unglücklich ab, daß er lebensgefährliche Verletzungen davontrug.
Geislingen, 3. Juli. Die deutsche Partei und die Volkspartei hielten gestern eine Protest. Versammlung gegen die erste Kammer ab, die die mit der Annahme der bekannten Resolution endigte.
Ulm, 4. Juli. In Erbach wurde heute früh im Gasthaus zum Rad der zugereiste 78 Jahre alte Taglöhner Wendel von Oberdeus. stetten erdrosselt im Bette aufgefunden. Als der Täter verdächtig wurde ein Stromer namens Reichte, der mit dem Getöteten im gleichen Zimmer übernachtet hatte, verhaftet.
Vom Bodensee, 1. Juli. Heute sind es 50 Jahre, daß eS eine staatliche Bodenseedampfschiffahrt in Württemberg gibt. Eine Aktien, gesellschaft hatte schon vom 1. Dezember 1824 an gearbeitet; sie hatte ursvrünglich mit einem einzigen hölzernen Dampfboot wöchentlich 4 Fahrten zwischen Friedrichshafen und Rohrschach ausgeführt. Heute besteht die württembergischen Bodenseeflotte aus 7 Dampfschiffen, 1 Trajektkähnen, 4 Schleppbooten und 1 Hilfsschiff (Dampfbarkasfe). Es können darauf 3495 Per- sonen und 1140 Tonnen Güter befördert werden. Die Ansprüche des Verkehr haben sich übrigens gegenüber der 70er Jahren nur in Bezug auf den Personenverkehr gesteigert; der Güterverkehr ist hauptsächlich infolge der Bodenseegürtclbahn gesunken. Aus Anlaß dieses Gedenktages trugen sämtliche württembergische Bodenseedampfboote Flaggenschmuck. Bei Baden kommt ein solches biläum erst im Jahre 1913 in Betracht.
Tages- Nachrichten.
Mannheim, 2. Juli. Einen tätlichen Unfall erlitt gestern nachmittag ein verheirateter Portier, indem er in einem Hinterhaus die Treppe vom 2. in das 1. Stockwerk herabfiel, wobei er das Genick brach. Der Tod trat auf der Stelle ein.
Karlsruhe, 2. Juli. Der Stadtrat hat dem Bürgerausschuß eine Vorlage zugehen lassen, nach der mit einem Kostenaufwand von 5500 Mk. Pläne für eine neue Ausstellungshalle mit Theater und Konzertsaal beschafft werden sollen.
Mannheim, 4. Juli. Von Samstag auf Sonntag ereignete sich auf der Straße zwischen Reinbach und Zotzenbach (Hessen) ein schwerer Automobilunfall. Ein Automobil Benz karam
bolierte mit einem Fuhrwerk. Der Führer des Automobils, der Werkführer Thun aus der Benzschen Fabrik war sofort tot, drei andere sind schwer verletzt. Auch das Pferd des Fuhrwerks wurde getötet. Die übrigen kamen mit dem Schreken davon.
Aschaffenburg. Der diesjährige Parteitag der Deutschen Volkspartei, der hier abzuhalten ist, wird nach der „Demokr. Korresp." voraussichtlich am Samstag den 24. und Sonntag den 25. September stattfinden.
Neuweier (A. Bühl), '1. Juli. Gestern ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall. Die Frau des Wagnermeisters Peter Schmalz ging vom Felde nach Hause und fand auf der Straße im Ort eine Patrone, anscheinend eine Revolverpatrone. Zu Hause gab die Finderin solche dem Arbeiter Karl Diltmann, der sich in unvorsichtiger Weise damit zu schaffen machte. Plötzlich entlud sich die Pulvertladung der Patrone und verstümmelte dem Arbeiter beide Hände und das Gesicht.
Erfurt, 2. Juli. Aus verschiedenen Teilen Thüringens gehen Nachrichten ein über schwere Gewitter, verbunden mit wolkenbruchartigem Regen und Hagelschlag. Der Blitz hat an verschiedenen Stellen eingeschlagen und gezündet.
Hungen (Hessen). Gegen die Kolonial- Politik ist in der Landesversammlung des Bundes der Landwirte für Hessen am vorletzten Sonntag hier manch scharfes Wort gefallen, unmittelbar nachdem die Konservativen und auch unsere schwäbischen Bauernbündler für unwirtschaftliche Bahnbauten in Afrika Millionen im Reichstag bewilligt hatten. Nach dem Bericht der „Deutschen Tagesztg." erklärte der Vorsitzende des Bundes, Dr. Rösike, es sei nicht zu leugnen, daß wir uns heute in Deutschland in einem allgemeinen großen Taumel befinden. „Wir tanzen uns durchs Leben, wir feiern uns durchs Leben nnd wir reden uns durchs Leben". Nach ihm legte Major v. Klöden-Wiesbaden dar, wie sehr es angezeigt wäre, das industrielle Absatzgebiet in der Heimat zu stärken, statt den Herero nachzulaufen, deren ganzer Hausbedarf noch nicht einmal einer Badehose gleichkomme. Wenn uns zugerufen wurde: „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser", so sei er der Ansicht: „Unsere Zukunft wird zu Wasser, wenn wir das Land nicht halten".
Gestörte Freundschaft.
Werner v. Mussimabel.
Die Familie des Herrn Registrator und des Sekretär waren viele Jahre eng befreundet; sie wohnten bereits seit einem halben Menschenalter in dem gleichen Hause. Die beiden Väter arbeiteten bei derselben Behörde, legten täglich zusammen den gleichen Weg zum Bureau zurück und nahmen abends am selben Stammtisch ihren Abendschoppen ein. Die Gattinnen beider Herren besorgten die Einkäufe für die Haushaltungen stets gemeinschaftlich, wobei sie einander die kleinen täglichen Sorgen erzählten. Nachmittags fand man sich mit dem Strickstrumpf oder mit einer anderen Handarbeit zusammen. Alle Geburtstage und alle sonstigen Familienfeste wurden natürlich gemeinschaftlich gefeiert. Die Freundschaft der Eltern hatte sich auch auf die Kinder übertragen. Der Registrator hatte zwei Söhne und eine Tochter und der Sekretär zwei Töchter und einen Sohn, sodaß man in der Nachbarschaft meinte, das paffe für drei Hochzeiten ganz ausgezeichnet.
Da geschah das Unglaubliche; diese enge Freundschaft erhielt eines Tages einen bedenklichen Knacks. Der Rechnungsrat, der Vorgesetzte beider Väter, hatte sie samt Familie ganz unerwartet zu einem Sommerausflug eingeladen; E war dies eine Auszeichnung, die in den zwei Familien freudige Aufregung hervorrief. In Elle wurden Vorbereitungen zu dem großen Ereignis getroffen; insbesondere galt es, die schönen Sommerkleider für Mütter und Töchter schleunigst zu waschen und in Stand zu setzen. Die Frau Sekretär eilte sofort zur Hausoer- walterin, um sich das Waschhaus zu sichern. Diese gab ihr auch bereitwilligst die Erlaubnis, obwohl sie das nicht durfte, da die Registrators- rau an der Reihe war. Aber bei der Freund- Mft der beiden Familien war sie des Glaubens, me beiden Frauen hätten sich vorher verständigt.
Die Frau Sekretär bereitete sofort in der Waschküche alles vor; die Waschkleider ihrer Töchter hatten bei dem jüngsten gründlich ver- regneten Ausfluge gelitten und eine besonders sorgfältige Reinigung schien erforderlich. Indessen begab sich auch die Frau Registrator wegen der Waschküche zu der Hausverwalterin; wie erstaunte sie, als sie hörte, daß die Waschküche außer der Reihe, an die Frau Sekretär vergeben sei. Die Verwalterin bemerkte bald an der Erregung, daß hier ein Fehler begangen sei und lief sofort zu der Frau Sekretär, um die Erlaubnis zur Benutzung der Waschküche zurückzuziehen. Letztere aber bestand auf ihren Schein und ließ sich durch kein Zureden davon abbringen. Selbst als ihre Freundin, die Frau Registrator auf dem strittigen Feld erschien, verharrte sie auf ihrem Standpunkt: sie habe bereits mit dem Waschen begonnen und könne die Waschküche auch nicht mehr räumen. Bald flogen böse Worte hinüber und herüber, alle Freundschaft war vergessen und als bitterste Feinde schieden die beiden Frauen.
Bei der Heimkehr erfuhren die Väter und die Kinder zu ihrem Erstaunen die veränderte Situation: elftere gingen wohl in gewohnter Weise nach dem Bureau, besprachen aber dabei den Streit der beiden Frauen. Der Registrator betonte mit Schärfe, daß seine Frau im Recht gewesen sei, da sie nach der Reihenfolge die Waschküche zu beanspruchen gehabt hätte, während der Sekretär heftig entgegnen, das sei ganz gleichgültig: die Verwalterin habe die Erlaubnis erteilt und seine Frau sei bereits im Besitz der Waschküche gewesen, als ihr das Recht darauf bestritten wurd. Am Abend aber gingen die beiden Männer nicht mehr gemeinsam nach Hause, fanden sich auch nicht beim Abendschoppen.
Während die Frau Sekretär ihre Waschkleider mit Ruhe reinigen konnte, herrschte deswegen bei der Frau Registrator große Besorgnis: Zwei Waschanstalten, an die man sich gewandt, hatten wegen Geschäftsüberlastung diesen eiligen
München. Das Wahlgesetz ist tot. Es lebe ein neues Gesetz: Das ist bayerische Parole. Die Kammer der Reichsräte, welcher auch 7 Standesherren der I. württembergischen Kammer angehören, hat heute das Wahlgesetzt abgelehnt. — Die liberale Partei hat sofort nach Bekanntwerden der Ablehnung durch den Abgeordneten Hammerschmidt einen Initiativantrag bezw. einen ganzen Gesetzentwurf einreichen lassen zwecks Einführung der direkten Wahl auf der Grundlage der Verhältniswahl. Der Antragsteller bittet, seinen Antrag noch im Laufe dieser Periode zur Beratung zu stellen. Ob dieser Wunsch aber Erfüllung finden wird, bezweifelt man in parlamentarischen Kreisen. Natürlich ist die Einbringung des Antrags aus traktischen Gründen erfolgt. Die Liberalen wollen dem Vorwurf begegnen, als seien sie Gegner deS direkten Wahlrechts. In der kommenden Wahlbewegung wollen sie nun sagen können, daß sie eigentlich noch weiter gehen durch die Forderung der Verhältniswahl.
Vogt, 2. Juni. Wegen wiederholter Sittlichkeitsoerbrechen, die er seit einer Reihe von Jahren an seiner leiblichen Tochter verübt hat, angeblich um dieser das Heiraten zu erschweren, wurde, laut „Oberländer", der 52 Jahre alte Zimmermann Magnus Thoma von Rohrmoos festgenommen.
Leipzig, 2. Juli. Das Reichsgericht verwarf die Revision des Möbeltransporteurs Bruno Groß und des Kutschers Friedrich Stafforst, welche den Klavierhändler Lichtenstein in Frankfurt ermordet und beraubt hatten und am 18. Mai vom dortigen Schwurgericht zum Tode verurteilt worden waren.
Posen, 2. Juli. Eine seltene Ueberraschung bereitete der Storch einem jungen Ehepaare in Baranow, (Kreis Kempzen, Provinz Posen), indem er ihm als ersten Familienzuwuchs sechs Jungen auf einmal bescherte. Jeder von ihnen wiegt 1 2 Pfund. Die junge Mutter und
die Sprößlinge befinden sich den Umständen nach wohl. Es wurde unverweilt der Kaiser von diesem ungewöhnlichen Ereignis benachrichtigt.
Magdeburg, 1. Juli. Das Kriegsgericht verurteilte den Unteroffizier Peter vom 26. Infanterieregiment wegen Mißhandlung Untergebener in 27 Fällen, darunter einer mit töd-
Auftrag abgelehnt. Und dabei war keine Zeit
mehr zu verlieren! Außerdem wollte man doch auch der Sekretärsfrau den Triumph nicht gönnen, daß nur sie und ihre Töchter in Waschkleidern erscheinen; gerade das Waschkleid von Hilde, der schönen blonden Registratorstochter, hatte allen so gut gefallen. Aber was tun? Da brachte Hans, der ältere Sohn, der besorgt- ten Mutter ein Zeitungsblatt, in welchem über eine nicht teuere Seife berichtet wurde, welche bei richtigem Gebrauch die Benützung des Waschhauses, jedes Kochen und Brühen erübrige und trotzdem schnell und sehr gut reinige. Die Frau Registrator schüttelte wohl ungläubig den Kopf, aber Hilde wußte sie doch zu bestimmen, die in der Zeitung angepriesene Seife holen zu lassen.
Schnell ging es nun an die Arbeit: die Vorschriften für die Benutzung der Seife studierte man gewissenhaft, u. a., daß hartes, also kalkhaltiges Wasser durch einen Zusatz von Soda oder von Borax weich zu machen ist; dann wurden die Kleider im warmen Wasser eingeweicht und darauf sorgfältig mit der propaten Seife eingerieben, dabei die Flecken ganz besonders berücksichtigt. Nun wurden die Kleider zusammengerollt in eine Bütte mit warmen Wasser gelegt. Die Frau Registrator meinte zwar immer noch, daß auf solche Weise die Kleider niemals rein werden könnten. Hilde aber hatte volles Vertrauen zu der Sache und hielt sich auch weiter an die Gebrauchsanweisung. Nach einiger Zeit wurden die Kleider aus der Seifenbrühe genommen, noch einmal mit der Hand durchgerieben und das fast Unglaubliche geschah: der Schmutz flog ordentlich aus dem Stoff heraus, selbst die zwei großen Flecken in Hildes Kleid verschwanden, von denen die Mutter gesagt hatte, sie würden — um wieder sauber zu werden — wohl so lange gerieben werden müssen, bis es ein Loch gäbe. Nachdem noch die Kleider im frischen warmen Wasser gespült und von allem schmutzigen Seifenschaum