Fortsetzung der Jugendbildung — unserer Schularbeit darstellt. Tamit leisten wir zugleich auch dem Staat den größten T-ienst. Ter heutige Staat kann sich nur dann gesund weiter entwickeln, wenn die große Mehrzahl seiner Bürger Interesse und Verständnis für alle Staatsangelegenheiten besitzt.
Der Landtag
begann gestern mit der Spezialberatung des Justizetats. Ter Berichterstatter H a u ß m a n n - Gerab-roun besprach zunächst die Vorschläge zur Reform des Strafvollzugs. Er befürwortete eine allgemeinere Anwendung der Geldstrafe in den Fällen, in welchem das Gesetz dem Richter die Wahl zwischen einer solchen und einer Gefängnisstrafe läßt, und er warnte auch vor einer Unterschätzung des Strafrichters auf Kostet! des Zivilrichters. Im großen und ganzen könne man aber mit der württ. Rechtspflege zufrieden sein. Justizminister und Ministerpräsident v. Breitling gab zu, daß der Strafvollzug in seiner gegenwärtigen Form einer Aenderung bedürfe. Tie Grundbuchumschreibungen werden bis zu Ende dieses Jahres vollständig abgeschlossen sein, der Entwurf einer neuen Gebührenordnung sei bereits fertiggestellt und werde den Ständen noch im Laufe der gegenwärtigen Tagung vorgelegt. Lange debattiert wurden einige Zentrumsanträge, welche verlangen, daß die Standesbeamten die Ehepaare auf die Wichtigkeit und Bedeutung des Ehevertrags oder wenigstens einer schriftlichen Feststellung des von der Frau eingebrachten Heiratsgutes aufmerksam machen sollen; ferner daß die Geschworenen und Schöffen neben der Reiseentschädigung auch Taggelder erhalten. In der Richtung des letzteren Antrages bewegt sich übrigens auch ein vom Abg. Hauß- m a n n - Gerabronn schon zu Ende des vorigen Jahres eingebrachter Antrag auf Gewährung von Freifahrkarten an die Geschworenen.
Tas neue Eisenbahnkreditgesetz, das gestern den Ständen zugegangen ist, fordert im ganzen die Summe von 23 807 750 Mk., die in der Hauptsache durch Staatsanlehen gedeckt werden soll. Zuvörderst werden für den Bau von Nebenbahnen 3 000000 Mk. gefordert und zwar 1000 000 Mark für die Bahn Tübingen-Hcrrenberg, 400OM Mk. für die Bahn Kirchheim u. T. nach Weilheim u. T., 1000 OM Mk. für die Bahn Schorndorf-Welzheim und 600000 Mk. für die Bahn Göppingen- Gmünd, alles erste Raten. Mit dem Bau dieser Bahnen soll begonnen werden, wenn von den Beteiligten der nötige Grund und Boden oder die Kosten dafür zur Verfügung gestellt sind. Weiter werden noch bare Baukostenbeiträge verlangt bei der Bahn Tübingen-Herrenberg 5000 Mk. per Kilometer, bei Kirchheim u. T.-Weil- heim u. T. zusammen 50000 Mk., bei Schorndorf-Welzheim zusammen 115000 Mk. und bei Göppingen-Gmünd zusammen 140000 Mk. Als letzte Raten für die vom Staat erbautest Nebenbahnen Laupheim-Schwendi und Roßberg-Wurzach werden noch 180000 Mark resp. 100 OM Mk. exigiert. Weiter sind an Staatsbeiträgen für Priv a tnebeneisenb ahnen 1118000 Mk. gefordert und zwar für die Bahn Jagstfeld-Neuenbürg, Amstetten-Gerstetten und Vaihingen-Enzweihingen. Tann kommen 4 700000 Mk. für den Bau zweiter Gleise und zwar für die Strecke Waiblingen-Gmünd 1200 MO Mark, Plochingen-Tübingen 500000 Mk., Untertürk- heim-Kornwestheim 2M M0 Mk., Ravensb-urg-Friedrichs- hafen 1300000 Mk., Stuttgart Westbahnhof-Böblingen 1400 000 Mk., alles wiederholte Raten. Für Vorarbeiten für die Bahnstrecke Ulm-Ravensburg sind 100000 Mark ausgeworfen, 8 943 MO Mk. sollen für Erweiterungen und Verbesserungen an den in Betrieb befinolichen Bahnen zur Verwendung kommen, darunter weitere Raten für bereits in Angriff genommene Bauwesen. Als erste Rate sind darunter 4M MO Mk. für die Erweiterung der Station Biber ach, 300000 Mk. für die Erweiterung der Station Stuttgart Westbahn- hof, 4M MO Mk. für Erweiterung des Bahnhofs Tübingen; die Erweiterung der Station Laupheim Hauptbahnhof ist auf 263 MO Mk. veranschlagt. Für
Er nahm eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und schrieb auf die Rückseite: „Grand Hotel halb zwölf. Thema jetzt abbrechen."
Gaultier verstand sofort den Sinn dieser Worte und gab dem Gespräch in unauffälliger Weise eine andere Wendung, indem er sagte: „Jcy glaube, Hussein-ul-Mulk wird Ihnen von Nutzen sein können, obgleich er momentan nicht in der Gunst des Sultans steht. Aber er hat viel Freunde und wäre sicher imstande, Ihnen einige gute Aufträge zu verschaffen."
Brett ging auf diesen Jdeengang ein, sodaß die Unterhaltung sich bald nur um gleichgültige Tinge drehte.
In Paris angelangt, trennten sich die beiden Reisegefährten.
Als Brett am Bahnhof einen Wagen bestieg, sah er den Franzosen dicht hinter sich stehen. Ohne ihn zu brachten, gab er dem Kutscher die Weisung, ihn nach dem Grand Hotel zu fahren. An der nächsten Straßenecke jedoch stieg er wieder aus, und, dem Rosselenker ein Zweifranksstück reichend, befahl er ihm, am Grand Hotel auf ihn zu warten. Ter Kutscher, der bemerkte, daß der Fahrgast ein Engländer war, hielt ihn einfach für verrückt, gehorchte aber trotzdem der erhaltenen Weisung. Obgleich es noch ziemlich dunkel war, fand der Advokat rasch den Weg zum Bahnhof zurück. Er sah den Franzosen abseits einige hastige Worte mit einem einfach gekleideten Manne'wechseln, der dann eine Droschke bestieg und dem inzwischen ebenfalls fortfahrenden Gaultier nachfolgte. Brett nahm nun auch einen Wagen, dem Kutscher bÄeutend, die beiden anderen nicht aus dem Auge zu lassen. Seine Annahme, der Genosse des Fran-
i die Durchführung der Bahnsteigsperre werden weitere 600000 Mk. gefordert (400000 Mk. schon im früheren Kreditgesetz). 1200000 Mk. sind für die Erbauung von Wohngebäuden für Eisenbahnbeamte bestimmt, sämtlich für schon im Bau begriffene Häuser. Für die Vermehrung des Fahrbetrieb smateri als werden 3 3000 MO Mk. bestimmt nnd zur Beteiligung des Staats an dem Fil d erbah n u n ter ne h m en 306 750 Mk. (Uebernahme von Aktien im Nennwert von 300000 Mk.). — Für die Zwecke der Postverwaltung werden 930000 Mark gefordert, nämlich für ein neues Postgebäude in Bopfingeu 62 000 Mk., in Saulgau 70 000 Mk., in Rottenburg 75 000 Mk., in Blaubeuren 54 OM Mk., in Riedlingen 60000 Mk., in Friedrichshafen (erste Rate) 143 MO Mk. Für Familienwohngebäude für die Post- unterbeamten in Ulm ist eine erste Rate mit 343000 Mark eingestellt.
Politische Rundschau.
Ungarn. Eine Adresse. Tie von der neuen ungarischen Mehrheit beschlossene Adresse an den König ist mit größter Vorsicht abgefaßt und wider Erwarten zahm ausgefallen. Tie vielumstrittene ungarische Kom- mandosprache wird darin gar nicht erwähnt. Durch diese Wresse wurde keine unabänderliche Tatsache geschaffen und die Möglichkeit eines Kompromisses nicht vernichtet.
Der Kolonialkrieg in Siidrveftasrrka
(s) Berlin, 14. April. Hauptmann Manger griff mit 279 Gewehren und 2 Geschützen am 7. April die Nachhut Hendrik Witbois an. Dem Feinde wurden erhebliche Verluste beigebracht. Diesseits ein Offizier und 3 Reiter gefallen und 3 Reiter verwundet. Oberleutnant Böttlin griff am 6. April Hottentottenbanden an. Tie Werft des Feindes und der größte Teil seines Viehes wurde genommen. 14 Hottentotten sind gefallen, 70 sind gefangen genommen.
Marokko.
Paris, 14. April. Ter Minister des Aeußern, Telcassee, dinierte gestern abend in der deutschen Botschaft.
Tanger, 14. April. Tie Entschließung Deutschlands, eine Gesandtschaft nach Fez zu entsenden, wirkt auf die Eingeborenen und die Ausländer begeisternd und hoffnungserregend, auf die Franzosen verblüffend. Man erachtet das Vorgehen Deutschlands als korrekt und unerschrocken.
Tokio, 14. April. Tie japanischen Zeitungen bezweifeln die Aufrichtigkeit der deutschen Marokko-Politik; sie stehen auf der Seite Frankreichs. Tie Reise Kaiser Wilhelms' nach Tanger sei eine Kundgebung gegen das englisch-französische Einvernehmen zu Gunsten Rußlands gewesen. — Tie Japaner hätten, sollte man glauben, gegenwärtig genug mit sich selbst zu schaffen.
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zosen spüre dem Kurier nacy, schien sich zu bestätigen, denn als Gaultier nach kurzer Fahrt in das Gebäude der Britischen Gesandtschaft eintrat, verließ auch der Spion seinen Wagen und versuchte mit dem Portier ein Gespräch anzuknüpfen. Tiefer wies ihn jedoch mürrisch ab.
Brett hatte seinen Kutscher bereits in der Nähe des Botschafterhotels entlassen; er konnte daher dem sich entfernenden Franzosen, ohne aufzufallen, nachgehen. Es war immerhin eine aufregende Jagd für den Advokaten, da er auf der Hut sein mußte, keinen Argwohn zu erregen. Schließlich verschwand der Mann in einem Hause der Rue Barbette, und da er innerhalb einer Viertelstunde nicht wieder zum Vorschein kam, so glaubte Brett seinen Zweck erreicht zu haben. Er fuhr nach dem Grand Hotel, wo er den von ihm am Bahnhof engagierten Rosselenker geduldig seiner harrend vorfand.
Obgleich stark ermüdet, gönnte Brett sich doch noch keine Ruhe; ihm lag zuviel daran, das Fremdenbuch in Augenschein zu nehmen. Ohne Mühe fand er den eingetragenen Namen: „Herr und Frau Talbot, London."
Als er die Schrift mit derjenigen seines Briefes verglich, stutzte er anfangs über die Ähnlichkeit, aber bei näherer Prüfung entdeckte er doch genügend karakter- istische Unterschiede, um sicher zu sein, es mit einer allerdings geschickten Nachahmung zu tun zu haben.
„Tas wäre erledigt," dachte Brett, indem er sich nach dem ihm angewiesenen Zimmer begab, um ein paar Stunden der Ruhe zu Pflegen, „nun bin ich nur begierig, ob zwischen Hussein-ul-Mulk und der Rue Barbette ein Zusammenhang besteht." Fortsetzung folgt.
X London, 14. April. Daily Telegraph melk ct'aus Tanger, der Sultan habe eine endg-.ltige Antwort auf die Forderungen deS französischen Gesandten gegeben. Dy Sultan sagt, er habe 'chon einen Vertrag mit dem früheren französischen Gesandten Reooil über die Grenze von Algerien unterzeichnet, und was alle die anderen Reformen an- betreffc, so wäre er an den Madrider Vertrag gebunden. Sie müßten an die Mächte überwiesen werden, welche den besagten Vertrag mir Rücksich: auf diese Reformen unterzeichnet hätten.
Die Lage am Balkan»
-- Konstantinopel, l4. April Ter gestrige Kampf bei Prizrend dauerte bis zur Dunkelheit. Die Ljunesen wurden schließlich zurückgeworfen. Die Truppen verloren 4 Mann. Die Verluste der Ljunesen sind unbekannt.
Die Lage i« Kreta.
Kanea, 14. April. Tie französischen Truppen haben gestern den Hauptplatz und den Palast besetzt. Ez wurden keine Anstrengungen zur Erneuerung der Unruhen gemacht.
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Die Lage in Rußland.
Petersburg, 14. April. In Odessa schoß ein junger, unbekannter Mensch auf den Polizeichef Olchinski einen Revo . oerschuß ab. Ter Polizeichef wurde in die Brust g.uXsen. Ter Täter weigert sich, seinen Namen anzugeben.
Petersburg, .14. April. Tie Blättermeldung über die Vertagung der kirchlichen Reformen ist nach Mitteilungen von zuständiger Seite richtig.
)( Tiflis, l4. April. Tas Amtsblatt „Kawskas" veröffentlicht ein Telegramm des Statthalters Woronzoiv Taschkrow, in dem der Bevölkerung bekannt gegeben wird, daß sich gemäß den Absichten des Kaisers die gewählten Vertreter des Adels, der Städte, der Bauerngemeinden, der orthodoxen, armenischen und muhammedanischen Geistlichkeit zu Beratungen versammeln sollten, damit sie über die Maßnahmen zur Herstellung der öffentlichen Sicherheit und Vorbeugung der Unruhen sich äußern und die Notwendigkeit von Änderungen der Rechtspflege im Kaukasus und die Einführung von Semstwos klarstellen. Außerdem stellt der Statthalter die Beschleunigung der Landesvermessung sowie die Feststellung der vorhandenen kulturfähigen Kron- landparzellen behufs Zuteilung von Land an landarme Bewohner des Kaukasus in Aussicht. Ter Kaiser habe die Revision der Frage der armenischen Kirchengüter angeordnet,
S Stockholm. 14. April. In Abo hat das Hvsgericht den früheren finnländischen Senator und ehemaligen General der russischen Armee Schau mann, den Vater des Mörders des Generalgouverneurs Bodrikow, von der Anklage des Hochverrats freigesprochen.
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Vom ostasiatische« Kriegsschauplatz
wurden besonders nach dem Zwischenfall in der Nordsee von den verschiedensten Seiten dse schärfsten Urteile über die Haltung und Brauchbarkeit der Mannschaften gefällt und vorausgesagt, daß die Schiffe weder einzeln noch im Verbände den Kamps mit den Japanern ausnehmen könnten. Es fehle auch den Kommandanten an der nötigen Fähigkeit und Hebung, ihre Schiffe zu leiten. Im Zusammenhang mit Tagesbefehlen der Oberbefehlshaber der Schwarzen Meerflotte und der Baltischen Häfen hob man auch den Mangel an Manneszucht in allen Chargen hervor. Man muß es dahingestellt sein lassen, wie weit diese Angriffe berechtigt waren, jedenfalls erweist sich jetzt, daß Admiral Roschdjestwenski den Aufenthalt in Madagaskar benutzt hat, um sein Geschwader nach Möglichkeit für den Kampf vorzubereiten. Es liegen dafür Angaben van ganz verschiedener Seite vor. Ein Berichterstatter des „Taily Expreß" erzählt, daß er mehrfach Gelegenheit gehabt habe, die russischen Schiffe zu besuchen. Admiral Roschdjestwensky habe Wunder gewirkt. Tie Schisse, die bei der Abfahrt von Europa als schmutzig geschildert wurden, waren rein und in vollkommenster Ordnung. Ter Gesundheitszustand der Mannschaft war trotz des ungewohnten heißen Wetters gut. Tie Disziplin wird als ganz vorzüglich geschildert und dies damit erklärt, daß die Leute, selbst für die geringsten Vergehen, schwere Strafen zu gewärtigen haben. Während des ganzen Aufenthalts in den Gewässern bei Madagaskar fanden fortwährend Hebungen statt. Nach allen Seiten sah man Unterseeboote in Tätigkeit. Das Schießen mit schwerem Geschütz die Hebungen am Torpedonetz und der Tienst der Patrouillenboote nahmen kein Ende. DerAdmiralselbst schien unermüdlich. Von Trunkenheit war in der Tat auf der Flotte keine Rede mehr. Alle Offiziere, die der Berichterstatter sprach, gäben ihrem Verlangen, die japanische Flotte zu treffen, lebhaften Ausdruck. Ter Berichterstatter fährt fort: „Es würde absurd sein, die Flotte mit der englischen oder der deutschen vergleichen zu wollen, aber die Leute machen doch einen durchaus brauchbaren Eindruck. Admiral Roschdjestwenski macht allmählich Seeleute aus ihnen, und sie sind, wie alle Russen, tapfer und stark.
Zu diesen Mitteilungen kommt ein Brief eines Ofst- ziers des Geschwaders unter Admiral Fölkersahm aus Nvssi Be vom Anfang Januar 1905 hmzu, den das „Russk. Slowo" veröffentlicht. Es heißt darin: „Bald sind es zwei Wochen, daß wir bei Nossi Be ankamen. Wir gehen täglich an Land, überhaupt ist in unserer Abteilung von Strenge nichts zu merken. Plötzlich tauchte das Gerücht auf, daß die Japaner in der Nähereien, und von Roschdjestwenski kam ein Telegramm: Sofort nach Anton-Hall gehen. Fölkersahm antwortete, daß fast bei allen Schiffen die Maschinen auseinandergenommen seien, daß er erst nach vier Tagen auslaustn könne, und schickte den Kreuzer „Sswetlana" auf Erkund-
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