wird sich die bis jetzt nie erreichte stattliche An­zahl von 2 400 Turnern an den allgemeinen Stabübungen am Sonntag nachmittag beteiligen.

Biberach, 18. Juli. Eine Ueberraschung im Bade. Gestern wurde ein 12 Jahre altes Mädchen, das badete, unversehens von einer Flintenkugel in den Hals getroffen. Ein Kut­scher wollte nach Spatzen schießen und traf dabei unglücklicherweise das Kind. Bei Wahr, nehmung des angerichteten Unheils zog der Täter das verletzte Kind aus dem Wasser. Indes konnte die Kugel noch nicht gefunden werde».

Ulm, 19 Juli. Der preußische Krieqs- mimster, General v. Einem, trifft morgen früh hier ein und steigt im russischen Hof ab. Der Zweck seines Besuchs wird erst an Ort und Stelle bekannt.

Gmünd, 16. Juli. Zum Kapitel Sub- Missionsunwesen bringt dieRemsztg." folgenden interessanten Beitrag: Bekanntlich wurden die Glaserarbeiten am Neubau des hies. Schullehrer­seminars einem Stuttgarter Lieferanten vergeben. Eine Genugtung bildet es nun 'den damals verschnupften Meistern, daß vor einigen Tagen dem fraglichen auswärtigen Geschäft ein großer Teil Fenster als nicht meistermäßig ausgeführt zurückgeschlagen wurde, so daß ein größerer Verlust unvermeidlich ist. -

Friedrichshafen, 17. Juli. Endlich glückte es dem Luftschiffer Leitz, seinen wieder­holt geplanten Aufstieg heute abend von hier aus auszuführen. In südwestlicher Richtung fuhr Leitz mit seinem BallonDolfe", einem gewöhnlichen runden Ballon ohne Korb, quer über den Bodensee nach der Schweitz. Das Königspar sah von der MotoryachtKondwira- mur" dem Aufstieg von See aus zu.

Tages-Nachrichten.

Von der Bodenseegegend, 17. Juli. Die Weinstöcke sind bis heute von jeder Krank- heit frei. Bespritzt wurde mit Kupferkalklösnng fast überall zum zweitenmal. Trauben sind durchschnittlich */s bis V« weniger als wie voriges Jahr, dieselben sind aber größer, gesund und beinahe ausgewachsen. Die Blüte ging schnell vorbei, deshalb konnte der Sauer- oder Heuwurm wenig Schaden bringen. Wenn die Witterung so günstig für den Weinstock bleibt,

Rnstere Mächte.

Novelle von Conrad vom Walde.

Nachdruck verboten.

Mein gnädiges Fräulein", entgegnete Wladimir,dazu wird Ihre, die Kraft eines schwachen Weibes, nicht ausreichen."

Ich werde selbst Nihilistin."

Ach nein, Nadine, das werden Sie nicht. Verzeihen Sie, bei diesen Menschen herrscht das Gesetz der freien Liebe. Ziehen Sie daraus die Schlüsse auf ihre Zukunft."

Sie errötete abermals, aber sie erklärte: Ich will es versuchen trotz alledem."

O, gnädiges Fräulein, nie! Haben Sie nicht Verwandte, zu denen Sie reisen könnten?"

Nadine schüttelte den Kopf.

,Ich würde keine Ruhe haben, mein un­glücklicher Vater stände mir stets vor Augen."

Wladimir ließ den Kops sinken.

Wo die Leidenschaft einmal den Sieg in der Seele erstritten hat, hält es schwer, sich selbst zu besiegen, obwohl dieses der höchste Triumps ist, den die Philosophie feiert.

Fkunzt Kohlen zu sammeln, auf'« Haupt des eibitterteu - ,, F,indes,^

v:rrl!che Weisheit, Du lehrst, wie sich der Edele rächt.

Wenn Sie wüßten, wenn ich reden dürste."

Reden Sie," gebot Nadine.

.Nein," entschied Wladimir,auf die Ge- fahr hin, Sie zu verlieren, Nadine; ich kann "ur beraten, als Freund nur warnen."

Kommen wir zu Ende," siel sie ihm in die Rede,wir wollen beide nochmals überlegen."

Er neigte zustimmend das Haupt und ging. M liebsten natürlich wäre er ihr zu Füßen Mauen, ihr seine heilige reine und unwandel- dare Liebe zu gestehen. Aber war dieses jetzt Much, nachdem ihr Herz durch des Rittmeisters «Obest Roheit so schwer verwundet, ihr der Mer entrissen worden war? Nein, er wollte

wie bisher, so berechtigen die Hoffnungen auf einen frühen und guten Herbst.

Heidelberg, 18. Juli. Am Samstag mittag löschten zwei Maurerlehrlinge an einem Neubau in der Römerstraße Kalk ab und fielen in die Grube, wobei sie sich schwer verbrannten. Der 16 Jahre alte Fath aus Waldhilsbach ist bereits im akademischen Krankenhause gestorben. An dem Aufkommen des 17 Jahre alten Rohr­mann wird gezweifelt.

Berlin, 19. Juli. Aus Budapest wird dem Berliner Tageblatt gemeldet, daß nach be­stimmt auftretenden Gerüchten die Gräfin Montignosa, die frühere Kronprinzessin von Sachsen, in den nächsten Tagen in Tatra-Fuered eintreffen, um ihre Kinder zu sehen. Der Kronprinz von Sachsen werde während der Anwesenheit der Gräfin einen Jagdausflua unternehmen.

Drontheim, 19. Juli. Die Hohenzollern mit dem deutschen Kaiser an Bord ist heute abend hier eingetroffen. Zur Begrüßung seiner Majestät begaben sich der deutsche Konsul Jen- sfen und der Kommandant der Festung und Oberstleutnant Björnson an Bord. Die Stadt und die im Hafen liegenden Schiffe tragen reichen Flaggenschmuck.

Niederlande. Die erste Kammer aufge­löst. Die Regierung hat die Auflösung der 1. Kammer der Generalstaaten wegen Ablehnung der Unterrichtsvorlage durch dieselbe beschlossen. Die Neuwahlen finden Mitte August statt. Die neugewählte 1. Kammer soll am 20. September zusammentreten.

Die Cholera in Persien. Aus Teheran eingetroffene Nachrichten besagen, daß die Cholera dort erschreckende Ausdehnung gewinnt. Die Europäer flüchten aus der Stadt ins Ge­birge. Die Zahl der täglichen Todesfälle soll bis 900 betragen. Die Toten bleiben vielfach auf der Straße liegen. In Mandschil Enseli ist eine 5tägige Quarantäne angeordnet. Es herrschen dort schlimme Zustände, da es an Lebensmitteln fehlt. Die dort festgehaltenen Personen nächtigen im Freien. Da die Ausfuhr von Früchten und Gemüsen eine Einschleppungs­gefahr bedeutet, sperrte die russische Verwaltung bei Astara die Grenze für Reisende und Waren. In Dschulfa ist eine Quarantäne auf Herkünfte ans Täbris angeordnet.

schweigen und zu einer geeigneteren Zeit über seine Gefühle reden.

Der nächste Tag aber brachte schon eine unerwartete Wendung, einen Brief, welcher mit achttausend Rubeln in Papier beschwert war und nichts als die Worte enthielt:

Leben Sie wohl! Ihre Freundlichkeit und Aufopferung bleiben unvergessen.

Nadine von Sulkowsky "

Suschu hatte sich eines Schreibens mit zweitausend Rubeln und einigen verbindlichen Abschiedsworten zu erfreuen; er war damit ent­lassen.

Der treue Diener berichtete es Wladimir in der Frühe des Tages.

Wann ist sie ab gereist?" fragte jener.

Diese Nacht."

Wissen Sie wohin?"

Nein."

Wladimir sandte ihn nach dem Fahrkarten­schalter der Eisenbahn, wo Suschu den Bescheid erhielt, die betreffende Dame habe eine Fahr­karte nach St. Petersburg gelöst.

Wladimir nickte.Ich dachte es mir. Suschu, wollen Sie fortab in meinen Dienst treten?"

Ach, mit tausend Freuden, Herr Engelbrecht."

Gut, heute noch reisen wir nach St. Pe­tersburg."

Es war die schönste Zeit des Jahres, als Wladimir die Kaiserstadt zum zweitenmale be­trat. Er ließ Suschu für eine Wohnung sorgen, welche derselbe auch in der Petrowna-Perspektive fand, er selbst wendete sich sogleich an ein Privat- Auskunftsbureau. Wochen vergingen schnell, und Nadine wurde nicht gefunden; es war gerade, als ob der Erdboden Sie verschlungen habe.

So geriet Wladimir eines Tags nach Peters­hof und in ein Kaffeehaus, wo ihm ein Herr entgegentrat, welcher ihn neugierig musterte, den er wiederum ebenso neugierig anblickte, weil er sein getreuer Doppelgänger war.

Paris, 19. Juli. Obwohl die Temperatur gestern aus 33 Grad im Schatten herabge­gangen ist, waren wieder 27 schwere Fälle von Hitzschlägen gemeldet, wovon 6 tötlich verliefen. Auch Fälle geistiger Erkrankungen wurden ver­zeichnet. Heute ist die Temperatur wieder gestiegen.

Paris, 19. Juli. Die Polizei verhaftete zwei raffinierte Mädchenhändler an Bord eines für Amerika fahrbereiten Dampfers.

Paris, 19. Juli. In Cluses veranstalteten streikende Uhrmacher eine Kundgebung vor einer Fabrik, aus welcher geschossen wurde, wobei 4 Arbeiter getötet und 25 verwundet wurden. Hierauf griffen die Arbeiter vie Fabrik an und steckten sie in Brand.

London, 19. Juli. Im Unterhaus fragte Mc. Neill (Jrisch-Nat.) an, ob die Regierung die Erfüllung deS Wunsches KrügerS gestatten werde, seine Leiche in der Transvaaler Familien­gruft zu beerdigen. Minister Balfour erwiderte, falls ein diesbezügliches Gesuch eingehe, welche die Regierung ihr möglichstes tun, ihm zu willfahren.

Petersburg, 17. Juli. Der Vizegouver­neur des Gouvernements Jelissawetpol, Andrejew, ist heute abend in Agdschakent ermordet worden.

Rußland und Japan.

London, 19. Juli. Wie dem Reuterschen Bureau aus dem Hauptquartier des japanischen Generals Kuroki über Fusan vom 18. Juli mitgeteilt wird, haben die Japaner am 15. Juli in einem Gefecht am Mutienpaß 300, die Russen 2 000 Mann verloren. Die Japaner seien eine Brigade und ein Batailon stark g«. wesen.

Petersburg, 19. Juli. Auf eine An­frage in Liaujang über die Verluste der Japaner in dem Kampf am 11. Juli vor Port Arthur wird gemeldet, daß positive Nachrichten nicht vorliegen. Ein Berichterstatter in Liaujang erhielt aus Port Arthur einen Brief folgenden Inhalts: Wir vertrauen hier General Stöffel. Seine Zuversicht auf den Sieg teilt sich allen Truppen und der Bevölkerung mit. General Flock, der gegenwärtig auf den anderen Posi­tionen trotz des Andranges der Japaner auS- hält, schiebt dadurch auf lange Zeit die Blockade Port Arthurs hinaus. General Kondratjew

Wetter," dachte er,sollte es Vetter Wal­demar sein?" Kurz entschlossen redete Wladimir ihn an und nannte seinen Namen.

Der andre zog ihn sofort beiseite.Reden Sie, sind Sie Paul Engelbrechts Sohn?"

Ja, ja "

So sind wir Vettern."

Himmel, welche Fügung!"

Die sich durch unsre große Aehnlichkeit hinreichend erklärt."

Wir sollen uns schon in der Jugend ähnlich gesehen haben."

Meine Mutter redete oft davon."

Lebt meine Tante noch?"

Ein . Zug der Trauer, aber auch des Hasses entstellte das schöne Gesicht Waldemar Engel­brechts als er entgegnete:

Du weißt wohl Vetter, daß mein unglück­licher Vater mit dem Deinigen den Leiden dkr Bergwerksarbeit in Nertschinsk erlag, vor ihm schon meine Mutter Marfa. Ich wurde in eine Reichs-Weisenanstalt gebracht, dann gen Kursk."

Wo Du Nihilist wurdest."

Er hatte es ihm leise ins Ohr gesprochen.

Waldemar Engelbrecht wurde leichenblaß und fragte dann:Woher weißt Du?"

Ich wurde mit Dir verwechselt."

Waldemar seufzte.

Du fühlst Dich unglücklich?" fragte Wladimir.

Offen gestanden, ja."

Da ist zu helfen. Komm mit mir auf meine Wohnung."

Waldemar gehorchte. Unterwegs teilten sich die beiden Vettern weiteres mit, und so wurd Borikows Name genannt.

Waldemars Gesicht verfinsterte sich.

Weißt Du, wer dieser Borikow ist?"

Nein."

Ein Haupt der Nihilisten."

Das dachte ich mir."

Mein Verderber und böser Geist."