4. Schmider, Johann Georg, Landwirt in Alpirsbach (OA. Oberndorf)
5. Kullen, Jakob, -z. „Adler". Landwirt und Gemeinderat in Hülben (OA. Urach);
6. Vulmer, Ferdinand, Landwirt und Gemeinderat in Emmingen (OA. Nagold);
c) Wahlvorschlag der Bereinigung der Fideikomunggemeinden in Württemberg.
1. Reinauer, Konrad, Landwirt in Lautlingen (OA. Balingen):
2. Schnitzer, Landwirt und Schultheiß in Ödsnwaldstette« (OA. Miinfingen):
3. Bronn er, Peter, Landwirt und Gemeinderat in Leinstetten (OA. Sulz);
II. Für die Wahle» der landwirtschaftliche» Arbeiter. Gemeinsamer Wahlvorschlag des Württ. Landesbanrrnrats, des Deutschen Lnudarbeiterverbands Ga» Württemberg-Hohenzsüern und des ZentralvrrLauds der Forst , Land- und Weinbergarbeiter Deutschlands Gau Württemberg.
1. Öfter len, Georg, Farrenwärter in Untcrjettingen (OA. Herrenberg) (Württ. Landesdauernrat):
2. Du ffn er, Eduard, Oberknecht in der Heil- und Pflegeanstalt Rottenmünster b. Rottweil (Zentralverband der Forst-, Land- und Weinbergarbeiter):
3. Arnold, David, Forstarbeiter in Tonbach, Gde. Baiers- bronn, OA. Freudenstadt (Deutscher Landaroeitrrverban^
4. König, Karl, Philipp, Sohn, Holzhauer in Dobel, OA. Neuenbürg (Deutscher Landarbeiterverband):
8. Öttinger, Alfred, landwirtschaftlicher Arbeiter, in Calw.
Bei der Abstimmung haben sich die Wähler für einen der vorstehenden als gültig erklärten Wahlvorschläge zu entscheiden. Personen, die auf keinem der im Wahlbezirk aufgestellten und für zulässig erklärten Wahlvorschläge stehen, können nicht gewählt werden; ihre Namen werden auf den Stimmzetteln gestrichen. Auch dürfen auf einem Stimmzettel nickt Namen aus verschiedenen Wahlvorschlägen enthalten sein. Dagegen ist e-' den Wählern gestattet, innerhalb der zulässigen Eeiamtstimmen- zahl den non ihnen gewählten Bewerbern durch Wiederholung der Namen oder Beifügung von Zahlzeichen bis zu 3 Stimmen zn geben. . >
Auf den Stimmzetteln der Landwirte dürfen' 12 Bewerber und auf den Stimmzetteln der landwirtschaftlichen Arbeiter nicht mehr als 3 Bewerber enthalten sein. Enthält der Wahl Vorschlag, für den fich der Wähler entschieden hat. mehr Namen, so hat er diejenigen, die er auf feinen Stimmzettel setzen will, aus den im Wahlvorschlag enthaltenen Rainen auszuwählen bezw. die Namen der Bewerber, die er nicht wäblsn will., ans dem WahloorsKlag zu streichen. Der Vorsitzende:
Stuttgart, den 16. Januar 1920. Sting.
„Rote Fahne", Flugblätter der U.S.P.D. und der Kommunistischen Partei, sowie jene Hetzschriften hergestellt wurden, die zur Aufwiegelung der Massen und damit zu den bedauerlichen Vorgängen vor dem Reichstag am 13. Januar führten. — Der Besitzer der Druckerei hatte keine Ahnung von dem Mißbrauch seines Betriebes, da die genannten Druckschriften nur nachts hergestellt wurden. Die Hauptbeteiligten wurden verhaftet. Ebenso wurde gestern Abend der Herausgeber der „Rätezeitung", Dr. Alfons Toldschmidt, verhaftet.
Amtseinsetzung Scheidemanns.
Kassel, 20. Jon. Gestern hat die Einführung des ehemaligen Ministerpräsidenten Scheidemann in sein Amt als Oberbürgermeister stattgefunden, zu dem er im Dezember ertviihit worden war.
Schweres Eisenbahnunglück.
Schneidemühl, 30. Jan. Um zwei Uhr nachts entgleiste ein Silgüterzug kurz vor Schneidemühl. Hierdurch wurde auch das Gleis Schneidemühl—Berlin. gesperrt. Fast im selben Augenblick passierte der Vorzug des D-Zuges 4, der nicht mehr gewarnt werden konnte, die Unsallstelle und raste in den entgleisten Güterzug hinein, sodaß mehrere Wagen zertrümmert wurden. Die Zahl der Toten und Verletzten ist groß, steht aber noch nicht fest. '
betreffend Bekämpfung der Wohnungsnot Die Eemeinderäte werden an die baldige Erledigung des oberamtlichen Erlasses vom 13. Dezember 1919 (Calwer Tag- blrrtt Rr. 297 von 1919) erinnert. .Obernmt:
Calw, den 15. Janu ar 1920. Gös.
Oberamt Calw.
Die Ortsbehörden werden beauftragt, die gemäß ß 1 der Vollzuasverfüguna zum Feldbereinigunzsgefetz vom 19. Juni 1886 (Neg.-Bl. S. 258) alljährlich zu erstattenden Anzeigen tzb-r die auf 8r«»d freiwilliger Urbereinkunft der Beteiligten »»sgeftchrtru Feldbereinignnqek und Feldweganlage» für das 1919 bis 1. Februar d. I. als portopflichtige Dlenstiacke hierher einzusenden.
Die Berichte haben sich auf folgend« Angaben ru erstrecken:
1. Markungstoil, Art des Unternehmens, ob Feldweganlagen mit oder ohne neue Feldwegeinteilung, ob ohne oder mit Zusammenlegung:
2. Zeit der Ausführung;
- 3. Größe der bereinigten oder mit Wegen versehenen Flüchen und Zahl der beteiligten Grundbesitzer:
4. Länge der neu angelegten Wege:
5. Kosten des Unternehmens: ») für die Beteiligten, b) für die Gemeinden.
Fehlanzeige ist nicht erforderlich. Oberamtmann:
Calw, den 17. Januar 1920. Eös.
Vorprüfung zur Bauwerkmeisterpriifung.
Im Monat Februar 1920 wird die Vorprüfung zur Bäu- werkmeisterprüfung abaehalten werden. Meldungen für diese Prüfung sind bis 25. Januar bei der Direktion der Baugewerk- fchule einzureichen.
Die Oberämter werden ersucht, diese Bekanntmachung in den Bezirksamtsblättern veröffentlichen zu wollen. Stuttgart, den 23. Dezember 1919
Die Direktion der Baugewerkschule: Schmobl.
Die (Stadt-)Schultheißrnämter werden angewiesen. Vorstehendes alsbald in ihren Gemeinden auf ortsi'blick'e Weile bekannt zu machen. Für die Stadtgemrindc Calw gilt diese Bekanntmachung als ortsübliche Bekanntmachung
Calw, den 19. Januar 1920.' Oberamt: Eös.
Auf die Bekanntmachung der Zentralstelle für Landwirtschaft betr. Abhaltung von Unterrichtskursen über Obstbaumzucht (Staatsanzeiger Nr. 8 vom 12. Januar 1920) werden die beteiligten Kreise hingewiesen. Der Stoaksanzeiger katzn bei den (Stadt)-Schuljheihenämtern eingesehen werden.
Calw, den 14. Januar 1920. Oberamt: G ö s.
Berlin, 20. Jan. Nach amtliche,: Meldung wurden bei dem Eisenbahnunglück bei Schneidemühl 18 Reisende des D- Zuges getötet und 2V verletzt, darunter 8 schwer.
Der Prozeß ErzbeWr-Heisserich.
Berlin. 20. Jan. In der Zeugenvernehmung im Erzberger. Prozeß wurde als erster Zeuge Reichsfinauzminister Erzberger darüber vernommen in welcher Beziehung er zu den Artikeln in der „Deutsche^ Allgemeinen Zeitung" stand, die beleidigende Wendungen für den Angeklagten enthielten, z. B. „Mit solchem Gesindel und Pack mutz man sich herumschlagen", Erzberger erklärte, der Artikel sei nicht von ihm ausgegangen. sondern von einem seiner Beamten. Solche Abwehr habe er tm allgemeinen gebilligt. Hierauf wird die Tätigkeit Erzbergers in feiner Eigenschaft als Aufsichtsratsmttglied des Thyssen« Konzerns in Verbindung mit seiner parlamentarischen Tätigkeit erörtert. Generaldirektor Duisberg erklärte, daß in einer Besprechung, die er im Mai 1917 mit August Thyssen und Erzberger über Longwy und Briey gehabt habe, Thyssen mitgeteilt habe, es müsse schleunigst, eine starke Propaganda sür Briey einsetzen. Bei dieser Unterredung habe Erzberger in großen Zügen einen Plan für diese Propaganda entwickelt. — Die Verhandlungen werden auf Donnerstag vertagt.
Amtliche Bekanntmachungen.
Auszug aus der Bekanntmachung der gemeinsamen Landro- rvahlkommission für die Wahlen zur Landwirtfchastskammer über dfe zugelassene» Wahlvorschläge.
Dis gemeinsame Landeswahlkommission hat in ihrer heutigen Sitzung die Wahlborschläge, -die zu den am Sonntag den 25. Januar d. I. stattsindenden Wahlen der Landwirte und landwirtschaftlichen Arbeiter (Verfügung des Ernährungsministeriums. vom 23. Dezember 1919, Staatsanzeiger von 1919 Nr. 296) rechtzeitig eingeaangen sind, geprüft und die nachstehenden Wahlvorschläge für gültig erklärt'
Wahlbejürk M, umfassend die Oberiamtsbezirks Balingen, Calw, Freudenstadt. Herrenderg, Horb, Münstngcn, Nagold, Neuenbürg, Oberndorf, Reutlingen, Rottenburg, Rottweil, Spaichingen, Sulz. Tübingen, Tuttlingen und Urach,
l. Für di« Wahle» der Landwirte, a) Wahlvorschl«g dr» Landwirtschaft!. Hauptverbands und des Schwäb. Bauernvereins.
1. Hermann, Jak., Landwirt, Hohenmührtngen (OA. Horb).
2. Mangold, Paul, Landwirtschaftsinspektor, Oekonomie- rat in Reutlingen;
3- Zopf, Josef. Landwirt in Dürbheim (OA. Spaichingen);
4. Dingler, Wilhelm, Landwirt, in Calw:
8. Adlung, Nud., Landwirt Sindlingen (OA. Herrenb'era):
5. Bonner, Job, Landwirt in Beffendorf (OA. Oberndorf).
7. Schwörer, Johann, Schultheiß und Landwirt in Oberstetten (OA. Münstngen):
8. Lang, Hermann, Landwirt in Balingen;
9. Braun. Gott!.. Landwirt, Schopfloch (OA. Freudenstadt);
10. Hertkorn, Karl, Landwirt in Rottweil:
11. Wegesiast, Wilh., Landw., Renfrizhausen (OA. Sulz):
12. Scklotterbeck. Jakob. Bäumschulbesttzer in Betzingen (OA. Reutlingen):
13. Saile, Max, Landwirt und Gemeinderat in Rottenburg:
14. Dettling, Josef, Landwirt, Obertalheim (OA. Nagold >
15. Sigel, Ernst, Lnadwirt in Lichtenegg (OA. Oberndorf);
16. ' Braun Bonifaz, Hauptlehrer in Frittlingen (OA. Spai-
chingen);
17. Weiß. Erich, Landwirt, Ottenhausen (OA. Neuenbürg):
18. Ostertag, Jakob, Landwirt in Lonsingen (OA. Urach);
19. Betzler Georg alt, Landwirt in Nendingen (OA. Tuttlingen):
20. Braun. Karl, Landwirt in Weilheim (OA. Tübingen);
b) Wahlvorschlag der Württ. Kleinbauern.
1. Benz, Gottlob, Weingärtner und Eemeinderat in Reutlingen:
2. Hutz, Friedrich, Landwirt und Gemeinderat in Fluor»
. (OA. Oberndorf):
3. Fauf.er, Christian, Landwirt u. Gemeinderat in Ohmen- yausen (OA. Reutlingen): .
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der dreijährigen Dienstzeit ermöglichte. Bei den Neuwahlen im November 1919 stand Millerand in seinem Pariser Wahlkreis auf einer Liste mit dem Nationalisten Barres. So st es wohl sicher, daß der neue Ministerpräsident z^ächst wenigstens der Handlanger der nach rechts orientierten Kreise fein wird. Epochemachendes ist von diesem geschickten Advokaten schwerlich zu erwartest, es müßte denn sein, daß er sich in nächster Zeit nochmals hauten würde, um gewissen Intrigen zu begegnen, die gegen ihn am Werk fein werden. ,
Irischer Kampf gegen englische Milrtärherrschaft.
London, 20. Jan. Eine Bande von ungefähr 150 Mann griff in der Nacht auf den Montag die Polizeiiaserne in Broem- barn bei Tipperary (Irland) an. Der Angriff verursachte beträchtlichen Schaden. 13 Polizisten, die sich in der Kaserne, befanden, erwiderten den Angriff und schossen auf die, Angreifer. Es entwickelte sich ein regelrechtes Gefecht, das fünf Stunden dauerte. Es wurden Verstärkungen aufgeboten, bei deren Erscheinen aber die Angreifer verschwanden. Es konnten keine Verhaftungen vorgenommen werden.'
Deutschland.
Bekämpfung der kommunistischen Propaganda.
Berlin, 21. Jan. Wie die Morgenblötter melden, hat die Kriminalpolizei die Druckerei geschlossen, in her in Berlin die
BkrWedkliks und anderer.
Der moderne Weg zum Glück oder: Wie erringe ich Schönheit, Liebe, Reichtum, Macht?
Die Jagd näch dem Glück ist so alt wie das Menschengeschlecht, und wer das Glück, ohne daß ihm diese holde Göttin selbst sich naht, erhaschen will, der braucht die wunderbaren Dauerkräfte eines Per-- potuum mobile, das bekanntlich noch nicht erfunden worden ist, und wenn man solche Ausdauer wirklich besäße, dann könnte man sie womöglich bis an sein seliges Ende betätigen, und würde das ersehnte Glück doch nicht finden. — So denken unpraktische Philosophen. Der Verfasser dieses Aufsatzes aber weiß ein unfehlbares Mittel zur Erzwingung des Glücks, und will es in folgendem gratis und franco, frei ins Haus, in den Bezugspreis dieser Zeitung eingerechnet, zum Besten geben, damit endlich wenigstens im Vcrbrei- tungsbezirk des Blattes das frevelhafte Rennen nach degj Glück auf- hört Das unbedingt wie Rattengift totsicher wirkende Rezept ist folgendes: Man nehme 100 s/il -- 100 bedeuten heute garnichts, ein Arbeiter verdient sie in nicht ganz einer Woche, ein Bauer mit 5 Pfund Butter oder einem Schinkeil, der Händler kann sie mit Leichtigkeit auf seine Waren schlagen, also hundert Mark kann sich heute jedermann verschaffen Mit diesen 100 — in Gold wären
es 2400 weshalb diese Geldstücke nicht zu benützen sind, — gehe Man in di« nächste Buchhandlung, kaufe sich ein paar xbeliebige deutsche Zeitschriften, etwa die .Woche", den .Simplizisstmus", die .Lustigen" oder die .Fliegenden Blätter", gehe damit rasch nach Hause, setze sich mit Papier und Bleistift in feinen Sorgensessel, und nun beginnt die Jagd nach dem Glück. An dem Inhalt der Zeitschriften halte man sich nicht lange auf, das wäre Zeitvergeudung, und übrigens steht heute in allen deutschen Zeitschriften, selbst in den Witzblättern, irgend etwas Unerfreuliches, was uns ärgert, und damit der Erreichung unseres eigentlichen Ziels abträglich ist. Man überblättert also den tertlichen Inhalt, und wendet dem An - ze i g e nie il'ein um so erhöhteres Interesse zu. Die Beachtung von Heiratsanzeigen ist nicht zu empfehlen, das ist eine unsichere Sache, und soll schon sehr komplizierte Fälle bei einer nachfolgenden
ehelichen Verbindung zur Folge gehabt haben. Ehe man sich in die Anpreisungen des Anzeigenteils vertieft, muß man schnell eine'Prüfung seiner inneren und äußeren Bedürfnisse und Wünsche vor- nebmen, und daraufhin werden die Anzeigen angesehen. Ist man verliebt, womöglich gar unglücklich; so wird man bald den Verlag finden, der „die Geheimnisse der Liebe" um 2.50 mit LeuerunaS- zuschlag 3 .L, versendet, durch die man in der Lage ist, „innerhalb kürzester Zeit mit unwiderstehlicher Gewalt die Gegenliebe des anderen Geschlechts zu örringen", selbst wenn man, wie die Beschreibung sagt, „häßlicher oder weniger geistreich ist" als der oder die Nebenbuhler. Stehen der Erringung einer dauernden Liebe vielleicht kleine körperliche Fehler entgegen, so findet man sicher zur Beseitigung dieser Uebeft ein sicherwirkendes Mittel, etwa einen Beinkorrektionsapparat, der X- oder O-Beine in ihre natürliche Stellung bringt, ein Creme für schonen Teint, gegen Nasenröte, einen Nasenformer, ein Haarwuchsmittel oder ein Enthaarungspulver. Bei Verwendung mehrerer dieser Mittel ist jedoch. Vorsicht am Platze, daß man sie nicht verwechselt, wodurch nie wieder gut zu machende Schäden entstehen könnten. Man kann sich weiterhin strahlende Augen, große schwarze Augenbrauen verschaffen, und sich von rauhen, roten, aufgesprungenen Händen, die bei einer zart besaiteten Seele Gsfühlsstörungen verursachen könnten, befreien, kurz gesagt, der Anzeigenteil irgend einer solchen Zeitschrift gibt Anregungen in Hülle und Fülle, wie man Gegenliebe erreicht und damit bekanntlich das vollendete — Glück.
Es soll zwar auch Leute geben, die sagen, von der Lieb« könne man nicht herunterbeißen, zmy vollendeten Glück gehöre wie zum Krieg Geld, Geld und nochmals Geld. Wir finden diese prosaische Auffassung vom Glück zwar etwas alltäglich, aber auch für diesen außergewöhnlichen Fall ist schon vorgesorgt. Man braucht sich nur das Buch kaufen: „Wie gelange ich zu Reichtum und Ansehen" und wird dort alle erprobten Methoden finden, wie das Geld, das bekanntlich immer auf der Straße liegt, „leicht und rasch" verdient werden kann. Das .Ansehen" kommt dann von selbst, indem man sich vom Schneider nach der neuesten Mode kleiden läßt, sich
möglichst Viele Ringe, Ohrringe oder eine große Brillanikrawaiten- nadel zulegt, wenn man ein Herr ist, sich im Monokeltragen übt, sodaß man cs selbst beim Nießen nicht fallen läßt, und außerdem sehr viel Würde an den Tag legt, was nian bei jedem Tanz- und Anstandslehrer um ein geringes Honorar erlernen kann. Dann ist man restlos glücklich.
Aber auch damit sollen manche Leute noch'nicht zufrieden sein. Die Erringung von Macht wird von vielen als das allein glücklich machende Gefühl angesehen. Durch persönliche Macht kann man sich Liebe, Reichtum und Ansehen spielend erringen, sagen sie, und da haben die Leute nicht so unrecht. Die geheimen Kräfte der Macht aber kommen, wie wir wissen, aus den Sphären der 4. Dimension, sie sind übersinnlich, man kann sie daher nicht greifen, sehen, hören, riechen und schmecken. Um sie zu ergründen und sich untertan zu machen^ kaufe man, wie aus dem Anzeigenteil irgend einer der er- wordenen Zeitschriften ersichtlich ist. das Buch „Die Geheimnisse der indischen Magier" oder „Die Kraft des Magnetismus", und man wird dann mit jenem Blick begabt werden, der alle Menschen der Umgebung in seinen Bann zwingt und die tiefsten Geheimnisse aus ihnen herausholt. Wer dann noch nicht wunschlos glücklich ist. der — gehe zum Buchhändler und lasse sich daS Geld für die Zeit- schriften und Bücher wieder herauszahlen. Aber soweit wird es nicht kommen, denn sonst würden die Anzeigen uyd Bücher doch lügen, und Anzeigen und Bücher — lügen doch nie.
Vertraulich« Mitteilung für die Buchhändler! E» dürfte sich empfehlen, für morgen und übermorgen Stcherheitsposten aufzustellen, von wegen dem unzweifelhaften Andrang, und den ebenso unzweifelhaften FokKen, die 'sich aus diesem Artikel ergeben. Als äußerstes BesänstigungSmittel wäre dir Aufstellung einer angeheizten Dampfspritze zu empfehlen. Im übrigen verlangt der Verfasser als Honorar nur 50 Prozent des Reingewinns, was in Anbetracht der hohen Bleistift- und Papierpreise, ganz abgesehen von dem dynamische» Aufwand der geistigen Kräfte, deren Valuta heute ja durchaus mit der deutschen Schritt hält, doch sicherlich keine übertriebene For. derung darstellt. (Nachdruck verboten.)