Die Botschaft ves französische» Präsidenten, s

Auch Präsidenten pflegen nrit einer Botschaft ihre Re- I gierung anzutreten. Die Botschaft Fallieres, die in der j Deputiertenkammer verlesen wurde, gedenkt zunächst der ! großen Bürgertugenden Loubets und appelliert an die j Mitarbeit aller Republikaner, betont aber gleichzeitig, j daß man allen ohne Unterschied der Abstamin- ung und des politischen Glaubens Schutz sämtlicher Rechte und Gewährleistung aller Frei­heiten schulde. Sodann hebt die Botschaft die Würde und Ruhe hervor, mit der die Präsidentenwahl, voll­zogen wurde, als Beweis für den Fortschritt der politi­schen Sitten und die Festigkeit des 35jährigen republi­kanischen Regimes. Die Kammer möge dem Vertrauen des Landes entsprechen durch das Wirken für seine Si­cherheit, Freiheit und Zukunft. Falliöres rühmt dann die Armee. Wenn auch jeder Gedanke fern liege, daß diese eine Drohring gegen irgend jemanden bedeuten solle, so dürste doch niemand an ihre Verminderung denken, da die Armee Das sicherste Unterpfand für die Erhaltung des Friedens bilde. In der auswärtigen Poli- t i k, die mit Geradheit, Erleuchtung, Mäßigung und Festig­keit geleitet werde, gebe die Republik in ihrer andauern­den Treue gegen Freunde und Verbündete ein Beispiel, um welchen Preis sie die herzlichen Beziehun­gen zu allen Mächten zu erhalten suche. Im Innern werde der gütige Genius Frankreichs weiter den Han­del, die Industrie, den Ackerbau, die Wissenschaften und Künste fördern. Die Botschaft weist dann auf die Be­ratung der kommenden sozialpolitischen Gesetze hin, die dem sozialen Frieden dienen sollen, und schließt: Als treue Diener der Demokratie wollen wir unab­lässig daran arbeiten, um die Menschheit immer besser zu machen, mit immer tiefer gehendem öf­fentlichem Gewissen, und wollen uns in Treue weiter widmen der Sache des Fortschritts, des Kul­tus und des Vaterlande s."

Die Linke begrüßte die Botschaft mit lebhaftem Bei­fall: die Rechte verhielt sich schweigend.

Tages-KhrsniL.

Berlin 20. Febr. Die S teuer komMission des Reichstags beriet den Antrag Singer betr. Einführung einer Neichseinkomwensteuer. Finanzmintster v. Rheinhaben erklärte den Antrag für unannehmbar. Tat­sache s.i, daß die direkten Steuern von den Einzelstaaten unmöglich cnibehrt werden können; materiell .nicht, weil die Anforderungen an die Staaten im Steigen begriffen seien, auch sprechen wichtige formelle Bedenken dagegen. Der An­trag Singer wurde schließlich abgelehnt.

Berlin» 20. Febr. Wie die Täzl. Rundschau wissen will, ist süc den 27. Februar, den Tag der Silberhochzeit des Kaiserpaars eine allgemeine Amnestie geplant.

Kiel, 20. Febr. Das LinienschiffPreußen" mit dem Kaiser an Bord ist um 12 Uhr im hiesige» Hafen eingelaufen.

Köln. 20. Febr. DieKölnische Zeitung" meldet aus New Jork: Die Streitfrage zwischen den Ver­einigten Staaten und Venezuela wegen der Ange­legenheit der Asphaltgesellschaften wird auf Antrag des Präsidenten Castro dem HaagerSchiedSgerichts- hof znr Entscheidung zugewiesen.

Jena, 20. Febr. Gegen die sozialdemokratische Tribüne" in Erfurt wurden sieben Anklagen wegen Aufreizung zu Gewalttätigkeiten und Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen erhoben. Die Artikel und No­tizen erschienen kurz vor und nach dem 21. Januar.

Müucheu, 20. Febr. Generalleutnant v. Trotha, der frühere Oberkommaudierende in Deutsch-Südwestafrika, wird, näe der Allg. Zig. aus Berlin gemeldet wird, seinen Abschied nehmen.

Paris, 20. Febr. In dem heutigen Ministerrat führte Präsident Fällte res zum ersten Mal den Vorsitz. Er teilt zunächst den Text seiner Botschaft mit. Die allge­meinen Neuwahlen für die Kammer wurden auf den 29. Apnl, die Stichwahlen auf den 13. Mat festgesetzt.

Die Stadtbrauerei Blankenhain in Thü- ' ringen, Aktiengesellschaft, wurde nachts bis auf das

Ans Kieve zur Kunst. !

Roman von Viktor Rheinberg. 40

Ich werde Sie dort treffen und Sie sollen da» Geld ha­ben. Aber reinen Mnnd gehalten, da» bitte ich mir au», und dann morgen noch fort, weit fort über» Meer, ich wünsche Ih­nen nicht »och einmal im Leben zu begegnen."

Ich werde mich selbstverständlich ans dem Staube machen, sobald ich das Geld habe, gehen doch unsere Interessen da­bei wieder einmal Hand in Hand." Mit diesen Worten und einer linkischen Verbeugung verließ der Mann da» Zimmer. Der Ba­ron sank ans seinen Sessel vor dem Schreibtisch nieder, stützte beide Ellenbogen darauf und begrub sein Gesicht in den Hän­den. Hatte er vorher schon keinen Frieden gehabt, jetzt war er erst recht unglücklich. Außer dem stark mit Hypotheken be­lasteten Gute belaß er nach Zahlung der Summe an Clark etwa nur noch fünftausend Taler. Und wenn e» Herrn von Lmberger einfallen sollte die große Hypothek welche er auf Strießen hatte, zn kündigen, was dann?

Melanie mußte durchaus den jungen Amberger heiraten, da» war die einzige Rettung.

Während Herr von Heinersdorf sich also seinen trostlosen Gedanken überließ, lag seine Frau oben im Schlafzimmer uns Ihrem Bette, das Gesicht in die Kissen gedrückt und bitterlich weinend. Sic war, ans dem Garten kommend, an ihres Mau- ncö Stnbentür vorüber gegangen und hatte drinnen eine Stimme gehört, die ihr nur zu bekannt war und schreckliche Erinnerun­gen in ihr weckte.

Wie ties unglücklich war sie schon damals gewesen als ein Zu­fall ihr das fürchterliche Geheimnis ihres Mannes enthüllte, als sie wußte, daß er in Berbiudinig mit jenem Clark Falschmün­zerei trieb. Gern wäre sie mit ihrer Kleinen entflohen, um nicht stillschweigend Teil zu haben an dem Verbrechen dessen, der nun einmal ihr Mann war, den sie nicht mehr achte» und lieben konnte Aber ihre schwache Gesundheit, das zarte Al­ter ihres Kinder »ud ihre gänzliche Mittellosigkeit machten Ihr die AuSfühnmg solcher Gedanke» unmöglich. Sie hielt anS. litt und schwieg.

Als dann vor ein paar Jahren Herr von Heinersdorf sich von Clark lossagte, seiner Frau hoch und teuer versicherte, «tn andere» Leben beginnen zu wollen, al» er mit ihr »nd

Kontor und die Kellerei durch Feuer zerstört. Ter Schaden ist bedeutend.

In Mainz wurde ein Kurzwarenhändlcr aus der Gymnasiumsstraße und ein Gesiügelhändler so Avo8 we­gen Falsch spiels verhaftet. 1l. a. sollen dem Oberkellner eines Hotels 800 Mark im Spiel abgenom­men worden sein.

In Gelsenkirchen wurde ein Ehepaar ver­haftet unter dem Verdacht, von seinen seit 1897 ge­borenen acht Kindern sieben kurz nach der Geburt ge­tötet zn haben. Bei einem Kind soll ohne Inaugen­scheinnahme der Leiche ein ärztlicher Totenschein ausge­stellt worden sein. Das letzte Kind, das anfangs dieses Jahres geboren wurde, starb gleichfalls einige Tage spä­ter. Der Ehemann packte die Leiche in eine Kiste und trug sie fort; wohin, ist noch nicht festgestellt. Einige Stunden später kamen die beiden Eheleute angetrunken nach Hanse.

Oberregisseur Jacobs vom Essener Stadttheater hat sicha ns Eifersucht durch einen Stich in die Herzge­gend getötet.

InLiegnitzist Sonntag Nacht das Sommertheater vollständig niedergebrannt.

Das bekannte Hotel Victoria, der erste der stol­zen Hotelpaläste am Höhcnweg von Jnterlaken, ist Dienstag Morgen im Ostflügel durch eine Feuersbrunst geschädigt worden. Die Lokalisierung des Feuers sichert den Betrieb des Hotels Victoria für den Sommer 1906. Das mir 8 Meter vom Ostflügel des Hotels Victoria entfernte Hotel Jungfrau ist unberührt. Der Schaden beträgt 4- bis 600000 Frs.

Der Kommissionshändler mit Edelsteinen Hermann Mayer in Wien, Chef der Firma Weiß, Mayer u. Co., welcher große Betrügereien ausgeführt hat, ist seit Sonntag abgängig. Die Verbindlichkeiten Mayers sol­len eine viertel Millio n Kronen betragen. Die Hauptgeschädigten sind Firmen der reichsdeutschen Edel­metallindustrie in der Gegend von Frankfurt a. M. und in Schwaben.

DieEvening News" melden aus Kairo: In den englischen Kasernen zu Kar tum ereignete sich eine heftige Explosion, die großen Schaden anrichtete. Zahlreiche Personen kam enum.

D-e Marokko - Konferenz.

Atgeciras, 19. Febr. In der von Deutschland erteilten Antwort wird der Vorschlag Frankreichs, nach der die vorn Sultan auszuwählenden Offiziere Franzo­sen und Spanier sein sollen, abgelchnt. Deutsch­land erklärt, daß der Vorschlag Frankreichs dem Prinzip der Internationalisier»»^ und der Gleichberechtigung al­ler Mächte in Marokko zuwiderlaufe.

Algeciras, 20. Febr. In der heutigen Sitzung der Konferenz wurde ein deutscher und ein fran­zösischer Entwurf über die Organisation dermarokka nischen Staatsbank vorgelegt. Ohne in eine Einzelberatnng einzutreten, verwies die Konfe­renz die Entwürfe znr Vorberatung an eine Kom­mission.

Berlin, 20. Febr. Das Bert. Tagebl. meldet aus Paris: Ein vermittelndes Eingreifen einer dritten Macht in Algeciras, das einzige Mittel zur Verständigung, scheint nicht ganz ausgeschlossen zu sein. Gerüchtweise verlautet, daß der Zar und der Kaiser von Oesterreich ihre Vermittlung angeboten hätten.

Anfkarrd irr den Kolonien.

Berlin, 20. Febr. Gouverneur v. Lindequist telegraphiert aus Windhuk: Cornelius von Betha­nien mit seinem ganzen Anhang hat sich bei Cha- masis nordivestlich von Berseba gestellt. Die einzige Bedingung ist Zusicherung des Lebens mit Ausnahme der Mörder. (Cornelius war einer der gefährlichsten Gegner Deutschlands, seine Gefangennahme bedeutet einen weiteren Schritt vorwärts. Red.)

Berlin, 20. Febr. Vom südlichen Kriegsschauplatz des südwestafrikanischen Aufstandsgebietes werden wieder einige für die deutschen Truppen siegreiche Gefechte ge­

gen Hottentotten gemeldet." Aus deutscher Seite sielen' 5 Reiter, schwer verwundet wurden ein Arzt und zwei Reiter, leicht verwundet 4 Reiter. Unter den Gefalle­nen ist wieder ein Württemberger, der Gefreite Anton Forschte, früher Jnf.-Reg. 122 (Heilbronn), schwer verwundet wurde Gefreiter Gottfried Schuhmacher, früher irn Grenadierreg. 1l9.

Me UnrnSe« in MuSland.

Mord oder Attentat?

In Asch ab ad wurde während des Beiramfestes General Dschurawek samt seiner Dienerschaft er­mordet. Eingeborene sagen, daß es sich um einen per­sönlichen Racheakt handle.

Mürtt. Landtag.

Stuttgart, 20. Febr. Da Präsident Payer er­krankt ist, führte in der heutigen Sitzung der Ztveiten Kammer Vizepräsident Dr. v. Kiene den Vorsitz, der die Verhandlungen mit einem warmen Nachruf an den . verstorbenen Abgeordneten v. Nieder einleitete. Zum ! ehrenden Andenken an deir Kollegen, der sich bei allen j Fraktionen größter Beliebtheit erfreut hatte, erhoben sich j die Abgeordneten von den Sitzen. Dann setzte man die > Beratung der Petitionen um Eiscnbahnbautcn fort, die den Rest der Sitzung vollends ausfüllte, lieber die Linie Gmünd - Gschwend (im Anschluß an die Kocher- oder Murrtalbahn) sollte nach dem Antrag der volkswirt­schaftlichen Kommission zur Tagesordnung übergegangen werden; die Bezirksabgeordneten Schock und Rembold- Gmünd erreichten aber wenigstens durch ihre Empfehl­ung, daß das Haus in seiner Mehrheit Mitteilung an die Regierung zur Kenntnisnahme beschloß.

Bezüglich der durch eine Privatgesellschaft erbauten Linie Möckmnhl-Dörzbach wurden bewegliche Kla­gen laut. Die Jagsttalgemeinden möchten einen Staats­beitrag zn den Grnnderwerbungskosten der Nebenbahn, welche s. Zt. den Voranschlag weit überstiegen hatten. Außerdem möchten sie die unentgeltliche pachtweise Ueber- lassung des zur Anlage des Anschlußbahnhofs in Möck- mühl erforderlichen Staatsbahngeländes. Nach langer Debatte wurde ihnen das letztere bewilligt; außerdem soll ihnen ein Staatsbeitrag insoweit gewährt werden, daß sie nicht schlechter gestellt sind als die beteiligten badischen Gemeinden.

Endlich wurde noch die Linie Wcikersheim- Cre gl in gen, welche teilweise durch eine bayerische Li­nie (Röttingen-Bieberehren) durchbrochen wird, der Re­gierung zur Berücksichtigung übergeben und die Regier­ung ersucht, noch in dieser Tagung des Landtags einen entsprechenden Kreditgesetzentwurf vorzulegen. Morgen wird keine Sitzung abgehalten, da in Ellwangen die Be­erdigung des verst. Abg. v. Nieder stattfindet. Die nächste Sitzung wurde infolgedessen ans Donnerstag anberaumt. Auf der Tagesordnung stehen in der Hauptsache Peti­tionen.

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Stuttgart, 20. Febr. Kammer der Stande s- j Herren. Präsident Graf R e ch b e r g - Rothenlöwen er- j öffnete die Sitzung mit der Bemerkung, daß der Fürst i v. Löwenstein-Wertheim-Freudenberg infolge der ' Uebernahme des Präsidiums in der bayerischen Reichs- j ratskammer nunmehr auch sein Ami als Mitglied des Ständischen Ausschusses niedergelegt habe. Man trat sodann in die wiederholte Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Bahneinheiten ein. Am Ministertisch nahm Staatsrat v. Cronmüller Platz, der erklärte, der Mi­nisterpräsident Dr. v. Breitling, sei infolge eines Un­wohlseins verhindert, der Sitzung beizuwohnen. Wäh­rend nun Geh. Rat v. Heß, der Berichterstatter über den Gesetzentwurf betr. die Bahneinheiten, seinen Be­richt vortrug, wurde er plötzlich von einem Unwohlsein befallen und fiel nach rückwärts in seinen Stuhl zu­rück. Infolgedessen mußte die Sitzung abgebrochen wer­den. Die nächste Sitzung firrdet am Mittwoch vorm. 10 Uhr statt.

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der inzwischen erblühten Tochter nach Europa übersiedelte, da glaubte die arme gequälte Frau noch einmal hoffen und aufatmen zu können. Aber ach, sie hatte sich getäuscht. Das Maß ihres Leidens war noch nicht voll und die Folgen ihre» ju­gendlichen Leichtsinns sollten noch schwerer an ihr gestraft werden.

Wie litt ihr Mntterherz bei dem Gedanken, daß durch ihre Schuld das Glück ihres einzigen, geliebten Kindes gestört wurde. Und nun war dieser schreckliche Mensch, dieser Clark, wieder aufgetancht. Sie mußte darüber Gewißheit haben und setzte sich aus Fenster, um zu beobachten, wer da» Hau» ver­lassen würde.

Nach geraumer Zeit sah sie endlich einen Mann heraus- treten, und mit einem schmerzlichen Stöhnen preßte sie beide Hände auf» Herz. Es war kein Zweifel, sie hatte Clark er­kannt ; da brach ihre Kraft zusammen, sie schleppte sich müh­sam an ihr Lager und dort fand sie später Melanie.

Diese rief den Vater, welcher zwar zum Arzt schickte, aber sofort erriet, daß seine Frau Clark» Anwesenheit entdeckt und infolge besten ihren Brustkrampf bekommen habe. Die Nacht verging für alle Teile der Familie in banger Sorge und Unruhe.

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Am andern Morgen ziemlich zeitig ließ der Baron anspan­nen und fuhr nach Langenau. Die ängstlich fragenden Blicke seiner Frau peinigten ihn, so oft er denselben begegnete, er wollte rasch die Angelegenheit mit Clark erledigen und ihr dann erst die Sache Mitteilen.

Sehr unangenehm war «» ihm, daß er gerade in dem Bank- geschäft von Ainberger die große Summe erheben mußte, er fürchtete den Verdacht pekuniärer Verlegenheit dadurch zu erregen. Aber es blieb ihm kein anderer AuSweg. Zum Glück traf er keinen der beiden Herren im Geschäfte. Nachdem er im Besitz seiner Papiere war und einen Empfangsschein darüber ausgestellt hatte, begab er sich zu Fnß nach der be- zeichneten Waldschenke.

Der ehrenwerte Mr. Clark saß hier bereits, ein Gla» Kog- »ak vor sich, er wollte Herrn von HeinerSdorf wie einem alten Bekannten die Hand reichen, wa» dieser übersah. Da» Zim­mer war noch leer von anderen Gästen, so beeilte er sich,

vbwobl mit schwerem Herzen, seine Wertpapiere, die fast sei« ganzes Bermmreü ans machten, dem aufmerksam prüfende»

Clark ca:".icäuwzem

Die er rare, hastig seinen Schatz in einer schmutzigen Le, derta'che. die er an einem Riemen um de» Hals trug, schriez eine Quittung, versprach noch in dieser Stunde Langenau verlassen m^ schleunigst in Hamburg sich einzuschiffen.

So war denn Herr von Heinersdorf einmal wieder von dem bösen Dämon seines Leben» befreit, aber um welche« Preis.

Müde und matt saß er, in die Kiffen seines offenen Wa­gen» zurückgelehnt, als er die Fahrt heimwärts antrat. De» Wurm in seinem Innern ließ nicht ab, ihn zu martern, sein Gewissen, obwohl oft übertäubt, sagte ihm immer wieder, daß alles, was ihn traf, nur wohlverdiente Strafe sei, und an die Zukunft mochte er gar nicht denken.

Daheim angelangt, fand er Melanie ängstlich sorgend um die Mutter beschäftigt, welcher der Arzt größte Ruhe emp­fohlen hatte. Herr von HeinerSdorf konnte sich also jetzt nichl entschließen, ihr Mitteilungen zu machen, noch seine Tochte« wieder mit der Werbung des jungen Amberger zu quälen. I» den nächsten Tagen aber wollte er seine väterliche Auto­rität geltend machen und die Sache zum Abschluß bringen, das stand fest. Doch e» sollte ander» kommen. Noch an dem­selben Abend erhielt er ein Schreiben de» Herrn von Am- berger senior, worin dieser ihm die Hypothek auf Strießen kündigte und gleichzeitig im Namen seines Sohne» die Wer­bung »m Fräulein Melanie zurückzog.

Die Würfel waren gefallen.

Eine Anknüpfung mit den Amberger» war nach diesem Schreiben nicht mehr möglich, und in stummer Verzweiflung blickte der Baron auf das imglückliche Papier in seiner Hand.

Wieder folgte eine Nacht, die den Bewohnern von Schloß Strießen weder Ruhe noch Frieden brachte. 1 S 6 .Ä

Melanie saß mit verweinten Augen am Bette der Mutter, deren Halbschlaf bewachend und ihr von Zeit zu Zeit die Arz­nei reichend. Ihr Vater lag angekleidet in seiner Stube auf dem Sofa, er hatte die Weisung gegeben, ihn zu rufe», fall» sich etwas im Befinden seiner Frau zum Schlimmeren wen­de» sollte. An Schlaf war für ihn natürlich nicht zu denken.