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Wäbsüer Unreiger imü Isgeblstt
mit Erzähler vom Schwarzwald.
kkschrint an sllen Werktagen. Abonnement
in cler Stallt vjerteljSbrI.M.l.20 monstl. 40 91. bei allen «iirtt. portsnrtsltrn un«i Loten im Orte- u. llach- barortrverkebr viertelj. Ml. »urrerbalb äerrelben M. 1. hier» LertellgelS ZV Ltg.
celeton Nr. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
der Rgl. Forstämter wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. mit
amtlicher Fremdenlifte.
änrerste nur S Ltg HurwSrtige lv Ltg. äir klein- rpaltige Ssrmonäreile.
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Lei lvieäerbolungen entspr. Labst». Abonnements nach Iledereinkunlt
celegramm-LliresLe:
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Donnerstag, dm 6. Inli
1905.
sondere Vorschulen für die Kinder der sogenannten besseren Stände Dürfen auf keinen Fall von der Gemeinde errichtet oder unterstützt werden. Es ist anzustreben, daß der Staat Beiträge zu den Kosten der Volksschule leistet. 2) Tie Staatsaufsicht über die Schulen darf nur durch Fachmänner erfolgen. 8)' Schulgeldfreiheit und /Lehr-, mittelsreiheit in der Volksschule. 4) Obligatorische Fortbildungsschulen für Kiraben und Mädchen mindestens bis zum 18. Lebensjahre ohne Sonntags- und Abendunterricht mit Schulgeld- und Lehrmittelfreiheit. 5) Besondere Klassen für Minderbegabte und schwachsinnige Kinder. 6) Bestellung von Schulärzten. 7) Haushaltungs- und. Kochunterricht für Mädchen. 8) Errichtung von öffentlichen Lesehallen, Einführung von Theatervolks Vorstellungen, öffentliche BolMonzerte, unentgeltlichen Besuch der städtischen Sammlungen, Unterstützung der Volks- hvchschulkurse. . I
VI. Wir fordern eine individuelle Armen-
und Waisenpflege (Elberfelder System) unter.Heranzieh ungderFra neu; sogfältige Ueberwachung der Pflegekinder; Förderung der Kranken- und lWöchnerin- nenpflege in städtischen Anstalten und im Hause; Schaffung von Kinderhorten unh Krippen, deren Benützung unentgeltlich ist. !
VII. Es ist Pflicht der Gemeinde, eine soziale A rbeiterpolitik zu treiben. Wir fordern demgemäß: V. Tie Schaffung von unparteiischen Arbeitsnachweisen, Einführung der Arbeitslosenversicherung, der Arbeitslosenstatistik. L. Bei Vergebung städtischer Arbeiten und Lieferungen ist auf die Arbeitsbedingungen und Lohn-, Verhältnisse der in den Betrieben der Akkordanten beschäftigten Arbeiter Rücksicht zu nehmen; Einführung derj „anständigen Lohnklausel" und Beseitigung der „Streikklausel" in den städtischen Verträgen. 6. Schaffung von städtischen Arbeitsämtern, denen als Zentralstelle die Leistung des Arbeitsnachweises, der Arbeitslosenversicherung, der Arbeitslosenstatistik und die Begutachtung der Lohnklausel m den städtischen Verträgen obliegt, v. Fürsorge für die städtischen Arbeiter; Einführung von Arbeiterausschüssen; Festlegung der Arbeitsbedingungen und von Lohnskalen nach der Dienstzeit; Pensionsberechtigung, Hinterbliebenenversorgung; Ferienurlaub mit Fortzahlung des Gehalts; unbedingte Koalitionsfreiheit. ^
VIII. Wir fordern eine Reform des Submission s w e s e n s, um Schädigungen des Handwerks zst vermeiden.
IX. Wir fordern eine weitblickende st ädtisch> e Bodenpolitik. Tev städtische Grundbesitz ist zu erhalten! und zu vermehren. Abgabe von städtischem Grundbesitz in Erbpacht. Unterstützungen gemeinnütziger Baugenossenschaften. Strenge Bauordnungen zur Verhinderung des
Baues ungesunder Wohnungen. Ausbau der Realsteuern,, Einführung der Wertzüwachssteuer und der Steuer ngch dem wahren Wert des Bodens zur Verhinderung einer ungesunden Terrainspekulation. Enteignungsrecht derGg< meinde zum Zwecke der Erschließung baureifen Geländes^ Strenge Wohnungskontrolle,
Rundschau.
Und der König absolut, wenn er uns den Willen tut. Tie Herren vom! Adel sind überall gleich',, im Norden wie im Süden. Sie sind königstreu bis iu die KNochen, solange der Landesfürst ihren Willen erfüllt und ihre Interessen in Hen Vordergrund seines' Handelns stellt, sie drohen aber mit Opposition, sobald der Landesfürst anders will als sie wollen. Natürlich nennen sie das nicht Opposition, sondern Währung vaterländischer Interessen. Einen neuen Beweis für diesq Tatsache liefern die schwäbischen Ritter, die den Adel zweiter Güte darstellen. In der Kämmer schon haben sie gegen den Versassnngsentwurf' gesprochen und ihre Haltung mit ihrer vaterländischen Gesinnung erklärt. Nun! hat auch noch, wie der „Beobachter" mitteilt, ein Mit-, glied des ritterschastlichen Adels, Graf Gerhard Leut--» rum von Ertingen eine besondere Broschüre geschrieben! und sie unter die ritterschastlichen Familien verteilen lassen. Ter Titel lautet: „Sein oder Nichtsein, das ist die Frage? Noch ein Wort an hie Ritterschaft in der Stunde der Entscheidung." Einige Stichproben daraus mögen zeigen, in welchem chaotischen Gedankenkreis der Herr Graf sich bewegt. Er schreibt:
„In der Tat könnte man auch diesen Berfassungs- reformpersuch füglich einen hölzernen Schürhaken nennen!.
Warnte doch bekanntlich der große Bismarck bereits im Jahre 1889 unfern damaligen leitenden Staatsmann^ den Freiherrn von Mittnacht, gar nachdrücklich, vor einer, weiteren Verschiebung nach links durch, Aenderung unseres Verfassung. Tiefe Warnung erging schon vor 16 Jahren, also zu einer Zeit, ha unsere Regierung noch; bei weitem nicht derartig unter dem unheilbringenden, Einflüsse eines höchst gefährlichen Liberal lismus stand, als dies heute leider der Fall ist.. Ja, noch mehr, in den leitenden Kreisen unserer Reichshauptstadt, wo man längst schon mit Kopfschütteln das Liebäugeln der Württemberg gischen Regierung mit der Demokratie und, ihr allzu bereitwilliges Eingehen auf deren Wünsche, welche infolge dieser Schwäche stets dreister und immer dreister hervortreten, verfolgt, findet man es, gelinde, gesagt, Unbegreiflich, daß man hier gewillt ist, die, altbewährte konservative Gruppe der Zweiten Kämmer, in! manches schweren Stunde oft schon die erprobte Stütze der,
Wr. 155.
Entwurf eines Komwunalprograrnms der Deutschen Wolkspartet.*)
Irl Uebereinstimmung mit den politischen und sozialpolitischen Grundsätzen unseres demokratischen Programms stellen wir in Beziehung ans die Gemeinde, deren Verfassung, Verwaltung und Tätigkeit folgende Forderungen auf:
I. Ausbau und Stärkung der Selbstverwaltung der Gemeinden. Tie städtische Verwaltung soll nur dem Gesetze und den ordentlichen Gerichten,, eventuell den Verwaltungsgerichten unterstehen. Beseitigung des Unterordnungsverhältnisses der Stadtgemeinden unter die Verwaltungsorgane des Staates. Diese sollen nur das Recht haben, durch Erhebung der Klage bei den zuständigen Gerichten etwaige ungesetzliche Verwaltungsakte der Gemeinden anznfechten.
II. Tie Wahl der G em eind e v er t r e t e r soll im Wege des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts erfolgen und zwar unter Anwendung des Proportionalsystems. Alle aus dem Besitz beruhenden Privilegien sind abzuschassen. Das staatliche '(Lestätig-! ungsrecht für die Vertreter und Beamten der Gemeinden ist zu beseitigen.
III. Zur Beschaff u n g der für den Gemeindehaushalt erforderlichen Mittel sollen in ersteh Linie in Betracht kommen: 1) Einkommens-, Vermögens-, Kapitalrenten- und Erbschaftssteuer auf Basis der staatlichen Steuern unter Freilassung per kleinen Einkommen. 2) Besteuerung des unverdienten Wertzuwachses der Grundstücke, Umsatzsteuer für Liegenschaften, Besteuerung des Grund und Bodens nach dem wahren Wert desselben. Verbrauchsabgaben (Oktroi) auf notwendige Lebensmittel sind unbedingt zu verwerfen.
IV. Erwerbszweige, die einen monopolartigen! Charakter haben (Straßenbahnen, Vorortbahnen/Gaswerke, Elektrizitätswerke, Wasserversorgung, Abfuhrwesen, .Schlachthöfe, Anschlagwesen nsw.) sind von der Gemeinde zu betreiben. Ter Betrieb soll (nicht sowohl nach fisp kalischen «Gesichtspunkten, als vielmehr in erster Linie im Hinblick auf die Bedürfnisse des Verkehrs erfolgen.
V. Wir verlangen die weitgehendste Tätigkeit der Gemeinde auf dem Gebiete der Volksbildung und fordern demgemäß: 1)'Durchführung des Prinzips der konfessionslosen, einheitlichen Volksschule. Be-l
*) Der nachstehende Entwurf eines Kommunalprogramms ist ans den Beratungen des in Aschaffenburg eingesetzten, aus den Herren, Baritsch, Fulda, Köhl, Haas, Mayer-Mainz, Mayer-Ulm, Rößler Schicklei und Stroh bestehenden Ausschusses hervorgegangen. Es wird gewünscht, daß der Entwurf vor dem Parteitag in den Landes- Organisationen und Einzelvereinen erörtert wir d Etwaige Abänderungs-Anträge sind deuHVorsitzenden des Ausschusses Dr. Heinrich Rößler in Frankfurt zeitig mitzuteilen.
Verschleiertes Glück.
Roman von Ewald August König. 28
„Ich glaube das auch nicht," fuhr Veronika fort, „und man könne ferner behaupten, daß dieser Mann, wenn er den Mord begangen hätte, wohl auch den Geldschrank geplündert haben würde. Das alles Hab' ich in der vergangenen Nacht mir selbst gesagt, und deshalb wollte ich auch nicht gerne diesen Verdacht aussprechen. Aber kann dieser Fremde nicht ein Schuldner gewesen sein, der Ihrem Bruder bis gestern morgen eine große Summe zahlen mußte? In diesem Falle war sein Besuch mitten in der Nacht erklärlich, wer weiß, womit Wendlein ihm gedroht hat, wenn das Gelo nicht bis zu diesem Termin gezahlt wurde. Vielleicht lagen Fälschungen vor, die den Fremden ins Zuchthaus bringen mußten, und Gabriel Wendlein war in Geldangelegenheiten sehr ungemütlich, das werden Sie wissen."
„Und ob ich das weiß," erwiderte Frau Susanne, die in fieberhafter Erregung die Bänder ihrer schwarzen Haube losgebunden und über die Schultern geworfen hatte. Weshalb haben Sie das alles nicht gestern schon dem Untersuchungsrichter gesagt?"
„Weil es mir erst in der vergangenen Nacht eingefallen ist. CS ließe sich dann auch erklären, daß Jbr Bruder den Fremden so spät noch einließ, und daß der Mörder nichts mitnahm, als seine Wechsel oder Schuldscheine."
»Ja, m," rief Frau Susanne, von ihrem Stuhl aufspringend. „Dieser Fremde muß gesucht werden, ich fordere von Ihnen, daß Sie dem Untersuchungsrichter augenblicklich Ihre Vermutungen Mitteilen. Dann wird er meinen Sohn entlassen müssen, die Anklage gegen ihn kann er nicht länger aufrecht halten."
„Geduld," sagte Veronika beruhigend. „So rasch wird Ihr Wunsch nicht erfüllt werden, ich weiß schon im voraus, daß der Untersuchungsrichter zu meinen Mitteilungen ungläubig die Achseln zucken wird. Aber ich will es ihm heute noch sagen, ver- lasten Sie sich darauf, obschon ich es ungern tue, denn wie gesagt, der Verdacht kann auch einen Schuldlosen treffen, und dann habe ich eS vor meinem Gewissen zu verantworten."
„Und wenn Sie schweigen, so haben Sie das Unglück meines armen Sohnes zu verantworten!" zürnte die alte Frau.
„Das fürchte ich nicht, seine Unschuld muß schon bald an den .Tag kommen, eS kann ihm ja nichts bewiesen werden."
„Es ist schon mancher Unschuldige verurteilt worden."
„Das wird hier nicht passieren," erwiderte Veronika mit einer Zuversicht, die ihren beruhigenden Eindruck nicht verfehlte; „sobald der Notar hier gewesen ist, gehe ich zun« Untersuchungsrichter."
„Inzwischen ist der Mörder über alle Berge 1"
„Glauben Sie das nicht. Wo könnte er sich besser verstecken, als in dieser großen Stadt? Er hat ja auch nichts mehr zu befürchten, seitdem der mutmaßliche Mörder verhaftet ist. Aber verschwiegen müssen wir sein, Frau Rüber, außer dem Untersuchungsrichter dürfen wir keinem Menschen diesen Verdacht verraten, denn ist der Verdacht begründet, so wird der Mörder dieses Haus und uns beide heimlich bewachen."
„Gott steh' mir bei," rief Susanne erschreckt. „Dann wäre eS ja gefährlich, hier zu wohnen!"
„Sie werden doch das Haus nicht leer stehen lassen wollen?"
„Ich weiß es ja noch nicht einmal, ob es mein Eigentum wird," erwiderte die alte Frau, in deren groben Zügen sich jetzt die erwachende Habsucht spiegelte.
„Sie oder Ihr Sohn sind Universalerben," sagte Veronika, „mir hat Ihr Bruder nur ein Legat auSgesetzt."
„Wissen Sie das ganz bestimmt?"
„Herr Wendlein hat es mir gesagt."
„Und wie groß ist das Legat?"
„Das weiß ich nicht, es wäre unverschämt gewesen, hätte ich danach fragen wollen."
„Na, wir werden es ja sogleich erfahren," sagte Frau Susanne, tief aufatmend, indem sie wieder Platz nahm. „Haben Sie nicht eine kleine Herzstärkung ? Der Schrecken ist mir in alle Glieder gefahren, ich meine jetzt in jeder Ecke den Mörder zu sehen. Hoffentlich werden wir ihn finden, das Scheusal muß geköpft werden!"
Die Haushälterin hatte sich erhoben, ein ironischer Zug um- spielte ihre Lippen, als sie aus dem Schrank eine kleine Kry- stallflasche holte und dieselbe nebst einem Glase auf den Tisch stellte. „Es ist ein Magenbitter," sagte sie, „Ihr Bruder trank jeden Vormittag ein Gläschen davon."
Frau Susanne füllte das Glas und trank es auf einen Zug aus, dann füllte sie eS wieder.
„Schwach," brummte sie, „schmeckt aber gut! Was ich sagen wollte, beabsichtigen Sie, dieses Hans nach der Testamentseröffnung zu verlassen?"
„Ich werde wohl müssen," antwortete Veronika, „das Haus ist ja nun Ihr Eigentum."
„Uebrigens fragt es sich, ob mein Legat sofort ausbezahlt werben kann. Ihr Bruder hat sein Vermögen in Hypotheken, Schuldscheinen und anderen Forderungen angelegt, die vielleicht nicht so bald flüssig gemacht werden können, da werde ich warten müssen..."
„Und so lange können Sie hier bei mir wohnen," unterbrach die alte Frau sie rasch. „Ich fürchte mich allein in dem Hause, der Kerl könnte ja wiederkommen und ich kenne ihn nicht ein- mal, bleiben Sie hier, wir führen einen gemeinsamen Haushalt, nehmen ein Dienstmädchen.. Herrgott!"
Sie war bei dem Klang der Hausglocke erschreckt zusammen- gefahren, Veronika ging hinaus, um die Tür zu öffnen und kehrte mit Herbert zurück.
„Ach so, Sie kommen wegen der hinterlassenen Papiere?" sagte Frau Susanne, die inzwischen das Glas wieder ausgetrunken und gefüllt hatte. „Der Herr Notar ist noch nicht da. Sie müssen warten. Und das sage ich Ihnen schon jetzt, wenn ich wichtige Papiere finde, dann behalte ich sie, vorher muß die Vergütung sestgestellt werden, die der Herr Baron zahlen will.
Veronika hatte dem jungön Herrn einen Stuhl angeboten, ihr Blick ruhte voll Neugier auf seinem Antlitz. „Schickt Sie der - Herr Baron von Bärenhorst?" fragte sie.
„Ich bin in seinem Aufträge hier," antwortete Herbert ruhig, während er sich in dem kleinen Zimmer umschaute, und dann den Blick auf der Branntweinflasche ruhen ließ. „Herr Wendlein war vor Jahren sein Kammerdiener, wissen Sie vielleicht, ob er Papiere hinterlassen hat, die auf jene Zeit Bezug haben?"
„Nein, um seine Privatangelegenheiten habe ich mich nie bekümmert," erwiderte sie in einem auffallend schroffen Tone, „wenn es sich um Geheimnisse handelt, so kann ich darüber keinen Aufschluß geben."
„Ach was, Geheimnisse," brummte Frau Susanne. „Jeder Mensch hat etwas zu verbergen, es wird nicht der Rede wert sein, was der Herr Baron fürchtet. Er kann ja selbst hierherkommen, ich will ihm die Papiere zeigen, einen Unterhändler hat er dabei nicht nötig. Und daß er gerade Sie damit beauftragt hat, das finde ich auch seltsam."
„Weshalb?" unterbrach Herbert sie rasch. 118,20