lichem Ausgang und wegen Verleitung zum Meineid zu l'/s Jahren Zuchthaus.

Breslau, 2- Juli. Ein neues Fünf-Mark­stück wird nach der Schles. Ztg. geplant mit demselben Feingehalt, demselben Mischungsver­hältnis wie das gegenwärtige, also auch von dem gleichen Gewicht, nur etwas kleiner und dafür dicker.

Kiel. Wie wir erfahren, hat die deutsche Industrie in derKieler Woche" einen Erfolg von besonders wichtiger Bedeutung erzielt. Die Gebr. Körting, A.-G., Körtingsdorf-Hanover, erhielt mit ihrem ventillosen Automobil-Motor von 15,8 ?8 Leistung, welcher in ein Boot ein­gebaut war, den ersten Preis für diese Boots- klaffe. Dieselbe Firma erhielt für einen Motor von 25 ?8 derselben Type, welcher direkt mit einer Dynamo gekuppelt war, auf der Spiritus- Ausstellung in Wien den ersten Staatspreis mit goldener Medaille. Von sachverständiger Seite (Zeitschrift für Gasmotorentechnik) wurde dieser Motor als das hervorragenste Stück der betreffenden Abteilung der Ausstellung bezeichet.

Belgrad, 4. Juli. Die Krönung des Königs Peter findet am 21. September statt. Die übrigen Feierlichkeiten beginnen hier am 24. September.

Paris, 4. Juli, der Kessel einer Lokomotive, welche im Schuppen in der Nähe des Bahnhof St. Lazere stand, explodierte heute vormittag. Sechs Personen erlitten erhebliche Verletzungen.

Washington, 3. Juli. Ein Beschluß der Marine-Inspektion schlägt in Anbetracht dessen, daß Torpedoboote mit 30 Seemeilen Geschwin­digkeit leicht Unglücksfällen unterworfen sind, den Bau von Torpedobooten mit stärkeren Maschinen vor, die eine Geschwindigkeit von 25 Seemeilen allezeit und bei jeder Witterung ge­währleisten.

Schiffsunglück des Dampfers Norge".

Wie wir bereits gestern durch Extrablatt meldeten, hat sich auf den Klippen des Nockhall­riffs ein furchtbares Drama auf hoher See ab­gespielt, indem dort derDampfer Norge" auf die Klippen aufstieß und innerhalb kurzer Zeit fast mit Mann und Maus unterging. Der Telegraph meldet zu der Katastrophe noch fol­gende Einzelheiten:

London, 4. Juli. Der DampferNorge" auf der Fahrt von Koppenhagen nach Neuyork wurde am vergangenen Dienstag anscheinend aus dem Kurs gerissen und stieß auf die Klippen des Rockhallriffes, 200 Meilen westlich von den Hebrideninseln (37" 36' nordl. Breite und 13° 45' westl. Länge). Der Kapitän Grundel ließ die Maschine sofort rückwärts arbeiten, der Dampfer hatte aber in der Seite ein so großes Leck, daß das Wasser mit großer Gewalt ein­drang und alles überflutete, sodaß jede Hoffnung auf Rettung schwand. Die acht Boote des Schiffes wurden darauf zu Wasser gelassen, von denen drei an der Bordwand zerschellen. Von den übrigen 5 Booten, die mit Passagieren

gedrängt besetzt waren, gelang es nur zwei, vom Schiffe abzukommen.

Grimsby, 4. Juli. Ein Geretteter der Norge" schildert den Unglücksfall des Dampfers folgendermaßen: Ich saß in meiner Kajüte und wartete auf das Frühstück, als ich einen heftigen Stoß im Schiffe und dann noch einen neuen Stoß verspürte. Ich eilte an Deck und sah, daß irgend etwas Gefährliches passiert sein mußte. Ich stieg hinunter um meine Sachen zu holen. Auf Deck liefen viele Menschen hin und her. Man war im Begriff, Boote herab- zulafsen und ich gelangte in eines derselben. Es herrschte keine Panik. In dem Boote be­fanden sich 45 Personen, ehe ich Hineinstieg. Wir gelangten vom Schiffe weg, da sich in dem Boote ein Mann der Besatzung befand, der zu segeln verstand. Ich sah zwei andere Boote kentern, denn das Wetter war schlecht und keiner von den in den Booten Befindlichen konnte steuern. Wir segelten von dem Unglücks­orte fort und nach 24 Stunden trafen wir den DampferSilvia", der uns an Bord nahm. Viele Menschen sprangen mit Rettungsgürtetn versehen ins Wasser und kamen vor unfern Augen um.

Der heute eingetroffene FischdampferSilvia" hatte 27 Passagiere an Bord, die allein von den an Bord derNorge" gewesenen ca. 800 Personen am Leben geblieben sind.

Kopenhagen, 4. Juli. Der Dampfer Norge" hatte 694 Passagiere an Bord, darunter 79 Dänen, 68 Schweden, 296 Nor­weger, 15 Finnen und 236 Russen.

London: 4. Juli. Die Norge soll, wie man der Franks. Ztg. meldet, auch deutsche Auswanderer an Bord gehabt haben.

Rußland und Japan.

Breslau, 4. Juli. Von der russischen Grenze wird gemeldet: Die Not in den russischen Grenzgebieten ist unbeschreiblich infolge der Aus­fuhr von Lebensmittel sind noch im Grenzge­biete kaum zu haben und schrecklich teuer, da auch der Verdienst der Arbeiter weit unter die Hälfte des früheren Lohnes gesunken ist, sodaß sie sich nicht ordentlich ernähren können und gar vor Hunger und Entbehrungen auf der Straße und an den Wegen sterben.

Tschifu, 4. Juli. Am 26. und 27. vorigen Monats haben kleinere Gefechte um Port Arthur stattgefunden. Die Japaner sind bereits auf 10 englische Meilen an Port Arthur heran­gekommen. Die japanischen Verluste während der Kämpfe sich unbekannt; auf russischer Seite sind sie sehr bedeutend. Flüchtlinge aus Port .Arthur melden, daß zahlreiche Verwundete nach der Stadt gebracht worden sind

Verschiedenes.

Der größte Dampfer der Welt ist die

Baltic", die für dieWhite Star Line" von Meffrs. Harland und Wolfs gebaut worden ist und jetzt ihre Probefahrt von Belfast aus ange- treten hat. Der Bruttotonnengehalt derBaltic"

befreit worden waren, hatte man das Werk vollbracht. Mania glaubte zwar auch jetzt noch nicht an ein solches vorzügliches Reinigungsver­mögen ; als aber die Stücke trocken waren, fand sie keine Worte, um ihrem Erstaunen und ihrer freudigen Ueberraschung genügend Ausdruck zu geben. So prächtig, so frisch und so sauber sahen die Kleider kam aus, als sie noch neu wäre! Uns das alles ohne Waschküche, ohne Klopfen und Walken, ohne Aufregung und bei geringer Arbeit. Die Frau Registrator und Hilde schwammen in einem Meer von Freude. Hans aber war nicht wenig stolz darauf, daß er doch zu all diesem Veranlassung gegeben hatte.

Bei dem Ausflug konnten die Frau Sekretär und deren Töchter nur schwer ihr Erstaunen und ihren Aerger über die prächtigen Kleider der Registratorsfamilie verbergen. Bei aller Mühe und trotz Benützung besonderer Mittel war es den Sekretärstöchtern nicht gelungen, ihre Kleider, so gründlich wie gewünscht her­zurichten. Namentlich das weiße Kleid der jüngeren Tochter sah völlig grau aus. Wie hatten Registrators das nur fertig gebracht? Die Frau Sekretär nämlich wußte genau, daß die Kleider zu Haus gereinigt worden waren. Die Neugierde siegte über alle Bedenken und man suchte eine Annäherung, um dem Geheim­nis auf den Grund zu kommen. Zwar hielt

Frau Registrator sich noch immer refferviert, als aber der Rechnuagsrat beide Familien an seinen Tisch bat, war das Eis gebrochen. Schnell hatte die alte Freundschaft gesiegt! Natürlich kam man auch auf die unliebsamen Vorgänge der letzten Tage zu sprechen. Der Wissens­drang der Frau Sekretär wurde befriedigt, als sie hörte, daß das Waschwunder nur durch eine überall erhältlich Seife bewirkt worden war. Bei dieser Gelegenheit vernahmen die beiden Frauen, daß die praktische und umsichtige Frau Rechnungsrat schon lange im Gebrauch habe: nicht nur zum Reinigen der Dielen, der Türen und Fenster, sonderm zu allem, was zu waschen ist. Der Erfolg sei großartig, die Gebrauchs­anweisung sage alles.

Beide Damen hatten sich bei den Ausfüh­rungen der Frau Rat verständnisinnig angesehen, beide gelobten, fortan nur dieses Fabrikat zu gebrauchen. So geschah es auch, und die Freundschaft der beiden Familien wurde durch keinen Zwischenfall mehr getrübt.

Als Hilde sich nicht lange darauf verhei­ratete, fand sie unter den Hochzeitsgeschenken ein niedliches Arrangement der Sunlight-Seife mit einigen Versen von Hans, in denen sie als Friedensengel der beiden Familien gepriesen wurde.

beträgt 23 000 mit einem Deplacement von fast 40 000 Tons. Der Dampfer hat eine Länge von 75'/s Fuß. Er hatt Maschinen von 13 000 Jndikator-Pferdekräften und eine Schnelligkeit von 17 Seemeilen. DieBaltic" kann 30 000 Passagiere aufnehmen und wird eine Bemann- ung von fast 400 haben.

Die drahtlose Telegraphie am Bai­kal-See. Nach den letzten Nachrichten ist die Einrichtung eines Dienstes für drahtlose Tele- graphie am Baikal-See fast vollendet und wird noch in diesem Monat in Betrieb gesetzt werden. Sie wird aus drei Stationen bestehen, von denen je eine am nördlichen und südlichen Ufer des Sees errichtet wird, die dritte an Bord des die Ueberfahrt vermittelnden Eisbrechers oder der anderen Fähren.

Für die Schwiegermütter. Man wird zugeben, daß kein anderer so berufen ist, über die Schwiegermütter ein Urteil zu sprechen, wie der Präsident der Mormonenkirche, Josef Smith, der auf diesem Gebiet offenber reiche Erfahrungen besitzt. Er hat es denn auch übernommen, für die der Lächerlichkeit und Mißachtung preisge­gebenen Schwiegermütter eine Lanze zu brechen. In einer seiner Kundmachungen heißt es:Es herrscht überall in der Welt die Unsitte, die Schwiegermütter der Lächerlichkeit und Mißach­tung preiszugeben. Ich wünsche hiermit jedoch zu erklären, daß meine beste Freundinnen, die ich jemals gehabt habe, meine Schwiegermütter waren. Ich liebte und ehrte sie und werde ihr Andenken stets in Ehren halten . . . Schafft Euch nur Schwiegermütter in genügender Anzahl und Ihr werdet meine Ansicht über sie teilen. Eine Schwiegermutter genügt nicht, um hin­reichende Erfahrung auf diesem Gebiete zu sammeln!"

In der Berliner Straßenbahn.

Folgendes Geschichtchen wird aus Berlin mitge­teilt: Ein vornehmer, etwas kränklicher Herr, der sich zu seiner Gesundheit drei Monate in einem österreichischen Alpenorte aufgehalten hatte, wird von seiner Frau am Anhalter Bahnhof abgeholt. Man steigt in den Straßenbahn­wagen, wo noch zwei Plätze frei sind: der erste und der dritte Platz am Eingang rechts. Auf dem zweiten Platz sitzt eine Dame. Der Herr lüftet den Hut:Gnädige Frau, wollten Sie die Liebeswürdigkeit haben, einen Platz hinauf­zurücken, damit ich neben meiner Frau sitzen kann? Antwort (sehr schroff):Nein, ich sitze hier sehr gut". Man setzt sich also und muß vor der Dame vorübersprechen, um sich unter­halten zu können. Die Frau fragt:Wie hat dir es denn gefallen?"Danke, sehr gut, die Menschen sind dort alle so freundlich und zuvor­kommend. Es ist in diesen kleinen Orten, als ob alle eine große Familie bildeten; den kühlen Egoismus, die Impertinenz, die in der Groß­stadt oft so unangenehm berührt, kennt man dort nicht". Die in der Mitte sitzende Dame sieht den Herrn von oben bis unten an und fragt:Schaffner, ist es den Passagieren ge­stattet, vor mir herzusprechen?" Der Schaffner erwidert:Solange nich jeschimpft wird, jetzt mir det jar nischt an.

Eine mysteriöse Selbstmordgeschichte macht zur Zeit in Paris von sich reden. Am 18. Juni wurde im Walde von Villeneuve Lüfang bei Paris die Leiche eines sehr elegant gekleideten Mannes gefunden. Sie trug zwei Schußwunden an der Stirn, in ihrer Nähe lag ein Revolver. In den Taschen entdeckte man eine goldene Uhr mit eingravierter Grafenkrone, ein Billet erster Klasse nach Havre und 2496 Frcs. Alle Bemühungen, den Namen des Selbstmörders festzustellen blieben erfolglos. Jetzt erst hat man erfahren, daß der Selbstmörder Comte Georges de Behagues, der ehemalige Kabinettschef des Präfekten im Departement Haule-Vienne, war. Comte Behagues, ein Vier­ziger, wohnte seit dem 26. Mai in Paris, Rue Victor Maffee. Er galt als schweigsam und verschlossen, beinahe als Menschenfeind. Er liebte Reisen und war vor kurzem von einer Automobilfahrt rund um Korsika zurückgekehrt. Am 18. Juni hatte er erklärt, wieder verreisen zu wollen. Das Haus hatte er mit einem Koffer verlassen, den er aber zu einem Freunde brachte. Seltsamerweise ist ein Ring mit seinem Wappen, von dem er sich nie trennte, nicht bei ihm gefunden worden. Ueber die Gründe des Selbstmordes fehlen alle Anhaltspunkte. ^

Druck und Verlag der Beruh. Hvfmann'schen Buchdruckerei in WldSrd. Für die Redaktion verantwortlich. E- Reinhardt daselbst.