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Wüvsder ünLkiger und Isgeölslt
mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt wildbad.
Verkündigungsblatt
der Kgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit
amtlicher ^remdenliste.
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Zur potttijchen La^e in Außkand.
tt. Bekanntlich ist die russische Volksvertretung auf den 10. Mai einberufen worden und es sollen die Wahlen für diese „Duma" alle, wenn auch nicht an einem Tag, im Monat April stattfinden. Das Wahlgesetz, auf dessen Grund sie stattfinden, ist ein sehr zusammengesetztes und verzwicktes und dies nicht nur dadurch, daß das Wahlverfahren ein indirektes ist und daß der Wahlakt zum Teil aus einer zweimaligen Durch- fiebung besteht. Letzteres gilt für die Fabrikarbeiter ganz besonders. Schon am 18. März fanden im größten Teile Rußlands diese Vorwahlen, durch welche die Bevollmächtigten zu wählen waren, die im April ihrerseits erst die Wahlmänner zu wählen baden, welchen die Wahl der Abgeordneten obliegen wird. Ein echt russisches Verfahren! Diese Vorwahlen zur Reichsduma sollen in größter Ruhe und Ordnung verlaufen sein. Allerdings waren die Städte und Viertel, in denen Exzesse befürchtet werden konnten, militärisch stark besetzt. Ganz besonders war dies bezüglich der vier Vororte von Petersburg der Fall, deren 39 größere Fabriken 57 Bevoll- vollmächtigte zu wählen hatten, d. h. Urwähler-Wähler. Dort verliefen die Wahlen so gut wie ohne Resultat. Entweder erschienen die Arbeiter nicht und erklärten, von dieser Art von Duma nichts wissen zu wollen, oder aber, wo die Wahl mit Ach und Krach zu stände kam, weigerten sie sich, das Wahlprotokoll zu unterzeichnen. So ähnlich wird es in den meisten Fabrikarbeiter-Kurien zugegangen sein. Aber auch in den übrigen Gesellschaftsschichten und Parteien ist man wenig begeistert für diese Art der Dumabildung. Die pessimistische Stimmung ist noch erhöht worden durch die Aenderungen im Ministerium Witte-Durnowo, welche in einer Schwächung des liberalen Flügels bestand, und durch das rücksichtslose Vorgehen der Regierung gegen die Parteien der Linken und vornehmlich gegen die konstitutionellen Demokraten. Am ehesten Vertrauen in die Aufrichtigkeit und den reforma- torischen Ernst der Regierung hegen noch die im Verband vom 30. Oktober vereinigten gemäßigten Politiker Rußlands. Sie tagten viör einigen Wochen in Moskau und versprachen dem Kabinett Witte, es bei seinen liberalen Bestrebungen zu unterstützen; aber auch sie konnten nicht umhin, die bisherigen Maßnahmen der Regierung einer zum Teil recht scharfen Kritik zu unterziehen. Grund dazu ist reichlich vorhanden. Warum verhinderte Witte nicht die Ausmerzung der liberalen Minister? So frug man. Fort mußte der Ackerbau- minister Kutler, welcher einen Gesetzentwurf über die Zwangsenteignung von Grund und Boden zu Grinsten der Bauern im Ministerrat eingebracht hatte, ebenso der Handelsminister Timirjasew, der für das allgemeine
Aul Irrwege«.
Roman von Klara Rheinau. 24
„Darf ich mir erlauben, um Ihre Gründe für eine solche Annahme zu fragen?" sagte Herr Werner in verbindlichem Tone. „Ich habe genaue Erkundigungen eingezogen und er- fahren, daß kein Fremder in der Umgegend gesehen wurde, aus welcher Tatsache ich gerade den entgegengesetzten Schluß ziehe, als Sie."
„Wie soll ich dies verstehen, Sir?" fragte der Gerichtsherr gereizt.
„Ich meine, diese Tatsache beweist, daß der fragliche Herr »« dieser Gegend zn Hause ist," entgegnete Werner.
Wieder trat ein Schweigen ein.
Die Geschworenen blickten einander an und dann den Gerichtsbeamten, um zu sehen, wie er diese abweichende Ansicht aufnehme.
Glücklicherweise achtete niemand auf Hauptmann ESmond, dessen Gesicht aschfarben geworden war, und auf dessen Stirne große Schweißtropfen standen. Die Hitze schien ihn sehr zu belästigen, obschon er dicht am geöffneten Fenster saß, und die frische Luft ungehindert genießen konnte. Er war in der Tat zwei- oder dreimal einer Ohnmacht nahe gewesen, aber niemand hatte seine Erregung bemerkt, ausgenommen Witley, der sein bestes getan, sie vor den Anwesenden zu verbergen.
„Ich bin entschieden anderer Meinung," sagte der GerichtS- beamte scharf. „Wenn Fräulein Lockhard in diesem Distrikt einen Liebhaber gehabt hätte, würde sie sicher auch einmal von ihren Bekannten in seiner Gesellschäft gesehen worden sein. Eine solche Liebschaft hätte nicht unbemerkt bleiben können; übrigens," fügte er etwas ironisch hinzu, „hat sich unsere heutige Untersuchung nicht mit Fräulein Lockhards Liebesaffären zu besaßen, so interessant Ihnen diese auch zu sein scheinen, sondern mit dem Tode des Herrn Georg Martyn."
„Ich wage zu behaupten, daß die beiden Dinge in untrennbarer Verbindung stehen," entgegnete Werner ruhig. „Wenn wir den Mann entdecken können, mit dem Fräulein Lockhard geflohen, so werden Wir auch den Mann finden, der vielleicht zufällig, vielleicht absichtlich, Herrn Martyn tötete. ES muß de» Herren Geschworenen klar sein," wandte er sich zu diesen,
Dienstag, oen 27. März
- Wahlrecht, gegen die Strafvollstreckungen ohne richterliches Urteil und zu Gunsten der Arbeiterorganisationen auftrat. Man fürchtet, daß die drei anderen liberalen Minister (der Wegebauminister, der Reichskontrolleur und der Minister für Volksaufklärung) jenen bald Nachfolgen werden. Die Regierung rechnet mit der Möglichkeit, daß irgend welche Umstände (Revolution, Abstinenz rc.) verhindern könnten, daß alle Wahlen bis zum 10. Mai stattgesunden haben. Sie hat deshalb nachträglich bestimmt, daß die Duma eröffnet werden soll, wenn mehr als 350 Mitglieder der Duma gewählt sind, während die Gesamtzahl 464 beträgt, von denen die Großstädte 30 zu wählen haben. Wahrscheinlich aber werden alle Wahlen mit nur wenigen Ausnahmen, rechtzeitig zu Stande kommen, da die Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung im Reiche sichtlich rasche Fortschritte macht, der offene Aufstand in Esthland, Livland und Kurland bereits gedämpft und selbst im Kaukasus die Anarchie im Niedergehen begriffen ist.
Neben der Duma soll, als Erste Kammer, als Oberhaus, der reformierte Reichsrat funktionieren. Dieser soll zur Hälfte aus vom Zaren ernannten, zur Hälfte ans gewählten Mitgliedern bestehen. Jedes Gouvernement soll ein Reichsratsmitglied, von den entfernteren und schwach bevölkerten aber sollen je 2 ein solches wählen. Außerdem haben die Geistlichkeit 12 und die Vertreter vom Handel und Industrie ebenfalls 12 Reichsratsmitglieder zu wählen. Jedes der Letzteren erhält ein^n Jahresgehalt (also keine Diäten!) von 6000 Rubel. Die Minister und Hauptchefs- der Departements können zwar nicht Mitglieder des Reichsrats sein, dürfen aber diesen Sitzungen beiwohnen und dort Rede und Antwort stehen. Der Reichsrat kann die bestehenden Gesetze abändern oder aufheben und auch neue Gesetze erlassen. Die Beschlüsse der Reichsduma gehen dem Reichsrat sofort direkt zu, in welchem die Mehrheit entscheidet. Der Beschluß des Reichsrats wird mit dem bezüglichen Beschluß der Duma dem Zaren gleichzeitig unterbreitet.
Die Wahlen für die Reichsduma werden in folgender Weise sich abspielen. Die Urwähler wählen Wahlmänner für die allgemeine Wählerversammlung des betreffenden Gouvernements, und diese Wählerversammlung wählt erst aus den Wahlmännern die Abgeordneten. Die Wahlmünnerwahl geschieht jedoch in 4 Abteilungen (Kurien) und zwar in einer Bauernkurie, einer Grundbesitzerkurie, einer Kurie der städtischen (bürgerlichen) Wähler und einer Kurie der Fabrikarbeiter. Letztere ist es, die sich des „Vorzugs" erfreut, oben erwähnte Vorwahl vornehmen zn müssen, eine Einrichtung, die nirgends ihres Gleichen hat. Daß bei der Einteilung in Kurien bezüglich der Zahl der zu wählenden Wahlmänner auch dem Prinzip der Gleichheit ein derber myskowitischen Schlag
„daß der unglückliche Herr Martyn die Flucht seiner Braut zu verhindern suchte und dabei den tödlichen Schlag erhielt "
„O nein, eS wäre gräßlich, zu gräßlich!" brach eS unwillkürlich von Ottilies weißen Lippen.
Herr Werner warf einen mitleidigen Blick auf das bleiche, bestürzte Gesicht des jungen Mädchens, aber ihr Schmerz konnte seine Ansicht nicht ändern; daß der Gedanke an ihrer Cousine Flucht mit einem Mörder gräßlich für sie war, ließ sich nicht vermeiden.
„Ich kann Ihnen nicht beistimmen," mischte sich jetzt Herr Witley in die Verhandlung und alle Blicke richteten sich auf ihn. „Ich bin fremd hier, aber ich habe sowohl in diesem Lande wie in Frankreich viele Erfahrungen gesammelt, und ich kann eS nicht für feststehend annehmen, daß Herr Martyn durch Fräulein Lockhards Begleiter, wenn sie einen solchen hatte, seinen Tod fand. Leider kam ich zu spät, um die Aussage de» Doktors zu hören, aber wenn Sie gütigst gestatten wollten, Sir," fügte er, zu dem Gerichtsbeamten gewendet, bei, „würde ich gerne noch einige Fragen an denselben richten."
„Gewiß," antwortete der letztere, hocherfreut, einen unerwarteten Verbündeten zu finden. „Ich denke jedoch, wir wer- den zuerst Fräulein Clements Verhör beenden, und sie dann ihrer peinlichen Pflicht für enthoben erklären."
„Natürlich, ich bitte um Entschuldigung," stimmte Herr Witley höflich bei, und versank wieder in Schweigen und anscheinende Gleichgültigkeit, während Werner nach einem Blick auf seine Notizen die Vernehmung fortsetzte.
„Also die Flucht Ihrer Cousine war für Sie ebenso überraschend wie für die übrigen Hausgenossen, Fräulein Cle- ment?" begann er.
„Ich habe es bereits gesagt," entgegnete Ottilie kalt, seinen Augen mit offenem Blick begegnend.
„Sie wissen nichts, was uns bei der Untersuchung helfen
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„Sie standen in freundlichen Beziehungen zu Ihrer Cou- sine?"
Ottilie lächelte traurig. In freundlichen Beziehungen zu Meta, die sie wie eine Schwester liebte I „Ja."
„Sie hatten keine Geheimnisse vor einander?"
„Ich glaubte dies; aber wie Sie sehen, irrte ich mich *
1806.
versetzt wird, kann man sich denken. Immerhin wird der erste Zusammentritt der Reichsduma ein für Rußland epochemachendes Ereignis sein, welches der Ausgangspunkt einer rascheren politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwickelung des Zarenreichs sein wird.
ArmdsHau.
Der Reichstag beendete am Samstag die zweite Beratung des Etats für Südwestafrika. In der allgemeinen Debatte sprach sich Abg. Sturz von der deutschen Volkspartei optimistisch über die Zukunft der Kolonie aus, verlangte aber mehr Rechtsgarantien für die Eingeborenen. Abgeordneter Erzberger vom Zentrum hatte nochmals eine Auseinandersetzung mit dem Geheimrat Seitz über die Lieferungsverträge namentlich die mit der Firma Tippelskirch abgeschlossenen. Abg. KoPsch von der Freisinnigen Bolkspartei erklärte, daß er von der Minderwertigkeit der Kolonie überzeugt sei, er erkannte aber die Tapferkeit und Hingebung der deutschen Truppen vollauf an, die in Südwestafrika fechten. Redner erkundigte sich, ob aus dein Liebesgaben- fonds auch Beamte in der Heimat etwas erhalten hätten, die nie in Afrika gewesen. Ferner lieferte Abg. Kopsch noch weitere Beiträge über die für die Reichsfinanzen wenig vorteilhafte Art, wie die Firma Tippelskirch ihr Monopol ausnützt. Oberst Ohnesorg bestätigte, daß Militärbeamte in Deutschland aus dem Liebesgabenfonds Remunerationen erhalten haben und als Abg. Kopsch weiter nachforschte, ergab sich, daß die Firma Tippelskirch auch 2000 Mark gespendet hat. Jedenfalls bestimmten die neuen Angaben des Abgeordneten Kopsch das Haus, mit großer Mehrheit dem Antrag Müller-Sagan zuzustimmen, wonach die Anträge Hompesch und Arendt, die sich mit Kündigung der Lieferungsverträge befassen, der Bndgetkommission überwiesen wurden. — Ein erheiternder Zusammenstoß ereignete sich im Laufe der Sprzial- beratung zwischen dem Oberst v. Deimling und dem Abgeordneten Ledebour aus Anlaß Her Kritik, die neulich schon Ledebour an einem Artikel aus dem Generalstab geübt hatte, in dem über Buren- und Hottentottentaktik geschrieben wurde. Der Oberst hatte sich, in seinem Draufgängertum bald einen Ordnungsruf geholt, und Ledebour schnitt nicht besonders gut ab in diesem Rededuell über Fragen der Kriegstaktik. — Die Kommis- sionsbeschlüsse blieben unverändert trotz aller Versuche, die Erbprinz zu Hohenlohe und seine Kommissare unternahmen, um die Regierungsforderungen zu retten. Die Forderungen für den Hafen in Swakopmu nd mit dem verpfuschten Molenbau führten noch zu einer längeren Debatte, in deren Verlauf u. a. Abg. Dr. Müller- Sagan die Kommissionsbeschlüsse lebhaft verteidigte.
„War sie überhaupt zurückhaltender Natur?"
„Ich bemerkte nie etwas davon."
„Es scheint ganz außergewöhnlich, daß sie ein solche» Geheimnis vor jedermann im Hause verbergen und alle nötigen Vorbereitungen zur Flucht treffen konnte, ohne daß jemand etwas davon bemerkte," sagte der Detektiv mit einiger Ungeduld. „Sie handeln nicht im Interesse Ihrer Cousine, Fräulein Clement, wenn Sie unS etwas verheimlichen. Dies könnte in der Tat," fügte er nachdrücklich bei, „einen Verdacht wachrufen, der Ihrem Onkel großen Schmerz bereiten würde."
Ottilie blickte ihn fest an; dann kräuselte sich ihre Lippe verächtlich, aber sie sprach kein Wort. Ihr Schweigen ärgerte den Beamten, er fühlte sich in seiner Würde verletzt.
„Der Verdacht könnte sich auf Fräulein Lockhard lenken," sagte er mit scharfer Betonung. „Man könnte sie verdächtigen, selbst den tödlichen Schlag geführt zu haben. Man könnte sie des Mordes beschuldigen!"
Wieder umspielte das verächtliche Lächeln Ottilie» bleiche Livpen; eS war nicht zu verkennen, daß sie den Sprecher mit Geringschätzung betrachtete. Aber in der nächsten Minute fing sie an zu wanken, ihre Augen schloffen sich und sie brach ohnmächtig zusammen.
Mehrere der Anwesenden sprangen erschrocken auf, als Ottilie umsank, aber es war Herr Clifford, der die leblose Gestalt des jungen Mädchens vom Boden aufhob und mit Hilfe des Doktors aus dem Zimmer trug.
Ihrem Weggehen folgte ein scharfer Verweis de» Gerichtsbeamten für Herrn Werner, den dieser äußerlich in ehrerbietigem Schweigen hinnahm, innerlich aber belächelte. Für ihn war der vorliegende Fall so klar wie die Sonne, eS gab kein Geheimnis aufzuklären. Des Mädchens Flucht war unterbrochen worden durch den unglücklichen jungen Mann, den sie verraten, und er hatte von ihrer Hand seinen Tod gefunden, wenn sie allein war; hatte sie ihren Liebhaber bei sich, so war eS wahrscheinlich, daß dieser den fatalen Schlag geführt.
In sehr kurzer Zeit kehrten Herr Clifford und der Doktor Wieder zurück und letzterer erwiderte auf deS Gerichtsbeamten Frage, daß Fräulein Clements Zustand kein weiteres Verhör mehr gestatte. 130,20