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Aus Stadt und Umgebung.
* An das Telephonnetz wurde neu angeschlossen :
84. Schund, Karl, zur Uhlandshöhe.
* Auf die am nächsten Sonntag nach dem BormittagSgottesdienste stattfindende Ergänzungswahl des Kirchengemeinderats möchten wir auch an dieser Stelle aufmerksam Machen. Die Beteiligung an derselben erscheint als Recht und Pflicht, da durch das Gesetz vom 14. Juni 1884 dem Kirchengemeinderat neben den Befugnissen des einstigen Pfarrgemeinde- rats die Verwaltung des Ortskirchenvermögens übertragen worden ist und da der Kirchengemeinderat das recht hat viel tiefer in das kirchliche Gemeindeleben einschneidende Beschlüsse zu fasten, als dies dem Pfarrgemeinderat zustand. Möge darum die Beteiligung an der Wahl eine zahlreiche sein! Die Zeit dazu dürfte sich doch wohl finden lassen.
König l. Kurtheater. Unter den auf der deutschen Bühne so populär gewordenen Militärstücken ist „Im bunten Rock" unstreitig eines der besten und beliebtesten. Die Militärtypen darin sind sehr scharf gezeichnet, die breite Hereinspielung des „Civilen" viel Fluß und Leben, sie ist außerdem reichlich gespickt mit den drolligsten Spässen und darum wird dieses Lustspiel nie seine Zugkraft verlieren. Natürlich gewinnt ein solches Stück desto mehr, wenn für die einzelnen Rollen die richtigen Kräfte vorhanden sind und wenn das Zusammenspiel recht frisch und ausgeglichen ist. Und dies trifft bei unserm Kurtheater in jeder Hinsicht voll und ganz zu. Es darf wohl gesagt werden, daß das Gesamtpersonal nicht schöner und packender spielen könnte — einfach brillant! Wir können der verehrlichen Direktion mit Freuden die öffentliche Anerkennung aussprechen, daß das diesjährige Ensemble ein ausgesucht feines, ja vorzügliches ist und zeigte sich solches gestern so ziemlich in der Gesammtheit auf der Bühne. Herr Grosse, Frl. Blankenfeld — die herausgeschnittene Amerikanerin im Spiel, Sprache, Mimik, Figur und Toilette, Herr Marlow — ein prächtiger Husarenleutnant, Herr Albert — der charakteristische Sergeant, Herr Aigner, Frl.Offerta u.s.w. — wer wollte sich an ihren wunderbar schönen Darbietungen nicht herzlichst erfreuen! Also auf zur Vorstellung „Im bunten Rock!"
Morgen Freitag wird der immer wieder gern gesehene „Doktor Klaus" gegeben. Da der Diener als „Vizedoktor" eine Glanzrolle unseres unerreichten Komikers, des Herrn Grosse ist, so machen wir noch besonders auf diese ge- nußreiche Vorstellung aufmerksam.8ob
Rundschau.
Stuttgart. Das Handschreiben des Königs an den Kultusminister Dr. v. Weizsäcker hatte folgenden Wortlaut: „Mein lieber Staatsminister des Kirchen- und Schulwesens. Ich habe Ihr Schreiben von gestern, worin Sie mir über den Verlauf und das Ergebnis der Beratung der Kammer der Ständeherren über den Entwurf eines Gesetzes betr. die Abänderung einiger Bestimmungen der Gesetze über das Volksschulwesen Bericht erstatten, erhalten und gebe meinem lebhaften Bedauern Ausdruck, daß der mit dem Entwürfe unternommene Versuch, eme Aufhebung der Gegensätze auf dem Gebiete Behältnisses zwischen Staat und Kirche zur «chule herbeizuführen, vorläufig ins Stocken geraten ist. Dabei ist es mir ein Bedürfnis, vhnen meinen Dank für ihre vielfachen Bemühungen in dieser Angelegenheit und vor allem ü>em volles Vertrauen auszusprechen. Mit der Versicherung meiner wohlgemeinten Gesinnungen
bin ich mein lieber Staatsminister des Kirchen- und Schulwesens Ihr gnädiger König Wilhelm.
Blaubeuren, 10. Juni. Die „Ulmer Ztg." bringt folgende Korrespondenz: Der Landes- produktenhändler B., hier, wurde kürzlich von dem hiesigen Amtsgericht wegen Ungebühr mit 3 Mk. bestraft. Die Ungebühr wurde darin erblickt, daß der Mann „ohne Kravatte" als Zeuge in einer Zivilrechtssache auf das Amtsgericht gekommen war und B., der sein „ungebührliches" Versehen damit entschuldigte, daß er bis kurz vor seinem- Erscheinen beim Amts- gericht geschäftlich auf dem Bahnhof war und in der Eile des Umkleidens die Kravatte entweder vergessen oder verloren habe, erhob selbstverständlich gegen die Strafverfügung sofort Beschwerde beim Oberlandesgericht. Dieses scheint nun auch für den Begriff der Ungebühr doch eine engere Grenze zu ziehen, als der Herr Hilfsrichter beim Amtsgericht, der die Ungebür- strafe verhängte, denn es hob die Strafverfügung wieder auf. — Das hiesige Urteil ist dadurch einigermaßen erklärlich, däß es von einem — jungen Hilfsrichter gesprochen wurde. Die Herren Schöffen hätten aber energischer sein sollen.
Nürtingen, 13. Juni. Bei einer Kindstaufe in Erkenbrechtsweiler, O.-A. Nürtingen, chossen junge Burschen mit einem Gewehr. Fabrikarbeiter Baumgärtner traf den Taglöhner Schiedinger aus Neusen in den Kopf, daß er lewußtlos zusammenbrach und bald darauf einen Verletzungen erlag. Der unglückliche Schütze ist verhaftet.
Sindelfingen, 15. Juni. Eine ledige Fabrikarbeiterin stürzte sich gestern nacht mit ihrem l'/s Jahre alten Kinde, das sie um den Leib gebunden, in der Absicht sich und das Kind zu ertränken, in den nahen Seemühlensee, weil sie kein Kostgeld für ihr Kind bezahlen konnte. Sie wurde aber mit dem Kind von Arbeitern, die beim See beschäftigt waren, noch lebend aus dem Wasser gezogen. Die Unglückliche ist jetzt im hiesigen Krankenhaus.
Tübingen, 15. Juni. Der Dienstknecht Johann Georg Wörz aus Oferdingen ist gestern abend beim Baden im Neckar ertrunken.
Neuhütten, 15. Juni. Die diamantene Hochzeit kann der 92jährige frühere Holzmacher Adam Wieland und seine 81jährige Frau feiern. Der König ließ dem Jubelpaar ein Geschenk von 40 Mark überreichen.
Altshausen, 15. Juni. Hier ließ sich gestern ein in den 50er Jahren stehender, geistig gestörter Mann vom Zug überfahren. Derselbe war sofort tot.
Tages- Nachrichten.
Lorsch, 14. Juni. Dem Vernehmen nach hat der in der Mordsache Schneller hier ver- . haftete Rosenberger seine Beteiligung eingestanden und seine Genossen genannt, die sowohl an dem Einbruch, als auch an dem Mord beteiligt waren. Es sind dies Johannes Brückmann und Jakob Berg aus Bürstadt. Es wird eifrig nach ihnen gefahndet.
Mannheim. Eine größere Anzahl Studierender der Großherzogl. Techn. Hochschule Darmstadt unternahm dieser Tage unter Leitung der Herren Professoren I>r. Dieffenbach, l)>. Finger und Or. Neumann einen wissenschaftlichen Ausflug und besuchten dabei die Sunlight Seifenfabrik Mannheim. Nach Begrüßung der Erschienenen durch den technischen Leiter der Fabrik nahmen die Herren zuerst die nach den modernsten Ansprüchen eingerichteten Bureaux in Augenschein. Der Rundgang wurde mit dem Schmelzhaus eingeleitet und von da ging es nach dem Kesselhaus, wo die großartigen Feuerungsanlagen überraschten, welche gegenwärtig noch bedeutend erweitert werden. Zwei Dynamos neuester Konstruktion, sowie eine weitere Zusatz. Maschine sorgen da für den Licht- und Kraftbedarf. Von bedeutenden Dimensionen ist das dreistöckige Siedehaus, wo 6 große Kessel (die beiden mächtigster fassen je ca. 1200 Zentner Seife) sich fortwährend in Betrieb befinden. Aus den Siedekesseln wird die flüssige Seife in zahlreiche Formen geleitet, erstarrt da zu Blöcken; sehr sinnreich konstruierte Maschinen verteilen solch einen Block zu Stücken gewünschten Formats, ändere wieder Pressen diese, wie sie dann in den Handel kommen. Weitere vorzügliche Maschinelle Einrichtungen, elektrisch betrie
ben, bedrucken und nageln die erforderlichen Kisten. In der ausgedehnten Druckereianlage wird das Material für die Verpackung in Kartons durch mannigfache Maschinen bedruckt, gerillt, beschnitten, gefalzt, geleimt und geheftet. Im Laboratorium, wohin man sich zuletzt begab, wird der Fabrikationsprozeß, also die Rohmaterialien bis zum fertigen Seifenstück, genau kontrolliert. Die sich bei der Fabrikation ergebenen Rückstände macht man in geeigneter Weise nutzbar: aus der Unterlauge gewinnt man nach vorheriger chemischer Reinigung durch patentierte Vaccumaparate das wertvolle Glycerin; das in der Siederei beim Aussalzen verwendete Salz wird in Form von Krystallen wieder gewonnen und geht zur Fabrikation zurück. Die Interessanten Erläuterungen hatten eine sehr lebhafte Eröterung zur Folge und die verschiedenen Fragen fanden liebenswürdige Beantwortung. Die gesamten Einrichtungen sind mustergiltig; alles ist da praktisch und geräumig, hell und luftig, auf alle Bedürfnisse — bis zu den kleinsten — wurde Rücksicht genommen.
Dortmund, 15. Juni. Bei Lünen verletzte ein junger Mann ein Lehrmädchen, tötlich durch einen Schuß und tötete sich dann selbst. Der Zustand des Mädchens ist hoffnungslos.
Posen, 14. Juni. Beim Regimentsexerzieren stürzten 6 Reiter. Infolge des StaubeS ging fast das ganze Regiment über sie hinweg.
2 wurden sehr schwer, 4 leicht verletzt.
Myslowitz, 15. Juni. Der Wald bei Szezakowa steht seit einigen Tagen in Flammen. Fünfhundert Joch sind bereits abgebrannt. Die österreichische Feuerwehr wies die Hilfe der russischen zurück.
Bern, 15. Juni. Der Geschäftsführer der Sparkasse Pruntrut, Schmieder ist verschwunden. Das Defizit der Kaffe beträgt 40 000 bis 50 000 Frs. Die Sparkasse weigert sich, die Einlagen zurückzuzahlen. Unter der Bevölkerung herrscht große Erregung.
London 14. Juni. Der König schifft sich am 23. Juni um Mitternacht zur Reise nach Kiel ein.
Buenos Aires, 14. Juni. Ein Aufstand ist in der Provinz San Louis ausgebrochen. Der Gouverneur ist gefangen gesetzt.
Neachork, 15. Juni.' Die Inspektoren für das Auswanderungswesen sind besorgt, die Verhältnisse der Auswanderer zu prüfen. Von 2100 Auswanderern, die gestern eingetroffen sind, wurden 32 Proz. zur weiteren Prüfung ihrer Verhältnisse angehalten.
500 Personen, meist deutsche Kinder tot.
Neuyork, 15. Juni. Der Dampfer „General Slocum", auf dem die Sonntagsschule der deutschlutherischen St. Markuskirche einen Ausflug machte, geriet auf dem Eastriver beim Hellgate in Brand und brannte aus. Mehrere hundert Menschen, man spricht von 500, meist Kinder sollen «mgekommen sein.
Neuyork, 15. Juni. Die Zahl der Per» sonen, die sich an Bord des „General Slocum" befanden, betrug etwa 1 000, fast sämtlich Fraüen und Kinder. Während des Brandes sprangen etwa 100 derselben über Vord. Viele Leichen sind schon an Land gespült worden. Die meisten Verunglückten sind indessen dem Feuer an Bord -zum Opfer gefallen.
Rußland und Japan.
St. Petersburg, 14. Juni. Ein Telegramm des Generaladjutanden Kuropatkin an den Kaiser von gestern meldet: Heute morgen wurde festgestellt, daß die Japaner von Pulän» dian nach Norden vorrücken. Gegen 2 Uhr nachmittags stand die Front der Vorhut vom Dorfe Wandegou bis zum Tal des Taschaho, und die Gesamtzahl der vorrückenden Truppen betrug gegen zwei Divisionen, von denen die eine im Tale des Taschaho marschierte. Um 4'/i Uhr nachmittags stellte der Gegner den Vor» marsch ein. Heute ist festgestellt worden, daß die Japaner auch aus Ssiujan in der Richtung auf den Dalinpaß vorrücken.
Berlin, 14. Juni. Dem Lok.-Anz. wird aus Paris berichtet: General Stöffel soll nach