TageK-Nachrichte».

Stuttgart, 28. April. Ordenshandel. Die .Neckar- uitung* hat vor einiger Zeit behauptet, daß Graf Linden W Stiftungen zu dem Museum für Völkerkunde Orden ver- Med hat. DaS Blatt veröffentlicht nunmehr einige Namen N beglückten Empfänger. ES find dies die Herren Eckstein und V reitme y er, Teilhaber der Firma Werner, Beit u. Cie. in London, die fr. Zt. den Jameson Einfall in Afrika ar- rangiert haben. Einer soll 280000 Mk., der andere 100000 Mk. «schenkt haben. Beide haben den Orden im Dezember «Men.

Stuttgart, 29. Aprll. Bei der Schtffbarmach- E de« Oberrheins kommen auch verschiedentlich württ Interessen in Frage. Nachdem die in den letzten Zähren wiederholt unternommenen Versuchsfahrten und be­sonders eine in der letzten Woche unternommene Befahrung B vollkommen gelungen bezeichnet werden kann, wird von den Interessenten mit Bestimmtheit auf eine regelmäßige Währung der Großschiffahrt auf dem Oberrhein gerechnet. M Württemberg handelt es sich bei diesem Unternehmen ramm, daß dieser Verkehrsweg bis zum Bodenser fortgesetzt wird. Bis jetzt ist nämlich ausschließlich die Strecke Basel-Straßburg ins Auge gefaßt. ES kämen bei Ml Fortführung der Großschiffahrt auf dem Oberrhein B zum Bodensee vor allem die billigeren Kohlen- srachten für die Bodenseeschiffahrt in Betracht. Auch der Wiche Teil von Württemberg würde nach Ansicht von Sach­verständigen von einer Frachtverbilligung etwas verspüren.

vo« den Fildern, 28. April. Wann man zudeckt. Ar Beob." erzählt: In einem größeren Dorfe der Fllder wirr eine Wasserleitung eingerichtet. Rings um das Schul­zog sich der Graben, in den die Röhren gelegt wurden, ein Brett wurde nicht über den Graben gelegt; sämt­liche Schulkinder mußten hinüberspringen oder klettern. Der llnternehmer wurde zwar gemahnt und der Ortsvorsteher benachrichtigt, und sie sagten alle: Ja! und taten nichts, m Glück befindet sich hart neben dem Schuihaus der irrmstall, und eines TageS fiel eine Kuh in den Graben, ckon TagS darauf wurde eine Brücke über denselben gelegt.

Ludmigsdrrrg, 28. April. Der Dragoner. Heute «Le der Dragoner Unger beim Satteln von einem Pferd derart auf die Brust geschlagen, daß er sofort tot war.

Eßlingen, 28. Avril. Der Abgeordnete Geß «de gestern unter großer Beteiligung zur Ruhe getragen. Ter Geistliche sprach in warmen Worten von dem Toten. Sr streifte den selbstgewollten Tod des starken Greises, der Ri, starkem Willen und starker Hand, wie ein antiker Philo- h dem unaufhaltbaren, leidenvollen Zusammenbrechen das e rasche Scheiden vorzog. Es ist anzuerkennen, daß der Schliche auch hier ohne verletzende Bitterkeit gesprochen hat. Präsident Payer legte namens der Kammer der Abgeord Men einen Lorbeerkranz mit schwarz-roter Schleife am Sarg nieder und dankte dem Toten für die wertvollen und dau­ernden Dienste, die er dem Parlament und dem Land ge- leisiei habe. Abg. Hieber entwarf im Namen der Deutschen Pmei und ihrer Kammerfraktion ein Bild von dem Schaffen der Persönlichkeit des toten Führers. Prof. Schmid- Wogen gab namens der Eßlinger Parteigenossen die per- ISnlichen und parteipolitischen Eindrücke der Freunde und Wähler wieder und gelobte denselben auch im Tode zum Mild zu nehmen.

"Ebingen, 28. April. Die St. Martinskirche- wird gegenwärtig abgebrochen, um Platz für den Kirchen mbau zu gewinnen. Bei Grabarbeiten wurde nun gestern der südlichen Altarsette daS Skelett eines jungen, kräftigen mnes in gutem Zustande aufgefunden. Im Schädel, der «lemannische Bildung zeigte, fand sich ein kleines Loch, was daraus schließen läßt, daß der Besitzer des Schädels sr. Zt. ms gewaltsame Weise umgekommen ist. Welche Bewandnis iS uiit dem Skelett hat, konnte nicht festgestellt werden. Doch nimmt man an, daß es erst nach der Renovation der Kirche Jahr 1608 an den Platz kam, vielleicht über die Zell dreißigjährigen Krieges. Möglicherweise hat man es in dem Skelett mit den Ueberresten eines Mannes zu tun, der >a engster Verbindung mit der Geschichte der MartinSkirche W. So etwa ließe eS sich wenigstens erklären, daß man ihm den hervorragenden Ruheplatz am Altar angewiesen Hai Die Ueberreste lagen etwa 1 Meter unter dem Boden, Weile deuten auf einen Sarg hin. Gelegentlich der Auf- Älnlmigsarbellen wurde auch wieder einmal im Chor die Aadplatte des bekannten Affenschmalz bloßgelegt. Aus m Inschrift geht hervor, daß hier Heinrich v. Killer, ge- mont Asfenschmalz, liegt, der am St. Hilarientag 1413 ge- Mben sei. Wie uns mitgeteilt wird, werden im Chor Gewölbe vermutet, bei deren etwaiger Oeffnung möglicher­er für die Geschichte der Kirche wichtige Funde gemacht Arden könnten. Vielleicht nimmt der Kirchengemeinderat «eranlafsung und ordnet an, daß Nachgrabungen zu diesem Mecke vorgenommen werden. Dazu wäre auch jetzt gerade A beste Gelegenheit.

H Zillhanfen, 27. April. Erdbeben. Gestern abend v Mirruren nach halb 9 Uhr, hat man hier eine Erder- Mtterung wahrgenommen. Sie war ziemlich heftig, Mr nur von kurzer Dauer. Die Leute gingen auf die vMe und in Stall, um nachzusehen, was denn eigentlich ^gegangen sei.

Heiustette«, 27. April. Die Aufhebung der Ge­meinde-Schafweide ist beschlossen worden.

-, ^ Kriedrichshafe«, 28. April. Die Tischlers e- HUsen traten in eine Lohnbewegung hier ein. Da die «Handlungen mit den Meistern scheiterten, so wurde am Kündigung eingereicht. Gefordert wird zehnstündige °' t, 35 Pfg. Minimallohn pr. Stunde und Ab ^ .. von Kost und Logis.

, Sreiburg i. B., 28. Aprll. Die Erd- und Hilfs- -Arbeiter haben sich den streikenden Maurern ange- M Ma Maurern zusammen streiken jetzt etwa

,, «heinhessen. 29. April. Ein .Glückskind." Ein 7«mte.Unterkollektertr aus Wachenhetm versuchte unlängst n'Wer Bauernfamilie zu Mölnsheim vergeblich die L.^'"«ung eines Achtel Loses der Hessisch-Thüringischen y "^lotterte. Nachdem alle UeberredungSkünste erschöpft hielt der ungestüme Verkäufer das Los einem kleinen öer betreffenden Familie entgegen. Als das gierig «ach dem buntscheckigen Bildchen griff, er- A-a. W Elternherz, und das Los wurde alsbald gekauft, die » ^ hatten die Ausgabe nicht zu bereuen; denn auf zz«^"°rberie Nummer fiel ein Haupttreffer von ">ooo Mark.

le» 28. Aprll. Die russischen Studen-

tliit Rücksicht auf den gegenwärtig sehr erheblichen

Prozentsatz der russischen Studierenden an der Technischen Hochschule in München, der bei der hohen Gesamtfrequenz eine weitere Steigerung nicht zulässig erscheinen läßt, ist die Aufnahme von Angehörigen dieser Nationalität bis auf weiteres eingestellt.

«amberg, 29. April. Der Müller lohn Eiszelter verunglückte gestern beim Oelen des Mühl-- werkes, indem er von einem Rad erfaßt und zerrisse n wurde. Das Mühlwerk Web stehen.

H Dresden, 28. Aprll. Dem Schiller-Denkmal- Ausschuß find nicht bloß die Spitzen der protestantischen Kirche, sondern auch der katholische Bischof bei getreten.

8 Berlin, 29. April. Eine Amnestie ist an­läßlich der Vermählung des Kronprinzen nicht zu erwarten.

M Berlin, 28. April. In einer Celluloidfabrtk fand eine Explosion statt. 15 Personen sind verletzt.

Berlin, 28. April. Genickstarre. DerLokalAnz." meldet zwei Fälle von Genickstarre im Norden von Berlin, bei einem Postschaffner und einem Laufburschen.

8 Kiel, 29. April. Der Magistrat verfügte die Hälfte der für eine Schillerfeier bewilligten Summe zu einer Schillerfeier der Arbeiter.

Wien» 28. Aprll. Die Mutter ermordet. Die 36jährige Wäscherin Emilie Scheller ermordete ihre 72jähr. Mutter, während diese schlief, durch Hacke «schlüge auf den Kopf. Die Mörderin scheint geistesgestört zu sein.

Trient, 28. April. Die österr. Kaisermanöver, die für diesen Sommer in Südtirol angesetzt waren, sollen angeblich aus Rücksicht auf Italien abgesagt werden.

Madrid» 26. April. Spanische Ostern Der Oster seiertag erwies sich als unheilvoll für die Stierkämpfe. Bei der am Sonntag vollzogenen Eröffnung der Stiergefechts- Saison haben nicht weniger als acht TorredoS schwere Verletzungen erlitten.

Beneznela, 27. Aprll. Ein diplomatischer Skan­dal wird von hier gemeldet. Der amerikanische Gesandte Bowen hat seinen Vorgänger Loomis, den derzeitigen aktiven Leiter des Staatssekretariats, mithin seinen Vorgesetzten, öffentlich beschuldigt, von dem Asphalttrust Bestechungs­gelder angenommen zu haben. Angeblich bewahre Präsi­dent Castro einen Scheck über 10000 Dollar als Beweis­dokument dafür. Loomis weigert sich, unter Hinweis aus seine Amtsstellung, der Presse Erklärungen abzugeben.

London, 28. April. Ein Attentat. In der belebt esten Gegend von Bond Str.et feuerte heute mittag eine elegant gekleidete Dame, Fräulein Doughty, die dort seit acht Uhr morgens gewartet hatte, fünf Revolverschüsse auf den Rechtsanwalt Swan und dessen Sohn ab. Der erstere wurde am Bein verwundet, der letztere in der Brust. Die Angreiferin fiel in Ohnmacht, ließ sich dann aber ruhig abführen.

Tschif«, 28. April. Die Mörder der Marine- attachSs. Die Ermordung des deutschen Attaches Hent- schel von Gilgenheim und des franz. Attache ist jetzt aufge­klärt worden, indem kürzlich bei der hiesigen Firma S. Zimmermann u Co. eine Compradors Ordre für Len Be­trag der Ueberfahrt und ausgestellt von den beiden umge­kommenen Offizieren präsentiert wurde. Die Leute wurden natürlich sofort festgenommen, doch stellte sich bei der Unter­suchung heraus, daß nicht sie die betreffenden Dschunkenleute gewesen sind, aber im Stande waren, dieselben ausfindig zu machen. In einem Dorfe in der Umgegend von Tschifu faßte man dann die richtigen Leute und diese gestanden auch nach längerem Leugnen vor dem Taotai ein, zusammen mit der ganzen Besatzung der Dschunke die Passagiere, zwei Offiziere und eine Zivilperson, über Bord geworfen zu haben. Einige Zeit, nachdem sie die Pigeon Bai verlassen hatten, sei ein solcher Sturm aufgekommen, daß sie sich weigerten, weiterzufahren und umkehren wollten. Die Offiziere hätten hiergegen ganz energisch protestiert und es sei schließlich zu Tätlichkeiten gekommen, wobei die Passagiere von den fünf Chinesen überwältigt wurden. DaS Gepäck teilten die Dschunkenleute unter sich. Wären die zwei abgefaßten Leute nicht so unvorsichtig gewesen, jetzt noch daS Geld für die Passagiere einzukasfieren, so wäre der Hergang des Mordes wohl nie an das Tageslicht gekommen.

Rew-Nork, 28. April Präsident Roosevelt kürzt lt.Fkf. Ztg" seine Jagdtour ab, um die Anschuldig­ungen gegen Loomis zu untersuchen. Wahrscheinlich er­folgt ein Schub amerikanischer Gesandten in Südamerika, da Loomis behauptet, Bowen intrigiere gegen ihn. Indessen mußte Loomis den Empfang von 10000 Dollars vom Asphalttrust zugeben, behauptet aber, das Geld re­präsentiere eine Forderung in Venezuela, welche der Asphalt trust für ihn einzog.

X Rew-Asrk, 27. April. Carnegie hat eine Stif­tung von 10 Millionen Dollar gemacht, aus der nicht mehr dienstfähigen Univerfitätsprofessoren jährliche Pensionen ge­währt werde« sollen.

Rew-Uork, 28. April. EineHeiratSeptdemie" ist in Sud Datota ausgebrochen. DieKrankheit" hat so stark grassiert, daß viele öffentliche Schulen geschlossen wer­den mußten, weil die Viehweider und Cowboys die Lehrerinnen geheiratet hatten. Die staatl. Schul­behörden haben nun beschlossen, von Lehrerinnen die Unter­zeichnung von Kontrakten zu verlangen, wonach sie zwei Jahre lang nicht heiraten und auch keine Aufmerksamkeiten von Männern empfangen dürfen. Aber selbst daS hat die Epidemie nicht zum Stillstand gebracht; die Farmer be­zahlen gern die Geldstrafen, um Frauen zu bekommen. Der Grund liegt in der Tatsache, daß es in dem Staat zu wenig Frauen gibt.

W Hodaida, 28. Aprll. Die Stadt Sana hat sich dem Führer der aufständischen Araber, übergeben. Die Aufständischen rücken jetzt vor, um Menacha zu belagern, das eine Garnison von 5000 Mann hat, die jedoch teilweise meutern.

Genickstarre.

Möcchingen, 28. April. Unter den im Garnison­lazarett untergebrachten Soldaten, die sich über Ostern aus Urlaub befanden, sind 2 Fälle von Genickstarre fest­gestellt worden. Die Leute find aus der Gegend von Bochum zu Hause, wo die Genickstarre aufgetreten ist.

x Breslau, 29. April. Im Kreise Beuthen sind vom 20. bis zum 26. April 28 Personen an Ge­nickstarreerkrankt, 9 davon sind gestorben. Tie Gesamtzahl der an Genickstarre Erkrankten beträgt jetzt im Kreise Beuthen 305, davon sind 127 gestorben.

Gerichtsfaal.

Leipzig, 25. April. Allzuvergeßlich" war der beim 179. Inf. Regiment dienende Sergeant Kahle gewesen. Er besuchte eines Tages hier den Vater eines Soldaten, und erhielt von diesem nebenvielen schönen Grüßen" auch einen Taler, welchen er an den Soldaten abliefern sollte. Dievielen schönen Grüße" erhielt der Soldat übermittelt, den Taler abervergaß" der Sergeant. DaS Kriegsge­richt strafte diese Vergeßlichkeit mit Degradation und S Wochen Mittelarrest.

vraunfchweig, 24. April. Ist da-S künstliche Ge- biß ein Heilmittel im Sinne des Krankenversicherungs­gesetzes? Diese Frage hatte gestern der herzogliche Ber- wallungsgerichtShof Zu entscheiden. Ein Schriftsetzer, der früher fortgesetzt an Erkrankungen des Magens litt, ließ sich auf ärztliches Anraten ein Gebiß anfertigen, da ihm die vier oberen Schneidezähne fehlten und in deren Fehlen die letzte Ursache seines Magenleidens erblickt wurde. Da die OrtSkrankenkaffe sich weigerte, die Kosten des Gebisses zu ersetzen, wandte sich der Setzer ibeschwerdeführend an den Stadtmagistrat, der die Kaffe zur Zahlung des Gebisses verurteilte. Die Krankenkasse rief gegen dieses Urteil die Entscheidung des herzogl. Verwaltungsgerichtshofs an, der das Gebiß als ein Hellmittel im Sinne des Paragraphen 6 des KrankenverficherungSgesetzeS (Brillen, Bruchbänder rc.) ansah und die Entscheidung des Stadtmagistrats bestätigte.

Fm Hohenzoüern'scherr

gibps auch Zehnuhr-Polizeistunden! Das lehrt fol­gendes Eingesendet imNeuen Alb-Boten":

Da Ihre hies. Korrespondenten zur Zeit ziemlich zurück- haltend find und uns kein anderes Blatt zur Verfügung steht, das so freimütig wie derNeue Alb-Bote" austretende Miß­stände bespricht, möchte ich einige Ausführungen machen: Die Gemüter find hier nämlich zur Zeit in Aufregung. Gestern abend wurde bekannt gemacht, daß die Polizeistunde wieder auf 10 Uhr abends festgesetzt sei! ES ist in der Um­gegend bekannt, daß voriges Jahr ein Gendarm von ein paar jungen Burschen belästigt wurde, worauf nachher die Polizeistunde laut Verfügung deS Oberamts Hechingen auf abends 10 Uhr gekürzt wurde. Nun, damals beruhigte sich die Mehrheit der hies. Bürger, indem man das Vorgehen einiger Burschen verurteilte, die Sachlage auch im Dunkeln blieb. Heute liegt nun der Fall anders; man sagt sich: WaS haben denn die Bifinger getan, daß eine ArtBelagerungs­zustand" über sie verhängt wird? Der Grund soll sein, daß sich einige Wirte dadurch verfehlt haben, daß sie über die Polizeistunde (über 11 Uhr) noch Gäste bewirtet haben, aber dafür von der Ortsbehörde besttast wurden. Man sagt sichS nun: Wenn die Wirte und Gäste, die Ueberttitte machen, doch bestraft werden, warum soll dann die ganze Gemeinde bestraft" und der nächtlichen Freiheit beraubt werden, wo­durch unsere aufstrebende Industrie-Gemeinde großen Schaden erleiden und an Ansehen viel verlieren kann. Oder: Ist denn unsere Gemeinde schlechter wie andere Gemeinden? Einsender will ja gewiß keine Lobhudeleien machen, kann aber doch mit ruhigem Gewissen sagen, daß Bifingen nicht verdient, besonders behandelt zu werden. Ist in Bifingen etwa seit Menschengedenken schon Mord, Totschlag u s. w. vorgekommen? Im Gegenteil hat daS Bürgertum durch Fleiß, Ruhe und Ueberlegung dazu beigettagen, unsere Ge­meinde stark emporzubringen. Jeder vernünftige Mensch wird zugeben müssen, daß verhältnismäßig Bisingen zählt gegenwärtig zwischen 141500 Einwohnern, darunter 5 bis bis 600 Arbeiter wenig passiert und gegen andere Fabrik­orte ruhig ist. Das beweist, daß hier ein Polizist, der zwischen dem 60. bis 70. Lebensjahr steht, bis jetzt genügt hat, wo andere so große Gemeinden, z. B. in Württemberg, 2 Polizisten und 1 Landjäger haben. Sollen aber in so einer großen Gemeinde kleine Ueberschreitungen Vorkommen, waS ja nie zu verhüten ist, solange die Menschen keine Engel find, so find einfach die Schuldigen zu bestrafen! Langt ein alter Polizist nicht, so hat die Behörde dafür zu sehen, daß die Polizei stark genug ist. Die Einwohner, die ihre Steuer zahlen, wollen sich aber nicht um 10 Uhr einsperren lassen. Nun fragt man sich allgemein, wer nun an dem Vorkommnisse schuld sei? Ein Wirt soll wissen, daß das Oberamt nicht schuld sei. Auch allgemein könnte man ein solches Vorgehen des Oberamts nicht begreifen, da der Herr Oberamtmann sonst so besonnen und klug i-nd ruhig seines Amtes wallet. Allgemein wünscht man in Bälde Aufklärung und Aufräumung der schädlichen und unangebrachten Po­lizeizensur. Was würde Hechingen sagen, wenn man die Sache dort machen würde? Oder haben wir nicht so viel Rechte und Freiheiten? Geradeso wie Hechingen brauchen wir für unfern Jndustrieort offene Türen, auch nach 10 Uhr! Oder welche Eindrücke sollen die um 10 Uhr ankommenden Reisenden gewinnen? Die Polizeistunde überhaupt ist für hier allmählich überlebt.

Briefkasten.

Hausdefitzer. Das Pfandrecht des Vermieters erstreckt sich nur auf die eingebrachten Sachen (Mobiliar rc.), die dem Mieter selbst gehören, also nicht aus Sachen seiner Frau oder seiner Kinder. Wenn jedoch die Frau des Mieters den Mietvertrag mitunterschrieben hat, dann haften beide Ehe­leute als Gesamtschuldner und es unterliegen auch die Sachen der Frau, weil sie nun selbst Mieterin ist, dem Pfandrecht des Vermieters. Dagegen bleiben die Sachen der Kinder frei, sowie Sachen, die dritten Personen gehören, wie z. B. wenn der Mieter daS Mobiliar auf Kredit gekauft und der Verkäufer sich daS Eigentum hieran Vorbehalten hat. Außer­dem ist daS Pfandrecht des Vermieters für Sachen, die für den Haushall oder zur Ausübung des Berufs des Mieters unentbehrlich sind, ausgeschlossen.

I. M. Nach der Aufhebung des Konkursverfahrens können die nicht befriedigten Konkursgläubiger ihre Forder­ungen gegen den Schuldner unbeschränkt geltend machen und zu diesem Zweck die Zwangsvollstreckung jederzeit und un­mittelbar auf Grund einer vollstreckbaren Auszugs aus der Konkurstabelle, der ihnen auf Antrag von der GerichtS- schreiberci des KonkursgerichtL erteilt wird, betreiben. Auf die Verjährung dieser Forderungen findet der § 218 des Bürger!. Gesetzbuchs, wonach Ansprüche, welche durch die im Konkurs erfolgte Feststellung vollstreckbar geworden sind, erst in 30 Jahren verjähren, auch wenn sie an sich einer kürzeren Verjährung (z. B. der zwei oder vierjährigen) unterliegen, Anwendung.

Druck der Genoffenschaftsdruckerei Ebingen.