hatte der Prmz am Frühstück beim preußischen Gesandten beim pästlichen Stuhl teilgenommen, wobei der Prinz zwischen Merry del Val und dem Fürstbischof Kopp saß. Später besuchte der Prinz den Staatssetretär Merry del Val und besichtigte die Peterskirche.
Berlin, 6. Dezember. Um sich von ihren Liebesschmerzen zu kurieren, sind zwei europäische Fürstensöhne von den Chefs ihrer Dynastie voreinst ein wenig in die weite Welt hinausgeschickt worden. Großfürst Cyrill von Rußland, der sich trotz aller Ermahnungen die Neigung zu seiner schönen Kousine, der Exgroßherzogin Me- litta von Hessen, nicht aus dem Kopfe schlagen will, genießt zur Zeit in Parlermo die zweifel- haften Freuden eines nicht ganz freiwilligen Er- holungsaufenthaltes. Offiziell ist er damit beschäftigt, seine durch die kurze Teilnahme am Kriege in Ostasien etwas erschütterten Nerven wieder ins Gleichgewicht zu bringen. — Mit nicht minderer Zähigkeit hängt Erzherzog Ferdinand Karl von Oesterreich an seinem bekannten Entschlüsse fest, die Erwählte seines Herzens, die Tochter eines bürgerlichen Hofrates, heimzuführen. Im ist vorläufig ein sechsmonatlicher Urlaub „bewilligt" worden, den er im Auslande zubringen wird. Erst nach Ablauf dieser Wartefrist soll die Entscheidung über das Lebensglück des Erzherzogs von der dazu berufenen Stelle gefällt worden.
Konstantinopel, 6. Dezember. Ein Gen- darmeriewachtmeister und ein eingeborener Gendarm wurden in der Umgebung von Ain Mlilah von etwa 100 Arabern umringt und bedroht und machten von der Waffe Gebrauch. Ein Araber wurde getötet, ein and rer schwer verwundet.
Saloniki, 0 . Dezember. Eine starke bulgarische Bande überfiel zwischen Sarvil und Kozani 8 griechische Bewohner der Umgegend und machte sie nieder.
Petersburg, 7. Dezember. Die Revolutionäre bereiten anläßlich des Prozesses über den Mörder Plehwes eine Kundgebung vor dem Justizpalast vor.
Rußland und Japan.
Tokio, 6. Dezember. Dem amtlichen Bericht aus dem Hauptquartier der Belagerungs-
Erscheinung sprachlos an, und Lady St. Just fragte, ob sie Herrn Dorman sehen könne.
„Sie sind wohl die Dame, die Herr Dorman zu sehen wünscht?"
„Leider muß ich Ihnen sagen," fuhr das Mädchen fort, „daß sich Herr Dorman auf dieser Welt nicht mehr besser befinden wird. Ich glaube nicht, daß er noch viele Stunden zu leben hat; aber heute morgen sagte er mir, er könne nicht sterben, ehe er Sie noch einmal gesehen."
Vioien folgte der Wärterin die Treppe hinauf in ein großes, Helles, hübsch möbliertes Gemach. In der Mitte desselben befand sich das Bett, in welchem der Kranke lag. Sie sah das bleiche, abgezehrte Antlitz, auf dem schon die Schatten des Todes ruhten.
„Vivien," flüsterte der Sterbende, „sind Sie endlich gekommen, endlich? Ich habe solch lange traurige Stunden auf sie gewartet — und der Tod steht an meiner Seite — aber er wollte seine Hand nicht auf mich legen, bis ich Sie noch einmal gesehen."
Vivien nahm seine kalten Hände in die ihrigen und sagte dann bewegt:
„Mein armer Gerald!"
„Was liegt an mir," sagte der Kranke schwach. „Erzählen Sie mir, Vivien, ob Sie lücklich sind. Ich sehne nach darnach, es zu ören."
„Ich bin glücklich." erwiderte Vivien. „so glücklich, daß mir die Welt als ein Paradies erscheint."
„S'e werden mich Haffen, Vivien, wenn ich es Ihnen sage — Sie werden vielleicht meinen Namen fluchen; aber ich liebte Sie so sehr, daß ich beschloß, Sie müßten glücklich werden, einerlei, was es mich koste, wie sehr ich leiden oder sündigen müsse. Kein Opfer wäre mir zu groß gewesen."
„Aber Gerald," fragte sie, und dieselbe ent» schliche Angst bemächtigte sich wieder ihrer, „was ist es — was haben Sie getan?"
armee vor Port Arthur zufolge scheinen die Japaner die Eroberung des 203-Meter-Hügels ausnutzen zu wollen, indem sie dort Schiffsgeschütze aufstellen, deren Feuer es den russischen Schiffen unmöglich machen wird, sich länger unter dem Schutze des Forts von Paiynschan zu halten. Unter dem 3. Dezember wird aus dem Hauptquartier gemeldet: Unsere SchiffS- geschütze beschießen die feindlichen Schiffe. Die Pobjeda wurde sechsmal getroffen, ein Schiff von der Klaffe des Retwisan sogar achtmal, 16 weitere Schüsse trafen die anderen Schiffe. Weiter wird gemeldet, daß am 5. Dezember die Beschießung fortgesetzt wurde und die Pobjeda siebenmal, die Poltawa und der Retwisan elfmal getroffen wurden.
St. Petersburg, 6. Dezember. In einem Telegramm des Generals Ssacharoff an den Generalstab heißt es, daß große Kälte herrsche, daß die Truppen aber dank der warmen Kleidung und der geheizten Erdhütten nicht darunter leiden. Bisher sei niemand erfroren. Der Geist der Truppen sei noch ausgezeichnet.
Berlin, 6. Dezember. Aus Warschau meldet die Voss. Ztg.: Die unerwartet verkündete Verfügung einer zweiten Mobilisierung ruft hier starke Erregung und Unruhe hervor.
Verschiedenes.
Der kluge Bürgermeister. Beim Abstecken einer Kleinbahn im Odenwald ermahnte, wie der Franks. Generalanz. berichtet, der Kreisrat einen der dortigen Bürgermeister mit den Worten: „Herr Bürgermeister, geben Sie mir den Winter-über ein wenig acht, daß keiner von den Pfählen wegkommt." Beim nächsten Besuch fragte zunächst der Kreisrat nach den Pfählen, die, wie er mit Erstaunen feststellte, bis auf den letzten verschwunden waren. „Ja, wisse Se", erwiderte das dienstfertige Ortsoberhaupt, „i hob se durch de Ortsdiener uff's Rothaus bringe lasse!"
Ju der Jnstruktionsstunde. Den Begriff „Sozialdemokraten" erklärte der alte Sergant S. den Rekruten: „Also, das sein Kerle, die ihre Sache nicht machen, sie wollen nicht, wie sie sollen, sie schreien und toben, schlagen die Fenster ein und machen Krach, und
„Haffen Sie mich nicht, Vivien. Neigen
Sie Ihr Ohr zu mir herab, daß ich es leise flüstere, Vivien — Oswald ist nicht tot — er lebt!"
Mit einem markerschütternden Schrei fuhr Vivien zurück, mit einem Schrei, so schrill, so voll Verzweiflung, daß der Sterbende sich beunruhigt dadurch fühlte.
„Wo ist er?" fragte sie.
„Ich übergab in der besten Schule, die ich finden konnte — der Anstalt Doktors Lesters von Hammer mith. Er führt den Namen Henry Dorman. Es ist ihm nichts abgegangen, Vivien, es hat ihm nichts gefehlt. Sie glauben dies, Vivien?"
„Gewiß," erwiderte sie. „Aber es war ein grausamer Betrug."
„Ich tat es nur, weil ich Sie nicht leiden sehen konnte," flüsterte Gerald. „Ich hatte die beste Absicht dabei. O, verzeihen Sie mir, Vivien!"
Er streckte ihr die weißen, abgezehrten Hände entgegen.
Vivien erhob sich rasch und rief die Wärterin herbei.
„Ich fürchte, Herr Dorman ist schlimmer geworden," sagte sie.
Die Wärterin blickte ihn an und flüsterte:
„Er stirbt, Madame."
Jetzt öffnete Gerald noch einmal die Augen und heftete den Blick fest auf Vivien. Sie sah, daß seine Lippen sich bewegten und neigte sich über ihn.
„Ter Knabe muß nach Laneewood zurückkehren," sagte er, mühsam nach Atem ringend. „Versprechen Sie es."
Sie gab keine Antwort.
„Versprechen Sie es," wiederholte er, und ehe sie etwas erwidern konnte, war Gerald Dorman verschieden.
„Sehr rasch ging eS noch zuletzt," sagte die Wärterin.
Tränen verdunkelten ihre Augen, noch einen
einen Kaiser dllu sie cill i'ül. Aln, dcß ihr euch nicht untersteht! Na. ihr kennt bloß den Herrn Rittmeister noch nicht. Der würd' euch schön auf den Kopf kommen! — Nun Kaczmarek, wiederhole mir nochmals, was sind Sozialdemokraten?" Kaczmarek: „Herrn Rittmeister auf Kopf kommen!" — S.: „Richtig!"
Ein Hotel für Frauen. In Newyork gibt es ein Hotel, das ausschließlich für Frauen bestimmt ist, und zwar für solche, die geschäft- lich tätig sind, oder nur gelegentlich in Newyork zum Besuch weilen. Das „Martha Washing» ton-Hotel", so nennt es sich, kann über 400 Personen aufnehmen. Die Preise betragen 4 Mk. täglich und darüber. Für ständige Bewohnerinnen, die möblierte oder unmöblierte Zimmer haben können, werden besondere Preise vereinbart.
Die Eisenbahn vom Kap bis Kairo.
Aus London wird berichtet: Die Weiterführung der Eisenbahn vom Kap bis Kairo zu einem Punkte, der 350 englische Meilen nördlich vom Zambesi liegt, wurde am Mittwoch beschlossen.
Sir Charles Metcalfe, der die Arbeiten am Zambesi leitet, berichtet, daß die Linie nördlich von den Viktoriafällen, schnelle Fortschritte macht, und man erwartet, daß zu Anfang des nächsten Jahres die Eisenbahn bis Kalomo, dem Verwaltungszentrum von Nordwest-Rordwest-Rho- desia (Barotseland) fertiggestellt sein wird. Im Juni war die Eisenbahn bis zu den Viktoriafällen fertig; Kalomo liegt 100 englische Meilen weiter nördlich.
Ein Scherzwort des Papstes. Rom
ist gegenwärtig anläßlich der marianischen Feierlichkeiten voll von Bischöfen und Prälaten auS allen Teilen der Welt. Aus Deutschland sind nun auch der Bischof Benzler aus Metz und Schneider aus Paterborn eingetroffen. Den letzteren begrüßte der Papst als „Bruder". Verdutzt sagte der Angesprochene: „Wieso, heiliger Vater?" — „Nun," antwortete der trapst, „ich heiße auch Schneider (Sarto), nur in italienischer Sprache."
Rätselecke!
Auflösung des Rätsels aus Nr. 143:
Kamm — Hamm — Lamm — Damm.
Blick warf sie auf das stille, bleiche Antlitz und verließ dann das Zimmer.
„Er ist tot, Joan," sagte sie zu ihrer Zofe, als sie die Drösche wieder bestiegen — „er ist tot!"
Als Vivien zu Hause ankam, war ihr Gatte abwesend und sie war froh, daß sie Zeit Hatte, ihre Fassung wieder zu gewinnen.
„Adrian," sagte sie, als Lord St. Just zurückgekehrt war, „hast Du ein paar Minuten Zeit für mich? Ich habe Dir etwas zu sagen."
„Die Ankleideglocke hat zwar bereits geläutet, aber ich stehe Dir ganz zu Diensten," erwiderte er.
„Du erinnerst Dich Herrn Dormans, meines Vaters Sekretär? Du Haft mich oft von ihm sprechen hören?" begann sie mit leiser Stimme.
„Gewiß," antwortete Lord Just.
„Ich erhielt heute einen Brief, der mir meldete, daß Gerald Dorman am Sterben liege und mich zu sehen wünsche." Sie sprach leise und hastig mit abgewandtem Antlitz. „Ich suchte seine Wohnung auf — er starb vor meinen Augen."
„Der arme Gerald Dorman hat einen Verwandten, einen Bruder, und dieser ist in Rouen. Willst Du nicht Sorge tragen, daß Gerald ein passendes Begräbnis hat?"
„Ich werde als Hauptleidtragender dem- ' selben beiwohnen," sagte der hochherzige Edel- ' mann. „Dies wird Dir wohl tun, Vivien?"
Langsam und traurig trat sie auf ihn zu und küßte ihn.
Geralds Begräbnistag war einer der traurigsten in Viviens Leben; er war ihr ein so treuer Freund gewesen, der letzte aus ihrer sonnigen Vergangenheit. »
(Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag der Beruh. Hosmann'schen Buchdruckerei in Oildhad. Für die Redaktion verantwortlich. E. Reinhardt daselbst.