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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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celekon Nr. 41.
Amtsblatt für die Ltadt lVildbad.
verkündigungsblatt
der Rgl. ^orstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenliste.
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Wr. 11.
Aundschau.
Ein Angriff auf das württembergische Offfzierkorps. Der preußische Oberstleutnant a. D. Karl von Wartenberg veröffentlichte 1903 unter dem Titel „Lins ira 6t stuäio" (ohne Zorn und Eifer) Betrachtungen über die deutsche Armee, die damals viel Aufsehen erregten und jetzt schon in dritter Auflage vorliegen. Der Verfasser zog sich deshalb eine ehrengerichtliche Verurteilung zu, weil er in seinen Angriffen zu scharf vorging. Jetzt hat Herr von Wartenberg ein neues Buch, „Oetbrum 06 N 860 ", wiederum gegen Mängel in unserem Heerwesen gerichtet, erscheinen lassen.
Wir würden es berufenen Militärschriftstellern überlassen, sich mit den in dem neuen Buch gemachten Vorwürfen abzufinden, wenn Nicht in dem Abschnitt „Der Prozeß Hüger" die bekannten galligen Aeußerungen mancher preußischen Offiziere gegenüber ihren württembergischen Kameraden wiederholt würden. Anläßlich der Besprechung einer Zeugenaussage eines württembergischen Generals schreibt der Oberstleutnant a. D.:
„Preußische Dienstauffassung wird auch in weiteren zehn Jahren württembergischen Generalen ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch bleiben, wenn auch ferner die nach Württemberg kommandierten preußischen höheren Offiziere und Generale aus politischen Rücksichten diese Dienstesauffassung hintansetzen und den gemütlichen Süddeutschen 'mit Glacehandschuhen anzufassen haben."
Eine solche Ueberhebung kann nicht scharf genug zurückgewiesen werden. Der altpreußische Standpunkt der äußeren Schneidigkeit hat Gott sei Dank im deutschen Süden noch keinen rechten Boden gefunden, an Pflichtgefühl und Tapferkeit vor dem Feind dagegen haben sich die Württemberger noch von niemanden übertreffen lassen.
» V *
Der bayerische Thronfolger für geheime Wahl. In der bayerischen Kammer der Reichsräte wurde vor einigen Tagen über das-neue Landtagswahlgesetz abgestimmt. Dabei fiel ein Antrag des Reichsrats von Auer, der an Stelle der relativen die absolute Majorität setzen wollte, durch. Unter den Rednern befand sich auch Prinz Ludwig, der sich u. a. dahin äußerte, daß eine AbänderungdesGesetzentwur- fes höchst wahrscheinlich seinen Fall bedeuten würde. Die von dem Reichsrat v. Auer vorgeschlagene Aenderung sei nicht so wichtig, daß sie das voraussichtliche Scheitern der Reform rechtfertigen würde. , Mit der relativen Mehrheit würde der Ausgang der Wahlen für die Liberalen nicht ungünstiger werden, als mit der absoluten; dies werde durch die Münchener Gemeinde-
Oavz unter «ns!
Eine polnisch-russische Reminiszenz von Maxim Trapp.
(Nachdruck verboten.)
(Schluß).
Ein^Jahr war vergangen.
Me Szene auf Schloß Chrudimsky war dem Ehrenworte gemäß verschwiegen geblieben. Da erhielt eines Tages Graf Berg, der jetzt in der Nähe Lublins garni- sonierte, eine Einladungskarte zu einem Feste, das auf dem nahen Schlosse „Chrudimsky" gefeiert werden sollte.
Eingezogene Erkundigungen belehrten den Grafen, daß der Festgeber der Bruder desjenigen sei, mit dem er bereits früher in so unangenehme Berührung gekommen war. Nicht blind in die ihm etwa gestellte Falle zu tappen, sondern die nötige Vorsicht anzuwenden, machte sich der Graf zur Pflicht.
„Ich weiß nicht, welcher Art der Angriff sein wird, den er auf mich beabsichtigt", sagte Berg zu seinem Cor- net. „Ich habe Sie, als die Ursache des Konflikts, im schlimmsten Falle nämlich, zu meinem Retter ausersehen."
„Für Sie mein Leben, Graf. Gebieten Sie un- schränkt über mich."
„Ich danke Ihnen. Sie werfen sich morgen in Bauernkleider und folgen mir bfs nahe zum Schlosse. Sie treten später keck in den Schloßhof, wo sich jedenfalls viel Volk befindet, und ihre Erscheinung nicht weiter auffällt. Dort erwarten Sie von mir einen schriftlichen Wink oder ein Zeichen mit einem weißen Tuche. Nur Vorsicht, und im Falle der Not die größte Schnelligkeit." —
Am nächsten Tage zur festgesetzten Stunde sprengte der Graf von Berg in großer Uniform nach Schloß Chrudminsky. Er war kaum abgestiegen, als der Festgeber, Stanislaus Chrudimsky, aus der Pforte trat, ihn zu begrüßen:
„In der Tat, nun. erst ist unser Vergnügen voll-
ZKontag, den 15. Januar
1WK.
Wahlen bewiesen. Gegenüber etwaigen zu bemängelnden Einzelheiten sei maßgebend, daß das ganze Land eine Abänderung,des bestehenden Wahlrechts wünsche. Er schwärme nicht für das neue Wahlgesetz, aber es bedeute einen großen Fortschritt. Sodann trat der Prinz energisch für die geheime Wahl ein, durch die es gewissenlosen Menschen unmöglich gemacht werde, ihre Untergebenen zu zwingen, anders zu wählen, als sie möchten.
In Preußen dürfte kein Prinz so reden, aber man spricht deshalb doch gelegentlich von moralischen Eroberungen in Süddeutfchland, wenn es auch niemand Mehr glaubt.
* * >»
Ubi de««, Iki Bei der Beratung
des Militäretats, die in der bayerischen Kammer der Abgeordneten stattfand, protestierten die Redner aller Parteien gegen die Aeußerung des Abgeord- neren Rollwagen (Sozialdemokrat): „Unser Vaterland ist da, wo es uns gut geht." Abgeordneter v. Voll mar (Sozialdemokrat) erhob, wie aus München gemeldet wird, im Laufe einer längeren Rede Widerspruch gegen den Vorwurf der Vaterlandslosigkeit und bemerkte unter anderem: „Wer mir persönlich den Vorwurf machen wollte, ich sei vaterlandsfeindlich, würde meine Antwort nicht vergessen. In dem Worte „Wo es uns gut geht, ist das Vaterland", ist eine richtige Spur. Das Vaterland soll es mit seinen Kindern gut meinen, es soll nicht ein Rabenvaterland sein, indem es die Bürger bedrückt. Das Wort ist aber nicht erschöpfend, nicht wahr, und von der Sozialdemokratie nie als programmatisch angesehen worden. Die gemeinsame Kultur und vieles andere macht uns das Vaterland teuer. Der beste Beweis für unsere Vaterlandsliebe ist, daß wir alle Opfer bringen, um das Land nach allen Richtungen hin möglichst vollkommen zu gestalten. Was die Haltung der Sozialdemokratie zur Armee betrifft, so stehen wir noch auf unserem alten Standpunkt."
* * ff-
Er Pfeift auf die Liebesgabe! Der freikonservative Abg. Gamp hat im Reichstag erklärt: „Der Osten braucht die Brantweinliebesgabe nicht, er pfeift darauf!" Das ist zwar im parlamentarischen Sinn gerade keine feine Ausdrucksweise, aber sie läßt erkennen, daß der Hieb der Linken gesessen hat, als deren Vertreter im Reichstag den Wunsch aus- sprachen, die 40 Millionen, die den Schnapsbrennern jährlich von den deutschen Steuerzahlern als Liebesgabe gezahlt werden, zu streichen. Einen wirklichen Nutzen von der Liebesgabe haben nur die Großbrenuer, die kleinen Brennereien im Süden und Westen Deutschlands sind schon längst von diesen ums Leben gebracht worden. Was
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noch übrig geblieben ist, sind fast nur noch Obst- und Fruchtbrennereien, die Quälitätsbranntweine Herstellen und bei einem verhältnismäßig geringen Umsatz einen so mäßigen Anteil an der Liebesgabe haben, daß ihre Existenz nicht davon abhängt. Sie sind es, die in Wahrheit auf die Liebesgabe pfeifen können. Von wirklicher Bedeutung ist diese nur für die Kartoffelfuselbrenner. Die Feststellung dieser Tatsache werden loir uns nach wie vor erlauben, wenn auch der preußische Finanzminister v. Rheinbaben noch so giftig wird und von politischer Brunnenvergiftung spricht, wie er es im Reichstag getan hat. Wenn sich aber Herr v. Rheinbaben von der tatsächlichen Wirkung des Branntweingesetzes und der Liebesgabe im Süden überzeugen will, braucht er nur bei seinem nächsten Landaufenthalt im Schwarzwald einmal Erkundigungen einzuziehen. Dort trinken die Leute statt des früher selbstgebrannten Fruchtbranntweins, dessen Herstellung ihnen durch das Branntweingesetz unmöglich gemacht wurde, jetzt vielfach schlechten Kartoffelschnaps. Und in den anderen Gegenden Deutschlands liegen die Verhältnisse ähnlich. Das ist zwar nicht nur politische Brunnenvergiftung, sondern eine tatsächliche Vergiftung des menschlichen Körpers für die Taschen der Großbrenner aber ebenso förderlich wie der Absatz ihres Fusels nach den Kolonien zur Vergiftung der Eingeborenen.
Zur Entschädigung für die Folgen des Branntweingesetzes wollen nun die Konservativen und Freikonservativen, wie es die Abgg. Kanitz und Gamp im Reichstag aussprachen, den Wein mit einer Reichs st euer belegen und Finänzminister v. Rheinbaben begrüßte als warmer Freund des Südens und Westens Deutschlands seinen Freund Kanitz nach dessen Ministerrede mit einem' kräftigen Händedruck. Dieser Händedruck wird in den Weinbau treibenden Gegenden Deutschlands sicher sehr unangenehm empfunden werden.
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Bismarck über Rußland. Interessante Aeußerungen Bismarcks über Rußland gehen der „Kr.-- Ztg." von einem Manne zu, „der dem ersten Reichskanzler sehr nahe stand". Er teilt mit:
Bismarck zeigte sich stets im höchsten Grade er-' bittert, wenn er Mitteilungen erhielt über die Z urück- setzung der Deutschen in Rußland und insbesondere über die Behandlung der Balten. Er war der Meinung, daß Rußland der deutschen Kultur, dem deutschen Element, den deutschen Beratern und Lehrern außerordentlich viel zu verdanken habe, und daß nach Beseitigunng des deutschen Einflusses unter einer auf das eigene Können angewiesenen russisch-tatarischen Generation die Ordnung zusammenbrechen müsse. Was über Rußland jetzt gekommen ist, hat Bismarck
. ..
kommen." sprach der Pole, dabei dem Grafen herzlich die Hand schüttelnd.
„Wie meinen Sie das?" fragte Berg, dessen Argwohn durch die Worte aufs neue erwachte.
„Weil wir seit zwei Tagen wissen, daß Sie Kurländer, folglich nicht Altrusse sind."
„Und machen Sie zwischen Beiden einen Unterschied?"
„Allerdings. Zwischen Russen und Polen kann eine Freundschaft niemals bestehen; wohl aber zwischen uns und den Söhnen jener Provinzen, die erst in. den letzten Zeitläufen der russischen Vergrößerungssucht zum Opfer gefallen sind."
Berg hütete sich, auf diese Worte zu entgegnen; er folgte schweigend seinem Führer hinauf in den Saal, wo der benachbarte polnische Adel vollzählig versammelt war.
Bei Bergs Eintreten erhoben sich alle und grüßten mit größter Ehrerbietung. Man arrangierte sich, der Graf erhielt seinen Platz zwischen dem Festgeber und dessen Gemahlin, den ehrenvollsten in der Gesellschaft.
Berg war ganz Auge, ganz Entzücken; er hatte seit langem keinen derartigen Genuß gehabt.
„Kunst und Literatur Hand in Hand mit glühendem Patriotismus !" rief er aus. „Wahrlich, das Volk verdiente ein besseres Los, und ich beklage mit ihm die verlorene Größe, die unwiederbringlich entschwundene Herrlichkeit."
„Unwiederbringlich, meinen Sie? Polen wurde nicht unterjocht, sondern verkauft! Doch zu etwas anderem. Aus Ihrem Gespräche über Literatur glaube ich schließen zu dürfen, daß Sie ein großer Verehrer derselben sind."
„Allerdings, und ich möchte Sie wohl bitten, mich mit diesen Schätzen bekannt zu machen."
„Mit dem größtem Vergnügen. Um Sie von der Menge und Güte unserer Sammlung zu überzeugen, bitte ich Sie, mir zu folgen."
Sie schritten wieder durch mehrere Zimmer, bis sie zu einem Kabinett gelangten, in welchem sich kein anderes Mobiliar, lails eine hölzerne Bank befand. „Hier
sollte eigentlich meine Bibliothek sein", sagte Chrudimsky, jetzt Haltung und Stimme verändernd, „da sie sich aber nicht vorfindet, so muß notwendig der Zweck unseres Hierseins ein anderer sein. Mein Name ist Chrudimsky."
„Ich habe das Vergnügen, mich desselben zu erinnern, der —",
„— Die Ehre hat, sich dem Herrn Grafen zum zweitenmal unter anderen Verhältnissen 'vorzustellen"; sprach ein Mann, der plötzlich aus einer Tapetentür trat. Es war der Wojwode Xaver Chrudimsky.
„Sie haben mich tötlich beleidigt."
„Ich habe nur das Recht der Wiedervergeltung geübt."
„Sie haben sich zum Rächer eines Knaben aufgeworfen, der in mir die ganze polnische Nation beschimpft hat; und weil der Bube zu feig war, sich selbst Genugtuung zu verschaffen, so haben Sie es auf ehrlose Weise statt seiner getan. Diese Beleidigung eines polnischen Edelmanncs kann nur mit Blut abgewaschen werden."
„Ich bin bereit. Lassen Sie mir meinen Säbel reichen!"
„Können Sie glauben, daß man gegen einen Mann, der alle Ritterlichkeit mit Füßen tritt, sich des Zweikampfes bedienen werde?"
„Also beabsichtigen Sie einen Meuchelmord?"
„Ein Pole hat sich nie zum Mörder erniedrigt. Aber ein ehrloses Verfahren kann nur auf ehrlose Weise bestraft werden, und deshalb werden Sie sich dem, was über Sie beschlossen ward, willig unterwerfen."
Sechs kolossale, mit Knuten bewaffnete Diener traten in diesem Augenblick aus der Tapetentür. Auf den Wink Chrudimskys warfen sich diese sechs Kerle wie Tiger auf ihr Opfer. Was half dem Rittmeister seine verzweifelte Gegentvehr? Nach kurzem Kanrpfe war er an Händen und Füßen gebunden, über die Bank gelegt, und mit zwanzig derben Knutenhieben traktiert.
„So, wir sind quitt", sprach Xaver Chrudimsky.