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mit Erzähler vom Achwarzwald.

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celekon Nr. 4l.

Amtsblatt für die L>tadt Mildbad.

verkündigungsblatt

der Agl. ^orstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.

Zeitung für Politik, Unterhaltung und Anzeigen.

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Slr. 95

Wildbad, Dienstag den SS. April

1905

Die Beteiligung der Volksschullehrer an den

freiwilligen Bildungsbestrebungen im Volk.

Aus einem in einer Lehrergauversammlung zu Elbingen Mlten-en Vortrag des Herrn Kollegen Werner- Tübingen.

IV.

Dian hört und liest neuerdings soviel vorn Kampf gegen den Alkohol; auch in unseren Reihen hat er- fteulicherweise diese Bewegung Freunde gefunden. Aber große Erfolge werden auf diesem Gebiete nur dann erzielt werden, wenn dem Volk anstatt der geistigen Getränke, die ihm genommen werden sollen, geistige Genüsse anderer Art geboten werden; denn der Mensch braucht nun einmal Erholung, Zerstreuung, Erfrischung. Sollen die Leute diese nicht mehr im Wirtshaus suchen, so müssen sie ihnen auf andere Weise geboten werden.

Wie soll nun die Bildungsarbeit des Lehrers am Kolk geregelt werden? Antwort: Gar nicht!

Jeder Zwang, jede Vorschrift kann nur schaden. Freiwillig muß die Arbeit in doppeltem Sinne sein: Freiwillig, aus eigenem Drang soll sich, das Volk dazu Herzchen; denn Bildungszwang ist am Platz bei Kindern, >w die Bedürfnisse alle dieselben sind, aber nicht bei Erwachsenen, deren Neigungen und Fähigkeiten immer sicher andere sind. Und freiwillig muß auch die Arbeit des Lehrers sein. Staatliche Organisation könnte hier mehr schaden als nützen. Daher können Staat und Ge­meinde diese Bestrebungen zwar sehr wohl materiell unter­stützen und fördern, aber nicht sie organisieren und leiten.

Tie Stoffe, die dem Volke nahegebracht werden sol­len, können allen Gebieten entnommen werden, auf denen der Menschengeist sich betätigt: Religion, Wissen- schaft und Kunst stellen unerschöpfliche Fundgruben dar, aus denen immer wieder Neues, Wertvolles geschöpft »erden kann.

Es ist eine unleugbare, bei allen Völkern wieder­kehrende Tatsache, daß die Pflege des religiösen Lebens allen anderen Kulturaufgaben weit voraus ist. Etaat und Kirche wetteiferten fast jeder Zeit miteinander, das kirchliche Leiben im Volk zu fördern und beide kamen dabei auf ihre Rechnung, solange sie nicht die Wahrheit ihrem vermeintlichen Vorteil unterordneten.

In Hinsicht auf religiöse Bildung des Volks haben auch die sogenannten Gemeinschaften sehr viel geleistet. Freilich wurde das Christentum durch diese seine Pfleger mannigfach umgewandelt; es trug immer das kultur­historische Kleid seiner Zeit. Ter Lehrer hat, abgesehen dM der Schularbeit, als Organist und als Leiter des mrchenchors viel Gelegenheit, sich an der Pflege des

kirchlichen Lebens zu beteiligen, den Sinn für dasselbe im Volk zu wecken und zu pflegen. Nicht vergessen werden soll hier auch die Tätigkeit vieler Lehrer in den Gemein­schaften. Zwar hat es unter diesen Kollegen schon Leute gegeben, die weniger aus innerem Herzeusdrang als um äußerer Vorteile willen an den Gemeinschaftsversamm­lungen teilnahmen; aber wir wollen zur Ehre unseres Standes annehmen, daß dies seltene Ausnahmen sind. Nicht gering ist jedenfalls die Zahl derer, die in dieser Hinsicht wirklich aus innerer Ueberzeugung und dann gewiß auch segensreich wirkten.

Bemerkenswert ist, wie ungern es von seiten der Geistlichkeit gesehen wird, wenn sich Laien um die reli­giösen Bedürfnisse des Volks annehmen. Auch muß gesagt werden, daß die Unmündigkeit, in der das Volk auch von unserer evangelischen Geistlichkeit gehalten wird, durch­aus nicht dem protestantischen Prinzip des allgemeinen Priestertums entspricht, und endlich darf nicht verschwiegen werden, daß das, was Kirche und Schule dem Volk an religiöser Speise bieten, dem vorhandenen Bedürfnis quali­tativ bei weitem nicht entspricht; denn einmal ist die Gemeinde dem Pfarrer gegenüber viel zu sehr zur Pas­sivität verurteilt; der Pfarrer macht alles, und doch möch­ten die Leute so gern auch mehr aktiv Mitwirken; dann aber verleugnet unsere Kirche viel zu sehr ihren re for­ma torischen Karakter. Wie ein babylonischer Turm ragt das Togma in unsere Zeit herein, von nie­mand verstanden, von den wenigsten ernst genommen; -aber trotzdem kann sich die Kirchenleitung nicht entschließen, zeitgemäße Reformen vorzunehmen, obgleich sie wissen muß, wie sehnsüchtig das Volk darauf wartet und wie dringend notwendig Reformen sind, soll nicht die Gleich­gültigkeit gegen Kirche und Religion in immer weitere Kreise dringen.

Wir Lehrer dürfen uns für unsere außeramtliche Tätigkeit auf religiösem Gebiet ein Wort von Tews recht zu Herzen nehmen:Wo man sich heutzutage außerhalb der Kirche auf religiösem Gebiet zusammentut, da sollte man nicht vergessen, daß wir alle e i n Vaterunser beten!"

Kunst und Wissenschaft wurden ihrer älteren Schwester, der Religion, gegenWer jahrhundertelang verkürzt und das nicht selten im Namen der Religion. Tews sagt: Eine Religion, welche Kunst und Wissenschaft verachtet oder! sie gar anfeindet, wird nie über die untersten Stufen hinauskommen."

Von allen Künsten ist der Gesang die volkstüm­lichste und wird mit Recht am meisten gepflegt. Tie Gesangvereine und ihre Leiter haben sich, wie schon ein­gangs erwähnt wurde, große Verdienste erworben. Aber sie verkennen zum Teil ihre Aufgabe.Sie und die

Schule," sagt Tews, sollten ihren Stolz darein setzen, daß das Lied, welches sie singen, in kurzer Zeit aus allen Gassen gesungen wird; nur so können die Zoten und Gassenhauer verdrängt werden."

Und nun kommen wir zu der Frage: Was können und sollen wir Lehrer tun, um in ihrem Teil jenes groß« Bedürfnis des Volks nach geistiger Anregung zu befriedigen, um Sinn für Kunst und Wissenschaft zu wecken und zu pflegen? Tie Antwort, die Tews gibt, lautet:Gründet Bibliotheken und Lesezirkel, haltet Volksabende, schaffet Vereine für Volks­bildung. Damit bleibet ihr ganz in den Bahnen, die Amt und Beruf euch vorschreiben, ihr folget keineswegs neuen Bahnen; sondern als richtige Pestalozzianer be­tätiget ihr echte Menschenliebe."

In vorbildlicher Weise wirkt nach dieser Richtung seit Jahren die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, deren Vorsitzender durch lange Jahre der freisinnige Reichstagsäbgeordnete Rickert war; unser Kollege Tews ist Generalsekretär dieser Ge­sellschaft, die sich das Ziel gesetzt hat,der Bevölkerung, welcher durch die Elementarschulen im Kindesalter nur die Grundlagen der Bildung zugänglich gemacht wurden, dauernd Bildungsstoff und Bildungsmittel zuzuführen, um sie in höherem Grade zu befähigen, ihre Aufgabe im Staat, in Gemeinde und Gesellschaft zu verstehen und zu erfüllen."

Diesen ihren Zweck, welcher sich auf den Umfang des ganzen Deutschen Reiches erstreckt, sucht die Gesell­schaft zu erreichen durch folgende Mittel:

1. Besprechung von Fragen der freien Volksbildung in öffenltichen Versammlungen der Gesellschaft.

2. Förderung und Unterstützung der bestehenden Bil- dungs- und ähnlicher Vereine, Mitwirkung bei Gründung von Fortbildungsschulen, Büchersammlungen, Lesezim­mern u. dergl.; bei Beschaffung von Lehrkräften, Ver­mittlung von Vorträgen und bei allem, was sonst zur Erreichung der Vereinszwecke wünschenswert ist.

3. Belebung des Interesses für die Aufgaben der Volksschule und des Sinnes für zeitgemäße Entwicklung derselben; insbesondere auch der Fortbildungsschule.

4. Hinwirkung auf eine Verbindung solcher Vereine, welche sich die Hebung der Volksbildung zur Aufgabe gestellt haben.

5. Herausgabe einer periodisch erscheinenden VereinK- zeitschrift.

6. Abfassung und Verbreitung von Flugschriften, welche geeignet sind, die geistige und sittliche Entwicklung unseres Volkes zu fördern.

7. Aussendung von Wanderlehrern.

Die Diamanten des Sultans.

Kriminalroman von Louis Tracy.

Nachdruck verdaten.

Fortsetzung.

. , Ter junge Türke stutzte abermals, suchte jedoch mit ^uigen leichten Worten über die gefährliche Wendung des Gespräches hinwegzugleiten.

Sie sagen mir sehr schmeichelhafte Tinge, mein vsrr," lachte er leise.Wollen Sie nicht eine dieser Ggaretten versuchen? Eine seine Sorte, die nur für den Mstaat des Sultans in Verwendung kommt und nicht ^Portiert werden darf. Ich glaube, auch in England sich das Zigarettenrauchen in den letzten Jahren M gesteigert."

^.Ja, außerordentlich," stimmte der Anwalt bei. leben in einem merkwürdigen Zeitalter, sowohl in auf die Industrie, als die Politik." r, . Eier, der recht gut merkte, daß hinter diesen uichnnend harmlosen Worten ein tieferer Sinn steckte, Mt es für geraten, sich zu. empfehlen.Sie werden ^Msen, meine Herren," unterbrach er das Gespräch ^ beiden,daß ich nicht an einer politischen Unter- AchMü teilnchmen kann. Sie gestatten mir daher wohl,

»n ? ,^issein, daß ich mich inzwischen zu einem Rendez­vous begebe."

Es mochte Hussein nicht ganz angenehm sein, mit jVEEsamen Engländer allein zu bleiben; er wußte H kernen Vorwand, Gaultier zurückzuhalten.

Brett fühlte inzwischen, daß die Situation einen kühnen Handstreich erforderte, daß er bedeutend schneller zum Ziel gelangen würde, wenn er jetzt die Maske abwarf.

Ich kann Ihnen nun wohl offen heraussagen, mein Herr," begann er daher,daß ich nich nur aus Interesse an der jungtürkischen Bewegung zu Ihnen kam, sondern auch wegen einer Angelegenheit, an der Sie sowohl wie einige meiner Freunde in England beteiligt sind."

Ter Türke verbeugte sich schweigend.

Es wird Ihnen nicht unbekannt sein, fuhr Brett fort,daß vorigen Dienstag in London eine Anzahl kostbarer Tiamanten, die der Sultan mit einer Spezial­kommission nach England geschickt hatte, gestohlen, daß gleichzeitig vier Untertanen des Sultans ermordet und ein hervorragender Beamter des Auswärtigen Amtes entführt worden sind.

Für einen Mann von dunkler Hautfarbe ist es schwer, zu erblassen, aber Brett bemerkte doch, wie das Gesicht seines Wirtes eine grünliche Färbung annahm, während dis vollen roten Lippen fast weiß wurden. Hussein ver­suchte etwas zu erwidern, allein der Anwalt schnitt ihm das Wort ab.Es wäre Zeitverschwendung," sagte er kühl,wollte ich Ihnen die Einzelheiten eines Verbrechens schildern, von dem Sie genau unterrichtet sind. Ter Hauptzweck meines Besuches bei Ihnen ist, meinen Freund Talbot, der hier irgendwo gefangen gehalten wird, zu befreien und Sie zu einer Erklärung zu veranlassen, welche Herrn Tälbot von jeder Mitwissenschaft bezüglich der Ereignisse am Alberttor freispricht."

Noch immer schwieg der Türke. Er hatte seine Fas­sung wiedererlangt und sann insgeheim auf ein Mittel, sich des unbequemen Engländers, der so viel wußte, zu entledigen. Bestechung war bei diesem Manne unmög­lich. Es blieb nur übrig, ihn rasch und unauffällig aus dem Wege zu räumen. Brett ahnte, in welcher Lebens­gefahr er schwebte, behielt aber seine volle Geistesgegen­wart. Er lehnte sich behaglich in den Sessel zurück, blies mit halbgeschlossenen Augen eine Rauchwolke in die Luft und sagte in ruhig geschäftsmäßigem Ton, als handle es sich um die gleichgültigste Sache der Welt:Sie sind wahrscheinlich der Ansicht, lleber Freund, daß die beste Antwort, die Si mir e n iS: nt n. wäre, mich zu er­würgen oder zu erschießen. Ich möchte Sie aber darauf aufmerksam machen, daß solche drastischen Mitte, s h . un­angenehme Folgen für Sie haben könnten, zumal ich mich, ehe ich hierherkam, wohl vorgesehen habe. Erstens hat mich ein Vertrauensmann der britischen Regierung in eigener Person hierhergebracht und dann wissen verschie­dene Beamte von Scotland Aard, daß ich in Ihrem Hause bin. Sollte mir also etwas zustoßen, so würde man Sie dafür verantwortlich machen zu Ihrem eigenen wie zum Schaden Ihrer Partei. Ich halte Sie aber für viel zu klug, um ein solches Risiko auf sich zu nehmen und so glaube ich können wir unsere Ver­handlungen in friedlicher Weise zu Ende führen."

Endlich brach Hussein sein Schweigen.Sie sind mir eigentlich ganz fremd, Herr Brett," sagte er,jedoch Sie interessieren mich."