Her kreie slliiosrMMer
Wlüvsäer ünreiger und? ggMatt
mit Erzähler vom Schwarzwald.
^ kircheint ^ »n allen Werktagen. Abonnement
in äeiStsät vieiteljZhri. M.I.20 mvnstl. 40 ?t. bei allen «Litt, portsnrtslten unä Solen im vrtr- u. Nach- dsrvrlrverkehr vierteij. M.I. »urrerbalb Lerreiben M. t. bieru Lertellgeia ZV?tg.
celelon Nr. 41.
Amtsblatt für die ^tadt lVildbad.
verkündigungsblatt
der Rgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.
Zeitung für PoMK, Unterhaltung und Anzeigen.
Nuswsriige lv pkg. clie klein- rpsltige Sarmonäreile.
Seklsmen IS?ig. üie petilreile.
Lei lvieäerdolungen entrpi. klsbrlt. Nbonnementr nach lledercinkuntt
relegrsmm.-tcherre: ^5chwsrrwäl!er Mläbach^
Nr. 153.
Dienstag, den 4. I«N
Me Tarifreform im preußischen Landtag.
Kurz vor Toresschluß im preußischen Abgeordnetenhaus hm der Eisenbahnminister Budde noch das Bedürfnis gefühlt, sich gegenüber der allgemeinen Kritik, die von dem größten Teil der Presse an seinem „Reform- entirurs" geübt wurde, zu äußern. Tie Abgeordneten: von Zedlitz und Friedberg hatten, wohl ans Wunsch des Ministers, eine Interpellation cingebracht, Worin sie uw Auskünftserteilung baten. Abg. von Zedlitz, der freikonservative Kanalgegner, mußte sogar in seiner Begründung zugeben, daß eine etwaige Verteuerung der Tarife Beunruhigung im Volke Hervorrufen würde. Allerdings sei gegen Schnellzugszuschläge und gegen die Abschaffung des Freigepäcks nichts einzuwenden. Minister Budde erwiderte daraus etwa folgendes: Ich bin Erfreut, dev weiteren Beunruhigung im Lande Vorbeugen zu können- Me Tarifreform ist allgemein anerkannt und nachgerade unabweislich. Ter deutsche Handelstag hat insbesondere eine Vereinfachung und Vereinheitlichung der Personew- tarife gewünscht. Ter Landtag sprach sich im gleiches Sinne aus, und so ist dieser der Vater des deutschen Einheitstarifes. Tie Rückfahrkarten führten zu DettH-i gereimt im weiten Umfang. Daher müssen wir die! Rückfahrkarte opfern und stehen vor der Frage: Wie sollen wir sie sich einem solchen Tarife ersetzend Zunächst soll an den besonders billigen Karten dep -Arbeiter nichts geändert werden. Tie Beseitigung der vierten Klasse war untunlich. (Beifall). Schüfe man aber für die Ersetzung der Rückfahrkarte durch eine einfache Fahrkarte zum halben, Preise der Rnckfahr!- karte kein Aequivälent, so verlören wir 15HZ Millionen! Mark. Gleichzeitig mußte der Gepäcktaris Süddeutschlands wegen geändert lwerdeu, da lag es naher, daß ich den süddeutschen Staaten m.it Zustimmung des Handelstages entgegenkam, das Freigepäck aushob und insbesondere für die interlokalen Züge einen Zuschlag einführte.- Wie weit der Zuschlag gehen soll, kann ich n o ch ü i ch t sag e n. Aber es sollen nichtetwaalle Schnellzüge mit Zuschlag belegt werden, sondern nur die durchgehenden Züge zum! Schutze der W Mitreisenden gegen die Belästigungen aus den einzelnen kurzen Strecken. Tie Rundreis ehefte wollen wir: nicht abschaffen, sie werden aber den Kilometer?-- Preisen entsprechen. Tadurch fällt der Zuschlag weg. Das Ergebnis ist, daß die dritte Klasse immer noch! billiger ist als bisher, die Zweite und erste aber um einen minimalen Betrag höher. Dadurch! gewinnen wir einen einheitlichen Tarif sür das ganze Deutsch-: land. Ohne diesen Tarif ist die sBetriebsmittel gerne ins chaft, über die wir verhandeln, nicht möglich, Wir haben Tdcknng für unsere Ausfälle in der!
mildesten Weise gefunden, indem wir sie bei denen suchen, welche von der Bahn das ineiste verlangen, nämlich bei den Schnellzügen. Nach Personen gerechnet, werden 80 Prozent zu den gleichen, 12 Prozent zu ermäßigten und 8 Prozent zu höheren Preisen fahren. Nach Personerm kilometer gerechnet, werden 20 Prozent billiger, 68 Prost zent teurer und alle übrigen zum gleichen Preise reisend, Das finanzielle Ergebnis für die Reisenden ist 'daher allgemein falsch beurteilt worden. >
Zur Gepäckrxform habe ich mich nur schwer entschlossen, aber ich war durch die finanzielle Notwendigkeit, das Haus und den Handelstag dazu genötigt. Ter ne'nq Tarif beruht auf dem Gedanken, daß für 25 Kilogramm und 50 Kilometer 25 Pfennig zü zahlen sind. 80 Proz. aller Reisenden fahren ohne Gepäck, 16 Prozent des Restes werden künftig 25 Pfennig zahlen, die andern werden! künftig weniger zahlen als bisher. ! Dazu kommt, daß heute ein erheblicherer Raum für Handgepäck sreisteht wie jemals früher. ' . ^ '
Tas ist die ganze Plusmacherei der preußischen Eisenbahnverwaltung, die stetig mit den Personen- tarifen herabging und die Wagen so gut ausstattete, daß in Norddeutschland viele dritter Klasse fahren können, die anderswo zweiter Klasse fahren müssen. Dafür erhalten wir einen einheitlichen deutschen Tarif und beseitigen die Rückfahrkarte, die Quelle von 128000 Reklamationew jährlich. Damit erhalten wir eine schnellere Abfertig -i ung und vor allem die völlige Freiheit des Reifens und Beseitigung der Bindüng durch die gelöste Karte. Nun fragü ich: Wo sitzen die Bureaukraten und Plusmacher? Im Ministerium nicht! In Preußen-Hessen unterliegt der Plan noch der Begutachtung durch den Landes-Eisenbahn- rat, der im Herbst sein Gutachten (abgeben wird. Tie preußische Verwaltung hat auch die definitive Entscheidung bis dahin hinausgeschoben. Tie Reform' konnte nicht schneller zustande gebracht werden. Es handelt sich, darum, eine weitere Ausgestaltung der Reichseinheit herbeizuführen, die schon lange von den Deutschen herbeist gesehnt wurde. (Lebhafter Beifall).
Einen neuen Gedanken brachte also Herr von Budde nicht vor. Ter Geist der Fiskalität sprach aus seinens Ausführungen, der kleine Ausfall, bei dem eine eventuelle Verkehrssteigerung noch nicht einmal berücksichtigt - ist, tut ihm schon leid und der Maßte ihn später noch zu folgendem Ausspruch : „Ich kann nur sagen, wenn ich jetzt nach der Sitzung zu dem Herrn Ainauzminister ginge und ihm sagte: Ich habe dir, ganze Reform aufgegeben und verzichte darauf, so würde er Mir dankbar diej Hand schütteln und sagen: „Ich 'bin glücklich, daß ich sie los bin."
Tie Ausführungen des Ministers wurden auch- nur
Verschleiertes KkM.
Roman von Ewald August König. 84
„Ich gäbe viel darum, wenn ich es wüßte. Die Schwester Gabriels war Hebamme, sie wurde eines Tages gerufen und blieb die Nacht über imSchlosse. KeinArzt war zugegen,nur dieseHebamme, Baron Werner und der Kammerdiener verbrachten diese Nacht in einem Nebenzimmer. Am anderen Morgen wurde dem Dienstpersonal angezeigt, Baronesse Amalie sei mit einem toten Kinde niedergekommen und in derselben Stunde gestorben. Dann wurde der Arzt aus der Stadt geholt und ins Sterbezimmer geführt, und am Tage darauf sind die beiden Leichen in der Stille in der Familiengruft beigesetzt worden."
„Was wollen Sie weiter?" fragte der Stadtrat, der mit dem seidenen Taschentuch sein kahles Haupt rieb. „DaS stimmt ja alles ganz genau mit den Erkundigungen, die ich damals einzog."
„Der Reitknecht aber behauptet, das Kind sei lebend zur Welt gekommen," fuhr Kalnoki mit scharfer Betonung fort, „er war in jener Nacht auf dem Hofe, dicht unter den Fenstern des Zimmers, in dem meine Frau lag, es war dieselbe Nacht, in der in der Stadt der Barrikadenkampf ausbrach. Der Knecht wollte nur dem Schießen lauschen, das von der Stadt herüberdrang ; da hörte er plötzlich das Schreien eines Kindes, das bald darauf wieder verstummte. DaS war um Mitternacht, eine. Stunde später verließ die Hebamme das Schloß, und erst am andern Tage gegen Mittag kam der alte Hausarzt. Nun frage ich, was ist in jener Nacht geschehen? Wenn das Kind, mein Kind lebte, so war es und mit ihm auch ich erbberechtigt, es trug meinen, einen bürgerlichen Namen, der dem adelsstolzen Großvater doppelt verhaßt sein mußte. Es wären also Gründe genug vorhanden, die dem Baron den Tod des Kindes wün- schenswevt machen mußten. Ich will zugeben, daß meine Frau eines natürlichen Todes gestorben ist, denn ich kann mir nicht denken..."
„Halten Sie ein," unterbrach der Stadtrat ihn entsetzt, und auch in den Zügen Herberts spiegelte sich Bestürzung. „Sie erheben da eine furchtbare Anklage gegen einen Mann, an dessen Ehrenhaftigkeit bisher noch niemand gezweifelt hat. DaS Kind kann ja im Augenblick der Geburt gelebt haben, aber dennoch nicht lebensfähig gewesen sein."
„Wäre es dann so rasch gestorben?" fragte der Maler, dessen Stirne sich finster umwölkt hatte. „Die Aerzte, mit denen ich darüber gesprochen habe, verneinten diese Frage, nur einer gab die Möglichkeit zu, es ist also, gelinde gesagt, sehr zweifelhaft. Und wenn ich den Fall annehme, es sei so, wie Sie vermuten, daun entsteht die weitere Frage, wer ist zuerst gestorben, die Mutter oder das Kind? Hat das Kind die Mutter auch nur um eine Minute überlebt, so bin ich nach dem Gesetz sein Erbe und Baron Werner muß mir meinen Anteil an der Erb- schüft auszahlen."
„Das würde ein böser Prozeß werden."
„Ich habe die Mittel, ihn zu führen!"
„Das Erbe wird erst nach dem Tode des Barons Werner fällig, daran scheinen Sie noch nicht gedacht zu haben. Wenn Sie so gestellt sind, daß Sie sorgenfrei leben könnUr, dann rate ich Ihnen mit aller Entschiedenheit von diesem Prozeß ab, er wird Ihnen nur Aerger und Aufregung bereiten, und die Toten rufen Sie ja damit auch nicht ins Leben zurück."
„Nein," antwortete der Maler, mit seiner Hand über die Stirne fahrend, auf der Helle Schweißtropfen perlten. „Das Geld ist mir gleichgültig, ich würde es nicht einmal für mich verwenden, aber ich beanspruche es, wenn es mir rechtlich zukommt; die trüben Stunden, die diese Familie mir bereitet hat, möchte ich ihr mit Zinsen heimzahlen. Indessen, das ist nur eine Nebenfrage, die erst dann zur Sprache kommen wird, wenn ich die Hauptfrage gelöst habe."
„WaS ist in jener Nacht mit meinem Kinde geschehen ? Ist, wie Sie glauben, alles mit rechten Dingen zugegangen, weshalb gab man dann der Wahrheit nicht die Ehre? Weshalb sagte man, das Kind sei totgeboren? Und weshalb zog man nicht einen Arzt zu?"
„Erlauben Sie, das wirbln den meisten Fällen so gehalten/ fiel der Stadtrat ihm wieder in die Rede; „man holt den Arzt erst dann, wenn Gefahr droht."
„Weil man das Honorar für ihn sparen will," fuhr der Maler achselzuckend fort; „darauf aber hatte Baron Werner nicht zu sehen. Und weshalb wurde in der Nacht nicht noch der Arzt geholt? So rasch kann der Tod nicht eingetreten sein, daß er keinen Vorboten gehabt hätte, und wenn diese Vorboten erscheinen, die jeder instinktiv erkennt, dann schickt man doch augenblicklich zum Arzt. Weshalb ließ man ihn erst am nächsten Tage
1905.
in einigen unwesentlichen Punkten bemängelt. Das Preu 4 ßische Treillassenparlament billigte die Eisenbahnpolitik des Ministers. Hoffentlich sind di«; süddeutschen Parlaments nicht so zahm.
Aimdscha«.
Eine Demonstration für den Weltfrieden»
Ter ^Vorwärts" teilt mit, daß nicht nur Janres iw Berlin am 9. Juli mit dem Mandat der französischen^ sozialistischest Fraktion in einer Volksversaminlung stbep die Aufgaben sprechen wirst, die dem Sozialismüs und dem! Proletariat zur Erhaltung des Weltfriedens obliegen, sondern daß gleichzeitig französische Sozialisten Herrn, Bebel aufgefordert haben, in Paris die Anschauungen! des deutschen Proletariats über die Solidarität der Völker zu entwickeln. Ter „Vorwärts" meint, die Aussprache, die zwischen den Vertretern des französischen unst des deutschen Proletariats erfolgen wird, sei ein sehp bescheidener Anfang, sie habe aber dennoch, von der Höhst der Geschichte betrachtet, mehr Bedeutung, als alle Hee- resrüstungen und alle Schlachtenrufe. Wie aus Paris gemeldet wird, wird außer Bebel in Paris auch! ein' englischer Sozialist sprechen.
* » *
Eine Erklärung Bülows? Der Berliner Spezialkorrespondent des Matin will ermächtigt sein, folgende ihm schriftlich zugegangene Erklärung des Reichskanzlers zu veröffentlichen: Ich will niemand, wer immer es auch sei, Auskunft oder Andeutungen liefern betr. den gegenwärtigen Stand der Verhandlungen, über welche ausschließlich die Vertreter der beiden Regierungen unterrichtet sein dürfen. Immerhin kann ich Ihnen sagen, und ich ermächtige Sie dies zu wiederholen, daß man in Frankreich einen Irrtum beginge, wenn man annähme, daß wir irgendwelche Hintergedanken haben, derentwegen sich Ihr Land beunruhigen könnte. Die deutsche Diplomatie ist loyal und aufrichtig und hat kein anderes Ziel als durch gerechte Mittel zu einer friedlichen Lösung der gegenwärtigen Streitfrage, die schon zulange gedauert hat, zu gelangen. Ich beharre bei der Ansicht, daß die Vereinigung sin einer Konferenz der sicherste Weg ist, um aus einer Lage herauszukommen, die in mehr als einem Betracht gefahrvoll und gespannt war, sowie um alle berechtigten Interessen zu versöhnen.
Kaiser Wilhelm an Lord Lyveden. In Beantwortung eines von der englischen Abordnung znm Studium städtischer Einrichtungen im Auslands an den deutschen Kaiser gesandten Abschiedstelegramms sandte der Kaiser an den Führer der englischen Abordnung, Lord Lyveden, folgendes Telegramm:
kommen? WaS hatte man vorher vor ihm zu verbergen? Zudem brauchte man seinen Scharfblick nicht zu fürchten, der alte Hausarzt verriet gewiß nichts, was den Baron in Unannehmlichkeiten bringen konnte."
Der Stadtrat schüttelte mißbilligend das kahle Haupt und bot seinem Gaste eine neue Zigarre, die dieser dankend ablehnte.
„Sie quälen und martern mit diesen Fragen sich unnütz," sagte er, „bedenken Sie die sturmbewegte Zeit, in der niemand einen klaren Gedanken fassen konnte. Schrecken und Verwirrung herrschten überall, niemand wußte, was dienächste Stunde brachte, mit Angst und Bangen sah man den kommenden Dingen entgegen."
„In Bärenhorst wohl nicht," unterbrach Kalnoki ihn spöttisch, während er den langen Schnurrbart nochmals durch dis Finger gleiten ließ. „Der Revolution stand Baron Werner mit kühler Verachtung gegenüber, er war von ihrer Niederlage überzeugt. Ich habe oft gegen diese bösen Gedanken gekämpft, sie gewaltsam zu unterdrücken versucht, aber eS will mir nicht gelingen, sie steigen immer wieder auf und lassen mir keine Ruhe. Dem damaligen Reitknecht schenke ich vollen Glauben, er macht« auf mich den Eindruck eines ehrenhaften, wahrheitsliebenden Mannes, ganz im Gegensatz zu dem Kammerdiener Gabriel, dem ich niemals getraut habe."
„Dieser frühere Kammerdiener ist in der vergangenen Nacht ermordet worden," sagte Herbert, „glaubten Sie durch ihn etwas erfahren zu können, so sind Sie leider zu spät gekommen."
Der Maler, der sich bereits erhoben hatte, um Abschied zu nehmen, blickte ihn eine geraume Weile starr an. „In der vergangenen Nacht?" fragte er bestürzt. „Das ist fatal! Und sein« Schwester, die Hebamme, lebt sie noch?"
„Jawohl," nickte der Stadtrat, „aber bei ihr werden Sie in der ersten Zeit auch kein Glück haben; ihr Sohn ist, jenes Mordes verdächtig, heute morgen verhaftet worden."
Der Maler stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf den Boden und zog seine Glacehandschuhe wieder an. „Wäre ich nur einig« Tage früher gekommen," sagte er. „Gleichwohl verliere ich den Mut noch nicht; Gewißheit muß ich haben, und ich forsche so lange, bis ich sie erhalte. Ich will nun nicht länger stören, möcht« mich auch heute noch nach einer passenden Wohnung umschauen, da mir daS geräuschvolle Leben im Gasthof nicht behagt. Wenn ich darf, komme ich morgen oder übermorgen wieder." 118,2V