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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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In «In Stadt vierteljsdrl. M.I.20 monatl. 40 Pt.

bei ajirn «iiett. portsnrtalten und Koten im Okts- u. Vach- drrsilrvtskeke vlrrtelj. M.I. »urrerhald derrelden M. I. hirru öe;le»geld 30 psg.

Leleion Nr. 41.

Amtsblatt für die Stadt wildbad.

Verkündigungsblatt

der Kgl. Horstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterls rc. mit

amtlicher Fremdenliste.

KurvsNige Id ?tg. die klein- rpsltige Sannondreile.

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Lei kliederdolungen entrpe. ksdstt. Monnenientr nach llebereinkunit

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Yr. 52.

SchiedsgrrichLsverlräge.

Mit seinen: von der Abgeordnetenkamurer einstim­mig angenommenen Antrag hat der Abg. Betz der Sache der deutsche:: Friedensfreunde und dein Völkerfrieder: ei­nen wertvollen Dienst geleistet. Bei der Bedeutung der Sache geben wir die Llusführungen des Abg. Betz in: Wortlaut wieder. Er führte aus:

Es ist nicht zu leugnen, daß die Friedeilsbestreb­ungen trotz des Mißtrauens, das noch bestehen mag und trotz der Kriege, die lvir in den jüngsten Zeiten erleben mußten, ja ich möchte behaupten, wegen der schrecklich blutigen und den Wohlstand Vernichtendei: Art dieser Kriege ihrer: prägnantesten Ausdruck finden in dem Ver­langen nach Schiedsgerichtsverträgen. In erfreulicher Weise mehrt sich unter den Kulturvölkern die Zahl der abgeschlossenen Verträge, die ein Gradmesser der Frie­densliebe und der geistigen Höhe eines Volkes sind. Diese Bewegung ist nicht eine oberflächliche, vorübergehende Er­scheinung, die wieder verschwindet, wie manche vielleicht meinen und sogar wünschen, sie ist im Gegenteil eine Kundgebung des Rechtsbewußtseins der Völker und es ist sicher anzunehmen, daß diese Bewegung mehr und mehr das Völkerrecht günstig beeinflussen wird. Ich bin mir bewußt, daß die Verwirklichung dieses Fort­schritts nur nach und nach erfolgen kann und bilde mir nicht ein, daß dadurch der Weltfriede schon geschlossen sei, aber ich habe den festen Glauben, daß die Zukunft das Problem des unbewaffneten Friedens lösen wird.

Die gegenseitigen Zusicherungen friedliebender Ge­sinnungen, welche sich die verschiedenen Mächte geben und die Umarmungen der Souveräne auf den Bahn­höfei: geben nicht die Sicherheit für den Frieden, wenn sie nicht unterstützt werden durch der: Abschluß von Schieds­gerichtsverträgen. Sie allein können, als Meilensteine angesehen werden in der fortschreitenden Bewegung der Völker zum Frieden.

Diese Vertrüge werden uns den: idealen Ziele näher bringen, wo die internationale Politik auf dem ruhigen und überlegten Willen ihrer selbstbewußten Völker und auf der allgemeinen Achtung vor dem Recht beruht. Die Achtung vor dem Recht wird immer mehr die Richt­schnur der internationalen Beziehungen werden, gleich wie sie die Richtschnur des innerer: Lebens der zivili­sierten Nationen geworden ist. Und um die Herrschaft des Rechts im internationalen Verkehr auszudehnen, werden neue Einrichtungen und Organe entstehen. Zu diesen neuen Einrichtungen zählen auch die Schiedsge­richtsverträge, die in den zukünftigen internationalen Be­ziehungen eine bedeutende Rolle zu spielen und das Ge­fühl der internationalen Gerechtigkeit zu stärken berufen sind.

Das Institut der Schiedsgerichtsverträge ist nicht mehr das Phantasiegebilde einiger Denker und Philoso­phen oder vereinzelter Staatsmänner, es ist eine Forder­ung der öffentlichen Meinung der ganzen Welt geworden. Es ist ein Werkzeug des Friedens und der internationa­len Gerechtigkeit. Man ist heute mehr als je davon überzeugt, daß die Völker die Befriedigung ihrer be­rechtigten Forderungen nicht mittels Gewaltanwendung zu erreichen suchen sollen, weil Gewalt die internationa­len Probleme nicht löst, sondern nur schwieriger gestaltet, indem sie nur zu oft die Ursache neuer Streitigkeiten wird. Nichts ist übrigens ungewisser als der Erfolg, jeder Ge­waltanwendung, denn diejenigen, die gestern die stärk­sten waren, können heute die schwächsten sein und sich den Demütigungen der Niederlage ausgesetzt sehen; das haben wir an Rußland erlebt. Der Krieg mit seinen unberechenbaren Leiden flößt jedermann steigendes- Ent­setzen ein. Der russisch-japanische Krieg mit seinen un­erhörten Greueln, mit seinen wahnsinnigen Opfern an Blut und Gesundheit, mit seiner Vernichtung blühender Landesstrecken, mit seiner Verrohung des Volkes, läßt die Anstrengungen begreiflich erscheinen, die überall gemacht werden, den Ausbruch von Konflikten durch Einrichtung des schiedsgerichtlichen Verfahrens zu beschwören.

Durch die Verträge werde,: die Mächte gebunden, auf dem Weg des Schiedsgerichts zu verhandeln und nicht sofort das Schwert aus der Scheide zu ziehen, die Sal­ven der Gewehre und den Donner der Geschütze ver­handeln zu lassen. Darf doch auch in keinem Kultur­staat der Bürger sein Recht mit bewaffneter Faust holen, er muß sich dem Urteil des ordentlichen Richters unter­werfen. Und der Staat hat ihm mit gutem Beispiel voranzugehen, der Staat, der in der Aufrechterhaltung der Ordnung und der Beachtung der Gesetze seine vor­nehmste Sorge sieht und sehen soll, er darf nicht an Stelle des Rechts die Gewalt setzen. Das ist eine ethische, aber auch eine echt religiöse Forderung. Besonders für große Militärstaaten, wo durch das Bewußtsein der Macht leich-

Samstag, de« 3. März

ter Zwistigkeitei: und Konflikte entstehen können, haben die Schiedsgerichtsverträge eine größere Bedeutung. Von der Zahl der abgeschlossenen Verträge hängt die Be­ruhigung und Entwicklung der deutschen Industrie und des Handels wesentlich ab, welche diese Art Friedensver­sicherung überaus nötig hat. Unser Nachbarland, die Schweiz, hat nun schon eine Reihe solcher Verträge ab­geschlossen, insbesondere mit Belgien, Großbritannien, den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Italien, Oester­reich-Ungarn, Frankreich, Schweden und Norwegen. Die Unterhandlungen mit Deutschland Werder: vor: der Schwei­zer Regierung als noch fortdauernd bezeichnet. Auf der Schweizer Seite besteht also der lebhafte Wunsch, einen Schiedsgerichtsvertrag abzuschließen. Das war schon im Dezember 1904 der Fall. Seitdem ist mehr als Ihst Jahr verflossei: und immer hört man noch nichts von dem Ab­schluß des Vertrags. Dagegen hört man, daß die deut­sche Reichsregierung erst die Meinung der Nachbarstaa­ten, der Schweiz, nämlich Bayerns, Württembergs und Badens hören will, weil diese Bundesstaaten zunächst interessiert seien.

Der kgl. Regierung kann es deshalb nur willkommen sein, wenn sie durch die Abstimmung in diesem hohen Hause über meinen Antrag erfährt, daß das ganze württ. s Volk einmütig ist in dem lebhaften Wunsche, daß ein Schiedsgerichtsvertrag mit der Schweiz abgeschlossen wer­den soll, mit welcher wir so tausendfältig Verkehrs- und Handelsverbindungen haben. W,enn die kgl. Regierung dann noch weiter hört, daß die Schwaben die friedlichen Worte freudig begrüßt haben, die der deutsche Kaiser bei seiner Zustimmung zu der internationalen Friedenskon- serenz im Haag 15. Mai 1899 ausgesprochen hat und daß sie auch die Schlußfolgerung airs den kaiserlichen Worten ziehen und wünschen, daß weitere Schiedsgerichts­verträge mit allen Kulturstaaten der Welt abgeschlossen werden sollen, damit die beglückende Botschaft des gro­ßen Propheten von Nazareth zur Wahrheit werde: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Ich bitte Sie meinen Antrag anzunehmen!

Wundschau.

Der Reichstag setzte am Donnerstag die Beratung des Etats des Reichsjustizamts fort. Porzig (kons.) tritt für Hinzuziehung von Berufsvertretungen bei Er­nennung von Sachverständigen ein. Der Redner polemi­sierte dann gegen Stadthagen und die Sozialdemokratie. Abg. Lucas (natl.) erklärt sich gegen den Antrag Ab­laß, der alle Preßdelikte vor das Schwurgericht bringen will. Abg. Stücklen erklärt namens der Sozialdemo­kratie seine Zustimmung zum Antrag Ablaß. Staatsse­kretär Dr. Nieber ding sagt seine Stellung gegen den Antrag Ablaß habe ihren Grund in dem Wunsch, die Strafprozeßreform möglichst zu fördern, der Antrag sei hierbei ein schwerer Stein des Anstoßes. Nach kurzer unwesentlicher Debatte vertagt sich das Haus auf Freitag. * » »

Die Begnadigten. Im Reichsanzeiger ist wört­lich zu lesen:

Seine Majestät der König haben aus Anlaß al- lerhöchstihrer silbevnen Hochzeit ein Erinnerungs­zeichen gestiftet, das von den damit Begnadig­ten am Bande des ihnen zuletzt verliehenen Ordens rc. oder sofern sie noch keine Auszeichnung besitzen am weißen Bande auf der linken Seite der Brust ge­tragen wird.

Nach dem Ableben des Inhabers soll das Erinner­ungszeichen den Angehörigen als Andenken verbleiben. Ersatz für verloren gegangene Abzeichen wird nicht ge­währt."

Der vom Reichsanzeiger gewählte Ausdruckvon den damit Begnadigten" ist in dieser Verbindung ebenso ori­ginell wie neu. Uebrigens sollte nach Berliner Blät­tern am 27. Februar eine große Amnestie erlassen wer­den, es war aber wieder einmal nichts damit. Von die­senBegnadigten" schweigt der Reichsanzeiger.

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Aus Kamerun. Nach in Hamburg eingetroffener Nachricht aus Kamerun sind nunmehr sämtliche Duula- Häuptltnge frei bis auf King Akwa und vier Groß- Häuptlinge. Die Kameruner betrachten die Freilassung als Beweis des Anbruchs einer neuen Acra in Kamerun. Die Eingeborenen wünschen einen kaufmännisch gebildeten Gou­verneur und sind dann zufrieden. Sie fordern jedoch auch die Abberufung des Geheimrats v. Brauchitsch, der kein Vertrauen mehr genießt. Die Rechtfertigungsschrift Putt- kamers befriedigt selbst seine Freunde nicht, weil sie viele Unrichtigkeiten enthält. In der Budgetkommisston wird die Mehrheit den Antrag stellen, Zeugen zu laden, um Putt- kamer's Rechtfertigungsversuch nachzuprüfen.

1906.

Eine deutsch-französische Syuchathiekundgeb- UNg. Mit großer Genugtuung verzeichnen die Pariser Blätter die bei der Feier der Silberhochzeit des deut­schen Kaiserpaares an Bord derSchleswig" in Mar­seille gehaltenen Reden des deutschen Konsuls Wun­derlich und' des Geheimrats Prof. Theobald Fischer aus Marburg. Der Konsul versicherte, daß seine Rede von den: Kaiser vorher gebilligt worden sei, was natür­lich in Paris besonders hervvrgehoben wird. Der Kon­sul sagt in:. A. :

Heute hat dieSchleswig" in: .Hasen von Marseille Anker geworfen und ist dadurch Grenznachbar Frank­reichs geworden, dieses bewundernswürdigen Landes,

' voll Sonne und Lebei:, in dem die meisten der hier Versammelten eure zweite Heimat gefunden haben. Für sein Wohlergehen wollen wir, einer alten und edlen Sitte folgend, das erste Hoch ansbringen. Der Umstand, daß der politische Horizont noch immer umwölkt ist, und daß die Beziehungen der beiden Völker nicht so sind, wie wir sie von ganzem Herzen wünschten, kann daran nichts ändern. Als der Präsident Loubet vor einigem Tage;: die Vollmachten den: neugewählten Präsidenten, Herrn Falliöres übergab, sprach er die Hoffnung aus, der Friede iverde erhalten bleiben, und damit hat er seinem Nachfolger die heilige Pflicht übertragen, den Frieden zu pflegen. Ich selbst bin fest von den fried­fertigen Absichten der deutschen Regierung überzeugt und' es kann keinen: Zweifel unterliegen, daß die augen­blickliche Spannung zwischen den beider: Ländern eine friedlicheLösung findet, und daß sich die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, je mehr sie sich kennen lernen, immer inniger gestalten müssen. Ich! bitte Sie, Ihre Gläser zu erheben und mit mir zu rufen: Es lebe Frankreich! Es lebe der Präsident der französischen Republik!

Prof. Fischer, ein eifriger Förderer der deutsch-fran­zösischen Annäherung, erklärte, daß die Gereiztheit zwi­schen den beiden Völkern wegen Marokko unmöglich an- danern könne; sie beginne bereits zu verschwinden und werde sich bald ganz verflüchtigt haben. Beide Völker werden mit Grauen den furchtbaren Alp eines Krieges znrückweisen, den Niemand den Interessen Frankreichs oder Deutschlands für förderlich Halter: könne.

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Deutsch-französischer Lehreraustausch. lie­ber den Austausch deutscher und französischer Lehramts­kandidaten zur Förderung des fremdsprachli­chen Unterrichts an den höheren Knabenschu­len beider Länder haben der preußische und der fran­zösische Unterrichtsminister eine Vereinbarung getroffen. Mit der englischen Regierung ist dasselbe Abkommen getroffen worden. Die Kandidaten haben den Auftrag, Konversationsübungen ihrer Sprache mit der: Schülern des anderen Landes zu veranstalten.

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Die Lage in Ungarn. Aus Budapest wird vom 1. gemeldet: Die Regierung beginnt immer schär­fere Saiten aufzuziehen. Nachdem jeder Stra­ßenverkauf der Zeitungen verboten worden ist, wird gegen einzelne Persoreeu! vorgegangen. Der frühere geordnete Polonyi wurde gestern wegen einer Rede in einem Kasino polizeilich vernommen, weil gegen ihn ein Verfahren wegen Majestätsbeleidigung im Zuge sei. Heute wurde das Magnatenhausmitglied Baron Pro nah, der Führer der oppositionellen Bewegung im Magnatenhaus, zur Polizei zitiert und dort einem länge­ren Verhör unterzogen. Gegen Pronay soll das Ver­fahren wegen Aufreizung eingeleitet werden, da er Beamte seines Komitats zum passiven Widerstand ermun­tert und viele Beamte, welche im Widerstand beharren, materiell unterstützt habe. Ueberdies hat die Regierung heute die Sammlung von Geldern für die renitenten Be­amten sowie jede Art der Geldbeschaffung für dieselben verboten.

Wie verlautet, beabsichtigen Graf Apponyi und. Franz Kossnth schon demnächst über die Zustände in Ungarn Vorträge im Auslande zu halten und zwar ersterer in Paris und London, letzterer in Italien.

Tages-KyroniH.

Berlin» 1. März. Anläßlich der Silber-Hochzeit des Katserpaares hat, wie dieNationalzeiiung" meldet, Prinz Friedrich Leopold dem Kaiser namens der Groß - logen eine Stiftung von 100000 Mark zu wohltätigen Zwecken überreicht.

Berlin, 1. März. In Anwesenheit des Kaiser­paars, der Großherzogtn von Baden, der Prinzen und Prinzessinnen des Kaiserhauses und eines glänzenden Kreises von Vertretern der Behörden, Gelehrten und Aerzten