Tie Lrifeubahntarifreform. TieNordd. Mg. Ztg." schreibt: Am 2. und 3. April haben in Berlin Konferenzen der Vertreter der deutschen Regierungen über die Ausführung der bisher zu der geplanten Re­form der Personen- und Gepäcktarise gefaß­ten Beschlüsse stattgefunden. Wenn auch einige Regier­ungen sich ihre endgültigen Entschließungen bis zu der Erörterung in den gesetzgebenden Körperschaften Vorbe­halten mußten, so haben die Beratungen doch das er­freuliche Ergebnis gehabt, daß jetzt ohne Verzug au die Ausführungsarb eiten herangetreten werden kann. .Einige noch nicht völlig geklärte Fragen werden durch Ausschüsse durchgearbeitet werden. Zur vollständigen Um­arbeitung der Tarife und der Abfertigungsvorschriften, zum Druck der neuen Fahrkarten und der sonstigen Ma­terialien und zur Ausstattung der Dienststellen mit die­sem Material sind indessen noch sehr zeitraubende Ar­beiten erforderlich, sodaß bis zu der Einführung der neuen Personen- und Gepäcktarife noch eine geraume Zeit vergehen wird.

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Dre zweite Friedenskonferenz. Aus dem Haag meldet tit Fr. Z:g., daß Rußland heute den Mächten das Progiamm der zweiten Friedenskonferenz überreicht hat. Die Koiißrenz findet in der zwei en Hälfte des Juli statt.

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Französischer Ministerrat. In dem am Diens­tag unter Vorsitz des Präsidenteil der Republik gehalte­nen Ministerrate teilte d^r Minister des Aeußern, Bou r- geois, mit, daß er dem Vertreter Frankreichs in Al­geciras, dem Botschafter Revoil, telegraphier- oie wünsche und Anerkennung der Regierung übermittelt habe. Der Ministerrat hat diese Anerkennung einmütig gebilligt. Die Regierung wird angesichts der in der Kammer be­vorstehenden Debatte über die Kriegsgerichte eine Vorlage eiubringen, wodurch die Kriegsgerichte verpflich­tet werden sollen, ihr Urteil in Zukunft mit einer B e-- grüudung zu versehen.

Aages-KHronit.

Berlin, 3. April. Nach der täglichen Rundschau werden im Mi dieses Jahres das D e u t s ch e R e t ch »nd Preußen Anleihen von 5 0 0 bis 6 0 0 M llionen ausnehmen. Aus diesem Grunde, meint das Blatt, wird es wohl begreiflich sein, wenn die Reichsregierung sich grund­sätzlich ablehnend gegen einen fremden (russischen) Wettbe­werb um das deutsche Anlagekapital verhält.

Berlin, 3. April. Bei der Steuerdeputalion der Stadt Berlin sind in diesem Jahre bereits 40,000 Steuer- reklamationen eingetroffen.

Berlin, 3. April. In diesem Jahre begeht der Verein deutschevJngenieure das Fest, seines fünfzigjährigen Bestehens. Er wurde am 26. Mai 1856 in Alexisbad von 23 jungen Ingenieuren gegründet und hat seitdem einen außerordentlichen Aufschwung genom­men. Seine Mitgliederzahl beträgt rund 20000, er um­faßt 46 Bezirksvereine. Seine Tätigkeit, die in einer besonderen Denkschrift des Vereins im einzelnen geschil­dert wird, war eine sehr verzweigte. U. a. ist seinen Anregungen die Patentgesetznovelle von 1890 zu danken.

Berlin, 4. April. Von der kommenden Diäten­vorlage weiß der Lokalanz. zu berichten: Sie trägt die ungewöhnliche BezeichnungVorlage des Reichskanz­lers." Der Antrag des Reichstags auf Gewährung freier Fahrt für seine Mitglieder auf allen Eisenbahnen Deutschlands während der Dauer der Session hat keine Berücksichtigung gefunden, vielmehr soll es bei den bis­herigen Bestimmungen verbleiben, wonach den Abgeord­neten nur freie Fahrt von ihren Wohnorten nach Berlin und zurück gewährt wird.

Berlin, 4. April. Im Reichseisenbahnamt ist der Entwurf zu einer neuen Eisenbah u Verkehr s- ordnuug aufgestellt worden. Der Entwurf ist den be­teiligten Einzelrcgierungcn zur Prüfung übersandt wor­den; ihre etwaigen Abänderungsvorschläge sollen später mit Vertretern der Regierungen einer kommissarischen Be­ratung unterzogen werden. Es soll auch den Vertretern der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels Ge­legenheit gegeben werden, sich zu dem Entwurf zu äußern.

Nachod, 4. April. Heute früh 4 Uhr ist Prinz Wilhelm von Schaumburg-Lippe, der Vater der Königin Charlotte von Württemberg im Al­ter von 71 Jahren plötzlich an einem Herzschlag gestorben.

Marseille, 3 April. Heute Vormmag trafen die Königin von England, von London kommend, und später König Eduard, von Biarritz kommend, hier ein Der König und die Königin begaben sich an Bord der Jacht Victoria and AlbertT

Libau, 3. April. Das Torpedoboot Nr. 119 erlitt, als es heute ein Unters eboot begleitete, bei Pawlowsk Havarie. Das Unterseeboot ging infolgedessen allein nach Windau. Sturm verhinderte, daß man dem beschä­digten Torpedoboot zu Hilfe kommen konnte. Es ist dies das 3. Mat, dcz ein Krtegsfahrzeug in letzter Zeit in Libau Havarie erlitt

Tientsin, 3. April. Die japanische Garnison in Tien tstn kchrt Mitte April nach Hause zurück, wird aber vollständig ersetzt. Die Räumung durch die Ja­paner ist in diesem Jahre ausgeschlossen.

Ein Automobil aus München stieß in Augsburg mir der Straßenbahn zusammen. Drei Personen, dar­unter der Führer des Automobils, sind schwer verletzt.

Der aus Eibenberg bei Chemnitz gebürtige 44 Jahre alte Photograph Robert Schippel wurde in LeiPz i g we­gen Anfertigung und Verausgabung zahlreicher fal­scher Fünfmarkscheine verhaftet. Auch vor­bereitende Schritte zur Anfertigung von Hundertmark­noten waren bereits bis zum photographischen Abzüge gediehen. Schippel will die Falsifikate im Aufträge eines 83 Jahre alten Handlnngsreisenden aus Berlin ange­fertigt haben, der heute bei der Verausgabung solcher in Naumburg verhaftet worden ist.

Der vor einigen Wochen von der Hanauer Straf­kammer wegen Hehlerei gestohlenen Goldes zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilte Uhren- und Goldwarenhändler Christian Mehlmanrr hat sich mit Blausäure vergiftet. Er

war wegen Krankheit gegen Sielkung einer Kaution von 46000 Mark in Freiheit gesetzt worden und sollte dem­nächst seine Strafe antreten.

Dienstag Vormittag wurde auf dem Proschidloschen Grundstück neben der Schießhalle in Beuthen ein Sack ausgefunden, in dem sich der Rumpf eines 19jährigen -Mannes befand; der Kopf und die Gliedmaßen fehlten. Ten Kopf fand man später in einer Ecke des Gartens. Die Leiche dürfte erst heute Nacht an den Ort gebracht worden sein, nachdem sie längere Zeit im Wasser ge­legen hat.

Am Bahnhof in Krefeld wurde im Gedränge ein 65jähriger Mann ans Mülsort überfahren und getötet. Seiner Tochter wurde ein Arm abgefahren. Im Lause des Tages gab e^. bei den Festlichkeiten zahlreiche Verletzte, darunter auch Kinder.

Wegen Begehen zahlreicher S it tl i ch ke i rs v e r brechen wurde inBra n n s ch weig der Photograph Kühne verhaftet. Bei seiner polizeilichen Festnahme machte er einen Selbstmordversuch and entfloh nachts ans dem Krankenhaus.

Auf dem in Hamburg von La Plata eiiige- trofsenen Dampfer Sevilla sind pestverdächtigeRat- ten gefunden worden. Personen sind nicht erkrankt. Das Schiff ist einer Ausgasung mit einem Rattentötungs- apparat unterzogen worden. Alle Vorsichtsmaßregeln sind getroffen. Die Löschung der Ladung wird unter den üb­lichen Maßnahmen gestattet werden.

Ein fcilliter Kaufmann in Flensburg namens Carstens-Erfde durch schnitt im Hause seiner Schwie­gereltern in Kropp seiner Ehe fr au die Kehle und beging dann Selbstmord.

In dem Zuge Bordeaux-Paris gerieten an dem Wa­gen, in welchem Prinz Al brecht von Preußen, Regent von Braunschweig, sich befand, die Achsen - Büch- sen in Brand, sodaß ein anderer Wagen eingestellt werden mußte. Der Zug fuhr mit einer Verspätung von Ichs Stunden nach Paris weiter.

In einem Geschäftshaus in Marseille ereignete sich eine heftige Explosion, wodurch ein Tabakgeschäft, ein Restaurant und eine Drogenhandlung vollständig zer­stört wurden. Ein Kellner wurde schwer verletzt. Die z Explosion war so heftig, daß ein auf dem Bürgersteig vorbeigehendcs Mädchen etwa 10 Meter weit geschlendert wurde. Der Feuerwehr gelang es, den durch die Explo­sion entstandenen Brand zu bewältigen. Der Brand wird darauf zurückgeführt, daß ein Kellner in einem mit ausströmendem Gase angefüllten Kellerraum, in wel­chem außerdem noch etwa 30 Kilogramm Pulver lager­ten, Licht anzündete.

FLohnöcwegunp.

Dresden, 3. April. Der Verband der Me- tallindn st reellen gab H ute Abend durch Anschlag in den Fabriken die Aussperrung sämtlicher organi­sierten Metallarbeiter der Dresdener Kreishanptmann- schaft bekannt. 25 000 Arbeiter werden davon be­troffen.

Weißenfeks, 3. April. Der Ausstand im mittel­deutschen Braunkohlengcbtet breitet sich weiter aus.

Hens, 3. April. Die Zahl der ausständigen Bergarbeiter beträgt heute 43 619 Mann, die Zahl der arbeitenden Bergleute 10,607 Mann. Wegen der Vor­kommnisse in Harnes wurden gestern 7 Verhaftungen vor­genommen. Von den Ausständigen werden lärmende Kund­gebungen veranstaltet. Der Sicherheitsdienst soll verstärkt werden. Die Weigerung der Bergwerksgeselschaften, mit den Vertretern der Syndikate in neuerliche Ver­handlungen einzutreten, hat unter den Bergleuten lebhafte Erregung hervorgerufen. Man befürchtet eine abermalige Zunahme der Zahl der Am ständigen und wettere Ruhe­störungen.

Leus, 3. April. Die heute vormittag erfolgte Ver­haftung von 7 Demonstranten hat unter den Ausständigen große Erregung hervorgerufen. Eine kleine Barrikade aus Steinen, die sie errichtet hatten, wurde von Gensdarmen und Militär wieder beseitigt. Nach der Vertreibung von der Barrikade sammelten sich die Aus­ständigen wieder, um zum Bürgermeister zu ziehen und die Freilassung ihrer Kameraden zu fordern. Der Bürgermeister telegraphierte an den Staatsanwalt von Lckthune und er­suchte, die gegen die festgenommenen Ausständigen erhobenen Anschuldigungen genau zu prüfen.

Lens, 4. April. 1000 Ausständige versuch­ten vergeblich die gestern Verhafteten zu befreien. Mehrere Gendarmen und Streikende wurden verletzt.

Indianapolis, 3. April. Die bituminöse Kohle fördernden Gesellschaften, die gegen 100 000 Arbeiter be­schäftigen, bewilligten bereits den neuen Lohn- tartf. Die Befü chtungen, daß eS zu einer völligen Be- trtebseinstellung kommen würde, find vorüber. Man rechnet damit, daß die Lage sich täglich bessern wird.

Das Hruöenunglück in Aravkrelch.

Paris, 3. April. In der heutigen Sitzung der De» putiertenkammer brachte der Deputierte Basly, der zugleich Bürgermeister von Lens ist, seine bereits ange- melvete Interpellation über das Grubenunglück in CourridreS ein und sagte, daß die Feuersbrunst infolge dcr Nachlässig­keit der Bergwerksgesellschaft ausgebrochen fei, die es zuge- lassm habe, daß sich alles Holz in der Grube ansammelte, anstatt dieses zu Tage zu fördern; er machte der Gesell­schaft den Vorwurf, daß sie die Arbeiter habe einfahren lassen, bevor die Feuersbrunst gelöscht worden sei. Der Bericht der Delegierten der Bergarbeiter habe diese Gefahr vorausgesehen, aber die Gesellschaft habe ihm keine Rech­nung getragen. Minister Barthou erklärte, daß eine strenge Untersuchung emgeleitet sei, deren Ergebnis man abwarten müsse. Die Berichte der staatlichen Bergwerks- tnspekwren von 19021905 hätten allerdings stets auf die Unzulänglichkeit der Einrichtungen hingewiesen. Die Regier­ung habe nicht immer die genügenden Machtmittel gegen die Gesellschaften.

Leus, 3. April. Ein Pariser VariStö-Theater hat dey Bergleuten Pruv 0 st und N 6 ny sowie den übrigen 11 Geretteten eine sehr bedeutende Summe für eine Schau» !

j slcllruig ^ngebüLtü. Der Präfekt dcs Departements - Pas de Calais erschien, wie berichtet wird, km Krankenhause und richtete an die beiden neu ernannten Ritter der Ehren­legion eine Ansprache, in welcher er darlegte, daß es ihrer unwürdig wäre, sich zu einer derartigen skandalösen Schau­stellung hergeben sollten Pruvost und N6ny antworteten, daß sie niemals daran gedacht Hütten, sich öffentlich für Geld sehen zu lasse».

Lens, 4. April. Heute um 9 Uhr wurde ein Le­ibender aus Schacht 4 geborgen. Man glaubt, daß noch andere Lebende in dem Schacht sich befinden.

Berlin, 4. April. Aus Leus wird dem Lokalan­zeiger gemeldet: Auf Grube 2 wird der Kampf gegen den Brand unter großen Schwierigkeiten fortgesetzt. Im Lazarett herrschte unter den 13 Geretteten große Freude, da mitgeteilt wurde, daß der Arzt nach, Prüfung des Gesundheitszustands alle fieberfrei nach Hause ent­lassen werde. Man brachte den Kranken eine Zeitung wit der Rede des Kaisers an -die deutschen Retter, die bei der Verlesung lebhaft akklamiert wurde. Euer Kai­ser hat die gleichen Gedanken, wie ich, meinte Nemy. Der Gedanke an die Reise nach Deutschland beschäftigt alle lebhaft. Die 5 Verheirateten sagten dann, die Frauen müssen aber auch mit. Alle sagten herzlich Lebewohl, da sie noch gestern heimzukvmmen hoffen.

Me Marokko - Ktmferevz.

Algeciras, 3. April. In der Plenarsitzung von gestern Nachmittag wurden die den Schluß der Kon­ferenz betreffenden formellen Fragen erledigt. So­dann wurden von verschiedenen Seiten noch Wünsche au­ßerhalb des Konferenzprogramms zur Sprache gebracht. Unter anderem beantragte der amerikanische Delegierte, dem Sultan von Marokko Toleranz gegen die Juden zu empfehlen. Botschafter von Rad 0 Witz drückte seine Sympathien für diesen Antrag ans und schloß sich ihm an. Nachdem auch Marchese Visconti Venesta dafür ein- getreten war, wurde der Antrag einstimmig angenommen, ebenso ein deutscher Antrag auf Verbesserung der Leucht­feuer an der atlantischen Küste Marokkos. Die Befür­wortung dieses Antrags beim Sultan wurde von den marokkanischen Delegierten zugesagt.

Berlin, 3. April. Nach dem Lok.-Anz sind Herr v. Rad 0 witz und Graf v Tattenbach für hohe Ordensauszeichnungen in Aussicht genommen. Herr v. Radvwitz soll den Schwarzen Avlerorden erhalte».

Wie«, 3. April. Im Auftrag des Kaisers sprach der Minister des Aeußsren, Graf Goluchowski, dem er­sten österreich-ungarischen Vertreter aus der Konferenz in Algeciras, Grasen Welsersheim, die besondere Befrie­digung und Anerkennung des Kaisers für die taktvolle und umsichtige Durchführung der Vermtttlungsaktion und zugleich seinen Dank für die unablässigen Bemühungen des Bot­schafters aus, denen schließlich der Erfolg zu verdanken sei.

De? Aufstand in den Kolonie».

Berlin, 3. April, lieber den Ueberfall auf den Transport des Leuinants Keller sind nähere Be­richte eingegongen. Darnach wurde der Ueberfall von einer etwa 100 Mann starken Hottenioitenbande ausgeführt. Der an der Spitze reitende Offizier und 10 Reiter fielen sofort. Die 6 Ueberlebenden unterhtcllen ein Feuergefccht bis zum Abend, konnten jedcch nicht verhindern, daß die Bespannung uud der Wagen abgetrieben wurden. A-n nächsten Morgen erneuerten die Hottentotten ihren Angriff, doch kurz darauf traf eine Abteilung des Hauptmanns von Rappard auf dem Gesichtsfelde ein. Der Gegner mar hierdurch völlig überrascht und zog ab. 6 tote Hottentotten und zahlreiche Blutspuren bekundeten die feindlichen Verluste.

A«s Wnrttemöerg.

Dtenstuachrichicn. Versetzt: Der Güteroerwalter Müller in Tübingen aus Ansuchen aus die Lahnhosoerwalierstelle in Ett» Wangen

Ueber tragen: Die Bahnhosverwalterstelle in Leonbürg dem Eisenbahns kretär Neuer in RavenSvurg.

In den Ruhe st and versetzt: Der Oekonomieoerwatter am Waisenhaus Stuttgart Hofrat Drück seinem Ansuchen entsprechend und ihm aus dresem Anlaß das Ritterkreuz I. Klasse des FrrcdnchL- ordens verliehen; Oberlehrer Schweikhardt in Freudenstadt uud Schul­lehrer Gayer in Entersdach, Oberamt» Waiblingen.

Wie man bei der württ. Postverwaltnn- Beamte diszipliniert, zeigt in ausführlicher Weise eine Broschüre, welche heute erschienen ist. Diese ent­rollt unter aktenmäßiger Darstellung Verhältnisse, lvie man sie u^ter der Wirkung des württ. Beamtengesetzes kaum mehr für möglich gehalten hätte. Es handelt sich um die Disziplinierung zweier auf vierteljährige Kün­digung angestellter Telegraphisten, welche aus dem Grunde, weil sie von ihrem Koalitionsrecht Gebrauch gemacht und eine Sammelpetition unter ihren Kollegen verbreitet hat­ten, im Wege der Strafe versetzt und in der Gehalts­vorrückung behindert wurden. Die Angelegenheit ist be­reits von mehreren großen politischen Parteien des Land­tags aufgegriffen worden; man geht wohl nicht fehl, in der Annahme, daß dieselbe den Landtag eingehender be­schäftigen wird. Die Regierung wird nach diesen Vor­kommnissen gut daran tun, den Entwurf zur Revision eines Beamtengesetzes, der ja schon fertiggestellt sein soll, in Bälde bei den Ständen einzubringen, denn einen tref­fenderen Beleg für die Notwendigkeit und Dringlichkeit der Revision des seit 3 Dezennien bestehenden und in vielen Teilen rückständigen und veralteten Gesetzes, ab« auch einen besseren Beweis für die Unrichtigkeit der Mein­ung derjenigen, die da glauben' daß in der staatlichen Anstellung eine ausreichende Sicherheit liege, hätte eine württ. Verwaltung nicht erbringen können, als den, de» die Postverwaltung mit ihrem Vorgehen gegen die bei­den Telegraphisten erbracht hat. Dieses Vorgehen ist umso auffallender, als seither die württ. Verwaltungen dafür bekannt waren, daß sie bezüglich des Koalitions­rechts der ihnen unterstellten Beamtenschaft freieren An­schauungen huldigen, als norddeutsche Verwaltungen. Es handelt sich bei dem Vorgehen gegen die beiden Tele- . graphisten nicht etwa um die Entscheidung eines einzelnen i höheren Beamten, sondern um einen von der Kgl. Ge­neraldirektion der Posten und Telegraphen gefaßten und