Der rreie Aiiosrr
Wdösder Zareiger und lugeblutt
mit Erzähler vom Schwarzwald.
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in SrrLlrät vierteljZkrl. M.I.2V monall. 40 ?>.
bei a»«n «ürtt. ?»»t»n»t»Iten und Selen im Orlr- u. liech- darorlrverkekr Viertels. M.I.20 »urrerhald derrelden M. 1.Z0, dirru Serlellgeld ZV?tg.
telelon Nr. 4l.
Amtsblatt für die Stadt Mildbad.
verkündigungsblatt
der Xgl. Forstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.
Zeitung für Politik, Unterhaltung und Anzeigen.
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«r. 102
Wildbad, Mittwoch de« S. Mai
1905
Neber die Genoffenschaftsbildung
führte am Freitag C. Haußmannim Landtag anläßlich des Kapitels: „Forderung des Genossenschaftswesens im Gewerbe und Handel" folgendes aus:
Die gesamte Haltung des Hauses ist durchaus wohls Vollend der Genossenschaftsbildung gegenüber. Von der äußersten Linken bis zur äußersten Rechten will jedermann das Genossenschaftswesen unterstützen. Selbst der Bauernbund muß es tun, nachdem er selbst sich diese Bildung in ausgedehntester Weise zunutze gemacht hat. Ter frühere Bundesgenosse des Bauernbundes, der kleine Handwerker, sicht jetzt, daß eine Interessengemeinschaft zwischen dem gewerblichen und dem kaufmännischen Mittelstand und dem landwirtschaftlichen nicht besteht. Eine Staatssozialisier- uug der Genossenschaften soll durch den vorgesehenen Beittag nicht vorgenommen werden. Ter Beitrag soll nur für den Anfang gegeben werden, wenn sich die Genossenschaft selbst Helsen kann, muß aber der Beitrag aufhören. — Tie höheren Beamten im Genossenschaftswesen sollen deshalb vom Aufsichtsrat etc. ausgeschlossen werden, damit man nicht mit dom Titel des Beamten krebsen gehen und Reklame machen kann. (Sehr richtig!) Ein sehr schwerer Mißgriff wäre es, wenn z. B. auch ein Borstand einer Eisenbahngüterstelle in einen Konsumvereins-Ausschuß berufen würde. (Sehr richtig !) Tie Benützung der Korporationsmarken für eine Genossenschaft ist nicht angängig. Will die Korporation eine solche unterstützen, möge sie den Beitrag in bar geben, aber nicht durch Benützung der Amtsmarken. Tatsächlich geht unsere Entwicklung auf die Sozietätsbildung (Sehr richtig!), und sie wird sich, so ausbilden, wie wir es heute noch gar nicht ausdenken können. Aber der Fehler liegt nur darin, daß die Sozialdemokratie dann den Sprung von der Genossenschaftsbildung zum sozialen Staate macht und damit die Persönlichkeit und die Individualität ganz aus- schlicht. (Sehr richtig!) Wenn wir auch große Betriebe vom Staat übernehmen lassen, so ist damit noch keineswegs gesagt, daß er alles übernehmen müsse. Bei der Ge- nossenschastsbildung vereinigen sich zusammengehörende Gruppen, bei der Zusammenfassung aller Betriebe unter eine einzige Staatsfaust wäre diese Interessengemeinschaft Msgeschlossen. Tie Weinen Handwerker und Kaufleute müssen vom Bund der Landwirte lernen, in der Association sich der Großbetriebe zu erwehren. Es fehle aber bisher die genossenschaftliche Selbsthilfe, und es war noch zu viel gegenseitiges Mißtrauen vorhanden. Mehr Wissen, schon von der Volksschule an, wird auch das Genossenschaftswesen fördern. (Lebhafter Beifall.)
Die Diamanten des Sultans.
Kriminalroman von Louis Tracy.
Nachdruck verboten.
Fortsetzung.
Brett hätte den Schurken gern am Kragen gefaßt, allein er bezwang sich. „Man hat wirklich den Versuch Macht, Sie zu betrügen," wandte er sich zu Hussein. „Mir können Sie es glauben; ich bin unparteiisch und 'weder Agent des Sultans noch der Polizei. Es wäre ür Sw ein Leichtes, die Wahrheit meiner Behauptung Mustelten. Schicken Sie einen dieser angeblichen Diamanten — meinetwegen den kleinsten, um keinen Verdacht zu erregen — zu einem Juwelier und lassen Sie ihn auf seine Echtheit prüfen. Uebrigens — ich kann Ihnen Mst den Beweis liefern."
Ohne Umstände und b.vor Hussein es verhindern wnnte, griff er nach dem Riesendiamant, ging damit ans Mister und versuchte in die Glasscheibe zu schneiden, -natürlich versagte der Stein, ja es bröckelte sogar ein ^üick davon ab.
. „Ta sehen Sie es!" rief Brett. „Ist das nicht der beste Beweis?"
Während die Türken «bestürzt dreinschauten, benutzte ^r Gauner den günstigen Augenblick, um sich aus dem vtaube zu machen. Zwar stürmte ihm einer der Männer "st. gespanntem Revolver nach., allein er schien an dergleichen Situationen gewöhnt zu sein, denn er drehte sich
Bei der österreichisch-italienischen Ministerzusammenkunst
in Venedig brachte der italienische Minister des Aeußern, Tittoni, während eines Tiners folgenden Trinkspruch aus: „Ich« spreche dem hervorragenden Staatsmann, dessen Tätigkeit wahrhaft kostbar für die Sache des Friedens ist, meinen Tank aus für den Besuch, den er in Venedig mir hat machen wollen und der eine Bekräftigung der intimen Beziehungen zwischen Oester- reich-URgarn und Italien ist, und ich bitte anzustoßen auf das Wohl des Kaisers von Oesterreich und Königs von Ungarn." Goluchowski, der österreichische Minister des Aeußern, erwiderte: „Ich bin sehr glücklich darüber, hierher gekommen zu sein, um meinem illustren Mitarbeiter am Werke des Friedens, das den Gegenstand unseres beständigen Bemühens bildet, die Hand zu drücken, und um dadurch, ein neues Zeugnis zu «erbringen von der vollkommenen Ueberein- stimmung der Ansichten, die in den ausgezeichneten Beziehungen zwischen Italien und Oesterreich- Ungarn obwaltet. Ich trinke auf die Gesundheit des Freundes und Verbündeten meines erhabenen Souveräns, des Königs Viktor Emanuel." Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man in diesen Toasten eine Ware Antwort auf die Verdächtigungen sieht, daß der Tiveibund morsch zu werden beginne und insbesondere zwischen Italien und Oesterreich in der letzten Zeit sich eine Spannung herausentwickelt hübe, die die alten guten Beziehungen zu bedrohen imstande sei.
Eine Gegenüberstellung
der Aussprüche zweier bauernbündlerischen Abgeordneten Mer die einheimische Geflügelzucht bringt der „Schw. M.
,Wir dürfen uns niemals der Hoffnung hingeben, daß wir in der Geflügelzucht vom Ausland unabhängig wer den. Wir haben eben hier mit unserem Klima zu rechnen."
Abg. Vogt im württemb. Landtag am 12. April 1905
.Daß die deutschen Bauernhöfe Raum genug für jede Ausdehnung der heimischen Geflügelzucht bis zur vollen Bedarfsdeckung darbieten, wird füglich von niemandem ernstlich bestritten werden."
Eingabe des Bundes der Landwirte zum Zolltarif an den Reichstag, unterzeichnet u a. vom Abgeord. Haug- Langenau.
Hiezu bemerkt das d-enBündlern sehr wohlwollende Blatt: Tie Gegenüberstellung obiger beiden Sätze wird eine für jedermann unmittelbar verständliche Sprache
plötzlich um, warf sich seinem Verfolger entgegen und versetzte ihm einen so heftigen Stoß vor den Leib, daß dieser der Länge nach zu Baden fiel. Ehe der also Besiegte sich« erheben konnte, hatte der behende Franzose den Riegel zurückgeschoben, die Türe hinter sich zugeworfen und die Treppe erreicht.
- „Kann es wirklich wahr fein, was sie sagen?" fragte Hussein fassungslos.
„Ter Beweis läßt doch keinen Zweifel zu," entgegnete Brett. „Bei dem leisesten Schlag mit einem Hammer brächen die Steine auseinander. Sehen Sie her, ich werde mal einen zu Pulver zertreten."
Zum Entsetzen der Türken, die noch« immer nicht an den Betrug glauben wollten- ließ er seinen Worten die Tat folgen.
„Es ist da nichts zu machen," sagte er, die zerbröckelten Stücke aufhebend, „ich vermag Ihnen auch nicht zu helfen und was daraus wird, geht mich« nichts an. Ich wünsche jetzt nur, daß Sie mir die versprochenen Mitteilungen machen, um meinen Freund befreien und seine Unschuld dartun zu können. Mit Ihrer Angelegenheit müssen Sie selber fertig werden. Sie wissen sicher genau, wer Sie so überlistet hat."
Hussein runzelte die Stirn. „Wir hatten unsere Agenten so gut bezahlt, daß wir glaubten, ihrer Ehrlichkeit vertrauen zu dürfen. Es war leider ein Irrtum und wir sind Ihnen zu Tank verpflichtet, daß Sie eine rechtzeitige Entdeckung des Betruges herbeiführten. Wir rechnen auch darauf, daß Sie uns nicht mit. der Polizei
reden. Ob Vogt oder Hang recht hat, das mögen sie unter sich ausmachen. Wenn über ein außerhalb des Bunds der Landwirte stehender Politiker oder gar Abgeordneter dasselbe gesagt hätte, wie jüngstens Vogt, er wäre von der offiziellen Bundespresse sofort als Verräter oder mindestens als ein ganz zweifelhafter Freund der einheimischen Landwirtschaft gebrandmarkt worden.
Toleranz in Rußland.
In Petersburg sind vom Zaren genehmigte Beschlüsse über die Toleranz in Glaubenssachen veröffentlicht worden, die als ein Fortschritt in Rußland angesehen werden müssen, vorausgesetzt natürlich, daß die Beschlüsse auch ausgeführt werden und daß in den neuen Verordnungen nicht Vorbehalte und Einschränkungen gemacht sind, von denen man noch nichts weiß. Taß der Erlaß kaiserlicher Verfügungen in Rußland nicht gleichbedeutend ist mit der Ausführung derselben, ist eine bekannte Sache. Tie Prügelstrafe ist schon zweimal aufgehoben worden, allein es ist immer weitergeprügelt worden!. Ist doch selbst amtlich jüngst anerkannt worden, daß regelrecht zustande gekommene Gesetze bisweilen gar nicht ausgeführt worden sind. Solche Zweifel und Vorbehalte erscheinen besonders gerechtfertigt, wenn es sich um Maßregeln handelt, die geeignet sind, die Macht der griechische brthodoxen Staatskirche zu vermindern.
Es war gewiß das traurigste Armutszeugnis, das sich die griechische Kirche selbst ausstellen konnte, daß sie das, was sie einmal erfaßt hatte, wit Gewalt an sich hielt. Tas soll nun anders werden. Tier Abfall von dem orthodoxen Glauben und der Uebergang zu einem anderen christlichen Glauben soll fortan nicht mehr strafbar sein oder irgendwelche für die persönlichen« und bürgerlichen Rechte nachteiligen Folgen nach sich ziehen. Bisher war jeder Abfall von der Staatskirche verboten und wenn Eltern, von denen der eine Teil zur griechisch- orthodoxen Kirche gehörte, ihre Kinder nach einem anderen Ritus taufen ließen, konnten sie mit harten Strafen belegt und sts durften ihnein die Kinder selbst entrissen werden. Welche Zustmrde infolge dieser Bestimmungen insbesondere in den Ostseeprovinzen hervorgerufen wurden, ist oft geschildert worden. Tie Zahl der wilden Ehen nahm ganz außerordentlich zu, um der griechischen Trauung zu entgehen.
Von dem jetzigen Kaiser hat man stets behauptet, daß er mit Bezug auf Religionsfragen freieren Ansichten huldige- als es sein Vater getan habe. Tos trifft, wenn es richtig ist, wohl hauptsächlich in der Beziehung zu, daß Nikolai II. den Gewissenszwang verurteilt und die
in Konflikt bringen. Was Ihren Freund anbetrifft, so wissen wir nur, daß er lebt, nicht aber, wo er sich aufhätt.
„Unsinn!" siel Brett ärgerlich ein. „Warum suchen Sie mich zu täuschen?"
„Ich spreche die volle Wahrheit," beteuerte Hussein, „glaube aber bestimmt, daß er irgendwo in London gefangen gehalten wird. Meine Freunde und ich gehören einer politischen Partei an. Für uns war es notwendig, in den Besitz der Diamanten des Sultans zu gelangen. Wie Sie wissen, haben wir weder Kosten gespart, noch sind wir vor dem Aenßersten zurückgeschreckt. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Sie werden gut tun, sich nun zu entfernen und unsere Existenz zu vergessen, denn ich schwöre Ihnen beim Barte des Propheten, daß Sie ohne die Schurkerei des Franzosen jetzt eine Leiche wären, die man erst nach Wochen gefunden hätte, da wir noch heute Paris verlassen wollten."
In diesem Augenblick wurde ungestüm an die Türe gepocht. Tie Muselmänner sahen sich erschrocken an, aber keiner wagte zu öffnen. Tas Klopfen wurde nicht wiederholt, dahingegen wurde plötzlich die Türe eingedrückt und die kräftige Gestalt Lord Fairholmes, von zwei Polizisten gefolgt, ward sichtbar.
„Ah," ries Brett mit rascher Geistesgegenwart, „ich hatte Sie ganz vergessen, Fairholme. Tiefe Herren da —" er deutete auf die Polizeibeamten — „sind zum Glück nicht nötig, denn wie Sie sehen, bin ich am Leben und ganz heil. Wir hatten zwar eine sehr ernste Unterredung, haben uns aber völlig geeinigt."