Rgl. Lurtheater.

Direkt.: Jntendanzrat Peter Liebig. Dutzendkarten giltig.

Samstag den S. Juli 1304.

29. Vorstellung.

Uoltzuust

Lustspiel in 4 Akt. v. Th. v. Trotha.

Sonntag den 10. Juli 1804.

30. Vorstellung.

Oer Z.3.ud äsr kLdiusrirmöu

Schwank in 4 Akten von Franz und Paul v. Schönthan.

Montag den 11. Juli 1304.

31. Vorstellung.

Iler 8trolli

Drama in 3 Akten v. Max Halbe.

Stand esbnch-ChronikderStadtWildbad

vom so. Juni bis 8. JuU 1804

Geburten.

4. Juli. Seitz, Christian August, Fuhrmann in Christofshof, 1 Tochter.

4. Juli. Eitel, Karl Friedrich, Holzhauer hier 1 Sohn.

Aufgebote.

4. Juli. Beuchel, Johann Ernst Woldemar

Büchsenmacher in Straßburg und

Rath, Anna Klara hier.

Eheschließungen.

2. Juli. Schraft, Johann Heinrich, Bäcker

und Täglöhner in Christosshof und

Kopp, Sofie, Poliseuse von Niesern.

Gestorbene.

1. Juli. Kunz, Marie Sofie von Vellberg, Tochter des Gipsarbeiters Georg Kunz in Vellberg, 3 Jahre alt.

Aus Stadt und Umgebung.

* Laut Inserat in letzter Nummer fand am Donnerstag nachmittag '/-4 Uhr ,auf der Bruck­wiese beim kühlen Brunnen eine Feuerlvschprobe mit dem wirklich praktischen Feuerkösch-Apparat Minimax" statt. Es hatte sich hierzu ein zahlreiches Publikum eingefunden unter anderen leisteten auch sehr viele Kurgäste der Einladung folge. Die Probe wurde an 3 verschiedenen Objekten vorgenommen, einer Holzpyramide und einem Bretterschlauch, beides mit Teer und Erdöl reichlich getränkt, sowie einem Teerfeld. Diese Objekte wurden nacheinander in Brand gesetzt und jeder kann sich vergegenwärtigen, welches Flammenmeer und starken Rauch diese Materialen entwickelten. Nachdem das Feuer seinen Höhepunkt entwickelt, ging der Veranstalter der Probe mit seinem Apparate vor und so unglaublich es klingt binnen wenigen Se­kunden war das Feuer total gelöscht. Der Beweis für die Leistungsfähigkeit dieses Ap­paratsMinimax" war glänzend erbracht, das Resultat in allen 3 Fällen ein geradezu staunen­erregendes; es herrschte nur eine Stimme des Lobs. Dabei ist die Handhabung des Apparats und letzterer selbst bei aller Solidität derart einfach, daß er von einem Kinde bedient werden kann. Nach Schluß der Vorführung erklärte der Vertreter den Anwesenden die Einzelheiten des eine konische Form zeigenden handlichen uud ein gefälliges Aeußere aufweisenden Ap­parats. Der Inhalt ist in Wasser aufgelöstes Natron sowie Salzsäure. Der Apparat selbst besteht aus verbleitem Eisenblech, die Armatur etc. aus Zinkguß. Diese Salzsäure befindet sich in einer verschlossenen Glastube und diese wiederum in einem durchlochten Metallzylinder, während am Kopfe des Apparats über dieser Glastube ein beweglicher auf diese Tube einmündender Knopf angebracht ist. Durch einen kurzen Schlag auf diesen Knopf wird nun die Glas­tube zertrümmert und die darin enthalten ge­wesene Salzsäure entleert sich darauf in die Natronlösung, wodurch eine Art Kohlensäure­verbindung entsteht, die einen Druck von 3 bis 5 Atmosphären ausübt und. einen etwa 15 Meter langen, dem Inhalt entsprechend an­dauernden Strahl erzeugt. Die Lösung selbst ist ganz ^ungefährlich, wie auch der Apparat unter Garantie auf 10 Atmosphären Ueberdruck geprüft ist. Die Füllung ist unbegrenzt haltbar, ein Nachfüllen jederzeit leicht und rasch möglich.

Ein Apparat Nr. 1 mit 3 Liter Inhalt kostet 32 Mk., Apparat Nr. 2 mit 6 Liter Inhalt 40 Mk., mit je zweis? Füllungen. Die Gesellschaft verpflichtet sich, Füllungen, die zum Löschen eines Schadenfeuers verwendet werden, gratis zu ersetzen und die Apparate von Zeit zu Zeit regelmäßig zu kontrollieren. In Brandfällen, die zeitig entdeckt werden, ist der Apparat unbezahlbar; namentlich bei Zimmer-, Stall- und dergl. Bränden, also in abgeschlossenen Räumen, soll die Wirkung des Minimax" eine noch viel raschere sein, als bei Löschversuchen im Freien. Ein eminenter Vorzug besteht auch darin, daß der Strahl aus dem Apparat den bedeutendsten Rauch sofort niederschlägt und auflöst und es dadurch ermöglicht, das Feuer ohne Verzögerung an der Ausbruchstelle selbst zu löschen. Dieser Apparat kann Geschäftsleuten wie Privaten nicht dringend genug empfohlen werden, es ist ein zuverlässiger, nie versagender, tadellos funktionierender Freund des häuslichen Herds und bedingt eine nur einmalige An­schaffung, da in Brandfällen verwendete Füllungen, wie gesagt, gratis ersetzt werden.

r. Erfrischende Getränke in der heißen Jahres­zeit sind unentbehrhich bei Ausflügen, Fußtouren und anderen sportlichen Veranstaltungen. Jeder, der unter den sengenden Strahlen der Julisonne eine tüchtige Fuß- oder Rad-Tour auf staubiger Chaussee gemacht hat, wird wissen, mit welcher Freude es der Tourist begrüßt, wenn in der Ferne die Dächer eines Wirtshauses auftauchen. Und wenn er dann erst in schattiger Laube bei einerkühlen Blonden" sitzt, dann wird er den Wert eines solchen Erfrischungsgetränkes erkennen und merken daß derFabrikant" des Svruches So ein frischer kühler Trunk, macht doch lebens­froh und jung" sehr recht hat. Es gibt ja allerlei erfrischende Getränke, von denen wohl jeder Leser eine Anzahl aus eigener Erfahrung in angenehmer Erinnerung haben wird. Vielen jedoch dürfte es nicht bekannt sein, daß man auch von Kirschen, deren Reifezeit ja jetzt da ist, eine sehr erfrischende und wohlschmeckende Bowle Herstellen kann. Die Kirschbowle hat auch noch den besonderen Vorzug, daß infolge ihrer Zu­bereitungsweise ein reichlicher Genuß erlaubt ist, ohne daß man üble Folgen zu befürchten braucht, da sie ohne jeden Zusatz von Alkohol angesetzt wird. Das empfehlenswerte Getränk wird nach folgendem Rezept gebraut: Man wasche ein Pfund reife Kirschen, entferne die Kerne und lege die Früchte in eine tiefe Schüssel oder Terrine. Ein Viertelpfund Würfelzucker, etwas Zitronenschale und ein Liter kochendes Wasser wird hinzugefügt; die Kirschen läßt man in dieser Saue vier bis fünf Stunden ziehen, dann ist das Getränk gebrauchsfertig. Wir möllerst dann noch unseren Hausfrauen einen Gefallen tun, und ihnen das Rezept eines englischen Er­frischungsgetränkes verraten, das außerordentlich wohlschmeckend und erfrischend und auch sehr einfach herzustellen ist. Man nimmt zunächst drei große Zitronen, schält diese und schneidet sie in Scheiben. Dieselben werden dann mit! Zucker dicht bestreut in eine Schüssel gelegt. Hierauf gießt man Rotwein darüber, deckt die Mischung gut zu und läßt sie vier Stunden stehen. Vor dem Gebrauch fügt man dann noch eine Flasche Selter und einige rohe Gurken­scheiben hinzu.

Pforzheim, 7. Juli. Auf dem hiesigen Bahnhofe, beim Brettener Bahnübergang, fand gestern früh ^9 Uhr ein Brieftaubenausflug statt. Die Brieftauben waren in fünf Körben von Ingolstadt in Oberbayern hierher befördert worden, um für die Tour Pforzheim-Ingolstadt trainiert zu werden. Die Tauben wandten sich geschlossen sofort ostwärts, nur vereinzelte trennten sich von dem Fluge und kreisten einige Zeit umher.

Rundschau.

Ofterdingen, 5. Juli. Die Kgl. Staats­anwaltschaft Tübingen erläßt in der Blutaffaire einen neuen Steckbrief. Nach demselben wird als verdächtig nunmehr verfolgt: der Schuh­macher Karl Friedrich Pauli aus Rohracker, OA. Cannstatt. Der Verdächtige legt sich den Namen Paul Dorn, Schuhmacher aus Augsburg mit Vorliebe bei.

Calw, 5. Juli. Die Stadt hat mit eittem Aufwand von 2500 Mk, ein städt. Flußbad er­stellen lassen.

Ulm, 7. Juli. Die städtischen Kollegien sprachen heute die Geneigtheit zur kostenlosen Abtretung von 10 Morgen Grundstücken für eine Bahn von Ulm nach Thannheim aus, setzen aber voraus, daß auch die übrigen beteiligten Gemeinden sich zu unentgeltlichen Grundabtret- ungen herbeilassen. Gestern abend gegen lv Uhr ließ sich ein Pionier des hiesigen Bataillons auf der Heidenheimer Strecke vom Zug über­fahren. Er war sofort tot.

Stimpfach, 6. Juli. Ertrunken. Der seit gestern abend vermißte ca. 80 Jahre alte Ausgedinger.^ Blank von hier wurde heute morgen tot in der Jagst aufgefunden. Ob ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, wird die Untersuchung ergeben.

Ellwangen, 7. Juli. Von dem Post­wagen, der um 6 Uhr von hier nach Tann- Hausen fährt, wurde bei Zebingen eine ältere Frau überfahren: sie war sofort tot. Den Postillon trifft keine Schuld.

Oehrirrgen, 7. Juli. Verhaftung. Vor­gestern wurde in Obersöllbach vom hiesigen Stationskommandanten und einem Landjäger nach vorausgegangener Haussuchung der 18- jährige Metzgergeselle Gottfried Wollmershäuser von Obersöllbach wegen verschiedener in Dill- Weißenstein, zum Teil auf erschwerte Weise verübten Diebstähle, verhaftet und von, Kgl. Amtsgericht hier in Untersuchungshaft genommen.

Tages-Nachrichten.

Baden-Baden, 4. Juli. Gestern abend starb hier infolge einer Blutvergiftung Schreiner Heinrich Burkhard. Der Verstorbene hatte sich in Ausübung seines Schreinerhandwerkes durch einen kleinen Spreisen eine unbedeutende Ver­letzung zugezogen. Am folgenden Tage polierte er Möbel, es geriet Politur in die Wunde und erzeugte eine Blutvergiftung, die gestern den Tod des Bedauernswerten herbeiführte.

Karlsruhe, 8. Juli. Infolge eines In­sektenstiches gestorben ist dieser Tage ein 56 Jahre I alter Wagenwärter. Derselbe wurde am Arm von einem Insekt gestochen und schenkte der kleinen Anschwellung keine Beachtung. Als nach einigen Tagen der Arm anschwoll und ein Arzt zu Rate gezogen wurde, war es schon zu spät. Trotz mehrmaliger Operation starb der noch rüstige Mann an Blutvergiftung. Erhängt hat sich auf dem Speicher seiner Wohnung ein in der Weststadt wohnender verheirateter Schlosser.

Ludwigshafen, 5. Juli. Von der Eisen­bahndirektion wurde in Hinsicht auf die letzten Unglücksfälle unterhalb Alsenz, wobei bekanntlich die Frau des Bahnwarts Klein vom Zuge er­faßt und getötet wurde, verfügt, daß Frauen zu Nachtdienst nicht mehr verwendet werden dürfen. Diese Verfügung ist auf die ganze Pfalz ausgedehnt worden.

Zweibrücken, 6. Juli. Im benachbarten Gersheim steckten lautPfälz. Presse" zwei kleine Kinder eine Scheuer in Brand, wodurch fünf landwirtschaftliche Gebäude und ein Wohn­haus eingeäschert wurden.

Stratzburg, 7. Juli. In Waltenheim,

^ Kreis Straßburg-Land, löste sich in einer Gips­grube ron der Decke eine Platte los und ver­schüttete 7 Arbeiter, welche sich gerade unterhalb der Felsplatte aufhielten. Drei Arbeiter waren sofort tot, die übrigen trugen schwere Ver­letzungen davon.

Nürnberg, 6. Juli. In dem Dorfe Speikern unweit Lauf hat ein Bauer seine Stiefschwester 16 Jahre lang in einer Kammer seines Hauses gefangen gehalten. Er hatte seiner Zeit ausgesprengt, daß das Mädchen nach Amerika ausgewandert sei Infolge einer Denunziation sah sich die Gendarmerie zur Er­mittelung veranlaßt und fand das Mädchen, wie die Frks. Ztg. meldet, vollständig verwahrlost, zum Skelett abgemagert, eine Beute des Unge­ziefers. Es mußte in das Krankenhaus gebracht werden.

München, 7. Juli. Der Landesverband katholischer bürgerlicher Vereine wird ähnlich wie das rheinländische Zentrum, jetzt Partei- briefverschlußmarken L 2 Pfg. ausgeben. Der Erlös für die Marken kommt den Partei­organisationen zu gute. Die Marken zeigen in lichtblauem Druck den Zentrumsturm, über dem die Kreuzesflagge weht. Darunter steht:Für Wahrheit, Freiheit und Recht!" (??)