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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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kelekon Nr. 41 .
Amtsblatt für die Stadt Mildbad.
Verkündigungsblatt
der Agl. Korstämter wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc.
Zeikung für Politik, Unterhaltung und Anzeigen.
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As. 5 Wildbad, OamStag de« 7. Jannar 1905
Der „neue Mann" i« Oesterreich
Ter Sylrester«rbe!«d hat den Oesterreichern den neuen Ministerpräsidenten beschert. Ein neuer Mann ist Herr v. Gautsch allerdings nickt. Er hat schon in zwei Kabinetten der Rechten (Taaffe lind Badens) als Unter- richtsnrinister geoient und auck> ein Uebergangsiilinisterium selber geleitet. Tie Eingeweihten tvollen wissen, daß er auch diesmal nicht mehr zu leisten haben iverdc, als die Arbeit eines - Uebergangsministers. Zwar kann, da m Oesterreich nichts dauernder ist, als das Provisorium, niemand seine Lebensdauer bestimmen. Aber bei dem einzigen Minister des Kabinetts Kör der, der nach dessen Rücktritt für die Führung des Beamtenkabinetts in Frage kam, bei dem Grafen Buquoy, hatte sich eine Influenza eingestellt, die ihn ganz unfähig machte, sich auf den gefährlichen Posten zu stellen. Tas wird dahin gedeutet, daß ein in der Tat politischer Minister sich scheue, dem nur zur Erledigung der Notarbeiten berufenen Kabinette vorzustehen, da sich hie Umrisse eines politischen Kadi nettes schon im Hintergrund zeigten. Herr Tr. Kromarsch, der Führer der Tschechen, hat sich auch so sehr beeilt, dem Grafen Goluchowski das voraussichtliche Wohlverhalten der T s che ch e n jeder neuen, nicht direkt feindseligen Kombination gegenüber anzuknndigcn, daß man darin eine Art Selbstempfehlung des zu offiziellen Missionen gar nicht berufenen Politikers erblickte. Ter unbefriedigte Ehrgeiz des Herrn Dr. Kramarsch, von dem die Bezeichnung des Trcibnnds als „abgespieltes Luxusklavier" stammt, war ja mit eine der Ursachen der unausgesetzten Parlamentsintrigen, deren einer das Kabinett Korber schließlich, znm Opfer fiel.
Immerhin, Kramarsch hat Goluchowski versprochen, dem Baron Gautsch „Zeit zu lassen". Tas soll wohl heißen, daß die Tschechen die Obstruktion einstellen wollen. Mehr hat ja auch .Herr v. Körber nicht verlangt, und wenn die Tschechen weiter nichts gewollt haben, als den Sturz des ihnen persönlich verhaßten Ministerpräsidenten, so wäre der parlamentarische Friede mit der Entlassung selbst eines so hervorragenden Ministers nicht zu teuer bezahlt. Aber wen- glaubt daran, daß sich die Tschechen mit einem so platonischen iKewimi begnügen werden! Tie Situation ist ihnen günstig. Ter von dem polnischen Minister und dem tschechischen Parteiführer ans der Taufe gehobene Kabinettschef, der schon in den sla- visch gefärbten Ministerien Taasfe und Badeni Unter- richtsminister war, wird eher nach der slavischeu als der deutschen Seite hinneigen. Nun kann man ja freilich auch nicht gegen die Deutschen regieren. Tie Wahrscheinlichkeit spricht also dafür, daß man vorläufig so tun wird, als sei die Arbeikswilligkeit der Tschechen im Reichsrate, die nur auf Kredit gewährt wird, bereits ein unkündbares Kapital. Vielleicht wird man sogar die Fiktion, als ob eine -Verständigung zwischen den Nationen erreicht sei, son-cit treiben, daß man einige deutsche und tschechische Parteiführer in das Kabinett treten läßt. Tas Ministerium ist ja noch gar nicht neu formiert, bis auf die drei Portefeuilles, die Herr v. Körber innegehabt hat, «md es giebt ans der deutschen wie auf der tschechischen Sei te Ministerialstreber, die sich vielleicht ernstlich ein- bilden, wenn sie zur Regierung kämen, würde es besser werden. Mit dieser vorgetäuschten Harmonie könnte man solange auskommen, bis die finanziellen Gesetze, vor allem die Militärforderungen, vom Reichsrat angenommen sind. Auf diese kommt es ja der Zentralgcwalt in der Hauptsache an: was nachher geschieht, das mögen die Herren mit sich abmachen. Sowie es dann an eine organische Gesetzgebung, zur Heilung des kranken Staates, vor allem an dre Vorbereitung eines Ausgleichs in Böhmen ginge, würde Herr v. Gautsch wahrscheinlich wieder da stehen, wo Körber stand. Aber bis dorthin ist es ja noch „weit". Vorerst wird ruhig nach alten« Brauche „forlge- wnrstelt"
In Rußland
hat die Nachricht von den« Falle Port Arthurs, wie man erwarten konnte, einen tiefen Eindruck gemacht, doch, ist von einer, Migung, nmr Frieden, zu schließen/ nichts zu bemerken. Man tröstet sich damit, daß die russische Waffenehre gerettet ist, versucht jedoch nicht, dre
Bedeutung des Ereignisses vom politischen oder militärischen Standpunkte zu verkleinern. In amtlichen russischen Kneifen gilt es für selbstverständlich, daß Rußland jetzt erhöhte Anstrengungen machen muß, um die Niederlage wieder gut zu machen. „Im Frühjahr", bemerkte ein Mitglied des russischen auswärtigen Amtes gegenüber dem Petersburger Berichterstatter des „Standard" sehr optimistisch- „hoffen wir nrehr zu erreichen, als bloß das, «vas General Nogi jetzt dem Marschall Oyama an Stärke zuführen kann, über den Haufen zu werfen. In den« nächsteil Feldzuge werden wir diese Eroberung Port Arthurs wieder gut machen, obgleich die Aufgabe schwierig sein wird, wenn die Japaner den Vorteil der Tefensive haben." Ebenso zuversichtlich hat man sich- wie der „Temps" mitteist, auf der russischen Botschaft in Paris ausgesprochen. Knropatkin, so sagte man dort, werde in etwa einem Monate 4iX) 000 Mann zur Verfügung haben, so daß die Verstärkung, welche Marschall Oyama durch die Truppen des Generals Nogi erhalte, nicht sehr ins Gewicht fallen könne. Auch der vielgenannte russische Kapitän Klado, der niit den Plänen der Regierung wohl vertraut ist, hat neuerdings in Paris gegenüber einem Berichterstatter der „Times" erklärt, daß der Fall Port Arthurs in den Berechnungen aller für die Flottenpolitik Rußlands verantwortlichen Kreisel« vorgesehen worden sei. Tas Ereignis, eineu >vie schmerzlichen Eindruck es auch ans die russischen Herzen machen möge, könnenichts ändern, denn sobald einmal die Kriegsschiffe im Hafen von Port Arthur kampfunfähig gemacht worden seien, habe niemand mehr aus ihre Unterstützung gerechnet. Tie einzige Wirkung des Falles der Festung auf den Krieg betreffe die Freimachung der Belag e r u n g s a r m e e. T ie Politik, »welche die Fahrt des Admirals Noschdjestwcnsky bestimme, bleibe unberührt und die Absendung eines dritten Geschwaders erscheine jetzt nur noch notwendiger. Ties sei ein Seekrieg und die Russen müßten um jeden Preis die Herrschaft zur See wieder erringen; der Fall-Port Arthurs sei ein Schlag für das russische Gefühl, aber keine kritische Episode in der Geschichte des Krieges. Alis russischer Seite ist man offenbar bemüht, die Bedeutung der Einnahme Port Arthurs durch die Japaner herabzumindern, allein auch unparteiische Beobachter müssen zngeben, daß dadurch der Ausgang des Krieges nicht entschieden ist und daß Rußland sich nicht als besiegt anznsehen braucht, so lange noch die Armee Kuropatkins und die Flotte Roschdjeßwenskps unversehrt sind.
Die Affäre Syveton
har sich noch immer nicht geklärt. Tie Diskussion über ocn geheimnisvollen Tod des Tepntierten währt nun seit mehr als drei Wochen, ohne daß man der Wahrheit über die Ursachen dieses Todes irgendwie greifbar nahegerückt wäre. Tie einzige, bisher unziveifethaft feststehende, objektive Tatsache ist von den Chemikern gefunden werden, die das Blut Syvetons zu untersuchen hatten; in diesem Blute ist die Antvescnheit und Wirkung eines solch hohen Prozentsatzes von Kohlenoxyd nachgewiesen worden, daß Syveton erst gestorben sein kann, nachdem er dieses Kohlenoxyd eine bestimmte Zeit lang cingeatmck hatte. Nach der Angabe seiner Frau hätte Syveton sich vor dem Gasofen in seinem Arbeitszimmer flach ans den Boden gelegt, die Röhre geöffnet, die das Gas zu den Asbestbrennern des Ofens strömen läßt, und das Gesicht Wer diese Oeffnung gehalten, um das Gas einzuatmen, und die technische Untersuchung wird aus verschiedenen Gründen sich wohl mit dem Ergebnis absinden müssen, daß der Selbstmord Syvetons unter den von seiner Witwe angegebenen Umständen wohl möglich ist. Tie Presse hat jedoch ihrerseits den Boden der materiellen Diskussion schon längst verlassen, und erschöpft sich tagtäglich in der Erörterung derjenigen Wahrscheinlichkeiten, die für die Ermordung Syvetons und gegen seinen Selbstmord sprechen. Taß Syveton der Mann war, der sich ruhig hätte fesseln lassen, glaubt ernstlich niemand: man vermutet aber, daß ihn« zuerst ein betäubendes Gift, etiva Morphium, im Kaffee eingegcbcn wurde, und daß er dann auf den Gasofen geschleppt wurde. In den Eingeweide«« Syvetons hat sich bisher keine Spur von Morvhium oder ähn
lichen Giften Nachweisen lassen, doch wird darauf hinge- wiesen, daß die Untersuchung in dieser Hinsicht im ersten Augenblick vernachlässigt worden sei, »veil man nur an eine Kohlenoxyd-Vergiftung dachte. Ter objektive Tatbestand spricht also auch in diesen« Punkt für Selbstmord, ohne allerdings gegen Mord zu sprechen.
Alles, was für de«« Mord bisher vorgebracht ivnrde, sind psychologische Hypothesen, und das gilt nicht nur von den Angaben der nationalistischen Presse, sondern auch von den spaltenlangen Erörternngen, die Iau res seit einer Woche jeden Tag den Lesen: seiner „Humanite" vorsetzt. Nach Jaures ist Syveton das Opfer eines 'Familienkomplotts geworden, in dessen Mitte die von Eifersucht getriebene Frau und der von Haß rasend gemachte Schwiegersohn des Toten stehen. Handelte es sich in der Treyfus-Affaire, in der Jaures seine Feder so mannhaft führte, u«n mehr als um die Zerstörung einer durchsichtigen Legende, in der Affaire Syveton ist kein Menschenleben mehr zu erretten, wohl aber sind möglicherweise noch mehrere zu verderben, und deshalb muß man, ohne ein besonderer Verehrer der Frau Syveton und ihrer Angehörigen sein, doch sage««, daß politische Erwägungen alle««« nrcht genügen, jemanden aus die Anklagebank zu bringen, der es nicht wirklich verdient zu haben scheint. Am besten ist es also, im Gegensatz zu Jaures, zunächst das Ergebnis der gerichtlichen Untersuchung abzuwarten.
Der König von Belgien nnd die Schiedsgerichtsfrage.
Beim Empfang der Abordnungen der staatlichen Körperschaften am Neujahr hielt der König von Belgien eine Ansprache., in der er u. a. ausführte, ein Land sei niemals klein, >venn es vorn Meer umspielt werde. „Mögen die Tätigkeit und Kenntnisse, die in unserem Lande herrschen, hier dauernd eine Stätte finden und aus Belgien ein großes Land machen. Wir stehen", fuhr der König fort, „am Beginn der großen, die Schiedsgerichts- frage betreffenden Bewegung, forme derjenigen der freundschaftlichen Regelung der großen politischen. Streitigkeiten; Belgien steht außerhalb des politischen Wettbewerbs, aber es kann eine große Rolle spielen, dank des Fleißes und de« Intelligenz der Bewohner."
Politische Rnndscha«.
Württemberg. Vom Landtag. Eine Nachricht, daß der Minister des Innern v. Pische k die Beteiligung an den Sitzungen der Gememdeordnungskoni- mission abgelehnt hat, weil er die Anträge des Referenten Slbg. Lieschin g, Bildung von zwei Kollegien von erheblich verschiedener Zahlenstärke, nicht gutheißen könne, bestätigt sich angeblich. Aus dem Schreiben des Ministers an den Vorsitzenden der Kommission, den ritter- schaftlichen Abg. Freiherrn v. Ow, geht außerdem unzweideutig hervor, daß der Minister auch an die Einführung des Proportionalwahlverfahrens bei Gemeindetvahle««, nachdem die Regierungsvorschläge zur Magistrats- Verfassung abgelehnt worden feien, nicht herantreten «««erbe. _———— _
Bayern. Ein Wahlkürtell wurde zwischen den Münchener Freisinnigen, Nativnalsozialen und Demokraten abgeschlossen.
Oesterreich-Ungarn. Gegen die I«reden- tisten. Im Frühjahre sollen alle größeren Orte des Pustertales Garnisonen erhalten. Tiefe Truppen rer st irk- «mgcn gelte,« allgemein als Maßregeln gegen die Jrre- dentisten. _
Frankreich. De« Gouverneur von Jndo- china meldet, das; die Uebergabe der von Siam an Frankreich allgetretenen Ländereien am 2. ds. Mts. sta t t- gefunden hat.
Türkei. Ter Sultan entsendet l800o Mann, 5 Batterien, Schnellfeuergeschütze und 27 000 kleinkalibrige Mausergervehre zur Unterdrückung des Aufstandes in die Provinz deinen.
— Eine deutsche Aktion'? Von deutscher Seit' bewirbt man sich wie ein englisches Facbblatt nnueiii.