Formeln zur Anfertigung von Bomben, entdeckte. Man glaubt, daß auch die Drohbriefe, die in letzter Zeit auf dem Tische des Zaren gefunden worden sein solku. von dem jungen Werchowskij herrühren.

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Ein Attentat.

tz Helsiugfors, 20. März. Auf den Gouverneur in Wtborg (Finnland), Mjasoredoff, ist heut von einem un­bekannten, ungefähr 25jähr. Mann geschossen worden. Die Verwundung des Gouverneurs ist lebensgefährlich.

IDKelsingforS, 21. März. Der Attentäter ist ver­haftet. Er heißt Matti Rcinikka. Er gab auf den Gou­verneur 3 Schüsse in dessen Bureau ab. Man glaubt jetzt, daß die Verwundungen des Gouverneurs nicht lebensgefährlich find.

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' Borissow, 20. März. In Berefino find von der jüdischen Bevölkerung Unruhen hervorgcrufen worden, bei denen der Polizeikommissär und ein Landpolizist erschlagen worden find.

)( Tiflis, 21. März. Tie Bauernunruhen deh­nen sich aus. Tie Lage ist sehr gefahrvoll.

Krieg in Ostasicn.

lieber die Räumung Mukdcns bringt derDaily Teilegraph" folgenden Bericht:

Am 8. März verließ General Kuropatkin zu Pferde die Stadt in der Richtung auf Tieling. Sein Stab folgte ihnl am 9. mit der Bahn, ehe die Eisenbahnverbindung angeschnitten war. Seit dem 5. war der Rückzug in vorzüglicher Weisedurchgeführt worden. In jeder Stunde dampften sechs Eisenbahnzüge von je 60 Wagen mit Geschützen, Munition, Vor­räten und Vertvundeten beladen aus dem Bahnhofe. Selbst diese große Zahl der Züge reichte nicht aus, auch nur die Hälfte der bei Mulden aufgehäuften Vorräte in Sicherheit zu bringen. Am 10. März begannen die Ko­saken die Stadt zu plündern. Wahnsinnig betrunken begingen sie die wildesten Exzesse. Sie schlugen einen Italiener, einen Russen und vier Griechen tot und plün­derten sie aus. Tie Warenhäuser, die Eisenbahnstation, die Hospitäler und Wohnhäuser begossen sie mit Petro­leum und setzten sie sodann in Brand. Viele betrunkene russische Soldaten schliefen in den Straßen, während an­dere ebenso betrunken in rücksichtslosester. Weise ihrer Zerstörungswut freien Lauf ließen. Am 10. März nach­mittags rückten die Japaner durch das Südtor in die Stadt ein und hatten bald, nach einem kurzen Straßen­kamps, bei dem einige Chinesen umkamen, Ordnung her­gestellt. In der Stadt, in der jetzt Frieden herrscht, wurden 4000 Russen gefangen. Ten Kaufleuten in Mukden stellten die Japaner Pässe nach neutralem Gebiet aus, oder sie erlaubten ihnen auch, noch einige Zeit zur Ordnung ihrer Verhältnisse in Mulden zu bleiben. Tie Ueberreste der rechten Armee flohen, nach­dem die Warenlager und andere Gebäude in Brand gesetzt worden waren, Hals über Kopf. Viele der Leute warfen dabei ihre Gewehre, ihre Munition und Kleidungsstücke weg. Ties waren aber die einzigen russischen Truppen, die in Unordnung zurückgingen. Während im Süden und Westen von Mukden noch gekämpft wurde, gingen 100,000 Mann Infanterie und Artillerie der Armee des Zentrums durch Mukden auf Tieling zu­rück. Sie sollen in tadelloser Ordnung gewesen sein. Tie Hospitäler in der Stadt sind überfüllt, trotzdem ganze Eiseitbahnzüge mit Verwundeten nach Norden geschickt

Bahnen zu lenken. Er nahm hastig ein Blatt Papier zur Hand und schrieb folgendes Telegramm an Lord Northallerton:Bedaure sehr, kann momentan nicht fort. Komme später. Werde Ursache bei nächster Be­gegnung erklären."

Er hatte sich nicht getäuscht: Aairholmes Neugier war geweckt.Haben Sie etwa schon einen Plan ent­worfen?" fragte er, sich mit sichtlicher Spannung vor­beugend.

Tas nicht," lautete die Antwort.Ich habe vor­läufig nur eine Einladung zur Jagd ab-gelehnt."

Wie kamr man das tun?" ries der Lord, in dem plötzlich der Sportsmann erwachte.Es sollte mir wirk­lich leid tun, wenn Sie aus Rücksicht auf meine Ange­legenheit sich eines solchen Vergnügens berauben würden."

Ta sind Sie im Irrtum," lachte Brett.Ich habe es inir zur Lebensregel gemacht: erst das Vergnügen und dann das Geschäft. Ich meine damit," fügte er hinzu, als er den erstaunten Blick des Lords bemerkte, daß die Erforschung dieses türkischen Rätsels der in­teressanteste Fall werden wird, den ich bisher erlebt habe. Tas übt größeren Reiz auf mich aus, als alle gasanen- jagden der Welt, die im Vergleich dazu nur ein Geschäft sind, reguliert durch den Kalender und arrangiert vom Jägermeister." Er klingelte seinem Tiener, übergab ihm das Telegramm zur Besorgung und wandte sich dann wieder zu Fairholme.Noch eine Frage, bevor ich Sie nach Hause und ins Bett schicke. Nein, nein, Sie dürfen keinen Einspruch erheben. Ich möchte Sie heute Abend um sieben Uhr wieder bei mir sehen mit klarem Kopf und durch Schlaf beruhigten Nerven. Wir werden zu­sammen sp.isen, entweder hier oder auswärts, und dann ans Werk gehen. Was ich jetzt nur noch von Ihnen zu wissen wünsche, ist der Name derjenigen Person, die , mir genaueste Auskunft über Herrn Talbots Beziehungen zu dem türkischen Agenten geben könnte"

Tas wäre seine Schwester!"

Wo kann ich sie finden?"

In Ulstergarten. Ich werde Sie hinfahren,"

Nichts da, mein Beiter!" wehrte der Advokat ener­gisch ab.Sie gehören ins Bett. Es genügt vollkommen, wenn Sie mir einen Empfehlungsbrief an Fräulein Talbot mitgeben." Forts, folgt.

worden waren. Unter den Verwundeten befand sich der russische General Kellersberg, dem beide Beine >r»egge­schossen worden waren. Er lag im Sterben. Tie Ver­luste der Japaner waren furchtbar. An einer Stelle in der Nähe der Station verloren sie 7700 Mann. Ein Augenzeuge sah auf der Reise nach Sinminting eine 50 Meter lange Schanze, in der die japanischen Leichen drei Fuß tief lagen. An vielen Stellen des Schlachtfeldes sieht man die Leichen haufenweise liegen. Eine genaue Schätzung der Verluste ist nahezu unmöglich."

Ein anderer Augenzeuge berichtet, wie folgt.Ter russische Rückzug von der Station Mukden wurde bis zu dem Augenblick, wo man entdeckte, daß der japanische Ring um die Stadt nahezu geschlossen war, in Ordnung durchgeführt, artete dann jedoch fast zur F lucht aus. Am 7. urä 8. März hatten die japanischen Reserven, die die Wege von Sinminting und Fakumen benutzt hatten, die Eisenbahn erreicht und nördlich von Taiwan zur Ver­folgung der Russen Stellung genommen. Tiefes japa­nische Tetachement belästigte die Russen durch Granatfeuer, war aber nicht stark genug, um den Weg zu verlegen. Am 11. März abends nahmen die Japaner Stellung östlich von Tieling und verhinderten dadurch eine ausreichende Besetzung der dort auf den Hügeln angelegten Festungs­werke. Nach einem scharfen Kampf kamen japan'sche Truppen von Mukden heran und stellten die Verbindung mit der Flankenkolonne her. Tie Japaner rückten da­rauf, die Verfolgung fortsetzend, gegen Norden vor. Tie Russen hatten sich am 11. bei K un g ts ch u lin gesammelt und wurden von den ermüdeter: Japanern mit Granaten beschossen. Tie Truppen beider Armeen sollen vollständig erschöpft sein. Tie japanische Besetzung von Mukden zeich­nete sich durch wunderbare Ordnung aus. Besonders Ausländer wurden beschützt und erhielten die Erlaub­nis, nach Süden zu gehen. Nicht ein einziger Fall des Beutemachens kam vor und Fälle von Trunkenheit waren sehr selten.

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V*o m Rückzug der Russen entwirft der Korrespondent desMatin" folgende Schil­derung: Auf der Reise von Chardin nach Mukden, die ich am 8. ds. anlrat, wurde unser Zug am 10. zwischen Senzinki und Schununiastfu in der Nacht von Chun- chusen angegriffen. Ein Offizier wurde getötet und zwei Soldaten schwer verwundet. Am Samstag erfuhren wir in Kaiyuansan, daß die Armee Mukden geräumt und in Tie lin g angelangt war. Wir kreuzten Züge, die mit Artillerie und Material schwer beladen waren und nach Norden dampften. Auf beider: Landstraßen, die längs des Schienenweges sich dahin schlängeln, sah man in endlosen, traurigen Zügen die Intendantur-Beamten, Trains 'und Proviant-Abteilungen auf Gutschuling zu­marschieren. Tas Schauspiel war jämmerlich; eine große Zahl von Soldaten, die zu Tode ermüdet waren, folgten diesen Zügen und schleppten sich mühsam hinter den Proviantwägen her. Als wir in der Nacht zum Sonn­tag in Tieling eintrafen, fanden wir den Bahnhof von Toten und Verwundeten vollgepfropft. Viele, die in den Lazaretten aus Platzmangel kein Unterkommen gefunden hatten, lagen zwischen den Schienensträngen der Station. Herzzerreißendes Wehllagen und Schmerzensrufe, Stöh­nen und Wimmern von allen Seiten. Dazwischen schluff das Röcheln der Sterbenden schaurig an das Ohr. Bei Tagesgrauen bot sich ein tieferschüttcrnder Anblick dem entsetzten Auge; die ganze Länge des Bahnsteiges war mit blutbesudelten aus gestreckten Soldatenkörpern bedeckt; Sterbende lagen neben Toten, Verstümmelte neben Ohn­mächtigen. Alle diese Unglücklichen blieben da dem scharfen Froste ausgesetzt ohne Tecken, sollst ohne Tor­nister als Kopfkissen. In der ungeheuren Ebene, die sich von dem Schienenwege nckch den Bergen erstreckt, standen die zweite und dritte Armee hinter ihrem Gepäck. Einige Regimenter standen bereits in Reih und Glied, Gewehr bei Fuß mit der Front dem Zuge Kuro- patkins zugcwendet; das war sehr imposant. Leider war

Die gegenwärtige Zeit

ist eine Zeit großen allgemeinen Interesses. Der

Krieg in Qft?rsieN,

der blutigste, den die Weltgeschichte bis heute kennt, ellt hoffentlich allmählich seinem tragischen Ende zu. Aber noch wird eS zu schweren Kämpfen zwischen Japanern und Russen kommen. Ob die durch die russische Niederlag,- bei Mukden bedingte Neuaushebung von Truppen die

Unruhen in Rußland

neu aufflackern läßt wer kann das wissen? Von den Folgen eines für Rußland unrühmlichen Friedens gar nicht zu reden. Auch auf dem Balkan rumortS schon wieder in bedenklicher Weise. Die Lage in Marokko drängt auf eine gewaltsame.Lösung hin. Dasselbe ist in Venezuela der Fall, wo Castro in altem Uebermut die Mahnungen seiner fremden Gläubiger in die Winde schlägt.

Südrvestafrika

wird uns noch manchen Soldaten und manche Millionen kosten.

Wer über die großen politischen Ereignisse, daheim Und draußen, dauernd unterrichtet sein will, wer daneben auch Unterhaltung sucht, wer w ssen will, waS in dem Lauf der Zeit die Leute in der Nähe und der Ferne treiben, der abonniere auf eine Zeitung, die Allem in knapper, über- sichtlicher Weise gerecht wlld. Eine solche Zeitung ist der wöchentlich 6mal erscheinende

in Tieling nicht alles irr solcher Ordnung. Um die in Schlachtreihe ausgestellten Arnreen liefen zahllose S»: baten herum, die irr unbeschreiblicher Verwirruirg ihr,

Bataillone und Regimenter suchten_ Unmöglich ch,s

Tieling zu telegraphieren; es fehlt überhaupt alles, Nahrung und Ausrüstungsgegenstände. Es ist nichts ^ blieben, als das für die zlvei Armeen unerrtbebriick, Material; alles andere ist nach Chardin geschafft werde« .... Auf der Rückfahrt, die ich, rveil der Zug mehr atz iiberfüllt war und zwar fast ausschließlich von Berwuu beten, stehend machen mußte, erhielt ich von den M reisender: Auskünfte über die furchtbare Schlacht. Ichz allgemeine Empfinden ist ungeheure Bestürzung und zurückgehaltener Zorn. Alle behaupten, da« die Moral der russischen Truppen, trotz der Verluste und Anstrengungen vorzüglich war, daß nichts verzweM stand, trotz der llmgehungsbewegung Nogi's, daß der Widerstand sogar sehr erfolgreich schier:, als Plötzlich der Befehl zum Rückzuge kam, einem jämmerlichen körn­st: ophen artigen Rückzuge.

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Ter Kriegsrat,

in dem Krrropatkins Abberufung entschieden ivurde soll sehr erregt verlaufen sein. Ter Zar ergriff zuerst das Wort und seine Stimme zitterte, als er sagte:Mine Herren! Kuropatkin ist moralisch gebrochen. Aber st diesem Augenblick sehe ich erst doppelt ein, welch' groß Dienste er mir bisher irr diesem Kampf geleistet hat L bietet mir seine Entlassung an. Vergessen Sie bei seinem Unglück nicht seine hoher: Tugenden. Ich gestatte Ihnen unverzüglich über die Abberufung Knropatkins von der Leitung der Armee zu verhandeln." Alle (Henerale sei« äußerst bewegt gewesen und vielen hätte:: Tränen in den Augen gestanden. Gerwral Dragomirvw (Kr, ropatkins alter Gegner) habe schließlich beantragt, Kun- patkir: abzuberufen. Tie Mehrzahl der Mitglieder des Kriegsrats haben sich diesem Antrag angeschlossen, worauf die Rückberufung mit allen gegen 3 Stimmen beschlossen worden sei.

Japanische Umgehungs versuche?

Petersburg, 20. März. Man befürchte: hier, daß General Nogi westlich von der Bahnlinie mit Zu­stimmung von China Wer die Mongolei Umgehungs­bewegungen unternimmt. Fliegende Kolonnen Nogis sollen bereits gegen Tsitsikar, nordwestlich vor Charbin. vorgedrungen sein.

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Paris, 20. März. Tas russische Hauptquartier ist nach Sonsingki, 250 Kilometer nördlich von Tieling, verlegt worden.

London, 20. März. Tie Besetzung von Tieling, der -von Natur stärksten Stellung längs der ganzen Eisen- bahn, die fast ohne Kampf erfolgte, hat die Japaner mit großem Selbstgefühl erfüllt. Sie erholen sich rasch von den Verlusten, die die Schlacht von Mukden für sie gehabt hat, während der russische Rückzug von Tag zu Tag demoralisierter erscheint. Kuroki ist noch immer an der Spitze der verfolgenden japanischen Truppen. Tie Verfolgung nach der zehntägigen un­unterbrochenen Schlacht von Mukden dauert jetzt'9 Tage an und erstreckt sich über ein Gebiet von 80 engl. Meilen Länge, wobei es häufig zu Gefechten kommt; täglich werden weitere Gefangene gekracht.

London, 20. März. Zehn Unterseeboote vom Tvp Holland sind zur Verstärkung des russischen Geschwaders in Wladiwostok von Frankreich aus verschifft worden.

Yokohama, 20. März. Während eines Sturme- verloren die Japaner an der Kilste von Jndochina einen Torpedobootszerstörer.

T o kio, 20. März. Tie Fremden in Japan haben 50 Millionen Aens der 4. japanischen inneren Anleihe gezeichnet. Es ist eine fünfmalige Ueberzeichnnng dieser Anleihe zu erwarten. Tie Russen, die sich durch ber­giges Gelände aus Hsinking zurückgezogen haben, sind in erbarmungswerter Lage. Sie haben keine Vorräte und schlachten daher Pferde. Sie sind von den Japanern völlig eingeschlossen.

KPetersburg, 20. März. Linewitsch meldet von gestern abend: Nach dem Bericht des Kommandeurs d« 2. Armee fand dort kein Kampf statt. Berichte von der 1. und 3. Armee sind nicht eingegangen. Ich habe die aus Rußland eingetroffenen Truppen inspiziert.

)Z Tokio, 20. März. Eine japanische Abteilung hat gestern Kaiyuen, -20 Meilen nördlich von Tieling, besetzt. Ter Find versuchte später einen Gegenan­griff, wurde aber zurückgeschlagen. Ter Find brannte die Brücke auf der Hauptstraße südlich von Kaiyuen nieder und zerstörte auch einen Teil der Eisenbahnbrücke. In der Nähe von Mukden wurde eine große Anzahl vergrabener russischer Ge« schütze gefunden.

8 Petersburg, 20. März. Kuropatkin soll zum Führer der ersten mandschurischen Armee ernannt wor­den sein.

)-( Petersburg, 20. März. Seit heute früh hört man Kanonendonner aus der Gegend Mich Porr Tieling.

)-( Petersburg, 20. März. Hier macht sich neuerdings eine Bewegung bemerkbar, die darauf hin- zielt, den Zaren zu veranlassen, den Krieg gegen Japan für einenheiligen" zu erklären. M- durch sollen die außerordentlich reichen Klöster M Hergabe ihrer Schätze bewogen werden. Tas Gesamt­vermögen der Klöster wird auf 7 Milliarden Rübel geschätzt.