Die Erzieherin.

Original-Novellete von C. Western.

(Nachdruck verboten).

Aus Gut Ginschin saß man eben beim Frühstück.

Der Besitzer, Oberst Kurt v. Gottleben, ein stattlicher Mann, saß seiner zweiten Gemahlin, Frau Ottilie gegen­über; zwischen beiden hatte Alice, das sechsjährige Töchter- chen beider, Platz genommen, Guido v. Gottleben, 'des Obersten Sohn aus erster Ehe, ein 'hübscher, junger Mann von sechsundzwanzig Jahren, saß neben dem Vater. Das sünste Gedeck blieb unbesetzt. Frau Ottilie, welche sich im elegantesten Morgenkleide zeigte, sagte gerade, die kostbare Uhr ziehend:

Es ist elf Uhr; ich dachte, die Erzieherin Alices würde zum Frühstück hier sein; das Gedeck scheint aber unbenutzt liegen zu bleiben."

Herr v. Gottleben zuckte die Achseln, Guido aber er­widerte:

Es ist so viel von diesem Fräulein v. Kanowsky ge­redet worden, daß ich in der Tat neugierig bin, dieses Wunder von Schönheit kennen zu lernen."

Guido," entgegnete Frau Ottilie tadelnd.Siehst Du nicht, daß Alice?"

Nun ja doch, Mutter."

So solltest Du wissen, daß ich ein solches Sichgehen- lassen gegenüber unsrer Erzieherin nie von meinem Sohne dulden werde."

Bitte, Mama."

Herr v. Gottleben, der ältere, lächelte leise, Alice aber sagte:Ich freue mich sehr darauf, eine Erzieherin zu be- kommen."

Der Papa nickte, Frau v. Gottleben aber bemerkte:

Calw, 11. Jan. Wie wir erfahren, soll am nächsten Donnerstag in der Brauerei Dreiß ein interessantes Kunst­werk ausgestellt werden, nämlich eine Nachahmung der be­rühmten Straßburger Münster-Uhr. Das Werk, das von dem Erfinder, Herrn I. B. Schambek hergestellt wurde, ist 3,58 Meter hoch, es hat 2,70 Meter Umfang und ist 16. Zentner schwer. Alles was die Straßburger Uhr den Beschauern vor Augen führt, der ganze Vorgang der Kreuzigung Christi und noch vieles mehr, ist hier in treff­licher Nachahmung wiedergegeben. Kunstfreunde werden

Vergiß nicht, Alice, daß Deine Mama Dir höher stehen muß!"

Hier trat der Diener ein und überreichte auf einem silbernen Teller eine Karte.

Frau v. Gottleben nahm letztere und las:

Mirzill v. Kanowsky ah, das ist sie; bitte ein- trelen!"

Im nächsten Augenblick trat eine junge Dame ein, deren gerötetes Gesicht von auffallender Schönheit war, so daß Herr o. Gottleben kaum seine Bewunderung ver­bergen konnte, Guido aber erregt aufsprang.

Frau v. Gottleben musterte den Ankömmling scharf und sagte sodann:

Ich bin befriedigt mein Fräulein; Alice, das ist Deine Erzieherin, küsse ihr die Hand!"

Alice gehorchte. Diesen Augenblick benutzten die beiden Herren, sich etwas vorzudrängen, so daß Frau v. Gottleben die Vorstellung elegant erledigen konnte.

Wollen Sie nun hier oder auf ihrem Zimmer früh­stücken, mein Fräulein?", fragte sie sodann gemessen.

Wenn es Ihnen recht ist," erwiderte die Fremde mit wohltönender Stimme,dann frühstücke ich auf meinem Zimmer."

Gut, ich werde Befehl geben." Sie verbeugte sich, die Erzieherin tat desgleichen und verschwand hinter dem Türvorhang. Frau Ottilie aber rauschte zur entgegenge­setzten Tür hinaus.

Ein herrliches Mädchen!", rief Guido ganz begeistert aus.

Herr v. Gottleben deutete mit den Augen auf Alice und erwiderte:

Pst, pst, daß es die Mutter nicht hört, Guido! Man kann eine Frau leicht kränken, wenn man eine andere schön nennt."

Damit ging auch er, Guido aber küßte Alice auf die

auf dies eigenartige Werk menschtichen Erfindnngsgefftes aufmerksam gemacht.W!

Pforzheim, 9. Jan. Der hiesige Bürgerausschuß be­willigte in heute Montag stattgehabter sehr stark besuchter Sitzung sl 630000 Mk. zur Erbauung eines neuen Gas­werks nach den neuesten technischen und maschinellen Er­rungenschaften.

Letzte Nachrichten.

Kopenhagen, 11. Jan. Der König beauftragte den Kultusminister Christensen, ein neues Ministerium zu bilden.

Stirn und sagte:

Sei gut und gehorsam gegen Fräulein Mirzill."

Alice nickte und sagte dann altklug:

Aber welch ein komischer Name!"

Guido versetzte: ,

Närrchen, an der polnischen Grenze ist solch ein Name nicht selten; es ist unserMarie".

So, so!" rief Alice dem Bruder nach, der ebenfalls das Zimmer verließ.

Nun bin ich ganz allein," flüsterte jetzt die Kleine vor sich hin,ich gehe zur Erzieherin."

Und dahin sprang sie.

* *

*

Vier Wochen waren ins Land gezogen und mit ihnen der Mai und der junge Lenz. Die Blütenbäume ver» streuten ihren Blütenschnee, die Linden grünten, die Lauben wurden dicht, die Syringen und der Jasmin durchhauchten die Luft mit ihrem Dust und der Himmel lachte die Erde im hellsten Blau an.

Mirzill v. Kanowsky hatte sich bereits auf Ginschin völlig eingelebt.

Alice hing an ihrer Lehrerin mit rührender Treue, Frau Ottilie freilich blieb steif und zugeknöpft gegen die Erzieherin. Herr v. Gottleben sah sie wohlgefällig an,

Guido aber, der sich der Landwirtschaft gewidmet hatte, war ganz Feuer und Flamme, sobald er die Lehrerin seinn Schwester erblickte. Er wiederholte nur zu oft die Stelle aus der Braut von Messina, worin von der Allgewalt der ersten Liebe gesprochen wird, die in den Versen gipfelt: Und klar auf einmal fühlt ich's in mir werden.

Die ist es oder keine sonst auf Erden!"

(Fortsetzung folgt.)

Paris, 11. Jan. Die Hüller Kommission setzte in ihrer heutigen Nachmittags-Sitzung die Feststellung der Geschäfts, ordnung fort und beschloß einstimmig, daß die Sitzungen, welche für die Darlegung der Untersuchung unterbreiteten Tatsachen und für die Vernehmung der Zeugen bestimmt sind, öffentlich sein sollen. An die französischen und auS. wärtigen Journalisten werden Karten ausgegeben werden.

Briefkasten der Redaktion.

Anonyme Zuschriften finden bei uns prinzipiell keine Berücksichtigung. ^.

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Zur Gründung einer

Hvtsgvuppe der:

Deutschen ^Nurrtei

findet am

Samstag dm 14. Januar

im

Gasthaus zur Eisenbahn

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statt, in welcher der Geschäftsführer der Deutschen Partei, Herr Dr. Fetzer, über

1. Die politische Lage im Land und im Reich,

2. Die Ziele der Deutschen Partei

sprechen wird.

Wir laden hierzu jedermann, insbesondere auch Freunde der ' Sache aus der Umgebung ein.

Dkr provisorische Ausschuß.

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fertigt die

Buchdruckerei Beruh. Hofmann.

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