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teleton Nr. 41.

Amtsblatt für die Stadt Vildbad.

verkündigungsblatt

der Agl. Aorstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit

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Kr. 7.

Mittwoch, den ly. Januar

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Hagtand im Wahlkampf

Aus London wird der Fr. D. Pr. berichtet: Eng­land durchlebt jetzt eine aufgeregte Zeit. Die Kämpfe der beiden großen Parteien zu den in wenigen Tagen be­vorstehenden allgemeinen Parlamentswahlen, deren Aus­fall nicht nur im Lande selbst mit lebhaftester Spannung erwartet wird, sind in vollen: Gange. DasMutter­land des Parlamentarismus" hat natürlich auch für die Wahlen ein sehr entwickeltes System ausgebildet. Der äußere Verlauf der Wahlen vollzieht sich in althergebrach­ten Formen. Sobald das alte Parlament aufgelöst ist, werdet: die Parlamentswahlbefehle vom Könige erlassen, diese sind von den Sekretären des Großkanzlers gleich nach der letzten Neuwahl, in der Regel also schon sechs Jahre vorher, borbereitet und erscheinen an demselben Tage, an dem das alte Parlament durch königliche Ver­ordnung ausgelöst wird. In: ganzen zählt das Parla- , ment 670 Sitze, für die aber nur 645 Wahlbefehle er­lassen werden, da es sich in einzelnen Fällen üm Doppel­wahlen handelt. Sobald diese Wahlbefehle an ihrem Bestimmungsort angelangt sind, werden sie von den - Wahlkommissaren bekannt gemacht; Maueranschläge setzen den Tag, die Stunde und den Ort der Wahl fest und bringen Auszüge aus den Gesetzen gegen Bestechung und I Wahlvergehen zur allgemeinen Kenntnis. Auch die t Polizei erhält genaue Anweisungen für ihr Verhalten. Und nun beginnt der Wahlkampf mit seinem aufgeregten Treiben, das in England manchmal die Form eines politischen Karnevals anzunehmen scheint. Es ist die Zeit der Zettelankleber, die Erntezeit für den Besitzer von Mietställen aller Art, und es werden soviel Hände' zum Zettelverteilen und Kehlen zum Ausrufen gebraucht, daß die Arbeitslosen ihre gute Zeit haben. Keiner, der arbeiten kann und will, braucht in der Wahlzeit be­schäftigungslos zu bleiben; er kann bis zu 3,50 Mark den Tag durch Austeilen von Zetteln in den Häusern und Anpreisen seiner Partei verdienen. Es ist keine kleine ^ 1 Aufgabe, an die 7 194974 Wähler, die das Vereinigte Königreich zählt, heranzukommen, und die etwa 1300 ernsthaften Kandidaten lassen kein Mittel unversucht, sich die Gunst der Wähler zu erringen.

Die wichtigsten Mittel des politischen Kampfes sind wie überall die Flugblätter und die Versammlungen. Man

" AMI W»M.

We machen stch Wöget dem Menschen verständlich?

Die nicht nur für die ornithologische Wissenschaft, sondern auch für die vergleichende Psychologie interes­sante Frage nach den Mitteln, die die Vögel anwendett, um, sich den Menschen verständlich zu machen, behandelt H. G. de Kerville in: Bulletin de la Societe Zoologigue de France aus grund von eigenen und fremden Beobacht­ungen.

Bekannt ist ja von den Papageien, daß sie gelernte Sätze oft passend gebrauchen, als ob sie deren Sinn be­griffen hätten. In seinem Buche über die Spiele der Tiere sagt Karl Gros: Die Papageien ahmen nicht immer blindlings nach. Einige besonders begabte wissen manch­mal die Beziehungen zwischen den gehörten Lauten und ihrer Bedeutung herauszumerken. Ein anderer Ornitho­loge, L. Ternier, schrieb an Herrn de Kerville:Gewisse Vögel machen sich dem Menschen durch die menschliche Sprache verständlich. Ich bin der Ueberzeugung, daß die sprechenden Vögel Papageien, Raben, Elstern usw. manchmal verstehen, was sie sprechen", und er be­gründet diese Ansicht mit eigenen Wahrnehmungen: Vor mehreren Jahren sah er im Besitze seines Pariser Fri­seurs einen klugen Papagei. Dieser ries, sobald jemand den Rasiersalon betrat, seinem Herrn zu:In den La­den!", dann reichte er dem Kunden seinen Kopf dar und sagte sehr deutlich:Willst du mich kratzen?" Von Zeit zu Zeit sprach er:Ich will baden", dann brachte man ihm ein Gefäß mit Wasser, in dem er auch sofort sein Bad nahm. In einem anderen Falle hatte ein Papa­gei oft die Mutter zu ihren weinenden Kindern sagen hören:Weine nicht, Kleinchen, du bekommst ja rote Au­gen", und jedesmal, wenn nun der Vogel ein Kind wei­nen sah, rief er ihm diese Redensart zu, die er aber nie unter anderen Umständen anwandte. Derselbe Vogel be­gann, wenn er eine Prozession vorüberziehen sah, zu sin­gen: Ora pro nodis (Bitte für uns)!

Von einem Kakadu (Oucmtua loackboatori) berichtet Kerville auf grund eigener Beobachtungen, daß er sein Verlangen nach einem Leckerbissen durch Geschrei u:rd 'Lchnabelklopfen kundgibt. Der Vogel ist ein großer Lieb­haber von Haselnüssen, die in einer Schublade in einem Zimmer aufbewahrt werden, das an den Raum stößt, in dem sich der Kakadu befindet. Hört er nun, daß je­mand in die Nähe jener Schublade kommt, so fängt er

macht sich kaum eine Vorstellung von den Unmengen Papiers, die in einem englischen Wahlkampf verwendet werden. Gegen 100 Millionen Flugblätter lagen schon seit Wochen in den Hauptquartieren der beiden großen - Parteien bereit, in der Wahlzeit auf die Wählermassen verschossen zu werden. , Da handelt es sich nicht um ein­fache Argumentationen, die das Lob der eigenen Partei singen und die Gegenpartei hn Grund und Boden kriti­sieren, auch der Stift des Zeichners muß helfen, in ein­dringlichen Bildern dem schlichtesten Mann aus dem Volke die Gefahren vorzuführen, in die er sich und das Land stürzen würde, wenn er dem gegnerischen Kandidaten seine Stimme geben wollte. Und nicht nur das einfache Bild, sondern auch ganze kinematographische Vorführun­gen, die von einer eigens zu diesem Zweck gebildeten Gesellschaft vorbereitet wurden, sollen in: gegenwärtigen Wahlkampf zum ersten Male den Parteien bei der Be­arbeitung der Wähler Dienste tun, in dem sie ihnen die Gefahren des Freihandels und der unbeschränkten Frei­heitlästiger Einwanderer" in drastischenlebenden" Bildern vor Augen führen. Aber diese eindrucksvollen Bilder, die Riesenmassen von papierenen Geschossen und die zahllosen Wahlversammlungen, die allabendlich zu Hunderten im ganzen Königreich abgehalten werden, ge­nügen den Kandidaten, deren Traum ein Sitz im Unter Hause ist, noch nicht; als die beste Waffe erscheint ihnen die einzelne Agitation, besonders die persönliche Bear­beitung von Wählern, deren Stimme in ihren Kreisen Bedeutung hat. Hier ist das Feld, auf den: sich vor allem die englische Frauenwelt zu betätigen hat. Auch die vornehmsten Damen, die sonst nur mit den Fragen des gesellschaftlichen Lebens beschäftigt sind, stellen sich in dieser bewegten Zeit mit feurigem Eifer in den Dienst ihrer Partei, und sie wählen die Waffen, mit denen sie an: vertrautesten sind: schöne Toiletten, womöglich in den Farben ihrer Partei, und bestrickende Liebenswürdig­keit gegenüber dem Wähler, den sie besuchen, um ihn für ihren Kandidaten zu gewinnen. Die englischen Da­men beteiligen sich jetzt überhaupt lebhafter am politi­schen Kampf, als man es bei uns gewöhnt ist; die Frauenvereine diskutieren eifrigst über die politischen Ta- gesfragen und halten lange Beratungen über Maßregeln H der Agitation. Die Haupttätigkeit haben die Damen aber * am Wahltage zu erfüllen, wenn sie alsSchlepper" fun-

an zu schreien. Geht der Betreffende nun vorbei, so chört das Geschrei auf; es verdoppelt sich dagegen, wenn der Vogel hört, daß die Schublade aufgezogen wurde. Ueber einen Girlitz (Lorinus üortulunus) schreibt ein Or­nithologe: der Vogel habe sich in der Gefangenschaft schnell an die Umgebung gewöhnt und bald auch zu ver­stehen gegeben, was er wünsche. Wenn er seinen Bade- naps haben wollte, sprang er unaufhörlich unter wieder­holtem Piepen von einem Stabe seines Käfigs an die Stelle wo das Wasser zu diesem Zweck immer hingestellt wurde, und zwar tat er das so lange, bis seine Herrin an den Käfig herantrat. Dann hielt er an, betrachtete sie, neigte anmutig sein Köpfchen und brachte sein An­liegen erneut zum Ausdruck, indem er sich bewegte und mit den Flügeln schlug, als nehme er schon das ersehnte Bad. Ebenso verstand er es, wenn er Sepiaschale wünsch­te, dieses Verlangen kundzugeben: er rieb dann nämlich seinen Schnabel an der Gitterstange, an der jene Schale gewöhnlich befestigt wurde. (Das tun auch Kanarien­vögel. D. Red.)

Ueber den Raben bringt Kerville die Beobachtun­gen des Ornithologen Lunel, der lange Jahre einen solchen Vogel hielt: Während der Mahlzeiten saß das Tier gewöhnlich ruhig und anscheinend teilnahmslos auf seiner Stange; wurde aber ein Gericht aufgetragen, das nach seiner Meinung besonders schmackhaft war, so ließ er ein energisches, von Flügelschlägen begleitetes Kräch­zen erschallen, um kundzutun, daß er von jener Speise kosten wollte. Dieser Rabe war auch für das Haus ein? Art Wächter; denn sobald die Flurglocke ertönte, stieß er hundegebellähnliche Laute aus; und wenn er den An­gekommenen nicht sehen konnte, klopfte er so lange mit dem Schnabel an die Tür, bis man sie ihm öffnete und er die Bekanntschaft des Eingetretenen machen konnte. Verweilte einmal sein Besitzer länger als gewöhnlich im Bette, so begann der Rabe in ganz eigenartigen Tönen zu rufen, bis er Antwort erhielt; blieb diese allzu lange aus, dann machte er Lärm, indem er seine Blechschüssel wiederholt mit Gewalt auf die Erde warf. Ein anderer Besitzer eines Raben erzählt von diesem:Als der Vo­gel eines Tages in seinem Bauer war, steckte ich ihm einen Eisenstab hinein, um ihn zu necken. Er packte ihn und zog mit dem Schnabel daran, solange er konnte, wäh­rend ich den Stab am anderen Ende festhielt. Da er als der Schwächere bald loslassen mußte, zog er sich grol­lend zurück, während ich ihn weiter neckte; plötzlich aber

gieren; bei dieser Aufgabe spielt auch das Automobil eine immer größere Rolle im Wahlkampf, und man kann sich vorstellen, daß es aus den einfachen Wähler seinen Eindruck nicht verfehlt, wenn eine vornehme Dame im feschen Automobilkostüm vor seinem Hause hält und ihn persönlich zum Wahllokal abholt. So hat sich auch im heutigen englischen Wahlkamps noch in einer feineren Form die Bestechung erhalten, die vor Zeiten landes­üblicher Brauch war. Das war vor dem Erlaß des Ge­setzes gegen die Wahlbestechungen, als die Wahl noch öffentlich war und viele Wähler ganz ungeniert für den Kandidaten stimmte, der am meisten zahlte. So bezahlte z. B. ein Kandidat für Finsbury für jede für ihn ab­gegebene Stimme durchschnittlich 200 Mark. Vor Ein­führung derReform Bill" war es auch üblich, Wahl­kreise zu verkaufen. Lord Monsen bezahlte z. B. 2 Mill. Mark für Gatton; für andere Sitze wurden 100 000 und 120 000 Mark gegeben. So wurde die Eroberung eines Sitzes im Unterhause für einen ehrgeizigen Kandidaten bisweilen eine sehr teure Sache. Heute sind die Wahl­ausgaben genau vorgeschrieben, und man rechnet, daß sich die Kosten einer Wahl für eine Grafschaft durch­schnittlich auf 40000 Mark belaufen, während für klei­nere Sitze nur etwa 24 000 Mark aufzubringen sind. Im­merhin stellt sich auch so die Parlamentswahl in Eng- i land als eine sehr kostspielige Affäre dar, und es ist wohl nicht zu niedrig gegriffen, wenn die durch eine all­gemeine Wahl für alle Beteiligten verursachten Kosten auf 20 Millionen Mark geschätzt werden.

Armdschau.

Das deutsche Marokko-Weißbuch ist erschienen ! Es ist ein Heft von 42 Seiten und enthält in 27 Num- f mern Berichte der deutschen Diplomaten in Paris, Tanger > und Fez. Aus einem Bericht des deutschen Konsuls V a s- ! sel in Fez vom 21. Februar 1905 geht hervor, daß Frankreich sich hem Sultan von Marokko gegenüber tat- i sächlich aus ein europäisches Mandat berufen hat. Die am ? 31. März im französischen Senat abgegebene Erklärung Delcassos, daß hie marokkanische Regierung die Ratschläge Frankreichs erbeten pnd nachdem diese erteilt worden, die Erklärung abgegeben habe, diese Ratschläge befolgen zu wollen, bezeichnte der Sultan dem Konsul Vassel gegen­stürzte er sich mit lauten: Schrei und geöffneten Flügeln gegen das Käfiggitter in Höhe meiner Hand, so daß ich unwillkürlich die Stange los ließ, die er nun schnell, wie der Blitz packte und stolz auf seine List, forthüpfend mit­nahm. Doch das Spiel war noch nicht zu Ende. Zu meiner großen Ueberraschung ergriff er die, übrigens nicht leichte, Stange, um sie mir durch das Gitter zurückzu­reichen, wobei er äußerst geschickt Füße und Schnabel be­nützte. So ging das Spiel von neuem los, und der Vo­gel wiederholte zwei- oder dreimal sein schlaues Manöver.

An einem Dorking-Hahn hat ein Kollege des Ver­fassers eine interessante Beobachtung gemacht. Im Mai­käferjahre 1901 schüttelte er jeden Morgen die Bäume eines Obstgartens, in dem sich Hühner aushielten. Diese verschlangen die herabgefallenen Käfer natürlich sehr schnell, namentlich schien ein Dorking-Hahn für den Ge­nuß dankbar zu sein; er wich nicht von dem Wohltäter und begleitete ihn bis zur Tür; ja am Nachmittag, als der Herr in die Nähe des Gartens kam, lief ihm der Hahn entgegen und lud ihn dann ein, in seiner Arbeit vom Morgen fortzufahren, indem er sich unter einen Baum stellte, und seine Hennen um sich rief.

Ein anderer Kollege schreibt dem Verfasser über ei­nen Lnxlooamus n^etüomorus Dieser Silberfasan er­hält nur Nahrung, wenn er mit dem Schnabel an das Küchenfenster klopft Der Vogel bedient sich dieses Mit­tels aber nur, wenn er Hunger hat und kein Futter in seinem Freßnapf ist.

Zum Schlüsse erwähnt Kerville noch die Honig- kuckucke, afrikanische Vögel aus der Familie des Kuckuks, die auch alsWarnvögel" beezichnet werden. Ihnen schreibt man die Fähigkeit zu, durch gewisse Rufe die Aufmerksamkeit von Jägern auf sich zu lenken; sie sol­len dies tun, um die Menschen zu Bienenneftern zu füh­ren, in der Hoffnung darauf, daß die Jäger ihnen, nach­dem sie den Honig herausgenommen haben, die Reste der Wäben überlassen.

Alle diese Wahrnehmungen bestätigen, daß es Vögel gibt, die sich dem Menschen deutlich verständlich machen können. Freilich wird man trotz derartiger Beobacht­ungen kein Recht haben, die Seelenäußerungen der Vögel zu hoch einzuschätzen, da cs sich in der großen Mehr­zahl der oben aufgezählten Fälle lediglich um einfache Associationen handeln dürste.