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mit Erzähler vom E>chwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
Verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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Yr. 88.
Kedenüet der Aeteranen
X Die Schaffung des Reichsinvalidenfonds war eine der ersten und erfreulichsten parlamentarischen Arbeitsleistungen des deutschen Reichstags. Die Pflicht des Vaterlandes, zur Linderung der noch frischen Kriegsschäden zu schreiten, war in der Session des Jahres 1873 naheliegend und dringlich; die finanzielle Seite bot nicht die Schwierigkeiten Unserer armen Zeit, da die fünf französischen Milliarden noch unerschöpflich schienen. So sonderte man aus ihnen 561 Millionen aus, eine Summe, die nach, den staatlichen Berechnungen bis zum Aussterben der Invaliden ausreichen sollte. Der. ursprüngliche Rahmen, in dem die Pensionen, Verstümmelungszulagen, Witwenbeihilsen, Erziehungsbeihilfen der Hinterbliebenen Kinder usw. abgesteckt waren, erwies sich jedoch bald als zu eng und zu sparsam. Es war ein Verdienst der Demokratie und insbesondere des freisinnigen Führers Eugen Richter, daß die Bezüge mehrfache Erhöhung«: erfuhren und daß die Wohltat der Versorgung auch ausgedehnt wurde, auf die Veteranen der deutschen Kriege vor 1870.
Die Möglichkeit, die Leistungen aus dem Reichsin- välidenfonds, der im Jahre 1901 bereits auf 367 Millionen Mark zufammengeschrumpft war, noch höher anzuspannen, erscheint ausgeschlossen, wenn nicht mit einem völligen Erschöpfen der Mittel vor der Zeit gerechnet werden soll. Einer Neudotierung des Fonds stehen die arrnseligen Finanzverhältnisse des Reiches entgegen. Andererseits wird die Not und Bedürftigkeit der Veteranen, wenn auch der Tod ihre Reihen lichtet, von Jahr zu Jahr dringlicher, da die Gebrechen des Alters und die Nachwirkungen der Feldzugstrapazen intensiver zu wirken beginnen. Schon füllen Berichte über Verelendung und soziale Verkünrmerung alter Krieger die Gerichtssaalspalten -er Zeitungen, und die für das Vaterland beschämendste Art eines Notstandes steht vor der Türe.
Es muß daher begrüßt werden, daß die Pflicht des Staates, deren befriedigende Erfüllung leider nicht in seiner Macht liegt, durch private Hilfstätigkeit Ersatz und Ergänzung findet. Dem Vorgehen Badens, das durch Stiftung des „Veteranendanks" diesen Weg beschritten hat, folgt der „Württembergifche Kriegerbund", indem er zur würdigen Feier seines dreißigjährigen Jubiläums Sammlungen veranstaltet, deren Ergebnis unter der Bezeichnung „König Wilhelm-Trost" dem König zur Verfügung gestellt werden soll. Daß aus diesen Mitteln Beihilfen an -sämtliche bedürftigen württembergischen Veteranen und deren Hinterbliebene gewährt werden sollen, ohne Unterschied, ob,dieselben Mitgliede.r des Kriegerbundes sind oder nicht, sichert dem Unternehmen auch die Sympathien der Kreise, die sich
Auf Irrwegs«.
Roman von Klara Rheinau. 38
Fräulein Witleys strenge Züge wurden weich, als sie den Schmerz der reuigen Tochter beobachtete. Sie versuchte sie vom Boden aufzurichten.
Meta widerstrebte. „Er war so gut gegen mich, o so gut!" rief sie in herzzerreißendem Tone. „Nie hörte ich ein rauhes Wort von seinen Lippen, und jetzt, o allmächtiger Himmel, wage ich kaum, an ihn zu denken. Wenn er eben in dieses Zimmer käme, ich glaube, der Schrecken würde mich töten, ich würde zu seinen Fußen sterben! Und doch," fuhr sie nach einer Pause fort, während welcher sie Fräulein Witley mit ihren Armen umschlungen hatte, „Sie, eine Fremde, können mich bemitleiden, obschon Sie wissen, wie schlecht ich gehandelt habe. O, wenn mein Vater wüßte, wie sehr ich leide, wie mein Kopf schmerzt, wie schwer mein Herz ist, ich glaube, auch er würde Mitleid mit mir haben. Denken Sie nicht ebenso?" Ihr Kopf fiel zurück und sie erhob ihre wilden Augen zu Fräulein Witleys Antlitz; daS ihrige hatte in dem gedämpften Licht der Nachtlampe ein leichenähnliches Aussehen.
„Sie schaden sich schrecklich durch diese Aufregungen," sagte Fräulein Witley mit Autorität „Ich kann nicht zugeben, daß Sie sich von neuem krank machen."
„Warum nicht?" fragte Meta träumerisch; „diesmal würde ich vielleicht sterben und von meinen Qualen erlöst werden. Ich glaube, ich litt auch während meiner Delirien, aber nicht so wie jetzt; damals brannte mein Kopf und meine Augen schmerzten, .aber jetzt, jetzt. . o lassen Sie mich sterben, ich kann nicht mehr weiter leben! Wenn ich tot bin, werden sie alle, mein Vater, Georg und Ottilie voll Mitleid an mich denken, sie werden mir verzeihen!" Ihre Stimnre erstarb in einem wehen Schluchzen; sie sank vorwärts und wäre zusammengebrochen, wenn Fräulein Witley sie nicht rasch gestützt hätte. Ihre Leidenschaft hatte sie erschöpft, aber sie war bei vollem Bewußtsein, wie der gequälte Ausdruck ihrer abgezehrten Züge verriet. «
Fräulein Witley ließ sie einige Minuten ruhen, dann be- mühte sie sich, ihr auf die Füße zu helfen. „Sie müssen sich wirklich niederlegen," sagte sie sanft. „Sehen Sie, wie schwach . Eie sind," fügte sie bei, als Metas zitternde Glieder ihr den
Dienstag, de« 17. April
aller zivil-militärischen Vereinsbildnng fern halten. Die Demokratie, zn deren vornehmsten Aufgaben es gehört, den Militarismus zu bekänrpfen, unterstützt nachdrücklich dieses zeitgemäße patriotische Werk, dessen Endzweck ist, die Schäden des Militarismus zu heilen.
M«ndsHa«.
Ein Kaisertelegramm. Kaiser Wilhelm richtete an den Grafen Golnchowski folgende Depesche: Int Augenblick, da ich mit Genehmigung Ihres allergnädigsten Herrn dem Grafen Welfersheimb das Großkreuz des roten Adlerordens übersende zum Danke für seine erfolgreichen Bemühungen in Algeciras drängt es mich, Ihnen von Herzen aufrichtigen Dank zu sagen für Ihre unerschütterliche Unterstützung meiner Vertreter. Eine schöne Tat des treuen Bundesgenossen! Sie haben sich als brillanter Sekundant auf der Mensur erwiesen und können gleichen Dienstes in: gleichen Falle auch von mir gewiß sein. Wilhelm ck. R.
Das Kartell von 1881 spielt in dem politischen Teil norddeutscher Blätter jetzt wiederum eine Rolle. Die Vossische Zeitung hatte es zuerst anstatt des liberalen Blocks, wie er in Baden in Aktion trat, vorgeschlagen. Das Kartell von 1881 trat anläßlich der Reichstagswahlen in Kraft, es wurde zwischen den Nationalliberalen und der freisinnigen Partei abgeschlossen und brachte einen Mandatsgewinn, der aber ebenso wie das Kartell bald in die Brüche ging. Die Fr. Ztg. nimmt in einer Zuschrift scharf Stellung gegen den Gedanken eines solchen Kartells und weist auf die ungeheuren Wandlungen hin, die sich seitdem vollzogen haben, besonders auf die unleugbar eingetretene Demokratisierung der Wählerschaft, die zum Teil als Mitläufer zur Sozialdemokratie abschwenkten. Das Blatt führt dann weiter aus:
„Der Liberalismus ist demnach vor die große Aufgabe gestellt, die Abgefallenen zurück zu gewinnen, die Mitläufer der Sozialdemokratie wieder an die Fahne des Liberalismus zu fesseln. Das ist das Problem der Zukunft! Es ist nicht daniit zu lösen, daß man in Abmachungen mit den weiter rechtsstehenden Nationalliberalen Konzessionen macht, sondern nur dadurch, daß man ein großes, starkes, liberales Programm aufstellt, wie es die Freisinnige Vereinigung als Sammelprogramm im Februar veröffentlicht hat. In Kreisen, die von der Flauheit des Liberalismus längst stark abgestoßen waren, die von skeptischer Gleichgültigkeit gegenüber den freisinnigen Parteien bereits durchsetzt waren, hat die-
Dienst versagten und sie in einem Zustand gänzlicher Erschöpfung auf den Stuhl niedersank, von dem die andere Dame sich gerade erhoben.
Die kurze Sommernacht war jetzt vorüber und die frühe Dämmerung brach an. Fräulein Adolfine zog die Vorhänge zurück, öffnete das Fenster und ließ die frische Morgenluft in das Zimmer strömen. Auch ihre Schläfen pochten fieberhaft, sie fühlte sich unruhig und beklommen, ihre Nachtwache, so kurz sie gewesen, hatte sie sehr angegriffen.
In trübe Gedanken vertieft, verweilte sie einige Minuten in der Fensternische, um dann widerstrebend in daS Zimmer zurückzntreten.
Bei ihrem Anblick fühlte Fräulein Witley einen plötzlichen, heftigen Widerwillen vor dem Drama, in welchem man ihr selbst eine Rolle aufgezwnngen, die sie nienials übernommen, wenn sie gleich anfangs die volle Wahrbeit gewußt hätte. Als man das bereits im Fieber rasende Mädchen hierher gebracht, war ihr keine Wahl geblieben, als die Schwerkranke anfzuneh- nien. Später hatte sie erfahren, in welcher Weise ihr Bruder in die Entführungsgeschichte verwickelt war, und daß eine Entdeckung auch für ihn verhängnisvoll werden würde. Und um ihren Bruder nicht inS Verderben zu stürzen, hatte sie geschwiegen, hatte Metas Vater keine Nachricht gegeben und sich so zur Mitschuldigen an dem Verbrechen gemacht, eine Tatsache, die ihr Gewissen schwer bedrückte.
„Ich will hinuntergehen und den Tee bereiten," sagte sie in erzwungenem, heiteren Tone zu Meta. „Wir werden uns beide daran erquicken, nicht wahr? Es ist Ihnen doch nicht bange, einige Minuten allein zu bleiben?"
Meta beivegte die Lippen zu einer verneinenden Antwort; sie schien zu schwach zum Sprechen und man durfte sie ohne Besorgnis eine Weile allein kaffen, denn sie besaß nicht die Kraft mehr, sich von ihrem Stuhl zu erheben.
Fräulein Witley verließ das Zimmer und eilte rasch die Treppe hinunter. Sie öffnete die Läden in der Halle und Küche, um das Tageslicht einzulassen, zündete den Gasherd an und füllte einen kleinen Kessel mit Wasser. Mit flinker Hand bereitete sie den Tee und begab sich dann in das Speisezimmer, um die Zuckerdose zu holen. Als sie durch die Halle schritt, öffnete sie die Tür und atmete in langen Zügenckne reine Morgenluft ein
1906.
ses Programm neues Interesse, neues Leben wachgerufen. Tie Freude an: Kamps um die in diesem Programm aufgestellten Ideale wird Nachfolgen. Die Sozialdemokratie hat sich in allen Wahlkämpfen der letzten Jahre stets die besten Punkte des liberalen Programms herausgenommen, um sie nur mit stärkerem Radikalismus zu vertreten, als man ihn bei den liberalen Parteien gewohnt war. Und sie hat die radikalen liberalen Wähler auf ihre Seite gelockt. Wie will man diese zurückgewinnen, wenn man daran denkt, mit den Nationalliberalen aller Schattierungen, von den agrarischen bis zn den Mittelstandsrettern, Abmachungen zu treffen, die für den Wahlkampf zunächst das eine zur Folge haben, daß die linksstehenden Freisinnigen ihr Programm nicht rückhaltslos entfalten und verfechten können! Wenn es möglich fein wird, Gegensätze zu überbrücken, wie sie zwischen den National- liberalen und Freisinnigen in der Wirtschaftspolitik, in der Schulfrage, in der Wahlrechtsfrage usw. bestehen, werden damit die Freisinnigen das Vertrauen zn ihrem Liberalismus in der Wählerschaft noch völlig einbüßen."
Inzwischen ist, wie an anderer Stelle des Bl. bemerkt, für die Provinz Ostpreußen eine Art Kartell zwischen den Nationalliberalen und den beiden freisinnigen Parteien bereits abgeschlossen und zwar bezeichnenderweise unter der Aegide der Leitung der freisinnigen Volks Partei.
* * *
Die Erziehung zur Loyalität. Eine Neuigkeit aus dem modernen Byzanz, genannt Berlin, weiß die „Berl. Volksztg." unter der Aufschrift „Erzwungene Loyalität" zu erzählen; es heißt da:
Heute früh 91/4 Uhr ging ich die Straße Unter den Linden entlang. Um ein wenig zu ruhen, nahm ich auf einer der berühmten Bänke ohne Lehne Platz, wo schon mehrere andere Passanten saßen. Alsbald trat der in der Nähe der Bank stehende S ch u tz- mann herzu und forderte mich nebst den anderen Bankbenutzern auf, aufzu stehen und zwei Me- - ter zurückzutreten. Auf die Frage nach den: Warum dieser Anordnung entgegnete der Schutzmann: Weil Seine Majestät kommen. Kurz darauf passierte der Kaiser zu Pferde mit Gefolge den Reitweg der Straße in der Richtung nach dem Schloß. In den: ganzen Straßenzuge, soweit er mit Bänken bestellt ist, war an jeder Bank ein Schutzmann in Uniform postiert. Ueberäll erging von diesem aus an die auf den Bänken Sitzenden beim Herannahen des Kaisers der Wunsch (oder der Befehl?) sich zu erheben und sich zwei Meter rückwärts zu konzentrieren. Auf meine Frage an einen Mann, den ich für einen Geheim-
Regungslos blieb sie einige Minuten stehen, und als sie sich umwandte, um wieder in das Haus einzutreten, sah sie zu ihrem Entsetzen Meta auf sich zukommen, eine schreckliche, tragische Figur im Morgensonnenschein! Ihr Gesicht war farblos, ihre Augen glänzten in wildem Feuer, die schmalen Lippen waren von den weißen Zähnen zurückgezogen.
In der Hand hielt sie die Nummer der Zeitschrift, welche Fräulein Witley wegzuräumen vergessen hatte, und mit Blitzesschnelle erkannte sie, was vorgefallen war.
Keuchend hatte Meta sie jetzt erreicht und deutete mit zitternder Hand auf das Datum des Umschlages, während ihre Augen mit todesbanger Frage die ihrigen suchten.
„Hier steht „Juni 1889," brachte Meta nur stoßweise hervor. „Es ist verkehrt, nicht wahr ? Es war 1888, als . ." Sie vollendete nicht; in dem Gesicht der anderen hatte sie ihre Antwort gelesen und lautlos fiel ste rückwärts in voller Länge ans den taufeuchten Rasen.
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MS Bruno Esmond hörte, daß MetaS Geistesstörung rin Ding der Vergangenheit sei, fühlte er zum erstenmal, daß e» für sein Verbrechen eine Vergeltung geben könne.
Ohne Zweifel hatte das Verhalten des Farmers Lockhard für Bruno Esmond und seinen Schuldgenossen viele- erleichtert. Die Zeit seiner Krankheit hatten sie benutzt um jede Spur zu vertilgen, die Metas Aufenthaltsort hätte verraten können, und als er sich hinreichend erholt hatte, um seine ge- Heimen Nachforschungen zu beginnen, war jede Aussicht geschwunden, die Verlorene aufzufinden.
Jene, welche das Geld des alten Mannes nahmen, wußten dies, aber es lag nicht in ihrem Interesse, eS zu sagen.
So war es denn nicht zu verwundern, daß MetaS Flucht und die damit verbundene Tragödie in Fairbridge fast in Ver- gessenheit geraten war.
Georg MartynS Mörder war nicht entdeckt worden; die Sache war am Ende des Jahres noch gerade so in Dunkelheit gehüllt wie am Morgen der grausigen Entdeckung, und würde es wahrscheinlich bleiben bis zum Ende der Zeiten.
Unter diesen Umständen war eS begreiflich, daß Bruno Esmond sich verhältnismäßig sicher fühlte. Anfangs hatte ihn Metas Zustand über alle Maßen bestürzt gemacht. 130,20