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Wdvsder ünreiger und Vsgevlstl
mit Erzähler vom 2>chwarzwald.
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lrleton Nr. 4!.
Amtsblatt für die Ktadt Mldbad.
Verkündigungsblatt
der Xgl. Forstämter Vildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.
Zeitung für Politik, Unterhaltung und Anzeigen.
In»«r,t« nuk - ?t- Hn»«ts1igr 10 Pitz tlir klrin- »»«itig« Otinnontirriir.
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Wildbad, Mittwoch den L«. April
1905
Die Folgen des russisch-japanischen Krieges.
Es ist gegenwärtig, wie nach den grasten Umwälzungen der Geschichte, nach den Kreuzzügen, der Reformation, der französisch«! Revolution: man muß seine bisherigen Anschauungen am Maststab der neuen Errungen nachprüfen, und dabei stellt es sich heraus, daß mancher sich genötigt sieht, eine Art „Umwertung aller Werte" vorzunehmen. Bisher haben lvir die lieber zeugung gehabt, daß nur der weiße Mensch Gegenstand and Ziel der geschichtlichen Entwicklung sei und die Zivilisation mit allen ihren vortrefflichen Eigenschaften, Intelligenz, Tatkraft, Opfermut und Patriotismus besitze; nun steht eine gelbe, früher verachtete Rasse auf, die keck in die Geschicke der Welt eingreift und alle Eigenschaften der Zivilisation in gleichem wennn nicht in noch höherem Grade betätigt.
Ti« nächste Folge des Krieges wird wohl die sein, daß die Zahl der Großmächte, die das Schicksal der Menschheit bestimmen, um eine vermehrt tvird. Ob die Japaner die Absicht haben, die ganze gelbe Rasse anter ihre Führung zu bring«! und ob ihnen dies gelingen wird, das ist eine Frage der Zukunft, aber jetzt schon darf man es als sicher ansehen, daß Japan die entscheidende Macht in Ostasien sein wird, deren Einfluß einerseits nach dem Stillen Ozean und anderseits nach Zentral- und Südasien ausstrahlt. In der einen Richtung stößt Japan auf den Machtbereich der Vereinigten Staaten, die bisher in den Philippinen, in der unmittelbaren Nähe Japans, einen starken Stützpunkt besitzen; in der andern Richtung kommen zunächst En g- landund Rußland, sodann Fr a n krei ch, T eu ts ch- land und Holland in Betracht. Wenn Japan seiner ss oft beteuerten Politik der offenen Türe treu bleibt und nicht auf Eroberungen ausgeht, so ist nicht anzu- nehmen, daß es in einen Konflikt mit den Vereinigten Ctnaten gerät; unter dieser Voraussetzung ist auch der Fried« mit Frankreich, Deutschland und Holland gesichert. Ten meisten Vorteil von der Neugestaltung hat England; sein asiatischer Hauptgegner Rußland ist stark geschwächt und wenn es seine Allianz mit Japan, wie « englischen Blätter wünschen, noch mehr befestigt und Eitert, dann kann es etwaigen Versuchen Rußlands, sich an Indien oder Persien schadlos zu halten, mit Ruhe entgegen sehen. Für Europa hat die Niederlage mißlands zunächst den Vorteil, daß der Truck, den die Mische Auto kr a tie ausgeübt hat, merklich n a ch- laßt. Trotz Republiken und Verfassungen stand Europa Mer dem Einfluß des russisch«! Despotismus, an dem M Reaktion von Berlin und Wien bis Madrid ihre mächtigste Stütze hatte. Daß diese Stütze so schmählich Wmmenbrach, hat auch der Reaktion selbst einen schweren Wag versetzt, den größten Nachteil von der Niederlage Mlands hat Frankreich, das seine Großmachtspolitik W ganz auf di« russische Allianz zugeschnitten hatte.
Noch wichtig«: als die politischen Ereignisse werden andere Folgen sein, die sich auf den Handel, die I n- w ^ Überhaupt auf das gesamte Gebiet der menschlichen Arbeit beziehen. Das Änftreten einer neuen T^bmacht verbreitert und vertieft die Weltpolitik, es ^ aber auch den Wettbewerb der einzelnen Staaten. Wu jetzt müssen die Nationen, die einen Platz an der ^ Weltverkehrs erringen oder behaupten wollen, Kräfte anstrengen; das wird fortan in noch herein Maße der Fall sein und es wird ein Wett- ulnd Wettarbeiten anheben, von dem man sich di«-<v keinen Begriff gemacht hat. Ta müssen sich die «ne führ«rde Rolle spielen oder spielen allem die Frage vorleg«!, ob ihre politische hchaftliche, soziale und geistige Verfassung der sie alle ihre Kräfte so entfesselt und ge- haben, daß sie den furchtbaren Wettkampf auf- Men und erfolgreich bestehen können.
Politische Rundschau.
tem?^*Eie«>ers. „Ueber dieJndustrieWürt-
° - "9s' läßt sich die „Neue Züricher Ztg." schreiben,
noch einen weil« Weg zum Industrie-
Es besitze nur 6 Betriebe mit über 1000 Ar
beitern. Das seien: die Vereinigten Uhrenfabriken in S-chramberg, die Waffenfabrik Mauser in Oberndorf, die Mechan. Baumwollspinnerei von Gminder in Reutlingen, die Württembergische Kättunmanufattur in Heidenheim, die Württembergische Metallwarenfabrik in Geislingen und die Motorengesellschaft Daimler in Cannstatt. Diese Betriebe umfassen insgesamt ein Zwanzigstel der gesamten Arbeiterschaft des Landes. Tie hervorragendster! Jn- dustriebezirke seien folgende: Stuttgart mit 842 Betrieben, Ulm mit 250, Balingen mit 240, Göppingen mit 238, Tuttlingen mit 231, Reutlingen mit 228, Gmünd mit 218, Heilbronn mit 214, Cannstatt mit 207 Betrieben. Tie Gesamtzahl der gewerblichen Arbeiter in Württemberg sei seit dem Jahr 1897 von 135583 auf 177 980 im Jahr 1903 gestiegen und werde jetzt ründ 190000 betrag«!.
Hoffentlich sind diese Angaben zuverlässiger als die voranstchenden Mitteilungen. Fehlt doch bei der Aufzählung der großen Betriebe gleich von vornherein die Eßlinger Maschinenfabrik, die etliche Tausend« von Arbeitern beschäftigt! Auch sonst dürfte es außerhalb der Aufzählung noch den einen oder andern Betrieb in Württemberg geben, der 1000 Arbeiter beschäftigt!
Italien. Der Lrahnstreik ist beendigt Am Donnerstag Abend begab sich eine Abort nung der sozialistischen Abgeordneten zum Ministerp äsidenten Fortis, um Vorschläge für die Beendigung des Ausstand.s zu machen. Fortis äußerte sich zu Gunsten eines obligatorischen Schiedsgerichtes. Das Streikkomitee beschloß darauf die Wiederaufnahme der Arbeit. Samstag ist sodann der Eisenbahu- dienst in ganz Italien in regelmäßiger Weile wieder ausgenommen worden.
Der Kolonialkrieg in Südwestafrika.
Ter „Schwanheimer Anzeiger" veröffentlicht zwei Briefe eines Schwanheimers, Andreas Hochheimer, der als Mitglied der Schutztruppe in Südwestafrika ist. Ter erste, aus Omtujowahuama vom 20. Febr. datierte Brief enthält u. a. folgende Stellen:
In der Nrujahrsnacht haben wir zwanzigHo- rero totgeschlagen. Das war«! die ganzen Feiertage, die wir hatten. Am 27. Februar wird die Hauptschlacht gegen die Hottentotten geschlagen werden.
Sonst noch alles beim alten. Ich bin immer noch gesund, aber nicht mehr so lustig wie früher. Hier wird man ganz menschenscheu und grob. Wir schlagen die. schwarzen Hallünken tot und fällt uns darüber gar nichts ein, — es macht uns sogar noch Spaß. Wenn wir einmal 14 Tage kein Gefecht gehabt haben, sind wir wie toll, alles lüstet nach Rache und Blut. Das bringt alles der Krieg mit. — Dem Brief ist folgendes Schreiben von einem Gefecht am Omotako beigegeb«!. „Ter Gegner eröffnet das Feuer mit Pavians- bautzen (?) aus dären er Schrauben und Eisenstücke schießt. Es hörte sich toll an, als unsere Schnellfeuergeschütze anfing«! zu donnern, und dazu noch das Brüllen der Herero-Weiber und Männer. Tie Weiber treiben ihre Männer an mit den Worten: Cheida osongombe. irrere urere, auf deutsch: los, los. Als die Maschinengelvehre ihre Musik begannen, konnten die Weiber ihre Männer nur dadurch zum Standhalt«! bringen, daß sie den Widerhall nachmacht«! und Lack-back-back brüllten. Ein Hereroweib brüllte zu uns herüber omewa eta otjewombu nu ku nana kak, das heißt auf deutsch, „das ist unser Wasser, das kriegt ihr nicht." Sie wurden aber all« niedergeschmettert."
Man merkt, daß der Krieg nicht nur grob, sondern auch roh macht. Hoffentlich geht er nun bald zu Ende, meint die „Frkf. Ztg. " dazu.
Marokko.
Parts, 22. April. Delcaffee machte dem Ministerpräsidenten Rouvier Mitteilung, daß er seine Absicht, sich vom Amte zurückzuztehen, aufgegeben habe, nachdem sich zwischen dem Minister des Aeußern und dem Ministerrate keinerlei Meinungsverschiedenheiten ergeben hätten-
Tanger, 22. April. Havas. Die Stämme von Doukala, Dschiadma und Mtuga in der Nähe von Mogä-
dors sind in vollem Aufstande. Die Scheikhs der beiden letzteren Stämme wurd en getötet.
Die Laae in Rußland.
)( Moskau, 24. April. Hi« befinden sich 20000 Bäckergehilfen im Ausstand. Ter Preis des Schwarzbrotes ist von 21/z auf 7 Kopeken für das Pfund gestiegen.
vom ostasiatische» Kriegsschauplatz
Tie Kriegsbeute in Port Arthur.
Nach eineni in Tokio veröffentlichten offiziellen Verzeichnis erbeuteten die Japaner in Port Arthur 528 Geschütze mit 206 743 Granaten und 36 589 Gewehre mit *5 436 240 Patronen. Tie Gesamtzahl der Gefangenen betrug 41641, darunter 15107 Krank. An Vorräten fielen den Siegern in die Hände: Mehl 1475000 Pfund, Gerste 123000 Pfd., Mais 23333 Pfd., Rogg«! 2250 Pfd., Brot 1000000 Pfd., Büchsenfleisch 58000 Pf., Salz 590000 Pfd. und Zucker 33 300 Pfund.
*
Tie Lage zur See.
Paris. 22. Avril- Der englische Botschafter Bertil wird nach der „Pall Mall Gazette" tm Ministerium des Aeußern eine Note der englischen Regierung überreichen, in welcher die Vorstellungen Japans wegen d s Ver- weilens der baltischen Flotte in der Bucht von Kamranh unterstützt werden. Die Note ist in der höflichsten Form abgefaßt.
Paris, 22. April. Die Regierung erhielt von St. Vetersburg die Versicherung, daß Roschdjestwensky angewiesen sei, sein Verhalten künftighin so etnzurichtm, daß Frankreich keine Beschwerden von japanischer Seite zu gewärtigen haben werde.
Paris. 22. April- Havas. Die französische Regierung ist amtlich oavon verständigt worden, daß das rus- fische Geschwader die Bucht von Kamranh verlassen und eine unbekannte Richtung eingeschlagen hat
X Manila, 24, April. Auf der Höhe der Insel Corregidor wurden 3 Kriegsschiffe gesichtet. Man nimmt an, daß diese Schiffe zum japanischen Geschwader unter Hashtma gehören.
tzr Manila, 24. April. DaS Geschwader Kami- muras wird morgen hier erwartet. Der japanische Konsul sagte, die Schiffe würden nicht in den Hafen einlaufen, sondern außerhalb kreuzen
O Tokio, 23. April. Reuter. Die Nachricht, daß die baltische Flotte durch den Generalgouverneur von Französtsch-Jndochira die Weisung erhalten habe, die Kam- ranhbucht zu verlassen, und daß Frankreich entschlossen sei, strengste Neutralität zu bewahren, hat hier große Befriedigung hervorgerufeu
)-( Saigon, 24. April. Agence Havas. Tie russische Flotte wurde 15 Meilen von der Küste Französisch- Jndochina entfernt, nordwärts fahrend, gesehen.
)-( Saigon, 24. April. Agence Havas. Der Kabinettsches des Gouverneurs besichtigte vier russische Dampfer, welche einen bedeutenden für sie aufgespeicherten Vorrat an Kohlen einnehmen wollten. Tie französisch«! Behörden gestatteten ihnen aber nur genau soviel Kohlen zu laden, als sie für ihre Fahrt notwendig hätten.
)-( Saigon, 24. April. Ter Berichterstatter der Agence Havas telegraphiert: 52 russische Schiffe, einschließlich Proviantschiffe, sind in der Kamranhbucht gewesen. Am Samstag mittag ist das ganze Geschwader in nördlicher Richtung fortgefahren, in Sicht der Bucht nur den Kreuzer Swetlcrna, das Hospitalschiff Orel und 14 Transportschiffe lassend. Gestern abend wurde ein lebhaftes Geschützfeuer in der Höhe der Kamranhbucht gehört. Möglicherweise handelt es sich um ein Uebungsschießen. Ter Admiral machte einen sehr beschäftigten Eindruck, obwohl er unter Leibschmerzen zu klagen hatte. Man glaubt, daß er sich mit dem Geschwader des Admirals Nebugatow vereinigen wird. Offiziere und Mannschaften zeigten volles Vertrauen zu ihrem Admiral, aber der Eindruck, den die Kriegsschiffe gemacht hätten, soll kein überaus günstiger gewesen sein.