St. Markuskirche ist eine große Menschenmenge versammelt, die auf die Aushängung der Namen­liste wartet und betet.

Rußland und Japan.

St. Petersburg, 18. Juni. Ein Tele­gramm Alexejeffs an den Verweser des Marine­ministeriums vom 16. d. M. besagt: Laut Be­richten, die vom Kontreeadmiral Witthöfft aus Port Arthur bis 14. ds. eingegangen sind, sind die Ausbesserungsarbeiten an den Schiffen sehr erfolgreich beendet, sowohl die Arbeiten an der Kriegsschiffabtcilung unter dem Oberbefehl des Konteradmirals Uchtomski, als an den unter Befehl des Kapitäns 1. Ranges Reitzenstein stehenden, wie an den Torpedoboten. Alle Kommandanten haben bei den tatkräftig gelei­teten Ausbefferungsarbeiten ausgezeichnete Um­sicht bewiesen, ebenso der Hafenkommandant. Der Gesundheitszustand aller Mannschaften des Geschwaders ist äußerst befriedigend.

Berlin, 18. Juni. Dem Lokal-Anzeiger wird aus Tokio gemeldet: Auf den vom Wladi­wostok-Geschwader vernichteten japanischen Truppentransportschiffen befanden sich angeblich 7 europäische Offiziere.

Unruhen in Deutsch-Südweftafrika.

Berlin, 18. Juni. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Trotz unseres klaren Dementis vom 12. Juni beharrt dieZukunft" bei der Behauptung, daß der Reichskanzler die mehrer­wähnte Depesche des Hauptmanns Dannhauer vor ihrer Veröffentlichung gelesen und sie als zur Veröffentlichung geeignet bezeichnst habe. Wir bemerken hiezu, daß unser Dementi vom Reichskanzler selbst stammte. Der Herausgeber derZukunft" wurde gröblich getäuscht.

Am Fenster.

Eilende Wolken jagen dahin Schattenhaft gleich wie Gespenster Einsam schau' ihrem Sviele ich zu Am geöffneten Fenster

Hei! wie die Windsbraut schauerlich heult Wie die Bäume sie schüttelt Wie durch die Straßen dröhnend sie braust Und an den Häusern rüttelt

Ganz entfesselt ist Mutter Natur Welch' ein gewaltiges Sausen Ach! ich fühle daß auch in mir Schreckliche Stürme Hausen

Mächtig wogt es in meiner Brust Blitze Flammen im Herzen Der verratenen Liebe sind's Drangvoll gährende Schmerzen.

S. Rieser.

Verschiedenes.

Hinsehen verboten!" müßte jede Mutter ihren Kleinen Zurufen, wenn dieselben zum Spielen auf die Straße gehen. Beim Be­ginn der jetzigen schönen Jahreszeit, wo unsere Jugend einen großen Teil des Tages draußen im Freien zubringt, ist dies besonders wichtig. Die Kinder setzen sich nämlich mit Vorliebe beim Spielen in den Sand oder wohl gar auf die kalten Fliesen, ohne zu wissen, daß sie sich der Gefahr einer Erkältung aussetzen. Es wird heutzutage soviel über Erkältungen geklagt und gerade dieses hinsetzen beim Spielen, auf das meistens sehr wenig geachtet wird, bildet häufig den Keim zu dergl. Krankheiten. Man kann jetzt oft beobachten, wie eine ganze kleine Gesell­schaft auf der Erde herumhockt und im Sande allerlei Kurzweilen treibt. Wie leicht kann sich hierbei ein noch empfindliches und zartes Kind erkälten, und muß dann womöglich Wochen lang unter vielen Schmerzen das Bett hüten. Um das Vorkommen solcher Erkältungen zu vermeiden, sei den Müttern dringend geraten, ihre Kleinen draußen ein wenig zu beaufsichtigen, und das Hinsetzen derselben auf den kalten Erdboden zu verhüten.

Q.näle nie ein Tier zum Scherz, denn cs fühlt »ie du den Schmerz! Die

'Schmetterlingssammler sind in ihrem Element. Bei schönem Sonnenschein ziehen sie, mit Netzen und Behältern zum Tore hinaus, und durchstreifen Flur und Feld. Manche aufregende Jagd über Stock und Stein geht hinter einem besonderen Exemplar her und oft bringt der eifrige Sammler anstatt eines schönen Schmetterlings zerrissene Hosen und ein zerschundenes Gesicht

nach Hause. Es ist ja eine schöne Sache, so eine Schmetterlingssammlung, wenn die Sammler sich wirklich ernstlich dafür interessiern und die Absicht haben, auch fernerhin dieselben weiterzuführen. Leider herrscht nun aber unter unserer Jugend eine Sammelwut für Schmetter­linge, die als eine grobe Unsitte bezeichnet werden muß. Die Jungen ahmen das Treiben der erfahrenen Sammler nach und ziehen auch mit Netzen hinaus um auf die Schmetterlings- jagd zu gehen. Nun sangen sie gewöhnlich alles ein, was sie nur an Schmetterlingen erblicken und gehen in dieser Hinsicht von dem Stand­punkt aus:Je mehr, je besser." Die armen Tierchen werden dann noch lebend zu Hause auf Nadeln aufgespießt, und müssen oft die schreck­lichsten Qualen erdulden. Bei einem solchen Treiben müssen die Kinder naturgemäß verrohen, denn wer für die Leiden eines solchen Tieres kein Mitleid hat, wird auch allmählich abge­stumpft werden gegen die Leiden seiner Mit­menschen. Und gerade auf das empfindliche Ge- müt eines Kindes übt eine solche Tierquälerei einen überaus nachhaltigen Einfluß aus und kann unter Umständen eine dauernde Schädigung des Charakters hinterlassen. Darum sollten Eltern und Lehrer den Kindern das Schmetter- lingssammeln untersagen, zumal die Sammlung nach dem Verlassen der Schule meistens in die Rumpelkammer wandert, und dieselben immer wieder an den Spruch erinnern, der lautet: Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz."

Der U. Deutsche Abstineutentag, der

anläßlich der Tagung von Deutschlands Gtoß- loge l l (l. 0. 6. '1'.) vow 16. bis 18. Juli in Altona abgehalten wird, mußte noch um einen Tag verlängert werden, da es nicht möglich ist, die reichhaltige Tagesordnung in der genannten Zeit zu erschöpfen. Die Haupttagungen werden im Zirkus Busch abgehaltsn werden, da die übrigen Lokale sich als zu klein erwiesen. Der Festausschuß rechnet mit einem Besuche von etwa 5000 Personen. Festkarten L Mk. 2 sind durch H. Alpermann, Altona, Bahnhofstr. 98 zu be­ziehen. Wohnungen vermittelt der Wohnungs- ausschuß pr Adr. Julius Löpthien, Altona- Ottensen, b. d. Kirche 1. ll.

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Die gerade Linie der Thurms ist nut dem

Tode dieses Kindes erloschen," sagte Eberhard wehmütig.Nun ruht der alte Name nur noch auf einem Seitenzweig."

Aber dieser Seitenzweig blüht!" entgegnete Sophie freudig und wies auf das Bettlein, in welchem ihr Erstgeborener schlummerte.

Eberhard betrachtete mit zärtlicher Liebe sein Kind.

Will's Gott," sagte er,so leben noch lange Thurms in Ehren und Rechtschaffenheit weiter!"

Es ist Frühling. Die Bäume blühen und ein süßer Wohlgeruch lagert über dem stillen Dorf. Die Wärterin trägt den kleinen Eber­hard in die Sonne. Das Kind jauchzt und lächelt einem Manne zu, der auf den Stufen

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der Freitreppe sitzt und sich von der warmen

Sonne bescheinen läßt.

Der Mann sieht das Kind freundlich an, aber seine hübschen, braunen Augen sind sonder­bar glanzlos und spielend rollt er einen kleinen Wagen hin und her.

Der Spuck, den nächtlich die Dorfleute in der Kirche bemerkten, ist verschwunden, seitdem Eberhard von Thurin Majoratsherr geworden ist.

Nun ist ja auch das Unrecht gesühnt," sagten die Bauern,darum ist nun alles zur Ruhe!"

Aber der Sattlerkarl hat seinen Verstand nicht wiederbekommen. Man versuchte erst, ihn im Garten zu beschäftigen, aber es wollte nicht gehen; er säete Blumensamen auf die Kohlbeete

und wenn der Gärtner dann voll Unmut du keimenden Blumenpflänzlein ausriß, dann ver goß der arme Irrsinnige die bittersten Tränen Sv ließ man ihn zuletzt treiben, was er wollte Er verläßt nie den Gutshof und ist durch keim Versprechungen, keine Drohung zu bewegen, m der Kirche vorbei zu gehen. Aber jedes Still Papier, das er findet, hebt er sorgfältig aus und sobald , er ein neues entdeckt, flüstert e einem gerade Vorübergehenden geheimnisvoll zu Jetzt habe ich die versteckte Schrift entdeckt!'

Ein nutzloses Opfer, denn die, um welch« es gebracht, war nicht einmal erbberechtigt!

(End e.)

Druck UN» Verlag der Vernh. Hofmann'schen Bnchdruckerei in Alles cs Filr die Rev»kii»n verrnilvotttich, E. K-inhr.al vaieldst.