuvor so barsch angelassen, vor dem Schreibtisch nn Bibliothekziminer, löste vorsichtig das .oberste Löschblatt ab und prüfte aufs genaueste den deutlich erkennbaren Abdruck der Depesche.
* *
„Haben Sie den Tee bereitet, Eva?"
„Noch nicht, Madame. Es fehlen noch zehn Minuten bis zur Stunde."
„O, ich glaubte, eS sei später," sagte Frau Talbot mit inat- ter Stimme. 130,20